051: Wie ich selbst das Ende des 2. Weltkrieges erlebte

Wie ich selbst das Ende des 2. Weltkrieges erlebte

Im März 1945 bekam ich einen schriftlichen Befehl der Kreisleitung, wegen notorischen Schwänzens des Appells der Hitlerjugend nach Vilsbiburg in das Straflager einzurücken.

Einige Wochen vor der Abreise, als ich zum Brotkaufen in einer langen Schlange bei der Bäckerei Listl in der Kochstraße, gleich nach dem „Bad“ auf der linken Seite, anstand, hörte ich von weitem schon den Kanonendonner der Amerikaner aus der Ferne. Im Einverständnis mit meiner Mutter und mit dem des Ortspfarrers Alois Lehner entschloss ich mich, der Einberufung nicht mehr zu folgen. Die gemeindliche Verwaltung und Ordnungsmacht war nach der Einschätzung meiner Mutter schon mit anderen Problemen befasst, als dass sie, so hofften wir, nachkontrollieren könnten, wohin ich mich entfernt habe, wenn sie mich im Ort nicht mehr sehen.

Ersatzweise nahm mich also der Pfarrer in seinen Hauskeller auf, wo ich mich stillhalten sollte, „bis der Schwindel zu Ende ist“. Ich wurde auch von der Pfarrersköchin mit Essen versorgt.

In der Nacht zum 26. April knallten die Amerikaner eine Phosphorgranate an die Pfarrhofmauer, und vor Rauch konnte man es im Haus nicht mehr aushalten. In der Not der letzten Tage war auch meine Mutter und Schwester zu mir gestoßen.

Alle zusammen beschlossen wir, das Haus trotz Todesgefahr bei beständigem Beschuss des Ortes zu verlassen und einen Luftschutzkeller aufzusuchen. Jedoch war im zunächst anvisierten Bad-Keller kein Stehplatz mehr vorhanden, da auch laufend schwer verwundete Soldaten angeliefert wurden.

Unsere Gruppe, der Pfarrer, seine zwei Schwestern, meine Mutter und meine Schwester Fanny, hatten es in der Todesangst geschafft, die hohe Panzersperre beim Bad zu überwinden und es im Kindergartenkeller zu versuchen. Obwohl es ein kirchliches Haus war, konnten wir im Keller wegen Überfüllung keinen Platz finden.

Wir flüchteten weiter mit dem Ziel Klause Frauenbrünnl. Aber hinter Weichs, bei der Abbiegung des Feldwegs zum Mühlberg, kam uns ein großgewachsener Soldat in die Quere, der in der Hand eine Pistole trug, die er auf uns richtete. Er war mit einem bei der Wehrmacht üblichen Regenmantel bekleidet und trug einen Helm. Die SS- Runen am Revers seiner Uniform waren deutlich sichtbar. Als er uns ansprach und nach dem Woher und Wohin fragte, erschraken wir sehr. Eine Pfarrersschwester hatte die Nerven verloren und schimpfte auf „Führer, Volk und Vaterland“. Der Pfarrer versuchte zu beschwichtigen und der SS-Mann ließ uns, Gott sei Lob und Dank, ungeniert laufen, nachdem er uns selbst geraten hatte, schleunigst in Frauenbrünnl Zuflucht zu suchen.

Wir waren froh, dass er uns laufen ließ. Der Pfarrer hatte erkannt, dass der Mann Offizier war und gescheiter als manche seiner Offizierskollegen. War er selbst im letzten Moment abgehauen, weil er so alleine querfeldein daherkam?

Die Nacht in Frauenbrünnl verging. Wir waren im Ziegenstall auf einer Strohschütte untergebracht. Im Morgengrauen weckte uns ein Karabinerschuss an das Fensterkreuz. Ich schreckte auf und rannte an die Tür. Als ich in die Richtung Abbach schaute, merkte ich wie sich ein langer, enger Soldatenkordon von der Peisinger Straße bis zum Mühlbergweg Weichs näherte. Es dauerte eine halbe Stunde und der Einödhof war von den Alliierten ohne einen Schuss friedlich genommen. Die Soldatenkette zog den Ring um Abbach enger. Gut Weichs war in der befreiten Zone zurückgelassen.

Wie haben wohl die Bewohner von Weichs die Befeiung erlebt?

Wir – die Gruppe aus Frauenbrünnl – machten uns auf den Weg zum Ort. Nach Weichs mussten wir ca. drei Stunden warten. Beim damaligen Feuerwehrhaus (heute Einfahrt zum Torhausplatz) grüßten die amerikanischen Soldaten freundlich von ihren Panzern herunter. Es begann eine hektische und unsichere Zeit mit Ausgangssperren.

Bürgermeister Georg Frank, der kurz vor dem Anrücken der Amerikaner die Führungsposition in der NSDAP abwälzen konnte, wurde immer wieder zur Schau der Einwohnerschaft auf der Motorhaube eines Jeep durch den Markt gefahren.

Die Spendenfreudigkeit der amerikanischen Besatzer gegenüber Kindern und unser eigenes Organisiertalent, das sich im Laufe des Krieges entwickelt hatte, half unseren traumatisierten Familien – die Vater waren, sofern sie überlebt hatten, noch in Gefangenschaft – über die Hungerzeit.

Von |2023-12-03T15:54:19+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

052: So erlebte ich den Bombenabwurf über Bad Abbach am 22. Februar, dem Faschingsdienstag 1944

So erlebte ich den Bombenabwurf über Bad Abbach am 22. Februar, dem Faschingsdienstag 1944
Meine Mutter war gerade auf dem Weg nach Saalhaupt. Bei Großvater wurde ein Schwein geschlachtet. Mama wollte das versprochene „Faschingsbratl“ abholen. Sie war mit dem Rad unterwegs. Meine Schwester Fanny besuchte auch schon die Schule. Sie war in der zweiten Klasse. An diesem Tag war für sie Nachmittagsunterricht. So begleitete ich sie in die Schule und war in ihrem Klassenzimmer zugegen. Ich war jederzeit gerne gesehen, weil ich kleine Dienste verrichtete. So schürte ich den Kachelofen und holte Kohlen in die Klasse. Auf dem Schulspeicher ließ ich die schwachen Schüler lesen. Aber jetzt saß ich gerade in der letzten Bank auf der Fensterseite zum Markt hin. Ich schaute zur Donau in Richtung Oberndorf. Plötzlich hörte ich ein unbekanntes Dröhnen in der Luft und schon wackelte die Schule, die Erde zitterte, die Fenster klirrten.

Am Damm schlugen Bomben ein. Aus der Donau spritzten Wasserfontänen in die Höhe. Ich schrie: „Flieger!“. Aber es war zu spät. Einige der Schulkinder weinten, der Kachelofen barst entzwei, die Lampen fielen von der Decke. Nichts blieb an seinem alten Platz hängen oder liegen. Wir Kinder krochen zur Türe, klagten, schrieen und wollten zur Treppe.

Fräulein Schirmer, die Lehrerin, war völlig ratlos und in dieser Lage überfordert. Sie ließ alles gewähren. Aus den drei anderen Schulzimmern drängten Kinder nach. Ein ungeheuerer Tumult entstand. Alle wollten zum Ausgang. Aber als ein Lehrer die Türe zum Schulhof aufriss, schlug er sie schnell wieder zu. Denn vom Kirchturm floss Feuer herab. Es war brennender Phosphor. Wir glaubten, wir würden verbrennen. Das Feuer schwappte die Schulhauswände empor.

Doch plötzlich wurde es draußen ruhig. Das Feuergewitter hatte höchstens fünf Minuten gedauert. Aber uns schien es wie eine Ewigkeit.

Nun gab Hauptlehrer Heinrich das Kommando: „Alle schnell in den Luftschutzkeller!“ Die Türe wurde aufgerissen. Welch ein Anblick! Ringsum brannte der Berg. Der Helm des Kirchturms spreizte sich aufgerissen in den feurigen Himmel. Da Alarm öfter geübt worden war, strebten diese Klassen über den neu errichteten Weg durch den Benefiziaten Garten dem Luftschutzkeller zu, die anderen Klassen über die Schulbruck und das Apothekergassl.

Diese Richtung wählte auch ich. Ich führte meine Schwester Fanny an der Hand. Schnell riss ich sie vorwärts. Jedoch kamen wir nur bis zur Kötterl – Werkstatt. Dort wurden Wehrmachtsautos repariert. Da tat es einen Schlag, als ob eine mächtige Wassersäule bersten würde. Ein Windstoß warf meine Schwester Fanny zu Boden. Ein Stück der Werkstattabdeckung aus Drahtglas segelte durch die Luft. Irgend etwas schlug mir gegen den Fuß, was sehr schmerzte. Ich riss meine Schwester vom Boden hoch. Was war passiert? Ein Blindgänger oder eine zweite Angriffswelle? Es war stockdunkel geworden. Von überall her qualmte es. Leute stöhnten und weinten. Es soll Tote gegeben haben, hieß es.

Wir waren heilfroh, als wir den Luftschutzkeller beim Bad erreichten. In der Masse der Menschen tauchten wir unter. Immer dichter drängten sich Leute, um Schutz zu suchen. Fanny und ich kauerten schließlich in einer Ecke. Die Leute befürchteten, der schreckliche Angriff könnte sich wiederholen. Das wäre der Weltuntergang.

Plötzlich rief eine laute Stimme: „ Alfons, Fanny!“ Diese Stimme war uns vertraut. Es war Mama. Jetzt fühlten wir uns sicher. Mutter drückte uns Kinder an sich. Wir konnten nicht sprechen.

Später erzählte Mutter, dass sie kurz vor Frauenbrünnl fuhr. Da schaute sie wegen des Lärms um. Sie sah, wie sich der Himmel über Bad Abbach verfinsterte. Sofort drehte sie um und fuhr während des gesamten Angriffs zurück, was ihre Kräfte zuließen. Sie wusste selbst nicht mehr, wie sie zu uns in den Luftschutzkeller gelangte. Sie war nur froh, dass sie uns lebend fand.

Dieses Ereignis hatte meine physische und psychische Belastbarkeit überschritten. Ich war ein ganzes Jahr ein Nervenbündel und zitterte an Händen und Füßen, sobald Geräusche zu hören waren, die einem Fliegerangriff ähnelten. Wenn für die Bierwirtschaft im Bad Fässer abgeladen wurden, glaubte ich, die Geräusche kämen von einschlagenden Bomben. Wenn der Kanonenofen in der Küche dröhnte und glühte, meinte ich die Bomber seien wieder im Anflug und Fliegermotoren surrten.

Meine Mutter hatte mit mir eine schlimme Zeit. Dies alles erlebte ich als 11jähriger Bub.

Von |2023-12-03T15:52:35+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

053: Ein Plädoyer für eine rasche Verwirklichung der Deichpläne

Naturkatastrophen kündigen sich nicht erst lange vorher an. Wir werden von ihnen überrascht, und es ist schlimm, wenn wir nicht vorbereitet sind.

In der Bürger Versammlung am 30.11.2009 im Kurhaus verkündete Bürgermeister Wachs, dass die Dammpläne 2010 verwirklicht würden.

Es könnte uns Schlimmes ins Haus stehen, wenn das Projekt aus Geldmangel „geschoben“ werden müsste. Es gibt dafür ein Beispiel:

Im Jahre 1784 brach eine dunkle Unheilsnacht über Abbach herein. War das Jurameer zurückgekommen? Meterhohe Fluten und dichte Eisschollen überschwemmten den Ort. Es gab überhaupt noch keinen Damm, darum konnten sich die Naturgewalten ungehindert austoben.

Der Giebel der Marktkirche wurde eingedrückt, und weil das restliche Mauerwerk der Kapelle

ausgewaschen war, musste der ganze Bau dem Erdboden gleich gemacht werden. Man holte einen Maurermeister aus Schierling und einen hiesigen Zimmermeister, die den Schaden besichtigen und begutachten sollten.[1] Die Kirche sollte zum Frommen der Bürger schnell wieder entstehen.

Schon 1785 wird berichtet: „Für die Ausbesserung der Uhr auf der neuen Marktskirche wurden 7 Gulden 30 Kreuzer bezahlt. (.) Für die Anfertigung des Uhrschilds bekam der Maler 6 Gulden 24 Kreuzer.“[2]Wenn der Turm stand, stand bestimmt auch die Kirche wieder!

Auch das Rat- und Schulhaus war so ramponiert, dass man es neu mit Mörtel „verwerfen“ musste. Die Gemeinderegistratur stand fast ganz unter Wasser. Deshalb hat man dem Marktschreiber zwei Maß Holz bewilligt, damit er die Akten am Kaminfeuer so schnell wie möglich trocken bekam. Die unter Wasser gestandenen Bücher mussten in Kelheim neu gebunden werden.[3] Der ganze Ort bot ein Bild der Verwüstung: Bürgerhäuser, Gemeindebauten, Gräben, Wege, Brücken und Stege boten den Anblick des Grauens. Man konnte dies aus eigener Kraft finanziell nicht schultern und musste im ganzen bayerischen Land um Spenden bitten.

Gar so schlimm könnte es nun doch nicht noch einmal werden, aber man sollte Ähnliches nicht für ganz unmöglich halten!

PS. Am 12.08.2010 sind nach Meldung der MZ die Arbeiten am Donaudamm begonnen worden. Jedenfalls erfolgte der sog. erste Spatenstich durch die Offiziellen. Die Maßnahme soll 2 Millionen kosten, wovon die Gemeinde 200 000 € treffen.

[1] Kammerrechnung 1784, S.39.

[2] Kammerrechnung 1785, S. 32v.

 

[3] Kammerechnung 1784, S. 51

Von |2023-12-03T15:50:59+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

054: Höhen und Tiefen des 18. Jahrhunderts

1700-1800

1700

Landesherrlicher Pfleger zu Abach war Karl Jakob zu Siegershofen auf Pidenbach. Unter seiner Kuratel führte die Großzahl seiner Schützlinge ein unauffälliges Leben. Aber der Rest sorgte dafür,

dass er nicht müßig blieb. Aus den zahlreichen vorhandenen Verhörprotokollen entnehmen wir, dass sich die damalige Gesellschaft mit der heutigen im Guten wie im Bösen messen konnte.

Wie wir aus den „Verhörs Protocollen“ des Churfürstlichen Pflegegerichts erfahren, kam am 17.Februar die Sache des Bürgers Urban Roithmayer, Bürgers und Metzgers allhier, gegen Hans Valter, ebenfalls Bürgers und Metzgers zum Aufruf. Der Beklagte habe den Kläger hinterrücks einen Schinder geheißen. Und obwohl der Fall schon einmal verhandelt worden sei, sei der Beklagte nicht verhaftet worden, und es sei nicht einmal ein Bescheid ergangen.

Nun verlange der Kläger als ehrlicher Handwerksmann zu wissen, was für ein Schinder er sein soll.

Der Beklagte bestritt aber, von dergleichen Beleidigungen zu wissen.

Roithmayer aber gab sich nicht zufrieden. Eine Weibsperson habe ihm die Bezichtigung hinterbracht und er werde deswegen ange- fochten. Um seines guten Namens willen bäte er um Satisfaktion.

Die Beweise des Klägers schienen nicht gereicht zu haben, und so erfuhr der Beklagte Absolution. Es wurde dem Kläger eine Frist von drei Wochen für einen Widerspruch eingeräumt, wegen der vollzogenen Klage ist er aber mit 2 Gulden abgestraft worden.

 Am gleichen Tag stand die Sache der Maria, des Konrad Morgens, Bürgers und Bierbrauers allhier zu Abbach, Eheweib, gegen Rosina Stegmüller, ledige Bürgerstochter allda, zur Debatte. Die Beklagte habe behauptet, man habe der Klägerin zu Fryberg wegen Brandstiftung den Galgen aufgestellt. Diese Beleidigung könne die Klägerin keineswegs auf sich sitzen lassen und darum verlange sie öffentliche Abbitte mit einem eigens angefertigten kostenlosen Protokoll und eine gehörige Strafe für die Verleumderin.

Auch hier protestiert die Beklagte gegen die Anschuldigung, indem sie von der Angelegenheit nichts wisse. Die Argumente wechseln hin und her und die Beklagte verlangte „ in authentica forma genugsames Beweisthumb“ für das „gegnerische Geschwätz“.

Da Beweise nicht beigebracht wurden, musste die Stegmüllerin freigesprochen werden.

Aber vorsorglich wurde noch einmal ein Termin in drei Wochen anberaumt. Dieses Mal brachte die Morgens Zeugen für die Behauptungen der Stegmüllerin herbei. Deswegen wurde diese zum Widerruf mit schriftlichem Protokoll auf ihre Kosten und zu drei Tagen hintereinander in der Geigen verdonnert. Vorsorglich wurde sie zwischenzeitlich sogleich in das Amtshaus abgeführt.

 Am 13. August kommt ein nicht minder schwerer Fall zur Verhandlung, es handelt sich um einen „blutrünstigen Steinwurf“.

Dieses Mal trafen sich Balthasar Valter , lediger Bürgers- und Metzgers Sohn allhier zu Abach, und Jakob Antlieb, lediger Bürgers und Maurers Sohn von hier, vor dem Kadi. Letzterer habe Valter vor der Haustür des Bierbrauers und Gastwirts Böhm ohne Ursache einen Stein an den Kopf geworfen; der Verletzte habe ein so großes Loch im Kopf gehabt, dass er einige Tage der Arbeit fern bleiben musste, außerdem habe er sich des Wundarztes Lang bedienen müssen. Er fordere nun 4 Gulden wegen der Schmerzen und wegen des Arbeitsausfalls, ebenso die Übernahme der Kosten beim Wundarzt. Obendrein müsse Antlieb natürlich eine Strafe bekommen.

Antlieb verteidigte sich damit, dass er zur Nachtzeit von der Zeche beim Böhmbräu heimgegangen sei. Da seien ihm der Kläger und andere Bürgerssöhne und Knechte gefolgt. Sie hätten ihn gepackt und mit Schlägen traktieren wollen. Einer habe sogar eine Waffe bei sich gehabt. Da habe er sich mit einem Stein retten wollen und er habe unbewusster und unglücklicher Weise den Kläger getroffen.

Er habe lediglich wegen der nächtlichen Zechereien gegen das Landrecht verstoßen, wofür eine Strafe zu erwarten sei, aber von allem anderen bitte er um Absolution.

Der Kläger stellte die Sache natürlich anders dar. Eine größere Gesellschaft sei in der Stube des Böhmenwirt beisammen gewesen und da habe Antlieb den Valter einen salva vice Hundsfott geheißen. Da fragten ihn die ebenfalls anwesenden Reiter, ob er sie auch meine. Und während er diese Frage mit „Ja“ beantwortete, seien die Reiter und der Beklagte auf die Gassen geraten. Der Kläger aber habe ganz friedlich nach Hause gehen wollen. Beim Herausgehen aus der Tür habe ihn der Stein des Beklagten ganz unschuldig getroffen.

Antlieb widersprach diesen Ausflüchten und erbat Gehör für seine Version.

Das Gericht verfügte nun, dass der Kläger beweisen solle, dass der Wurf ihm gegolten habe, verschob das Urteil aber auf einen späteren Termin.

Zu diesem Termin brachte Valter den Zeugen Mathias Pösl , Schmiedknecht von hier, ins Spiel. Der berichtete, dass Antlieb dem Kläger in der Wirtschaft schon eine Ohrfeige verabreicht habe.

Der wiederum rechtfertigte sein Tun mit der oftmaligen Titulierung Hundsfott. Er habe dem Kläger zwar eine Ohrfeige verpassen wollen, aber die anderen Zechleute hätten ihn daran gehindert .Er habe nur dessen Hut im Herabfallen getroffen. Alles andere bestreite er, es sei vielmehr alles aus Notwehr gewesen.

Nun stand noch zur weiteren Debatte, wer nun wen einen Hundsfott geheißen habe.

Der Beklagte wurde wegen der Ohrfeige zwar zu ½ Gulden Strafe verurteilt, ob er aber ohne Ursache zugeschlagen hat, solle der Kläger zu einem weiteren Termin beweisen.

Es wurden bei einer späteren Amts-Vorstellung Thomas Valter, ehrsamer Rat und Schuhmacher , weiter dessen Sohn Johannes und Paul Denk, Kramer zu Regensburg, gehört. Sie gaben zu, sich gegenseitig einen Hundsfott tituliert zu haben.

Da stand die Sache fest: Es gab einen ordentlichen Gerichtsverweis wohl für beide Teile, eine Strafe von zwei Gulden für jeden.Alles zusammen machte 6 Gulden.

Besagter Balthasar Valter ließ die Angelegenheit immer noch nicht ruhen. Er behauptete nach wie vor, dass der Steinwurf ihm persönlich gegolten habe und forderte Ausgleich der entstandenen Kosten und Schmerzensgeld. Das Gericht verwarf aber die Forderung.

Balthasar Valter war bald gerichtsbekannt. Er stand am 10. Mai 1701 schon wieder vor Gericht, weil er den Sohn Josef des Metzgers Urban Roithmayr mit Streichen überzogen und verprügelt hat. Dieser habe im Garten seines Vaters zwei Äpfel vom Baum herab geschlagen. Die Strafe betrug ½ Gulden.

Dass das Pfleggericht zu Abach ausgelastet war, beweisen ungezählte Fälle in dicken Bänden.

1700

Im Abach nach dem 30jährigen Krieg konnte sich die Meinung der Lutherischen , wonach man sich den Himmel nicht mit Geld erkaufen könne, nichts ausrichten. Der katholischen Auffassung treu, dass man auch finanziell schon zu Lebzeiten etwas für sein ewiges Glück tun könne, hat man auch jetzt noch reichlich Stiftsgelder zur Christophoruskirche eingebracht, obwohl die 1470 gegründete Bruderschaft Sti. Christophori nach dem „Schwedenkrieg“ bis zur Neuerrichtung 1733 dahinschlummerte. Die reichlich vorhandenen Stiftsgelder wurden daher bis auf weiteres gegen Zins ausgeliehen.

Pfarrer war dazumal der „Wohlerlöbliche Geistliche und hochgelehrte Herr Blasius Weidener“. Als „verordnete Kirchenpröpst bei der Würdigen St. Christophs Capeln in dem Churfürstlichen Markht Abach waren die ehrengeachteten und beschaidenen Georg Pollandt , Schuhmacher und Andreas Valther , Gastgeber, beide Bürger allhier“ bestellt.

Die Stiftungskapitalien waren Grundlage des Haushalts ; aus ihnen nahmen große und kleine Leute Geld auf und bürgten, wie auch heute, mit Haus und Grund für ihr Darlehen. Den jährlichen Zins zahlten sie redlich. Z.B. „Adam Yberls selig hinterlassene Wittib hat auf ihrer Behausung, die sie innehat, 10 Gulden 1 Kreuzer 3 Heller aufliegend, warum selbige dann auch den hiervon vorfallenden Zins entrichtet mit 30 Kreuzer 4 ½ Heller“ Oder

„Georg Pollandt, Bürger und Schuhmacher allhier, hat ab 25 Gulden Capital, so ihm gegen Verpfendtung seiner inhabenten Behausung und Gärtl durch Schuldt obligiert, datiert den 1. May 1697. (..)den hierfür vorfallenden Zins entricht mit 1 Gulden 15 Kreuzer.“

Dazu kamen auch „Gemaine Einnamb“ (= allgemeine Einnahmen) Für die Messe bezahlte man dem Pfarrer 30 Kreuzer, dem Mesner 6 Kreuzer, den Ministranten 1 Kreuzer. Opfergelder beim „Heiligen Grab“ machten zusammen 1 Gulden 18 Kreuzer 4 Heller; für den normalen gottesdienstlichen Gebrauch (Stipendien) gingen 4 Gulden 26 Kreuzer 4 Heller ein.

Geld brachte auch immer die Abhaltung von Jahrtagen, z.B. der Parth´schen und der Stinglheim´schen Stiftung.

 Natürlich standen diesen Einnahmen auch Ausgaben gegenüber. Für Beleuchtung und Abhaltung des heiligen Gottesdienstes 5 Pfund gelbe Wachskerzen, jedes Pfund 48 Kreuzer , zusammen aber 4 Gulden. (NB 1 Gulden = 60 Kreuzer).Die Bruderschaft scheint im Jahr 1700 noch „14 Köpf“ gehabt zu haben. An jeden fiel an Opfer- und Weißwein ein Seidl, je zu 14 Kreuzern. Insgesamt 3 Gulden 23 Kreuzer, Für große und kleine Oblaten 44 Kreuzer.

Der Pfarrer erhielt für das Abhalten einer Wochenmesse jährlich 8 Gulden . Er und die beiden Kirchenpröpste kassierten für das Erstellen der Jahresrechnung je 24 Kreuzer, das sind zusammen auch 1 Gulden 12 Kreuzer. Der Mesner verfügte über ein Jahresgehalt von 3 Gulden.

Die wertvollen Kelche und Paramente, derentwegen man 1644 an die Regierung in Straubing geschrieben hatte, wie man sie vor den anrückenden Schweden verstecken solle, haben nach dem vorliegenden Inventarium den 30-jährigen Krieg überstanden: Es handelt sich um einen ganz silbernen, aber vergoldeten Kelch und um einen kupfernen und ebenfalls vergoldeten Kelch, sowie sieben Messgewänder verschiedener liturgischer Farben.

( Aus der Kirchenrechnung der Bruderschaft Sancti Christophori im Markt Abach de anno 1700)

 1703

Aus der Kammer-Rechnung des Churfürstl. Marktes Abbach erfahren wir:

Der erste und zweite Gemeindesprecher (= Vorsteher. Bürgermeister gibt es noch nicht !) heißen Johann Böhm und Balthasar Fux.

Als Kämmerer (wichtigster Mann !) fungiert Gregor Auer. Es gibt auch einen Ehrsamen Rat. Diese Bürger heißen Andre Dollinger, Melchior Vorster (Forster), Veitl Valther (Falter) und Michael Aumer.

Die Jahresrechnung 1703 weist einen Schuldenstand von 44 Gulden 42 Kreuzern und 3 ½ Heller aus.

Die hauptsächlichsten Einnahmequellen waren Bürgerrechtsverleihungen, anlässlich derer man auch einen Feuereimer stiften musste, Beisitzgelder, Standgelder von Jahrmärkten, Fleisch- und Brotbankzinsen (Zur Brotbank mussten Bäcker und Metzger ihre Produkte zur Vermarktung bringen), Pflasterzoll, Brautbad (da konnte der Bräutigam seine Angebetete einmal so ganz offiziell in Augenschein nehmen), Bürgerstrafen (die ausgiebigst verhängt wurden), außerordentliche Kriegssteuern (die wieder abgeführt werden mussten!) Man bedenke, noch 50 Jahre nach dem Krieg musste man blechen ! Da wurden von den höheren Herrschaften in München schon wieder Unsummen Geldes für monumentale Bauten verplempert !. Dazu kamen allgemeine Einnahmen.

Auf der Ausgabenseite sind die regionalen und überregionalen Steuern mit 266 Gulden der größte Brocken. Es kommen auch Ausgaben für Besoldung, Botenlohn, Zehrung (Tagegelder), Baukosten und allgemeine Ausgaben hinzu.

Unter Botenlohn z.B. lesen wir: „Dem Boten nach Ingolstadt, der von der hiesigen Bürgerschaft wegen der daselbst nicht entrichteten Schanzarbeit das Geld für die in 5 Wochen allda aufgestellte Schanze an das Churfürstliche Fortifikations Kommissariatsamt überbracht hat, ist für seine Bemühung zweimal 20 Kreuzer bezahlt worden.“

Zeitgeschichtlich interessant für die Barockzeit erscheint mir unter dem Titel „ Gemaine Ausgab“ der Eintrag: „Denen armen Geistlichen(= Clerici vagantes), vertriebenen Edelleuth, Studenten,

Pilgramen, und anderen Almosen bedürftigen, ist dies Jahr lauth dem Verzaichnis (.) ausgefolgt worden 3 Gulden“.

Wegen der „ganzen Extra ordinari Kriegsanlag“ ist in der Kammerrechnung des Jahres 1700 die gesamte Bürgerschaft Abachs namentlich aufgelistet und jedem seine Last zugemessen.

Zehrgeld betreffend verhielt sich die Gemeinde anständig:

„ Am 17. März ist denen abgeordneten, welche die Rauchfang Visitiert, ihr gewöhnliches deputat Zuverzöhren geben worden mit 34 Kreuzern.

Den 21. April ist Widerumben denen abgeordneten samt dem Großhüter, als welche denen S.V. (= salva vice) Khüen die Hörner abgeschnitten Zuverzöhren geben worden 34 Kreuzer.

Am 23. May ist denen jenigen , welche die Weg und Steg, auch Prückhen besichtiget Zuverzöhren geben worden 17 Kreuzer.“

Für die Schützen finden wir wegen ihrer Gründungszeit den interessanten Eintrag: „Dem Fest Corporis Christi (Fronleichnam) ist abermalen wie sonsten denen Schüzen, welche sich bey dem Umbgang mit ihren Gewöhren gebrauchen lassen, Zuverzöhren geben worden 1 Gulden“.

Der Ausdruck „ abermalen wie sonsten“ und die Prüfung der Kammer Rechnungen aus der Zeit während des 30-jährigen Krieges lassen auf eine Entstehungszeit der Schützen schon vor dem 30- jährigen Krieg schließen.

1718

In der Schreibstube des Landrichters entstand zwischen 1718 und 1738 ( 70 Jahre nach dem 30-jährigen Krieg !) ein Akt mit dem Titel

„Umritts Protokoll des Churfürstlichen Markts Abach (..)“ mit einem Kommentar über den Zustand der Kommune in 13 Teilen.

Der Inhalt ist das Ergebnis von Verhandlungen und Entscheidungen der Churfürstlichen Rentmeisterlichen Umritts Visitations Commission. Diese bestand aus Revisoren, Kassenprüfern und Personen der Rechtsaufsicht.

In das Visier genommen wurde die Arbeit der damaligen Rechnungsführer der Cammer-Rechnungen Simon Siebenbürger, Stephan Franke und Hans Martin Valther, so wie der Kirchenpröpste Scheurer, Rosenmayr, Gruber und Alzinger.

Der Marktschreiber wurde regelmäßig wegen Schlampereien, Verstößen gegen die Formpflicht und Unregelmäßigkeiten gerügt. Vorgänge habe er nicht sachgemäß bearbeitet und vor allem statt auf das obligate Siegelpapier auf minderwertige Zettel geschrieben. Es wurde jeweils auch die Wiedervorlage nach der Korrektur verlangt. Die weltlichen Fragen wurden sehr mit den kirchlichen vermengt, weil in Bayern nach dem 30 jährigen Krieg die Ehe zwischen Thron und Altar sehr innig weiter bestand, die Kommune sich eine eigene Marktkirche mit einem eigenen Geistlichen in eigener Trägerschaft, unabhängig von der Pfarrei, genehmigte, und der Pfarrer Wolfgang Kreitl (1724 – 1752) zeitweilig sogar Pflegamts – Verweser war. Öftere Male wird eine gewisse Konkurrenz zwischen den Organen der Kommune (Kammerer, Rat und Marktschreiber) und dem Landgericht spürbar, häufig in Fällen, in denen es um die Überschreitung der Sperrstundenregelung geht. Es wurden sehr oft Urteile des Landgerichts wegen Verstoßes gegen die Polizeistunde und wegen nächtlicher Zecherei mit Berufung auf die Marktfreiheiten vom Marktrat abgemildert, was prompt zu Protesten des Landgerichts führte.

Aus den Umrittsprotokollen einige Kostproben:

„Folie 89 betreffend wird vorgeschrieben, wie es sich in Sachen des mütterlichen Erbteils der im Stand der Ehe erworbenen 7 Kinder des Adam Apfl, des Äußeren Rats, Bürgers und Vordermüllers hier, nach Ableben seines Eheweibs verhält.

Es ist keines der Kinder mit Namen und Alter aufgeführt. Es ist auch nicht zu sehen, wer dann in ihrem Namen und an Statt ihrer beim Vertrag erschienen ist. Ungeachtet, dass ihm wohl abzunehmen ist, dass es teils noch Minderjährige waren, weil diese erst bis auf das 15. Jahr erzogen und versorgt werden mussten, so will man dem Cammerer und Rat , wie auch dem Marktschreiber hiermit anbefohlen haben, künftig derlei Verträge alle Zeit nach Statuierung des 3. und 4. Titels des Bayerischen Landrechts im Beisein der beiderseitigen Verwandtschaft aufzunehmen und sowohl diese, als auch die Kinder in solchen Verträgen zu benennen, wie auch die letzteren mit ihrem Alter zu bezeichnen, damit man gleichwohl wisse, wann diese das bestimmte Alter erreichen und wann eigentlich der Zins von ihrem ausgemachten väterlichen oder mütterlichen Erbgut zu laufen anfängt.“

„Folie 32 betreffend : Die Quittung von Stephan Fränkl zu 15 Gulden, wegen des bezahlten Zinses : Wie es vorher geschehen hätte sollen, fertigen und unterschreiben, sodann beide dieser Orts wieder vorlegen.“

„Weiter werden von Folie 25 bis 30 Ausgaben in Höhe von 85 Gulden 55 Kreuzern, , die zur Erbauung einer Mauerbrücke beim Unteren Tor und anderweitig aufgelaufen sind, aufgeführt, ohne dass derentwegen vorher zum Churfürstlichen Rentamt Bericht erstattet worden und dabei die Ratifikation eingeholt worden wäre.

Deswegen soll man den früheren deswegen abgefassten Bescheid vollständig hier vorlegen.“

„Zu Folie 30. Übrigens ist diese Rechnung ohne weitere Beanstandung befunden worden, außer dass viele Posten ohne Bescheinigungen (Quittungen) eingeführt wurden, weswegen man sich auf die anschließend abgefassten allgemeinen Bescheidspunkte bezogen haben will.“

„In Folie 33 hat man zur Beschaffung einer neuen Uhr in der St. Christophorus-Kapelle über die vom Marktskämmerer beigeschossenen 25 Gulden hinaus von der Armenhauskasse gleich 40 Gulden aus eigener Vollmacht hergenommen. Es haben aber Kämmerer und Rat keineswegs die Macht , die Armenhauseinkünfte für Marktsausgaben anzugreifen und mit ihnen eigenmächtig zu disponieren. Also wird diese unbefugte Unternehmung insgesamt allen Ernstes geahndet und befohlen, die unbillig hergenommenen 40 Gulden dem Armenhaus unfehlbar wieder zu restituieren, fürderhin aber sich zur Vermeidung schwerer Widersprüche derlei unbefugter Eigenmächtigkeiten gänzlich zu enthalten.“

In dem „General Punkte“ überschriebenen Teil der Umrittsprotokolle wird neben der zu großen Menge auch der zu hohe Betrag für Wachs, Wein und Baumöl in der Kirche moniert. Es sei unglaublich, dass man davon so viel brauche, zumal Wohltäter sehr viel Wachs verehrten. Man könne von all zu großer „Wahrlosigkeit“, ja fast Untreue beim Mesner sprechen.

Neben dem habe man auch observiert, dass man bei dem Gotteshaus für die Beschaffung der Paramente und auch zu deren Reparatur 10, 20, 30, 40, ja über 100 Gulden ausgegeben habe, ohne vorher den Consens des Rentamts eingeholt zu haben. In Zukunft seien Ausgaben über 10 Gulden genehmigungspflichtig.

Es sei dem Leser in Erinnerung gebracht, dass 1736 gerade der Umbau des gotischen Bergkirchleins in die größere barocke Pfarrkirche erfolgt war, und der Bedarf an solchen Dingen möglicherweise sprunghaft anstieg.

Stein des Anstoßes war immer wieder der Missbrauch von Leprosenhausgeldern durch die Marktverwaltung, die diese in zweckfremden Zusammenhängen ausgibt und noch dazu ohne Nachweis und Quittungen. Schwer kritisiert wird auch die Kungelei unter den Ratsverwandten, die dadurch entstünde, weil man sich nicht an die Vorschrift der regelmäßigen jährlichen Neu- oder Wiederwahl halte. Den Bürgern würden die Jahresabrechnungen nicht ordentlich vorgelegt.

Ein eigener Punkt verweist auf einen weiteren Missstand:

Die Bürgerschaft verlangt, dass ihr das Wiesl, das jetzt zur Zeit dem Ratsdiener um 1 Gulden 30 Kreuzer verstiftet ist, zur Aufnahme der Schießübungen zurückgegeben werde. Es werde ihnen von Cammerer und Rat mit dem Hinweis vorenthalten, dass das Grundstück zu kurz und schon ein Jahr öd dagelegen sei. Man mache ihnen weiß, dass man den Bau einer Schießstatt auch selbst gern gesehen hätte.

1719

In diesem Jahr wurde der Pflasterzoll wieder einmal verdoppelt, weil am oberen und unteren Tor die steinernen Torbrücken erbaut wurden.

Das Privileg der Verdoppelung bei dringendem Bedarf stammt aus dem Jahre 1692. Beim Pflasterzoll handelte es sich um eine Art Maut, die zur Instandsetzung von Wegen und Brücken, sowie zu deren Erhalt und Verbesserung eingesetzt wurde.

Das Recht der Verdoppelung wurde vorerst auf 15 Jahre beschränkt, aber dann, wie auch heute nicht selten, fortgesetzt. Es wurde zwischen „Güterwägen“, die die doppelte Gebühr zu zahlen hatten, und „geringerem Fuhrwerk“ mit einfacher Gebühr unterschieden. Bis 1641 zahlte jeder Wagen ohne Unterschied nur etwa 2 Heller, so dass der Zoll im ganzen Jahr nur 5 bis 7 Gulden abwarf. Im Jahre 1700 brachte der Pflasterzoll gerade einmal miese 15 Gulden 46 Kreuzer ein, 1710 sogar nur 10 Gulden 31 Kreuzer. 1747 steigerte er sich wegen der mehrmaligen Erhöhungen schon auf 43 Gulden 22 Kreuzer 2 Heller. Es mag sich auch das Verkehrsaufkommen etwas erhöht haben, aber revolutionär hatte sich die Verkehrssituation bestimmt nicht verändert.

1736 stellte man bei einer Zwischenrechnung schon einmal fest:

„In 10 Jahren hatten wir eine Einnahme von 430 Gulden 22 Kreuzer 2 Heller, eine Ausgabe von 426 Gulden 11 Kreuzer 2 Heller.“ Immerhin jedenfalls kein Defizit ! Wo kommt das heute schon noch vor ?

Nach hiesigen Unterlagen wurde der Pflasterzoll bis 1931 erhoben.

Das Marktpflaster musste über die Jahrhunderte mehrere Male total erneuert und öfter aber nur ausgebessert werden. Der letzte Pflasterzoll-Einnehmer war Josef Aumeier . Die Wägen, die passierten, wurden nur mehr gezählt und über die umliegenden Gemeinden abgerechnet. Eine der Ursachen für die kaputten Straßen und Wege waren die häufigen Hochwasser und Eisgänge.

1721

Es wird in den Regesten berichtet, dass die Veränderung des Rates mit jährlicher Auswählung – drei hinein und drei hinaus, wie die Kämmerei das Freiheitslibell von 1335 versteht, zur Zeit, und zwar schon seit mehr als 100 Jahren, mißbräuchlich nicht mehr beachtet werde, sondern dass der Rat jederzeit bis zum Absterben eines sog. Ratsverwandten Bestand habe. Nur der Kämmerer sei jedes Jahr neu gewählt worden .

1721

In einer Aufzeichnung von 1721 heißt es auch, dass der frühere Hofgarten schon seit alten Zeiten aus Acker und Wiesflecken bestanden habe, und man nicht wisse, wann die Veränderung stattgefunden habe. 1569 z.B. habe der Pfleger drei Ackerlängen inne gehabt.

1724

Im Salbuch von 1723 – 1737 betrachten wir uns die potentere Gesellschaft von Abach des Jahres 1724 , soweit sie Grundzinsen zahlten, um das kurzfristige Erscheinen und Verschwinden von Familiennamen hierzuort nachzuvollziehen.

Es werden genannt:

Jakob Reithmayr, Bürger und Zimmermann auf der Au

Adam Apfl, Bürger und Zimmermeister zu Abach

Gregor Amann, Metzgermeister

Hans Valter, ebenfalls Metzgermeister

Urban Roithmayr, Metzger

Thomas Pauer, Metzger

Balthasar Valter, Metzger

Bernhard Littich, gleichfalls Metzger

Stephan Fränkl, Bräuer

Johann Wallner, Bräuer

Simon Sibenbirger, gleichfalls Bräuer

Gregor Pauer, Küffner

Walburga Strauch, verwitwete Küffnerin

Johann Schelch, Wagner

Georg Schelch, Wagner

Mathias Weixlgartner, Wagner

Andreas Forster, Bäck

Johannes Eichinger, Bäck

Johann Aumayr, Fischer

Simon Zirggl, Schuhmacher

Gregor Miller, Schuhmacher

Gregor Thalhammer, Hafner

Gregor Stähl, Maurer

Andreas Schelch, Maurer

Nikolaus Pauer, Schneider

Franz Anton Baader, Bader und Wundarzt

Andreas Valter, Gastgeber und Wirt

Gregor Schäfknecht, Sattler

Die Einnahme an Grundzinsen betrug für dieses Jahr 1724 46 Gulden 3 Kreuzer 2 ½ Heller.

 1730

Die (angebliche !) Schenkung Ottos von Bamberg an das Kloster Prüfening durch die (gefälschte!) Urkunde von 1138 (die Fälschung besteht in einer Zurückdatierung um 100 Jahre) begründete zwischen Abach und dem Kloster Prüfening ein Verhältnis besonderer Art.

Bekanntlich ließen es die Prüfeninger Äbte bis 1224 nicht zu, dass auf einem Gebiet, das unter ihrer Jurisdiktion stand, das Schloss und die Burg der Wittelsbacher zu Abach ausgebaut wurde. Sie vernichteten diese Anlage einfach immer wieder. Erst ein Grundstückstausch zwischen ihnen und Ludwig dem Kelheimer (1224) ließ dieses Werk in Frieden passieren. Nun gelang es dem Markt Abach im Laufe der Geschichte dank höherer Proteges immer mehr (z.B. Herzog Albrecht V. , 1569 : Freiheitsrechte für den Markt Abach, u.a. ) sich der Prüfeninger Jurisdiktion zu entziehen. Bei den anderen Orten, die im gleichen Zusammenhang „zurückgeschenkt“ wurden, z. B. Oberndorf, waren die Verbindungen nachhaltiger. Dies erhellt ein Schriftwechsel zwischen dem Markt Abach, dem Abt Romanus vom Kloster Prüfening und der Regierung in Straubing. Wegen Oberndorf mit Kalkofen, das der Jurisdiktion der Hofmark Prüfening unterstand, entwickelte sich ein Streit, der in einem umfangreichen Briefwechsel von 1730 seinen bleibenden Niederschlag fand. Damals trug sich Folgendes zu:

Abt Romanus trägt dem Rat von Abach eine Klage mit einer Forderung vor :

„Mir ist von meinem Hofmarks Amtmann (.) hinterbracht worden, wie vor etlichen Tagen zwei Schlossergesellen zu Abach eine Schlägerei hatten.“ Einer von beiden sei entwichen und habe sich in die Behausung Josef Gelbls, eines Hofmarksuntertans seines Klosters in Kalkofen gerettet. Demselben sei der Abacher Marktknecht Michael Rost mit noch zwei Abacher Männern oder Bürgern nachgeeilt, hätten den besagten Schlossergesellen aus des oben genannten Hofmarksuntertans Haus gewalttätig herausgeholt und nach Abach abgeführt.

Dies empfand der Abt als Verletzung seiner Jurisdiktionsgewalt über Oberndorf und verlangte, dass die drei Abacher dem Prüfeninger Gericht zur Abhandlung und Bestrafung wegen des „verübten großen Unrechttuns“ am 12. August des Jahres 1730 überstellt würden.

Aber der Rat von Abach stellte die Begebenheit in einem Schreiben an die Regierung in Straubing anders dar und verweigerte die Auslieferung.

„Am Sonntag, dem 9. Juli, sind zwei fremde Schlossersbürscherl hierher getroffen, und nachdem sie bei dem bürgerlichen Bierbrauer und Wildbadbesitzer Paul Purzer Bier getrunken und einen Rausch hatten, sind sie auf die offene Gasse geraten und haben einen Wortstreit gehabt, bei dem der eine dem anderen einen Stecken aus der Hand gerissen und rückwärts mit solcher Gewalt über den Kopf geschlagen hat, dass er vermeintlich mausetot zur Erde gefallen ist. Da sind nun sowohl die Nachbarn und Bürger, als auch anwesende Badleut, unter ihnen auch Herr Obrist Baron Schmidthofer von Landshut, selber gleich herbeigelaufen und haben den Kerl mit allerhand Wasser gelabt; aber der hat ungeachtet dessen über eine viertel Stunde nicht das mindeste Lebenszeichen gegeben.

Da ist dem erwähnten Herrn Obrist außer vielem anderen dieses Wort heraus gerutscht: Was für ein Büffel ! Ist denn keine Obrigkeit hier, dass man die Leut auf offener Gasse gleich tot schlagen lässt, man soll laufen, dass man diesen Vaganten und vermessenen Bösewicht einholen kann. Nachdem aber der hiesige Herr Gerichtschreiber sich selbst in der Nachbarschaft des Herrn Amtskämmerers eingefunden hat, so ist das Geschehen gleich dahin gekommen, dass der Vermelt ( gemeint ist wohl Gelbl) erklärte, er habe seinen Landsmann nicht im Hause, sondern habe diesen just mit einem Vaganten in den Stall am Hof geschickt. Der Cammerer hat daher dem Marktknecht erlaubt, weil Gefahr im Verzug lag, den flüchtigen Delinquenten einzuholen. Dabei hat er zwei Leuten, die gerade bei der Hand waren, der eine aus dem Landgericht, der andere aus der Bürgerschaft, befohlen, den flüchtigen Vagabunden einzuholen. Man hat ihn dann gleich außerhalb des Marktes angetroffen. Der hat sich bis auf die S.V. (= sozusagen) Hose ausgezogen und hat über die Donau schwimmen wollen. Nachdem er aber die Ankommenden bemerkt hat, ist er von der Straße weggelaufen und in den Hof eines Oberndorfer Weinzierls (= Winzer ) in der Nähe des Armenhauses des Marktes an der Landstraße entlang ausflüchtiger Weise hineingesprungen. Die zwei Verfolger haben ihn aber gleich angepackt und ihn mit sich geführt. Aber der Ratsdiener ist keinen Tritt von der Landstraße hinweggekommen und hat mithin die Klosters Prüfeninger Jurisdiktion in Oberndorf nicht verletzt.

Nachdem nun der andere lädierte Schlossersgesell inzwischen wiederum zu sich selbst gekommen ist, und sich beide anderentags im Amtshaus gütlich verglichen haben, sind beide nach vorgenommener Ermahnung wieder entlassen worden. Und das ist der ganze Verlauf der angemerkten Begebenheit.

Wie nun die neue Verordnung und das Landgebot unter 30 und am Schluss expresse statuieren, verletzt man bei der Einholung dergleichen Vagabunden, verdächtigen Handwerksburschen, Landstörern und dergleichen, wenn es auch durch zwei und mehr Orte und Hofmarken dauert, auf keine Weise die Jurisdiction der Hofmark. Im übrigen gewähre jenes einschichtige Häusl öfters selbst allerhand Verdächtigen Unterschlupf, was nicht zugelassen werden darf.“

Dem Kloster Prüfening wolle man also nicht entsprechen, die Sache sei für sie ein für alle Mal erledigt oder man soll sie mit dem hiesigen Landgericht ausfechten.

Der Abt Romanus gab aber noch lange keine Ruhe, und die Regierung traf bei den widersprüchlichen Behauptungen die salomonische Entscheidung, dass der Markt Abach einen Revers unterschreibe, er wolle selbstverständlich die Jurisdiktion des Klosters Prüfening respektieren.

1733

Peter (Paul) Kraml aus Lengfeld heiratet am 23.XI. die Erbtochter des Eiglstettenhofes Gertraud Ammon. Paul Grämbl/ Krämel etc. begründet die Eiglstetter Linie der Kramls. Ihr Hofgut war ehemals der Widdumshof der Pfarrei Abach. Seit 1529 ist er in privatem Besitz . (siehe „475 Jahre Ammon – Kraml, Eiglstetten“, eine Hof- und Familiengeschichte von Dr. Alfons Kraus.)

1736

Unter Pfarrer Wolfgang Kreitel kam die Erweiterung und Barockisierung des gotischen Bergkirchleins zu einem vorläufigen Abschluss. Näheres dazu kann man im Heimatheft Nr. 29 nachlesen. Dort erfahren wir auch, dass das Bauwerk 1842, besonders der hölzerne Turm, so ruinös war, dass es geschlossen werden musste. Aus der Kirchenrechnung 1832/ 33 entnehmen wir: „In der Pfarrkirche fiel das Gesimse herab und musste sogleich wieder, anfänglich mit Brettern, und nach erfolgter Curatel Genehmigung plangemäß hergestellt werden. Hierfür wurden (….) 231 Gulden 56 Kreuzer 2 Heller bezahlt.“

Die Barocke Kirche hatte also nur etwa hundert Jahre gehalten.

Das Kirchengebäude hatte nur mehr , aber immerhin noch einen Wert von 1460 Gulden , das Mobiliar von 1494 Gulden 26 Kreuzern.

Unter dem Inventar der Barocken Kirche sind neben den reichlichen Paramenten besonders zu erwähnen: „Pyramiden mit Reliquien gefasst – . Von Holz geschnitzte versilberte Brust-Stücke St. Nikolaus und St. Wolfgang – .Christkindl mit goldreichem Kleidchen auf Postament – .Geschnitztes und gefasstes Auferstehungsbild – . Seitenaltar mit dem Bildnis Mariä – . Seitenaltar mit dem Bildnis St. Wolfgang – . ein großes an der Seitenwand hängendes Kruzifix mit darunter stehender Mutter Gottes -.“

Es waren noch viele andere Muttergottesbilder vorhanden, was auf eine innige Marienverehrung in der Barockzeit schließen lässt.

1739

Im genannten Umrittsprotokoll wird in einer schriftlichen Klage des Pfarrers im hiesigen Churfürstlichen Markt Abach, Johann Wolfgang Kreitl, ein Sittenbild und Situationsbericht jener Zeit aufgerollt. Wir stehen im Abach des Barock; die Lebensweise ist allgemein ungezügelt, expressiv und überschäumend.

Es heißt:

„Das ungebührliche, laute Schwätzen und Lachen der übel erzogenen Kinder und ledigen Burschen während der heiligen Gottesdienste, besonders vor und nach den samstäglichen und sonntäglichen Litaneien und Rosenkränzen, ist zu beklagen. Geistlicherseits kann man das nicht abstellen. Darum wird um Abhilfe gegen diesen ungebührlichen, ärgerlichen Unfug gebeten. Cammerer und Rat aber haben darauf hingewiesen, dass ihrerseits den Eltern vielfältig der Auftrag erteilt worden sei, ihren Kindern das Schwätzen, Stoßen und Lachen in der Kirche zu verbieten und sie nachdrücklich zu geziemender Ehrbarkeit und Andacht anzuhalten.

Wenn das aber nicht befolgt wird, wird dem Cammerer und dem Rat anempfohlen, nicht allein gegen die Bürgerskinder, sondern auch gegen ihre Eltern, wenn die etwa ihren Kindern beistehen sollten, Strafen zu verhängen.

Es ist zwar durch den gnädigsten Churfürstlichen Generalerlass anbefohlen, dass Kinder von öffentlichen Wirtshäusern fernzuhalten seien, aber ungeachtet dessen sind öftere Male mehr Kinder als Erwachsene gesehen worden. Dagegen sind in der Christenlehre sehr wenige anzutreffen. Darum hat man Cammerer und Rat nachdrücklich auf die vielfältig ergangenen Generalerlasse hingewiesen, dass die Kinder fleißig in die Christenlehre geschickt werden, dagegen darf nicht geduldet werden, bei den Tänzen in den Bräu- und Wirtshäusern zuzuschauen. Es muss deswegen durch den Ratsdiener öfter visitiert werden; sodann müssen die zuschauenden Kinder entfernt werden.

Wenn am Vormittag ein uralt hergebrachter oder verlobter Kreuzgang und eine Prozession verrichtet wird, und hierdurch Gott um Abwendung aller besorgniserregenden Strafen angefleht wird, sind gleich am selbigen Nachmittag wiederum unmöglich Tänze zu gestatten. Das ist an den Frauen – und Aposteltagen, wie an den in den gnädigsten Generalerlassen verbotenen Tagen, keineswegs zu gedulden und im Übrigen sind die Übertreter zur Strafe zu ziehen. (….) Schließlich zeigt sich teilweise bei den hiesigen Bürgern, dass sie das ganze Jahr hindurch an den höchsten Feiertagen, ja nicht einmal zu Ostern, wie es ihnen als ihre Schuldigkeit aufgetragen wird, nicht in die Kirche gehen. Dem Cammerer und Rat ist es anbefohlen worden, nicht nur für sich selbst, sondern wegen der einfachen Bürgerschaft, mit gutem Beispiel voranzugehen und auch ihre Untergebenen dazu anzuweisen.“

Gleichzeitig beschwert sich Johann Michael Schreier, Äußerer Rat und Schlossermeister, bei der Regierung in Straubing, dass er umsonst bei den hiesigen Behörden verlangt habe, es solle den beiden Schmieden jede Einmischung in das Schlosserhandwerk und jede Pfuscherei verboten werden. Es gehe dabei um die Aufträge speziell für die Schlosser. Auch solle mit Nachdruck und unter Androhung von Strafen das unbefugte Melbern verboten werden. So soll Cammerer und Rat dem Apfel als Müller und zugleich Zimmermeister das Melbern bei Strafe verbieten, und den bürgerlichen Bäckern solle aufgetragen werden, sie sollten sich mit mehreren Gattungen von Mehl eindecken und dieses den Bürgern zu einem billigen Preis anbieten.

1745

Auch während des ganzen 30-jährigen Krieges (1618 – 1648) fand in Abach die Fronleichnamsprozession statt. (existiert seit dem 13. Jahrhundert !)

Zum üblichen Ritual gehörte das Läuten mit den Kirchenglocken und das Böllern durch die Schützen. Für Pulver gab man bis Ende des Krieges gewöhnlich 48 Kreuzer aus; die Schützen bekamen in der Regel 1 Gulden Trinkgeld. Nach dem Krieg wurde das Pulver schon ein paar Kreuzer teurer; auch das Trinkgeld für die Schützen wurde üppiger. 1737 werden die bis ad dato einfach „Schützen“ genannte Gruppe die „bürgerlichen Schützen“ genannt. Wenn man die „bürgerlichen Schützen“ nun schon für einen Verein hält, scheint er noch nicht ganz souverän agiert zu haben, weil 17 39 „Bürger und Schützen“ wieder gemeinsam sich „während der Prozession mit ihrem Gezeug zum Schiessen gebrauchen lassen“.

1745 aber wurde Fronleichnam in besonderer Weise begangen: Da lag in Abach gerade die „D`Avantcurtische Companie des löblichen Kronprinzischen Infanterie Regiments“ im Quartier. Sie haben sich, wie es heißt, vor dem Allerheiligsten zum Schießen gebrauchen lassen. Aus Regensburg hatten sie sich 11 Pfund Pulver besorgt, wovon die Nikolaus Pfarrkirche 4 Pfund, die Bürgerschaft 7 Pfund bezahlen musste. Das Fest kam daher etwas teurer zu stehen. Das Pulver allein kostete 2 Gulden 48 Kreuzer, der Transport 10 Kreuzer. Aber weil die Kompanie nach der Prozession auch das Rathaus angeschossen hat, sind „ zu ihrem Trunk 1 Gulden 21 Kreuzer verehrt worden“

1.1.1748

Dieses Datum kann man als den Beginn der Errichtung der geistlichen Schulaufsicht in Bayern, und speziell auch in Abach betrachten. Für diese Feststellung liegt ein „Extrakt aus der Churfürstlichen Instruction, was die bürgerlichen Obrigkeiten in Städten und Märkten des Churfürstentums und der Landen zu Bayern inskünftig absonderlich in Obacht zu nehmen und gehorsamst zu vollziehen haben“, bei den hiesigen Akten:

„15. Und weilen auch an der Kinderzucht nicht wenig, sondern das meiste gelegen, und weil sich die Eltern jedoch in diesem Werk möglicher Weise schlecht bezeigen, und ihren Kindern allerhand Mutwillen vorleben, ist es also notwendig, dass die Schulvisitation mit Zuziehung jeden Ortspfarrers ein – oder das andere Mal im Jahr vorgenommen wird. Die Untersuchung soll sich nicht nur auf die Kinder, sondern auch auf die Sitten und Qualitäten der Schulhalter (Lehrer, A.d.V.) beziehen, ob sie die Kunst und den Verstand haben, andere zu unterrichten, auch bei ihrer Funktion unverdrossen und emsig sind, oder vielmehr dem Trunk, Spazieren gehen und anderem liederlichen Wesen immerzu obliegen, oder auch Bräuhaus, Hand –werker Wirtschaften besuchen und allerhand Hantierungen treiben. Es soll auch verordnet sein, dass die Schulmeister die Kinder, die öfter aus der Schule und der Kinderlehre ohne erhebliche Ursache ausbleiben, nicht nur mit einer Schulstrafe versehen; sie sollen es auch vor den Rat oder vor den Schulherrn bringen, damit deren Eltern, oder Vormünder deswegen zur Rede gestellt, und über die weitere Gebühr verhandelt wird. Sollten aber die Geistlichen und Seelsorger an der höchst notwenigen Christenlehre, an der sich nicht nur die Kinder , sondern auch die Ehehalten und die ledigen Burschen einzufinden haben, kein Interesse zeigen, hätten Bürgermeister und Rat , wenn ihre Erinnerung nichts ausrichten sollte, die Pflicht , diese an gehörigem Ort zu überschreiben, nicht weniger, wenn diese, wie an vielen Orten geklagt wird, nicht den Seelen des armen Mannes geweiht sind, sondern den Stollrechten wider Gebühr. Der Rat müsste auf Heilung ansuchen, wobei übrigens die von einigen Orten bisher bei Schulvisitationen aufgebrachten Mahlzeiten absolut abgeschafft werden. Und in Zukunft soll nur der ordentlichen Schulordnung nachgefolgt werden, in welcher die nähere Instruktion , wie man sich in diesem Fall zu verhalten habe, vorgeschrieben wird.“

In Abach zeigte diese höchste Verordnung offenbar , wenn auch etwas verzögert, Wirkung.

Am 19. 12.1752 richteten Cammerer und Rat an den Herrn Pfarrer Mathias Neuhörl ein Schreiben wegen der Vornahme der quatembermäßigen (vierteljährigen, A.d.V.) Schulvisitation, wobei auf obige Verordnung verwiesen wird.

Man habe keinen Zweifel, dass mit dem Schreiben auch unsere Kinder und Schule gemeint seien. „Wir haben daher beschlossen, eine solche Schulvisitation wie anderer Orts löblichen Herkommens, vorwiegend zur Winterszeit vierteljährig vorzunehmen, und hiermit am kommenden Freitag, 22. des jetzt laufenden Monats Dezember den Anfang machen zu lassen und unsererseits unsere 2 Mit-Ratsfreunde Josef Purz und Johann Gämayr als Schulherrn abzuordnen. Also haben wir für Hochwürden unseren neuen Herrn Pfarrer ein solches intempore notieren und das höfliche Ansuchen stellen wollen, derselbe wolle der überragenden Seelsorge wegen am genannten Freitag der genannten Schulvisitation entweder persönlich beiwohnen oder aber den Herrn Cooperator abordnen. In Vertröstung derselben empfehlen wir uns höflichst Euer Hochwürden christverbundener Cammerer und Rat Abach.“

Die Schulaufsicht war bei den Lehrern, aber auch bei den Eltern nicht besonders beliebt. Sie war aber schon vor 1914 grundsätzlich in der Hand des Staates. Durch Art. 144 der Reichsverfassung von 1919 galt die geistliche Schulaufsicht als überwunden.. Auch in Art. 149 der Weimarer Verfassung ist festgelegt, dass der Religionsunterricht unbeschadet des Aufsichtsrechts des Staates mit den Grundsätzen der betreffenden Religionsgesellschaft ausgeübt wird.( vergleiche auch Reichskonkordat des 3. Reiches !)(Der große Herder, Band 10, Spalte 1215, Freiburg i. Br. 1935)

1754

Dieses Jahr war geprägt durch den Badbesuch der höchsten und gnädigsten Landesmutter Maria Anna Sophia mit dem sie begleitenden Tross.

12.07. 1754

Es wird von der Vorbereitung einer Parade vor der Churfürstlichen Durchlaucht berichtet, zu der die vom Magistrat erwählte Bürgerschaft, die teilnehmen durfte und musste, zu erscheinen hat.

46 Personen haben unter Androhung harter Strafen diesem Befehl zufolge täglich um halb sechs vor dem Rathaus mit Flinten zu erscheinen, um das Exerzieren zu üben.

Mai 1754

Über den Ablauf der Parade:

„Magistratsbefehl

1. Morgen, Mittwoch um 12 Uhr Ortszeit sollen und müssen alle exerzierten Bürger ohne irgendwelche Umschweife und Ausreden mit ihrem Gewehr wohl zugerichtet und geputzt am Rathaus erscheinen.

2. Alle müssen mit rotem Camissel (Leibl), weißen Strümpfen, weißem neu gewaschenen Hemd, schwarzen Flor um den Hals, die vom Magistrat ausgegebenen Mützen wohl aufgesetzt, mit sauber geputzten Schuhen und allesamt nüchtern erscheinen.

3. Es solle sich auch keiner verleiten lassen, sich von dem besagten Paradeplatz zu entfernen, und etwa in die Wirtshäuser zu verlaufen, ohne Wissen des Kommandanten. Es solle ohne Murren gegen den Kommandanten alles ausgeführt werden.“

Es erfolgt noch eine Anweisung wegen der ausgegebenen Patronen, dass nicht etwa ein Rest auf dem Nachhauseweg verpulvert wird. Wer sich an die Anordnung nicht halten wolle, müsse zum Exempel für andere mit einer empfindlich scharfen Strafe rechnen.

08.01. 1756

Johann Martin Reiser verfasst für die Regierung in Straubing einen Bericht über die fernere und jüngste Vergangenheit Abbachs. Er schreibt von einem „Brunnquell mit Röhren durch Wis und Äckher in das im Marckht erbaute bürgerliche Baad- und Gasthaus , das bei 400 Schritt oder einer kleinen viertel Stund lang von der Quell entlegen hereingeleitet ; und ist dieses Baads Gebrauch in vielen Zuständen nutz – und heilsamlich ; wie dan jährlich verschieden Hoch- und Nieder Stands Persohnen sich dessen zu bedienen hierher kommen und einige Wochen lang allhier aufhalten“.

Es wird berichtet , wie ihre Churfürstliche und Gnädigste Landesmutter Frau Maria Anna Sofia geborene Königlich Polnische und Churfürstlich Sächsische Prinzessin solches in höchster Person mit einem Tross von 181 Personen vom 21. Mai bis 26. Juni 1754, 36 Tage lang, zu gebrauchen und Hof zu halten geruht hat. Wie dann deren Durchlauchtigster Gemahl Maximilian Josef Chur- und Landesfürst ihr am 11. Juni aus Nymphenburg kommend den allerangenehmsten Besuch abstattete und die höchste Gnade hatte, das besagte Wildbad in höchsten Augenschein zu nehmen. Wie dann im gleichen Jahr die Durchlauchtigste Frau des Herzogs Franz in Bayern Amalia Maria Anna, geborene Prinzessin von Pfalz Sulzbach vom 13. August bis 4. Oktober, also 53 Tage lang, das besagte Bad hier am Ort gebrauchte, wobei ihr Durchlauchtigster Gemahl die längste Zeit ebenfalls anwesend war. Am Fronleichnamsfest, dem 13. Juni , sei in deren Gegenwart eine Hauskapelle zu Ehren der Mutter Gottes von Altötting eingeweiht worden, und ein Weltpriester habe Primiz gehalten.

1756

Im Notizen- Buch der kath. Pfarrei Abbach berichtet Pfarrer Neuhörl über die Markuskapelle in Weichs :

„ 5. W e i c h s. Zwei ganze Bauernhöfe samt einem Gotteshaus. Allda ist eine Kapelle zu Ehren des hl. Evangelisten Markus, wird aber (auch) drin Kirchweihfest gehalten.

Da in dieser Kapelle, ob selbe schon mit ehrlichen (ausreichenden) Mitteln versehen, je dennoch das Jahr nur einmal, nämlich am Fest des hl. Markus, wo die Pfarr mit dem Kreuz dahin geht, ein Gottesdienst gehalten worden, im Übrigen aber das ganze Jahr öd, das ist ohne hl. Messe, folgend ohne Ehre Gottes und seiner Heiligen, dagestanden.

Also habe ich im Jahre 1756 höchst dorthin die Vorstellung deswegen gemacht und erhalten, dass wenigstens alle Monat eine hl. Messe zu Ehren des hl. Markus sowohl für die lebenden als auch für die verstorbenen Wohltäter gelesen und aus dem Guthaben dieser Kapelle bezahlt würde, wie innen beim Rückschlag bei den Kirchen zu sehen.“(gemeint ist die Kirchenrechnung. A.d.V.)

PS. Die Kapelle in Weichs ist bereits 1590 in einem Visitationsprotokoll des Bistums Regensburg als verödet bezeichnet; sie muss daher schon lange vorher existiert haben. 1224 wurde, wie eine Urkunde Ludwig des Kelheimers in den Klosterakten von Prüfening beweist, Weichs mit dem Burgberg zu Abach um Gründe in Matting und Königswiesen von den Prüfeninger Mönchen eingetauscht. Weichs (wegen des Wassers aus dem Mühlbach !) und der Burgberg wurden damit Herzogsgut und in Abach konnte nun durch den Wittelsbacher die Burg erbaut werden, ohne befürchten zu müssen, dass sie gleich wieder angezündet würde.

1759

Grundriss der Churfürstlichen Rentamts- Umrittskommission Straubing und des Churfürstlichen Pflegegerichts Abach über den „wirklich eingezeigten Burgfried“ von Abach, bestätigt von Franz Xaver Freiherr von Lerchenfeld, wirklicher Kammerer, Regiments-Oberst, Rentmeister und Hauptkastner zu Straubing.

054 Hoehen und Tiefen des 18 Jahrhunderts Abbach um 1760

Um 1760

Aus dieser Zeit berichtet das „Bayerische Hausbuch aus Alt-

Bayern und Schwaben“ (Freiburg im Breisgau, 1981, S. 310) eine liebenswürdige Episode mit dem Titel „Ein ehrlicher Finder“ aus Abach:

„ Folgende Begebenheit beweist, dass es auch unterm gemeinsten Stande noch immer Menschen gibt, die Güte des Herzens genug haben, um eine edle Handlung zu fühlen und auszuüben:

Herr …. verlor jüngst auf seiner Reise nach München unweit Abach bei Regensburg den Weg. Ein Bauer, bei dem er sich, wie er ihn von ungefähr antraf, erkundigte, machte sich eine Freude daraus, ihm denselben zu zeigen, und um sich selbst zu versichern, dass der Fremde denselben nicht mehr verfehlen könne, ging er der Kutsche eine große Strecke des Weges bis nach der Hauptstraße voraus.

Es war ein trübes, stürmisches Wetter und der Pfad für den Wanderer zu Fuß schlecht und unangenehm. An der Stelle dieses Bauern würden vielleicht manche geglaubt haben, nunmehr für die Beschwerlichkeit ihres Dienstes belohnt zu sein, wenn ihnen das, was diesem begegnet ist, widerfahren wäre. – Er fand eine Geldbörse, ohne das mindeste Zeichen, wem sie gehören könnte. Es war ganz ungewiss, ob selbe auf dem Wege, den hundert andere durchwandern, gerade dieser Fremde verloren hätte, und ebenso beschwerlich war es , einen Weg von wenigstens zwei Meilen zu machen, um da auf dem nächsten Posthause den Fremden einzuholen. Aber man besinnt sich nicht lange, wenn man so edel wie dieser Bauer gesinnt ist. Er lief den ganzen Weg zurück, fragte

den Fremden, ob er die Geldbörse verloren hätte. – „Ja“ – „Nun, so hat sie der Herr jetzt wieder!“ Der Fremde wollte ihn belohnen, allein der (.) Bauer sagte: „Nein, Herr, so was verkauf ich nicht,“ und ging ohne Umstände großmütig heim.

Dieses erzählte der Fremde selbst bei seiner Ankunft in München mit dem wahren Anteile eines den Wert der Großmut fühlenden Mannes.“

16.8.1762

Es wechseln zahlreiche Schreiben zwischen dem Markt Abach , dem Landgericht da hier, der Regierung in Straubing und auch dem „Ehrmäßigsten, Fürsichtigsten , Ehrsamen und Weisen, Churfürstlichen, Geliebten Herrn Maximilian Josef“ betreffs einer schrecklichen Heimsuchung, die den Markt und den Umkreis getroffen hat, nämlich bezüglich einer Viehseuche. Zu diesem Zeitpunkt hatte die bösartige, ansteckende Hornviehseuche bereits ganz Bayern im Griff. Als Grund sah man die all zu große und lange Hitze im verflossenen Sommer an. Es war fast kein Gras auf der Weide. Die Tiere hätten viel Staub, Spinnweben und andere Unreinigkeiten gefressen, Futter sei ohne Saft und Kraft gewesen. Die kümmerliche Kost habe eine scharfe Säure im Magen und in den Gedärmen erzeugt. Das Vieh habe vor allem nicht mehr genug zu saufen bekommen. Es sei zuerst traurig da gestanden und hätte die Ohren hängen lassen; dann hätte es gar nicht mehr gefressen und wiedergekaut. Aus dem Maul sei große Hitze und unangenehmer Geruch entwichen. Es hätte auch das wenige stinkige Wasser nicht mehr hinunter gebracht. Am Schluss seien Reißen und Schmerzen aufgetreten. Die Viecher hätten mit den Füßen gestampft und gescharrt. Schließlich seien sie vor Mattigkeit hingefallen und krepiert.

Den Ursprung der Seuche vermutete man in Ungarn und sie habe sich bei den Hin- und Wiederzügen der Reichsarmee ausgebreitet, und auch weil sich die Viehhändler das Schlachtvieh aus den großen ungarischen Rinderherden besorgt hätten, hätten dorthin üppige Kontakte bestanden.

Die Regierung reagierte mit einer Instruktion, wie man sich mit dem gesunden, erkrankten und wirklich krepierten Vieh zu verhalten habe. Verstöße dagegen wurden schwer bestraft. Viehmärkte wurden allgemein verboten

Am 7. Oktober 1762 wurden in Abach noch 68 gesunde Rinder gezählt, aber auch 57 krepierte, 23 geschlagene (notgeschlachtete, A.d.V) und 6 z. Zt. noch kranke. Am 21. Oktober versichert der Cammerer im Auftrag der Gemeindeverwaltung an das hiesige Pfleggericht, dass alle nötigen Vorkehrungen getroffen seien: kranke Tiere seien separiert, dürften nicht mehr geschlachtet und genossen werden. Ställe und Wässer würden gesäubert. Bei Zuwiderhandlungen müssten die Bauern mit empfindlichen Strafen rechnen. Man habe alles Nötige also veranlasst.

Am 29. Oktober signalisiert der Markt Abach an das Pfleggericht etc. Entwarnung:

„ (..)betreff der Viehseuche (..) haben wir berichten wollen, dass, Gott sei höchster Dank gesagt, dem Ansehen (Anschein , A.d.V.) nach, die Viehseuche in hiesigen Markt aufgehört haben müsse, weilen schon viele Stück Vieh anderwärtig hergebracht worden seint, welche bis dato frisch und gesund sich befinden , folgsamb (folglich, A.d.V.) seither keine Curativ- und Präservativmittel zu gebrauchen vonnöten gewesen. Sollte aber, Gott verhüte es, sich wieder eine Veränderung ergeben, wird man nicht ermangeln, Ihrerselben zu überberichten. Bis dahin aber aus Gehorsam empfohlen. (..) Euer Gestreng Gehorsamer Cammerer etc.“

Rindviehseuchen traten auch in der Folgezeit immer wieder auf:

Am 4. Dezember 1817 schrieb das Königlich Bayrische Landgericht in Kelheim im Regenkreise an das Bürgermeisteramt in Abbach:

„Da in Schierling und der sonstigen Gegend eine Seuche unter dem Rindvieh herrschet, so kann zum nächsten Markte, dem 7. d. Mts. zu Abbach vom rechten Donauufer kein Rindvieh zugelassen werden. Das Bürgermeisteramt hat daher durch Aufstellung von Posten der Landwehr jedes Rindvieh von dieser Seite zurückzuweisen.“

Am 1. April 1819 erteilt das Landgericht dem Markt Abbach eine Rüge: „ Da nach vorliegender Anzeige der Magistrat des Marktes Abbach sich unterfangen hat, am 28. März Rindvieh auf dem Markte zuzulassen, da doch wegen der im hiesigen Landgerichts-Bezirk herrschenden Viehseuche aller Verkehr strengstens verboten ist, und dieses Verbot nicht nur am 13. Dez. v. J.im Markte Abbach öffentlich verrufen, sondern auch unterm 13. Jänner l..J. wiederholt wurde, so hat sich der Magistrat binnen 8 Tagen standhaft (ohne Verzug, A.d.V.) zu verantworten, warum dieses oberpolizeiliche Verbot nicht geachtet wurde.“

15. 05. 1784

Brief des Cammerers und Rates von Abbach an den Landesherrn zum Eisgang und seinen Folgen mit der Bitte, eine Kollekte in ganz Bayern abhalten zu dürfen. Beglaubigt vom Kurfürstlich Pfalzbayrischen Pfleggericht Abach, von Pfarrer Martin Mayer und vom Bischöflichen Stuhl in Regensburg, alle mit Unterschrift und Siegel:

„Welch eine der schrecklichsten Verheerungen der den 28. Hornung beschriebener Eisgang der Donau und hierauf erfolgtes unerdenkliches Hochwasser, so genauer 10 Tage die Häuser 14 Schuh hoch unter Wasser gesetzet, in dem Markt Abbach angerichtet hat, lässet sich in Kurzem nicht beschreiben.

Den Schaden auch gleich nach dem Wasser vom hiesigen Kurfürstl. Löblichen Pflegegericht eidlich über 21000 Gulden geschätzt.

Nach solcher Schätzung aber hat bei unserer Marktskapelle sich ein Baufall geäußert, dass die ganze Kapelle neu hergestellt werden muss, und eben vom gedachten Gericht die Kosten über 2000 Gulden festgestellt worden. Unsere Unglücke sind zu groß, dass (…)“

März 1786

Vorläufige Kostenaufstellung für die Schäden vom 28.2.1784 an der Kirche; Beschreibung des Schadens:

„Was zur Erbauung der durch die vielen Hochwasser und besonders den im Jahr 1784 vorgewesten Donau-Eisgang und übergroße Gusswasser ruinierte Marktskirche dermalen schon für Unkosten erloffen (entstanden) (..)

Anfangs glaubte man die Marktkirche nur durch Auswechslung der Giebelmauer zu reparieren und wiederum in brauchbaren Stand herzustellen. Wie aber abgebrochen wurde, wurde man gewahr, dass nicht nur der ganze Dachstuhl an Holzwerk völlig vermodert und die Mauern durchaus so mürb waren, dass die Steine von sich selbsten wegfielen..

Dahero, weil die marktseigene (wegen der) zu hoch auf dem Berg entlegene(n) Pfarrkirche zur Administrierung (Verrichtung) der hl. Sakramente höchst notwendig, man auf die Neuerbauung dieser Kirche bedacht sein musste.

So auch bei ansonsten gnädigst gewährten Geschenken mit wohllöblichem Konsens der Rentamtsdeputation wurden also zum Turm Baarsäulen (für Empore) und Steil Rüsten (Rüststangen) gekauft 24 mittlerer Reisel, das Stück 3 Gulden = 72 Gulden (……)

Summe 2162 Gulden 8 Kreuzer 2 Heller.

Kammerer und Rat des Kurf. Marktes Abach

Wolfgang Alzinger, Amtskammerer (Glaser)

Josef Quirin Nikendey, Marktschreiber.“

Es wurde bis 1790 abgerechnet. Die Abrechnungen wurden von der Rentamtsdeputation in Straubing wegen Ungenauigkeit beanstandet, dem Einspruch wurde aber bis 1795 tapfer widersprochen.

1791

Obwohl in Abach unter Carl Theodor strenge Rauchfangkontrollen durchgeführt und Verstöße streng und unnachsichtig geahndet wurden, brannte es bei eng anliegenden Schupfen und Scheunen und auch Wohnhäusern aus Holz und bei dem häufigen Gebrauch von offenem Feuer nicht selten. Man musste gegen derartige Katastrophen jederzeit gerüstet sein.

So wurde im Jahre 1791 im ganzen Land Bayern, und speziell auf Abach zurechtgeschnitten, folgende Feuerwehr-Dienstordnung erlassen und 1804 unter Churfürst Max Josef, später König Max I. Josef, erneuert.

„Feuer Arbeith Sublepartition (transskribiert, nicht korrigiert)

Welchergestalten die alhiesigen aus 100 Haushalten bestehende Bürgerschaft bei einer, so Gott gnädig abwendten wolle, entstehenden Feuers Brunst sich gebrauchen zu lassen. Zu unterthänigster befolgung der gnädigst emanierten algemeinen Feuer Ordnung vom 30. März dieses Jahres verfast den 26. August 1791.

Im Folgenden wurden die Dienste nach Hausnummern und Eignung der Personen auferlegt .

Feuer Commissare:

48 H. Bartholomäus Jungmann, Kammerer

66 H. Franz Xaver Kellner

82 H. Balthasar Koch, Kammerer

Wann in dem Markht Feuer erntstehen sollte, haben sich die Hausaigentümer Maurer, und Zimmerleuth an den Ort der Brunst zu begeben.

Es folgen 10 Hausnummern und Personen mit Namen.

Zur Bewahrung der Mobilien annoch in dem Haus der Brunst kommen

Es folgen vier Hausnummern und Personen mit Namen.

Zur Verwahrung der Mobilien an dem Ohrt, wo solche hingebracht werden

Es folgen vier Hausnummern und Personen mit Namen.

Solche Mobilien von dem Brunsthaus an den Verwahrungsort zu bringen.

Es folgen 5 Hausnummern und Personen mit Namen

Mit Hand Arbeith.

Es folgen neuen Hausnummern und Personen mit Namen.

Die vorhandenen 3 kleinen Sprizen Halter zu dirigieren.

42 H. Wolfgang Geigl

65 Andre Gierstorfer

85 H. Anton Thiermayr

Die 3 vorhandenen großen leitern.

Es folgen sechs Hausnummern und Personen mit Namen.

Die Feuerhaken anbieten den Zimmerleuten und Maurern

Es folgen acht Hausnummern und Personen mit Namen.

Die ledernen Feuerkübl rund zu gebrauchen von den Knechten, die sich also zum löschen gebrauchen lassen.

Es folgen vier Hausnummern und Personen mit Namen.

 Ferner lassen sich zum Löschen gebrauchen und erscheinen mit kleinen Züllerln.

Es folgen acht Hausnummern und Personen mit Namen.

 So haben auf dem wagen in Wannen und Züllen Wasser herbeizuführen

Es folgen sechs Hausnummern und Personen mit Namen.

Bei guter Ordnung zu halten müssen nachstehende Bürger Wacht halten.

Es folgen 15 Hausnummern und Personen mit Namen.

Bei der Donau müssen Wasser einschöpfen.

Es folgen sechs Hausnummern und Personen mit Namen.

Nr. 64 H. Präm, Bader mit seinen Gesellen ist nahe bei der Brunst mit Verbindtzeug

Nr. 96 Der Schulmeister versammelt die Kinder auf der Schul

Die Markts Kappel bewahrt der Kantor mit dem Fiehhüther

Nr. 61 Der Rat und Marktsdiener Franz Schmid mit dessen Eheweib ist zur Zeit der Brunst der Feuer Commission nahe

Die Feuer Arbeit Sublepartition ist von der Kurpfalz Bayrischen Hochlöblichen Oberen Kanzlei Regensburg Sub Dato 7. Sept. anno 1791 Gnädigst Ratificiert worden.

Siegel

Kammerer und Rath

Kurfürstl. Markts Abbach

Nr. 64 H. Präm, Bader mit seinen Gesellen ist nahe bei der Brunst mit Verbindtzeug

Nr. 96 Der Schulmeister versammelt die Kinder auf der Schul

Die Markts Kappel bewahrt der Kantor mit dem Fiehhüther

Nr. 61 Der Rat und Marktsdiener Franz Schmid mit dessen Eheweib ist zur Zeit der Brunst der Feuer Commission nahe

Die Feuer Arbeit Sublepartition ist von der Kurpfalz Bayrischen Hochlöblichen Oberen Kanzlei Regensburg Sub Dato 7. Sept. anno 1791 Gnädigst Ratificiert worden.

Siegel

Kammerer und Rath

Kurfürstl. Markts Abbach

Es handelt sich hierbei noch um eine Pflichtfeuerwehr oder Bürgerfeuerwehr. Die Freiwilligen Feuerwehren entstanden in unserer Gegend in den 1870er Jahren, nach Gründung des 1. Reiches.

Anschub war bei uns die distriktspolizeiliche Feuer-Lösch-Ordnung für die Gemeinden des k. Bezirksamts Kelheim Ziff.13 vom 10. März des Jahres 1873.

( Sehr früh Abbach 1872 – Oberndorf 1874 – Kapfelberg 1874 -Saalhaupt 1877 – Dünzling 1878 – Peising, Revitalisierung nach dem Krieg 1950) )

1796

wurde an der Straße nach Saal zwischen der Dantscher Mühle und Eiermühle einerseits und der Donaumühle andererseits, außerhalb des Ortes, vom Churfürsten Karl Theodor das Löwendenkmal mit der Inschrift an der Felswand errichtet. In der Folgezeit hat man, wie 1827 berichtet wurde, die Schrifttafel sehr vernachlässigt, weil ein Wassergraben darüber , der sie schützen sollte , Jahre lang nicht geräumt wurde, und so die Buchstaben aus der Tafel heraus geschwemmt und –gewittert wurden.

1797

Wie schon erwähnt, wurde der Bürgerschaft zur Anlegung einer Schießstätte 1735 ein Wiesfleck überlassen. Die Wiese wurde aber bis 1797 nur wenig oder gar nicht dem Zweck entsprechend genutzt. Deshalb sei sie im gleichen Jahr als Acker rekultiviert worden.

Von |2023-12-03T15:31:15+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

055: Merkenswertes aus dem 19. Jahrhundert

Gegebenheiten/ Entwicklungen

14. 07. 1800

Wir finden in einem Schadensregister des Marktarchivs folgende Aufzeichnungen aus den Napoleonischen Kriegen: „Was die Bürger des Marktes Abbach am 14. Juli 1800, an welchem Tag leichtere Truppen durch den Markt gefochten haben, erlitten. Auch die Kaiserlichen haben über 20 6-pfündige Kugeln in die Bürgerhäuser geschossen. Vom 23. bis 31. Dezember wurde der Markt beschossen und geplündert.“

Es werden die von den französisch – republikanischen Truppen vorgenommenen Reparationen aufgeführt und den Bürgern namentlich zugeordnet, welchen Schaden sie erlitten haben an:

genommenen und gefordertem Geld, Weizen nach Münchner Metzen, Korn und Gersten nach Metzen, Zentner Hafer, Schober Heu, Stroh, Vieh und Fleisch, Brot nach Maßstangen, Holz, Wagen und Pferden, Bier nach Eimern, Branntwein, Viktualien aller Art, Fahrnis und handwerklichen Fabrikaten, Gebäuden, Äckern und Wiesen. Es folgen dann sechs doppelte Folioseiten an detailliert bezeichneten Schäden.

1800

Aus dem Vormerkungsbuch der Churfürstlichen Marktskammer zu Abbach geht hervor, dass man sich daran machen müsse, eine regionale Haus- und Grundsteuerliste anzulegen. Es erging ein Schreiben der Marktverwaltung von Abbach an die Regierung in Straubing wegen der Vorlage von Steuerlisten.

Es sei eine ordentliche Steuerbeschreibung für die Gründe hier vor Ort gar nicht vorhanden.

Es könne nur von den marktrechtlichen , die Häuser betreffenden Briefen, wie das Landgericht sie attestiert, ausgegangen werden.

Die Grundstücke seien aber alle teils zum hiesigen Landgericht und Rentamt, teils zum Kloster Prüfening und Weltenburg grundbar.

In den Grundbriefen finde man ganz selten etwas (Entsprechendes) und es habe alles keinen rechten Zusammenhang.

Man versuchte eben, sich aus weiteren überregionalen Abgaben herauszuwinden.

Um 1800

Aus dem Vormerkungsbuch ist weiter ersichtlich, dass das „Schulhäusl“ des 17. und 18. Jahrhunderts (wahrscheinlich das älteste) in der Kochstraße stand. Es war damals die Hausnummer 96 neben dem Hüterhaus (95); 2004 Hs. Nr.31 („Peters Stüberl“) in der Kochstraße.. Es sei hier auch erwähnt, dass 1880 an der Ecke Römerstraße/ Jungferngassl noch das Arm-Mädchenheim der Anna Koller existierte. (Beachte den Straßen- und Hausplan um 1800:

Kochstraße / Straubinger Straße!) Wo es nun um die Schule in Abbach geht, sind an dieser Stelle auch Erinnerungen an das „Frühmeß- und Schulbenefizium“ (1470/1733/1818) zu empfehlen. Man lese Heft 29 SS. 14/16/20 und Heft 30 die Abhandlungen über die Schule.

Um 1800

Unter Karl Theodor (bis 1799) herrschte eine verzweifelte wirtschaftliche und kulturelle Lage wie in ganz Bayern so auch in Abbach. Die französischen Armeen überfluteten Süddeutschland. Die Bayern waren widerwillige Verbündete der Österreicher.

Eine der vorhandenen zahlreichen Einquartierungslisten (von 1796 bis 1799) lässt das allgemeine Unbehagen über die unerwünschten Gäste erahnen. Max III. Josef, später Max I. Josef (als erster König von Bayern von Napoleons Gnaden), bemühte sich um die Lostrennung Bayerns von Österreich und um Neutralität. Doch um 1800 überzogen die Franzosen unter Napoleon ganz Süddeutschland. Weil Napoleon das Losschlagen Preußens erwartete, ließ er auch nach 1806 seine Truppen in Bayern. (Quartierplackerei !) Im Herbst 1806 zogen die Bayern mit den Franzosen gegen Preußen. 1812 ließen sie sich, voll Unbehagen zwar, in den russischen Feldzug mit hineinziehen. (33 000 Bayern waren dabei).

1797 – 1809 fand die österreichische Erhebung während Karl Theodor und Max I. Josef statt. Von den durchziehenden Truppen wurden große Schäden angerichtet. Es liegen hier im Archiv ungezählte Klagelisten vor. (Stapel ca. 30 cm hoch !) Die finanziellen Lasten wurden verteilt und bis etwa 1820 vom Markt mit und gegen die Bürgerschaft abgerechnet.

Die Bürgerschaft – es wurden 100 Bürger zu Grunde gelegt – sollten auch für die französischen Spitäler in der näheren Umgebung 110 Gulden bezahlen. Die Gemeinde bat, diese Last zu erlassen oder wenigstens zu halbieren, nachdem von den nur 88 vorhandenen Bürgern nur 20 zahlungsfähig seien. Es seien auch schon ungeheuere Quartierlasten zu tragen.

04.05.1801

Bisher seien schon 18 000 Mann da gewesen. Heuer seien es schon wieder 4139 Offiziere und Gemeine gewesen.

Aber es gab keine Gnade ! Die erneute Aufforderung, zu zahlen, kam am 15.04. an. Am 30.04. ging der nächste Bittbrief ab. Am 04.05. kam die neue Aufforderung, sich zu fügen. Die 110 Gulden mussten beschafft werden. Es handelte sich um den Gegenwert von 2 schlachtreifen Ochsen.

19. 04. 1809

Napoleon nahm in Hs. Nr. 37 Quartier. Das Haus stand an der Stelle der Raiffeisenbank und ist heute abgebrochen.

Juni 1809

Es wurde in Abbach ein Schadens – Beschreibungs – Protokoll angelegt, was dem Königlich bayerischen Markt insgesamt bisher widerfahren ist, wie die Soldateska, die auf der beschädigten Burg Quartier genommen hatte, gehaust hat.

Was bisher von der Burg noch bestand, wurde nun vollends ruiniert.

1816

In Abbach ist der Bäcker und Lehrer Lorenz Schindlböck in Haus Nr. 58 (jetzt Schulbruck, Paintner- Spenglerei) verbürgt . Nach seinem Tode verdiente sich seine Witwe Katharina Schindlböckin ihren Lebensunterhalt mit Rosoliobrennerei (Branntweinherstellung). Schindlböck war der letzte in Abbach tätige profane Schullehrer. Nach ihm trat die Reihe der Schulbenefiziaten – nach anfänglichen Schwierigkeiten zwar – den Dienst an. Der erste war der bisherige Kaplan Pfeifer, den es aber wegen der schlechten Dotation nicht lange in Abbach hielt. Er wollte als Cooperator nach Niederleierndorf.

28. 12. 1817

Seine Majestät König Ludwig I. stimmte endlich der offiziellen Errichtung des Schulbenefiziums zu, allerdings unter der Bedingung, dass der Schulbenefiziat für seinen Lebensunterhalt hinreichend dotiert sei. Es müssten die Erträgnisse der Parthschen Stiftung von 1564 und die Kapitalien und Erträgnisse des Frühmessbenefiziums von 1470, das nach seinem Verfall im 30-jährigen Krieg 1732 wieder errichtet worden war, in das Schulbenefizium mit einfließen.

Nachdem der Markt Abbach ein rechnerisches Einkommen von jährlich 395 Gulden 20 Kreuzer in Aussicht stellte, stimmte am 20.01.1818 auch das Bischöfliche Ordinariat Regensburg zu. Das Schulbenefizium war nun errichtet.

1817

Nach 1816, das infolge von Misswuchs und Nässe ein Hungerjahr war, wuchsen die Mehl-, Brot- ,Fleisch- und Bierpreise ins Unerschwingliche. So sah sich das Königliche Rentamt in Kelheim veranlasst, für die einzelnen Viktualien die Preise herunter zu fahren. 1817/18 kostete das Schaff Weizen 41 Gulden 15 Kreuzer, von Korn 38 Gulden, von Gerste 29 Gulden , von Hafer 10 Gulden 15 Kreuzer. 1818/19 durften für Weizen nur mehr 12 Gulden 30 Kreuzer, für Korn 9 Gulden 48 Kreuzer, für Gerste 6 Gulden 18 Kreuzer, für Haber 4 Gulden 54 Kreuzer verlangt werden.

Auch für die einzelnen Lebensmittel wurde daher eine neue „Satz“ erlassen.

Es galt:

1 Pfund bestes Ochsenfleisch 10 Kreuzer

1 Pfund geringeres 9 Kreuzer

1 „ Kuhfleisch 8 Kreuzer

1 „ Kalbfleisch 9 Kreuzer

1 „ Schaffleisch 7 Kreuzer 2 Pfennige

1 „ Schweinefleisch 12 Kreuzer 2 Pfennige

Für das Überschreiten der Preise wurde eine Geldstrafe ( z.B.

5 Reichstaler für den Metzger) angedroht. Die Satz wurde laufend aktualisiert.

Für die Maß Sommerbier durfte der Brauer 4 Kreuzer 2 Pfennige verlangen. Der Wirt 5 Kreuzer.

Es wurde auch das Gewicht für die 1 und 2 Kreuzer- Semmel, das Ein und 2 Kreuzer Röckel und für den 1 Metzen- bis 1/16- Metzenlaib (von 40 Kreuzern bis 2 Kreuzer 2 Pfennige) genau festgelegt. Die „Setzer“ führten unerbittliche Kontrollen durch. Im Übertretungsfalle zerschnitten sie die Brote, so dass sie nur mehr zu Schweinefutter taugten

 1818

Das Schulhaus befindet sich seit 1813 im Markt beim Rathaus. (2004:Gasthaus zur Post). Es war baulich in desolatem Zustand. Die Reparatur wurde daher 1815 in Angriff genommen. Weil aber das bewilligte Geld ( 216 Gulden 4 Kreuzer) nicht reichte, musste man eine zusätzliche Steuer erheben, um die neuen Kosten von 281 Gulden 3 Kreuzer aufzufangen. Für die Schule wollte man am besten auch das alte Gebäude auf dem Berg (2. Schulhaus in Abbach/ Nr. 60; nach den Stufen, heute Jungferngassl 3) reparieren, obwohl dessen Verkauf längst beschlossen war. Da stellte sich 1819 die Regierung des Regenkreises dagegen. Der Platz auf dem Berg sei ungeeignet, war das Argument. Die Schule müsse so lange in das reparierte Rathaus einziehen, und zwar binnen 14 Tagen, bis man einen geeigneten Platz angeboten habe. Das alte Schulhaus auf dem Berg (Nr.60) sei sofort zu verkaufen.

 28.12.1818

Im Auftrag des Königs bringt das K. Landgericht Kelheim auch dem Magistrat zu Abbach in Erinnerung, dass ein Gemeindewappen nur geführt werden dürfe, wenn der 100-jährige Gebrauch desselben nachgewiesen werden könne. Man solle die Verleihungsurkunde vorlegen.

 30.12.1818

Der Magistrat in Abbach musste sich nun zum Aufenthaltsort des Wappenbriefes äußern. Man antwortete, dass man im Repertorium nachgeschaut habe. Dort heiße es, dass er sich in Schublade 1 befinde mit der Signatur Nr.11 „ des Marktes Abbach Wappenbrief von 1486.“ Aber er sei dort als Nachweis nicht vorhanden.

Man könne aber auf ein steinernes, mit einem silbernen Deckel versehenes und silbernem Reif beschlagenes und vergoldetes Krügel verweisen, auf dessen Deckel sich in der Mitte das Markswappen befinde. Die Umschrift um den Krug weise auf das Jahr 1624 als Entstehungszeit hin. Damit sei schon der 200-jährige Gebrauch des Wappens dargetan. Es gebe auch zwei Abdrücke von der Urkunde, von denen der erste wenigstens 300 , der zweite weit über 100 Jahre alt sein müsse.

 02.03.1819

Im Auftrag des Königs hackt die Regierung des Regenkreises nach, wenn schon aus der Registratur des Marktes der hundertjährige Gebrauch des Marktwappens nicht nachgewiesen werden könne, so sollten sich doch wenigstens im Besitze von Gemeindegliedern Dokumente , wie z.B. Kaufbriefe, Übergabsbriefe etc. befinden, die mit dem Markssignet gefertigt sind.

 02.03. 1819

Der Magistrat von Abbach übergibt der Regierung den Wappenbrief, den man bei der Einrichtung der Marktsregistratur (angeblich nun) gefunden habe. Nach Einsichtnahme solle man ihn an die Registratur zurückschicken. Die Regierung ließ sich offenbar bluffen, indem sie den wahren Zeitpunkt der Entstehung des Dokuments nicht erkennen konnte. Das Original ist bis heute nicht aufgefunden worden. (A.d.V.)

 14.04.1819

Man habe den am 02.03. d.J. vorgelegten Wappenbrief aus dem Jahr 1486 eingesehen und schicke ihn zur guten Aufbewahrung nach Abbach zurück.

 1827

existierten nach dem Grundakt der königlichen Steuerkataster- Kommission in Abbach 104 Hausnummern, im Dorf Schlossberg 16, in Au drei, in Weichs zwei. Die meisten der genannten Besitzernamen sind 2004 in der Geschichte versunken. Auch nur wenige der in jener Aufzählung vorkommenden Gassen und Wege sind heute noch gebräuchlich, soweit sie nicht ein neueres Nostalgiebedürfnis wieder in Erinnerung brachte, z.B. Weißgerbergasse, Jungferngassl, Haslbrunnweg, Prallergassl, Schopperplatz.

Aus der Kammerrechnung dieses Jahres kann man auch ersehen, dass Gemeindehaus, Schulhaus und Hüthaus eine Einheit sind. Dort wohnen auch der Gemeindeschreiber, die Gendarmerie und der Schulbenefiziat. Ebenso befindet sich dort die Fleischbank und das Brothaus.

Das Hochwasser richtete Jahr für Jahr, besonders in den Jahren 1784, 1819 und 1825, verheerende Schäden an, weswegen man über eine Flucht des Rathauses auf den Schlossberg nachdachte, was dann 1845 verwirklicht wurde.

Das Inventar im Rathaus war nicht gerade bescheiden, wenn man bedenkt, dass auch die Feuerwehrrequisiten dort gelagert waren. Im 1827er Jahr wurden zur großen Feuerlöschmaschine samt Schläuchen und 27 alten Wassereimern, eine neue Löschmaschine, sieben Feuerleitern, drei Feuerhaken, 24 neue voll eicherne Wassereimer, vier neue Feuerleitern, vier neue Haken, zwei Vorhangschlösser, zwei Gabeln zum Auf- und Abhängen der Eimer angeschafft.

Auch für Maß und Gewicht war das Rathaus zuständig. Es gab da ½ Münchner Metzen, ein Messgeschirr aus Zinn, ½ Messgeschirr, einen blechernen Dreißiger und ebenso einen halben blechernen Dreißiger, ein 230 Pfund Steingewicht, eine kleine gelbblecherne Waage, ebenfalls eine aus Eisenblech, einen Einsatz aus Messing zu 2 Pfund, einen 1 Pfund schwer, ein eichernes Ellenmaß, einen eisernen Waagbalken.

Es waren auch einige Wertgegenstände vorhanden z. B. :

Eine Konstitutionsmedaille, eine Auszeichnungsmedaille für den Bürgervorstand, 1 Schaumünze von dem 25-jähigen Regierungsjubelfeste.

1 silberner Becher 8 Loth schwer, eine vergoldete Kanne 24 Loth schwer, 1 steinerner mit Silber und vergoldeten Streifen beschlagener Krug 16 Loth 2 Qu. schwer.

 15. 02. 1827

Es wurde wieder einmal eine zusammenfassende Beschreibung des Marktes und der Umgebung verfasst. Aus dieser erfahren wir, „auch finden sich außer dem Markte östlich an dem Wege nach dem Dorfe Poigen im sogenannten Luger Steinkohlen. Im Jahre 1803 machte ein Kaufmann hierüber einen Vorschlag und hatte bereits gegen 20 Fuß hineingegraben. Aber da brachen zum Glück gerade, da er heraus war, die Bolzen , welche von schlechtem Statikwerk waren; und die Unternehmer, welche am nämlichen Tage den Bruch besichtigen wollten, fuhren ab, ohne mehr die Sache nachzuforschen.

Jedenfalls verdient es bemerkt zu werden, indem (=dass. A.d.V.) hier, wenn eine Dampfschifffahrt an der Donau errichtet werden sollte, Steinkohlen in hinlänglicher Menge vorhanden sind.“

In diesem Bericht wird auch von der Burg gehandelt : „Von dem Schloß gibt die Tradition Nachricht, dass selbes mit dem Markte durch einen unterirdischen Gang verbunden sein solle, eine Spur hiervon aber ist nirgends sichtbar.“

(PS. In den Jahren 2002 / 03 erinnerten sich die Bürger ( Karl Schillinger und Willi Kellner), dass man beim Bau des Kanals an der Schulbruck im Jahre 1950 vermutlich auf einen unterirdischen Gang zur Burg gestoßen sei. Dieser Gang habe im Markt beim Anwesen Reisinger/Karl/Schillinger seinen Ausgang gehabt, und der Eingang bei der Burg sei nach Grabungen durch einen Merkstein markiert worden.)

Der Turm heiße nach der Tradition „Hungerturm“, habe 48 Fuß Durchmesser und scheine als Gefängnis gebraucht worden zu sein.

Im Schoss befinde sich ein gemauerter Brunnen, der aber aufgefüllt sei. Er sei so tief, dass man lange hätte horchen müssen, bis man einen hineingeworfenen Stein hätte aufschlagen hören.

Aus dem erwähnten Bericht von 1827 können wir auch entnehmen: „Die gegenwärtige Kultur ist vorzüglich Ackerbau , und es wurden seit 1803, als die hiesigen Kastenhölzer von der Bürgerschaft gekauft wurden, über 100 Tagwerk Holz in Acker umgeschaffen. Die Gewerbe sind verhältnismäßig gemäßigt, bei Getreideausfuhren nach Österreich ist Abbach der lebhafteste Ort.“

Unter „Natürliche Produkte“ wird wieder einmal auf das Wildbad Bezug genommen. Das Wasser enthalte Schwefel und Salpeter, es sei aber nicht nur eine Quelle vorhanden, sondern noch zwei weitere, darunter eine sog. „Eisenquelle“ oder „Stahlwasser“, 400 Schritt außer dem Markte, am Weg nach Peising und Teugn. In einem Fluss (gemeint ist wohl der Mühlbach. A.d.V.) würden die Quellwasser gemischt, aber sie seien alle ungenutzt. Nur manchmal tränken titulierte Badegäste das Wasser, das einen bitteren Geschmack hätte; sie würden dann zum Erbrechen gereizt.

16.08.1832

Das königliche Landgericht in Kelheim wird von der Regierung des Regenkreises davon in Kenntnis gesetzt, dass man zu Abbach im Inneren des Hungerturmes dem Umfang nach ungenehmigte Grabungen vorgenommen habe, die nicht fortgesetzt werden dürften. Für den Wiederholungsfall wurden strenge Strafen angedroht.

1835

Nach der Betrachtung der Lebensmittelpreise von 1817 dürfte es nicht uninteressant sein, sich auch die Löhne genauer anzuschauen. Nehmen wir uns das Gesinde im Pfarrhof als Anschauungsbeispiel:

Der Baumann ( Verwalter/ 1. Knecht) ) Michael Renner bekommt einen Jahreslohn von 45 Gulden.

Nach der Ernte 4 Gulden 48 Kreuzer Trinkgeld. Von jedem verkauften Schaff Getreide erhält er 6 Kreuzer. Täglich bekommt er eine Maß Bier. Es gibt für ihn ein jährliches Darangeld von 2 Gulden 24 Kreuzern, dazu 1 Pfund Schuhschmiere.

Der andere (zweite) Knecht Michael Franzmüller bekommt einen Lohn von 32 Gulden, für ein Paar Schnürschuhe 4 Gulden, für die Leinwand 3 Gulden, ein jährliches Drangeld von 1 Gulden 21 Kreuzern. Dazu 1 Pfund Schuhschmiere.

Der Knecht Georg Blaicher erhält einen Lohn von 40 Gulden, 2 Hemden ( 8 Ellen), ein feines und ein grobes – und 5 Ellen zu Beinkleidern und Jäckchen, jährliches Drangeld 1 Gulden 12 Kreuzer, ein Pfund Schuhschmiere.

Die Große Dirn bekommt einen Lohn von 25 Gulden, für ein Paar Schnürschuhe 3 Gulden, für einen Rock 4 Gulden, 10 Ellen feine und 10 Ellen gröbere Leinwand oder dafür 4 Gulden, 1 Viertel Wachs, 1 Pfund Schuhschmiere, jährliches Drangeld von 1 Gulden 12 Kreuzern.

Die Kleine Dirn Magdalena Kiendl bekommt einen Lohn von 20 Gulden, für ein Paar Schnürschuhe 3 Gulden, für einen Rock 4 Gulden, 10 Ellen feinere und 10 Ellen gröbere Leinwand, oder dafür 4 Gulden, 1 Pfund Schuhschmiere und ein jährliches Drangeld von 1 Gulden.

Die Kleinmagd Gertraud Ett l(….) (Text verdorben)

Die Köchin Katharina Muhr bekommt einen Lohn von 45 Gulden, zum Namenstag 2 Gulden 42 Kreuzer, zum neuen Jahre 2 Gulden 42 Kreuzer, ½ Pfund Wachs.

NB. Wachs benötigte man außer zu religiösen Zwecken auch zur Beleuchtung von Zimmern und für die Laterne. Elektrische Beleuchtung gab es noch nicht.

Es bleibt zu bemerken, dass der Gulden 60 Kreuzer hatte. Im Jahr der Umstellung vom Gulden zur Reichsmark 1875/ 76 der Gulden mit 1, 71 RM getauscht wurde.

27.03.1835

An diesem Tage kaufte Johann Christian Ludwig Ziegler, * 04.04.1801 in Wunsiedel; + 01.04.1887 in Abbach, die Mühle in Au bei Abbach (Donaumühle) von Andreas Dietrich mit 32 Dezimal Grund, 7 Maß Wasser pro Sekunde und 55 Fuß Gefälle. Um den Preis von 2100 Gulden.

Die Ziegler (3 Generationen bis 1919, evangelisch ) waren Spinnereibesitzer und Tuchmacher in Abbach-Au (Später Haus „Waldfrieden“), Förderer des Weinbaus um Abbach und Oberndorf, Initiatoren des Braunkohleabbaues rund um Abbach. Christian war auch Gründer eines Gesangvereins, der in die„Liedertafel“ mündete. Er und sein Sohn Friedrich waren einflussreiche Kommunalpolitiker in Abbach – Schlossberg und Abbach. Christian Ziegler schrieb vom 19. bis zum 86. Lebensjahr ( 1834 – 1886) umfangreiche Tagebücher.

Inge Ziegler aus Kelheim, die Frau des Urenkels Friedrich Ziegler, stellte mir freundlicherweise Auszüge dieser Tagebücher , aus denen ich zitiere, zur Verfügung.

6. Juli 1834 : „Die Leute hier sind alle gut katholisch und tun sich etwas drauf zu Gut. Einen intimen Freund konnte ich soweit hier nicht finden. Es gibt viel Feiertage, Kirchweihen noch mehr, lockere Gesellen am meisten. Ich habe Ursache, über meine strengen Sitten zu wachen (…)

Vergangenen Dienstag zogen hier 800 Mann Österreicher zur Ergänzung nach Mainz vorüber, welche den Doppeladler, der an mein Haus gemalt ist, betrachteten. Letzten Freitag, (..) sah ich den schönen Schützenzug auf das Schießhaus im Beisein eines Teils der Königlichen Familie.(….)

Am 25. November 1834 brachte der Fuhrmann Kozmann und Deutschbock meine Maschinen von Eupen, die in Offenbach übergeladen wurden. Es sind die ersten Cocerill’schen Spinnmaschinen, die im Regenkreis aufgestellt werden. Die Kreisregierung fand (es) auch für gut, mich für das beifällige Lob zu ermuntern, (…) Bis zum Neujahr 1835 hatte ich mit Beihilfe des Zimmerermeisters von Abbach nach dem von mir entworfenen (..) Plan das Wassergetriebe fertig, welches zwar recht gut und ruhig geht; allein , ich fand bald, dass ich meine Wasserkraft bedeutend überschätzt hatte.

Bis Mitte März 1835 hatte ich die Maschinen in Arbeitsstand gesetzt und spann die erste Wolle für Herrn Michael Syroth in Stadtamhof (bei Regensburg).

Nachdem ich mein altes Fichtelgebirg 5 Tag lang durchstreift hatte, fuhr ich mit dem Eilwagen wieder nach Regensburg und ging zu Fuß nach Haus. Das erste, was ich vornahm, war, ein vom Nachbarn Hartl erkauftes Fleckl, 1/16 Tagwerk um 60 Gulden, oberhalb mir, zu einem Schützweiherl einzurichten, respektive auszubauen. Da ich das Land sehr porös fand, Duftsand, so war ich genötigt, 100 Fuhren Tegel (gelber Ton) den Berg hinauf fahren und tragen zu lassen , (….) . Das Unternehmen war etwas kühn, gelang jedoch. (…) Nach diesem ließ ich mir steinerne Säulen (Zaunsäulen) und Treppen bauen, und grün angestrichene Latten vom Tischler, um mein Hausgärtel sauber einzumachen; und legte es terrassenförmig an“.

1737 – 39 kaufte Christian Ziegler umfangreiche Buchenholzteile von Ertel, Kirchbauer und Engelmann, Strauch und dem Hutmacher Lammel um rund 1000 Gulden um die Donaumühle und die Eiermühle.

„Im April 1843 habe ich 3000 Hopfenstöcke eingepflanzt und 3000 Stangen dazu gekauft für 300 Gulden. Im September auf der Sauweide bei Abbach nach Braunkohlen geschürft und fündig geworden durch Bergmann Sack von Arzberg.

Am 10 . Dezember 1843 wurde ich zum Vorstand der Landgemeinde Schlossberg – Abbach gewählt.

Im Mä.rz 2 Tagwerk Wald von Schleisinger und von Rumpel gekauft für 300 Gulden.

Den Sommer (1844) hindurch wurden unter meiner Aufsicht durch Bergmann Weiß und die Gehilfen Völkl und Held 100 Löcher gebohrt, jedes 70 ´ tief, um Braunkohlen zu finden und zwar bei Gemling, Weichs und Abbach ( 1500 Gulden) . Ich hatte die meiste Arbeit und das noch 12 Jahre lang. Fikenscher schließlich die Kohlen“.

N.B. Fikenscher war ein Freund Christian Zieglers aus der Jugendzeit. Er stammte aus Marktredwitz/Oberfranken und lebte jetzt in Puchhof bei Straubing. Er betrieb die erste Zuckerfabrik in Regensburg und mit Christian Ziegler den Kohlenabbau im Abbacher Raum.

Am 31. März 1845 wird berichtet: „ Hochwasser der Donau, 24 ´ über Mittel. 12 Tage lang war die Straße überschwemmt und von Abbach bis Oberndorf und Poikam ein See.

Im September das Engelmannfeld bei Abbach gekauft wegen der Kohlen, 72 Dezimal für 420 Gulden. Bergmann Bruckner nach 2 Jahren in Abbach begraben.

Am 22. November 1846 habe ich zusammen mit Lehrer Haid, Lang, Hiendelmeier und anderen einen Singverein in Abbach gegründet, welcher zeitweise einschlief, aber immer wieder erwachte und heute1879 noch als Liedertafel unter Leitung des Lehrers Förstel (auch Gemeindeschreibers, A.d.V.) besteht.

Im Mai 1847 legte ich den Stollen an zur Entwässerung des Braunkohleflötzes. Bergmann Tröger sekundierte gut.

(..) Im November 1850 ein Tagwerk Land in der Sonnenlage rigolen (= umgraben) 3 ´tief, düngen und ackern zur Anlage eines Weinbergs mit 1500 Weinfexern im nächsten Jahr.

Im April 1851 ließ ich 300 Franken- und 800 Heidelberger Weinfexer anpflanzen.

Dezember 1851. Die Wastlbauerwiese gekauft, 1Tagwerk 91 Dezimal, 1000 Gulden.

Februar bis April 1853 habe ich ein Haus in den Weinberg gebaut, 1000 Gulden. Das Grundstück habe ich von Fikentscher gekauft, auch 1000 Gulden

1854 die einliegende Plannummer zur Braunkohle von Oberndorf gekauft 72 Gulden 6 Dezimal ( Es sollte dort der Baunkohlen – Einladeplatz an der Donau entstehen ). 175 Weinfexer von Kruckenberg und Kelheim eingepflanzt. Den Weingärtner Scheck eingestellt.

1855, da meine Aussichten mit Fikenscher nicht die besten sind ( sie haben sich offensichtlich zerkriegt), ließ ich mir selbst eine Bohrung anfertigen. 44 ´lang für 30 Gulden, um selbst Kohlen zu finden.

Im April 1856 habe ich das Engelmannfeld verkauft, 72 Dezimal für 525 Gulden.

Im März 1856 reiste ich nach München zur Salinen Administration wegen Eigener-Bergbau-Betrieb.

Im September 1856 habe ich das Schlossfeld ( nicht auf dem Schlossberg , sondern Richtung Gemling . A.d.V.) zum Bergbau gekauft, 72 Dezimal für 503 Gulden. Ebenfalls im September die anliegenden Aumergründe gekauft. 3 ½ Tagwerk für 2100 Gulden. Dadurch kommt der Schwerpunkt in die Ökonomie und in das Kohlengraben, obwohl beides wenig einträgt.

1857. Mit Kohlengraben ließ ich fortfahren, machte nach dem Bohren von 15 Löchern einen Stollen, gegen 300 Schuh lang, und am Ende im Schleisingerfeld in Verbindung einen Schacht, ca. 35 Schuh tief, und setzte dort die Hütte drauf. Das Kohlenflöz war 4,5 und 6 Schuh mächtig und von mittlerer Qualität. Die Ausbeute betrug 300 Kübel a´ 7 Pfund.

Die Kosten von 1855 – 1860: (….) 1255 Gulden 16 Kreuzer.

Im März 1858 wurde ich Distriktrat der Gemeinde Schlossberg/ Abbach bis zum Jahr 1875, wo durch meine Beihilfe der Beschluss zum Krankenhausbau in Abbach gefasst wurde.

Im April und Mai 1869 haben wir auf das Spinnereigebäude den 2. Stock aufgebaut.

Am 1. Juli 1871 übergab ich die Spinnerei meinem Sohn Friedrich. 16 Tagwerk Grund behielt ich, sowie meine Wohnung im Haus. Ich zog aber mit meiner Frau und Tochter Kätherl in das Haus im Weinberg.

Im November zog ich mit Frau und Kätherl wieder zurück in die Spinnerei.

Im Oktober 1875 war eine gute Weinernte, 7 Eimer

1877. Die Weinbergarbeit mache ich selbst, da ich Zeit dazu habe.

NB. Den Weinberg bewirtschaftet Christian mit einem Gehilfen. Im Herbst hält er immer vier Wochen „Weinbergswache“. Zur Weinlese finden sich Frau, Töchter und Bekannte ein. Der Wein wird selbst ausgebaut. Christian hat 1500 Rebstöcke. In guten Jahren erhält er ca. 400 Liter Wein.

Am 28. März 1884 wurde die Tuchfabrik von H. Hofmeister in Regensburg verkauft. Christian Ziegler gräbt seitdem anstatt Fr. Fikentscher in Abbach Braunkohlen.

Am 1. Okober 1884 wurde ich, Gott sei Lob und Dank, mit der Weinlese fertig. Es waren für mich 4 harte Wochen, und ich glaubte kaum, dass ich diesen Wachdienst noch einmal durchstehe. Es ist eben hier der einzige Weinberg, und alles, was so halt reif ist, findet eifrige Liebhaber.

1886. Da ich im März wegen des rauen Wetters nur die Hälfte im Weinberg erledigen konnte, wurde ich erst am 3. April mit dem Weinschneiden fertig. Ich habe mich dabei so übermüdet, dass ich es heute noch spüre. Nächste Woche geht das Wachen im Weinberg an. Kommt mich hart an !

Am 5. Oktober ging die vier wöchentliche Wache im Weinberg glücklich zu Ende. Viel Mühe, wenig Erfolg. Ich hatte zwei Traubenpressen voll a`25 Maß. Es gab jedoch sehr viel Nüsse, Birnen und Zwetschgen.

Ende der Tagebuchaufzeichnungen !

NB. Christian Ziegler starb ½ Jahr später. Er bewirtschaftete seinen Weinberg 35 Jahre. Ein Weinberg befand sich, wo 2004 noch das alte Schwimmbad steht, am Kalkofenring.

1837 gibt es in Geldsachen eine gute Nachricht: Die Gesellschaft vom Ludwigskanal schüttet für eine Aktie mit dem Nennwert von 500 Gulden einen Jahreszins von 4 % aus. Das waren immerhin 20 Gulden für das Gemeindesäckel.

Die größten Aktivposten des Rechnungsjahres 1836/37 ergaben sich jedoch aus dem Getreidemaß (235.20) , dem Pflaster- und Brückenzoll (233 Gulden), dem Fleischaufschlag (200), den die vorhandenen Metzger einbrachten. Der Gemeindeschreiber zahlte für die Wohnung im Rathaus eine Jahresmiete von 20 Gulden. Weil er aber mietfrei war, musste man ihm die 20 Gulden am Jahresende wieder erstatten. Die Krämer waren alle zusammen mit einer Jahressteuer von 22 Gulden mit dabei. Im Übrigen galt : Kleinvieh macht auch Mist, worunter z. B. Gebühren für das Bürgerrecht und alle möglichen Taxengelder für gemeindliche Dienste gemeint sind !

Die Jahreseinnahmen der Gemeinde betrugen insgesamt 858 Gulden 57 Kreuzer.

Den größten Teil der Einkünfte verschluckten schon damals die Löhne der Gemeindebediensteten.:

Der Gemeindevorstand (noch nicht Bürgermeister!) erhielt 50 Gulden, der Gemeindepfleger 15, der Gemeindeschreiber 72, der Gemeindediener 5 Gulden.

Man leistete sich in diesem Jahr auch ein Bild „König Ludwig I. im Familienkreise“ mit Rahmen um den Preis von 10 Gulden.

Die Gesamtausgaben betrugen für 1836/37 856. 51 , so dass mit einem Aktivrest von 2 Gulden 7 Kreuzern der Haushalt als ausgeglichen galt.

1837

Das Abbacher Bad hatte längst auch im Ausland einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht. So weilte in diesem Jahr Therese Hild, geb. v. Buckingham (1797 – 1864), in Abbach zur Kur. Sie war eine Hobby-Künstlerin. So wählte sie unter anderem als Motiv auch die St. Christophoruskapelle vom Donautor her für eine Reihe von Federzeichnungen. Es fällt auf, dass das 1784 beim großen

Hochwasser und schweren Eisgang mit der ganzen Giebelseite eingestürzte und wieder aufgebaute Türmchen noch keine Zwiebel hatte, sondern mit einer runden Haube ausgestattet war. Es ist links auch der neugotische Giebel des Rathauses (heute Gasthof zur Post) angedeutet, in dem zu dieser Zeit auch die Schule untergebracht war.

Über dem Tor ist das Dach des nächsten Bürgerhauses angedeutet

(heute Hagl). Es besitzt den klassizistischen Treppengiebel noch nicht. In diesem Jahr kaufte Franz Xaver Kraus aus Riedenburg mit seiner ersten Frau Maria Beck aus Abbach das Haus Nr. 20 und gestaltete es zur Metzgerei und Gastwirtschaft um. Er ließ in Anlehnung und zur Erinnerung an sein Elternhaus in Riedenburg (heute Hotel Schwan), das auch einen gotischen Treppengiebel besaß, das neue Domizil ausbauen und umgestalten. Es passte sich somit dem Prospekt im Zentrum des Ortes besser an.

22.03.1839

Das königliche Landgericht in Kelheim rügt die Verwaltung der Marktgemeinde Abbach wegen des Steinebrechens auf der Burgmauer.

Besonders der Bierbrauer Josef Hörmann und der Bäcker Alois Preißer seien aufzufordern, diesen Missbrauch bei Androhung einer empfindlichen Strafe zu unterlassen.

26. 05.1839

Die Marktverwaltung Abbach beantwortet das Schreiben , das Steinbrechen auf dem Schlossberge betreffend:

Es sei hier zu Ort bekannt, dass am 22. Juli 1832 nur die 4 3/8 Tagwerk Grund und Boden, die sich zur Zeit im Besitz der Krämerswitwe Walburga Meier befänden, der Bürgerschaft von Abbach geschenkt worden seien: Man sei auch der Hofkammer- Entschließung vom 25. Mai 1798 eingedenk, dass ein Käufer nur den Grund und Boden innerhalb der Schlossmauer haben könne, keineswegs aber die Schlossmauer selbst, die in einer Höhe von 10 Schuh zu erhalten sei, oder den Turm , oder die gemauerten Gebäude. Diese blieben dem hiesigen Landgericht vorbehalten.

Man habe hier zu Ort immer wieder entsprechende Verbote erlassen; die seien aber nicht befolgt werden. Darum bitte man jetzt , dass gegen die Ungehorsamen zum Zwecke einer höheren polizeilichen Einschreitung eine gnädigste Strafentschließung erlassen werde.

1844

Das Landgericht Kelheim gibt unter dem 11. September die Erlaubnis zu dem Beginn der Pflasterung des Marktes Abbach. Die Arbeiten seien vom Pflasterermeister Böck von Regensburg auszuführen. Vergabepannen wegen Dilettantismus wie zwischen Toll Collect und Bundesverkehrsministerium ( um 2000, die Maut auf Bundesautobahnen betreffend) waren ausgeschlossen. Dies ist aus den Akkordbedingungen des Marktes Abbach vom 3. Juni l. J. und den Bedingungen des Landgerichts, erlassen am 30. August 1844, ersichtlich: Die Pflastersteine mussten eine Höhe von mindestens 9 Zoll haben, durften in den Fugen nicht stark unterwinkelt sein, der Akkordant habe sich wegen der Qualität der Steine bei der Marktsgemeinde auszuweisen. Die Straßenstrecke sei vor der Eröffnung mit einer schweren Handramme zu stampfen, es dürfe zu den Ausfüllungen keine lehmige Erde verwendet werden, sondern nur Donaukies und Sand. Die Arbeit müsse in der Hauptstraße am 16. Oktober, in den Nebenstraßen am 6. November beendet sein. Das Landgericht habe die Bauaufsicht und werde darüber wachen, dass alles schleunigst begonnen und vollendet werde.

Schon 30 Jahre später, am 14. August und 20. Sept. 1874 wurde im Gemeinderat festgestellt, dass das Pflaster im Markt in einem „äußerst schlechten Zustand“ sei und man deswegen ein neues legen müsse. Zu diesem Zwecke wurde ein Darlehen in Höhe von 3000 Gulden aufgenommen, das in 14 ½ Jahren mit Zinsen zurückbezahlt sein sollte. Die Arbeiten wurden an den Regensburger Pflastermeister Böckmann übergeben. Von 160 Gemeindebürgern votierten in der Gemeindeversammlung 135 für die Erhebung einer Umlage.

1929 bis 1931 wurde der Vorplatz der Brauerei Zirngibl (kleineres Pflaster) und die Straubinger Straße (Saugasse) in Stand gesetzt.

1845

Als der Markt Abbach in diesem Jahre das sog. Maier´sche Hofgut, Wohnhaus mit ruinösen Ökonomiegebäuden auf der Schulbruck, das von 1760 bis 1803 der Sitz des Landrichters von Abach war, um 7000 Gulden als Schulbenefiziatenhaus kaufen konnte, bedeutete das einen Umbruch in der Geschichte der Schulhäuser und Rathäuser von Abbach. Das allererste bekannte „Schulhäusl“ des 17. und 18. Jh. stand in der damaligen Ochsengasse Hs. Nr. 96. (heute Kochstrasse 31, früher Naber, heute Häusler, „Peter`s Stüberl“.)

Dann wurde bis 1813 in Hs. Nr. 60 auf der Schulbruck, im damaligen Benefiziatenhaus (heute Aufgang zu Jungferngassl 3, früher Dietz, heute Raith) Schule gehalten.

Weil dieses Haus aber wegen der wachsenden Schülerzahl zu klein wurde, und es sich in desolatem Zustand befand, zog man in das Rathaus im Markt Nr.23, heute Gasthaus zur Post, um. In diesem Haus befanden sich zu dieser Zeit so wie so schon alle öffentlichen Instanzen: Rathaus, Brothaus, Fleischhaus, Feuerwehr, Großhirt, Schulbenefiziat, Amtsschreiber etc., und es wurde sehr eng. 1815 nahm man ,um sich den Ansprüchen besser anzupassen, eine Grundsanierung in Angriff. Zu diesem Zwecke sollte die alte Schule auf dem Berg , die zugleich Wohnung des Schulbenefiziaten gewesen war, und nun ja überflüssig schien, verkauft werden. In der Gemeindekasse war Ebbe, das Geld für die Reparatur des Rathauses (erster Kostenvoranschlag: 281 Gulden 3 Kreuzer ) reichte nicht. Für den Augenblick fiel den Räten nichts Gescheiteres ein als die Gemeindesteuern zu erhöhen.

1819 konnte das Rathaus nach vollendeter Renovierung in das Gebäude wieder einziehen. Weil es dann ohne Schule viel bequemer war, sollte diese nach einer neuerlichen Instandsetzung des erwähnten Benefiziatenhauses auf dem Berg wieder dorthin zurückziehen. Aber noch im gleichen Jahre zog die Regierung des Regenkreises einen Strich durch die Rechnung. Der Platz auf dem Berg sei ungeeignet; die Schule müsse sofort, und zwar binnen 14 Tagen, in das sanierte Rathaus einquartiert werden, bis man einen geeigneteren Ort gefunden habe. Das alte Schulhaus sei gemäß einem früheren Beschluss sofort zu verkaufen.

Nun entschloss man sich, auch wegen des häufigen Hochwassers, das den Kindern mindestens dreimal im Jahr außerordentliche Schulferien bescherte, mit Rathaus, Feuerhaus und Schule anderswo hinzuziehen. Ein Plan, der den Räten über viele Jahre Kopfzerbrechen bescherte.

 Erst 1845 war mit dem Kauf des Maier`schen Hofguts die Lösung gefunden. Nun brauchte man aber viel Geld !

1845 wurde daher das Rathaus im Markte mit allen Zugehörungen (z. B. Schafstall, Scheune , Wagenremise und einige Grundstücke ) versteigert. Der Erlös betrug 3361 Gulden . Die neuen Besitzer waren Franz Xaver Koller, Georg Koller, Josef Apfel, Benedikt Zirngibl (ein Kramer) und Michel Meier. Das ehemalige Schul- und Benefiziatenhaus Nr. 60 auf dem Berg wurde 1846 endlich an Anton Böhm um 1110 Gulden veräußert. Der Dachboden des neu erworbenen Schulbenefiziatenhauses wurde als Hopfenlager an die zahlreichen Brauereien von Abbach vermietet. Für das Brothaus fand man einen neuen Platz, nämlich das Haus Nr. 29 1/2 , zwischen der Badestube Geiger und der Schmiede Englmann nach dem Kuffergässl. (Arnold)

Die Neuerrichtung des Rathauses und der Schule auf der Schulbruck, an dem Platz, der als Schule den älteren Bürgern von Bad Abbach heute noch in guter Erinnerung ist, kam mit dem Grunderwerb in Höhe von 7000 Gulden und folgenden Instandsetzungskosten von 940 Gulden 32 Kreuzern in der Zeit von 1845 bis 1850 der Gemeinde zwar teuer zu stehen, aber es war eine Lösung für viele Jahre gefunden.

Ein weiterer Ausbau und eine Aufstockung der früheren Anbauten an das Landrichterhaus im Jahre 1891 stellten den endgültigen Zustand her. (Jetzt wird das Gebäude privat und vom Marktarchiv genutzt. 1993/94 wurde es nach Kauf von den Cafe-Betreibern Weiß durch Prof. Dr. med. Müller – Faßbender renoviert . Das Dachgeschoss wurde bei dieser Maßnahme ausgebaut.)

Erst 1929 zog das Rathaus in die erweiterte Polizeistation in der Augsburgerstraße am Schopperplatz (jetzt Kaiser – Karl – V.- Allee) und fand 1997 definitiv in der Raiffeisenstraße seinen Platz.

Die Schule bestand auf der Schulbruck bis 1962.. Es gab noch einige Not- und Nebenquartiere (z.B.1845 für vernachlässigte Mädchen das Klösterl in der Saugasse, heute Römerstraße, an der Ecke Römerstraße/ Jungferngassl und in den 1950er Jahren das ehemalige Bezirkskrankenhaus in der Regensburgerstraße ) bis 1962/ 76 die Neubauten für die Grund- und Hauptschule im Ziegelfeld vollendet waren. 

1852

Die neu errichtete St. Nikolaus Pfarrkirche auf dem Schlossberg wird benediziert und für den Gottesdienst freigegeben.

Außer dieser kurzen Notiz zu diesem Ereignis sei zur weiteren Information auf das Heimatheft 29/ 2004 verwiesen : „ Geschichte der Pfarrei Bad Abbach“, mit Anmerkungen zum 150-jährigen Jubiläum dieses Gotteshauses.( Dr. Alfons Kraus, 2002)

Ergänzend sei an dieser Stelle nur die Sage erzählt, die dem

Gemälde des Künstlers Albert Stahl am rechten Seitenaltar zu Grunde liegt:

„Bischof Wolfgang von Regensburg erscheint Herzog Heinrich IV. von Bayern im Traum“.

Kern der Sage ist der Schriftzug „post sex“ (deutsch: „nach sechs“)

 „Der Herzog Heinrich der Zweite (als Kaiser !A.d.V.), der aus dem sächsischen Haus , war ein gar frommer Herr. Dem war es mehr darum zu tun, einmal im Jenseits selig zu werden, als im Diesseits herrlich und in Freuden zu leben.

Wie er sich nun einmal in Regensburg längere Zeit aufgehalten hat, da ist er jede Nacht , wenn alle anderen Leute geschlafen haben, nach Sankt Emmeram gegangen und hat oft lange um ein seliges Ende gebetet. Und einmal, wie er wieder so betet, da bemerkt er, dass es über ihm sonnenhell wird. Und wie er genauer hinschaut, da sieht er eine leuchtende Hand, die in Flammenschrift an die Wand schreibt: „Nach sechsen !“ Der Herzog denkt: „Soll meine Bitte so schnell schon erhört werden ? Soll ich nach sechs Tagen schon sterben müssen ?“, und erschrickt doch ein wenig, fasst sich aber gleich wieder und hört die sechs Tage nicht auf zu beten und sich auf den Tod vorzubereiten.

Der sechste Tag kommt. Der Herzog wartet gottergeben bis zum Abend auf den Tod. Aber der Tod kommt nicht.

Da denkt der Herzog: „Wird wohl gemeint sein : nach sechs Wochen“, setzt sein Beten fort und hört nicht auf, sich für den Himmel immer würdiger zu machen.

Aber die sechs Wochen vergehen, ohne dass er sich nur im geringsten unwohl fühlt.

Es vergehen sechs Monate, und es ist ihm, als ob ihn das Leben immer stärker an sich ziehen würde, obwohl er unaufhörlich an den Tod denkt und jede Stunde zum Sterben bereit ist.

„Also halt nach sechs Jahren“, denkt der Herzog. Aber auch diese Deutung ist verfehlt. Denn freilich kniet er nach sechs Jahren am gleichen Tag wieder in St. Emmeram, aber nicht um den Tod zu erwarten, sondern um sich die irdische Kaiserkrone aufs Haupt setzen zu lassen.“ ( niederbayerische und Oberpfälzer Sagen)

(Vergleiche auch die etwas kürzere Version im „Abbacher Heimatbuch“ von Fritz Angrüner S. 47)

Albert Stahl, der in Kochgasse Nr.93 lebte und an einem Gymnasium in Regensburg Kunsterzieher war, schuf auch die Altarblätter am Hochaltar und am linken Seitenaltar. Bei der umstrittenen Renovierung in den 1950er Jahren wurden die Alterbilder entfernt, jedoch glücklicherweise im Pfarrhof aufbewahrt. Beim Abschluss der letzten Renovierung 2002 erhielten sie ihren angestammten Platz wieder zurück.

Die an dieser Stelle inzwischen entstandenen Fresken von Otto Baumann wurden dieses Mal, zwar im Hintergrund verdeckt, belassen.

06.07.1861

An diesem Tag stirbt in Abbach der Bad- und Brauereibesitzer Georg Koller, der „Obere Koller“. Er errichtete 1829 zwischen den Häusern, zu dieser Zeit Hs.Nr.10 und 77/78, über die damalige „Ochsengassee“ (heute Kochstraße) die Seufzerbrücke. Wegen des aufkommenden Braunkohlenabbaus und des geplanten Getreide- und Viehhandels mit Osteuropa versuchte er sich als Motorschiffbauer, um den Transport der Kohle usw. auf dem Wasserweg zu fördern. Seine Versuche waren jedoch nicht erfolgreich, weil auch die Kohleförderung in Abbach nicht gerade prosperierte. Auch die Gestaltung des Kurparks und der Spazierwege an der Schwefelquelle war ihm ein Anliegen.

Georg Koller war von 1845 bis 1848 Mitglied des Bayerischen Landtages. Er war am 24.04.1797 in Abbach geboren..Sein Erbe und Nachfolger auf dem Bad war sein Sohn Hans, mit dem aber die Kollerdynastie auf dem Bade um 1880 schon wieder endete. Sein Bruder war der langjährige Bürgermeister Franz Xaver Koller, der „Untere Koller“, Besitzer der Brauerei, Ökonomie und der Gaststätten im Osten (Hs. Nr. 26/27 und 62/63, ebenfalls beiderseits der Straße). Diese Linie endete in Abbach mit seinem Sohn Dominikus Koller um 1910 (wirtschaftlich 1880).

Es stellt sich die Frage, wieso die Kollers des 19. Jahrh. in Abbach solchen Reichtum und Einfluss gewinnen konnten:

Neben der geübten eigenen Tatkraft und angeborenen Tüchtigkeit war auch das ererbte Vermögen ausschlaggebend:

Zum Tod des Großvaters der beiden Kollers am 8. Nov. 1794 berichtet ein Inventurbuch des Kurfürst. Markts Abach von 1790 bis 1794 über das von ihm hinterlassene Vermögen. Solche „Inventar-Schätzungen“ wurden beim Ableben von Vermögenden sofort am Tag nach dem Tod des Verblichenen von Amtes wegen zur sicheren Lösung der Erbangelegenheiten vorgenommen.

Als Erben kamen in Frage: Die Witwe Katharina, 58 Jahre alt, der Sohn Franz Xaver (= der Vater der beiden oben genannten Brüder), 26 Jahre alt und ein Stiefsohn Leonhard Fischer, 30 ½ Jahre alt. Es waren noch umfangreiche Verbindlichkeiten aus Schenkungen an das Kloster Prüfening abzulösen.

Dem Inventarium zu Folge war der erste Franz Xaver Koller Rat und bürgerlicher Bierbräu, besaß die zum Kurfürstlichen Schloss gehörende Weißbier- und Weinschenkgerechtigkeit. Er stammte dem Vormerkungsbuch von 1801 zufolge vermutlich aus Adlersberg, Hofmark Pielenhofen (wo sein Sohn Franz Xaver geboren wurde).

An Gebäulichkeiten (offensichtlich auf dem Areal der frühren Zirngiblischen Brauerei ohne die Gastwirtschaft auf der anderen Straßenseite. Dieses Gebäude war das ehemalige Herzogliche und Churfürstliche Maut – Amt, etwa bis 1800) werden die Gastwirtschaft , ein großes Wohnhaus mit neu erbautem Brauhaus, eine Küche, Pferdstallungen und weitere Ställe, eine große, geräumige Hofstatt und ein Getreidestadel genannt. Außerdem gehörte eine Bierschupfe beim Sommerkeller in dem zum Schloss gehörenden Jungferngarten und ein kleines Kellerl unter dem Metzgerhaus des Simon Paur dazu. Für diese Immobilien wird ein Schätzwert von 4100 Gulden angegeben.

Es werden auch die mobilen Gerätschaften und Gegenstände, die sich in den einzelnen Depots befinden, mit Wertangaben detailliert aufgeführt. Als solche Räumlichkeiten werden genannt:

Die Wohnstube, der Verschlag (den Gerätschaften zu Folge = Eingangsbereich / Diele), die Kuchl, die Speis, die obere große Stube, ein Nebenstübl, das obere Flötz mit dem Tanzbodern, ein Herrschaftenschlafzimmer, Ehehaltenkammern, ein Boden. Im Nebenhaus eine alte, große Stube, ein Flötz neben dieser Stube, eine weitere Stube, eine Eingangsstube, ein großer Hof, ein Rossstall, ein Kuhstall, ein Brauhaus, ein Brandtweinhäusl, eine Gärstatt, eine Stoßmühle, ein Malzboden , eine Malzmühle, ein Bräustübl, eine Schalkammer, ein Schenkgewölbe gegen den Hof, eine Wagenschupfe, ein Stadl.

Die Gerätschaften und Möbel, sowie die vorhandenen Getränke an diesen Orten haben einen Schätzwert von 2545 Gulden.

Dann werden noch die Grundstücke in den verschiedenen Lagen Abachs aufgeführt. Die meisten befinden sich um den Burgberg, in der Gegend um Gemling , auf dem Höckberg (heute Hebberg) in der Au und an sonstigen Stellen. Ihr Schätzwert beträgt 2318 Gulden.

Dann ist noch Bargeld vorhanden, so dass das ganze Vermögen auf 9033 Gulden, eine ungeheuere Summe, festgesetzt wird. Bis die Verbindlichkeiten inklusive der Funerallasten abgegolten sind, können noch 6611 Gulden vererbt werden. Wie das Vermögen in die drei Erben aufgeteilt wurde, verrät uns das Inventurbuch aber nicht.

Es bleibt nur noch übrig, darauf hinzuweisen, dass der Name des heutigen Jungferngassls auf den zum Herzoglichen oder Churfürstlichen Schloss gehörenden Jungferngarten zurückgeht. Es ist sicher der Bereich, in dem sich die Damen der Burg oder des Schlosses mit Vorliebe aufhielten. Dort konnte man ja lange am Tag die Sonne genießen und hatte einen schönen Ausblick auf das Donautal. Einer üppigen Phantasie sei an dieser Stelle weiter Raum zugestanden. 

1866

Schon in der Bibel heißt es: Arme habt ihr immer unter euch ! So war die soziale Fürsorge ein stets aktuelles, immer brennendes Anliegen der Kommunen. Die soziale Gesetzgebung Bismarcks gab es noch nicht. Die Gemeinden mussten ihre Hilfsmaßnahmen selbst organisieren. Es fiel aber keiner aus dem sozialen Netz, wenn er an einem festen Ort das Heimatrecht besaß. Auf dieses konnte er immer noch zurückgreifen, wenn er auch an einem anderen Ort in der Zwischenzeit mittellos und hilfsbedürftig geworden war. Das Bürgerrecht war vom Heimatrecht zu unterscheiden. Dieses musste man sich erst erwerben ( Voraussetzungen: Hausrecht, Leumund, Aufnahmeverfahren, Aufnahmegebühr); ersteres hatte man von Geburt oder als Zugezogener durch Gebühr und positiven sozialen Status.

In der Regel vollendete damals der Mensch in alten und kranken Tagen seinen Lauf im Schoß der Familie. Aber im Extrem- oder Konfliktfall konnte es schon passieren, dass jemand in das Armen- oder Leprosenhaus musste.

Dieses befand sich in Abach (Abbach) am Ortsende in Richtung Oberndorf, am Weg nach Hochstetten. Es ging dort nicht all zu komfortabel zu. 1866 befanden sich dort 3 teilweise erwerbsunfähige und 2 total erwerbsunfähige Personen. Wenn es ging, brachte man sie außerhalb des Armenhauses gegen Entschädigung in einer hilfsbereiten Familie unter.

An regulären Einkünften, sowie mildtätigen und karitativen Gaben kamen 1866 587 Gulden 41 Kreuzer zusammen. Die Ausgaben im gleichen Rechnungsjahr beliefen sich auf 392 Gulden 41 Kreuzer. Das führte immerhin zu einem Aktivrest von 195 Gulden. Der Lokalarmenfond, der für die Verwaltung und Betreuung existierte, verfügte wegen verantwortlichen Haushaltens über ein Vermögen von 1224 Gulden.

Die Einkünfte resultierten aus 4 % Zinsen von den ausgeliehenen Kapitalien, aus Spenden, von Erblassern, aus gesetzlichen Einnahmen: Von Tanzmusiken, Hochzeiten, Schützenfesten, Succumbengeldern ( z. B. auch aus Sparbüchsen, die bei den Bäckern, Wirten und im Armenhaus standen) und von Jagdkartengeldern. Wenn noch leistungsfähige Angehörige existierten, musste Miete bezahlt werden. Der größte Teil der Einkünfte stammte aus Pflichtbeiträgen, die über Gemeindeumlagen eingingen. Die Einnahmen aus dem Jahre 1866 flossen in vorhersehbare, also laufende Kosten in Geld und Naturalien, in vorübergehende Unterstützungen von Gemeindeangehörigen (z. B. Arzt- und Beerdigungskosten) , in Hilfsleistungen an Angehörige anderer Gemeinden oder sogar Länder (gemeint sind Bezirke Bayerns), an Wohltätigkeitsinstitute (z.B. Irrenhäuser, Bezirkskrankenhäuser), an wandernde Handwerksgesellen. Auch die Verwaltung des Armenhauses und der Stiftung kostete Geld. Reparaturen am Armenhaus wurden nicht zum Lohn der Barmherzigkeit ausgeführt, sondern die Handwerker stellten reguläre Rechnungen aus. Es wurde jährlich Sturz gemacht. Die Jahresrechnung musste dem Königlichen Bezirksamt in Kelheim vorgelegt werden

Am 4. Dez. 1876 aber entnehmen wir dem Protokoll-Buch des Gemeinderates , dass der Armen-Pflegschaftsrat die Überforderung der Armenkasse beklage. Die Bedürfnisse stiegen immer mehr an, die freiwilligen Leistungen für Armenzwecke genügten bei weitem nicht mehr. Man müsse eine dem Bedarfe angemessene „Armen -umlage“ einführen. Vorerst solle der Kassenverwalter, H. Hiendl –mayr, dem Armenkassenverwalter Märx eine Überbrückungshilfe von 150 Gulden auszahlen.

Es sei noch das Inventar des Armenhauses des Jahres 1866, das bei Gott keinen Luxus verriet, geschildert. Es waren vorhanden:

1 vollständiges Bett, bestehend aus Ober- und Unterbett, Leintuch und Strohsack

2 Bettstellen

4 wollene Decken

1 Kissen

1 eiserner Höllhafen (Kanonenofen), Platte und Rohr

1 Sessel

1 Leibstuhl

2 Handtücher

1 weiterer Strohsack

Im darauffolgenden Jahr schaffte man noch ein Oberbett und eine Bettlade an. Dann änderte sich bis 1873 nichts mehr, bis man schließlich wieder ein weiteres Bett, ein Kopfkissen und Bettwäsche kaufte. Auch 2 Stühle , 2 Tischchen, 2 Waschbecken und 2 Nachtgeschirre, sowie einige Nachtsäcke und Keilpolster kamen hinzu. Angehörige oder Guttäter stellten dem einen oder anderen Armen dieses oder jenes Stück zur Verfügung. Wenn er starb, holte man es schnell wieder ab. Bis 1897 wurde kein einziges zusätzliches Stück an Inventar mehr angeschafft. Der Wert der ganzen Einrichtung verblieb seit 1873 182 Gulden 5 Kreuzer.

28.10.1869

Im Bezirksamt Kelheim wurden aus allen Gemeinden nur vier mit Bürgermeistereien ausgestattet, darunter war auch Abbach mit Abbach – Schloßberg. Der Markt Abbach setzte ab 1892 seine bewährte Verwaltungsgemeinschaft mit Abbach – Schloßberg fort.

Abbach-Schloßberg war ursprünglich eine eigene Landgemeinde, die aber mit dem Markt Abbach einige gemeinsame öffentliche Einrichtungen hatte, z.B. die Pfarrkirche St. Nikolaus, den Friedhof, das Armenhaus und die Schule.

4.6.1871

Die Gemeinde beschloss, einen Platz für ein Bezirkskrankenhaus zu suchen, war aber wegen des Konkurrenzbeitrags, den die Gemeinden rund um Abbach und Abbach selbst zu entrichten hätten, noch zögerlich. Man entschloss sich aber dann für das Grundstück an der Regensburger Straße, heute Kindergarten St. Nikolaus.

1870 waren im Vorverfahren schon die Gemeinden rund um Abbach um ihre Zustimmung gebeten worden. Die Voten waren fast alle positiv. Doch zog sich die Realisierung des Projektes ein paar Jahre hin. Wie das Kreiskrankenhaus in den ersten Jahrzehnten geführt wurde, ist im Archiv nicht belegt.

Am 1. April 1926 übernahmen Schwestern aus Vierzehnheiligen das Bezirkskrankenhaus. Leitender Arzt war Dr. Franz Schmitz. Das Krankenhaus wurde 1941 vom Kreis Kelheim an die L.V.A. Niederbayern und Oberpfalz verkauft. Diese verwandte es ab 1942 als Lungenheilstätte und setzte Medizinalrat Dr. Senfs aus Regenburg als Leiter ein. In den letzten Kriegstagen und hernach diente das Haus als Lazarett.

Am 17.1.1950 beschloss der Markt Bad Abbach, das Haus zurückzukaufen, verlangte aber das Geld dafür vom Kreis, weil der ja auch beim Verkauf das Geld kassiert hatte. Es wurde ein Zweckverband zum Rückkauf gegründet, dem aber die meisten umliegenden Gemeinden aus Furcht vor Kosten nicht beitreten wollten, obwohl sie für die Wiedererrichtung des ortsnahen Krankenhauses stimmten . Als Vertreter der Gemeinde beim Zweckverband wurde Hans Linxen bestellt.

Am 1.7.1954 übernahm das Deutsche Rote Kreuz das Haus und verwendete es hauptsächlich als Pension für die Badegäste, die man im Schwefelbad im Markt nicht alle unterbringen konnte.

Als aber das BRK das Haus nicht mehr brauchte, dachte der Markt über die weitere Verwendung nach. Sogar eine riesige Hühnerfarm soll einmal zur Debatte gestanden haben.

Es war ein Glück, dass man schließlich einen Kindergarten unter der Trägerschaft der Pfarrei errichtete.

1.5.1874

Der Rat des Marktes Abbach beschließt, dass künftig allen Drehorgelspielern, Musikanten niederer Klasse, sowie Schauspielern zweifelhafter Leistungsfähigkeit jede Bewilligung versagt werde.

Es gab in Abbach zu dieser Zeit eingesessene Musikerfamilien, die sich gewerblich beeinträchtigt fühlten, z.B. meine Familie über drei Generationen und die Musikschule des Militärmusikers Weigert .

1.1.1876

Im Jahre 2002 erlebten wir gerade die Umstellung von der geliebten Deutschen Mark (DM) auf den Euro (EUR). Das Wechselverhältnis war in etwa 2:1. Währungsreformen und Umstellungen gab es im Laufe der Geschichte Deutschlands immer wieder einmal. 1871 wurde das 1. Deutsche Reich gegründet, was auch in Geldsachen Folgen hatte. So wechselte man von 1875 auf 1876 vom Gulden (fl) und Kreuzer (x) ( 1 Gulden = 60 Kreuzer) auf Reichsmark (RM) und Pfennig. .Der Umrechnungskurs war 1 fl =1,71 RM.

Am 20. 2. 1876 sah sich die Marktverwaltung veranlasst, die Bürgeraufnahms- und Heimatgebühren auf die Reichswährung umzustellen. Nun galt:

I. An Heimatgebühren

/: Art. 11 des Heimatgesetzes vom 16. April 1868:/

Steuer:

a) unter 5 M 15 Pf 10 M 30 Pf

b) bis 15 M 45 Pf 15 M 45 Pf

c) darüber 20 M 60 Pf

II. An Bürgeraufnahms- Gebühren

/: Art 20 der Gemeindeordnung:/

Steuer:

a) unter 5 M 15 Pf. 21 M 45 Pf

b) von Auswärtigen 28 M 60 Pf

c) bis 15 M 45 Pf 30 M 70 Pf

d) darüber 42 M 90 Pf

e) von Auswärtigen 85 M 57 Pf

Die Bürgerrechts – Gebühren wurden von einigen als lästiger Batzen empfunden. Darum verzichteten manche Aspiranten aus Sparsamkeit auf diesen Luxus. Aber nach ein paar Jahren des Zuzugs oder der Verehelichung trat die Gemeinde aus allerlei, hauptsächlich finanziellen Gründen an die Säumigen heran und forderte zum Beitritt auf.

12.3.1876

Die hygienischen Verhältnisse im Orte treten allmählich stärker in den Blickwinkel der Bevölkerung. 1874 war im Markt bereits der Kanal gebaut worden. Nun verlangt der Lederer A. Schönbuchner die Kanalisation der Kochstraße vom Haselbrunnen bis Sebastian Bauer (Schreinerei, nahe dem Bad). Den Hauptstrang müsste die Marktgemeinde bezahlen, die Hausanschlüsse die Anlieger. Der Gemeinderat stimmt mit 6:3 Stimmen dagegen.

Man wollte jedoch einem Auftrag der Kuratelbehörde von 1875 zu Folge eine Umlage von 70 Pf erheben und so den finanziellen Grundstock zum Ausbau des 1874 errichteten Kanals erweitern.

Am 4. 6. 1876 entschloss man sich auch zur Gründung einer ministeriell angeordneten Errichtung einer Gesundheits- und Reinlichkeitskommission. Zu ihr sollten der praktische Arzt Dr. Faltermaier, der Apotheker Otto Knitel, der Badbesitzer Johann Koller und Bürgermeister Zoeller gehören.

Den Anstrengungen dieser Kommission schien noch längere Zeit kein durchschlagender Erfolg beschieden gewesen zu sein, denn am 1. Juli 1901 berichtete der Brauereibesitzer Ludwig Wahl (jetzt Zirngibl) von beklagenswerten Zuständen entlang der Hauptstraße und auf öffentlichen Plätzen von Abbach. Dort befänden sich Misthaufen, derer sich der größte Bauer nicht zu schämen bräuchte. Die Baulinie, die er in seinen Projekten beachten solle, sei durch Brennholzberge vor den Haustüren ohnehin außer Kraft gesetzt.

28.4.1879

Das Gemeinderatsprotokoll dieses Tages berichtet, dass am 8. und 9. März 1878, sowie am 12. und 13. März 1879 der öde Schlossberg auf Kosten des Bürgermeisters Koller mit Nussbäumen bepflanzt worden sei. Auch die Berghänge über der Kochstraße seien eingegrünt worden. Den Bürgern sei empfohlen, dieses Geschenk an die zukünftige Generation gebührend zu pflegen.

22.09.1889

Die Marktgemeinde erwarb das geräumige Anwesen zu Abbach – Schlossberg , in der Nähe der Burg und der Pfarrkirche, damals Nr. 17 1/3 , das sog. Geishaus, heute im Volksmund „Geisthaus“, um 2520 Reichsmark . Der Name des Hauses gab besonders in unserer Zeit Anlass zu wildesten Spekulationen Dabei ist die Erklärung so einfach : Im Brandversicherungs – Grundbuch der Landgemeinde Abbach-Schloßberg vom November 1867 ist an dieser Stelle ein Wilhelm Gaiß eingetragen. Sein Besitz ist mit 3200 Gulden veranschlagt und der größte in der Landgemeinde. Das Anwesen wird beschrieben als Wohnhaus mit Gastlokalitäten und Tanzsaal . Die Brandassecurranzliste der Gemeinde von 1875 weist Gaiß mit 4 Gulden 43 Kreuzern als den Mann mit der höchsten Abgabe aus.

Bei seinem Vorgänger Georg Rauch wird ein Wirtshaus, Saal und Kellergebäude aufgeführt. Schon früher wird in einer Conkurrenzrolle von 1845 im Haus daneben (Nr. 17) eine Wirt- schaft erwähnt. Der Besitzer ist Geyer Ferdinand. Die Umnummer -ierungen der Häuser in den 1870er Jahren auf der Bergplatte lassen auf rege Besitzerwechsel und eine intensive Umbautätigkeit auf diesem Areal schließen.

Im Gemeindeversammlungsbeschlussbuch von 1889 – 1911, zum Kauf der Gebäulichkeiten durch die Gemeinde, heißt es, es sei ein Haus, „welches sich in gutbaulichem Zustande befindet , viele und schöne Wohnungsräumlichkeiten, Keller und Vorgarten hat und zu Zwecken der Gemeinde vorzüglich geeignet ist.“ Im Distrikt-Umlage-Heberegister von 1897 führt das Haus die Bezeichnung „Villa“.

Nach 1900 wurde oft über die bestmögliche Verwendung nachgedacht. Das Haus sollte zunächst als Dienstwohnung für die Lehrerschaft genützt werden. Aber es kam unter den Lehrern keine Begeisterung auf, nachdem auch die zweite Zweckbestimmung „Sozialwohnung“ immer mehr zum Tragen kam.

Im Herbst 2004 wurde wegen Außenrenovierung der Putz abgeschlagen und es kam ein altes Bruchsteingemäuer an das Tageslicht, das in Teilen auf eine Entstehungszeit anfangs des 19.. Jh. schließen lässt. Möglicherweise sind Steine aus der Burgmauer verbaut worden; denn planlos wurden von Hand behauene Quadersteine in das neue Mauerwerk eingefügt. Um diese Zeit wurde nämlich, wie die Akten ausweisen, die Burgmauer heftig demontiert; namentlich bekannte Abbacher Bürger , darunter der Bierbrauer Josef Sparmann und der Bäcker Alois Preißer (heute Bäckerei Müller) wurden wegen des unerlaubten Steine-Brechens von der Regierung gerügt. Ein weiteres Steine-Brechen wurde unter Strafe gestellt. Die Ringmauer sei bei einer Höhe von 9 Fuß zu erhalten.

Das ebenerdige Gemäuer ist sicher älter. Es bestand ein Haus Nr. 16 ½ neben der Kirche (Nr. 16), das möglicherweise vor 1518 (erster Pfarrhof am jetzigen Platz !) einem kirchlichen Zweck diente.

Das Armenhaus der Gemeinde Abbach – Schlossberg stand, wie manchmal angenommen, zu dieser Zeit hier sicher nicht, denn die Gemeindearmen wurden gegen Logierzahlungen in Familien oder in der ehemaligen Gaststätte nebenan untergebracht.

(Nr. 17: ursprüngliches Marchner Haus, vorher Corona Obermaier, Ludwig König, Jakob Pauly etc.)

30.05.1892

An diesem Tage erlebte Abbach die größte Brandkatastrophe der Geschichte, abgesehen von den Ereignissen zum Ende des 2. Weltkrieges vom 24. – 27. April 1945. Das Feuer brach ( vermutlich durch Brandstiftung) um 14 Uhr nachmittags im Stadel der Brauerei Eckmann (heute Zirngibl) aus . Es fielen ihm 32 Gebäude, darunter 17 Wohnhäuser den ganzen Markt hinauf bis zum Bad zum Opfer. Die Berichte über die Vorgänge bei dieser Katastrophe befinden sich bis auf wenige, die im Abbacher Heimatbuch von Fritz Angrüner S. 84 (1973) und in dem Heimatbüchlein „Begegnung mit Bad Abbach – Bad Abbach in Bildern – Gestern und heute“, S .23 – 26 von Werner Sturm (1983), abgedruckt sind, noch in privater Hand. Dem Archiv blieben lediglich die Papiere der finanziellen Abwicklung der Schäden, soweit dies durch Liebesgaben und Versicherungen geschah, erhalten. In dem „Haupt – Cassabuch der eingelaufenen Liebesgaben für die Abgebrannten in Abbach“ ist vermerkt, dass sich bis zum Ende einer bayernweiten Spendenaktion von Juni bis September 1892 3482 Spender, vorwiegend Gemeinden, beteiligten. Es gingen von den Gemeinden und privaten Spendern 69.678,10 Goldmark ein. Seine kgl. Hoheit Prinzregent Luitpold ergänzte mit 2000 Goldmark auf 71.678,10 Goldmark. Davon wurden an die abgebrannten Hausbesitzer 65.400.- , an die durch den Brand geschädigten Inwohner und Dienstboten 5.840.- und für Regiekosten und Schreibpapier 190,75 Goldmark ausgeteilt. Es blieb noch ein Rest von 283,25 Goldmark, den bis zur vollständigen Abwicklung ein Comite unter Leitung von Dominikus Koller verwaltete. Am Pfingstdienstag 1892 erfolge auch die Schadensschätzung durch den Brandversicherungsinspektor zu Regensburg, nachdem es seit 3.April 1875 glücklicherweise auch schon ein Brandversicherungsgesetz und entsprechende Versicherungen gab. Die für die Immobilien ausbezahlten Beträge sind dem Archiv nicht bekannt, aber die Entschädigungen für das Mobiliar. Dafür wurden insgesamt 24.774,55 Reichsmark gewährt, wovon der Brauereibesitzer Georg Eckmann 17.750.- , der Bierbrauer Josef Schreiner 1710.-, der Bäckermeister Michael Hermann 2100.-, der Postexpeditor Joh. Nep. Hiendlmayer 2049,55, der Spänglermeister Josef Paintner 1080, der Fragner (=Kramer) Xaver Zirngibl l70.- und Alois Bixl 15 Goldmark von der Generalagentur München der Magdeburger Feuerversicherungs- Gesellschaft erhielten.

Nachdem der Markt nun schon einmal abgebrannt war, forderte das Bezirksamt in Kelheim am 8. Juni 1892 die Marktgemeinde auf, vor dem Wiederaufbau eine neue Baulinie festzusetzen. Die Hauptstraße hatte dem Schreiben zu Folge kein freundliches Aussehen. Es wurde gleichzeitig auch ein behördlicher Gutachter angewiesen, der sofort tätig werden sollte, damit der Wiederaufbau nicht aufgehalten werde.

25.2.1884

Die Marktverwaltung und die Schulsprengel-Vertretung planen im Interesse der Schule und wegen des allgemeinen Priestermangels die Trennung der Schule vom Benefizium. Die Benefizialpfründe soll aber dem jeweiligen Benefiziaten für immer verbleiben. Zunächst soll neben dem Benefiziaten ein Hilfslehrer angestellt werden, den die Regierung bezahlen soll. Nachdem sich diese widersetzte, beschloss man am 14. April , dass der Hilfslehrer mit 360 RM aus der Schulgeldkasse bezahlt wird. Er soll entweder eine Dienstwohnung erhalten oder das Geld dafür. Auch erhält er das notwendige Brennholz.

Am 15.8.1884 wird die geplante Trennung vollzogen. Die zwei Schulzimmer im Benefiziatenhaus müssen der Gemeinde weiterhin zur Verfügung stehen. Dafür verbleibe der Gemeinde die Baulast.

1888, nachdem es räumlich zu eng wurde, plante man die Erweiterung der Schule. Man beschäftigte inzwischen die dritte Lehrkraft. Man fand, dass wegen der voraussichtlichen Baulast von 18 000 RM die Bezirksregierung die Besoldung der Lehrer bezuschussen müsse. Das Darlehen sei zu 4 % zu verzinsen und über eine Umlage in 30 Jahren abzuzahlen. Die Bauleitung wurde dem Bezirksbautechniker Erhardt aus Kelheim übertragen.

Wegen des Ausbaus der Schule musste die Feuerwehr von diesem Platze weichen und man beschloss für 1892 den Neubau eines Feuerlöschrequisitenhauses bei der vorderen Mühle am Mühlbach zum Preis von 1500 RM.

13.3.1891

Es wurde der Schreiner Johann Baptist Koch in einer Beerdigung 1. Klasse in Grab Nr. 208 auf dem oberen Friedhof zu Abbach beigesetzt. Er wurde am 3.7. 1812 geboren und erwarb sich Verdienste bei der Herstellung des Gestühls und Mobiliars der neugotischen Pfarrkirche (nach 1852). Schon seine Vorfahren , z.B. Balthasar Koch , bekleideten öffentliche Ämter (Räte) und engagierten sich stark im sozialen Bereich.

Ihre Schreinerei befand sich ursprünglich in der Ochsengasse, 1801 Hs Nr 82, 1823 Hs. Nr. 91, jetzt Ritter. Die Gasse vom Bad bis auf Höhe Haselbrunnen wurde daher bald Kochgassl/Kochgasse, nach deren besserem Ausbau, Kochstraße genannt.

Um 1810 zog die Schreinerei in die Saugasse (Straubinger Str., jetzt Römerstraße) um. Der neue Standort der Schreinerei war nun Nr. 42.

Die Kochstraße ist also nach dem alten Abbacher Bürgergeschlecht Koch benannt, und nicht etwa nach dem Begründer der Bakteriologie, Robert Koch ( Tuberkulose, Schlafkrankheit, Cholera), der 1905 den Nobel-Preis erhielt.

6.3.1892

Nach langen Verhandlungen, die wegen des Schwundes der Gemeindebürger bis auf 30 schon mit dem Gemeindebeschluss vom 5.6.1864 begannen, ist es endlich so weit, dass die beiden Ortsteile Landgemeinde Abbach – Schlossberg und Markt Abbach zu einer politischen Gemeinde vereinigt werden können. Die Gesamtgemeinde hatte zu diesem Zeitpunkt 127 Stimmbürger. Um den Burgberg gab es 17 Hausnummern + einige Unternummern, zusammen etwa 20 Häuser. Es gehörten verwaltungsmäßig auch die Einöde Weichs mit drei Hausnummern und der Weiler Au mit vier Hausnummern zur Landgemeinde Abbach – Schlossberg. Im Weiler Au lag bis zu ihrer Zerstörung durch einen Brand am 26.5.1910 die Donaumühle, verbunden mit Schneidsäge, zwischen dem Löwendenkmal und dem späteren Waldfrieden. Der letzte Müller und Säger war Johann Blaimer. Ihm folgte der Bindermeister Kargl. Auf dem späteren Waldfrieden betrieb zu dieser Zeit die Familie Christian und Friedrich Ziegler, letzterer war Inhaber vieler Ehrenämter, u.a. Verwalter der Armenkasse Abbach – Schloßberg und Beauftragter für die Vereinigungsverhandlungen, eine Spinnerei, in der sich einige Abbacher als Dienstboten und Mitarbeiter ihr Brot verdienten.

Bis zur Vereinigung 1892 mussten die Schloßbergler z.B. noch den in Abbach gültigen Straßenzoll bezahlen, wenn sie mit einem Fuhrwerk in Markt – Abbacher Hoheitsgebiet einfuhren. Dieses empfanden sie als schikanös und belastete auch nach der Abschaffung der so empfundenen Beutelschneiderei den Prozess des Zusammenwachsens noch lange, zumal sie nach Wegfall des Straßenzolls zu den im Markte üblichen höheren Steuern und Lasten herangezogen wurden.

Bei der Volkszählung vom 8. 10. 1919 ergab sich dann in der Gesamtgemeinde Abbach:

Ortsteil

Haushalte

männlich

weiblich

zusammen

Fremde

Abbach

219

 445

530

975

12

Au

   4

   11

   15

  26

 

Schlossberg

 35

   76

   92

168

 

Weichs

   3

   12

   10

  22

 
           

Summe

261

544

647

1191

12

 

22.10.1895

Der Haselbrunnen liefert fortwährend schlechtes und ungenießbares Wasser. Im Garten des Braumeisters Goß soll ein neuer Brunnen gefasst werden. Die Überwasser sollen dem vorhandenen Pumpwerke zugeführt werden. Das Kellerchen, das sich auf Gemeindegrund befindet, soll Goß als Entschädigung notariell zugeschrieben werden.

9. 8. 1896

Auf dem Wege zur Quelle befindet sich ein Sommerhaus, das reparaturbedürftig ist. Der Verschönerungsverein fordert daher die Instandsetzung auf Gemeindekosten. Auch sollen wegen der freilaufenden Gänse und des sonstigen Hausgeflügels orts- polizeiliche Vorschriften erlassen werden.

1.1.1900

Bürgermeister Röhrl wird in seinem Amt bestätigt. Sämtliche auf fünf Jahre gewählten Gemeindeausschussmitglieder werden vereidigt. Für die Marktkasse : Franz Reisinger, Kaufmann, Schulkasse : Georg Weigert, Kaufmann, Armenkasse : Josef Kammermeier, Wagnermeister

Armenhausstiftungsk. : Xaver Schlauderer, Bäckermeister

Pflasterzollkasse : Johann Koch, Schreinermeister

Gemeindekrankenv.K: Xaver Pappi, Lehrer

Gräberkasse : Xaver Zirngibl, Handelsmann

Außerdem konstituieren sich: Schulkommission, Armenpflegschaftsrat, Gemeindebevollmächtigte, Kirchenverwaltung, Wegepolizei, Brunnenkommission, Waisenrat. Eingesetzt werden Gemeindekassier und Pflasterzolleinheber.

So konnte man getrost ins neue Jahrhundert schreiten

 Quellen für Höhen und Tiefen des 18. Jh. und Merkenswertes aus dem 19. Jh.

– Rambach, Bibliothek. Bayerisches Hausbuch. Alte Bilder, Lieder und Geschichten aus Altbayern und Schwaben. Freiburg im Breisgau 1981, S. 310

– Ettmayr, Anton. Dürr´s Sammlung Deutscher Sagen. Band 15. Altbayrische und Oberpfälzische Sagen. Verlag Hegel & Schade, Leipzig, o.J. (vor 1936), S.135 f.

– Ziegler, Christian. Tagebücher 1834 – 1886. ( im Besitz von Ilse Ziegler, Kelheim)

– Der große Herder, Bd. 10. Herder Verl. Freiburg i. Br., 1935, Sp.1215

– Sonst ausschließlich Urkunden, Verwaltungsakten, Landgerichtsprotokolle, Ratsprotokolle, Briefsprotokolle , Niederschriften von Bürgerversammlungen 1700 – 1900, alles aus dem Archiv des Marktes Bad Abbach sowie Akten aus dem Archiv der kath. Pfarrei St. Nikolaus in Bad Abbach

 Zur Beachtung:

Die Schreibweise Abbach oder Abach betreffend:

In der Barockzeit schrieb man Abach. Im Königreich ( ab1806) Abbach.

 Dank an Mitarbeiter:

M. Brombierstäudl, für die Bereitstellung von Photos

Alois Eisenhofer, Rektor GS , für die Durchsicht des Textes wegen der neuen Rechtschreibung

Von |2023-12-03T15:26:49+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

056: Ein Jahrhundert, das Verhängnisvolles brachte. 1900-1950

Quellen:

Die hauptsächlichste Quelle für diese Arbeit sind die Sitzungsprotokolle des Marktgemeinderates (Bad) Abbach von 1877 – 1935 .

Als Kürzel für „Ratsprotokoll“ in den Fußnoten wird der Einfachheit halber „RP“ gebraucht, lediglich durch Datumsangabe ergänzt.

 Es muss auch angemerkt werden, dass es ab 1935 im gleichgeschalteten Gemeinderat nichts mehr zu beraten gab, weil sich ab 1933 die Rechtslage in den Kommunen wie im Reich grundlegend geändert hat. Sogar Lokales wurde von oben her autoritär gesteuert. Deshalb sind Ratsprotokolle auch nur bis 1935 vorhanden

 Angrüner, Fritz. Abbacher Heimatbuch. MZ-Druck, Regensburg 1973

Der Große Herder. Bd.1, 7, 8. Freiburg im Br. 1931 – 35

Gandershofer, G. M. Chronik des Marktes und Badeortes Abach nächst Regensburg. Chr.Ernst Brenck`s Witwe. Regensburg 1832. Reprint, Heimatverein Bad Abbach 1986.

Wessinghage, Dieter. Zacher, Josef. colloquia rheumatologica. Entwicklung Abbachs zum Rheumabad. Werk-Verlag Dr. E. Banaschewski, München-Gräfelfing 19862

Matschoss, Conrad. Das Deutsche Museum. Oldenbourg, München 1925

Karl, Adolf. Über Poikam.. Private Notizen. Unveröffentlicht.

Gondrom Verlag. Weltgeschichte in Bildern. Der Vertrag von Versailles etc. Bayreuth 1982

Bayerischer Schulbuchverlag. Wir erleben Geschichte, Bd.II, München

1970 4

 Dank an Mitarbeiter:

Für die Bereitstellung von Photos danke ich Frau Jennifer Dobschenzki, Herrn Josef Kollmannsberger und Karl Rauschendorfer.

Die Durchsicht der Texte wegen der neuen Rechtschreibung übernimmt in dankenswerter Weise meine Mitarbeiterin im Archiv, Frau M.A. Jennifer Dobschenzki.

 Inhalt

 1. Gedanken für den Anfang und für den Schluss

2. Bad Abbach – ein Name für Wasser

2.1 Das„Bad“ ab 1900 mit Rückblick und Ausblick

3. Die Zeit steht nicht still – alles ist im Fluss

4. Wasser ist Leben

4.1 Gemeindebrunnen

5. Wasser kann bedrohen : Hochwasser und Eisstoß

5.1 Kanalisation

6. Verantwortung im kommunalen Amt über 50 Jahre

7. Der technische Fortschritt

8. Telefon, Elektrizität, Ortsbeleuchtung

9. Das Kriegerdenkmal

10. Die Marktverwaltung in schwerer Zeit

11. Sicherheit / Soziales Engagement

12. Bildung und Unterhaltung

13. Die Anfänge des 3. Reiches

14. Eine neue Kommunalverwaltung

15. Die schwere Zeit nach dem Krieg: Währungsreform

16.Topographisches in Kürze

1. Gedanken für den Anfang und für den Schluss

„Ach wie nichtig, ach wie flüchtig sind des Menschen Tage ! – Wie ein Strom beginnt zu rinnen und mit Laufen nicht hält innen, so fährt unsere Zeit von hinnen !“[1]

Diesen Liedtext stelle ich an den Anfang meiner Betrachtungen und Berichte in diesem Heimatheft.

Ich kann nicht einmal den Lebens-Strom und den Fluss der Ereignisse in meinem persönlichen Leben aufhalten. Wenigstens diesen kann ich aber bis weit an die Quelle zurückverfolgen. Nicht ganz bis zum Ursprung, denn ich wurde sicher teilweise schon geprägt, bevor ich geboren wurde. Wann und wo mein Lebens-Strom mündet, bleibt eine offene Frage.

Auch die geschichtlichen Ereignisse der ersten Hälfte des 20. Jh., über die ich schreibe, sind Wirkungen von oft lange zurück liegenden Ursachen. Alles war unaufhaltsam in Bewegung wie das Wasser.

Ich selbst bin, so weit ich mich zurückerinnern kann, von Wasserströmen immer sehr fasziniert gewesen.

Ich kann z.B., wenn ich an die Donau komme, über lange Zeit dem Spiel und dem ernsten Trieb des Wassers zuschauen. Die Donau ist mein Heimatstrom. Bei ihr hänge ich meinen Gedanken nach:

Ich würde gerne jeden Wassertropfen fragen, woher er kommt und wie sein Weg und Ziel heißt.

Ich werde dabei melancholisch und ich komme ins Grübeln. Ich empfinde: Ich selbst bin ein Tropfen im Weltgetriebe – Ich fließe dahin, ich kam und gehe. Komme ich einmal wieder ? –

Ich denke an eine Geschichte. In einem früheren Lesebuch der Grundschule [2] fand ich sie. „Der Regentropfen“ hieß der Titel der Geschichte. Je öfter ich las, desto besser erkannte ich, dass ich selbst der Regentropfen bin. Auch ich versuche, mich wie ein Regentropfen an einem grünen Blatt festzuhalten. Dieses ist aber so glatt, dass ich abgleite und auf den Boden falle. Ich falle in den Sand und kann gerade noch schnell ein wenig über die Erde und über die Spuren, die ich gezogen habe, umherschauen. Ich habe zwar beinahe keine Zeit, die Erde anzuschauen, bevor ich in sie zurücksinke. Aber ich will sie mir nehmen, die Zeit, die kostbare, immer wieder.

„Siehst du dein Spiegelbild in mir, dem flüchtigen Tropfen“, lautet die Frage in der Lesebuch-Geschichte. „Sicher erkennst du dich nicht so leicht wieder, weil es oft um mich trübe ist. Du musst genau hinschauen! Wenn die Sonne auf mich scheint, bin ich heiter, dann erkennst du dich in mir bestimmt wieder !“.

Ich selbst hoffe, dass ich noch oft an den Donau-Strom komme. Und sicher werde ich mir dort immer wieder die Frage stellen müssen, wo ich, der Rastlose, ankomme.

Wir müssen immer wieder erfahren, unabwendbar, aber vielleicht glücklicher Weise, dass auch das Fortschreiten und Treiben der Welt um uns, wovon wir selbst und unsere geliebte Heimat nur ein Teilchen sind, weithin im Dunklen liegen.

Dürfen wir glauben und hoffen, dass der oft unbegreifbare Gott* Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in seinen bergenden Händen hält ?

* Augustinus, sermo 52,16

2. Bad Abbach – ein Name für Wasser

Bei meinen Lesern setze ich voraus, dass sie wissen: Abbach hat den schmückenden Beinamen „Bad“ erst seit dem 07.03.1934 . Die Grundlage dieser Tatsache war vor persönlichem und kollektivem Ehrgeiz und Geltungsbedürfnis sein Stahl-, Schwefel- oder Heilwasser, wie sehr früh erkannt wurde.

Der ungeschmückte Name Abbach hat eine uralte Tradition:

„Der Ort – sein Name leitet sich aus dem Althochdeutschen „Ah“ = Wasser und „bah“ = Bach her: „Ahabah“ existierte wohl schon zur Zeit der Kelten, deren Stamm der Rucinaten sich in Abbach und in der Umgebung niedergelassen hatte. (Angrüner)“ [3]

Die Schreibweise des Namens unseres Heimatortes änderte sich in Laufe der Geschichte mehrmals; inhaltlich handelte es sich aber immer um das Gleiche, das Wasser.

· In der Urkunde von 1007, in der Kaiser Heinrich II. Abbach an das neu gegründete Bistum Bamberg schenkt, heißt der Ort „Ahebah“.[4]

· In der Urkunde von 1138, vermutlich wegen Rückdatierung eine Fälschung, mit der Otto von Bamberg unsere engere und fernere Heimat angeblich dem kurz vorher gegründeten Kloster Prüfening vermacht , steht „Ahebach“.[5]

· In der Vereinbarung Ludwig des Kelheimers mit dem Kloster Prüfening bezüglich des Burgbergs zu Abbach und der Kurie Weichs von 1224 erscheint bereits der heutige Name „Abbach“.[6]

· In einer Kaufurkunde von 1307 ist bereits der in unserer Zeit von älteren Bürgern mundartlich gebrauchte Name „Awach“ zu finden. ( Der Buchstabe A ist geschlossen auszusprechen, fast als ein O ! )[7]

· In der Churfürstenzeit ( 1623 – 1805) schrieb man „Abach“.

· Ab der Königszeit (1806 – 1918 ) gebrauchte man die heutige Schreibweise „Abbach“

Im Heimatbuch des Kreises Kelheim von 1981 finden die Namensbestandteile „aha“ und „bah“ (Wasser und Bach) folgende Erklärung:

„Althochdeutsch „aha“ heißt fließendes Gewässer, womit die Donau gemeint sein dürfte; althochdeutsch „bah, pah, bach, pach“ heißt Bach, was sich wohl auf den einmündenden Abbacher Mühlbach bezieht (Reitzenstein S.48 u.24).“[8]

In diesem Falle müsste auch der Gemlinger Bach, in der Fortführung Lugerbach, Erwähnung finden, da beide Bäche den Ort Abbach in südlicher und nördlicher Richtung umklammern und beide in die Donau münden.

Vielleicht gibt es aber für dieses „Hen dia dioin“[9] (Terminus in der Altphilologie) eine ganz andere Erklärung:

Wer will ausschließen, dass die Erfinder des Namens Abbach am Donauknie lebend einfach ausdrücken wollten: Da befindet sich eine Überfülle von Wasser, Wasser, das die Menschen dort segnet, ihnen hilft, das Land fruchtbar macht; denn Wasser ist Leben. Oder auch Wasser, das die Anwohner bisweilen bedroht, ihnen schadet, ihre Existenzgrundlage zerstört. Wasser das bisweilen aus allen Himmelsrichtungen auf sie unzähmbar einströmt.

Man muss davon ausgehen, dass die Topologie dieses Ortes und der einmündenden Bäche in die unregulierte Donau zur Steinzeit und später noch ganz anders beschaffen war als heute.

2.1 Das „Bad“ ab 1900 mit Rückblick und Ausblick

Wir nahmen uns vor, uns in diesem Heft nur auf die Zeit von 1900 bis 1950 zu beschränken. Kleinere Ausflüge in die Vergangenheit und Zukunft, die das Gesagte sinnvoll ergänzen, seien mir jedoch gestattet.

Das „Bad“ gab dem ansonsten unbedeutenden Ort an der Donau nächst Regensburg von Alters her ein gewisses soziales, ökologisches und ökonomisches Gewicht. In gesellschaftlicher und ästhetischer Hinsicht entfaltete es sich in seiner Frühzeit, besonders aber vom 17. bis zum 19. Jh. eher lebhaft; im 20. Jahrhundert führten die häufigen Besitzerwechsel und die etwa 50 jährige BRK- Regie zu einer gewissen Entwicklungslethargie. Auf vielen Gebieten, besonders in kultureller Hinsicht, konnte das Bad mit der übrigen bayerischen Konkurrenz nicht Schritt halten und bedarf besonders jetzt, zu Beginn des 21. Jh. trotz wirtschaftlicher Stagnation in Deutschland einer gewaltigen Anstrengung, um fremdenverkehrsmäßig und als „Gesundbad“[10] nicht der Bedeutungslosigkeit anheim zu fallen.

Ein zukunftsweisendes Signal war allerdings die Eröffnung der „Kaiser Therme“ am 1. Februar 1993, deren Kosten sich bis zur Eröffnung auf 56 Millionen DM beliefen.[11]

Wer sich über die frühere Badgeschichte eingehend informieren möchte, bediene sich des Heimatheftes 6/1982 des damaligen Heimatvereins Bad Abbach.

Alle historischen Beschreibungen Abbachs, von den Anfängen bis heute, befassen sich naturgemäß auch mit dem „Bad“. In seiner Schrift „Abbach und das dortige Bad in seiner Vergangenheit und Gegenwart“ skizziert Friedrich Zahn 1887 das „Bad“ folgender Maßen: „Die ersten geschichtlichen Notizen über das hiesige Wildbad finden sich in dem Freiheitslibell des Marktes Abbach vom Jahre 1335, wo unter dem Artikel „Tottvell“ (Todfäll) halb des „wildtpads“ als „von alter herkhumen“ Erwähnung geschieht.“[12]

Für sehr umfassend und übersichtlich halte ich auch den Beitrag von Prof. Dr. med. Dieter Wessinghage, dem Chefarzt der I. Orthopädischen Klinik im Rheumazentrum Bad Abbach. Die Arbeit erschien in 2. Auflage 1986 mit dem Titel: „Entwicklung Abbachs zum Rheumabad“ in „colloquia rheumatologica 37“, einer medizinischen Fachabhandlung über aktuelle Rheumaprobleme. (Siehe Anmerkung 3, S. 11 )

Dort erfahren wir auch manches zur neueren Geschichte des Schwefelbades, nämlich dass 1902 das „Bad“ in den Besitz von Franz Xaver Krammel, den Sohn des vormaligen Abbacher Brauerei-Besitzers Josef Krammel, übergeht. Dessen Vater Michael Kraml, aus Eiglstetten stammend, hatte um 1800 eine Brauerei neben und jenseits der Marktkirche erworben, die er um 1860 aufgab und nach Regensburg zog, wo er nur vorübergehend mit seiner Familie lebte. Nach seiner Rückkehr nach Abbach schuf er die wirtschaftliche Basis für den Zugriff seines Sohnes auf das „Bad“. Dieser habe dann, so Wessinghage, eine Reihe von Verbesserungen und Modernisierungen zur Bequemlichkeit der Badegäste durchgeführt. Es sei der Park bis zu den Badekabinen erweitert und das elektrische Licht installiert worden.

„Im Mai 1924 erwerben dann als neue Besitzer Johann Linxen und Viktor Höing das gesamte Anwesen. Auch sie tragen durch weiteren Ausbau und Erweiterung Erhebliches zur Attraktivität des Bades bei. (…). Durch Angliederung eines in der Nähe des Kurparks gelegenen Hotels („Waldfrieden“, A.d.V.) können bis zum 2. Weltkrieg insgesamt etwa 250 Patienten gleichzeitig untergebracht werden. Kriegs- und Nachkriegszeit führen naturgemäß durch das Ausbleiben der Gäste zu einem erheblichen Rückgang der Aktivitäten des Bades.“ ( In den letzen Kriegsjahren war der Komplex „Bad“, insbesondere die damalige Hausnummer 10, jetzt am Markt 1, von der kroatischen Gesandtschaft besetzt. Diese Periode bedürfte einer eigenen eingehenden Untersuchung. A.d.V.) Erst im Anschluss an die Währungsreform (20.6.1948, A.d.V.) kommt es langsam wieder zu einem Aufschwung des Badebetriebes, der sich schließlich durch die Übergabe der Abbacher Kur- und Badeanlagen an das Bayerische Rote Kreuz (1949 erst einmal pachtweise, A.d.V.) zunehmend erweitert.“[13]

Wie bekannt ist, erwarb sich das Bad Abbacher BRK- Rheumazentrum im In- und Ausland in der Folgezeit einen guten Namen.

Im September 2004 zog sich das BRK jedoch aus dem Krankenhaus- Geschäft und Kurbetrieb in Bad Abbach zurück. Die private Klinik-Kette „Asklepios“ mit Sitz in Königstein-Falkenstein kaufte das Bayerische Rheuma- und Orthopädie-Zentrum (Uni-Klinik) in Bad Abbach.

Eine Reihe von Liegenschaften, auch das Kurhaus, wartet auf eine sinnvolle Verwertung. Es besteht eine ungeklärte Situation. Der Kurbetrieb wurde momentan fast zum Erliegen gebracht. Zum Jahresende 2005 stieg das BRK auch aus dem Zweckverband zur Förderung des Kur- und Badebetriebes aus.

Das Bemühen, den Ort attraktiv zu machen, war schon immer ein Anliegen der jeweiligen Markverwaltung – verstärkt seit der Anwesenheit der neuen Badbesitzer Linxen und Höing, seit dem 15.Mai 1924 also.

Im Ratsprotokollbuch der 20 er Jahre lesen wir: „Die Gemeinde macht Schritte, damit für Abbach die Bezeichnung Bad Abbach genehmigt werde.“ [14] Als Begründung wurde auf die Zeit hingewiesen, als Abbach kurfürstliches Wildbad war und hohe und höchste Herrschaften beherbergte. Auch in der Gegenwart (1924 ! A.d.V.) biete der Ort beste Voraussetzungen für einen Kurort.

Aber schon am 14. August des darauffolgenden Jahres musste der Bürgermeister in der Gemeinderatssitzung enttäuscht feststellen: „Die Bezeichnung „Bad Abbach“ wird vom Staatsministerium des Inneren abgelehnt. Diesbezügliches Schreiben vom 14. Juli 1925 (..) dient zur Kenntnis.“[15]

Im März 1933 begann, wenn man es so bezeichnen will, im Land und in Abbach eine neue Ära. Schon bald hernach entdeckte ein nicht näher bezeichneter Abbacher Bürger irgendwie undefinierte verwandtschaftliche Beziehungen zum Reichsstatthalter Ritter von Epp.

Mit dieser Verbindung schaffte man den Durchbruch zur Erlangung des ersehnten Titels „Bad Abbach“ in Windeseile.

Aus Dankbarkeit reagierte der Gemeinderat mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Epp und mit der Benennung des Platzes bei der Marktkirche als „Ritter-von Epp- Platz“[16]

Der damalige Bürgermeister Georg Frank und der Gemeindeschreiber Otto Windl überbrachten die Ehrenurkunde an den Geehrten persönlich nach Bayreuth. Ritter v. Epps Bureau schickte an den Markt Bad Abbach eine Dankadresse für die erwiesene Ehre.[17]

Die Zukunft Bad Abbachs als Bade- und Fremdenverkehrsort liegt sicherlich im Wellnes-Bereich, der sich um die „Kaiser Therme“ und das Naturschwimmbad auf der Freizeit-Insel herum entwickelt. Die landschaftlich reizvolle Umgebung unterstützt die diesbezüglichen Bemühungen.

3. Die Zeit steht nicht still – alles ist im Fluss

Heraklid (griechischer Philosoph, um 550 – 480 v. Chr.) versteht die Wirklichkeit als Prozess ständiger Veränderungen.

Panta rhei ( = Panta rhei = alles fließt ) Dieses Gesetz beherrsche die ganze Welt in ihrer Vielfalt[18] Im Mikrokosmos wie im Makrokosmos verhält sich alles gleich, alles ist im Fluss. Auch der Mensch, der übrigens zu über 80 % aus Wasser besteht, ist diesem Gesetz unterworfen. Um den Zellkern kreisen die Moleküle, die Herzmotorik bewirkt, dass sich das Blut im Menschen im ständigen Kreislauf verhält. Schon im Altertum stellte man fest: „Tempora mutantur, nos et mutamur in illis (Vergil, römischer Dichter). Die Zeit ändert sich und wir ändern uns mit ihr.“

Der Mensch ist gleichsam Wasser in seiner schönsten Form !

Bis in die 90er Jahre stand am Brunnen vor der II. Medizinischen Klinik die Statue die „nackte Agnes“. Sie sollte wohl in Anlehnung an die Sagenwelt Abbachs die „lange Agnes“ oder die „schwarze Agnes“ verkörpern[19]. Weil sich in der Faschingszeit aber Unbekannte mehrmals einen Schabernack mit ihr erlaubten, ersetzte man sie durch den „schönen Theodo“, er mag an den Bajuwaren Herzog Theodo erinnern, der um 500 n. Chr. in einer Schlacht im Abbacher Land unsere Heimat von der Römerherrschaft befreit haben soll.[20]

Wie sich unser Heimatort Bad Abbach städtebaulich, somit wohl auch soziologisch und ökonomisch, seit 1900 verändert hat, mögen die vorhandenen Luftaufnahmen veranschaulichen: 1906 fällt vor allem der spärliche Baumbestand um den Schlossberg auf. Die Bepflanzung wurde von 1878 an vom damaligen Bürgermeister und Brauereibesitzer Johann Koller[21] unter Mithilfe des Sattlermeisters Paul Kiefer, des Gemeindedieners Georg Meier und des Maurersohnes Josef Lintner mit zunächst 100 Nussbäumen und anderem Strauchwerk begonnen. 1887 beschloss der Gemeinderat die Fortführung des Pflanzungsprojektes unter Mithilfe des am 1.12.1886 gegründeten Verschönerungsvereins[22] unter Leitung des Bürgermeisters Michael Röhrl. Bald nach 1900 war der Schlossberg bis zur Häuserzeile in der Kochstraße und Straubingerstraße (jetzt Römerstraße) eingegrünt.

4. Wasser ist Leben

Wenn man heutigen Presseberichten glaubt, übersieht man leicht die Leben spendende Wirkung des Wassers :

Das Klima erwärme sich so schnell wie noch nie. Überschwemmungen nähmen zu, die globale Temperatur werde sich bis zum Ende des Jahrhunderts um bis zu 4 ° Celsius erhöhen. Der Meeresspiegel könnte im Durchschnitt bis zu 30 cm steigen, in der Nordsee sogar etwas mehr. Die Gefahr von starkem Regen und Überschwemmungen nehme deutlich zu. [23] Wir erinnern uns auch der Tsunamis und Tornados des Jahres 2005, die Hunderttausenden von Menschen in Sekundenschnelle Elend und Tod brachten.

Andererseits erfahren wir von segenreichen Bemühungen von Hilfsorganisationen, in den Dritte-Welt-Ländern, Brunnen zu bohren und durch Bewässerungsanlagen Wüsten in fruchtbares Land zu verwandeln, denn überall auf der Welt gilt, wie wir aus Erfahrung wissen – Wasser ist Leben. In Wüsten sterben Menschen nicht zuerst an Hunger, sondern an Durst. Unsere Gärten, Felder und Wälder vertrocknen wegen sengender Hitze; die Blumen auf Balkonen und Fensterbänken verwelken, wenn wir sie nicht gießen.

Die Jahreszeiten regeln in der freien Natur den Wasserhaushalt der Pflanzen, und so erleben wir dort alle Jahre das Werden und Vergehen, Aufblühen und Absterben.

4.1 Brunnen in Abbach

Wir erinnern uns, wie sich die Geschichte des Lebens-Elixiers Wasser im Markte Abbach darstellt:

In der Beschreibung des Marktes und Bades Abbach durch Johann Baptist Graf von 1805 finden wir die Feststellung: „Abach hat übrigens gesundes, reines Trinkwasser“[24]

Doch im Abbacher Heimatbuch von Fritz Angrüner[25] wird geklagt: “Trotz der wasserreichen Umgebung hat der Markt Abbach schon immer ( vor 1929 . A.d.V.) unter Wassernot gelitten, besonders – natürlicherweise – der Schlossberg“.

Das Wasser zu jeglichem heimischen Gebrauch wurde bis zur Erbauung der Wasserleitung im Jahre 1929, wie auch an anderen Orten, aus der Tiefe der Erde aus Ziehbrunnen, später Schöpfbrunnen, gewonnen.

Ich gestatte mir hier einen Rückblick in die Vergangenheit Abbachs:

Die älteste Erwähnung eines Brunnens finden wir im Freiheitslibell des Marktes Abbach von 1335, wo unter dem Artikel „Tottvell (Todfäll) halb“ vom „wildtpadt“ als „ von alter herkhumen“ berichtet wird.

Von diesem Brunnen erfahren wir Näheres erst wieder aus dem Jahre 1465, als Herzog Sigmund dem Regensburger Wundarzt Meister Jörg die Erlaubnis erteilt, den Brunnen von Abbach zu einem Wilbad einzurichten. Der Brunnen befände sich auf drei Wiesflecken in der Nähe der Obermühle, einem Areal, das man weitläufig auch heute noch als Schwefelquelle kennt, zu meiner Kinderzeit ( nach 1933) noch ausgedehnte saure Wiesen, mit tiefschlammigen, mäanderförmigen Rinnsalen, die sich prima zum Grabenhüpfen eigneten. Er wird genutzt, so heißt es, „aus dem fluß und adern des Wassers“,[26] also dem von selbst austretenden Quellwasser und Oberflächenwasser und dem Wasser, das künstlich aus der Tiefe gefördert werden muss.

Von einem anderen prominenten Brunnen lesen wir im „Kastenbuch zum Schloss Abbach gehörig, wie solches der Pfleger Bernhard Stinglheimer gestiftet hat ao 1564“[27]: „Gleichfalls ist allda (beim Schloss. A.d.V.) ein tiefer Schöpfbrunnen, davon aber der Notdurft Wasser nicht alle Zeit zu bekommen, derentwegen das Wasser mit Scharwerk herauf geführt wird“. Der Brunnen soll sehr tief gewesen sein und bis zur Talsohle des Schlossberges gereicht haben. Nachdem das Burg–Grundstück, nicht aber die Ringmauer und die Gebäulichkeiten, am 25. Mai 1798 von der Hofkammer in München der Marktgemeinde Abbach übereignet und im Jahre 1800 dem Landwirt Georg Meier,[28] nach 1803 Besitzer des 1760 errichteten Landrichter-Hofguts, (daher ab da Meier`sches Hofgut, ab 1845 dann Benefiziatenhaus , Rathaus, Feuerwehrremise bzw. Schule auf der Schulbruck), verkauft worden war, wurde der Brunnen vermutlich verfüllt, und man kennt heute nicht einmal seine Lage mehr.

Ebenso verhält es sich mit einem anderen Brunnen, dem Haselbrunnen, an den heute nur noch der Name eines Weges am Schloßberg erinnert. Seinen Standort zu ergründen, kostete mich im Archiv große Mühe und Geduld. Man meint landläufig, der Brunnen müsste sich eben an dem so bezeichneten Haselbrunnweg befunden haben, was aber ein Irrtum ist. Der Haselbrunnweg war eben nur der Weg zum Brunnen für die Schloßbergler. Der Brunnen selbst befand sich in Wirklichkeit auf der rechten Seite der Kochstraße, Orts auswärts, beim heutigen Gästehaus Berghofer, Kochstraße 14. Der Haselbrunnweg mündete bis etwa 1800 auch nicht in der Nähe des Torplatzes in die Kochstraße, sondern über die Schnadergasse, eigentlich Schuderergasse. An diesen Punkt wurde unter Einwilligung des damaligen Besitzers des Anwesens Hs. Nr. 91, Meier bzw. Goß, der neue Haselbrunnen verlegt, der dann nach Bürgermeister Röhrl, dem Erbauer des Ersatz-Brunnens, auch den Namen Röhrlbrunnen führte. Das Bezirksamt hatte am 29. Juli 1891 die Schließung des alten Brunnens verlangt, weil er schadhaft war und „bereits seit langer Zeit in Folge der ober und neben den Quellen befindlichen Dungstätten und Stallungen, sowie Durchsickern der Jauche u.dgl. nicht mehr reines und zeitweise sogar ungenießbares Wasser liefert(e).“ Deswegen sollte er nicht mehr ausgebessert, sondern eingeebnet werden.[29] Mit dem Schaden, den der Brunnen erlitten hatte, hat es folgende Bewandtnis:

Am 17.Juni 1890 holte die Steinhauersehefrau Anna Grimmeis am Haselbrunnen gerade Wasser. Da stieß der Peisinger Dienstknecht Johann Marchner mit seinem Rossfuhrwerk vom Haus des gegenüber liegenden Lederers Alois Schönhuber, Hs. Nr. 90 aus, gerade rückwärts und brachte die mittlere Säule und einen Teil des Brunnenhauses zum Einsturz, der in den Brunnenschacht stürzte. Da kam auch die Grimmeis erheblich zu Schaden, sodass sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen musste. Da nach Gerichturteil Marchner für Arzt und Arbeitsausfall nicht haftbar gemacht werden konnte, wurde Bürgermeister Röhrl wegen Vernachlässigung der Amtspflicht für die Gemeinde in Regress genommen, was zu einem Jahre langen Rechtsstreit führte. Die mittlere Steinsäule sei schon lange nicht mehr fest im Boden verankert gewesen, was aber von mehreren Zeugen bestritten wurde. [30]

In diesem Zusammenhang erfahren wir auch, wie die Gemeindebrunnen vor 1900 in Abbach beschaffen waren. Es handelte sich um dreieckige, eingehauste Ziehbrunnen, die drei Steinsäulen besaßen, die fest im Boden verankert waren. Um den Brunnenschacht befand sich eine Steinmauer, die mit einer Ziegelstein-Rollschicht abgedeckt war. Mit den drei Steinsäulen war zusätzlich ein Sicherheitsgeländer verbunden. Mit einer Seilwinde musste man das Wasser heraufziehen.

Ähnlich wurde der alte Schulbrunnen auf dem Schlossberg beschrieben, der aus einem Brunnenhaus bestand und auf Verlangen des Schulbenefiziaten 1875 einen zweiten Aus- und Eingang bekommen musste.[31]Dieser Brunnen war 35 – 40 m tief und befand sich in der Ecke zwischen dem Benefiziatenhaus und dem Schulhaus, daher „Benefiziatenbrunnen“, und noch nicht an der Stelle, die uns Kindern der 30er und 40er Jahre aus unserer Schulzeit bekannt ist ( damals vor dem Schlaudererhaus). Unter Bürgermeister Geigl wurde am 30. März 1912 die Verlegung an diese Stelle veranlasst, weil die Reparaturkosten für den alten Brunnen immer höher stiegen, und weil er nicht mehr genügend Wasser führte.[32]1960 verlor auch der neue Brunnen auf dem Schulhof seine Bedeutung und wurde eingefüllt.

Die Brunnensorge scheint die Marktgemeinde vor Errichtung der Wasserleitung zu jeder Zeit geplagt zu haben. Für das Jahr 1894 fand ich folgendes Protokoll: „Der Brunnen in der Hauptstraße des Marktes in der Nähe des Schmid`schen Wohnhauses Nr.24 soll vorbehaltlich der Zustimmung des Bindermeisters Schmid, mit welchem ein Vertrag abzuschließen wäre, auf die Gemeinde übernommen und demnächst einer größeren Reparatur unterzogen werden.“[33]

Oder 1898: „Das Gesuch mehrer Bewohner in der Straubinger Straße um Errichtung eines Gemeindebrunnens in der Nähe des Roßberger`schen Anwesens (beim Weißgerbergassl. A.d.V.) wird abgewiesen, nachdem ein Bedürfnis für einen weiteren öffentlichen Brunnen in Abbach nicht besteht.”[34]

Von einem Brunnen besonderer Bedeutung hat heute in Bad Abbach wahrscheinlich keiner mehr Kenntnis. Es handelt sich um den sog. Lauterbrunnen. Er befand sich in der Weichser Flur, etwas abseits vom Ort, aber sehr ergiebig.. Wohl zum letzten Male liest man von diesem Brunnen in einem Protokoll von 1895 : „Der sogenannte Lauterbrunnweg ist nur ein Feldweg und wird dessen Unterhaltung aus Gemeindemitteln eben deswegen nicht übernommen.“[35]

An dieser Stelle passt es vielleicht, wenn wir den für gläubige Christen sehr bedeutsamen, in seiner Ausgestaltung seit der Romanik verschieden ausgestalteten, oft prächtigen Taufbrunnen erinnern, einen Brunnen allerdings im tieferen, geistlichen Sinne: „Wer nicht wiedergeboren wird aus dem Wasser und dem Heiligen Geist, kann nicht in das Himmelreich eingehen.“ (Joh.3.5)

Die Katholiken der ersten Hälfte des 20.Jh., Protestanten waren die Ausnahme in Abbach, hatten es mit dem neugotischen Taufstein von 1852 zu tun. Dort wurde zur Osternacht das Taufwasser geweiht und zu den Taufen jeweils in die Marktkirche St. Chistophorus gebracht, wo den Säuglingen das heilige Sakrament gespendet wurde. Es war , ganz sicher bis zum zweiten Weltkrieg, von der Kirchengemeinde gefordert, das neugeborene Kind spätestens am Tag nach der Geburt zur Taufe zu bringen, damit es Anteil hatte an der Fülle des Lebens.

Kommen wir nun endlich zu den Brunnen , die von 1900 bis in die 30er Jahre noch funktionierten. Dabei können wir uns an das „Abbacher Heimatbuch“ halten: „Im Markt und auch in der ehemaligen Gemeinde

Schlossberg gab es mehrere öffentliche Brunnen, die verschieden tief waren, so am alten Schulhaus (..), beim Anwesen Geigl (Kochstraße 10), bei Treiber (Stinkelbrunnnstraße 2), bei Kötterl (Am Markt 18, beim Kufer Schmid (Am Markt 27), bei Ritter ( Kochstraße 21) und am Mengongarten im Jungferngaßl. Es waren große gußeiserne Schöpfbrunnen, die (..) etwa fünf Meter Tiefe aufwiesen. Neben diesen öffentlichen Schöpfbrunnen gab es auch zahlreiche Hausschöpfbrunnen. (…). Früher erstreckte sich das Wasserholen auf einen größeren Zeitablauf, es ging gemächlich zu und am Brunnen gab es immer Neuigkeiten zu hören. Wenn aber dann einmal der „rote Hahn“ von Dach zu Dach sprang, so verschlangen die Flammen auch gleich – wie im Jahre 1892 – die Hälfte des ganzen Marktes.“[36]

5. Wasser kann bedrohen : Hochwasser und Eisstoß

Die meisten Abbacher Chroniken und Heimatbücher befassen sich auch mit dem Thema Hochwasser und Eisgang.[37] Erinnerungen an Tage und Nächte voller Angst und Schrecken, die zu solchen Katastrophenzeiten die Menschen heimsuchten, prägten in Abbach Herzen und Köpfe der Menschen über Jahrhunderte. Es existieren umfassende Listen über die verheerenden Schäden in der Flur und an den Häusern und über den Notschrei nach Hilfe an die Gemeinde und Regierung. Besonders krass traf es die Bevölkerung in der Zeit, als der Deich (Damm) in Abbach noch nicht existierte. Sehr beeindruckend sind die nicht veröffentlichten Aufzeichnungen des Poikamer Bauern und Kirchenpflegers Adolf Karl (Hofmeister), die in Kopie dem Archiv vorliegen:

„Freitag, 1. August 1924. (….) Die Wasser überfluteten die niedrig gelegenen Fluren und Wiesen. Man sah mit stillem Weh die Grummetheuernte vernichtet, auf die man nach der durch das Frühjahrshochwasser verlorenen ersten Heuernte die Hoffnung gesetzt (hatte). Eilig ging man daran, von der Getreideernte zu retten, was zu retten war. Auf erhöhten Flächen stellte man die Getreidegarben, die wegen des vorhergehenden Regenwetters noch nicht einheimsbar waren, zusammen und glaubte damit die Habe gesichert; denn um diese Zeit war ja seit Menschengedenken noch nie ein solches Hochwasser eingetreten. (…) Jeder Ort an der Donau war mehr oder minder ein Kleinvenedig geworden, wo alt und jung auf Kähnen, Backtrögen und Sautrögen zur Kirche fuhren. (…) Unermüdlich wateten und ruderten in Kähnen, Backtrögen und Sautrögen Buben und Burschen herum, sich freuend des ungewohnten Bildes – nicht ahnend die Schwere des Unglücks und der Heimsuchung. Denn sehr viele haben durch dieses Hochwasser Mühe und Schweiß eines ganzen Jahres verloren und ernteten kaum den Samen, den sie im Frühjahr in die viermal überfluteten Fluren gestreut (haben) (…).“

Wir erinnern uns vielleicht an den Bericht in einem vorausgehenden Aufsatz über den Deichbau, wie der Eisstoß im Jahre 1784 sogar die dicke Giebelmauer der Marktkirche mitsamt dem Turm eindrückte, sodass die Kirche völlig abgerissen werden musste

Unter dem Sonntag, 10. Februar 1929 berichtet Adolf Karl über den Eisstoß, dem die Orte an der Donau damals noch schutzlos ausgeliefert waren. (…) „Ein furchtbar schneidender Wind verleidet den Aufenthalt im Freien. Die Temperatur sank bis 33 Grad unter Null. (…) In der Nacht von Sonntag auf Montag, als sich der Eisstoß bei Lohstadt bildete, stieg das Wasser um einen Meter und hob und überflutete das bisherige Landeis. Das überflutete Wasser war bis nachmittags schon ganz gefroren.“ Dann schildert er den verzweifelten Versuch, die Donaufähre vor dem Zerdrücktwerden zu bewahren und auf das Land zu retten. Für die Kinder und Schuljugend war das eher ein abwechslungsreiches Spektakel. „Die Schuljugend, und die junge Welt überhaupt, hat mit Freude und Spannung den Eisstoß erwartet. Denn seit 1901, also seit 28 Jahren (war) noch keiner zu sehen gewesen. 1891, 1893, 1895, 1899 sollen Eisstoßjahre gewesen sein.“[38]

5.1 Kanalisation

Der Kanalbau in Abbach hat uns schon im 19. Jahrhundert unter dem Datum 12.3.1876 beschäftigt. Damals ging es um den Kanal in der Hauptstraße und in der Kochstraße. In der Folgezeit schien sich dieses Problem trotzdem zur endlosen Geschichte zu entwickeln. Nachdem der bestehende Kanal streckenweise noch nicht ausreichend ausgebaut war oder nicht funktionierte, lösten mache Hausbesitzer das Problem auf eigene Faust.

So sah sich der Marktgemeinderat schon 1890 veranlasst, eine „ortspolizeiliche Vorschrift“ zu erlassen :

„§ 1 Zur Herstellung oder wesentlichen Veränderung von Kanälen, Abtritten, Dung- und Versitzgruben ist baupolizeiliche Genehmigung zu erwirken.

§ 2 Zuwiderhandlungen werden gemäß § 367 Z. 15 des Reichsstrafgesetzbuches mit Geld bis zu 150 Mk oder mit Haft bestraft.“[39]

Wie z.B. für den Kanalbau schon eine allgemeine, einheitliche und umsichtige behördliche Vorstellung bestand, beweist ein Baufall in der Kochstraße, der sich später zum Konfliktfall hätte entwickeln können:

1892 wurde zwischen dem verheirateten Häusler Josef Kiermeier und

dem Gemeindeausschuss Abbach folgender Vertrag abgeschlossen:

„Der Gemeindeausschuss Abbach gibt laut geschehener Beratung dem Häusler Kiermeier, welcher durch Neuerbauung seines Wohnhauses einen Teil des Gemeindekanals zu überbauen genötigt ist, zur soliden und sicheren Herstellung der durch seinen Grund gehenden Kanalstrecke einen Betrag von 100 M in bar. Kiermeier hingegen verpflichtet sich und seine Nachfolger, die bezeichnete Kanalstrecke nicht nur gut herzustellen, sondern auch stets in richtigem Stand zu unterhalten (..)“[40]

Wie sich die Sache entwickelte, zeigt ein neuer Baufall im Jahre 1899:

„Wegen Dringlichkeit einer Neuherstellung des Abzugs- Kanals von Eckmann bis Plankanwesen ( Brückenkopf) ( 2006: Gasthaus Zirngibl bis Einfahrt BRK Seniorenheim, Kaiser- Heinrich II.- Straße. A.d.V.) soll für heuer eine Umpflasterung des schadhaften Straßenpflasters bis zum Eckmann Gasthaus ausgeführt werden.“

Im Herbst des Jahres 1900 schien das Projekt in diesem Bauabschnitt bis zur Ausführung fortgeschritten zu sein, denn es heißt in einem Protokoll:

„Die Bauleitung des Kanalbaues vom Eckmann`schen Wohnhaus mit Einlauf in den Wassergraben beim Pfeiffer`schen Anwesen wird dem Mauerermeister H. Josef Pöschl übertragen und ihm zugleich Befugnis eingeräumt, selbständig die hierzu benötigten Arbeiter einzustellen, die betreffenden Löhne zwischen 20 und 35 Pf pro Stunde mit den Arbeitern festzusetzen, desgleichen hat derselbe die täglichen Arbeitszeiten zu bestimmen, nachdem der Kürze der Tage halber nicht mehr Tag- sondern Stundenlohn zu vereinbaren ist. Pöschl selbst erhält für seine Bemühungen, bzw. Bauleitung 45 Pf pro Stunde. Krankenversicherungs- und Invalidenversicherungsbeiträge (betr.) werden die Anteile aus der Gemeindekasse bezahlt.“[41]

Es ist zu bedenken, dass es sich in dieser Zeit lediglich um die Ableitung von Oberflächenwasser handelte und nicht von Hausabwässern, denn sonst wäre die Einleitung in Bäche nicht denkbar, obwohl, wenn es die Lage erlaubte, sicher auch viel Missbrauch und Frevel passierte. In dieser Zeit hatten die Hausbewohner noch ihren Trockenabort und eine private Versitzgrube auf eigenem Grund.

Wie der Kanal von 1900 beschaffen war, ist gut dokumentiert:

„Der Kanal, welcher (auf diesem Abschnitt. A.d.V.) eine Länge von ca 100 m hat, wird durch 60 cm innere Lichtweite Cement-Rohre hergestellt, und werden behufs leichterer Reinigung beim Einlauf selbst ein Schlammschacht mit 1,5 m zu 70 cm innerer Lichtweite, weitere 5 Reinigungsschächte zu je 80 zu 80 cm innerer Lichtweite ausgeführt. Die Schächte sind mit Granitplatten zu je 1 m Breite und Länge und 20 cm Stärke abzudecken. Die Rohre sind auf Sandbettung mit Lattenunterlage zu legen. Die Arbeit soll sofort beginnen, und insofern es die Witterung erlaubt, im heurigen Jahr auch vollendet werden. Auf Abschließung eines Vertrages zwischen Pöschl und der Gemeinde wird gegenseitig Verzicht geleistet. Die Lieferung von Cement-Rohren wird dem Baumeister Ignaz Ziegler in Kelheim übertragen. Hat selber sofort eine 1. Ladung Rohre zu liefern. Bezüglich der Granitplatten sei mit Steinbruchbesitzer Wilhelm Jakob in Flossenbürg in Unterhandlung zu treten. Die hierzu notwendigen Ziegelsteine in bester Qualität hat Ziegeleibesitzer Andreas Scheider in Abbach zu liefern.“[42]

Der Kanal in dieser Form leistete bei ständiger Ausbesserung und Anpassung an die gesteigerten Bedürfnisse Jahrzehnte hindurch seinen Dienst. Als sich aber darüber hinaus durch die Verdichtung der Wohnbebauung und durch die sanitären Anlagen in den Wohnhäusern in Folge der Wasserleitungsanschlüsse die Bedürfnisse steigerten, musste man an einen Neubau der Kanalisation denken.

Im Jahre 1960 wurden hierzu von Dipl. Ing. J. Bauer Pläne einer Abwasserbeseitigungsanlage vorgelegt,[43]die von einem Anschluss aller Häuser und bebauten Grundstücke ausgingen. Am 20.1.1966 wurde unter Bürgermeister Emil Karl die „Satzung für die öffentliche Entwässerungseinrichtung der Marktgemeinde Bad Abbach“ erlassen. In der Satzung ist ein Anschlussrecht und eine Anschlusspflicht festgeschrieben (§§ 8, 11 , 17, 23 ).[44] 1970 wurde eine damals moderne mechanische Kläranlage mit Emscherbecken, Rechen und Sandfang in Betrieb genommen, und schon im November 1992 war eine mechanisch-vollbiologische Kläranlage im Betrieb.[45]

6. Verantwortung im kommunalen Amt über 50 Jahre

 Die Bürgermeister und Gemeinderäte, die die bisher aufgeführten infrastrukturellen Projekte durchgeführt und verantwortet haben, sollen an dieser Stelle ihren Platz finden. In der Regel sollte alle fünf Jahre eine Gemeindewahl stattfinden. In Abbach kam es jedoch bis zum Ende aller demokratischen Wahlen vor dem 3. Reich dreimal anders.

Für alle Wahlperioden waren gewöhnlich folgende Gremien bzw. Ämter zu besetzen:

Das Bürgermeisteramt, das Amt des Beigeordneten (2. Bgm.), des Leiters der Gemeindekasse, Mitglied im Armenpflegschaftsrat („Armenrat“ war ein persönlich exponierender Titel), Mitglied der Schulkommission (Schulinspektion), gemeindliche Abordnung zur Kirchenverwaltung, Mitglied der Brunnenabordnung, Mitglied der Wegepolizei, Mitglied des Waisenrates, Leiter der Schulkasse, Leiter der Armenkasse, der Armenfondkasse, der Armenhausstiftungskasse, der Pflasterzollkasse, der Gemeindekrankenkasse, der Gräberkasse.

Im Jahre 1900 wurde Bürgermeister Michael Röhrl für weitere fünf Jahre wiedergewählt. „Am Neujahrstag 1900“, wird im Protokollbuch vermerkt. „(….)wurde für die Zeitperiode 1900 bis 1905 durch den wiedergewählten H. Bürgermeister Röhrl vorerst die eidliche Verpflichtung sämtlicher neuer und auch wiedergewählter Gemeindeausschussmitglieder (…) nach vorhergegangener Ansprache, Belehrung u. Anmahnung zur genauesten Pflichterfüllung und Wahrung

des Amtsgeheimnisses in feierlicher Weise vorgenommen.“ Dieses Ritual wiederholte sich nach jeder demokratischen Wahl in den folgenden Jahrzehnten.

Und dies war das Ergebnis bei der ersten Wahl im neuen Jahrhundert:

Röhrl Michael, Konditormeister, 1. Bürgermeister,

Matthias Geigl, Schlosssermeister, Beigeordneter ( = 2. Bgm.),

Franz Reisinger, Kaufmann, Gemeindekasse,

Georg Weigert, Kaufmann,

Josef Kammermeier, Wagnermeister,

Xaver Schlauderer, Bäckermeister,

Johann Koch, Schreinermeister,

Xaver Pappi, Krankenhausverwalter,

Xaver Zirngibl, Handelsmann,

Friedrich Ziegler, Fabrikant,

Adam Meindl, Konditormeister,

Heinrich Weigert, Kaufmann,

Heinrich Riedle, Apotheker.[46]

Auf die drei Amtsperioden von Michael Röhrl folgte 1906 der Abschnitt Georg Weigert. Er sollte von 1906 bis 1912 dauern, endete jedoch aus Gründen, die ich später anführe, schon 1909.

Der Gemeinderat setzte sich wie folgt zusammen:

Georg Weigert, Kaufmann, Bürgermeister,

Matthias Geigl, Schlossermeister, Beigeordneter,

Franz Xaver Zirngibl, Kaufmann, (ist mit den Bräuern nicht verwandt !)

Adam Meindl, Bäcker,

Josef Pöschl, Baumeister,

Franz Xaver Krammel, Badbesitzer,

Johann Koch, Schreinermeister,

Josef Kamermeier, Wagnermeister,

Josef Zirngibl, Bräuer,

Michael Herman, Bäckermeister,

Georg Meier, Ökonom,[47]

Sebastian Bauer, jun., Schreinermeister. [48]

Bemerkenswerter Weise beschäftigte sich der neue Gemeinderat schon in seiner zweiten Sitzung mit der „Regelung der Gehaltsbezüge des Bürgermeisters und der Gemeindebediensteten“, was vielleicht für die weitere Entwicklung der Geschicke des Bürgermeisters Weigert ein schlechtes Omen war.[49]

Es wurden zwar auch in dieser Wahlperiode die gemeindlichen Geschäfte routinemäßig geführt, aber es mangelte nicht an persönlichen Querelen. Eine besondere Maßnahme war z.B. die Einführung der elektrischen Ortsbeleuchtung und der Ausbau der Straße nach Gemling.

Aber es galt, wie schon vor 300 Jahren üblich war: „Wer Schulden (private, A.d.V.) machte, verlor sein Amt.“ Gg. Weigert war Besitzer eines Kaufhauses (heute Eisvogel, Am Markt). Die Geschäfte liefen nicht optimal. So registriert das Gemeindeprotokollbuch von 1909 lapidar:

„ Gesuch des Herrn Bürgermeisters Gg. Weigert um Enthebung vom Bürgermeisterdienst.“[50] Im Weiteren wird ausgeführt: „ Laut Zuschrift des Kgl. Bezirksamts Kelheim vom 12. d. Mts. stellte Herr Bürgermeister Gg. Weigert beim dortigen Amte die Bitte um Enthebung vom Bürgermeisterdienst. Da Herr Bürgermeister Weigert in Zahlungsschwierigkeiten geraten ist, wird diesem Gesuche unter Anerkennung der Verdienste, welche sich derselbe um die Gemeinde Abbach erworben hat, stattgegeben.“[51]

Schon am 23. Mai wurde als Termin für die Neuwahl der 8. Juni 1909 festgelegt.[52] Die Wählerliste lag vom 25. Mai bis 3. Juni auf.[53] Bürgermeister wurde der Schlossermeister Matthias Geigl. Am Gemeinderat hat sich offenbar nichts geändert.

Am 31. Dezember 1911 war das planmäßige Ende der Wahlperiode 1906/1911 gekommen. Am 7. Januar 1912 wurde der neue Gemeinderat unter Bürgermeister Geigl, der bei der Wahl bestätigt worden war, vereidigt. Dem neuen Gemeinderat, bestehend aus 12 Mitgliedern, der bis 1917 gewählt war, standen schwere Zeiten bevor, denn 1914 brach der 1. Weltkrieg aus. Und dies war das Ergebnis der Gemeindewahl:

Matthias Geigl, Schlossermeister, Bürgermeister,

Franz Xaver Krammel, Badbesitzer, Beigeordneter (2. Bürgermeister),

Xaver Zirngibl, Privatier,

Adam Meindl, Bäcker,

Josef Pöschl, Baumeister,

Johann Koch, Schreinermeister,

Josef Kammermeier, Wagnermeister,

Otto Windl, sen., Braumeister,

Sebastian Bauer, Schreinermeister,

Xaver Hermann, Bäckermeister,

Johann Pappi, Krankenhausverwalter,

Xaver Kötterl, Schmiedemeister.[54]

Bürgermeister Matthias Geigl lenkte die Geschicke der Gemeinde den ganzen bitteren Krieg hindurch. Es war ihm schon im September 1917

„für seine 25 jährige Wirksamkeit im Dienste der Gemeindeverwaltung, ganz besonders aber für seine seit 8 ½ Jahren betätigte umsichtige und erfolgreiche Leitung der Amtsgeschäfte des Marktes Abbach der gebührende Dank der Gesamtgemeinde Abbach ausgesprochen und ihm eine Ehrenurkunde gewidmet (worden)“[55]

Der Krieg, der 1918 endete, hatte zur Folge, dass erst 1919 eine einigermaßen stabile politische Lage bestand, und ein neuer Gemeinderat gewählt werden konnte.

Der König galt als abgesetzt, der kurzfristige Räterat hatte sich in turbulenter Weise ausgetobt. Die Weimarer Republik hatte sich auch in Bayern etabliert. Es sollten wieder wahrhaft demokratische Verhältnisse walten. Die soziale Situation aber war hoffnungslos. Die Grundnahrungsmittel waren rationiert. Zu diesem Zwecke wurden die Lebensmittelmarken, die schon am Anfang des Krieges eingeführt worden waren, beibehalten. Wohnungsnot, Mangel an Brennmaterial, Arbeitslosigkeit und wie die Geißeln alle hießen, nahmen den Leuten allen Mut.

Der wiedergewählte Bürgermeister Geigl verzichtete zu Gunsten des Gemeindeschreibers und Hauptlehrers Fischer vorübergehend sogar auf das Bürgermeistergehalt. Der Gemeinderat war auf 21 Mitglieder ausgeweitet worden. Die Wahlperiode sollte bis 1924 dauern.

Es gehörten folgende Personen zum Gremium des Marktrates von Abbach :

Matthias Geigl, Schlossermeister, 1.Bürgermeister,

Adam Meindl, Bäcker, 2. Bürgermeister,

Anton Aubele, Kaminkehrermeister,

Xaver Zirngibl, Privatier,

Kaver Kötterl , Schmiedemeister,

Otto Rothdauscher, Kaufmann,

Georg Frank, Tierarzt,

Johann Schuderer, Landwirt,

Johann Seidl, Malermeister,

Franz Schmitz, Dr., praktischer Arzt,

Maximilian Hengge, Apotheker,

Johann Pappi, Krankenhausverwalter,

Georg Mirbeth, Söldner,

Josef Schmid, Bindermeister,

Josef Kammermeier, Wagnermeister,

Heinrich Waldrab, Schlosser,

Josef Aumeier, Landwirt,

Johann Roggenhofer, Streinmetzmeister,

Josef Ströbl, Gruben- und Grabenwart,

Alois Lammel, Maurer,

Johann Huber, Söldner,

Heinrich Leibl, Bürstenmacher,

Josef Preißer, Zimmermann und Söldner.[56]

(Die Überzahl erklärt sich wegen der Ersatznachrücker)

Die Wahlperiode war noch nicht zu Ende, als Bürgermeister Geigl seinen Stuhl einem Jüngeren räumte. Konkrete Gründe für den Amtsverzicht werden in den Protokollbüchern nicht genannt.[57]

Im Protokoll vom 1. Juni 1922 heißt es lediglich:

„ 1. Die Bürgermeisterwahl am 11. Juni wird auf die Dauer von sieben Stunden von 9 Uhr früh bis 4 Uhr nachmittags festgesetzt.

2.Der bezirksamtliche Auftrag gleichen Betreffs wird zur Kenntnis genommen. Die Beanstandungen werden nach Möglichkeit bis nach den Ferien behoben.

3. Mit 13 gegen 5 Stimmen wird beschlossen: Der Gemeinderat als Vertreter der Gemeinde schlägt als Bürgermeister Herrn 2. Bürgermeister Meindl vor.[58]

Im erwähnten Ratsprotokoll vom 23. April 1922 ist vermerkt:

„Dem Gesuch des Herrn 1. Bürgermeisters Geigl um Amtsenthebung wird unter Würdigung seiner dringenden Gründe entsprochen. Herr Bürgermeister Geigl wird in Anbetracht seiner vielen Verdienste um die Gemeinde aus dem Gefühle tiefster Dankbarkeit einstimmig zum Ehrenbürger des Marktes Abbach ernannt.“[59]

Am 11.06.1922 fand die Gemeindewahl wie vorgesehen statt. Adam Meindl wurde 1. Bürgermeister. Für das Amt des 2. Bürgermeisters kandidierten der Landwirt Josef Aumeier, der Arzt Dr. Franz Schmitz, der Gutsbesitzer Johann Seidl und der Apotheker Maximilian Hengge. Im 3. Wahlgang siegte Dr. Franz Schmitz gegen Josef Aumeier mit 12 gegen 5 Stimmen.

Der neue Gemeinderat hatte sich nicht wesentlich verändert. Es kamen Adam Roßberger und Leopold Fischer neu hinzu, nachdem Pappi und Geigl ausgeschieden waren.

Die wirtschaftlichen, sozialen und infrastrukturellen Verhältnisse in Abbach nahmen dramatische Formen an, wenn man nur das Wohnraumproblem und die Arbeitslosigkeit herausgreift. Die Straßen waren nicht ausgebaut, die Not an gesundem Trinkwasser, die unzureichende Kanalisation, das Fehlen eines Kindergartens, die immerwährende Heimsuchung durch Hochwasser. Dies alles hatte man aus Geldnot vor sich hergeschoben. Auf den neuen Gemeinderat kam ein Berg von unbewältigten Problemen zu.

In der kurzen Übergangszeit von zwei Jahren bis zur nächsten regulären Wahl am 07. Dezember 1924 konnte die Lösung der erwähnten Probleme natürlich nur angedacht werden .

Zur Wahl waren die Blöcke in drei Listen angetreten: Die Wirtschaftliche Vereinigung (Ergebnis 287 Stimmen), der Wahlvorschlag Dr. Schmitz ( 193) und die Sozialdemokratische Arbeiterpartei (107).

Bürgermeister wurde wieder der Bäckermeister Adam Meindl, als 2. Bürgermeister setzte sich im 3. Wahlgang Dr. Franz Schmitz, praktischer Arzt, gegen den Bäckermeister Xaver Hermann durch.[60]

Die gesetzliche Rätezahl war auf 22 gestiegen. Sie hießen:

Meindl, Dr. Schmitz, Hengge, Rothauscher, Seidl, Huber, Windl, Aubele, Lammel, Hermann, Aumeier, Weiß, Peißer, Meier, Zirngibl, Amann, Bemmerl, Solleder, Schuderer, Karl, Kötterl, Koch, Geigl, und Hartl.

Es zeichnete sich deutlich ein größerer Einfluss der Arbeiterschaft ab, diese waren ja auch die wirklichen Leidtragenden der misslichen wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in Abbach wie in ganz Deutschland.

Am 18. Januar des Jahres 1925 wurde der neue Gemeinderat durch Handschlag verpflichtet.[61] In dieser Wahlperiode war wegen der zahlreichen Arbeits- und Mittellosen besonders der Ortsfürsorgerat gefordert, der für die finanzielle Unterstützung und die Vergabe von Wohnraum von Fall zu Fall gesondert beraten und entscheiden musste, was viel unangenehmen Zündstoff enthielt. Die Sozialunterstützung betrug pro Person in der Regel monatlich 8 Mark. Das reichte nicht zum Leben und zum Sterben !

Durch den Bau der Wasserleitung und die Errichtung des Deiches, den Bau von Kindergarten und Polizeistation mit Rathaus, die Weiterentwicklung der Elektrizität und des Automobils u.a. war die Gemeinde zusätzlich in der bis dorthin misslichsten finanziellen Lage seit Menschengedenken. Außerdem zeichnete sich die Schließung der Zementwerke Alkofen ab, wo die meisten Arbeiter Abbachs und der Umgebung ihr Auskommen verdienten. Der technische Fortschritt forderte seinen Tribut: Es traf alle Haushalte schwer, als es unumgänglich war, die Gebrauchsspannung von 120/240 Volt auf 220/ 380 V zu verändern, weil man die elektrische Installation und das bereits vorhandene Gerät anpassen musste.[62]

Der sich abzeichnende geistige und politische Hintergrund dieser Zeit ist in einer Rede des damaligen Bischofs von Regensburg, Dr. Michael Buchberger, bei einer Festversammlung des kath. Männervereins Kelheim im Ehrnthallerkeller aufgewiesen: „(…)Die ganze Welt ist jetzt voll des Elendes und Jammers, aber auch geladen von Kampfesstimmung, von Haß und Unfrieden – wie ein vulkanischer Berg, der jeder Zeit mit Feuer und Zerstörung droht. Es ist höchste Gefahr, dass dem großen Völkerkrieg ein noch unheilvollerer Volkskrieg folgt. In einer Zeit, wo das arme, geknechtete, bis aufs äußerste ausgepresste deutsche Volk nichts notwendiger braucht als Frieden und Einigkeit, geschlossenes und entschlossenes Zusammenhalten gegen alle seine Feinde, ist unser armes Vaterland von Parteien zerwühlt, in viele Lager gespalten, sich selbst der größte Feind.“ Es wird noch auf die Entfaltung von Freigeist, Bolschewismus, Kommunismus und Sozialismus, deren Revolutionen zu nichts als Elend geführt hätten, verwiesen.[63]

Mit dieser Last im Nacken mussten sich die Männer des nächsten Gemeinderates vorkommen wie Sisyphus aus der griechischen Mythologie. Sie traten in drei Listen zur Wahl am 9. Dezember 1929 an. Der erste Block nannte sich „Einigkeit“; es waren auf dieser Liste vor allem die Handwerker und Landwirte vertreten. Die Liste der „Sozialdemokratische(n) Partei Deutschlands“ (S.P.D.) bestand ausschließlich aus Arbeitern. Dann gab es noch die Liste „Fortschritt“. Zu ihr gehörten Freiberufliche, Angestellte, Kaufleute, das Gaststättengewerbe, natürlich auch Handwerker, auch einige Arbeiter und Bauern, wie in den anderen Listen.

Gewählt wurden:

Aubele Georg, Kaminkehrermeister,

Seidl Johann, Gutsbesitzer von Weichs,

Dr. Franz Schmitz, Arzt,

Frank Georg, Distrikttierarzt,

Lammel Alois, Mauerer,

Holzapfl Josef, Maurer,

Beer Dominikus, Maurer,

Kötterl Xaver, Maschinnenhändler,

Zirngibl Heinrich, Brauereibesitzer,

Amann Michael, Landwirt,

Preißer Josef, Zimmermann,

Huber Johann, Zimmermann,

Meier Max, Landwirt,

Alzinger Nikolaus, Landwirt,

Karl Johann, Kaufmann,

Held Heinrich, Steinmetz,

Rothdauscher Otto, Kaufmann,

Hengge Max, Apotheker,

Heinrich Karl, Hauptlehrer,

Aumeier Josef, Landwirt.

Bürgermeister wurde wie bisher der Bäckermeister Adam Meindl.

Aus der Reihe der Gemeinderäte wurde Dr. Franz Schmitz zum Stellvertreter gewählt.[64]

Als ob nicht schon überall Resignation, Konflikt und Verdruss genug bestanden hätte, wurde die Wahl vom 09. Dezember 1929 angefochten. Was war geschehen ?

Die Arbeiter Josef Holzapfel, Josef Solleder und Johann Kammermeier begründeten ihren Schritt mit der Feststellung, dass der Wahlleiter die Vertrauensleute des Wahlvorschlages „Sozialdemokratische Partei Deutschlands“ nicht auf den Mangel der zur Gültigkeit des Wahlvorschlags erforderlichen 10 Unterschriften rechtzeitig aufmerksam gemacht habe, was einen Formfehler darstelle. Dies könne zur Verdunkelung des Wahlergebnisses führen, wovon besonders die S.P.D. und auch die Gruppierung „Einigkeit“ betroffen und einen Schaden haben könnte, nicht aber die Liste „Fortschritt“, in der sich Dr. Schmitz und Seidl, Weichs befänden, deren 10 Vertrauensleute unterschrieben hätten. Die Beschwerde beziehe sich nur auf den Gesamtgemeinderat, nicht aber auf die zwei Bürgermeister.

Das Bezirksamt folgte den Gründen der Klageführer, annullierte die Wahl vom 9. Dezember 1929 und setzte für den 6. April 1930 die Nachwahl an.

Die Nachwahl bestätigte im Wesentlichen das Ergebnis der vorausgehenden Wahl. Fazit des Unternehmens: „Außer Spesen nichts gewesen.“[65]

Mit Abschluss dieses Wahlergebnisses stellen wir den Bericht über die nächste Gemeindewahl vorläufig zurück, denn diese fand schon in der „Neuen Zeit“ des 3. Reiches statt, wozu extra Denkwürdiges zu sagen ist.

7. Der technische Fortschritt

 Diesen Fortschritt können wir besonders anschaulich an der Entwicklung des Automobils ab 1900 und an den Folgen für die Bereitstellung der hierfür erforderlichen Infrastruktur darstellen.

1931 sprach man noch nicht allgemein vom Auto, sondern das Vehikel hieß noch Automobil, Kraftwagen oder Motorwagen. Den Begriff „Auto“ im jetzigen Sinne benützte man in der Rechts- und Theatersprache. Dies nur, um anzudeuten, dass sich alles noch in der Entwicklung befand.[66] Diese kann man kurz folgender Maßen skizzieren:

In Deutschland :

1923 kam 1 Kraftwagen auf 360 Personen

1925 auf 250

1927 auf 171

1929 auf 111

1931 auf 94[67]

Besser stand es um die Motorräder. 1933 liefen in ganz Deutschland bereits 820 000 Motorräder. Dieses bot vor allem im Wandersport für breite Volksschichten eine gute Möglichkeit, Land und Leute in der weiten Heimat kennen zu lernen. Motorräder waren in den 30er Jahren sehr günstig steuerlich veranlagt und man brauchte bis zu einem Hubraum von 200 ccm keinen Führerschein.[68] Wenn man eine wahnsinnige Geschwindigkeit eines solchen Gefährts zum Ausdruck bringen wollte, sprach man von „100 Sachen“. Von 1929 bis 1933 stieg der Weltrekord auf einer 750er BMW von 216 auf 244 km/h.[69]

Solche Motorräder gab es in den 30er Jahren in Abbach noch nicht, die Exemplare bis 200 ccm waren sehr selten. Im Besitz einer solchen Maschine konnte man als junger Mann auf der Brautschau die Frauenwelt schon noch sehr beeindrucken

Der Besitz eines Autos war noch in den 20er und 30er Jahren nicht für jedermann und jeden Haushalt selbstverständlich. Als meine Eltern 1933 heirateten, waren sie noch sehr stolz darauf, dass sie sich von dem damals einzigen Taxibesitzer in Abbach Petschko zu Standesamt und Kirche fahren lassen konnten. Von diesem Ereignis erzählten sie später noch öfter.

Einen Hinweis auf die ersten Motorräder und das erste Automobil in Abbach fand ich aus dem Jahre 1907. Es ist ein Schreiben des Königlichen Bezirksamts Kelheim an die Marktverwaltung Abbach folgenden Inhalts: „ Betreff: Der Verkehr mit Kraftfahrzeugen.

Die Besitzer von Kraftfahrzeugen , der Schmiedmeister Kötterl und der Bräumeister Mühlbauer in Abbach haben trotz Aufforderung ihre Krafträder noch nicht dem Amte vorgeführt. (…) Auch der praktische Arzt Dr. Bittner, der wegen eines Defektes sein Automobil bisher nicht vorgeführt hat, ist hiervon in Kenntnis zu setzen.“ (gemeint war ein Termin beim Amtstechniker).[70]

Bereits aus dem Jahre 1906 ist uns bekannt, dass sich Herrschaften höheren Ranges des Automobils bedienten. In einem Ratsprotokoll aus Abbach heißt es : „Bei Gelegenheit der Durchfahrt S. Kgl. Hoheit des Prinzen Ludwig am 18. Mai 1906 wird zur Ehrung desselben aus der Gemeindekasse Abbach 20 M genehmigt.“[71]

Das Anwachsen der Anzahl von Kraftfahrzeugen forderte von der Gemeinde und den Bürgern vermehrte Anstrengungen bezüglich Bereitstellung der nötigen Infrastruktur.

Im Sommer 1901 war schon einmal die wiederholte Pflasterung des Marktes durch den Pflasterermeister Georg Lanzl von Abensberg angesagt. In dem Vergabevertrag war gefordert „Das Pflaster ist gut fahrbar herzustellen.“[72] Aber immer wieder ist in der Folgezeit vom schadhaften Straßenpflaster die Rede. So erfolgte im Jahre 1930 eine neuerliche Pflasterung des Marktes. Dieses mal sagt das Protokoll:

„ Die Pflasterung wird H. Josef Stanglmeier in Abensberg um den Preis von 2 Mark pro qm übergeben (…) Für eine sachgemäße und gute Ausführung hat er 1 Jahr Garantie zu leisten.“[73]

Ich selbst kann mich noch erinnern, dass das Pflaster in den 30er und 4oer Jahren von der Brauerei Zirngibl bis zur Brücke über den Mühlbach bei der Bäckerei Nößner (jetzt verrohrt) reichte. Die Fahrbahn bestand aus den guten granitenen und quadratischen Pflastersteinen üblicher Machart, wie sie bei uns gelegentlich noch verwendet werden. Die seitlichen Gehwege oder Bürgersteige, wenn man sie so nennen konnte, bestanden aus Katzensteinpflaster. Geteert war nur die Hauptstraße im Anschluss an das genannte Pflaster in Richtung Augsburg und Regensburg. Bei der Straßendecke handelte sich noch nicht um einen Bitumenbelag, sondern um richtigen Teerbelag, der im Sommer bei größerer Hitze schmolz, schwabbelig wurde und an Schuhwerk und Fahrzeugreifen schwarze Flecken hinterließ. Alle anderen Innerortsstraßen (auch Kochzipfel und Saugasse) waren noch Schotterstraßen, und der gehobene Ausbau blieb späteren Zeiten vorbehalten.

Erinnern möchte ich noch an die mächtigen Allee Bäume in der jetzigen Kaiser-Karl-V-Allee, riesige Ahornbäume, Eschen und Kastanien mit einem Stammdurchmesser von ½ bis 1 m, die ein mächtiges Laubdach bildeten und um die Jahrhundertwende gepflanzt worden waren. Sie forderten hin und wieder ein Menschenleben, wenn sich jemand in seiner Geschwindigkeit nicht mäßigen konnte.

Schon im Jahre 1932 verlangte das Straßen- und Flussbauamt die Fällung der Alleebäume. Der Gemeinderat stand aber einstimmig auf dem Standpunkt, dass die schöne Allee erhalten bleibt, nur die Krone sollte von Jahr zu Jahr ausgelichtet und Bäume, die sich nicht richtig entwickelten, beseitigt werden. Erst mit der Expansion des BRK in den 1950er Jahren war ihr Schicksal besiegelt.[74]

Eine andere Aufgabe war der Ausbau der Ortsverbindungsstraßen.

Die Straße nach Saalhaupt war schon Ende des 19.Jh. angelegt und beim heutigen Torhausplatz begradigt worden. Ebenso war die Straße über Gemling nach Köfering als Anschlussstraße an die Verbindung Regensburg /Lanquaid Ende des 19. Jh. begonnen[75] und in den 20er Jahren ausgebaut worden. Sie galt von Anfang an als Distriktstraße.[76]Die Straße von Weichs nach Peising wurde 1923 erbaut. Die Kosten trug der Gutsbesitzer Johann Seidl von Weichs ganz alleine, die Unterhaltungskosten übernahm die Gemeinde Abbach.[77] Alle Ortsverbindungsstraßen waren bis nach dem Krieg Schotterstraßen, die alle Jahre ausgebessert werden mussten, besonders wenn nach dem Winter jeweils tiefe Schlaglöcher sichtbar wurden, die sich mit Regenwasser füllten und ärgerliche Pfützen hinterließen. Für die Distriktstraßen waren eigens Straßenwärter bestellt, an den Straßenrändern waren für ihre Arbeit in gemessenem Abstand Schotterhaufen gelagert.

Der motorisierte Verkehr war in den 30er Jahren in unserer Gegend mäßig. Es handelte sich hauptsächlich um Lastautos für den Warentransport. Personenautos kamen selten und fuhren in mäßigem Tempo. Die Kinder konnten sogar auf der Straße noch spielen und rechzeitig zur Seite springen. In den 40er Jahren wurden die nun schon häufigeren privaten Autos, Lastwägen und Personenautos, für militärische und kriegerische Zwecke eingezogen, wenn sie nicht gerade für die Volkswirtschaft unentbehrlich waren. Lastautos wurden mangels Benzin und Dieselöl mit Holzvergaser ausgestattet.

Ein Kapitel besonderer Art stellt die Geschichte der Postbusverbindung zum Bahnhof Abbach dar.[78]

Schon im Jahre 1905 können wir ein Ratsprotokoll folgenden Inhalts finden: „In Anbetracht der hohen Garantiesumme (6000 Mark) für Einführung einer Automobilpostverbindung Abbach bis Abbach– Bahnhof ist die Marktgemeinde Abbach bei ihren ärmlichen Verhältnissen (…) nicht in der Lage, ihr Bittgesuch vom 18. Juni 1905 aufrecht zu erhalten und sieht sich gezwungen, ihr Gesuch zurück zu nehmen.“

Die Marktgemeinde bittet aber jetzt schon, ein hohes königliches Verkehrsministerium wolle bei eintretenden günstigeren Bedingungen die Einführung einer Automobilpostverbindung Abbach-Markt und Abbach-Bahnhof einer gnädigen Würdigung unterziehen und vielleicht diese Einführung einer Automobilverbindung später gütigst zu genehmigen geruhen. (….)“[79]

Etwa 10 Jahre später kommt die Angelegenheit in erweitertem Ausmaße erneut auf den Tisch. Im Juni 1914 heißt es: „Das Königliche Staatsministerium für Verkehrsangelegenheiten ist (..) bereit, die Errichtung einer Motorpostlinie zur Personenbeförderung auf der Strecke Regensburg Bahnhof – Markt Abbach Bahnhof in Aussicht zu nehmen.“

Die Beteiligten hätten 1. die Haftung für eine allenfalsige Betriebsmindereinnahme bis zum Höchstbetrag von jährl. 1900 M zu übernehmen, 2. sich zu verpflichten, in Abbach einen einfach gehaltenen, heizbaren Hinterstellungsraum für 2 Fahrzeuge auf ihre Kosten zu errichten und baulich auf die Dauer des Betriebs der Linie zu unterhalten. 3. zu den jährlichen Tilgungsbeträgen der Postmotorwagenhalle in Regensburg vom Tage der Inbetriebnahme der Linie an bis zum Jahre 1933 einschließlich einen jährlichen Betrag von 361,82 M zu bezahlen. Diese Summe werde mit der Einführung der Linie Regensburg-Kallmünz auf 141,22 ermäßigt.“[80]

Die Gemeinde Abbach war zur Übernahme der Bedingungen bereit, nur die Hinterstellungshalle wollte sie nur für den Fall bauen, „dass Herr Krammel in späteren Jahren von dem zwischen ihm und der Marktgemeinde Abbach abgeschlossenen Vertrage zurücktreten würde oder die Hinterstellungshalle des Herrn Krammel unbrauchbar werden sollte.“[81]

Schon 1920 war der Konfliktfall wegen der Hinterstellungshalle eingetreten. Franz Xaver Krammel war gestorben und die Witwe hatte gegen die Halle Einwendungen. Es wurde daher von Bürgermeister Geigl eine Kommission gebildet, die dieses Problem im Einvernehmen bewältigen sollte.[82] Doch eine Einigung gelang nicht und die Oberpostdirektion Regensburg trat auf den Plan. Die Gemeindeverwaltung Abbach schlug nun bis zum Bau einer eigenen Halle eine Interimslösung vor. Der Bus sollte in einem Unterstellraum des Maschinenfabrikanten Xaver Kötterl untergestellt werden.[83]

Unter der Bedingung, dass beim Bad eine Haltestelle des Postbusses eingerichtet werde, war einen Monat später Frau Krammel bereit, dass eine Autohalle an der Grenze zu ihrem Grundstück unter Einbeziehung einer Wand des Armenhauses errichtet werden könne.

Um sich von allen früheren vertraglichen Bindungen zu lösen, war sie sogar bereit, eine Abstandssumme von 5000 M zum Bau der neuen Halle zu bezahlen.[84]

Die Halle wurde vom Maurermeister Josef Lindner gebaut, die Steine dazu wurden aus dem Steinbruch Schuderer unentgeltlich geliefert.[85]

Trotz der bestehenden Wohnungsnot wollte die Gemeinde auch dem Kraftwagenführer eine Wohnung zur Verfügung stellen.[86]

Die finanzielle Seite der Busverbindung zum Bahnhof entwickelte sich ungünstig, und so beschloss der Gemeinderat, die Fehlbeträge auf die Gemeindekasse zu übernehmen.[87] Sogar die Linie nach Regensburg lief Gefahr, eingestellt zu werden. Da entschloss sich der Gemeinderat zum Erhalt der Verbindung an die Oberpostdirektion Regensburg jährlich 300 RM zu zahlen.

Es entstand auch ein steigender Bedarf an Kraftstoff. Es mussten Tankstellen gebaut werden.

In den 30er Jahren schossen diese wie die Pilze aus dem Boden: Nach dem Grundsatz „ Konkurrenz belebt das Geschäft“ wetteiferten die Firmen Max Hagl und Xaver Kötterl diesseits und jenseits der Hauptstraße bei der Marktkirche um die Kunden.

Die erste Tankstelle in Abbach war die Hagl`sche. Am 9. Mai 1926 entscheidet der Gemeinderat: „Gegen die Tankanlage mit Pumpe für Herrn Max Hagl Hs. Nr. 20 besteht keine Erinnerung, jedoch mit dem Vorbehalt der höheren Instanzen (Bezirksamt, Regierung)“[88]Am 29.5. wurde noch eine Auflage nachgeschoben: Der Straßenverkehr dürfe nicht behindert, und der Deckel vom Tank dürfe nicht auf der Fahrbahn angebracht werden. Hagl scheint die Tankstelle auf Gemeindeeigentum errichtet zu haben, weil er für diesen Umstand eine Gebühr von 15 RM jährlich zahlen musste.[89]

Schon am 23. Mai 1926 berichtet ein Protokoll, dass Xaver Kötterl eine Anlage mit Pumpeinrichtung errichten will. Die Tankstelle wird mit der Auflage genehmigt, „dass sämtliche Kraftfahrzeuge, welche Betriebsstoffe fassen, sich nicht auf der Straßenbahn, sondern seitwärts bis zur Ablaufmulde aufstellen müssen.“ Außerdem: „Bei Nachtzeit darf sich niemand mit offenem Licht der Anlage nähern, wenn Kraftfahrzeuge Betriebsstoffe fassen.“[90]

In ihrer Vergabepraxis musste die Marktverwaltung wie in diesem Zusammenhang so auch später in anderen Dingen gewissenhaft den Proporz wahren, damit es zwischen den Firmen und der Gemeinde keine Verstimmungen gab.

Am 1. Dezember 1927 stellt Ludwig Zisterer Antrag zum Bau einer Tankstelle. Seinem Wunsch wird entsprochen. Es heißt jedoch einschränkend: „ (..) wenn keine Hinderung des Verkehrs vorliegt, denn bei Einmündung der Staatsstraße, wo die Anlage angrenzt, ist die Straße ziemlich eng und eine Brücke vorhanden, und der Verkehr ist ziemlich stark.“[91]

Am 19. Februar 1928 standen Hagl und Kötterl gleichzeitig auf der Matte. Max Hagl wollte vor seinem Hause ein Voltol-Öl-Kanbinett aufstellen, was wieder genehmigt wurde. Xaver Kötterl ersucht um Genehmigung zur Aufstellung einer zweiten Tankanlage. Er durfte sie aufstellen, wenn der Zapfständer einen grauen oder graugrünen Anstrich erhält. Auch er geriet nun auf Gemeindegrund, wofür er jährlich 10 M zahlen musste.[92]

Offenbar boomte der Kraftstoffhandel, denn am 22. April 1928 folgte Heinrich Leibl in Abbach 31 1/10 mit einem Antrag auf Bau einer Straßenzapfstelle für die Benzol-Verband GmbH in Bochum. Man hatte aber Bedenken, dass die Zementröhreneinlage von 5 m zu gering bemessen sei.[93]

Damals also schlug die Geburtsstunde der Tankstellen in Abbach-Zentrum. In den 1970er und 80er Jahren veränderten sie sich zu den Ortsausgängen .

8. Telefon, Elektrizität, Ortsbeleuchtung

Das Telefon ist allgemein gesehen ein Segen für die Menschen. Mit welcher Selbstverständlichkeit benützen heute schon Kinder mit ihrem Handy die Vorteile der modernen Telekommunikation ! Sie meinen oft, dass es schon seit den Tagen der Schöpfung so gewesen sei und fragen nicht danach, wie diese Entwicklung Ihren Anfang nahm.

Dem Lehrer und Physiker Philipp Reis (1834 – 1874) gelang es erstmalig , „die Töne und die menschliche Stimme durch den von ihm erfundenen und „Telefon“ genannten Apparat fernhin zu übertragen. Die mit bescheidenen Mitteln im Jahre 1860 im Erziehungsinstitut zu Friedrichsdorf im Taunus konstruierten Apparate ließen nicht ahnen, welche verkehrsumgestaltende Bedeutung sie dereinst gewinnen sollten.“[94]

Es dauerte bis zum Jahre 1904 bis das Telefon nach Abbach kam. Im entsprechenden Ratsprotokoll heißt es: „Dem Gesuch des Kgl. Oberpostamtes Regensburg, Errichtung einer Ortstelephonanlage in Abbach betr., wird insofern stattgegeben, dass dem Oberpostamte Regensburg die unentgeltliche Benützung gemeindlichen Eigentums zu Zwecken des Telephonbaues und Betriebes, soweit diese Benützung der K. Telegraphenverwaltung nicht ohnehin auf Grund gesetzlicher oder sonstiger Bestimmungen zusteht, gestattet wird.“[95]

Aus dem Jahre 1914 liegt uns der „Plan über die Errichtung einer Telegraphenlinie an der Straße Matting – Oberndorf – Abbach vor. Nachdem die Leitungen der Post heute in unteririschen Kabeln verlaufen, so weit man ihrer überhaupt noch bedarf, sei dieser Plan zur Veranschaulichung beigefügt.[96]

Aus den Archivbeständen der ehem. Gemeinde Poikam erfahren wir, dass dort der Telephonanschluss 1925 zu Stande kam. „Dem Gemeinderat Poikam ist die Möglichkeit gegeben, sich eine sogenannte gemeindliche öffentliche Sprechstelle im Anschlusse an das Ortsnetz in Abbach herstellen zu lassen.“[97] Die öffentliche Sprechstelle wurde im Gasthaus Schild eingerichtet.

Noch in den 1960 er Jahren wurden im Postamte zu Bad Abbach die Verbindungen nach vorheriger Anmeldung manuell hergestellt. Dafür benötigte man das sog. „Fräulein vom Dienst“, das ich damals als Werkstudent bei der Post selbst noch vor den großen Schaltkästen sitzen und werkeln sah.

Kommen wir zur Nutzung der Elektrizität in unserem Ort. Der elektrische Strom wurde in Abbach, vorzüglich in der Landwirtschaft, in größeren Betrieben und gehobenen Haushalten erstmals um 1910 eingeführt. Über den damaligen Anbieter liegen im hiesigen Archiv keine Unterlagen vor. Die Versorgung der Gemeinden mit Licht- und Kraftstrom allgemein erkannten bald vielerlei Anbieter als unumgängliche, unaufhaltbare Zukunftschance, und es entstanden an verschiedenen naturbegünstigten Punkten z. B. an Bächen und Flussnebenarmen Wasserkraftwerke. Aber auch Elektrizitätserzeuger mit Hilfe von Benzin- und Dieselgeneratoren fanden ihre Kunden. Bald mischten auch Installationsfirmen für Haus- und Inneneinrichtungen mit, die wie die Pilze aus dem Boden sprossen, und boten ihre Dienste an, indem sie sich als Beauftragte der zu erwartenden großen Überlandwerke ausgaben.

In diese unerwünschte Vielfalt versuchte der Staat durch Gründung großer öffentlicher Überlandwerke eine einheitliche Ordnung zu bringen. Das Kgl. Bezirksamt Kelheim verschickte ab 1910 im Auftrag der Regierung Rundbriefe an sämtliche Gemeinden des Amtsbezirks bezüglich der „Errichtung einer elektrischen Überlandzentrale für Niederbayern und Teile der Oberpfalz“,[98] bald darauf im Betreff der

„Überlandzentrale der Amperwerke, Elektrizitäts- u. Aktien-Gesellschaft in München“[99] und wegen der „Ausnutzung der Wasserkräfte der unteren Isar“.[100] Noch im gleichen Jahr folgte die amtliche Verfügung, der zufolge in den Gemeinden keine Verträge abgeschlossen werden dürften, „welche nicht zuvor dem Kgl. Bezirksamte zur Prüfung vorgelegt wurden.“ Weiterhin wurde „wiederholt und ganz entschieden davor gewarnt, schon jetzt (1910 ! A.d.V )) die Installationsarbeiten einer einzigen Firma zu übertragen, da sich sonst die Gemeinden der Vorteile des freien Wettbewerbs begeben.“[101]

Im Januar 1914 erging an alle Gemeindebehörden des Kgl. Bezirksamts Kelheim, außer Abbach und Abensberg, die nochmalige Erinnerung, dass durch eine weitere Ausdehnung der bestehenden Anlagen auf neue Gemeinden und durch das Emporkommen neuer kleiner Werke das Entstehen des für ganz Niederbayern geplanten großen Überlandwerkes immer schwieriger, wenn nicht unmöglich gemacht werde.[102] Einzelne Anbieter, z.B. der „Verein zur Wasserversorgung der Viehhausen – Bergmattinger Gruppe“ mit Sitz in Thumhausen bei Eichhofen machten oft ein so verlockendes Angebot, dass man als Gemeinde kaum widerstehen konnte. [103]

Aber im Oktober 1919 teilten die „Überlandwerke Niederbayern GmbH Landshut“ mit, dass sie in den niederbayerischen Gemeinden die schnellstmögliche Elektrizitätsversorgung durchführen werden.

Somit waren die Würfel gefallen, die Elektrizitätsversorgung war monopolisiert. Soweit der Part der Anbieterseite.

Auf der Verbraucher- oder Abnehmerseite erkannte man allmählich auch, dass es notwendig war, sich zusammenzuschließen, um die speziellen Interessen der Gemeinden und Einzelverbraucher durchzusetzen. So entstanden im ganzen Land Bezirksstromabnehmerverbände, z.B. der Bezirksstromabnehmer- verband Landshut für Niederbayern, dem auch Abbach beitrat.[104] / [105]

Schon 1921 war es wegen der Elektrifizierung des Marktes mit der Überlandzentrale zu einem Rechtsstreit wegen der Kosten für den Anschluss gekommen. Deshalb wurde ein Rechtsanwalt in Regensburg (Siegfried) beauftragt, einen Vergleich mit der U.L.Z. anzustreben, dass vorläufig ein Teilbetrag in Höhe von 4000 M akzeptiert, der alte Vertrag aufgelöst und ein neuer abgeschlossen werden soll. Ein Schiedsgericht solle eingerichtet werden, und die bisherigen Prozesskosten sollen gegeneinander aufgehoben werden[106].

Im Jahr 1930 war, wie früher schon erwähnt, wegen des Stromnetzes, wie sich zeigte, eine kostenintensive Maßnahme erfolgt: Schon vor dem Wechsel der el. Spannung von 120 / 240 Volt auf 220/ 380 Volt war versucht worden, für alle Abnehmer, Kommune wie Private, die Kosten zu minimieren, bzw. abzuwenden. Es heißt im Protokoll: „Der Marktgemeinderat Abbach stimmt der beabsichtigten Umschaltung im hiesigen Ortsnetz auf eine höhere Spannung 380/220 Volt unter der Voraussetzung zu, dass den einzelnen Stromabnehmern und der Gemeinde innerhalb des vorhandenen Netzes keine Installations- oder andere Unkosten entstehen, und dass vorhandene durch die höhere Spannung unbrauchbar werdende elektrische Apparate, Motoren etc. auf Kosten der Oberpfalzwerke gegen gleichwertige, der neuen Spannung angepasste, umgetauscht werden.“

Einen Teilaspekt der Elektrifizierung stellt die Ortsbeleuchtung dar.

Um die Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jh. ist in den Ratsprotokollen nur von Straßenlaternen mit Petroleumlicht die Rede. Es wird von Laternen in der Regensburger Straße in der Nähe des Privatiers Joh. Neumeier,[107]bei Georg Schlauderer, Michael Alzinger, Josef Deißböck, Josef Schreiner, Witwe Eckmann und Konrad Winzinger berichtet.

1897 wurde angeregt, dass diese Laternen in diesem Jahre auch während der Sommermonate an Sonn- und Feiertagen im Bedarfsfall angezündet werden sollten.[108]

1905 schreibt auch das Kgl. Bezirksamt vor, es sollen auch während der Sommermonate bei „nichtmondhellen Nächten“ die sogenannten Richtlaternen an der Hauptstraße, nämlich fünf Stück, und die Laterne an der Schlauderermühle an der Distriktstraße gegen Saalhaupt angezündet werden.[109]

Das Laternenanzünden schien für den eigens eingesetzten Anzünder nicht einfach gewesen zu sein, denn vom Jahr 1888 wurde eine entsprechende Notiz bekannt: „Nachdem der bisherige Laternenanzünder Josef Diermeier, im Besitze nur eines Armes, beim besten Willen nicht im Stande ist, seinen Verpflichtungen zur Zufriedenheit nachzukommen, so wird diese Stelle (.) dem derzeitigen Gemeindediener Franz Held (.) übertragen.“[110]

Die Laternen mussten nicht nur hoch oben angezündet, sondern bei Bedarf auch mit Petroleum aufgefüllt werden.

Die Gemeinde versteigerte den Liefervertrag für Petroleum Jahr für Jahr neu. 1899 erhielt der Spezereihändler und Bürgermeister Röhrl als Wenigstnehmender den Zuschlag bei 12,50 Mk pro Zentner. 1899/ 1900 verlangte Röhrl schon 13.50 Mk. Im Jahre 1903/1904 ging daher der Zuschlag an den Gemischtwarenhändler Johann Manglkammer zu einem Preis von 12.70 Mk pro Ztr.[111]

Mit dem romantischen, aber übel riechendem Petroleumlicht hatte es im Jahre 1909 ein Ende. Es folgte die elektrische Straßenbeleuchtung.

Ich erinnere zunächst an den genialen Erfinder der Glühbirne. Am Anfang dieser weltverändernden Entwicklung stellte Thomas Alva Edison ( 1847 – 1931 ) 1879 die Kohlenfaden-Glühlampe vor.

So konnte anfangs 1909 der Abbacher Gemeindeschreiber notieren :

„ Behufs Einführung der elektrischen Straßenbeleuchtung wurden 18 Glühlampen a 25 kerzenstärkig genehmigt, wovon 6 Lampen als Richtlaternen die ganze Nachtdauer brennen, die übrigen Lampen um 12 Uhr nachts zu löschen sind.“[112]

Später wird von der Einführung des elektischen Lichts an anderen Stellen berichtet:

Im Feuerwehrhaus 1910,[113] im Apothekergassl bei Hetzenecker 1917,[114] beim Krankenhaus 1920,[115] in der Hauptlehererwohnung, weil diese als Wohnung I. Klasse gilt 1991.[116]

Bei den ständig steigenden Strompreisen in der Weimarer Republik entschloss sich die Gemeinde, den Rotstift auch bei der Straßenbeleuchtung anzusetzen.

1919 wurde die Zahl um 9 Laternen verringert (bei Mirbeth, Dobner, Dirigl, Fischer, Bauer, am Benefiziatenhaus, bei Glaser auf der Schulbruck, beim Polizeidiener Held, beim Zirngiblkeller).[117]

1923 heißt es gar, dass nur mehr vier Lampen in Betrieb bleiben dürften, beim Schlauderer Müller, beim Bad, beim Zirngibl und beim Krankenhaus.[118]

1923 wird zusätzlich beschlossen, dass nun für die Straßenbeleuchtung ein eigener Zähler aufgestellt wird. Die erforderlichen Kosten beliefen sich auf 250 000 M. Man sieht: Die Inflation lässt grüßen.

Mein Großvater, Karl Kraus, zu dieser Zeit Schneidermeister und Gastwirt, Musiker, Fleischbeschauer und Pflasterzolleinnehmer von Abbach, fordert (die Inflation war nun schon vorbei, und es gab neues, gutes Geld ) für die Bedienung der elektrischen Straßenbeleuchtung, das rechtzeitige Ein- und Ausschalten, die Wartung, 10 M jährlich, was aber der Rat ablehnte. [119]

Schon 1913 wurde das Ansinnen des Bezirksamts Kelheim abgewiesen, am Weg zum Bahnhof Abbach eine Laterne aufzustellen, weil der Weg in der Gemarkung Lengfeld liege.[120]

9. Das Kriegerdenkmal

War es Ausdruck des Dankes für die im Krieg gefallenen Helden, der Trotz gegen die wirtschaftlichen Niederschläge, das Wiedererstarken des Patriotismus und Nationalstolzes nach der demütigenden Niederlage ? Die Mahnung, sich auf keinen Krieg mehr einzulassen ?

Das Bedürfnis, ein Kriegerdenkmal zu errichten, war in vielen Familien erwacht, die im Krieg Angehörige opfern mussten. Das Werben prominenter Befürworter fand breite Unterstützung. Besonders die Trauer und der Stolz des Bürgermeisters Geigl, dessen Sohn nach vielen Luftsiegen als ruhmreicher Fliegeroffizier gefallen war, war eine Triebfeder zur Errichtung eines Mahnmals.

So finden wir im Oktober 1921 die ersten Ansätze zur Realisierung in den Gemeindeprotokollen:

„ Nachdem bis jetzt erst 16 730 Mk freiwillige Sammelgelder für das Kriegerdenkmal eingegangen, und zirka 25 000 notwendig sind, der Rest auch noch aufgebracht werden muss, da die Vollendung bis Mitte November 1921 erfolgt, so hat sich der I. Bürgermeister Geigl heute freiwillig verpflichtet, das restliche Geld vorzustrecken. Der Gemeinderat haftet für die Rückzahlung!“[121]

Der Gemeinderat stand am Ende des Jahres unverrückt zu seinem Beschluss.[122]

Auch der neue Gemeinderat unter Bürgermeister Meindl stand nach dem Rücktritt von Bürgermeister Geigl, zu dessen Herzensanliegen das Kriegerdenkmal gehörte, zu diesem Vorsatz. Schon im Frühling 1922 berief er einen Kriegerdenkmal–Ausschuss ein, dem Dr. Schmitz, Apotheker Hengge, Gutsbesitzer Seidl, Bildhauer Roggenhofer, Steinbruchbesitzer Schuderer und der Kirchenmaler Seidl angehörten.

Das Kriegerdenkmal wurde am Ortsausgang an der Augsburgerstraße, gegenüber dem späteren alten Rathaus aufgestellt, nachdem man von den Badbesitzern Linxen und Hoegn den Standplatz erwerben konnte.

Es war ein monumentales Werk entstanden, das ein knieender Soldat in feldmarschmäßiger Ausrüstung krönte. Die Namen der Helden wurden in vier Tafeln gemeißelt. Der Fliegerleutnant Heinrich Geigl wurde auf einem Extrarelief hervorgehoben.

Während der Nazizeit war das Kriegerdenkmal oft Ausgangs- oder Zielpunkt von Gedenkfeiern und Aufmärschen.

Im Jahre 1959 wurde das Kriegerdenkmal in den Friedhof auf dem Berg in eine eigene Nische versetzt. Der damalige Bürgermeister Otto Windl enthüllte die um die Helden des 2. Weltkrieges erweiterten Beitafeln unter Beisein der Abbacher Bevölkerung.

Im Bemühen um das Kriegerdenkmal war es vor allem wieder Maximilian Hengge, der sich mit seiner Sorge um die Finanzierung besondere Verdienste erwarb.

Schon im Jahre 1921 richtet er an Seine Durchlaucht, den Fürsten von Thurn und Taxis, Herzog von u. zu Wörth in Regensburg, folgenden Bittbrief:

„Die Unterzeichneten, als Mitglieder des Gemeinderates und des Denkmalausschusses erlauben sich, an Seine Durchlaucht den Fürsten von Thurn und Taxis, die ergebenste Bitte zu richten, für das Abbacher Kriegerdenkmal eine Spende zu geben.

Begründung: Die im Weltkriege ihr Leben opferten, sind schuldlos an dem jetzigen Unglück unseres Vaterlandes. Es ist nicht nur eine Dankespflicht, für diese Gefallenen ein Memento zu errichten, sondern auch die beste Aufbaupflicht, die Namen dieser Helden der Nachwelt zu überliefern. In dieser Erkenntnis wurde in Abbach eine Haussammlung für diesen Zweck abgehalten, die von den ca. 200 Haushaltungen die Summe von 15 000 M ergab. Zur Fertigstellung des nebenstehenden Denkmals-Entwurfes sind aber noch 9 000 M notwendig.

Dass die Unterzeichneten an Seine Durchlaucht mit der Bitte um eine Spende für diesen Zweck herangetreten sind, hat seinen Hauptgrund darin, weil Abbachs größter Kriegsheld aus den Reihen der Taxis Chevauleger (= leichte Reiter. A.d.V.) hervorgegangen ist, welches Regiment im Laufe der Zeit, wie unsere beste Hoffnung ist, wieder erstehen wird. ( Es ist dies der Leutnant der Reserve und Führer der bayer. Jagdfliegerstaffel Nr. 36 Heinrich Geigl, der nach seinem 14. Luftsiege bei Amiens am 4.4.18 den Fliegertod fand. Außer diesem, der in einem Bronze-Relief ein würdiges Gedenken erhalten soll, sind es noch ca. 60 Namen, die auf dem Denkmal der Nachwelt überliefert werden sollen. Ein einfacheres und billigeres Denkmal für eine würdige Ehrung war trotz aller Bemühung für die gesammelte Summe von 15 000 M nicht zu erhalten

In der Erwartung, keine Fehlbitte an S. Durchlaucht getan zu haben, verbleiben die Euer Durchlaucht Ergebensten Maximilian Hengge, Apotheker, 1. Vorsitzender mit 2. Vorsitzendem, Schriftführer und Kassier“. (deren Unterschriften fehlen)[123]

10. Die Marktverwaltung in schwerer Zeit (ab 1930 )

Wie immer, wenn in Abbach ein ganzer Industriezweig wegbrach, folgten Arbeitslosigkeit und Verarmung der Bevölkerung in breitem Ausmaß. Als kurz vor 1900 der Braunkohlenbergbau in Abbach unrentierlich wurde, stellte man die Tagebaubetriebe ein und breite Schichten standen plötzlich vor dem Nichts. Elend und Hunger waren das Gefolge.

Ein ähnliches Los traf die Leute, als im Jahre 1930 die Portland-Cement–Fabrik Karlstadt a. M. A.-G. Werk Abbach a. D. ihre Tore schloss.

In einem Werkvertrag vom 11.09.1928 zwischen den Kalk- und Zementwerken in Abbach und Josef Mittermeier, senior, von Poikam wegen des Abtransportes restlichen Materials aus dem Steinbruch von Kapfelberg per Fuhrwerk und Kähnen ist bereits von der „Firma in Liquidation“ die Rede.[124]

Ein traurig stimmendes Papier ist der Brief an den letzten Magazinverwalter der Fabrik, Johann Kalb, vom März 1929: „(…) teilen Ihnen in erster Linie mit, dass Ihre Versetzung nach Karlstadt zum 1. Juli d. J. in Erwägung gezogen ist. Trotzdem sind wir, da die Angelegenheit noch nicht spruchreif ist, damit einverstanden, dass Sie die Garten- und Kartoffelbestellung vornehmen und aus den uns genannten Gründen (drohende Zwangsbewirtschaftung A.d.V.) die Wohnung des Herrn Dr. Goes zunächst beziehen, weil es richtig ist, dass die Wohnung und was damit zusammenhängt, gepflegt werden muss.

Über den Feldertrag ließe sich ja im Falle Ihrer Versetzung zum vorgenannten Termin eine Verfügung treffen.“[125]

Über Abbach des Schicksalsjahres 1930 schreibt Pfarrer Alois Lehner, nachdem er das Leben der armen Häusler ohnehin schon als kümmerlich bezeichnete: „Eine aufblühende Industrie, z.B. das Zementwerk Abbach-Saal-Kelheim gab ihnen eine Zeit lang eine Verdienstmöglichkeit. Aber die ist nun einer allgemeinen Wirtschaftkatastrophe erlegen. Zuerst gab es weiteren Bevölkerungszuzug in Abbach, jetzt aber herrscht Arbeitslosigkeit in weitem Umfang. Wie so oft geht auch hier Armut und Sittenlosigkeit Hand in Hand. (….)“[126]

Die ersten Notstands – und Wohlfahrtsunterstützungslisten in Abbach liegen ab April 1932 vor und enden im März 1934. Werden im März 32 noch erst 56 Familien unterstützt, sind es im Dezember des gleichen Jahres schon 110, im März 1933 135 Familien. Von allen betroffenen Haushalten, es sind die überwiegende Mehrzahl, liegen hier im Archiv die Autogramme vor.[127] Man weiß heute, in welcher Not man sich befinden muss, um den demütigenden Gang zum Abholen der Stütze am Rathaus anzutreten !

In Abbach entwickelte sich ein elendes Proletariat, der beste Nährboden für Radikalismus, Totalitarismus und schließlich den Nationalsozialismus des 3. Reiches .

Wie arm die Leute waren, beweist die Einführung von Spendenmarken.

„Die Einführung von Spendenmarken“, heißt es im Ratsprotokoll, „wird einstimmig genehmigt. Vorerst sollen 10 000 Stück Gutscheine zu 1 Pfg bestellt werden“[128]

Anfangs 1932 sah sich die Gemeinde gezwungen, den Hebesatz der Haus- und Gewerbesteuer und der Grundsteuer zu erhöhen.

„Der Gemeinderat genehmigt einstimmig, die Umlagen um ¼ des Unterschiedsbetrages zwischen dem bis jetzt beschlossenen Satz und dem Landesdurchschnitt für 1931 zu erhöhen, also auf 114 % für Haus- und Gewerbesteuer und 124 % zur Grundsteuer. Die Umlage wird für das Jahr 1932/33 eingebracht.“[129]

Mitte des Jahres 1932 wurde noch einmal nachgefasst:

„Die Erhöhung der Gemeindeumlage auf den Höchstsatz wird mit 7 gegen 6 Stimmen genehmigt. Dieser beträgt 209 % zur Grundsteuer und 159 % zur Haus-, Gewerbe- und Hausiersteuer. Die Erhebung eines Zuschlags zur Wohlfahrtsabgabe wird einstimmig abgelehnt. Der Antrag von Josef Sch. auf Sozialrente von monatl. 8 RM wird genehmigt. Die Erhebung der Bürgersteuer für das Jahr 1933 mit einem Zuschlag von 100 % wird einstimmig genehmigt. (…).“[130]

„Wer arm ist, stirbt früher“ galt immerhin damals in Abbach nicht. „ Es wird mit 9 gegen 8 Stimmen beschlossen, den prakt. Arzt Dr. Schmitz entsprechend seinem Antrage als Fürsorgearzt zu bestätigen. Abschluss eines Vertrages bleibt vorbehalten.“[131] Wie anerkannt war, ließ Dr. Schmitz keine Ungleichbehandlung zu.

11. Sicherheit / Soziales Engagement

Greifen wir noch einmal in die Anfangsjahre der Weimarer Republik zurück.

„Wo die Not am größten ist, ist Gott am nächsten.“ Die alte Pastoral hatte früher Leitsätze, die heute in der aufgeklärten Zeit schwer nachvollziehbar sind. Eines aber konnte man per Augenschein wohl schon immer erleben: Wo die Not am größten ist, sind neben den Rechtschaffenen die Ganoven, Diebe, Räuber, Betrüger und Gesindel jedweder Art nicht mehr weit !

Schon im August 1919 erschienen „ Richtlinien für die Organisation und den Einsatz der Einwohnerwehren Niederbayerns“ zum Aufbau einer öffentlichen Selbstschutztruppe.

Unter „Zweck der Einwohnerwehren im allgemeinen“ und „Aufgaben (.) im Besonderen“ heißt es:

„Die dem Reiche durch den Friedensvertrag von Versailles zugestandene Heeresmacht ist nicht ausreichend, die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und der gesetzlichen Ordnung im ganzen Lande zu gewährleisten. (…) Die Einwohnerwehren bilden (.) eine freiwillige Ergänzung der bewaffneten Macht. Ihr Eingreifen ist dann geboten, wenn die bewaffnete Macht – einschließlich der Polizeitruppen – nicht hinreicht, den Einwohnern Schutz ihrer Person und ihres Eigentums (…) zu verbürgen, (..) die Einwohner vor Gewalttätigkeiten, Mord, Plünderungen und Raub sowie vor Vergewaltigung durch eine Minderheit von Volksgenossen (..) zu bewahren. (…) Die Einwohnerwehren haben vor allem die Aufgabe, (..) die Sicherheit im eigenen Wohnbezirk aufrecht zu erhalten.

1. Niederhaltung und nötigenfalls Unschädlichmachung der im Wohnbezirk selbst vorhandenen verbrecherischen und bolschewistischen Persönlichkeiten,

2. Verhinderung des Eindringens solcher Elemente von auswärts und gegebenenfalls ihre Unschädlichmachung (….),

3. die Aufgabe nach auswärts Hilfe zu leisten .“[132]

Für die Gemeinde Poikam liegt im Archiv Bad Abbach folgendes Schreiben des Bezirksamts Kelheim vor:

„Es erscheint der Führer der Einwohnerwehr Poikam Jos. Mittermeier und erklärt: Die Einwohnerwehr bittet, die der Gemeinde ausgehändigten Gewehre unter die Mitglieder der Einwohnerwehr verteilen zu dürfen. Die Mitglieder der Einwohnerwehr erklären sich bereit, im Falle der Not auch außerhalb der Gemeinde sich zur Verwendung innerhalb des Bezirkes zur Verfügung zu stellen.

gez. Josef Mittermeier, Leutnant.“

Es ist eine Liste von 10 Poikamer Bürgern unter Führung des Gütlers Joef Mittermeier beigeheftet. Jeder von ihnen unterschrieb mit eigener Handschrift einen offiziellen Verpflichtungsschein vor dem Gemeindevorstand Schild.

Für die Gemeinde Abbach liegen diese Papiere nicht mehr vor, aber auch hier existierten sie mit Sicherheit, denn im Ratsprotokoll vom 25.12.1919 wird auf die Einwohnerwehr Bezug genommen:

„Die Gemeinde übernimmt die Kosten, welche für gemeindliche Sondereinrichtungen der örtlichen Einwohnerwehr erwachsen.“[133]

Ab Ende 1920 warb die Regierung verstärkt für den Aufbau einer ordentlichen Polizei (grüne Ordnungspolizei) unter „ derzeitigen und ehemaligen Angehörigen der Reichswehr, des alten Heeres, der Marine und der Schutztruppen sowie der Schutzmannschaft und Gendarmerie.“ Die Einstellung erfolgte im allgemeinen mit dem in der Armee usw. erworbenen Dienstgrad.[134] Damit man die sachlich und sittlich geeigneten Personen erkannte, wurden auch die Ortsgeistlichen in die Werbeaktion mit eingebunden.

Ab 1924 wurde mit einem „Merkblatt an alle unter 30 Jahren“ für die Reichswehr unter Angebot einer Lebensstellung geworben.

„Der Reichswehrmann erhält – außer freier mobiler Verpflegung, freier Unterkunft mit Beheizung und Beleuchtung, freier Bekleidung, freier ärztlicher Behandlung, bestimmten Urlaubsanspruch etc, an Löhnen und Zulagen insgesamt 180 Mk.“[135]

Trotz der eigenen Not im Markte Abbach schlug in ihm immer auch ein offenes Herz für überregionale Bedürfnisse.

Ich erwähnte bereits die Aktion „ Gold gab ich statt Eisen“ während des 1. Weltkrieges, von deren Durchführung mir mein Großvater, Bürgermeister in Saalhaupt, gelegentlich berichtete. Der Erfolg war das Ergebnis eines überwältigenden Patriotismus.

Die Folgen des Versailler-Friedensvertrages nach dem verlorenen Krieg waren für Deutschland nach dem Juni 1919 verheerend: „Elsaß-Lothringen fiel an Frankreich zurück, (…) Frankreich hatte sich auf die „natürlichen Grenzen“ (..) berufen und das gesamte linke Rheinufer gefordert. Die Franzosen behaupteten nicht grundlos, dass sie der Besitz dieses Gebietes ein für allemal vor jeglicher deutscher Invasion schützen würde. (…) Amerikaner und Briten stimmten der Entmilitarisierung des Rheinlandes zu: Auf dem linken sowie einem fünfzig Kilometer breiten Streifen des rechten Rheinufers durften sich weder ein deutscher Soldat, noch eine Befestigung befinden. Die Klauseln versetzten Frankreich in eine günstige Position. Jeder unerwartete Angriff gestattete ihm, auf deutsches Gebiet vorzudringen und die Lebensader des Reichs, nämlich das Ruhrgebiet, zu besetzen.“[136]

Eine der Reaktionen war der Aufruf der Reichs- und Landesregierung für die „Sammlung zum Deutschen Volksopfer“, um den bedrängten Volksgenossen an Ruhr und Rhein beizustehen, denn „ maßlos sind die Gefahren und Leiden, die die Familien in (den) besetzten Gebieten bedrängen“, hieß es. „Arbeitgeber, Arbeiter und Angestellte werden gebeten, in den Betrieben und Vereinen Sammlungen vorzunehmen oder von den Löhnen Abzüge zu gestatten.“[137]

Der Aufruf erreichte im ganzen Land einen überwältigenden Erfolg, sicher auch in Abbach. Die Sammelliste Abbachs lag mir zwar nicht vor, in Poikam aber gab es kein Haus, das sich der Aktion nicht angeschlossen hätte. Die spontane Resonanz bezifferte sich dort am 8.3.1923 auf 39.000.- RM [138]

Um die Rheinlandgeschichte abzuschließen sei hinzugefügt, dass Hitler 1936 diesen entmilitarisierten Teil Deutschlands einfach besetzte. Doch „ein internationaler Vertrag war durch einen militärischen Handstreich gebrochen worden. In Deutschland herrschte heller Jubel über das „entschlossene“ Vorgehen des „Führers“.“[139]

 Auch im eigenen Bezirk und Ort erwies sich die Einwohnerschaft als solidarisch, wenn es der Ernst der Stunde erforderte:

„ Es wird die Verbilligung des Brotes für Minderbemittelte und kinderreiche Familien (.) genehmigt.“[140] Die Verteilung von Brotmehl an Minderbemittelte betreffend : „ Es ergeht Aufforderung, dass sich jene, welche glauben, Anspruch zu haben, beim Bürgermeister melden. Die Endverteilung nimmt der Gemeinderat vor.“[141]Ganz allgemein galt: „Für (die) Winterversorgung und außerordentliche Notstandsmaßnahmen leistet die Gemeinde einen Zuschuss von je ca. 4000.- Mk“[142] Zum Grundnahrungsmittel Milch für Säuglinge ist berichtet: „Die von der Landesfettstelle der Gemeinde überwiesene Summe wird für kranke Säuglinge verwendet. Zur Verteilung sind berechtigt Dr. Schmitz mit Herrn Bürgermeister. Es handelt sich um einen Zuschuss von 10.000.- Mk.“[143] Und: „Die Milch liefert bis auf weiteres im Notfalle H. Gutsbesitzer Seidl-Weichs.“[144]

Außerdem wurde „ Zur Steuerung der Wohnungsnot und insbesondere, um eine angemessene Unterbringung der ortsansässigen Bevölkerung zu ermöglichen ( . ) ein Wohnungsausschuss gewählt (…).“ [145]

Allerdings galt für Unterstützung jeglicher Art der oft praktizierte Grundsatz: „Die Erwerbslosen werden (z.B. A.d.V. ) zu Schneeräumungsarbeiten herangezogen. In erster Linie kommen die gemeindlichen Feldwege in Betracht. Sechs Mann werden zur Bereitmachung des Schulholzes herangezogen.“[146]

 Eines der brennendsten Probleme dieser Krisenzeit war wie heute die Vereinbarkeit der unausweichlichen Berufsarbeit von Müttern und die Beaufsichtigung der Kinder.

Anfangs 1925 wird schon gefolgert: „Die zwei Bürgermeister sprechen wegen eventuellen Beitragsleistungen mit den Fabrikleitungen, deren Arbeiter ihre Kinder zur Bewahranstalt schicken.“[147]Die Kinder waren im Sitzungssaal des Rathauses auf der Schulbruck ( auch Schule !) untergebracht. Wir lesen: „Der Kinderbewahranstalt wird der Sitzungssaal in seinem bisherigen Zustand zugewiesen. Die Akten und Bücher bleiben natürlich unangetastet. Für Heizung und Reinigung hat die Bewahranstalt selbst aufzukommen.“ [148] Man plante aber bald, auf dem Gelände des ehemaligen Alzingeranwesens ( neben Steuerer an der Schulbruck) einen Kindergarten zu bauen. Im Februar 1925 war der Architektenwettbewerb abgeschlossen:

„Der vom Herrn Architekten Reichl vorgelegte Plan wird zur Einreichung an das Bezirksamt ausgewählt.“[149] Der Bauplatz wurde auch „vom H. Bezirksamtspfleger als geeignet bezeichnet.“[150] Aber schon im Sommer lässt die Gemeinde diesen Plan fallen und kauft „ zwecks Errichtung einer Kinderbewahranstalt von Alfons Schreiner den Sommerkeller samt dem dazugehörigen Garten um den Preis von 6000 Mk (..)“[151]Um das Problem auf eine breite Basis zu stellen , wird Ende des Jahres 1925 der Entschluss gefasst: „Der Gemeinderat beschließt einstimmig, der Gründung eines Kinderfürsorgevereins näher zu treten.“[152] Bald darauf heißt es: „Die Regelung des Kindergartens wird einer Kommission übertragen.“[153] Und wie es auch heute oft in Kommissionen geschieht, war zu erwarten: „ Es wird an das Bezirksamt das Gesuch gerichtet, den Ausbau des Kindergartens bis auf besseren finanziellen Stand der Gemeinde zu verlegen.“ [154]Aber bald stellte sich unerwartet ein Helfer ein: „ Der Gemeinderat setzt sich mit der Vorstandschaft des Kinderheims St. Nikolaus ins Benehmen betreffs Ausbau der Kinderbewahranstalt.“[155] Man einigte sich nach einigem Hin und Her wegen des Standorts im Mai 1929: „Zur Verbriefung des ehemaligen Dirigl-Kellers an den St. Nikolausverein wird Herrn Bürgermeister Meindl die Vollmacht erteilt.“[156]

Es entstand der Kindergarten meiner Kinder- und Jugendzeit in der jetzigen Stinkelbrunnstraße. Es war ein Ort der kindlichen und jugendlichen Fröhlichkeit und Geborgenheit. In den dort agierenden Schwestern aus Vierzehnheiligen fanden die meisten Abbacher Kinder und Mütter kompetente Wegbegleiterinnen und Nothelferinnen in den Sorgen des Lebens, auch und trotz des 3. Reiches.

12. Bildung und Unterhaltung

Die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse unserer Zeit haben viele Ähnlichkeiten mit denen der Zeit der Weimarer Republik in den 20er Jahren. Arbeitslosigkeit und materielle Not waren damals, bald nach dem verlorenen 1. Weltkrieg, wie wir sahen, eine drückende Last auf unserem Volke. Ein Zeitzeichen war die Inflation: Die Gebühr für ein Schulzeugnis z.B. betrug 1923 80 RM, eine Zweitschrift kostete 160 RM. Es herrschte gravierender Wohnungsmangel. Im April 1923 betrug die Wohnungsmiete das 100fache der Friedensmiete.[157] Am 7. Oktober des gleichen Jahres beschloss der Gemeinderat eigenes Notgeld zu drucken.[158]Am 28. Oktober wurde der Plan zurückgestellt, weil man mit dem Neudrucken nicht mehr nachgekommen wäre.[159]

Man sah so bald keinen Ausweg, wusste aber, dass man auf die Ressource Geist setzen musste, wenn sich im ansonsten Rohstoff armen Deutschland die Lage bessern sollte.

Da keimte allgemein, wie heute, die Einsicht und Entschlossenheit auf : Wir müssen in Bildung investieren ! Wir müssen die nachwachsende Generation durch eine gezielte finanzielle Kraftanstrengung für die Zukunft fit machen. Ein Schwerpunkt unserer Finanzpolitik muss die Förderung der Schulen sein !

Gedämmert hat dies der bayerischen Staatsregierung schon im 17. Jh. Gefunkt hat es jedoch erst zu Beginn des 19. Jh., als die allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde.

Im Februar 1925 billigte der Marktrat von Abbach , der damals mit kompetenten und intelligenten Leuten besetzt war, z.B. Dr. Franz Schmitz, der Apotheker Maximilian Hengge, der Kaufmann Otto Rothauscher, um nur einige zu nennen, folgenden Text:

„ (…)Die Gemeinde besteht in ihrem größten Teile aus Gewerbetreibenden, dann aus Arbeitern und Landwirten. Ihre Lage in der Nähe der Stadt Regensburg macht den ohnehin schweren Existenzkampf noch schärfer.

Der Gemeinderat Abbach ist der festen Überzeugung, dass das beste Rüstzeug in diesem Kampf ums Dasein eine gediegene Schulbildung ist und befindet sich damit im Einklang mit den übrigen Marktgemeindebewohnern. Eine gediegene Schulbildung jedoch ist nur möglich, wenn dem Lehrpersonal nicht durch Überfüllung der Klassen unüberwindliche Schwierigkeiten gemacht werden. (…)Der Gemeinderat stellt daher an die Regierung von Niederbayern, Kammer des Inneren, die dringende Bitte, mit Beginn des kommenden Schuljahres schon in Abbach eine vierte Lehrstelle zu schaffen. Für den Sachbedarf kommt die Gemeinde restlos auf. Wohnung (für den Lehrer. A.d.V.) würde beschafft werden, doch dürfte mit Rücksicht auf diese Frage die Besetzung der Stelle durch eine männliche Lehrkraft empfehlenswert sein.”[160] Abgesehen von der sexistischen Betrachtungsweise ist das ein für die Zeit bemerkenswerter Text !

Die Menschen in dieser wirtschaftlichen Rezession und sozialen Depression wussten, dass Resignation keinen Ausweg bringt. Darum ließen sie sich in ihrer Mehrzahl in ihrer Lebensfreude, so weit dies möglich war, nicht beeinträchtigen. Familiäre Feste und öffentliche Lustbarkeiten halfen über die Tristesse hinweg.

Eine Musik Kapelle wurde durch Hans Linxen, sen. ins Leben gerufen. Besetzung:

Aubele Martin, Held Gog, Niebler Simon, Birkmeier Alfons,

Sommersberger, Roßberger Heinrich, Kraus Alfons, Hermann Xaver, Arnold Fritz 

In der „Festzeitung anlässlich des 50 jährigen Stiftungsfestes der Liedertafel Abbach a.D.“ das am 13. Juli 1924 zusammen mit der 900 Jahrfeier des Todestages des hl. Kaisers Heinrich II. gefeiert wurde, heißt es wörtlich: „Ein Doppelfest ist es, das wir feiern. Mit dem 50 jährigen Stiftungsfest der Abbacher Liedertafel ist die 900 Jahrfeier des Todestages des hl. Kaisers Heinrich II. verbunden worden. Lautet doch der Sängerspruch: „Heimat traut am Donaustrand, Kaiserwiege einst dem Land !“ Trotz der Ungunst der Zeiten wollten wir das Jahr nicht vorübergehen lassen, ohne dass die Erinnerung an die vor 50 Jahren erfolgte Gründung der Abbacher Liedertafel festgehalten und diese Erinnerung in feierlicher Weise abgehalten wird. Haben doch die deutschen Sängervereinigungen mitzuwirken, dass unser Vaterland wieder emporkommt aus Schmach und Not, dass der deutsche Name vor allen Völkern wieder geachtet und gefürchtet wird, wie es einst der Fall war ! Und dazu ist am besten der Rückblick in unsere Geschichte.(…) ! Der Festausschuss.“ Das Festprogramm enthält alle Merkmale der großen Feste unserer Zeit. Zwei Tage wurde gefeiert und der Abschluss am Sonntag Abend 9 Uhr bestand in einer „Beleuchtung des Kaiser Heinrich-Turms mit Brillantfeuerwerk, gegeben von der Marktgemeinde Abbach.“[161] Nach „Furcht vor Deutschland“ gelüstet uns nicht mehr, wohl aber nach Feiern trotz der „Ungunst der Zeiten“ heute.

13. Die Anfänge des 3. Reiches

 German Vollath, seit 1931 unter Pfarrer Kreger (bis 1932) Cooperator, dann unter Pfarrer Alois Lehner in Abbach tätig, berichtete über seine Anfänge in Abbach:[162]

„Eine schwere Zeit in Abbach ! Wirtschaftliche Not. Ca. 100 Arbeitslose, die von der Gemeinde unterhalten werden müssen. Allgemeiner Wirtschaftsniedergang. Die große Zementfabrik in Alkofen wurde stillgelegt. Ergebnis der Reichstagswahl vom 31. August 1932:

640 Stimmberechtigte in Abbach

135 Kommunisten ( die übrigens 1933 verboten wurden. A.d.V.)

128 Nationalsozialisten

90 Sozialdemokraten

260 Bayerische Volkspartei“ (Diese war damals noch die stärkste Partei. A.d.V.)

Im Weiteren berichtet Vollath von den sich abzeichnenden Schwierigkeiten, mit denen sich kirchliche Vereine konfrontiert sahen.

Schon am 5. März 1933 fand die nächste Reichstagswahl statt. Zur Berichterstattung wenden wir uns dem Konvolut über diese denkwürdige Wahl im Abbacher Archiv zu:[163]

806 (!) Wahlberechtigte in Abbach

405 NSDAP

Das war mehr als die Hälfte der Stimmberechtigten. Eine erschreckende Veränderung in kurzer Zeit ! Das bewirkte die Arbeitslosigkeit und die NS Propaganda.

Mein Vater notiert in seinem Tagebuch des Jahres 1933, dass er für das Blasen der C-Trompete bei der sog. Siegesfeier 70 Pfennige verdiente.

Wer da wohl feierte? Nur eine Schar von Verblendeten ? Oder auch jener, die sich den Ausweg aus ihrer wirtschaftlichen und seelischen Not erhofften ?

Nach dem Sieg der Nationalsozialisten ging es Schlag auf Schlag !

Am 9. März 1933 konstituierte sich der Reichstag. Das 3. Reich war geboren. Schon am 23. März wurde das Ermächtigungsgesetz beschlossen. Der deutsche Reichstag hat dem Tod der Demokratie zugestimmt.

Am 07.04.1933 folgte das Gleichschaltungsgesetz. Die Eigenständigkeit der Länder und der Kommunen war erledigt.

Am 22. April fanden die Gemeindewahlen nach neuem Modus statt, dem Modus der Partei. Mit Schreiben des Bezirksamts Kelheim vom 10. 04. 1933 an die Gemeinden wurde das Prozedere der Wahl geregelt.[164]

Die NSDAP erhielt in Abbach 7 Sitze.

Die Bayerische Volkspartei 3 Sitze.

Am 26. April wurden die Bürgermeister gewählt. In Abbach waren beide Kandidaten von der NSDAP.

Gewählt wurde als 1. Bürgermeister der Distrikttierarzt Georg Frank mit 7 Stimmen.

Der bisherige Bürgermeister, Bäckermeister Adam Meindl, wurde mit 3 Stimmen zum 2. Bürgermeister gewählt. Georg Frank blieb Bürgermeister bis zum Kriegsende.

Dem Kassa Tagebuch Abbach 1933 / 34 entnehmen wir die neuen Schwerpunkte der jetzigen Führungsriege:

5.4.1933 40 Stück Fackeln a. 35 Pf. = 14. RM

19.4. Nähen von 3 Fahnen 4.50 RM

24.4. 3 Fahnenstangen 9,40 RM

30.4. eine weitere Hackenkreuzfahne 1 RM

8.5. 2 Hitlerbilder 14. RM

16.6. Bild von Hitler und Hindenburg 25.- RM

2.8. 3 Hitlerbilder a. 7,5o = 22.50

19.8. Spende für den Reichstag 50 RM

20.8. Für Ausbildung der Hitlerjugend 12.- RM

28.8. Rhetorikverlag in Abensberg ( Nazireden !) 7,50 RM

30.10. Hitler fährt durch Abbach. Für Dekorationsarbeiten 7.50

In der Folgezeit häuften sich die Ausgaben für Propaganda und die Gliederungen der NSDAP.[165]

14. Eine neue Kommunalverwaltung

 Aus der Gemeindewahl vom 22.04.1933 gingen folgende Personen als Räte hervor:

Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei:

1. Georg Frank, Distriktstierarzt,

2 Heinrich Zirngibl, Brauereibesitzer,

3. Johann Seidl, Gutsbesitzer,

4. Bernhard Feldmeier, Bäckermeister,

5. Xaver Kötterl, Maschinenhändler,

6. Adam Meindl, Bäckermeister,

7. Xaver Hermann, Bäckermeister,

8. Johann Karl, Kaufmann,

9. Josef Hof, Metzgermeister,

10. Fritz Krammel, Landwirt,

11. Franz Pfaffenzeller, Malermeister,

12. Josef Preisser, Zimmermann,

13. Karl Humpl, Kaufmann,

14. Simon Berghofer, Landwirt,

15. Heinrich Waldrab, Schlosser,

16. Ernst Schulz, Gutsbesitzer.

Bayerische Volkspartei

1. Josef Schuderer, Privatier und Hausbesitzer,

2. Josef Aumeier, Landwirt,

3. Viktor Höing, Badbesitzer,

4. Johann Adlhoch, Kaufmann,

5. Johann Seidl, Malermeister.

Eine weitere Liste existierte nicht.[166]

 Im Königreich Bayern und auch im Bayern während der Weimarer Republik galt für die Vereidigung der Gemeinderäte z.B. für den Finanzausschuss, folgende Eidesformel:[167]

„ Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, dass ich bei den Ausschussverhandlungen ohne Ansehen der Person – nach bestem Wissen und Gewissen verfahren – und die Verhandlungen, sowie die hierbei zu meiner Kenntnis gelangenden Verhältnisse der Steuerpflichtigen strengstens geheim halten werde, so wahr mir Gott helfe.“

Unverkennbar ist hier das Recht der freien Gewissensentscheidung in der Eidesformel verankert.

 Ab 1933 verpflichteten sich die Gemeinderäte in die Hand des Bürgermeisters mit folgender Eidesformel:

„Ich schwöre: Ich werde dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes Adolf Hitler treu und gehorsam sein, die Gesetze beachten und meine Amtspflichten gewissenhaft erfüllen, so wahr mir Gott helfe.“[168]

 Ein Photo von 1933 zeigt den angepassten Gemeinderat von Abbach. Zu ihm, gehörten:

Windl (Gemeindeschreiber), Kötterl, Meindl (2.Bgm.), Karl, Frank(1.Bürgermeister), Zirngibl, Seidl/Weichs, Feldmeier, Held, Hermann.

Viel zu sagen, oder gar zu bestimmen, gab es offenbar im neuen Gemeinderat nicht mehr. Die Gemeinderäte der Bayerischen Volkspartei waren offenbar nicht geneigt, sich einen Maulkorb anlegen zu lassen oder das Gewissen auszuschalten.

Schon am 27.06.1933 richtete Viktor Höign an Bürgermeister Frank folgendes Schreiben:

„Aus den Vorkommnissen der letzten Tage ist zu schließen, dass der Begriff der verfassungsmäßig garantierten persönlichen Freiheit aufgehört hat zu bestehen, wie jede freie Meinungsäußerung und Kritik nicht mehr erlaubt sind. Damit entfallen die Grundlagen, die für die Ausübung eines öffentlichen Ehrenamtes, wie das eines Gemeinderates, unbedingte Voraussetzungen bilden ! Unter diesen Verhältnissen kann ich es mit meinem Gewissen nicht länger vereinbaren, ein Amt zu bekleiden, dessen weitere Ausübung mich dauernd in Gewissenskonflikte bringen muss. Ich ziehe daher die Konsequenzen und lege hiermit mein Amt als Gemeinderat nieder.“

Diesem Entschluss schlossen sich Johann Adlhoch, Hans Seidl, Josef Aumeier und Josef Schuderer an.

Es gab wie allerorts, so auch in Abbach, wagemutige Männer. Ein wenig später hätten diese Männer Kopf und Kragen riskiert und sich das eigene Grab geschaufelt, wenn sich Georg Frank nicht ein gewisses Maß an Solidarität bewahrt hätte.

An dieser Stelle seien, wenn auch etwas verfrüht, Johann Englmann, sen. und Rudolf Seitz erwähnt, die am 27.4. 1945 den Mut aufbrachten, unter Einsatz ihres Lebens den Amerikanern auf dem Donaudamm mit einer weißen Fahne entgegenzulaufen, um zu signalisieren, dass die SS abgezogen und die Bevölkerung kapitulationsbereit sei.

Ich möchte auch Coopertator German Vollath nicht vergessen, dessen freimütige Predigten ein Denuntiant abhörte und weitergab, was ihm eine gewisse Zeit Schutzhaft in einem Konzentrationslager einbrachte, das er glücklicherweise überlebte.

Um zum Gemeinderat zurückzukommen, sei ergänzt, dass die ausgeschiedenen Abgeordneten der Bayerischen Volkspartei schnell durch linientreue Parteigenossen ersetzt waren.

Im Oktober 1933 vollzog der Gemeinderat den Kassensturz und verlangte vom Umschuldungsverband Deutscher Gemeinden die Einleitung des Umschuldungsverfahrens.

Zur Disposition standen

1. 60.000 Goldmark Schuldscheindarlehen der Versicherungskammer, Abteilung Ärzteversorgung

2. 20.000 Reichsmark aus dem Bau der Wasserleitung an Xaver Kötterl für seine Arbeit

3. 80.500 Reichsmark Beteiligungsbeiträge für Hochwasserschutzmaßnahmen

4. 74.000 Reichsmark Hochwasserkredite der Gemeindeangehörigen bei der Spar- und Darlehenskasse Abbach[169]

Die Notstandsunterstützung für Arbeitslose und deren Familien lief vorerst einmal weiter. Sicher gab es auch Missbrauch, weil der Gemeinderat schon im Mai 1933 den Beschluss fasste, „dass vom 1. Juni ab sämtliche Arbeitgeber, welche Wohlfahrtserwerblose länger als zwei Tage beschäftigen, dieselben spätestens Samstag bis 2 Uhr in der Gemeindekanzlei zu melden haben, da sie sonst zur Tragung der Wohlfahrtslasten herangezogen werden müssen.“[170]

Ab 1935 wurden in Bad Abbach keine Notstandsunterstützungslisten mehr fortgeführt. Was war geschehen ? Das sog. „Ermächtigungsgesetz“ Hitlers vom 24.3.1933, das „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Staat“, ermöglichte es Hitler, für vier Jahre ohne Parlament Gesetze zu erlassen und aufzuheben. Diese Macht nützte er hinreichend aus:

„Nach kurzer Zeit war die Arbeitslosigkeit verschwunden (..). So wurden zum Beispiel die Gelder der aufgelösten Gewerkschaften beschlagnahmt.“ Kaum einer bemerkte, „dass die Arbeit, die Hitler gab, der Vorbereitung zum Krieg diente (…). Eine andere Einrichtung half ebenfalls, die Arbeitslosenziffer zu verringern. Im sogenannten Reicharbeitsdienst wurden alle jungen Deutschen als billige Kräfte zwangsweise zur Arbeit, zum Beispiel zu Straßenarbeiten (Bau der Autobahnen) oder zur Landarbeit, herangezogen.“[171]

Einem seit 1924 geäußertem Wunsch, die Bezeichnung „Bad Abbach“ verwenden zu dürfen, [172] wurde in der neuen Zeit relativ schnell entsprochen. Um das Ziel zu erreichen, so verrät das Protokoll vom Dezember 1933,[173] beschließt der Gemeinderat „in seiner heutigen außerordentlichen Sitzung einstimmig, dass Ritter von Epp in Anbetracht der familiengeschichtlichen Beziehungen das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde übertragen wird.“[174] Weiter folgt: „Gleichzeitig fasst der Gemeiunderat den einstimmigen Beschluß, den Platz an der Marktkirche als den Ritter von Eppplatz zu bezeichnen.“[175]

Wer war Franz Ritter v. Epp ? – * 1886 in München, bayerischer General, 1919 Freikorpsführer, dann Reichswehr bis 1923, Nationalsozialist, 1928 Mitglied des Reichstags.[176]Hitler ernannte ihn 1933 zum Reichsstatthalter in Bayern.

Die Ehrenbürgerrechtsurkunde für den Reichsstatthalter kostete 220 Reichsmark. Fahrspesen und sonstige Auslagen des Herrn 1. Bürgermeisters Georg Frank anlässlich der Überbringung der Ehrenurkunde nach Bayreuth betrugen 60 RM. Dem Gemeindeschreiber und dem Kassenwart standen allerdings nur bescheidene 5 RM zu. Man bedenke dabei, dass ein Arbeitsloser in dieser Zeit wöchentlich nur 3 RM Unterstützung erhielt ![177]

Ritter von Epp ließ über sein Büro mitteilen, dass er sich über die Verleihung der Ehrenbürgerschaft freute und seinen verbindlichsten Dank aussprechen.[178]

Über diesen Kanal erreichte Abbach am 07.03.1934 den ersehnten Titel „Bad Abbach“. Von einer Feier dieser erfolgreichen Bemühung oder einer anderen Erwähnung im Protokollbuch war nichts zu finden. Am 29.3.1934 allerdings wurde ein neues Gemeindesiegel angeschafft. Es kostete 14.-RM.

Es fanden nach 1933 auch noch Reichstagswahlen ( 12.11.1933 / 29.3.1936) und Volksabstimmungen statt. Es war jedes Mal folgende Suggestivfrage mit ja oder nein zu beantworten:

„Billigst Du, deutscher Mann, und Du, deutsche Frau, diese Politik Deiner Reichsregierung und bist Du bereit, sie als Ausdruck Deiner eigenen Auffassung und Deines eigenen Willens zu erklären und Dich feierlich zu ihr zu bekennen.“[179] Die Zustimmung war meistens eindeutig positiv.[180]

Bis hinein in die Gemeinden galt in der Folgezeit nur mehr ein Wille und eine Macht – die des Führers und der NSDAP. Die Gemeinderäte, so weit sie noch existierten, hatten nur mehr eine Alibifunktion und waren nur mehr eine Farce. Ab 1935 wurden auch in Abbach gar keine Ratsprotokolle mehr angelegt.

Die Jugend wurde der Straße und der Langeweile entzogen. „Die „Wehrertüchtigung“ war ein wichtiger Bestandteil der nationalsozialistischen Erziehung. (…) Die Organisation der Hitlerjugend, (in die auch ich selbst rekrutiert wurde, A.d.V.), der jeder Junge und jedes Mädchen im 10. Lebensjahr beitreten musste, diente in erster Linie der vormilitärischen Ausbildung.“[181]

15. Die schwere Zeit nach den Krieg : Schulspeisung und Währungsreform

 Was hat uns am Ende der „totale Krieg“ gebracht ?

16 Millionen Soldaten waren insgesamt gefallen, die Zahl der Menschen, die durch Luftangriffe umkamen, lässt sich nicht feststellen.. Insgesamt soll es im 2. Weltkrieg 40 Millionen Tote gegeben haben

Die Abbacher Listen von 1945 über Kriegsgefangene, Vermisste, verschollene und Gefallene sprechen eine erschütternde Sprache.[182]

Am Kriegerdenkmal im alten Friedhof sind einschließlich der Vermissten 156 Kriegsopfer aus Bad Abbach verzeichnet.

Über 29 Millionen junge Menschen kehrten weltweit als Blinde, Kranke, Arm- und Beinamputierte heim. In den Vernichtungs- und Zwangsarbeitslagern wurden 11 Millionen Menschen ermordet. Dazu gehören auch die Geschundenen und Toten im Lager Saal/Do., ganz in unserer Nähe. Dann die Flüchtlinge, die nach dem Potsdamer Abkommen im August 1945 innerhalb von zwei Stunden ihr Heimathaus verlassen und einen Marsch in die Fremde mit ungewissem Ausgang antreten mussten.

In Deutschland waren 4 Millionen Wohnungen zerstört, weitere 4 Millionen gingen durch Vertreibung verloren.[183] Auch in Abbach war das letzte kaum zumutbare Loch, nach Abbacher Quartierlisten ca. 300,[184] mit Flüchtlingen besetzt. Die meisten wohnten im Bad, Hs. Nr.10. Jugendliche waren ohne Lehrstelle. Ich selbst wollte Metzger werden, aber Mangels Masse diente ich als Bäcker-Aspirant bei Lambert Nößner, in dessen Haus wir wohnten. Viele Menschen Abbachs lebten von Fürsorgeunterstützung.

Eine segensreiche Einrichtung meiner Schulzeit muss noch erwähnt werden:

Für Schuld und Probleme der Erwachsenen kann man Kinder nicht verantwortlich machen. Die amerikanische Bevölkerung ließ sich nach dem Kriege offensichtlich von dieser Erkenntnis zu einer großen humanitären Leistung bewegen. Ab 15. September 1947 erhielten die meisten Schüler zwischen 6 und 18 Jahren in Bad Abbach wie überall in Deutschland die Schulspeisung. Sie dauerte bis September 1950. Die tägliche Hilfsration enthielt in der Regel 260 Kalorien. Es wurde im voraus ein zweiwöchiger Speiseplan erstellt. Die Bestandteile des Tagesmenüs wurden genau angegeben, ebenfalls, wie diese verarbeitet waren. Das Essen war nach laufender Kontrolle von Frl. Krauter und Rosenkranz, Lehrerinnen an der Schule, abwechslungsreich und bekömmlich.[185] Es handelte sich um eine Zusatzverpflegung.

So gab es z.B. am Donnerstag, 1.6.1950 Erbsenmehlsuppe mit Fleischeinlage

Freitag, 2.6. 1 Packung Hohberger Blockmaltin

Montag, 5.6. Haferflockenbrei mit Rosinen

Dienstag, 6.6. Legierte Nudelsuppe mit Fleischeinlage

Mittwoch 7.6. Kakao mit Keks

Freitag, 9.6. 1 Tafel Schokolade

Montag, 12.6. Süßes Vollmilch mit Keks usw.[186]

Das Essen wurde jeweils im Flur des sog. Benefiziatenhauses neben der Schule verabreicht. Man benutzte ein Feldgeschirr wie die Soldaten im verflossenen Krieg. Vom 1. bis 16. Juni 1950, in zwei Wochen also, wurden hier 2200 Portionen ausgegeben. Die Marktgemeinde Bad Abbach zahlte dafür an die Kreiskasse Kelheim einen Unkostenbeitrag für Beschaffung, Lagerung, Transport usw von 22.- DM. Den Eltern wurden für die entstehenden Kosten der deutschen Verwaltung, für die Zubereitung und Aufschließung der Lebensmittel monatl. 1.70 DM zugemutet.

Manche Eltern waren nicht in der Lage, diese Ausgabe auf sich zu nehmen. Dann übernahmen sog. Paten in Bad Abbach 70 Patenschaften. Es handelte sich um 20 Einzelpersonen, die Freiwillige Feuerwehr, den TSV, die Pfarrei, die CSU und SPD, davon allein der schon öfter erwähnte Viktor Höign und Peter Grgas je 10 Patenschaften. Eine Einzelpatenschaft kostete einschließlich einer Spende monatl. 7.- DM. So halfen die Amerikaner neben einigen hiesigen Gönnern, dass Abbacher Kindern in schwerer Zeit die Gesundheit erhalten und eine normale körperliche Entwicklung ermöglicht wurde.[187]

Kommen wir zum Ende einer Zeit voller Not und Schrecken:

Am 20. Juni 1948 fand unverhofft und über die Nacht die Währungsreform statt. Nur die Naiven, und meine Familie gehörte wohl dazu, traf sie unvorbereitet. Wir hatten kein übriges Geld, darum waren wir Wirtschaftsfragen gegenüber wenig aufgeschlossen. Aber plötzlich, als uns die Augen aufgingen, war die Reichsmark im Verhältnis 1 : 10 abgewertet. Jetzt führte die Mark den Namen „Deutsche Mark“. Jeder Deutsche, ob Kind oder Greis, bekam auf der Gemeindekanzlei 40.- DM, das sog. Kopfgeld.

Alle waren nun gleich, einige gleicher. Gewisse Kaufleute hatten offensichtlich rechtzeitig beständige Waren gehortet, denn schon am Tag darauf waren ihre Läden und Schaufenster mit den rarsten Sachen gefüllt. Man konnte um die DM alles kaufen, wenn nicht gleich, dann bald darauf. Woher war das alles bloß über die Nacht gekommen ? Es war noch kein Lieferauto eingetroffen.

Aber, ab da ging es aufwärts. Wie überall erblühte in Abbach ein gesegneter wirtschaftlicher Frühling auf, welchen wir heute nach Reiftagen und Herbstjahren wieder ersehnen.

16. Topographisches in Kürze

Gendarmeriegebäude:

Im alten Rathaus war zugleich die Gendarmerie-

Station untergebracht. Die Baukosten waren vom günstigsten Bieter Reichl auf 33.ooo.- RM veranschlagt.[188] Dort entstand endlich auch ein Haftlokal („Keicherl“), dessen Nicht-Vorhandensein schon lange Probleme bereitete. 1909 hatte der Privatier Michael Röhrl einen Raum in seinem Nebengebäude angeboten

(beim Konditorschreiner), wo sich das Haftlokal bereits 1880 bis 1888 befunden hatte.[189]1916 wurde das „Keicherl“ im alten Armenhaus untergebracht (Kalkofenstr.). Reinigung und Heizung sollte die Staatskasse übernehmen.[190]

An der unteren Donau :

wird ein Waschfloß erwähnt. Man erreichte es über den Brückenweg bei Kaufmann Hackl ( Schrepfer). Analog wird es auch an der oberen Donau eines gegeben haben. Das Donauwasser hatte offenbar noch vorzügliche Qualität und die Abbacher Frauen gingen zum Waschen der Wäsche noch an die Donau.[191]

Anlegestelle:

Eine Aktiengesellschaft für Motorschifffahrt in Regensburg stellte Antrag auf ein Gelände an der Donau jenseits des Mühlbacharmes zum Bau einer Zufahrtstraße und einer Anlegestelle für Waren- und Personenverkehr. Die Gemeinde stimmt mit Bedingungen zu.[192]

1925 wollte die Badverwaltung eine Anlegestelle für Motorschiffe mit den Ausmaßen 3 m x 67 cm an der Donau errichten. Die Gemeinde stimmt zu, wenn es nichts kostet.[193]

Die Eisenbahnbrücke bei Poikam wurde 1870 gebaut. 1924 sollte ein Fußweg seitlich an der Brückenkonstruktion über die Donau errichtet werden, aber die Gemeinde Poikam konnte das Geld nicht aufbringen. Die Gemeinde Abbach hätte die Kosten mitgetragen.[194]

Eine Turnhalle sollte 1924 auf Initiative des Turnvereins am Schopperplatz ( altes Rathaus) entstehen. Diese sollte auch für den Schulsport zur Verfügung stehen. [195] Offenbar wurde damals nichts daraus.

Das Postanwesen mitten im Markte, neben dem heutigen Gasthof zur Post (das aber heute nicht mehr existiert ) wurde 1912 gekauft. Dafür war ein Darlehen von 17.000. RM notwendig. Den finanziellen Grundstock bildete der Verkauf des Armenhauses in Richtung Kalkofen und des Alzingeranwesens an der Schulbruck (bei Steuerer).[196]

 Die Kapelle an der Straße in Weichs wurde 1910 von dem damaligen Besitzer Fiedler errichtet.[197] Früher, noch im 17. und 18. Jh. stand dort die Filialkirche St. Markus.

Kalkofen gehörte ursprünglich zu Oberndorf und unterlag wie dieses bis 1803 der Gerichtsbarkeit der Hofmark des Klosters Prüfening. Bereits 1933 wurden Verhandlungen zur Vereinigung mit dem Markt Abbach eingeleitet.[198] Bis es so weit kam, zog es sich noch bis 1964 hin.

[1] Frank, Michael. Ach wie nichtig … 1652

[2] Mein Lesebuch, 3.u.4.Kl.. bsv, München 1975 S. 58

[3] Vgl. Angrüner, Fritz. Abbacher Heimatbuch, 1973, S. 206,  Wessinghage, Dieter u.a. . colloqiua rheumatologica 37, Weg- Verl. Dr.Edmund Banaschewski, München-Gräfelfing,19862, S.13 f, Aventin. In. Gandershofer, G. Maurus. . Chronik des Marktes und Badeortes Abach nächst Regensburg. Regensburg 1832. Reprint 1986. S. 1

[4] Staatsarchiv Bamberg, KS 233

[5] Bay. Hauptstaatsarchiv München, Prüfeninger Urk. 9 (II), eine Fälschung

[6] Bay. Hauptstaastsarchiv München, Prüfeninger Urk. 44

[7] Regensburger Urkundenbuch, Nr. 236. 2 Bände, München 1912/56

[8] Der Landkreis Kelheim, Herausgeber . Der Landkreis Kelheim. Kelly- Druck. Abensberg 1981

 [9] Hen dia dioin (en dia dion. gr.) = eine Sache durch zwei fast gleichbedeutende Begriffe ausgedrückt, um die Wirkung oder Bedeutung eines Wortes zu verstärken.

 [10] Vgl. Dieterichs,1754. In: Wessinghage. A.a.O. S.17

 [11] Vgl. MZ/ Kelheim v. 02.02.1993

 [12] Zahn, Friedrich. Abbach und das dortige Bad in seiner Vergangenheit und Gegenwart. Verlag von Herm. Bauhof, Regensburg 1887, S. 20

 [13] Wessinghage, Dieter. a. a.O. S. 55

 [14] RP 7.9.1924

 [15] RP 14.8.1925

 [16] RP 29.12.1933

 [17] Archiv von Bad Abbach II, 18.2

 [18] Seibert, Gerd. Wendelberger, Erhard. Heraklid. In : Großes Lexikon in Wort und Bild. Wissen Verlag , Herrsching, 1979, Bd.6, S. 2354

 [19] Vgl. Angrüner, Fritz. A.a.O. S. 119

 [20] Vgl. Wessinghage, Dieter .a. a.O. S. 15 f, Rieger, Georg. Geschichte der Stadt Kelheim, Erstes Buch. Stadt und Bezirk KelHeim. Kelheim 1929, S. 199 – 203

 [21] RP 9.3.1878. RP28.4.1879

 [22] RP 18.1.1887

 [23] MZ.29. u.30.9.2005

 [24] Graf, J. B. Versuch einer pragmatischen Geschichte der baierischen und oberpfälzischen Mineralwasser. Lindauer und Lentner, München 1805 In:

Wessinghage. A.a.O. S.13 

[25] Angrüner, Fritz. A.a.O. S.158 

[26] Vgl. Zahn, Friedrich. A.a.O. S.20

[27] Abbach. Regesten der Abbacher Urkunden o.D., S.6. In: Geschichte und Beschreibung des Marktes Abbach 1827. Archiv des Marktes Bad Abbach 8.3.1

[28] Auszug aus dem Kaufbrief des Landwirtes Gg. Meier und dem Markt Abbach, über die erkauften Schlossgründe, 1800. Archiv des Marktes Abbach 8.3.1

[29] RP 30. August 1891

[30] Akt Haselbrunnen 1896. Archiv von Bad Abbach, 7.3.1.a

[31] RP v. 3.10.1875

[32] RP v. 30.3.1912

[33] RP v.19.8.1894

[34] RP v. 5.2.1898

[35] RP v. 2.6.1895

[36] Angrüner, Fritz. A.a.O.S.158

[37] Z.B. – Hochwasser und Eisstoß. Heimatheft 15/1987. Heimatverein Bad Abbach – Chronik des Marktes und Badeortes Abbach nächst Regensburg. Gandershofer

1832. Heimatheft 14/ 1986

– Das Tagebuch des Oberndorfer Söldners Martin Berghammer aus den Jahren1801

– 1873. Heimatheft 19/1991. Heimatverein Bad Abbach.

– Hochwasserakten. Archiv von Bad Abbach 7.6.2

 [38] Adolf Karl von Poikam. Private Dokumentensammlung und Aufzeichnungen. 58 Seiten

 [39] RP v. 28.10.1890

 [40] RP v. 01.07.1892, Beilage

 [41] RP v. 25.10.1900

 [42] a.a.O.

 [43] Pläne von Dipl .Ing. J. Bauer v. 15.02.1960

 [44] Entwässerungssatzung v. 20.1.1966

 [45] Festschrift zur Einweihung ,23.11.1992

 [46] RP v. 01.01.1900

 [47] RP v. 03.01.1906

 [48] Vgl. MZ vom 25.11.2005

 [49] RP v. 10.01.1906

 [50] RP v. 14.05.1909

 [51] a.a.O.

 [52] RP v. 23.05.1909

 [53] RP v. 07.06.1909

 [54] RP v. 07.01.1912 u. 25.02.1912

 [55] RP v. 09.09.1917

 [56] RP v. 28.06.1919

 [57] RP v. 23.04.1922

 [58] RP v. 01.06.1922

 [59] RP v. 23.04.1922

 [60] Wahlmappe 1924. Archiv v. Bad Abbach III

 [61] RP v. 18.01.1925

 [62] RP v .02.011930

 [63] Ansprache Dr. M. Buchbergers am 19.3.1931 zur Gründung des kath. Männervereins Kelheim. Pfarrarchiv Poikam, Geschichtliches

 [64] Wahlakt v. 09.12.1929. Archiv von Bad Abbach III

 [65] Redensart in Deutschland

 [66] Der Große Herder, Bd. 1

 [67] a.a.O. Bd.7, 1933, Sp.48

 [68] a.a.O. Bd.8, 1933, Sp.709

 [69] a.a.O.

 [70] Schreiben des Bezirksamts an die Gemeinde Abbach vom 15.4.1907, Archiv von Bad Abbach 7.3.1.a

 [71] RP v. 03.05.1906

 [72] RP v. 16.06.1901

 [73] RP v. 30.03.1930

[74] RP v. 28.04.1932

[75] RP v. 02.07.1898

[76] a.a.O.

[77] RP v. 31.05.1923

[78] Die Eisenbahnverbindung Regensburg Ingolstadt besteht seit 1870. Aus dieser Zeit stammt auch der Bahnhof Abbach

[79] RP v. 18.06.1905 und 23.07.1905

[80] RP v. 23.06.1914

[81] RP v. 17.07.1914 und RP v. 04.08.1915

[82] RP v. 29.02.1920 und 09.01.1921

[83] RP v. 18.01.1922

[84] RP v. 19.02.1922

[85] RP v. 26.02.1922

[86] a.a.O.

[87] RP v. 18.03.1928

[88] RP v. 09.05.1926

[89] RP v. 29 05.1927

[90] RP v. 23.05.1926

[91] RP v. 08.12.1927

[92] RP v. 19.02.1928

[93] RP v. 23.04.1928

[94] Matschoss, Konrad , Das Deutsche Museum,, Oldenbourg V. München 1925, S.36

[95] RP v. 23.11.1904

[96] Plan der Oberpostdirektion Regensburg 1914 wegen Errichtung einer Leitung Archiv v. Bad Abbach , Oberndorf II

[97] Schreiben der Oberpostdirektion Regensburg an die Gemeinde Poikam vom 21.09. 1925 Archiv von Bad Abbach, Poikam II

[98] Schreiben des Bezirksamts Kelheim vom 18.10.1910

[99] Schreiben vom 03.12.1910

[100] Schreiben vom 13.09.1910

[101] Schreiben v. 14.12.1910

[102] Schreiben v. 17.01.1914

[103] Brief des Vereins der Viehhausen – Bergmattinger Gruppe v. 05.08. 1919

[104] Brief des Abnehmerverbandes Sitz Abensberg v. 31.01.1931 mit beigelegter Satzung . Archiv v. Bad Abbach XI

 [105] RP v. 25.04.1931

 [106] RP v. 07.11.1921

 [107] RP v. 22.11.1885

 [108] RP v. 27.05.1897

 [109] RP v. 21.05.1905

 [110] RP v. 12.09.1888

 [111] RP v. o2.11.1898/ v. 27.09.1899 / v.27.09.1903

 [112] RP v. 21.02.1909

 [113] RP v. 13.11.1910

 [114] RP v. 06.02.1917

 [115] RP v. 21.11.1920

 [116] RP v. 20.11.1921

 [117] RP v.02.11.1919

 [118] RP v. 08.04.1923

 [119] RP v. 06.01.1924

 [120] RP v. 16.03.1913

 [121] RP v. 16.10.1921

 [122] RP v. 20.11.1921

 [123] Brief M. Hengges an Fürst Thurn und Taxis v. 06.05.1921

 [124] Vertragstext aus dem Akt Kalb , Zementwerk Abbach/ Anlage Alkofen v. 11.06.1928. Archiv v. Bad Abbach 8.4.3.c

 [125] Brief a.a.O v. 27.3.1929

 [126] Lehner, Alois. Religiöse Bräuche in der Pfarrei 1932 S.7 .Pfarrarchiv Bad Abbach

 [127] Unterstützungslisten von März 1932 – April 1934. Archiv v. Bad Abbach IX.20.5.2

 [128] RP v. 29.11.1931

 [129] RP v. 03.01.1932

 [130] RP v. 27.09.1932

 [131] RP v. 19.101932

 [132] Aufruf der Regierung von Niederbayern an die Gemeinden, Plakat, ?.08.1919

 [133] RP v. 25.12.1919

 [134] Schreiben des Bezirksamts v. 08.11.1920 an die Gemeinden

 [135] aus dem Flyer des Werbeamts Ingolstadt. Archiv von Bad Abbach, Poikam

 [136] Gondrom Verlag. Weltgeschichte in Bildern. Der Vertrag von Versailles etc. Bayreuth 1982, S. 10 f

 [137] Aufruf des Bezirksamts Kelheim zum “ Deutschen Volksopfer” v. 05.02.1923

 [138] Spendenliste von Poikam v. 08.03.1923

 [139] Deutscher Schulbuch Verlag. Wir erleben Geschichte II. S.203

 [140] RP v. 18.07.1922

 [141] RP v. 27.08.1923

 [142] RP v. 26.11.1922 (sicher war das schon Inflationsgeld !)

 [143] RP v. 22.04.1923

 [144] RP v. 31.05. 1923

 [145] RP v. 26.12. 1920

 [146] RP v. 06.0..1924

 [147] RP v. 16.01.1925

 [148] RP v. 05.08.1923

 [149] RP v. 24.02.1925

 [150] RP.v.14.08.1925

 [151] RP v.03.09.1925

 [152] RP v.22.11.1925

[153] RP.v.18.04.1926

[154] RP v.30.01.1927

[155] RP v. 24,04.1927

[156] RP v. 26.05.1929

[157] RP v. 08.04.1923

[158] RP v. 07.10.1923

[159] RP v. 28.10.1923

[160] RP v. 12.02.1925

[161] Festzeitung anlässlich des 50jährigen Stiftungsfestes , 13.Juli 1924, Archiv der Pfarrei Poikam, Akt Geschichtliches.

[162] German Vollath. Zustandspapier über die Zeit ab 1932. 17.09.1932. Aufgefunden in den Relikten der 1974 abgerissenen und restaurierten Empore der Marktkirche.

[163] Wahlakten 1933. Archiv von Bad Abbach III

[164] Rundschreiben des Bezirksamts vom 10.4.1933

[165] Siehe Kassentagebücher nach 1933 . Archiv von Bad Abbach , Konvolute XXII

[166] Liste „Neubildung des Gemeinderates“ v. 22.04.1933. Archiv B.A. III

[167] RP v. 15.07.1923

[168] Beilage zu den RPs von Lengfeld 28.10.1935 Archiv v. Bad Abbach / Lengfeld XVI

[169] RP v. 30.10.1933

[170] RP v. 29.05.1933

[171] Bayerischer Schulbuch Verlag. A.a.O. S.192

[172] RP v. 07.09. 1924 u. 14.08.1925

[173] RP v. 29.12.1933

[174] RP v. 29.12.1933

[175] a.a.O.

[176] Der Große Herder Bd.4, München 1932, S.287

[177] Kassa Tagebuch Abbach v. 31.1.1934

[178] Dankbrief des Büros v. Epps. Archiv von Bad Abbach II

[179] Bekanntmachung über die Reichstagswahl und Volksabstimmung v. 12.11.1933 u.a. Archiv Abbach , Konvolut Wahlen 1933, III

[180] Stimmzettel und Auswertung obiger Volksbefragung in Poikam. Archiv Abbach/Poikam III

[181] Bayerischer Schulbuch Verlag. Wir erleben Geschichte II. a.a.O. S.202

[182] Siehe Listen im Archiv von Bad Abbach XV.14.1.3

[183] Vgl. Bay. Schulbucg Verlag. Wir erleben Geschichte. SS.221 – 226

[184] Siehe in Archiv Bad Abbach XV

[185] Schulleiterakten . Archiv von Bad Abbach 30. 4

[186] Archiv Bad Abbach, I. 10.2.2

[187] Vgl. Schulspeisungsakten. A.a.O.

[188] RP v. 06.05.1928

[189] RP v. 18.04.1909

[190] RP v. 03.02.1916

[191] RP v. 05.06.1907

[192] RP v. 27.04.1908

[193] RP v. 06.07.1925

[194] RP v. 27.04.1924

[195] RP v. 27.04.1924

[196] RP v. 04.08.1912 u. 01.09.1912

[197] RP v. 30.04.1910

[198] RP v. 29.05.1964

Von |2023-12-03T15:15:12+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

057: Eiglstetten, ehemals pfarrkirchlicher Herrenhof

(zur 475-Jahrfeier der Besitzübernahme Amon/Kraml im Jahre 2004)

057 Eiglstetten ehemals pfarrkirchlicher Herrenhof Zeichnung

Vorrede
Bevor ich mich an die Betrachtung der Eigelstetter Hof- und Familiengeschichte begebe, will ich begründen, warum ich mich auf dieses Unternehmen überhaupt einließ. Es ist nämlich so:

Wie einst J.F. Kenedy beim Anblick der Berliner Mauer aus innerem Drang heraus ausrief :„Ich bin ein Berliner !“, so ergeht es auch mir heute, wenn ich nach Eiglstetten fahre, an ihm vorbeikutschiere oder an es denke.

In abgewandelter Form bekenne ich dann: „Ich bin ein Eiglstetter !“

Ich will auch begründen, warum:

Um 1850 heiratete meine Ururgroßtante Katharina Schmiedbauer von Saalhaupt den Rossknecht Georg Köglmeier von Laaber, seinerzeit in Eiglstetten. Diese Begebenheit allein begründet zwar noch keine verwandtschaftliche Beziehung zu Eiglstetten, zumal man in dieser Ehe vergeblich auf eine gesunde Nachkommenschaft wartete. Aber wie es das Schicksal wollte, lebte in seinem Haus noch die Schwägerin Maria Anna, genannt das Mariandl, die sich durch ihr Dechteramechtl mit dem Dorfschullehrer Engelbert Schifer 1850 einen unehelichen Sohn Johann, eben deshalb wieder Schmiedbauer, einhandelte. Nachdem sich aber der leibliche Vater wegen der Alimente aus der Affäre zog, nahm Georg Köglmeier den armen Bub an Kindes Statt an. Hatte er wegen der Veranlagung seiner Hausfrau schon keine eigenen leiblichen Nachkommen behalten können, so blieb auf diesem Weg dem Hof doch Dank seiner Großherzigkeit und seines Verständnisses für sittliche Sonderwege der Hausname Köglmeier bis zum heutigen Tage erhalten. Er hat ein so geartetes moralisches Sonderbewußtsein sicher schon aus Eiglstetten in die Ehe mitgebracht, nach dem ihn der Pfarrer im Matrikelbuch nicht als „ ehr- und tugendsamen Jüngling“ apostrophierte, wie es sonst üblich war, sondern als „Junggeselle“.

Diese Adoption von einem Eiglstetter Rossknecht begründet aber immer noch keine biologische Verbindung zwischen mir und Eiglstetten, aber mit Sicherheit eine archetypische. Georg Köglmeier soll zwar ein gescheiter, aber dominanter Typ mit einem lauten Kommunikationsverhalten gewesen sein. Er brachte in die neue häusliche Umgebung ein auffallend lautes Sprachverhalten mit, das seine Wurzeln bestimmt in Eiglstetten hatte, wo man sich schon angestrengter äußern musste, wenn man in den zahlreichen umliegenden Einöden noch gehört werden wollte, nachdem man ein Telephon mit der Nummer 14 noch nicht besaß. Auch die Rösser verstanden , widerspenstig wie sie manchmal waren, nur eine deutliche Sprache. Von dieser Ausdrucksweise soll mir, wie mir die Umwelt vorwirft, ein beachtliches Stück Eiglstetten geblieben sein.

 Damit ist aber das Eiglstetter Netzwerck, das mich umhüllt, noch nicht gänzlich aufgehellt:

 In den Kriegsjahren 1943 und 44 lebte ich vorübergehend der Verköstigung wegen bei meinen Großeltern Josef und Sophie Schmidbauer, Saalhaupt Hs. Nr. 12. (Jetzt Beer). Die Funktion als Ministrant in Abbach blieb mir aber die ganze Zeit über erhalten. Da lief ich als Bub schon in aller Herrgottsfrühe nach Abbach, um zur Frühmesse zu dienen und saß dampfend und Schweiß triefend kurz nach acht in Saalhaupt, ein bisschen verspätet zwar, wieder in der Schulbank, wie es mir nach Absprache mit Pfarrer Alois Lehner der Lehrer Drexler einräumte. An einer Stelle auf meiner Rennbahn aber hatte ich immer Angst; es war dort, wo an der leichten Anhöhe bevor der steile Berg zum Dorf hinabfällt, das Holz von rechts und von links bis an die Straße heranreichte. Da schaute ich immer hilfeheischend nach Eiglstetten hinein, ob sich nicht doch dort schon jemand aufhält, der mir notfalls in dieser unsicheren Zeit hätte beistehen können. So war mir Eiglstetten schon zur Kinderzeit ein gewisser Fixpunkt und Hort für Geborgenheit.

Auch zu einem späteren Zeitpunkt, woran sich bestimmt viele erinnern, spielten die Kraml in Eiglstetten in meinem Leben eine Rolle. Ich war im Dom von Regensburg gerade Pfarrer geworden, da rüstete man sich in Abbach zur Feier meiner Primiz. Für sie sollte ich ein paar Tage vorher schon in einem repräsentativen Gefährt nach Abbach eingeholt werden. Diesen Ehrendienst übernahm mit einem gewissen Stolz Hubert Kraml, Senior. Er hatte sein Auto wunderbar mit Girlanden geschmückt und fand so mit mir zusammen in Abbach sicher die Anerkennung und Bewunderung der fast vollzählig angetretenen Bevölkerung. Noch dazu versüßten seine damals kleinen und liebsten Töchterlein Ursula und Johanna den Staatsakt als Begleiterinnen der Primizbraut Maria Fischer, Ökonomenstochter von Bad Abbach, die mich vergessen machen sollten, dass ich auf eine richtige Braut zu verzichten habe, was mir, wie bekannt ist, nicht mein ganzes Leben lang gelang.

Von dieser ein wenig heitereren Einleitung angeregt und nach vollbrachter eigener familiegeschichtlicher Reminiszenz wenden wir uns nun der ernsteren Sache zu !

Dr. Alfons Kraus

Im April 2004

Inhalt
Vorrede
Eiglstetten ist unsere Heimat
Ursprung und Bedeutung des Namens
Die Zeit unter kirchlicher Kuratel– St. Emmeram und die Pfarrei Eiglstettten
Der Wid(d)umhof des Pfarrers von Abbach
Wie der Hof in Aiglstetten privatisiert wurde
Die Amons : Der Erbrechtsbrief – Streiflichter – Der Stammbaum
Die frühen Kramls – Streiflichter – Stammbaum (Fortsetzung)
Die Kramlkinder, die nicht auf dem Hof blieben, zog es vorwiegend nach Abbach und in die nähere Umgebung
Schwere Zeiten – Katastrophen und Unfälle – die Bedeutung der Gräber im Hofgelände von Eiglstetten
Der Hof als ökonomisch/ existentielle Grundlage in der Zeit Josef °° Ottilie/Berta
Auf dem Hof heute und morgen – Hubert, sen. °° Johanna und Hubert, jun. °° Rita – der Strukturwandel –Perspektiven

1. Eiglstetten ist unsere Heimat

„Der Große Herder“ , 1932 bis 1935 erarbeitet, ist in der Definition von dem, was „Heimat“ ist, stark von Eduard Spranger geprägt, der dem Boden wie dem Blut der auf ihm lebenden Menschen eine fast mystische Bedeutung zumisst: „Heimat ist der Boden, in dem unser Leben, besonders unsere Kindheit und Jugend, Wurzeln geschlagen hat. (…). Heimat(gefühl) ist innere Verbundenheit des Menschen mit seiner Umgebung, seiner Familie und Lebensgemeinschaft, seiner Landschaft, seinem Stammes- und Volkstum, ist „geistiges Wurzelgefühl“ (Spranger) . Aus dem Heimaterlebnis wächst geistig der Mythos, der Kult und die Sprache als Ausdruck und Unterpfand lebendiger Gemeinschaft.“[1]

Wenn ich akzeptiere, dass dieser etwas ideologisch überfrachtete Heimatbegriff der typisch mir eigene ist, und einem anderen unter „Heimat“ etwas anderes vorschweben darf, kann ich mich mit Fug und Recht mit ihm identifizieren.

Etwas nüchterner ist der Heimatbegriff für die Schulen in Bayern definiert. Als Wesensmerkmale werden genannt: „(…)Leben, Arbeit und Glauben ihrer Menschen, Kultur in Gegenwart und Vergangenheit, Wirtschaft, Technik und Verkehr, räumliche Beschaffenheit und Natur.“[2]

Alfred Biolek, die Schauspieler Armin Mueller-Stahl und Gerd Dudenhöffer, so wie der Bosnien-Flüchtling Azra Atovic aus Sarajevo unterhielten sich einmal über das Thema „Heimatgefühle“. Mueller- Stahl meinte , Heimat definiere sich über Menschen, unter denen man Wurzeln geschlagen habe, bei denen man sich zu Hause fühle. Die Toten der Familie gehörten dazu, darum auch die Frage, wo man begraben sein wolle. An die Freunde denke man, von denen man aber mit zunehmendem Alter immer öfter Abschied genommen habe. Zum Heimatgefühl gehöre die wehmütige Frage nach den noch Lebenden zu Hause. Die Vergangenheit sei ein integrativer Bestandteil von Heimat und gehöre zu unserer Identität. Die Menschen auf der Welt seien ziemlich ähnlich, aber der Humor unterscheide sie und die Sprache, am besten der Dialekt oder die Mundart. Heimat sei, wohin man seine Grüße schicke, wonach man Heimweh habe. Heimat sei festgemacht an bestimmten Dingen, an Leuten, die sagen: „Komm (.), setz dich!“ – Alfred Biolek wollte Heimat nicht mit einem bestimmten Ort verbinden, aber die Erinnerung an das Vergangene hafte fest daran. Gerd Dudenhöffer definierte die Heimat sehr konkret : Man wisse, wo man herkomme; das sei die Heimat. Man kenne dort jeden, man wisse immer, wer gerade gestorben sei, Verwandtschaft von Sprache und Menschen sei dort erlebbar. Eine große Rolle spiele für ihn das Elternhaus. Man sei selbst ein Stück von dort, wo seine Wiege stand. Natürlich könnten Menschen Heimat auch anderswo hintransportieren. Für den Bosnier Atovic ist Heimat der Ort, den man erfahren hat, wo die Mutter lebt, wohin man wieder zurück wolle, wenn man in der Fremde sei.

Für die jetzt auf dem Hof lebenden Kramls ist Heimat wohl zusätzlich

der Ort, für den man in Gegenwart und für die Zukunft Verantwortung übernommen hat, den man erhalten und fördern will, so lange dazu die Kraft reicht, auf dem man die Zukunft der Kinder sichern will. [3]

Der Historiker und Pädagoge Rudolf Karnick erkennt im Gefühl der Heimatverbundenheit, das die Kramls in ihrer Mehrheit immer ausgezeichnet hat, einen „vielschichtigen Bewußtseinskomplex. In ihm vereinigen sich psychisch-nativistische und psychisch-empirische Bestandteile. (…) Eine dem Menschen eigene Sehnsucht nach Geborgenheit (…) eine auf das Gesamtwesen eines Menschen ständig wirkende Fülle von Reizen, die von den Dingen und Bezügen der Heimat ausgehen (.) Dabei ist es nicht in erster Linie der Raum, der diese Wirkungen ausübt, sondern die Gesamtheit seiner Objekte: in erster Linie die Menschen und ihre Lebenshaltung…“[4]

Wie stark das Heimatgefühl bei den Nahen und Fernen, den Alten und Jungen jeweils ausgeprägt ist, könnte man aus angeregten persönlichen Gesprächen anlässlich der heurigen „475 Jahrfeier der

Privatisierung des Hofes“ treffend erfahren.

 

2. Ursprung und Bedeutung des Namens Eiglstetten

 Der Name Eiglstetten (Aiglstetten), Egilstett etc. wie er im Lauf der Geschichte in verschiedenen Variationen vorkommt, bringt die frühe Entstehung des Ortes klar zum Ausdruck.

Er läßt sich auf Agilolf oder die Agilolfinger zurückführen, die das älteste bayerische Herzogsgeschlecht waren und zu Regensburg residierten. Der letzte Sproß dieses Geschlechtes war auch König der Langobarden in Norditalien. Er wurde von Karl dem Großen 788 abgesetzt und in ein Kloster gesteckt.

Der 3. Herzog dieser Linie, Theodo , wurde vom hl. Rupert 595 in Regensburg getauft, was die Christianisierung Bayerns zur Folge hatte. Er beschenkte vor allem die Benediktiner

(Benedikt * 480 in Nursia/Italien; + 550 in Monte Cassino) sehr reichlich mit Ländereien, in ganz Bayern und besonders um Regensburg. Auf diesem Weg wird Egilstet an die Benediktiner von St. Emmeram gekommen sein, was in vielen vorhandenen Urkunden nachgewiesen ist.

Egilstet oder Eiglstetten usw. hat als Grundwort stet(t) und als Bestimmungswort E(i)gil, was so viel wie „ Ort des Egil“ oder Ort des Agilolf bedeutet. Agilolf ist ein sehr alter und häufiger deutscher Personennamen, besonders in Adelshäusern. Die Ei- form ist nach Lage der Urkunden älter als die Ai-Form. Der Name Agilolf ( Bestimmungswort) kennt folgende Variationen: Egil, Eigil, Egin, Eg(i)lof, Eginolf, Eglof, Ailgil, Aigo, Agil, Aqgi(l)olf, Aigulf.

Der Name bedeutet so viel wie „Schwertwolf“

„Agilolf“ war in der Geschichte auch ein Motto für eine Lebenshaltung: „Fliehe nie den Kampf für das Gute !“ -stet oder -stat oder- stetten (Grundwort) heißt Stätte oder Ort. (Siehe Eystetten oder auch Aystetten, was so viel wie Ort der Eichen heißt).

Auch die Orte Aiglsbach, Eilsbrunn, (Alt) Eglofsheim etc. sind wie Eigstetten auf die Agilolfinger zurückzuführen.

Die Entstehungszeit Eiglstettens dürfte das 7. Jahrhundert sein, der Ort kann aber (ohne den speziellen Namen Eiglstetten natürlich) schon zu Zeiten der Rodungen existiert haben (Landnahme durch die Baijuwaren).[5] ( Reitzenstein, Armin Frhr. v. Lexikon bayerischer Ortsnamen – Herkunft und Bedeutung. Verl.C.H. Beck, München 1986 )

 3. Die Zeit unter kirchlicher Kuratel – St. Emmeram und die Pfarrei Eiglstetten

Die Pfarrei Eiglstetten, wie die Pfarrei Abbach ursprünglich hieß, war keine im kirchenrechtlichen Sinne „geordnete Pfarrei“ sondern eine „ungeordnete“, besser ein seelsorgliches Zentrum für ein weites Umfeld, wie sie in der Zeit der romanischen und dann folgenden fränkischen Missionierung durch die iroschottischen und Benediktinischen Mönche entstanden sind.

Georg Rieger, der Kelheimer Stadtchronist, behauptet von Eiglstetten : „Im 11. Jahrhundert war es mit seiner Pfarrkirche zu Ehren des heiligen Nikolaus eine Urpfarr.“[6] Hat er mit der „Urpfarr“ Recht, so muß man ihm mit dem Patronat widersprechen. In Eigstteten ist eine Pfarrkirche überhaupt nicht nachzuweisen. Daher ebenso wenig eine Sepultur. Die Pfarrkirche stand in Peising und war dem heiligen Georg gewidmet. Als der Pfarrsitz nach Abbach, damals Ahabach, verlegt wurde, wurde das Patronat zu Gunsten des hl Nikolaus vom romanisch/ gotischen Burgkirchlein übernommen . Das fand spätestens im 15. Jahrhundert statt. Der Bezeichnung des Ortes mit dem Namen „Eiglstetten“ durch die Schenkung der Agilolfinger an das Kloster St. Emmeram ging sicher eine lange Periode der Urbarmachung , Kolonisierung und Missionierung voraus. Über diese Periode können wir Georg Rieger nur zustimmen, wenn er sich auf Riezlers Geschichte Beierns beruft: „Alles, was von den Nachrichten über die Besitzergreifung des Landes Beierns durch die Beiwaren vorliegt, ist sagenhaft und von dem historischen Kern, den es enthalten mag, lässt sich kaum ein Stückchen herausschälen.“ Er meint Tatsachen aus dem Leben und vom Wirken Theodos I[7], der die Benediktiner in Bayern reichlich mit Ländereien beschenkte.

In Urkunden von St. Emmeram kommt die Pfarrei Eiglstteten erstmals im 9. Jahrhundert vor, als der Subdiakon Harthbert mit dem Lehen zu Eiglstetten dem Bischof Ambrichon übergeben wurde.[8]

Ambrichon (864 – 891) war der 7. und Aspert der 8. Bischof von Regensburg. Unter ihnen ist bereits in Urkunden von St. Emmeram von einem Beneficium in Eigilstat die Rede[9].

1031 gehörten zum Beneficium Eiglstetten 6 Huben und 21 Morgen aus Peising, der Zehent aus 2 Kirchen, vom Dorf selbst und von 4 anderen Orten. Der Kleriker selbst hatte 5 Morgen und eine Hube persönlich.[10] Diese Hube war vermutlich der Eiglstetter Hof.

In dem damaligen Kirchensprengel lebte 1143 auch ein Geistlicher namens Hezel, Pfarrer von Egelstet, der einst ein Mönch von St. Emmeram geworden ist.[11]

Er war statt der bisherigen Pfarrerreihe der erste namentlich bekannte Pfarrer von Eiglstetten/Peising/Abbach (exakter nur Eiglstetten). Eiglstetten mit der Pfarrkirche St. Georg in Peising war ursprünglicher Pfarrsitz. In Peising hat nämlich schon 814 eine Kirche bestanden. Auch Urkunden von 1180 und 1249 sprechen von einem Pleban von Eiglstetten[12]. Pleban war die Bezeichnung für einen Geistlichen , der Leutpriester außerhalb der befestigten Burg war[13], während man den Priester innerhalb der Burg ( zu Abach ) Kaplan nannte[14]. Die Diözesanvisitation 1526 nennt Peising vera mater (d.h. die wirkliche Mutter) von Abach. Im Zusammenhang mit dem Ortsnamen Abbach ist eine Pfarrei Abbach jedoch erst 1237 mit Cunradus plebanus de Abach erwähnt. Eiglstetten scheint bis 1529 (1550 Erbrechtsbrief ! ) der Widdums – Hof (d.h. Kirchenpfründehof) für den Pfarrer von Abach geblieben zu sein[15], nachdem erst 1518 in Abach von Pfarrer Eberhard Fabri ein Pfarrhof gebaut worden war.

Bis dorthin scheint die Pfarrei Eigstetten eine wechselvolle Geschichte hinter sich zu haben: 1007 schenkte Kaiser Heinrich II, Abbach „mit den Dörfern, Höfen , Kirchen, Mägden, Hofstätten, Gebäuden, bebauten und unbebauten Ländereien, Wegsamen und Unwegsamen, Aus- und Eingängen, besucht und unbesucht; mit Waldungen, Fischereien, Mühlen, Fischbehältern, beweglichen und unbeweglichen Sachen, und mit allen anderen Nutzungen, wie sie immer richtig geschrieben oder genannt werden können“[16] an das neugegründete Bistum Bamberg. 1119 schenkte Bischof Otto von Bamberg, ein Benediktiner, Abach mit Besitzungen, Kirchen usw. an das Benediktinerkloster Prüfening zurück, dessen Kirche damals gerade eingeweiht wurde[17].Nach Hans Hirsch ist aber dieses Datum eine Fälschung. Die Urkunde sei wegen der Fundation und Dotierung des Klosters Prüfening zurückdatiert und als Gründungsurkunde daklariert worden.. Sie stamme sicher aus der Zeit um 1224, als Herzog Ludwig der Kelheimer einen Streit wegen der Burg in Abbach mit den Prüfeninger Mönchen bereinigen wollte.[18] (Die Prüfeninger zündeten die Burg kurz entschlossen einfach an, weil sie von den Wittelbachern unrechtmäßig auf Klostergrund gebaut worden war) Von Prüfening kam Abach am Ende des 13. Jahrhunderts durch Tausch wohl definitiv an das Benediktinerkloster St. Emmeram[19], das, wie wir sahen, bereits vorher – schon vor der Schenkung durch Heinrich II. – richtungweisende Fakten in Eiglstetten gesetzt hatte.

Zur Kirchengruppe Eiglstetten gehörten damals Abbach, Peising, Dünzling mit Zugehörungen, das Land bis nach Stumpfet hinaus, Oberndorf, Teugn, Graßlfing, Nieder- und Hohengebraching.

All die oben genannten Ereignisse und Zumutungen dürften an der immer mitbetroffenen Pfarrei Eiglstetten und den dort lebenden, wirkenden und arbeitenden Menschen nicht spurlos vorübergegangen sein. Über die Unverfrorenheit, Kompromißlosigkeit und Grobheit der Klostervögte könnte man Bände füllen.

Das Reichsstift St. Emmeram hatte bis zur Säkularisation 1803 das Verleihungsrecht auf Abbach, d.h. es hatte das Recht, den Pfarrer von Abbach zu ernennen. Abach war dem Reichsstift St. Emmeram inkorporiert. [20]

Die Pfarrei Abbach, wie sie dann schließlich hieß, erscheint dann 1433 in der ersten Diözesanmatrikel als geordnete Pfarrei.[21]

4. Der Widdumhof des Pfarrers von Abbach

Zunächst zum Begriff Viddum : Zu Grunde liegt das lateinische Wort victum, das so viel wie Lebensmittel, Lebensunterhalt, Speise und Trank bedeutet (ct = dd). Der Widdumshof ist also der Hof, der das Obige alles für den Pfarrer, die Gesellpriester und sein Gesinde sicher zu stellen hat.

 Pfarrer Emmeram Hem, der 1673 bis 1681 in Abach Pfarrer war , schrieb ein „Saal- Büchl“, worin er schreibt:

„Aiglstetten. Ainöd. Dieser Hof ist das Widen Guett, so dem Würdigen S. Georgis Gotts Haus zu Peising, als der alten Pfarr Kürchen eigenthümblich zugehörig, dem Hochwürdigen in Gott Vatern und Woll Edlen Herrn Cölestino Abbten des Kail. Gefreyten Reichs Stüft: Und Closters St. Emmeram zu Regenspurg Und desselben Gotts Haus zu Lehen rührent. Bei diesem Widumb Hof Aiglstetten ist ein Pfarrer zu Abach Grundt Herr.

Alda muß der Widum Paur dem Pfarrer zu Abach als seinem Grundt Herrn Jährliche Stüft geben Michaelis 5 Schwarze Pfennig

Dan an dienst getraidt, Martini als Rechter dienstzeit muß er dem Pfarrer auf seinem Getrait Casten Abacher Maas ohne abgang yberbringen Und Eindienen

Waiz ½

Khorn 1

Gersten 1 Schaf (=Schaff)

Habern 1

Herentgegen soll ein Pfarrer zum Casten Gericht Khelheimb …[22]

Im „Notizen- Buch der kath. Pfarrei Abbach“ erklärt Pfarrer Johann Mathias Neuhörl 1762, der vorher ab 1751 Cooperator bei Pfarrer Wolfgang Kreitl, einem tüchtigen Zehenteintreiber , war, dass Pfarrer Hüller den Hof Aiglstetten, welcher vorher Widumhof des Pfarrers gewesen als Erbrecht einer……überlassen. Und er habe in den Schriften des alhiesigen Gerichts gelesen, dass der Pfarrer Wolfgang Fischer, der den Erbrechtsbrief ausgestellt hat, sich verpflichtet habe, an Stelle des Hofes nur mehr eine Gült von jährlich 7 Gulden 51 Kreuzer 3 Heller an das Kasten Amt Kelheim zu zahlen.[23]

Wohl zuerst wegen des weiten Fußweges von Peising zurück nach Abbach, der zur stockdunklen Nacht ohne Weggefährten nicht zumutbar war, als auch als ein Zeichen der Ehrerweisung einerseits und der Gastfreundschaft andererseits verbrachte der Cooperator von Abbach die Nacht nach der Christmette nach altem Herkommen der Agenda entsprechend[24] in Eiglstetten. Er wird wohl mit dem Pferdeschlitten dorthin eingeholt worden sein, oder mit der Kutsche. In aller Herrgottsfrühe des Christtages brach er dann schon wieder nach Saalhaupt auf, um nach altem Herkommen dort die erste Messe zu lesen. Das war so noch unter Pfarrer Alois Lehner üblich, um nicht zu sagen in der jüngeren Vergangenheit. Bis in unsere Zeit herein sei dieser Brauch gepflegt worden, hört man, und auch zu anderen Anlässen seinen die Abbacher Geistlichen auf dem Eiglstettenhof immer willkommen gewesen.

5. Wie der Hof in Aiglstetten privatisiert wurde

Unter der Jahreszahl 1529 berichtet Pfarrer Neuhörl lapidar, dass Pfarrer Hüller den Widumshof Aiglstetten als Erbrecht einer (—— = Gedankenstrich !) überlassen habe. Pfarrer Hiendlmeyer von Poikam deutet 1934 den Gedankenstrich als „Base“. Genaueres weiß man von der Erbin nicht, so dass der Phantasie freier Lauf gelassen ist. Die Erbin heiratete jedenfalls Matheus Amon, so dass das erste Ehepaar aus der Linie Amon/ Kraml festliegt.

Wenn im später zitierten „Erbrechtsbrief“ von 1550 auch beide Ehegatten als Begünstigte erscheinen, so darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass Pfarrer Hüller den Hof der Frau zudachte. Der schriftliche Vertrag wurde erst ca. 20 Jahre später unter Pfarrer Fischer ausgefertigt. Da waren Matheus und Anna längst verheiratet, so dass man den Hof ohne des Überlassers Wille zu missachten, dann beiden zusammen vererben konnte. Außerdem wäre die Frau nicht testierfähig gewesen. „Die mindere Rechtsstellung der Bäuerin gegenüber ihrem Mann kam vor allem in der „Munt“ zum Ausdruck, die den Charakter eines Schutz- und Gewaltverhältnisses trug: die Frau stand Zeit ihres Lebens unter der Vormundschaft ihres Ehemannes und war seiner „Herrschaft“ unterworfen.“[25] Für Rechtsgeschäfte brauchte sie auch viel später noch die Beistandsleistung eines Mannes.

Man darf an dieser Stelle auch nicht davon ausgehen, dass Pfarrer Hüller, aus welchen Motiven heraus auch immer, um ein Linsenmuss Kirchengut von Abbach verschleudert habe.

Man kann den Vorgang nur aus der Zeit heraus verstehen. Und da blieb Aiglstetten keine Insel der Seligen, oder eine bäuerliche Idylle.

Es war kurz zuvor der Beginn der Reformation mit ihren geistlichen, sozialen und soziologischen Wirrnissen eingeläutet werden (1517).

1525 begann der unbarmherzige Bauernkrieg, bei dem die Bauern in Altbayern zwar zunächst einmal hinter dem Ofen sitzen blieben.[26] Aber den Schmalkaldischen Krieg und den Erbfolgekrieg inbegriffen dauerte das Schlamassel bis 1555 (Augsburger Religionsfriede) und darüber hinaus bis nach dem 30jährigen Krieg (1618 – 1648). Sicher beeindruckten die Losungen des Bauernaufstandes auch die Bauern und das Gesinde auf dem Kirchenpfründehof von Eiglstetten, obwohl allgemein der Grundsatz galt: „Unter dem Krummstab ist gut leben.“ Mord und Todschlag begleiteten im Land den aufgespeicherten Bauernzorn gegen die Grundherren. Der Traum von der freien Bauernschaft wurde überall geträumt, auch in Aiglstetten Die rohen weltlichen Grundherrn anderswo und auch manche kirchlichen Vögte marterten oft sogar die aufmüpfigen Untertanen schrecklich..

Um 1532 und in den folgenden Jahren, während des Spanischen Erbfolgekrieges, trug es sich zu, dass die Hauptperson der Auseinandersetzungen, Kaiser Karl V. zum Reichstag in Regensburg weilte (von wo er auch wegen Podagra das Bad in Abach aufsuchte); aus diesem Stützpunkte rekrutierte er immer wieder seine Soldateska (Landsknechte!) . Freundliche und feindliche Truppen aus verschiedenen Nationen, Baiern, Italiener, Österreicher, Preußen, Holländer, Franzosen, alle, die hier durchzogen, lebten von den Gütern und Früchten der Orte, die sie berührten. Aus ihren Lagern schickten sie meist berittene Trupps aus, die nur für den Unterhalt zu sorgen hatten.

Der Ingolstädter Chronist Georg Meringer berichtet über diese Beutezüge aus „des Kaisers lager“ folgender Maßen: „ Auß diesem orth hat er die feindt sehr beschediget, weit und breit die schwarze Rütter, und leichte Pferdt außgeschikhet, Inen die fuetterung und Provianth abzustreckhen. Darauß sint sy in einen solchen mangel khomen, das die Protestierende kneckt (Protestanten–Heerhaufen. A.d.V.) in fünf tagen, gar khein khaas od brot gehabt.“[27]

Woher haben diese wohl vorher khaas und brot requiriert ?Von den ortsansässigen Bauern natürlich.

Der Heimatchronist von Abbach, G.M. Gandershofer, berichtet aus dem Jahr 1557: „Die Einöde Schwendt (Gschwendt)[28] .. begriff ( =umfasste. A.d.V.) noch bei Menschengedenken eine zweite Einöde Ednhofen genannt, die vor 30 Jahren öde gelegen, jetzt aber mit Schwendt zusammen gebaut (=bewirtschaftet. A.d.V.) wird.“[29]

Ein weiterer verwüsteter Ort ist mir in meinen genealogischen Recherchen in der Nähe von Eiglstetten bekannt geworden, nämlich Schoengruss, den Saalhaupter Berg hinunter.[30]

Später, im 30jährigen Krieg,1633/34, war dann Peisenhoven verödet, bis den Hof Hanns Amon aus Aiglstetten kaufte.

Um auf Eiglstetten zurückzukommen, muß angemerkt werden, dass man zur Zeit vielfacher Ödungen und Wüstungen, wie oben angedeutet, als die Amons Besitzer wurden, froh sein musste, jemanden zu finden, der auf einem Bauernhof arbeiten mochte. Die Leute waren rar, die Aussichten nicht rosig, und es bedurfte einer robusten Natur, um sich auf die Bewirtschaftung eines Bauernanwesens einzulassen.

1992 fand im Herzogschloss in Straubing die vom Haus der bayerischen Geschichte organisierte Ausstellung „Bauern in Bayern“ statt. Das Motto lautete: „ Landleben? Dass Gott erbarm !“

Hermann Unterstöger erinnert an die Auszüge aus dem „ewigen“ Tagebuch des integrierten bayerischen Gesamtbauern unter den Exponaten. Unter dem Winter 1525 heißt es:

„War ein verteufeltes Jahr, dieses 25er Jahr. Will sagen: Bei uns im Bairischen gings ja vergleichsweise ruhig her, und die hohen Herrschaften kamen glimpflich davon. Im Fränkischen und Schwäbischen aber wurde das Unterste zuöberst gekehrt, der Bauer rückte denen Pfaffen und Herren auf den Pelz, dass es eine Freude war. Hat indessen nichts genutzt, weil die Rebellion striktissime niedergeschlagen wurde und die Geschädigten sich sehr wohl – und oft besser als vorher – wieder in ihre Rechte und Pfründe zu setzen wussten. Unser Pfarrherr hat uns einen Eintrag vorgelesen (..)So wurd jedoch manchs Haus, Schloss und entwende Fahrnus weit, weit höher angeschlagen, dann sie in Grund und Boden wert gewesen, und in Summa manchem sein alte zerrissene Rattennester dermassen geschätzt, dass er und etliche seiner Vorfahren nie so viel gehabt…“[31]

Wenn von Ödungen und Wüstungen unter den Bauerngehöften die Rede war, sollten wir auch noch kurz überlegen, warum es so geschah:

Viele Höfe wurden durch Kriegseinwirkungen zerstört. Die übrig gebliebene Bevölkerung fand sich in größeren Orten, z B.. Abach, Kelheim, Saalhaupt oder Teugn, zusammen, da sie sich dann gegen umherziehende Söldnerbanden sicherer fühlen konnten.

Manche Huben waren auf Böden angelegt, die wegen zu geringer Erträge nicht mehr gehalten werden konnten.

Außerdem spielte der allgemeine Bevölkerungsrückgang infolge von Krieg und Krankheit eine Rolle. Die Produkte fanden vielfach keinen Absatz .Agrarpreise fielen folglich in den Keller. Aber auch zu dieser Zeit stiegen schon die Löhne für die Landarbeiter ins Unerschwingliche.[32]

Wer wollte auf dem Widumshof noch als Bauer arbeiten – ? Der Pfarrer von Abach, oder besser der Abt von St. Emmeram war Gutsherr und zugleich Grundherr, Gerichtsherr, Leibherr und auch unterste Instanz der landesherrlichen Verwaltung. Als solche waren sie, um es vorsichtig auszudrücken, nicht absonderlich geliebt. Man versuchte sie öfter übers Ohr zu hauen, wie aus den landgerichtlichen Verhörsprotokollen des 16. und 17. wie 18. Jahrhunderts geschlossen werden kann. Dort ist z.B. auch von unerlaubtem Holzeinschlag und nicht gezahlter Gült die Rede. (1701,1716,1717,1725,1726)

6. Die Amons: Der Erbrechtsbrief – Streiflichter – Der Stammbaum

Unter diesen Voraussetzungen verstehen wir das Entstehen und den Inhalt des Erbrechtsbriefes vom 04. November 1550 besser. In ihm heißt es :

„Ich Wolfgangus Vischer an der Zeit Pfarrer zu Abach bekhenn für mich all meine Nachkhomen gegen meniglich mit diesem Brief: nachdeme der eerwirdig geistlich Herr, Herr Andreas Hiller, vor mir gewester Pfarrer zu Abach, dem erbarn Matheusn Ammon, und Anna seiner eelichen Hausfrauen, allen irn beeden Erben unnd Nachkhomen, auf dem Widemhof zu Aiglstetn im Vogtgericht Kelhaim gelegen, mit Grund uund Podn, aller seiner Ein unnd Zuegehörung, dem wirdigen Gotshaus zu Peising, alls der allten Pfarrkhirchen, aigennthumblich zuegehörig, meinem genedigen Herrnn, Herr Erasmus zu sannd Haimeran (Emmeram) zu Regenspurg unnd desselben Gotshaus zu Lehenn rueend, mit wölcher Vorwissen unnd genedigen Zugeben es beschehen ist, ewige Erbrecht unnd Gerechtigkhait gegeben hat. Alls aber Ime Amon, durch obgedacht Herr Anndreen Hiller aus zeitlicher Nachlassigkhait, wie sich hete gebürt, nit aufgericht unnd die Erbrecht verbriefft worden sind, wölches Ich mich alls der Zeit ordennlicher Pfarrer, an statt des vermelten Gotshaus Grundherrschafftn, schuldig unnd pillich zesein erkhenne, demnach so gib Ich für mich selbst, meine Nachkhomen, jetzt von Neuen anzefahen, Ime Ammon, seiner Hausfrauen, allen irn beden Erben unnd Nachkhomen, auf angezaigtem Hof, allem desselben Ein und Zuegehörung, nichts davon ausgeschlossen, inncrafft unnd vermög dises Brieffs, ewig Erbsrecht unnd Gerechtigkhaitn, allso das sie sochen Hof mit Grund unnd Boden, besuecht unnd unbesuechts, Haus, Hof, Dorf unnd Veld, allenthalb durchaus, nun hinfüron zu ewigen Zeiten, mögen Innhaben, besizen, nuezen unnd gebauchen, wi sie verlusst und belanngt, doch nit anderst, dann sich in erbrechtsweis zethun gebürt, aus wölchem Hof der Erbrecht jerlichs zu gewonndlicher Gültzeit auf den Fütstlichen Casstn zu Kelhaim geraicht werden soll unnd muess, nemblich zwai Pfund unnd sechs Schilling Regenspurger Pfening Korn, ain Schaf Habern zween Mözn alles Abensperger Mas, unnd zwo Vogthennen, obgerdacht meinem gnedigen Herrnn unnd seiner Genaden Gotshaus nach derselben Castenmas Korn ain Schaf , das alles wie gemellt unablöslich güllt, denselben beeden ernannten Obrigkhaiten unnd Herrschafftn, an irn Vorderung Zins unnd Gülltn, Rechten unnd Gerechtigkhaitn, unvergriffen unnd allenthalb an Schaden, unnd mit dieser weitern bschaiden, das sy mir unnd meinen Nachkhomen nun füron alle Jahr jarlichs umb Sannd Michaeltag vierzehn Tag vor oder nach ungeverlich in die Stifft geen mit zwen Regenpurger Pfening, wie Gewonnhait ist von Stifftn auch dazemaln unnd rechter gewönndlicher Dienstzeit von bemelten Hof on Abganng rechter Herrn und Gadergüllt, zu Haus, Hof und meinen sichern Hannden Raus Landsteur Annlag Schaur besäß, Preust, Herrn Krieg unnd vor allen Landtgebrechen, frey dienen unnd raichen sollen. Nemblichen ain halb Schaf Waizs, ain Schaf Khorn, ain Schaf Gerstn und ain Schaf Haber ,alles Abacher Mas guets saubers Getraids, ohne mein unnd meiner Nachkhomen schaden unnd abgang, wo solches der Maßen nit besäch, das wür sye umb solchen dienst unnd Gült auf irn Hab unnd Guettern unnd den Erbrechten zepfenndten, oder nachvolgender Massen irer Erbrecht zuentsezen Macht haben, den gemellten Hof zu Haus, Hof, Dorf unnd Veld allennthalb wesennlich, stiftlich unnd pilich hallten, nit schmelern, rainen oder tailen oder zethun nit gestattn, nichts daraus on unnser der Grundherrschafft Wissen unnd Willen nit versezn, verkhommen, verkhauffen, oder in ainich Weeg vergeben, sich auch der Holzwachs zu dem Hof gehörig, merrers nit unnderfanngen, denn das si zu zimern, zevirn unnd prennen bedurfftig sind. Wo si ir Erbrecht verkauffen oder versezn wollten oder müssten, unns alls ir Grundherrschafften die am ersten anbieten. Wo wir die Käufer wollten, unns Kaufs vor andern Rat thun, ob wir unns darumb nit vergleichen, mögen si die mit unnserm Vorwissen wol ainem anndern geben, der unns unnd beeder obgemelten Herrschafftn gefällig, zu dem Hof tauglich umb all obgemellte Güllt, Gut unnd gewiss ist, dem Hof versteen khan. Unnd ob wir als Grundherrschafftn an solchen Kauf der Erbrecht sten wollten, des wir vor aller menigelich zethun Macht haben, vorbehalten. Ob si aber der obgeschribnen Articul, ainen oder mer yberschritn, unns die Güllt rechter Weil unnd Zeit nit geben, der sich ainicherlai Unpau erfundt, so wärn si dardurch frey on alle Gnad unnd Rechtvertigung von dem Hof unnd den Erbrechttn gennzlich enntschaiden. Aldann möchten wir den weitter vererben Stifftn unnd verlassen, wie und wem wir wellen, on alle Irrung – Einred – und Widerspröchen, ir unnd meniglich von Irrentwegen. Ich will auch dieser Erbrecht ir rechter Gewer unnd Fürstannd sein, wie sich gebürt.

Alles treulich ongeverde zu Urkhund gib ich Inen Irn Erben unnd Nachkhomen disen Brief, der auf mein vleissig Gebete willen mit der edln unnd vessten Ambrosien Raygers zu Haunsteten der Zeit Verwallter Des Cassten unnd Vogtgerichts zu Kelhaim aigen hieranhanngenndem Innsigl (doch demselben Ime unnd seinen Erben allennthalb on Schaden) besigilt ist. Des seind erbotn Zeugen die erbarn Philipp Les unnd Mathes Grasman, beed Procuratores unnd Burger zu Kelhaim.

Geschehen den virttn Tag des Monnats Novembris als man zelt von Cristi unnsers lieben Herrn unnd Seligmachers Geburde im Tausennt fünfhundert unnd in dem fünffzigsten Jahre etc.[33]

Von welchem Schrott und Korn waren nun die Leute, mit denen die Kirche von Abach und St. Emmeram sich hier und hernach über die Jahrhunderte arrangieren musste – ?

Man darf dem Irrtum nicht erliegen, als ob es das ganze Wesen und die ganze Eigenschaft der Amons offenbarte, wenn sie auch vor Gericht aktenkundig wurden, was aus den im Archiv des Marktes Bad Abbach noch aufliegenden Verhörsprotokollen des Landgerichts geschlossen werden kann. Dieser Arbeit hat sich der Pfarrer von Poikam , Hiendlmeyer, schon 1934 mit Fleiß unterworfen.

In gewisser Weise und im eingeschränktem Maße gehören solche aufgespürte Details aber schon zum Gesamtbild der Persönlichkeiten.

Wenn es auch amüsant wäre, sich in den gesamten Inhalt dieser umfangreichen Moritaten zu vertiefen, kann im Rahmen dieser Arbeit nur eine Auslese unter bestimmten Gesichtpunkten zum Zuge kommen. Sie beginnen auch erst mit Ereignissen ab dem Jahre 1629, hundert Jahre nach der Übereignung an die Amons.

Die Bauernschaft galt damals nach Ansicht der übrigen Stände im Allgemeinen – ein paar Ausnahmen wird es schon gegeben haben – als grobschlächtig, schreihalsig, rau, robust, derb, ungebildet, triebhaft, gewalttätig, wenig rücksichtsvoll. Man gebrauchte noch lange Zeit das Wort „thumb“ oder „tölpelhaft “ , um den Stand allgemein zu charakterisieren. Da fielen vermutlich die aus Aiglstetten, wie man aus den Verhörsprotokollen schließen darf, nicht auffällig aus dem Rahmen. Aber man kann sehen, dass es sich um kraftvolle, gewitzte, schlitzohrige, ganz normale Vertreter dieses Standes handelte, deren Lebens- und Ausdrucksart man aus der Zeit heraus verstehen muss, was uns heutige schmunzeln lässt, was aber nicht dazu geeignet ist, heute noch jemand zu diskriminieren. Man kann sogar stolz darüber sein, solche Raritäten aus der frühen Familie, die volkskundlich ein Schatz sind, sein Eigen nennen zu dürfen.

So lesen wir denn von:

– Aufmüpfigkeit gegen den Grundherrn

– Zechen und Raufen – auch Bekanntschaft mit dem Keicherl (Arrest)

– Streit , Spottwort, Beleidigung der Obrigkeit

– Fahrlässiges Zahlungsverhalten – Schuldenmachen

– Nachbarschaftsstreitigkeiten

– Leichtfertigkeit (=vorehelicher Verkehr), Liebschaften

– Streit und Händel auf dem eigenen Hof

Mag man dieses Strafregister in dieser Konzentration als starke Kost empfinden, so waren die Amons dennoch eine richtige Familie, wie sie damals mit allen Höhen und Tiefen zu leben verstand. Die damalige Bauernfamilie wies in der Regel mindestens zwei, meistens aber drei Generationen aus. Zum Verband der Bauernfamilie gehörten auch die ledigen Geschwister des Hofbauern und entferntere Verwandte, die auf dem Hof eine Heimstätte gefunden haben, sowie das Gesinde. Alles miteinander war nicht nur Konsumgemeinschaft , sondern organisatorische Grundeinheit des Erwerbs- und Arbeitslebens. Die bäuerliche Familie war eine Besitz- und Eigentumsgemeinschaft und die eigenen Produkte waren die Basis ihrer Existenz. Darum blieb diese Bauernfamilie notgedrungen so lange in Eiglstetten auf der gleichen Scholle sesshaft. Der Hoferbe war immer gezwungen, am Wohnsitz des Vaters zu bleiben und die zuziehende Frau dort aufzunehmen. Auch musste der jeweilige Bauer die soziale Absicherung des einzelnen innerhalb des Familienverbandes übernehmen: Für die erwerbsunfähigen und betagten Familienmitglieder musste er selbst sorgen.[36]

So blieb es in etwa bis in die jüngste Vergangenheit, eine Situation die durch die moderne soziale Gesetzgebung seit Bismarck in der letzten Konsequenz doch entschärft wurde.

Aber es gab im 20. Jh. , besonders nach Kriegen, Zeiten, wo das nicht galt.

Einmal, es war erst im Jahre 1946, am Ende des zweiten Weltkrieges, als Scharen von Flüchtlingen aus dem Osten nach Bayern strömten, und man diesen „landbedürftigen Personen“ Siedlungsland beschaffen wollte, mutete man auch Josef Kraml in Folge des Bodenreformgesetzes des Kontrollrates der Besatzungsmächte zu, den Hof Eiglstetten in seinem Umfang zu schmälern, und zwar um etwa 10 %, natürlich gegen Entschädigung.

Da antwortete aber in seinem Auftrag Hans Kugler, der Bürgermeister von Peising, dem Herrn Staatsminister Dr. Baumgärtner, dass dies nicht in Frage käme. Die Begründung lautete: Wir teilen Ihnen mit, „ dass der 53 ha Ackerland und Wiesen umfassende Bauernhof Eigelstetten des Bauern Josef Kraml nach bäuerlichem Ermessen unteilbar ist.

Zudem ist Herr Kraml 65 Jahre alt, seine Familie zählt 6 volljährige und 2 minderjährige Kinder , davon 5 Söhne und 3 Töchter. Den heutigen Verhältnissen nach sind sämtliche Familienangehörigen gezwungen, hausansässig zu bleiben, so dass , wenn eine Teilung in Frage kommt, dieser Hof unter Familiemitglieder geteilt wird .“ [37]

Es erhebt sich nun die Frage, wer und was waren die Amons, die da 1529 plötzlich auf dem Hof in Aiglstetten aktenkundig werden, woher kamen sie ?

Das Bayerische Hauptstaatsarchiv in München hat sich zu dieser Frage im Jahre 1934 einmal geäußert, und war in gewisser Weise auch in Verlegenheit.

„Hierbei ließ sich folgendes feststellen:

In einer Urkunde des Gerichtes Kelheim v. 5.VII.1424 erscheint ein Hans Aiglstetter zu Aiglstetten unter den Gerichtsbeisitzern. Gleich darnach wird genannt der Amann von Gemling. Der Name Amann ist im Gerichte Kelheim sehr verbreitet. Leider lässt sich von dem genannten H. Aiglstetter bis zu dem 1550 genannten Mathias Ammon zu Aiglstetten kein Besitzer dieser Einöde urkundlich nachweisen. (…)Wann die Ammon auf denselben kamen, war urkundlich nicht ganz sicher nachweisbar. (…) 1577 begegnen wir in einem Register über die Futtersammlung im Vogtgerichte Kelheim als Besitzer von Aiglstetten

(wieder. A,d.V.) dem Andreas Ammann und 1605 finden wir bereits (wieder) einen Georg Amman als Besitzer. Moosholzer (der in einer Zwischenphase auftauchte. A.d.V.) war ein Peisinger Bauer, welcher wohl die Witwe des Andreas Ammann geheiratet hat und während der Minderjährigkeit des Georg Amman die Wirtschaft führte.”[38] Dr. Knöpfler, der Verfasser des Briefes fügt dann hinzu: Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob die Abbacher Kirchenbücher soweit zurückreichen, dass diese Daten festgestellt werden können. Vermutlich nicht. Und die im Staatsarchiv Landshut verwahrten Briefsprotokolle des Katasteramtes Kelheim werden wohl auch kaum soweit zurückreichen (….)“[39]

Nachdem ich selbst im Jahre 2003 das Pfarrarchiv geordnet habe, und dabei das älteste Matrikelbuch unter Aktenbergen aufspürte, kann ich auf die erste Frage mit „nein“ antworten. Das erste Matrikelbuch reicht von 1657 bis 1669. Auf die zweite Frage allerdings weiß ich auch keine Antwort und kann mich nur Knöpfler anschließen.

Ich füge dem Gesagten aber eine weitere Hypothese hinzu: Die Amons, deren Name sich in Bezug auf Peisenhoven bereits im 16.Jh. wieder in Aman wandelte , oder die vorher bereits so hießen, denn mit der Schreibweise der Namen nahm man es damals nicht so genau, waren als Sippe auf dem Aiglstetterhof schon vor 1550 vorhanden. Der Ahnherr dieser Leute mag ein von der Kirche von Abach oder vom Kloster St. Emmeram eingesetzter Verwalter oder Vogt gewesen sein,

(NB. Der „Amman“ oder „Ammer“ war in den Dörfern rings herum eine Vorsteher- und Ehrenposition und wirtschaftlich privilegiert)

weil Pfarrer Fischer einer Überlassung des Hofes an einen früheren Dienstknecht, oder an eine sonst subordinierte Persönlichkeit wohl nicht zugestimmt hätte.

Es käme natürlich auch eine Einheirat von außen in Frage, z.B. aus Gemling, (s.o.!), das ebenso wie Eiglstetten in dieser Zeit ein Kirchenpfründehof von Abach war, und auf dem – zwar nicht unwidersprochen – Rechte des Stifts Niedermünster ruhten .

Von dem, was wir über die Amons dank der sehr gründlichen Nachforschungen von Pfarrer Hiendlmeyer mit Sicherheit wissen, sei nun Folgendes an diese Stelle übertragen:[40]

1. 1529 Amon Matheus, auch seine Ehefrau Anna,

der (oder die. A.d.V.) den Widenhof von Aigstetten im Vogtgericht und Kastenamt Kelheim gelegen (jetzt Finanzamt Kelheim, Steuergemeinde Peising) von Herrn Pfarrrer Andreas Hüller im Jahre 1529 erbrechtsweis bekam. Die Frau Amons scheint eine Base des Pfarrers Hüller gewesen zu sein. Der Nachfolger des H. Pfarrers Hüller, Wolfgang Fischer hat 1550 einen Erbrechtsbrief auf Pergament ausgestellt mit Genehmigung seines Lehensherrn des Abtes Erasmus von St. (Heimeram) Emmeram in Regensburg. Der Erbrechtsbrief befindet sich im Original im Kreisarchiv in Landshut.

Besitz-Nachfolger des Amon Matheus scheint

2. 1577 Andre Amon geworden zu sein.

Die Futtersammlung des Vogteigerichts Kelheim vom Jahr 1577 (Landhut, Kreisarchiv) weist diesen wenigstens als Aiglstetter Hofbesitzer mit Namen auf. Leider folgt nun eine Schwierigkeit. Im Urbarbuch des Kastenamts Kelheim vom Jahr 1580 fol 211 wird bei Aiglstetten erwähnt

3. 1580 Georg Moosholzer auf dem Hof daselbst

Vielleicht lässt sich die Schwierigkeit dadurch beheben, dass man annimmt, Moosholzer ist nur der Verwalter oder 2. Ehemann der Amonschen Witwe gewesen, wie ja auch dies später urkundlich nachweisbar vorgekommen im Fall Priglmeier Hans, der die Georg Amons hinterlassene Hausfrau geheiratet hat.

4. 1605 Georg Amon Widenpauer, gestorben ca. 1611 oder 1612

5. 1612 Hans Priglmeier heiratet 1612 die Ursula Amon, die hinterlassene Witwe Georg Amons.. Obwohl Hans Priglmeier auf dem Hof sitzt, führt Ursula Priglmeier für ihren Hof einen mehr als zehnjährigen Prozess wegen eines Holzwachses mit dem Lengfelder Bauern Hans Schmidpauer. Die Kirchenrechnung von Peising aus dem Jahr 1676 (Staatsarchiv) sagt, dass der von Ursula Priglmeier zu Aiglstetten (für ihren Ehemann Georg Amon) gestiftete Jahrtag nicht gehalten wird, „weil die hierzu verschafften 30 Gulden in der Gant verloren, die vorhandenen Erben das Kapital auch nicht ersetzen, der jetzige Inhaber des Aiglstetterhofes einen starken Prunstschaden erlitten habe. Auch so große und jährliche Ausgab in so schweren Zeiten von ihm nicht hereinzubringen. Jedoch wird fleißig darauf gedenkt werden.“ Ähnlich noch die Kirchenrechnung von 1688 und 1696. Aber 1712 wird erwähnt, dass der Jahrtag zum 17. Mal gehalten wird. Mittlerweise ist also das Kapital ersetzt worden, aber es ist nicht angegeben, wann die Sache in Ordnung gebracht wurde. Interessant ist, dass eine Ersetzung des Kapitals immer auf die Erben insgesamt und den Aiglstetterhofbesitzer insbesondere ausgeweitet wurde. Das wäre unerklärlich , wenn nicht der Aiglstetterhofbesitzer ein Amonscher Erbe gewesen wäre. Was hätte ein fremder Käufer noch der Amonsche Jahrtag angegangen ? Dass aber kein Fremder, sondern ein Amon auf dem Aiglstetterhofe zur selbigen Zeit saß, erhellt aus der Kirchenrechnung von Maria Ort aus dem Jahre 1663 (Staatsarchiv) dort wird ein

6. 1643 Leonhard Amon von Aiglstetten, aufgeführt, der sich 1650 für ein von Urban Amon aufgenommenes Kapital von 20 Gulden verporget , ebenso für ein weiteres Kapital von 20 Gulden , das Adam Stettener, Aman zu Peising im Jahr 1643 aufgenommen hat. Dieser Leonhard Amon, der noch im Jahre 1665 im Stiftsbuch des Kastenamts und Vogteyamts Kelheimb erwähnt wird, ist wohl der Sohn des im gleichen Stiftbuch erwähnten Georg Amon von Aiglstetten , für den die hinterlassene Witwe Ursula, später verheiratete Priglmeier den Jahrtag stiftete. Und dieser nämliche Leonhard ist wohl auch der Vater des

7. 1665 Balthasar Amon, der eine gewisse Maria (Maria starb 1711 im Alter von 73 Jahren, also 1638 geb.) heiratete und der im Jahre 1679 als Besitzer des Aiglstetterhofes erwähnt wird und nicht bloß, der im gleichen Jahre am 26. April auf Befehl des Churfürsten Ferdinand Maria, den Original Erbrechtsbrief überreichen soll und ihn auch am 7. Juni 1679 übergibt. Es wird ausdrücklich der Erbrechtsbrief de dato 4. November 1550 erwähnt. Dieser Balthasar Amon hat wieder so gut gewirtschaftet und zeigt so religiöse Gesinnung, dass er mit 100 Gulden einen Jahrtag zum Gotteshaus Peising stiftet.

8. 1703 Michael Amon ist der Sohn dieses Balthasar. Er heiratet 1703 die Bauernstochter Maria Scheuerer von Saalhaupt und übernimmt den Aiglstetterhof. Die Tochter des Michael Amon ist Gertraud Amon. Sie heiratet 1733 am 23. November den Bauernsohn Peter (Paul) Kraml aus Lengfeld.

6. Die frühen Kraml – Streiflichter – Stammbaum ( Fortsetzung)

Der Schreibname der Kramls wechselt öfter. Es kommt vor: Kraml, Kräml, Krämmel, Grämbl, Greimel, Kramml, Krammel, Cramml. Die Leute sprachen vor offiziellen Stellen, mit denen man es zu tun hatte, schlampig und der Schreiber schrieb, wie er es gehört zu haben glaubte. Es ging diesem selbst oft nicht so genau, und seiner Phantasie war Tür und Tor geöffnet. In den Abbacher Akten lässt sich auch feststellen, dass dem Träger des Namens eine andere Schreibversion nach einem Ortswechsel einfach besser gefiel.

Der Name lässt sich wohl vom Zeitwort „kramen“ ableiten, was so viel wie herumsuchen, herumwursteln, herumdrehen, herumschlichten, aufheben, damit handeln bedeutet. Davon mag wohl das Hauptwort Kramer herkommen, und mit dieser Berufsbezeichnung ist der Grambl oder Kraml verwandt.

Wegen der schwierigen Zuordnung Lengfelds, des Herkunftsorts der Kramls, in pfarrlicher Hinsicht – Lengfeld, war in unvordenklichen Zeiten selbständig, dann gehörte es einmal zu Poikam, dann auch zu Kapfelberg/ Poikam, dann letztendlich zu Teugn – wären die Matrikelbücher verschiedener Pfarreien im bischöflichen Zentralarchiv in Regensburg einzusehen, um Einträge aufzuspüren, die die Kramls in Lengfeld vor 1733 betreffen. Bezüglich Poikam habe ich das versucht, aber die Matrikelbücher dieser Pfarrei sind sehr lückenhaft und daher nicht ergiebig. An diese Arbeit könnte man sich später noch einmal heranmachen.

Die Lengfelder Gemeindeakten lagern derzeit noch ungeordnet im neuen Abbacher Archiv auf dem Schlossberg. Vielleicht finde ich bei der Beschäftigung mit diesen Papieren noch etwas, was man später an dieser Stelle einfügen kann.

Aus der Pfarrmatrikel von Abbach können wir entnehmen, dass Peter Kramml, ehelicher Sohn der Bauersleute Wolfgang und Elisabeth Kraml von Lengfeld 1733 die Gertraud Amon , Tochter des Michael und Maria Amon aus Aiglstetten heiratet.

(Es muß noch hinzugefügt werden, dass Peter und Paul wegen des gemeinsamen Festes der Apostelfürsten Peter und Paul sozusagen Synonyme sind, so dass eine Person einmal Peter, dann wieder Paul genannt wird. A.d.V.)

Es ist in der Pfarrmatrikel von Abbach aus der Zeit, bevor Lengfeld an Teugn kam, noch eine frühere Kraml- Trauung eingetragen:

1686.

Petrus Krammel, Sohn des Georg Kraemel, ¼ colonus (= ¼ Bauer) und seiner Ehefrau Anna, copulierte (= heiratete) 1686 (31.I.) mit

Eva, Tochter des Johann Scheuer, Bauer in Weichs und seiner Ehefrau Anna.

Trauzeugen waren:

Christof Probst von Poikam und Baltassar Amer E(hehalten.A.d.V.) in Aiglstetten, Thomas Prenner von Lengfeld, Georg Sip mayr von Gemling

Aus den Landgerichtsprotokollen des Landgerichts Abbach erfahren wir noch etliche Details über die Kramls in Lengfeld und später in Aiglstetten.

1672. Andre Obermayr zu Peising, umb dass Er Wolfen Krämbl von Lengfeldt auf der Keglstatt zu Peising eintrag erzaigt, zu Poden gestossen und lestlichen ihme das gesicht zerkrazt, ist umb veriebten Faävels gegebnen Verweis und abtragnen Gerichtscossten gepiesst worden….

1682. Catharina Krämblin von Lengfeldt hat den halben thaill von ihren alda endtlögenen Wörth ihrem Sohn Geörgen Kräml daselbst kheüfflich yberlassen per 30 Gulden, trifft ab und anstandt 2 Gulden 15 Kreuzer

1692. Wolf Crämml zu Lengfeldt hat den Thail Wörth von seinem Vattern übernommen. Schätzung: 60 Gulden An- und Abstand 4 ½ Gulden

Ebenso hat er auch einen halben Thail ybernommen und den Ab- und Anstand nach 30 Gulden erlegt, also 2 ¼ Gulden

1701. Peter Cräml heiratet die Witwe Magdalena Pizl von Lengfeldt

1752. Weillen Paul Grämbl Paur zu Aiglstetten und Franz Maister zu Peysenhofen der Ambtmann beyr behörigen Visitation mit flämbigen Rauchfängen fahlig erfundten, also hat man auch ieden a 4 sh dl neben Verweis und Auftrag der künfftigen Säuberung gebiest.

1754. Nachdeme die Clägliche Anzaig beschechen, das Sonntag den 5. May diss Jahrs Paulus Grämbl Paurn und Voggt-Gerichts-Underthann zu Aiglstetten, dar Er in Gottsdienst nacher Peysing gehen wollen ausserhalb seinen Hof auf freyen Veld 1 unbekannte Manns- und Weibspersohn, so nach ihren Vorgeben Crammersleuth geweesen, ohne Ursach angefallen, und ihme mit einen Messer 2 gefährlich Stich in Armb und auf die Schuldter versezt; So erforderte die unausweichlich Nothdurfft, das man sogleich durch vorbemelt derohrtigen Voggtgerichts-Ambtmann, und dessen 2 Knecht sambt sambentlichen Underthannen der Schrannen Peysing, und Dünzling eine Straiff in allen abnhero gehörigen Gehülzen, und anderen Ohrten vornemen lassen. Womit ungeacht all angewehnter Müehe bemelte 2 Persohnen nit erwischt, von berührten Ambtmann , und seinen 2 Knechten aber der ganze Tag, bis in die spatte Nacht zuegebracht,volglich a 1 Gulden et 40 Kreuzer Zöhrungsgelt bezalt worden. Voggtrgerichts-Ambtmann war Sebastian Weigghardt von Dünzling.

1760. Dass Paulus Krämel, Paur zu Aiglstetten, zu gegen dennen Ehehafftspuncten und ohne Wissen der Obrigkeit 2 Weibs Bilder in die Herberg eingenommen, ist deme ein solches Ernstl. Verwiesen, und Straff zu erlegen dictiert worden….

1761. Sebastian Grämbl , Paurns Sohn von Aiglstetten , den Antonien ?, gleichmessigen Paurns Sohn von Peysing , straichlichen Muets genommen, wurde selber nebst erthallt ernstl. Verweis in Straff angesehen.

Nach diesem kurzen Ausritt in die Landgerichtsakten kehren wir wieder zurück zu den Tatsachen der Pfarrmatrikel von Abbach:

9. 1733 Peter (Paul) Kraml heiratet am 23.XI.1733 die

Erbtochter des Eiglstettenhofes Gertraud, deren Eltern Michael u. Maria Amon, Aiglstettenhofbesitzerseheleute, sind. Paul Grämbl/Krämel etc. begündet die Eiglstetter Linie und stirbt 1760

10. 1771 Simon Kraml heiratet am 26.11.1771 die

Ammerstochter von Peising Maria Anna Zirngibl. Deren Eltern sind Thomas und Anna Zirngibl von Peising.

Simon starb im Alter von 79 Jahren am 17.12.1822

Anna starb am 31.01.1822 im Alter von 67 Jahren.

11. 1808 Josef Kraml heiratet am 31.05.1808 zu Peising die

Bauerstochter Regina Blaimer von Scheuer. Ihre Eltern waren Mathias Blaimer und Eva, geb. Parzefall von Fiesheim.

Josef wurde am 04.08.1780 geboren und starb am 20.8.1844

Regina starb am 18.01.1832

12. 1847 Josef Kraml heiratet am 27.04.1847 in der Kirche von Peising die Bauerstochter Eva Maria Saalhofer von Langenerling. Deren Eltern waren Stephan Saalhofer

Deren Mutter Eva Maria geb. Steinberger von Rogging

Josef wurde am 06.04 . 1816 geboren ; der Todestag ist unbekannt

Eva verstarb am 27.12.1827

13. 1876 Josef Kraml heiratet am 25.07.1876 die Bier-Brauerstochter Anna Hölzl von Schierling. Deren Eltern waren Simon Hölzl, Bierbrauer in Schierling; deren Mutter Anna geb. Mirlach.

Josef wurde am 07.02.1849 geboren ; Anna am 06.05.1854

Ihre Kinder hießen Philipp (1877), Anna (1879),Otto (1880),Josef (1881), Maria ( 1882), Rudolf (1883), Theres ( 1884), Franziskus (1887), Georg (1888), Berta ( 1889), Michael ( 1891), Albert (1892) , Luitpold (1895). Es ist vermerkt: „Dessen Herr Pate: Se. K. Hoheit der Prinz- Regent Luitpold.“[41]

14. 1909/1918 Josef Kraml heiratete in 1. Ehe am 16. 11. 1909, die Bauerstochter Ottilie Zierzlmeier von Peising.

Ihr Vater war Xaver Zierzlmeier von Peising; ihre Mutter Maria, geb. Schreiner. Aus der Ehe stammen die Kinder Josef, Maria Ottilie, Karl u. Rudolf.

Josef heiratete in 2. Ehe am 23.04.1918 die Bauerstochter Berta Listl von Poikam.

Ihr Vater war Josef Listl, Bauer von Poikam; ihre Mutter Anna, geb.

Aunkofer von Herrnsaal.

Josef ist 1881 geboren und 1950 gestorben

Berta ist 1894 geboren und 1968 gestorben

Aus dieser Ehe stammen noch die Kinder Berta, Rosa, Hubert und Fritz.

15. 1956 Hubert Kraml heiratete am 07.02. 1956 die Bauersund Gastwirtstochter Johanna Kugler von Peising. Ihr Vater war Hans Kugler, Landwirt und Gastwirt. Von 1945 bis 1956 auch Bürgermeister von Peising. Ihre Mutter war Ida Kugler, geb Kiendl von Peising.

Hans Kugler war mein väterlicher Freund und ein Freund der Schwachen; ihm widme ich an dieser Stelle ein ehrfürchtiges Memento.

Hubert Kraml wurde am 26.11.1928 geboren

Johanna, seine Frau am 30.03.1933

Aus dieser Ehe gingen die Kinder Christine, Ursula, Johanna, Hubert, Barbara und Wolfgang hervor.

16. 1986 Hubert Kraml heiratete am 22.12.1986 die Bauerstochter Rita Schiekofer von Wolfshausen, Gde. Elsendorf

Ihr Vater ist der Landwirt Georg Schiekofer, Ihre Mutter Walburga, geborene Kellner.

Hubert Kraml wurde am 09.12.1959 geboren; Rita, seine Frau am 24.09.1963

Ihre Kinder heißen Stephan, Mathias und Theresa

 Seit der Übernahme des Eiglstterhofes durch die Familie Amon/ Kraml im Jahre 1529 sind wir mit den Jüngsten nach 475 Jahren bei der 15. (17. nach anderer Zählung. A.d.V.) Generation angelangt. Die bisherige geschichtliche Betrachtung kann unmöglich alle Höhen und Tiefen, alles Glück und Unglück, alle Freude und allen Schmerz der Menschen, die diesen Hof belebten und bevölkerten, erfassen.

Aber im Jahre 1952 wurde das Leben und Wirken der Eiglstetter von höherer Stelle aus einmal öffentlich durch eine Urkunde gewürdigt. In ihr heißt es :

„Auf Grund amtlichen Nachweises ist das Bauerngeschlecht

Amon – Kraml seit 1529 in ununterbrochenem Besitz des Hofes in

Peising – Eiglstetten, Landkreis Kelheim durch folgende Generationen:

Ammon Matheus 1529 – Andreas 1577 – Georg und Ursula 1605 – 1650 – Leonhard 1650 – 1679 – Balthasar 1679 – 1703 – Michael 1703 – 1733. Kraml Paul 1733 – 1771. Simon 1771 – 1808. Josef 1808 – 1847 . Josef 1847 – 1876. Josef 1876 – 1909. Josef und Berta seit 1909

Unter Heutigem wurde dieses Geschlecht in die Altbesitz – Matrikel des Bayerischen Bauernstandes eingetragen und ihm in Anerkennung der vorbildlichen Treue zur Heimatscholle diese Urkunde mit Hofmarke verliehen.

Möge die Jugend mit gleicher Treue an der ererbten Scholle festhalten und Gottes Segen auch in Zukunft über dem Geschlecht walten.

München den 1. Januar 1952

Bayerischer Bauernverband Sigel Wappen (s.Umschlag !)

8. Die Kramlkinder die nicht auf dem Hof blieben, zog es vorwiegend nach Abbach und in die nähere Umgebung

Der erste Abbacher Kraml, den wir näher ins Visier nehmen wollen, ist Michl, * 1786 , der Sohn Simons, der von 1771 bis 1808 Bauer in Eiglstetten war.

Aber schon aus der Zeit vorher, jedenfalls ab dem Erscheinen der Kramls in Eiglstetten, aus Lengfeld kommend, sind uns Übergabeverträge überliefert worden, in denen die Kinder bekannt wurden, die nicht auf dem Heimathof bleiben konnten, die dann aber abgefunden werden mussten, damit sie sich anderswo etablieren konnten

Die erste Kramlin von Eiglstetten, noch eine Amon, überlebte ihren Ehemann Peter/ Paul. Er war bekanntlich 1760 gestorben. Da regelte sie am 25.September 1771 als hinterbliebene Bäuerin zu Eiglstetten ihre Verhältnisse für den Todfall mit ihren Kindern

Diese waren:

1. Sebastian Kräml, ganzer Bauer zu Dünzling

2. Walburga, Simon Scheibl ganzen Paurns zu Deign, der Hofmarch Traubling Eheweib

3. Anna, Antonien Zierngibl , Mühlers zu Postsaal Eheweib

4. Magdalena, Antonien Alkofer ganzen Paurns zu Treinhofen der Kloster Hofmarch Rohr Eheweib

5. Simon Kräml, ledigenstands, (der als Hoferbe gedacht war.)

Jedes der 5 Kinder bekam ein Heiratsgut von 1200 Gulden.

Einen Teil davon erhielten sie jeweils bei der Heirat; den Rest zu je 100 Gulden immer an Lichtmeß ab 1773. Für den Fall aber, dass Schauer, Pech mit dem Vieh eintritt, oder es sich um ein anderes Unglücksjahr handelt, wird immer um ein Jahr ausgesetzt.

Das Geld von Simon wird zunächst nicht ausgezahlt, da er später den Hof bekommen sollte.

Es gab dann zu diesem Zeitpunkt noch einige verzinsliche Obliegenheiten:

Die Heilige-Dreifaltigkeits-Bruderschaft in St. Emmeram in Regensburg besaß eine Stiftung von 1000 Gulden

Das Filialgotteshaus in Peising eine von 200 Gulden

Die Köchin Sabina bei Herrn Pfarrer von Pförring hatte 100 Gulden zu bekommen, der Hofkastner zu St. Emmeram 100 Gulden. Alles verzinslich.

Dann hatte man sich von Georg Prunner Halbbauer zu Dürnpaint einmal 100 Gulden geliehen und auch die ledige Maria Wimmer von Dünzling hatte noch 100 Gulden zu kriegen. Die letzten 2 Posten aber unverzinslich.

Zum ersten Sohn Sebastian bleibt anzumerken, dass er Besitzer des ganzen Hofes Hs.Nr. 43 in Dünzling war. Zugleich war er ab 1779 Pächter der (jetzt) fürstlichen Wirtschaft. Sein Sohn Sebastian verkaufte aber den Hof, nachdem er ihn schon selbst teilweise zertrümmert hatte, um 1822 an den damaligen Pfarrer Math. Straubinger von Dünzling, der den Hof bis auf 40 Tgw zerschlug. Auch er war Pachtwirt gewesen. Von Dünzling weg erwarb er das Wirtshaus zu Luckenpoint.

Anna, die Frau des Simon, die von Thomas und Anna Zierngibl aus Peising abstammte, brachte per Ehevertag, der am 5. Nov. 1771 abgeschlossen wurde, eine reiche Aussteuer und 1200 Gulden Geld auf den Eiglstetter Hof mit. Es wurde aber gleichzeitig ausgemacht, dass Anna, im Falle, dass Simon vorzeitig durch Tod abgehen sollte, vollständige Besitzerin des Hofes sein sollte. Außerdem sollte der Zirngiblhof in Peising auch der neuen Eiglstetterin zufallen, wenn nicht ihre Eltern noch einen Erben in die Welt setzen könnten. Wenn die Anna aber ohne Leibeserben vorzeitig sterben sollte, fiele der Peisinger Hof den Zirngiblischen zu.

In diesem Vertrag übernimmt der Zirngibl von Peising außerdem die Hälfte der 1000 Gulden , die man St. Emmeram schuldig war.

Die Sache ging dann so aus, dass der Sohn aus dieser Ehe, Mathias Kraml von Eiglstetten, von seinem Peisinger Großvater am 21.6.1800 den Amtshof in Peising bekam.

Nach dem Wortlaut eines Vertrages vom 28.08.1846 war Josef Kraml, Bauer von Eiglstetten 1844 gestorben . Er hat 9 Kinder hinterlassen. Sie hießen Michael, Alois, Josef, Regina, Walburga, Georg, der zu diesem Zeitpunkt noch minderjährig war, und für den ein Vormund bestellt wurde. Es war dies Mathias Fahrübl, Bauer in Gemling

Der Rest war schon verheiratet. Es waren dies: Andre, Söldner in Saalhaupt, Anna Maria Steil, Bäuerin in Teugn, Theresia Rieger, Bäuerin in Lengfeld.

Dann war da noch der Sohn Josef, dem in diesem Vertrag der Eiglstettenhof übergeben wurde.

Außer den üblichen Übergabs- und Überschreibungskosten zahlte er an seine Stiefmutter Anna Maria Kranml, der der Hof nicht anverheiratet war, einen Zehrpfennig von 100 Gulden an seinem Hochzeitstag. Sie bekam in Eiglstetten das Wohnrecht, und wenn sie nicht dort bleiben wollte, war das jährlich mit 12 Gulden Herbergzins abzugelten.

Auch der Natural- Austrag war für die Zeit ihres Lebens geregelt:

Alle Jahre 9 Metzen Korn, ein Schäffl Weitz, acht kleine Metzen Erdäpel ,25 Pfund Rind und zwei Pfund Schweineschmalz,150 Eier, vier Kürben voll Kraut, an Obst, wenn es reichlich gedeiht, einen Metzen, zu Kirchweihe drei PfundRind- und vier Pfund Schweinefleisch, drei paar Leber- und soviel Brat- dann zwei Blutwürste und sechs Maaß braunes Bier, zu Weihnachten , Allerheiligen, Fastnacht, und Ostern jederzeit drei Pfund Rindfleisch und drei Pfund Schweinefleisch, zu Pfingsten zwei Pfund Rindfleisch , von Georgi bis Allerheiligen täglich eine Maaß und in der übrigen Zeit täglich ein Seitl süße Milch , solange eine vorhanden ist.

Weiteres bekommt sie noch jährlich 2 ½ Klafter Fichtenholz,zwei Schilling Päuschl, vier Bürd Späne, drei Pfund Unschlittkerzen, ein Paar Schuh, ein Pfund Wolle, ein Pfund Zwirnflachs.

Das Getreid muß ihr in die Mühle und das Mehl zurückgebracht werden, so wie ihr auch das Holz zu spalten und zur Wohnung zu führen, und der ganze Austrag zwei Stunden weit nachzubringen ist. Derselben gebührt im kranken Zustande vom Gute aus frei Wart und Pflege, dann die der Krankheit entsprechende Kost.

Der ganze Austrag wird incl. Mietzins auf jährlich 100 Gulden geschätzt.

Die drei Brüder des Übernehmers , Alois, Michael und Georg bekommen je 2000 Gulden Vater- und Muttergut.

Die 2 ledigen Schwestern bekommen einschließlich der Aussteuer 1950 Gulden

Und die bereits verheirateten Geschwister Andre, Anna Maria und Theresia bekommen noch gewisse Restbeträge.

Anna, die Bäuerin in Pullach war, war schon verstorben. Aber da erben dann ihre 2 Kinder Andre und Barbara Eisenhofer je 700 Gulden, auszuzahlen, wenn sie volljährig sind.

Nun zu den Abbacher Ablegern der Kraml aus Eiglstetten

I. Der erste Kraml in Abbach ist der Brauereibesitzer Michael Kraml. Er ist am 20. September 1786 in Eiglstetten geboren und am 24. Dezember 1865 auf dem Friedhof von Abbach in einem Begräbnis 1. Klasse im Grab 16 (neben Aufgang, rechts hinter der Pfarrkirche) begraben worden (teurer Sarg, 3 Herren, Blasmusik, Gebühr bei der Gemeinde 12 Gulden 22 Kreuzer)). Er erhielt am 25.Juli 1804 das Bürgerrecht in Abbach.. Sein Wohnhaus und Gasthaus war HsNr.18 Die Brauerei lag in der Straße gleich gegenüber, nämlich Hs. Nr. 69/70 . 1805 hatte er einen Waldbesitz von 2 Tagwerk Jungholz, 2 Tagwerk Schwarzholz, 2 Tagwerk Schlagholz. Dafür bezahlte er ab 1805 2 Gulden 33 Kreuzer Steuern . Dieser Wald ist keine Mitgift aus Eiglstetten, sondern er erwarb ihn 1804 , als anlässlich der Säkularisation der „Kurfürstenwald“ verkauft wurde, das Tagwerk zu 29 Gulden 33 Kreuzer 6 30/47 Heller. 1809 nimmt er mit der Abbacher Bürgerwehr ( 45 Mann) unter dem Feldwebel Mathias Geigl und dem Korporal Peter Prandl auf der Seite Bayerns und Napoleons am Feldzug gegen die Österreichische Erhebung teil. 1809 wird er auch als einer unter vielen Geschädigten der Napoleonischen Kriege genannt, die damals längst noch nicht zu Ende waren. 1810 wird sein Grundvermögen auf 9908 Gulden festgesetzt. Das des Franz Xaver Koller, Weinwirt (Unterer Koller),zum Vergleich auf 15.606 Gulden . Kraml ist der 3. reichste Mann in Abbach. Er baute 1815 eine eigene Wasserleitung aus der Teugener Gegend in das Brauhaus. Das Recht hierfür wird am 18. Januar 1816 in das Grundbuch eingetragen. 1871 wird er in den Akten von Saalhaupt als „Gastgeber“ anlässlich einer Hochzeitsfeier beim „Oberen Wirt“ genannt.

 Der Nachfolger ist der Sohn Josef . Nach Auskunft der Jahresrechnung des Marktes Abbach von 1861/62 erbittet er für die beiden Kirchweihtage im August 1862 eine Tanzerlaubnis. In der Verifikation hierzu nennt er sich lt. eigener Unterschrift bereits Jos. Krammel.(Der Grund für die Namensverwirrung war durch eigene Unterschrift geboren, obwohl es auch früher in einschlägigen Akten Abbachs schon die unterschiedlichsten Schreibweisen gab.). Am 27. September 1870 starb sein Sohn Josef im Juliusspitale in Würzburg in Folge einer Fußamputation, die durch eine Verwundung in der Schlacht bei Sedan im deutsch-französischen Krieg am 1. September 1870 verursacht war. Abbach feierte ihn als einen seiner Heldensöhne auf einer Denkmaltafel, die heute noch im oberen Friedhof neben dem eigentlichen Kriegerdenkmal zu sehen ist.1875 zahlte Josef Krammel sen. für die Häuser 69/70 14 Gulden Brandversicherungsprämie . Nach einer Bürgerrechtsliste von 1875 ist Josef Krammel aus Hs.Nr.69/70 bereits verzogen. 1884 taucht er dann plötzlich auf Hs. Nr. 39 auf, die 1875 nicht privat genutzt war (Polizei !). Nach einer Einwohnerliste Abbachs von 1890 ist er am 24.8.1824 geboren. Er besaß 1890 das Heimat – und Bürgerrecht in Abbach noch nicht. Die Krammel sollen einem Gemeindeversammlungsprotokoll aus Abbach vom 12.Oktober 1902 zufolge aus Regensburg stammen. In Wahrheit war Josef Krammel nach Aufgabe der Brauerei dorthin nur umgezogen. Josef Krammel jedenfalls wohnte als Privatier und früherer Brauereibesitzer schon vor 1902 in Abbach. (Siehe oben:1884 Hs.Nr. 39 !) 1902 beantragte er dann für seinen Sohn Franz Xaver , der seit 1902 bereits Badbesitzer war, zusätzlich die Konzession für den Hotel- und Gastwirtschaftsbetrieb. 1902 hatte ein Ludwig Kraus die kurzfristige Stellvertretung für eine Firma Fromm , sowohl für den Bade- wie für den Hotelbetrieb. Die Familie Krammel wurde mit dem Besitzrecht auf das Bad in Abbach bald wieder eingebürgert. Josef Krammel erhielt das Heimatrecht 1903. (Gebühr 20.- RM). 1904 starb er. Seine Gattin hieß Franziska. Sie wurde 1837 geboren und starb 1917.

Am 23. Sept. 1860 wurde ihr Sohn Franz Xaver geboren. Er starb am 11.12.1916 als 2. Bürgermeister von Abbach. Seine Gattin hieß Maria, geb. 26.7.1862, gest. am 31.8.1939

1916 zahlte Franz Xaver , der nach dem Vater naturgemäß Krammel hieß, 391,36 RM Steuer an die Marktgemeinde und verfügte in der Gemeindeversammlung über 16 Stimmen.

Es bleibt noch nachzutragen, daß Frau Fanny Krammel, vermutlich eine Schwester von Franz Xaver, am 8.8.1920 bei der Marktgemeinde Abbach gegen die Konzessionserteilung für den Schreiner- Sommerkeller (Gelände der ev. Kirche), auf dem mein Großvater Karl Kraus Wirt war, vergeblich Beschwerde eingelegt hat, weil sie sich geschädigt fühlte.

 Am 22. Oktober 1924 reichte Maria Kraml, die Frau von F.X., Grundbesitzerin auf Hs. Nr. 10 einen Bauantrag zum Anbau eines Pferdestalles an die Scheune ein, der genehmigt wurde. Zur gleichen Zeit wohnten auf Hs. Nr. 10 bereits Linxen und Höign, Badebesitzer (Man beachte, wie es die Schreibweise auch hier wieder durcheinenderwirbelte. Schlamperei oder Ungenaugkeit ?)

 Die Familie des Sohnes von Franz Xaver Krammel , Friedrich, der Landwirt war und im 1. Weltkrieg vielfach ausgezeichnet wurde, lebt noch in Bad Abbach und zwar am Fuße des sog. Krankenhausberges. Friedrich wurde 1894 geboren und starb 1942. Seine Frau hieß Ottilie, geboren 1898, gestorben 1972.

 Ein weiterer Sohn wurde am 15.08. 1890 geboren und hieß Dr. Max Krammel. Er war Augenarzt in Nürnberg, Bay. Oberarzt der Reserve, Kriegsteilnehmer 1914/18. Er starb am 22.06.1966.

 II. Der nächste Kramml aus Aiglstetten kommend war Michael Kramml 2 . Er war am 28.September 1814 in Aiglstetten geboren und kaufte die Landwirtschaft Hs. Nr. 9, neben dem Gemeindebrunnen ( einst neben Rudolf und Maria Fischer in der Kochstraße). Seine Frau hieß Franziska.

Die Landwirtschaft ging nach ihm in den Besitz von Xaver Manglkammer, * 22.11.1844 , über. Seine Gattin hieß Theresia Krammel, * 23.11.1851.

Leider starben neun Abkömmlinge in den Kinderjahren, so dass die Linie ausstarb.

 III. Spätestens 1863 kaufte das Haus Nr. 39 Andreas Kraml aus Eiglstetten. Es war das Haus jenseits der Brauerei, das übernächste Haus neben dem Pfarrhof zur Hauptstrasse hin. Es hatte im Hinterland einen großen Garten, der bis zum Lugerbach reichte. Nach 1910 lebte dort Michl Kraml, auch geboren zu Eiglstetten, mit seiner Frau Theresia, geb. Langmantl aus Teufelsmühle bei Dünzling . Sie hatten 5 Kinder. Michl war von Hauptberuf Verwalter auf einem Gutshof und Metzger.

 IV. Der nächste Kraml ,wieder direkt aus Eigelstetten (somit Kraml) war Philipp. Er heiratete die Brauerswitwe Marie Wahl von der Brauerei 26/27,62/63 vormals Unterer Koller, (dann Eckmann,jetzt Zringibl, verpachtet) die 4 unversorgte Kinder in die Ehe mitbrachte. Sie stammte aus Freising. Mit ihr hatte er noch 7 eigene Kinder , von denen aber 3 starben. Die Gastwirtschaft befand sich dort, wo sich heute die Ärztepraxen im Zirngiblhaus befinden .

1903 zahlte Philipp für ein Pachtverhältnis mit der Gemeinde für die Gründe an der Donau (Hinterland) 20.- RM. 1904 stimmte er dem Kauf des Alzingerhauses (Schusterei) in seiner Nachbarschaft an der Schulbruck durch die Gemeinde, worauf das Rathaus und der Kindergarten gebaut werden sollten , zu. Aus dem Projekt wurde aber nichts, weil sich ein günstigerer Standort anbot. Philipp Kraml hatte in der Gemeindeversammlung auf Grund seines Steueraufkommens 7 Stimmen inne. Im Januar 1907 brannte es bei Philipp Kraml. Er führte 1907 noch die Gastwirtschaft, wobei er oft Tanzveranstaltungen abhielt und manchmal um Verlängerung der Polizeistunde nachsuchte. 1909 stimmte er der Einführung einer Besitzveränderungsgebühr in Abbach zu, obwohl er selbst öftere Male davon betroffen war. Er verkaufte die Brauerei an die Familie Eckmann/Zirngibl und erwarb das Haus in der Kochstraße 91 (Ritter, vormals Schreinerei Koch) Ab da firmierte er als Handelsmann. Im Visitationsstrafbuch von Abbach 1906 – 1922 wird ersichtlich, daß der Verkauf 1909 stattgefunden haben muß, weil die Kramls ab da aus dem Wirteregister verschwinden. Philipp zog nach Aufgabe all seines Besitzes in Abbach nach Freising, wo er sich als Viehhändler beschäftigte. Er war der Vater einer Tochter Ottilie, verheiratete Ritter. Sein Bruder Michl Kraml lebte in Bad Abbach noch lange nach dem 2. Weltkrieg.[42]..

 Nun die Häuser in Abbach, die im Besitz der Kramls waren
18 Wohnhaus, Gasthaus Michl Kraml, Josef Krammel

heute: Schreiner / Angrüner Adolf, Am Markt (früher Michael Röhrl, Konditor, Bürgermeister) 69/70 Brauerei Michl Kraml, Josef Krammel heute Kötterl, rechts von der Marktkirche (früher Gastwirtschaft Kötterl/Petschko)

 39 Wohnhaus Andreas Krammel heute: Zwischen Raiffeisen und Pfarrhof, (früher Polizei, Kraml Michl )

77/78 Das Bad/Hauptgebäude, Franz Xaver Krammel heute: Kurmittelhaus (Kursaal), Am Markt ( früher Badhotel Georg Koller 1816, Hans Koller

1861, Gerzer 1863, Platiel 1884)

10 Brauerei / Wohngebäude, Franz Xaver Krammel, heute: Personaltrakt (leer) BRK, Am Markt(früher Brauerei/Wohngebäude Georg Koller

1816, Hans Koller 1861, Gerzer 1863, Platiel 1884)

1924 traten die Badbesitzer Linxen und Höign auf 77/78 und 10 , sowie in der Ökonomie in der Augsburger Str.(= Kaiser-Karl- V.-Allee) ( heute Wirtschaftsgebäude des BRK beim alten Rathaus) die Nachfolge an. Sie wirtschafteten, bis das BRK 1952 den Betrieb ablöste.

 9 . Schwere Zeiten – Katastrophen und Unfälle – die Bedeutung der Gräber im Hofgelände von Eiglstetten

 1671. Unter Balthasar Amon erlitt der Eiglstetterhof „ainen starken Prunstschaden“ (Kirchenrechnung). In den Landgerichtsakten von Abbach wird dazu bemerkt: „Balthasar Amon Paur zu Aiglstetten ist laut Rentamtsbefelchschreibens underm 28. Oktober wegen seines erlittenen Prunstschaden vor diss 1671 et 1672 die jährliche Vogtey- Traidgilt gnedigst nachgesehen worden = 1 Schaf 1 Mezen 1 Vierling Korn.“

1676. Aus der Kirchenrechnung von Peising aus dem Jahr 1676 (Staatsarchiv) erfahren wir, dass der Eiglstettenhof unter der Herrschaft von Ursula Priglmeier , nach dem Tod von Leonhard Amon, ihrem ersten Ehemann, in die Gant gefallen war. So etwas konnte wegen der beachtlichen Todfallabgaben , einer Zusatztaxe an den kirchlichen Grundherren, die die Nachfolger entrichten mussten, schnell passieren. Die Gant konnte aber auch eine andere Ursache haben. Ursula konnte nicht einmal mehr die Jahrmesse für ihren verstorbenen Ehemann bezahlen, weil das zu diesem Zweck gestiftete Kapital eingezogen wurde.

 1715. Wird in den Landgerichtsakten vermerkt, dass Eiglstetten, wie Peising, Sippenau, Poikam und Niedergebraching ein so starker Schauerschlag getroffen hat, dass nicht nur der Winter- und Sommerbau fast gämzlich ruiniert , sondern auch alles Obst vernichtet wurde, die Haus- und Stadldachung zerschlagen, das Heu verweht und die Prachfelder (für die Weide notwendig !) leergefegt zurückblieben.

Man habe ihnen die Getreideabgaben erlassen müssen.

1716. Schon im Jahr darauf schadete langliegender Schnee dem Winterbau und der Sommerbau wurde durch große Hitze notreif. Das bedeutete eine sehr schlechte Ernte.

1719. In diesem Jahr regnete es ewig nicht, es herrschte eine lang andauernde Bruthitze. Da geriet nichts. Am Ende dieser Periode gab es einen schrecklichen Wolkenbruch, so dass die neu errichteten Felder für etliche Jahre keinen Ertrag brachten.

1720. Auch das Folgejahr war durch Reif- , Schauer- und Wolkenbruchschäden gekennzeichnet. Wie hätte man da wieder zu normalen Ergebnissen finden sollen ?Aber auch diese kargen Jahre mussten überwunden werden, was dem Michael Kraml und seiner Frau Maria scheinbar gut gelang.

Dann verlassen uns leider die Aufzeichnungen des Landgerichts Abbach. Es war ja auch infolge der Säkularisation im Jahre 1803 aufgelöst worden. Aber nach Bismarck, nach 1872, mussten Unfälle und Schadensmeldungen je auf einem Formblatt der Gemeindebehörde zur Weiterbearbeitung für die Versicherungen gemeldet werden. Solche Meldungen gingen aus Eiglstetten nun bei der Gemeinde Peising ein.[43]

Am 10. 9. 1899 verrenkte sich die Magd Anna Rosenmeier beim Linsenabladen den Arm dermaßen, dass sie schreckliche Schmerzen empfand. Sie verschleppte die Sache und musste dann längere Zeit ins Krankenhaus. Aber es bestand glücklicherweise schon eine Krankenversicherung.

Am 1. Mai 1910 zog sich der Holzfäller Johann Egginger bei der Holzfällung im Wald von Josef Kraml einen Oberschenkelbruch zu. Beim Entrinden eines Föhrenstammes glitt der Heberiegel, welcher zum Umdrehen des Stammes benutzt wurde, aus und traf Egginger am linken Oberschenkel.

Am 25. 11. 1911 stürzte der Knecht Georg Seber , als er einen Sack Haber vom Getreideboden in den Stadel tragen wollte, im Hausfletz. Er brach sich dabei den linken Arm.

Am 27. August 1920 wurde die Taglöhnerin Theres Rieger von einer anderen Arbeiterin mit einer Heugabel beim Abladen von Haberstroh in die linke Hand gestochen.

Am 4. November des gleichen Jahres stürzte der Postbote Georg Forster vormittags ½ 10 Uhr nach einem Fehltritt in den Hofraum hinunter. Er war so schwer verletzt, dass er mit dem Fuhrwerk nach Abbach gebracht werden musste.

Am 27.2.1828 war Josef Kraml , Eiglstetterbauer selbst als Aushilfe zu einem Holztransport bei Rumpel in Gemling. Da schlug ihm ein Pferd mit dem Huf auf den Brustkorb. Der Brustkorb wurde eingeschlagen, die Verletzung war sehr gravierend.

Am 5. 2. 1932 brachte Karl Kraml von Eiglstetten beim Heuschneiden drei Finger der rechten Hand in das Getriebe der Häckselmaschine. Er hatte den Schutzdeckel abgehoben, weil er wissen wollte, ob die Maschine richtig eingestellt ist. Die Verletzung wurde als sehr schwer bezeichnet.

Am 17.9. 1935 brachte der Bauer Josef Kraml beim Motorpflügen die Hand in den automatischen Ausschalter, wobei er sich den linken Zeigefinger zwischen dem 1. und 2. Glied abriß. Er musste sofort von Dr. Schmitz, sen in Abbach versorgt werden.

Im gleichen Jahr quetschte sich der Dienstknecht Martin Schlemmer beim Einspannen der Pferde den Mittelfinger der linken Hand an der Wagendeichsel ein, als das Gespann sich plötzlich in Bewegung setzte.

Am 12. 10. 1939 stürzte der Landjahrjunge Johann Hölzl rückwäerts in eine Egge, als er diese auf einem Bruckwagen auf das Feld fuhr.

Am 1. März 1939 hatte Josef Kraml beim Dreschen selbst wieder einen schweren Unfall erlitten. Er half im Getreidestock eingebaute Stangen mit Brettern zu belegen. Mit einer Hilfskraft wurde das erste Brett von der Maschine weg auf die Stange geworfen, jedoch zu kurz, so dass es den Bauer erwischte, und es ihn auf die Betontenne schleuderte. Er verletzte sich das Knie und den Brustkorb und hatte schwere Prellungen.

Große Sorgen bereitete der Kramlfamilie der Beginn des 2. Weltkrieges (1939 – 45) Zur Familie gehörten drei Söhne aus erster Ehe mit Ottilie.

Im September 1939 wurde Karl Kraml zum Wehrdienst eingezogen. Er war O.Gefreiter des Landesschutzbatl. 510 Traunstein, Lager Haidforst.

Er wurde am 17.5.1940 verwundet, überlebte aber den Krieg

Im Sept.1939 folgte Rudolf Kraml in den Krieg. Er erreichte den Dienstgrad des Unteroffiziers und wurde mit dem Verdienstkreuz ausgezeichnet.

Am 4.5.1940 wurde auch noch Josef Kraml, der den Hof einmal weiterführen sollte, zum Militär eingezogen. Es hatte den Dienstgrad des Ogefreiten. Am Ende des Krieges 1945 war er als vermisst gemeldet, wurde aber später für tot erklärt. Auf der Gefallenentafel von Peising ist er leider nicht vermerkt. Sie müsste meiner Meinung nach überhaut einmal in würdiger Weise hergestellt werden.

Jetzt bleibt noch, über die Toten unter dem Scheunenboden nachzudenken. Welche Bewandtnis hat es mit diesen Skelettfunden ? Georg Rieger, der Kelheimer Stadtchronist schreibt 1929 „Bei einer näheren Untersuchung 1910 ergab sich, dass von einer ehemaligen Kirche sich keine Spur erhalten hat, dass dagegen der jetzige Stadel auf dem damaligen Gottesacker steht. Nur 50 bis 60 cm unter dem Boden liegen, mit dem Blick nach Osten , die Skelette ohne jegliche Beigaben, höchstens Holzreste von Särgen lassen sich erkennen.“[44]

Dazu ist zu sagen, dass Rieger sich in der Einschätzung dieser Gräber wohl getäuscht hat.

Dass es sich um einen, südwestlich vom Hofe im Walde , zum Teil auf den Feldern zerstreuten, häufig anzutreffenden Grabhügel aus der Bronzezeit handelt , kann man ausschließen. Die Toten wurden geostet, was auf christliche Zeit schließen lässt.

Und gab es an dieser Stelle keine Kirche, was festzustehen scheint, gab es hier auch keinen Friedhof. Die Pfarrkirche von Eiglstetten stand schon im 9. Jh. in Peising. Man legte großen Wert darauf, dass sich die Sepultur um die Kirche befand. Im Bann der Kirche , im Schatten ihres Turmes wenigstens, wollten die Menschen damals bestattet werden, weil man sich damals auch noch nach dem Tod vor den Nachstellungen des Bösen fürchtete. Es haben sich in der Fränkischen und Ottonischen Zeit Menschen verschiedenen Standes, wenn sie fromm genug waren und es sich leisten konnten, in den Bann von Kirchen und Klöstern eingekauft, und es galt sogar als ehrenrührig, außerhalb des Kirchbanns beerdigt zu werden. Die Gebeine, die bei Erdarbeiten freigelegt wurden, wurden zu Recht nachträglich im Eremitengrab im Peisinger Friedhof beigesetzt, ob die Verblichenen Mönche waren oder nicht. Eher waren es keine Mönche, weil diese im Mortuorium oder Friedhof von St. Emmeram betattet worden wären, nachdem Egilstett nicht weit entfernt lag.

Es ist anzunehmen, dass es sich bei den Toten unter dem Scheunenboden um Opfer von Seuchen oder kriegerischen Auseinandersetzungen handelt, die zum Schutz vor weiteren Krankheiten schnell unter die Erde gebracht werden sollten, für die der Friedhof in Peising möglicherweise nicht groß genug war.

Die Familie in Eiglstetten, zu der in jener Zeit auch das Gesinde gezählt wurde, war sehr groß. Was ihr im Laufe der Jahrhunderte alles zugestoßen sein mag, in den Pestzeiten des 12. und 13. Jahrhunderts, wissen wir nicht.

Es könnte auch sein, dass es sich um Freund und Feind des Dreißigjährigen Krieges handelt, der auch in dieser Gegend wütete . Der Heimatforscher Gandershofer schreibt zwar, dass über die Schicksale des hiesigen Marktes bis 1632 noch keine speziellen Nachrichten vorliegen, aber dass bei der Lage, dass die Nachbarstadt Regensburg bald in Freundes-, bald in Feindeshand lag, auch die Umgebung von Abbach nicht unberührt blieb.[45]

Von Gschwendt berichtet er jedenfalls, dass der damalige Besitzer Adam Amon (!),der das Gut gerade gekauft hatte, „nach dem bald darauf erfolgten feindlichen Einfalle der Schweden und

dem nachfolgenden Sterbslauf (..) mit dem Tode abgegangen, wornach erwähnte Güter bis 1640 öde lagen, indem weder des Verkäufers noch des Käufers Erben (..) sich bei diesen schwierigen Zeiten darum hätten annehmen wollen.“[46]

10. Der Hof als ökonomisch/ existentielle Grundlage in der Zeit

Josef °° Ottilie / Berta

Im Wirtschaftsplan des Hofgutes Eiglstetten nach dem Stand des Jahres 1917 ist die Scholle als Grundlage des bäuerlichen Betriebes genau umschrieben.

Auf einer dazu gehörigen farbigen Planzeichnung des Vermessungsamtes ist das ganze Areal in 15 Bezirke eingeteilt. Die Bezirke sind benannt und die Größe in Hektar, bzw. Tagwerk zugeordnet.

So finden wir:

I. Acker im Ziegetberg 3,131 ha 9,19 Tgw.

II. Lange Ackerläng 2,859 8,39

III. Hintere Kapellenbreiten 0,797 2,34

IV. Mittlere Kapellenbreiten 3,603 10,57

V. Vordere Kapellenbreiten 5,167 15,16

VI. Obere Kapellenbreiten 1,901 5,58

VII. Breiten obern Hausgarte 4,367 12,82

VIII. Schuhbrandfeld 3,315 9,73

IX. Untere Feldstadelbreiten 2,516 7,39

X. Mittlere Feldstadelbreiten 1,839 5,40

XI. Obere Feldstadelbreiten 1,818 5,34

XII. Vorderes Bergfeld 2,574 7,55

XIII. Hinteres Bergfeld 1,995 5,85 XIV.Unteres Bergfeld 2,830 8,31 XV. Peisenhofer Feld 11,320 33,22

Die Gesamtgröße des Eiglstetterhofes ist auf diesem amtlichen Wirtschaftsplan handschriftlich wohl von Josef Kraml so bezeichnet worden : Acker 44,00 ha, Wiesen 9,14, Weide 0,43, Garten 0,43, Hof und Gebäude 3,00, Öd- und Unland 3,14, Wege 1,00, Wald 41,20.

Summe 102,34 Hektar

Die gleiche Flächengröße wurde in Bodennutzungserhebungen 1938, 1939, 1940, 1941, 1951 von Josef, und nach dessen Tod, von Berta Kraml fortgeschrieben.

Die Feldkapelle wird als Bezugspunkt für die Flurbezeichnung angeführt. Sie steht unter einem alten Baum auf freiem Feld. Wie das Gitter vor der Eingangstüre ausweist, wurde sie 1867 erbaut. Damals standen Josef und Eva Kraml als Eigentümer dem Hof vor. Vor etlichen Jahren wurde die Kapelle restauriert. Sie enthält als Gnadenbild die Jungfrau Maria mit dem Jesuskind. An den Wänden finden wir einen Kreuzweg mit 15 Stationen, den Rita und Hubert, jun. erwarben. [47]

Die Gebäulichkeiten und deren Versicherungssumme der Zeit Josef und Berta Kraml werden in der Aufstellung für die Bayer.Landesbrandversicherungs- Anstalt aufgelistet. Es gab da:

1. Wohnhaus mit Pferdestadl 11 000

2. Kuhstall 6 200

3. Getreidestadl 6 000

4. Wagenschupfe 1 900

5. Schweinestall 3 300

6. Backhaus 500

7. Kellerhaus 1 100

8. Graskammergebäude 600

9. Ochsenstall 1 600

10. Heu- und Strohstadl 3 600

Es muss angemerkt werden , dass der Bericht am 6.4.1949 geprüft wurde, und dass die Währungsreform erst kurz zuvor stattgefunden hatte. Die Summen haben sich in den Folgejahren aus wirtschaftlichen Gründen vervielfacht, mindestens um das Zehnfache und immer ohne den dazugehörigen Baugrund.

Die Grundlage der bäuerlichen Existenz besteht in dieser Zeit in Ackerbau und Viehzucht.

Betrachten wir uns zuerst einmal den Ackerbau von zwei markanten Jahren, während des 1. Weltkriegs und am Ende der Ära Josef Kraml:

In Tagwerk:

Jahr

Winterweizen

Winterroggen

Gerste

Hafer

1915

40

15

25

25

1951

45

 5

22

12

Jahr

 Kartoffeln

Futterpflanzen

1915

 14

 

1951

   5

 7

Jahr

Grasland

Zuckerrüben

Zichorien

 1951

28

9

1

Jahr

Futterrüben

Garten

Viehweiden

 1951

4,5

 1

1

[48]

Wir stellen fest, dass eine stark auf die Tierzucht abgestellte intensive Bewirtschaftung des Hofes stattfand.

Werfen wir nun einen Blick auf die Tierzucht

Wie es um diese stand, entnehmen wir den vorliegenden Listen über die Tierseuchenbeiträge verschiedener Jahre[49]

Pferde

Rinder

Schweine

Ferkel

1915

2

40

35

11

1938              

4 (Beitr.f.8 !)

36

   

1942

5

30

   

1943

4 (Beitr.f.8 !)

29

11

5

1944

3

28

   

1945

5 (Beitr.f.10)

30

   

1946

5 (Beitr.f.10 )  

27

   

1947

6 (Beitr.f.12)

33

   

1948

6 (Beitr.f.12)

27

   

1949

6 (Beitr.f.12)

29

   

1950

7 (Beitr.f.14

27

   

1951 , Berta

6 (Beitr.f.12)

33

   

 

Wie sich zeigt, hielt man die Zahl der vorhandenen Pferde immer für zu gering. Die Schlepper und ersatzweise 4 Ochsen mussten dies kompensieren.

Einer Aufstellung der bei der Hauptkörung vorgestellten Bullen der Gemeinde Peising entnehmen wir, dass Eiglstetten z.B. 1948 wie immer für den eigenen Stall selbst einen Stier hielt. Auch den Eber unterhielt man auf dem Hof selbst

Das Personal:

Darüber hinaus erhebt sich die Frage, wer die in diesem Betrieb zu verrichtende Arbeit leisten konnte. Es setzte in den 30er Jahren zwar ein permanent zunehmender Ausbau des Maschinenparks und der Elektrizität ein, aber ohne Leute geht es selbst heute nicht.

Ortsanwesende Personen:

Jahr

männlich

 weiblich

1922

8

7

1925

7

7

 

Wie andere Listen zeigen, war zu Saisonzeiten immer auch noch eine Heerschar von Taglöhnern gegen Stundenlohn beschäftigt. War es der „Bama (= Baumann) oder der Bauer oder die Bäuerin selbst, es lässt sich leider nicht mehr sicher feststellen, der an der Innenseite einer Schranktüre des 19.Jh. Namen und Löhne solcher Leute aufgeschrieben hat. Für das Jahr 1939 erfahren wir als ansässige Hilfskräfte die Namen Engelbrecht Theres, Grübl Josef, Heizer Ferdinand und Brem Regina.

1943, während des 2. Weltkrieges waren es außer den Deutschen Rosa Kraml, Limmer Theres und Schwarz Johann vor allem Fremdarbeiter, die sich in Eiglstetten aufhielten. Die Namen, die uns aus dem Jahre 1943 erhalten geblieben sind, sind Zmuda Josef, Kaetzmarzik Stephan, Nyk Bronislawa, Kopatz Sofia, Panek Jan.

Es können einige mehr gewesen sein, aber wer hätte sie registriert ? Soweit es sich um Fremdarbeiter handelt, haben sie sich am 8. Mai 1945, am Tag des Kriegsendes, nicht gleich davon gemacht, oder der bisherigen Herrschaft Schwierigkeiten bereitet, wie es anderorts vielfach passiert ist, sie blieben noch einige Zeit, beschützten die Hofbewohner sogar vor Einbrechern und anderen herumvagabundierenden Banden und zeigten ihre Verbundenheit und ihren Dank für die gerechte und wohlwollende Behandlung in der für sie schweren Zeit.

Es waren 1945 auch Flüchtlinge auf dem Hof. Sie hießen Birkholz Käthe, Gaggenmeier Katharina und Reiter Helene. In den folgenden Jahren kann sich die Zahl etwas verändert haben.

Steuern und Abgaben: Wie bekannt ist, richtet sich das Sozialprestige in einem Bauerndorf hauptsächlich nach dem Motto: „Hast Du was, dann bist Du was !“ Der Ausdruck der finanziellen Leistungskraft sind Steuern und Abgaben. Und diese sind in einer Gemeinde vielfältig: Nehmen wir nur einmal die Heizung der Schule.

Im Jahre 1947, kurz vor der Währungsreform, wurde das früher real gelieferte Schulholz schlauerweise nicht in Natura geliefert, sondern in Reichsmark. Geld hatte man damals in Hülle und Fülle, aber es war nicht viel wert. Da war Eiglstetten, so wie Ludwig Blüml von Peising mit 50 RM mit dabei. Josef Blüml von Peisenhofen z.B. und Michl Neumeier mussten ihrem Waldanteil entsprechend nur 12.50 RM zahlen.

Im Jahre 1948 und 1949, jetzt nach der Umstellung auf DM, als das Geld sehr knapp war, kehrte man nach Natura zurück. Jetzt lieferten Eiglstetten wie Ludwig Blüml 4 Ster Holz, und die anderen ihrem Waldanteil entsprechend von 3 bis 1 Ster. (Ster = 1 cbm)

Nach einem Verzeichnis der Gemeindebürger von Peising nach dem Stand vom 1. Februar 1912 war der Status der Eilgstetter nach Steuerleistung und Stimmenzahl für die Wahl der Gemeindevertretung wie folgt festgeschrieben:

Nr..

Hs.Nr.

Name, Stand

Ort

Steuer

Sti.

 1

23

Berghammer Josef, Bauer

Peising

 57,15

 3

 2

 6

Blümel Ludwig, Bauer

     „

166,75

 7

 3

 3

Blümel Johann, Bauer

Peisenhofen

124,90

 5

 4

 8

Burger Josef, Bauer

     „

105,86

 5

 5

22

Fröhlich Georg, Bauer

     „

  64,95

 3

 6

30

Fröhlich Max, Bauer

     „

  75,25

4

 7

24

Grünbeck Mathias, Söldner

     „

  18,20

 1

 8

  3

Heinrich Ludwig, Söldner

     „

  81,25

 4

 9

27

Heizer Rupert, Bauer

     „

  27,57

 2

10

17

Hofmeister Josef, Bauer

     „

  69,13

 3

11

33

Kindl Josef, Wirt

     „

134,30

 6

12

  1

Kraml Josef, Ökonom

Eiglstetten

275,25

12

13

25

Lederer Josef, Söldner

Peising

  31,85

  2

14

26

Müller Andreas, Söldner

     „

  35,98

  2

15

21

Neumeier Jakob, Söldner

     „

  64,25

  3

16

36 ½

Redlinger Josef, Bauer

     „

  66,08

  3

17

  3

Reichl georg, Bauer

     „

  68,55

  3

18

28

Rieger Franz, Söldner

     „

  33,80

  2

19

 1

Robold Georg, Bauer

     „

   11,25

  1

20

17

Schedl Georg, Söldner

     „

   66,25

  3

21

32

Schedl Xaver, Söldner

     „

   27,75   

  2

22

19

Schreiner Georg, Bauer

     „

 165,75

  7

23

16 ½

Steindl Peter, Schmid

     „

   38,35

  2

24

16

Pauli Jakob, Glaser

     „

     4,75

  1

 

Nach dem Tod von Josef Kraml im Jahre 1950 führte seine Witwe Berta Kraml den Hof unter Mithilfe ihrer Kinder weiter. In der demokratischen Bundesrepublik, die es nun gab, richtete sich zwar das Stimmgewicht nicht mehr nach dem Vermögen, aber Steuern mussten gezahlt werden.

Folgendes ist der Steueranteil der Grundsteuer A der Jahre unter Berta Kraml. Der Messbetrag in Peising war 160 %. Der Steuerbetrag aus Eiglstetten war der jeweils höchste in Peising. So stellte der Eiglstetterhof für Peising einen beträchtlichen Wirtschaftsfaktor dar.

1953 :1888 DM

1954:1568 DM

1955 : 1568 DM

1956: 1568 DM

 

Wegen der Bedeutung des Eiglstettenhofes in Bayern allgemein und in Peising im Besonderen erhielt Josef Kraml 1932 folgende Auszeichnung:

„Der landwirtschaftliche Verein in Bayern beurkundet durch gegenwärtiges Ehrendiplom Herrn Josef Kramml Landwirt in Eiglstetten (Kelheim) Ndb., die Anerkennung durch die kleine silberne Vereinsdenkmünze für hervorragende Leistungen auf dem Gebiete der Landwirtschaft.

Bayrischer Landwirtschaftsrat

München , den 26. Sept. 1932

Mittermeier, Präsident Neberky , Hauptgeschäftsführer

Am 22.September 1933 nahm der „Regensburger Anzeiger“ diese Ehrung zum Anlass, das Gut Eiglstetten der breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Unter der Überschrift „Eiglstetten, ein uralter Bauernhof.“ wird berichtet: „Die Familie Kraml im nahen, in einem idyllischen Wiesental südlich von Abbach gelegenen Einödhof, kann im heurigen Jahr auf den ununterbrochenen 200 jährigen Besitz des uralten Gutshofes zurückblicken.“ –

Es folgt die Historie, wie wir sie in dieser Arbeit schilderten, in Kurzform. Man feierte offenbar das erste Mal ein Jubiläumsjahr in breiterem Rahmen.

11. Auf dem Hof heute und morgen –

Hubert, sen. °°Johanna –

Hubert, jun. °° Rita –

der Strukturwandel – Perspektiven

1950 war Josef Kraml tot. Seine Gattin Berta Kraml musste nun zusehen, wie sie zurecht kam. Glücklicherweise war sie nicht allein. Sie hatte außer zwei leiblichen Töchtern auch zwei Söhne.

Der ältere von beiden, Hubert, war nun, obgleich erst 22 Jahre alt, Manns genug, den Hof zu übernehmen und zu führen. In schwerer und harter Zeit war er in diese Arbeit hineingewachsen. Bei den Problemen, die sich dem jungen Bauern eröffneten, war guter Rat oft teuer. Da war es ein glücklicher Umstand , dass der Stadler Onkel in Untermassing mit seiner Erfahrung nicht all zu weit entfernt lebte. Ein guter Ratschlag von ihm lautete: „Überlege bei schönem Wetter, was deine Leute arbeiten sollen, wenn es regnet !“- Einfach, könnte man meinen, aber oft sind einfache Rezepte ein Zeichen von Weitblick.

Es standen in jener Zeit auf dem Hof in der Regel immerhin 7 Festangestellte in Arbeit und Brot, davon drei Frauen und vier Männer. Drei bis vier Taglöhner kamen der Saison entsprechend noch dazu. Sie konnten im Ernstfall nicht nur untätig herumstehen.

War der Hof unter der Mutter noch ein bäuerlicher Vollbetrieb im damaligen Wortsinn, Milchkühe, Schweine, Jungvieh, Feld und Wald, so warf der Strukturwandel in der Landwirtschaft, der nun hereinbrach, seine Schatten bereits voraus. In den 50er Jahren liefen zu vier Pferden und vier Ochsen bereits zwei Schlepper mit einem Binder. Dann kam zum Vorbild für die Umgebung der Mähdrescher hinzu.

In den 70er Jahren gab man das Rindvieh weg, und man verlegte sich auf die Schweinemast und Schweinezucht.

Von Huberts Mutter Berta war bereits die Buchführung eingeführt worden. Diese musste nun die junge Bäuerin Johanna zu ihrer eigentlichen Berufung, Herz und Seele des Hofes, Hausfrau und Mutter zu sein, mit übernehmen.

Die inhaltlichen Veränderungen riefen nach baulichen Maßnahmen. Waren nach den unerfüllten Bedürfnissen der Kriegs- und Nachkriegszeit schon massenhaft Renovierungsarbeiten an Dach, Türen, Fenstern und Heizung angefallen, mussten jetzt der alte Kuhstall, der Schweinestall und der Jungviehstall einer neuen Stalleinheit weichen. An die Stelle des Kuhstalles baute man die Werkstatt mit der Schleppergarage. In einen Teil der alten Scheune wurde ein Schweinestall eingebaut.

Am 22. März 1974 stellte Hubert Kraml an die Gemeinde Peising den Antrag auf Sperrung der Zufahrt zum Anwesen Eiglstetten für Kraftfahrzeuge aller Art, ausgenommen Anlieger. Er begründete dies mit folgenden Argumenten: „Vor einigen Jahren ließen wir die Zufahrt auf unsere Kosten ausbauen und teeren. Seit diesem Zeitpunkt, und vor allem in letzter Zeit vermehrt, fahren Tag und Nacht Kraftfahrzeuge aller Art ohne jeglichen Grund auf dieser Zufahrt zu unserem Anwesen bis in den Hofraum. Dies bedeutet für meine Familie eine erhebliche Gefahr, die abgewandt werden muß. Zudem ist die Zufahrtsstraße schmal und für Schwerfahrzeuge nicht ausgebaut. Ein Ausweichen oder Überholen ist kaum möglich.“ Am 24.4.1974 wurde dieser Petition vom Landratsamt Kelheim entsprochen. Seitdem steht an der Abzweigung von der Kreisstraße KEH 20 das Verkehrszeichen „Durchfahrt gesperrt- Anlieger frei“. Die Ruhe und Sicherheit auf dem Hof blieb gewahrt.

Es bleibt anzumerken, dass der Betrieb Eiglstetten ab der Übernahme durch Hubert und Johanna Kraml wirtschaftlich ausgezeichnet florierte.

Die Grundsteuer A entwickelte sich von 1568 DM im Jahre 1956 auf 1960 DM im Jahre 1958, was in dieser Höhe bis 1967 in den Unterlagen der Gemeinde Peising nachgewiesen werden kann.

Am 6. Mai 1966 wurde Hubert Kraml mit Neumeier Hans, Schedl Hans, Hofmeister Josef, Beck Jakob und Ostermeier Alois in den Gemeinderat von Peising gewählt. Bürgermeister wurde wieder Alfons Gerl. So zeigte Hubert Kraml, dass er über seinen Tellerrand hinausschauen konnte und Verantwortung für die ganze Gemeinde übernahm.

Überhaupt lagen der jetzigen Eiglstetter „Herrschaft“ menschliche Beziehungen und Kontakte über die Einöde hinaus immer sehr am Herzen.

Sie schlossen sich mancher sozialer Initiative an:

Von 1985 – 2002 pflegten sie den Briefverkehr mit den ehemals polnischen Arbeitern zur Kriegszeit, die wegen der Rente auch oft eine Bestätigung für ihren Arbeitseinsatz in Deutschland brauchten.

Selbstverständlich erklärte man sich bereit zur Mitgliedschaft beim Schwimmbadbauverein in Bad Abbach, beim Pfarrsaalbauverein, der in den Kirchenbauverein umgewandelt wurde, zum Verein Freunde der Pfarrkirche und zu anderen Vereinen, z. B. zum Schützenverein.

Auf dem Hof walteten über die Jahre Freude und Leid, alles wurde von Johanna und Hubert Kraml im Vertrauen auf Gottes Hilfe tapfer getragen.

Voll Freude und Stolz erinnert man sich auch der Feste und Feiern, die auf dem Hof stattfanden, wenn es dazu einen Anlass gab:

Da fanden zum einen die Treibjagden statt, wo die Jägersuppe für Treiber und Jäger die beste im ganzen Umkreis war, und die große Zahl den Hausflur und sogar die Freitreppe füllte. Da war zum anderen 1984 die Fahnenweihe des Schützenvereins Bad Abbach, für die Johanna Kraml zur Fahnenmutter erkoren wurde. Das sei eine Schau gewesen, als sie mit allem Pomp und mit Musik vom Hof abgeholt wurde.

Auch Hoffeste standen in dieser Ära immer wieder auf der Tagesordnung: [50]

1952 berichtet die Zeitung unter der Überschrift „Peising ehrt sein ältestes Geschlecht“:

„Die Sonne strahlte über Peising, als am vergangenen Sonntag Morgen die Familie Kraml mit ihren Angehörigen und Freunden sich in der Kirche einfand, um des vor zwei Jahren verstorbenen Gutsbesitzers Josef Kraml und seines in Russland vermissten Sohnes gleichen Namens zu gedenken.“

Es beteiligten sich Landrat Berger, Landwirtschaftsrat Paduk und der Boss des Bauernverbandes Maschberger an der Feier. Jeder wusste etwas Besinnliches auszuplaudern oder zu empfehlen. Nach dem Ortsobmann Alfons Gerl sprachen auch Pfarrer Meier, Kooperator Pauly und Bürgermeister Heinrich von Abbach ihre Glückwünsche aus. Meier sprach vom Adel des Bauernstandes, vom Adel der Bauernarbeit und vom Adel der Bauerntradition. Dass der Bauernstand der älteste sei und der Bauer auf seinem Besitz ein König.

Eine begeisterte und begeisternde Rede schmetterte auch Hans Kugler, damals Bürgermeister in Peising.

„Hubert Kraml dankte im Auftrag seiner Mutter Berta für die Ehre, die mit dem heutigen Tag seiner Familie erwiesen wurde und schloß mit dem Wunsch, dass der Herrgott weiterhin seine Familie erhalten möge.“[51]

Wie sich herausstellte, hat der Herrgott diesen Wunsch erfüllt., denn einem späteren Zeitungsreporter gab die neue Gutsbesitzerin lächelnd zu verstehen: „Kinder gab es immer viele auf dem Eiglstetterhof und deshalb wurden die Stuben auf Eiglstetten so groß und geräumig gebaut.“ Und der Zeitungsschreiber erkannte: „Auch für die Zukunft braucht den Besitzern auf Eiglstetten nicht bange zu sein. Zahlreiche Söhne und Töchter bürgen für die Gewissheit kommender Generationen auf dem einsamen Hof zu Eiglstetten bei Bad Abbach.“[52]

 

Es muß Johanna und Hubert Kraml auch hoch angerechnet werden, dass Sie trotz der vielen Arbeit und der großen Kinderschar ihrer Mutter bis in den Tod treu Wart und Pflege angedeihen ließen, wie es früher schon dem todkranken Vater gewährt wurde.

 

Überhaupt war die soziale Seite Johannas und Huberts immer stark ausgeprägt. Zum Ausbau der landwirtschaftlichen Haushaltungssschule in Abensberg fand ich auf einer Liste eine Spende über 250 DM eingetragen,

Anläßlich der 450 Jahrfeier des Hofes, auf die ich noch eingehen will, dachten sie nicht zuletzt auch an Ihren Bediensteten Adolf Maurer, dem sie eine Ehrenurkunde wegen langjähriger treuer Dienste von höherer Stelle zukommen ließen.

Auf eine soziale Tat ist Hubert Kraml nicht minder stolz, und dafür besitzt er eine Urkunde des 3./ Feldartilleriebataillon 41: „ „Herrn Hubert Kraml in Dank und Anerkennung für die Betreuung von Soldaten der 3./ Fartbtl 41, Freiherr v. Thuemmler, Hauptmann.“ – Was war geschehen ? Ein Brief des Hauptmanns verrät es . „Am 18.,/19. März 1985 waren Soldaten meiner Batterie, die eine Durchschlageübung durchführte, bei Ihnen auf dem Hof untergebracht. Mir wurde gemeldet, dass diese Soldaten von Ihnen sehr großzügig aufgenommen und betreut wurden (…) Sie haben den Soldaten ein Beispiel dafür gegeben (…) dass die Bundeswehr von der Bevölkerung akzeptiert und mitgetragen wird. (…)“ Die Urkunde enthält das Siegel des Bataillons.

Nun komme ich, wie angekündigt, zum Abschluß der Periode Hubert, sen. auf die 450 Jahrfeier der Besitzübernahme im Jahre 1979 zurück. Johanna und Hubert, sen. waren die Organisatoren und Verantwortlichen

Die Mittelbayerische Zeitung vom 28.08.1979 liefert uns davon einige interessante Details. Die beigefügten Photos zeigen das alte Bauernhaus, das damals 110 Jahre alt gewesen sei, davor prächtige Exemplare aus einer Schweineherde. Im Bild unten das Ehepaar Kraml, derzeit Bauern auf dem Hof, zusammen mit einer „hübschen Kraml-Tochter“ vor einem alten Wäschekasten im Hausflur. Im Text heißt es:

„Zweierlei Fleisch kommt auch in der wohnlichen Küche der Kraml-Bäuerin nicht alle Tage auf den Tisch. Wenn es dazu aber noch Blaukraut, dampfende Reiberknödel und als Nachspeis das berühmte Semmelmus gibt, steht schon der größte Feiertag im Bauernjahr, das Erntedankfest, ins Haus. Was aber am letzten Sonntag auf dem Einödhof Eiglstetten gefeiert wurde, übertraf jede Rekordernte: sage und schreibe 450 Jahre hat die Familie an der ererbten Scholle festgehalten. Bei Hubert Kraml und seinem verzweigten Familienstammbaum kann man mit Fug und Recht schon von einer regelrechten „Bauerndynastie“ sprechen (…) Auch in der 13. Generation hat der „regierende“ Hubert Kraml für den Fortbestand des uralten Bauerngeschlechts gesorgt. Einer seiner Söhne soll ebenfalls einmal das Land unter den Pflug nehmen, das über Kriege und Not hinweg ungezählten Knechten, Mägden und Dienstboten-Familien Arbeit und Brot lieferte. Im Hause Kraml hat man schon immer größten Wert auf Eigenständigkeit gelegt. Nicht um jeden Preis wurde Altbewährtes durch Neues ersetzt. Vielleicht ist dieser Hang zum Konservativen das Geheimnis der Jahrhunderte überdauernden Familientradition. (….) Der schwere Tonboden gemischt mit Stein- und leichtem Sandboden gibt auch heute noch soviel her, dass Hofbesitzer Hubert Kraml seinen sechs Kindern eine sichere Zukunft bieten kann. (…)“[53]

Hubert Kraml sah sich im Jahre 1987, mit 58 Jahren, in der Lage , die Last und Verantwortung auf dem Hof in jüngere Hände zu legen. Der junge Hubert zeigte Interesse und der Vater sah, dass der Sohn die rechten Hände und den festen Willen besaß, die Familientradition erfolgreich fortzuführen.[54]

057 Eiglstetten ehemals pfarrkirchlicher Herrenhof Familienfoto01

 

Nach dem Willen der Eltern und mit der Bereitschaft und Entschlossenheit der Jungen hießen die neuen Bauersleut auf dem Eiglstetterhof 1987 Hubert, jun. und Rita.

 Hubert war 27 Jahre alt, als er den Hof übernahm und heiratete. Seine ihm angetraute Ehefrau war 23. Beide waren auf die neue Aufgabe bestens vorbereitet: Hubert trat eine landwirtschaftliche Lehre an, besuchte die Landwirtschaftsschule und persolvierte ein Praktikum in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Dachau. Hernach absolvierte er die Höhere Landbauschule.

Rita durchlief eine Hauswirtschaftslehre, besuchte die Hauswirtschaftsschule und legte die Meisterprüfung in Hauswirtschaft mit Erfolg ab.

Auf dem Riesenhof, der flächenmäßig zunehmend expandierte, konnten sie ihre Fähigkeiten und ihren Mut sehr schnell unter Beweis stellen.

Vom ehemals üppigen Personal blieb außer ihnen selbst nur mehr ein Praktikant übrig. In Stoßzeiten steht selbstverständlich dann immer noch der Altbauer Hubert Kraml, sen. in den Startlöchern. Aber summa summarum haben die Technik und der Maschinenpark die „Ehehalten“ verdrängt. Schon der Großvater Josef Kraml würde den Hof und den Betrieb nicht wieder erkennen: Er ist durch umfangreiche Zupachtung immerhin um 85 ha angewachsen. Die Grundsteuer A hat sich auf 2188 EUR oder 4200 DM erhöht. Das ist ein gewaltiger Sprung nach oben !

An Getreide wird nur mehr Weizen, Hafer und Tritikale, eine Mischung von Weizen und Roggen, gebaut. Die anderen Kulturen bestehen in Raps, Erbsen, Zuckerrüben und Mais. Ein paar Waldwiesen konnten wegen des immerwährenden Schattens nicht umgebrochen werden. Eine ausgedehnte Christbaumkultur stellt einen neuen Wirtschaftsbereich dar.

Viel Farbe und Abwechslung auf den Bauernhof bringt ein artenreicher Viehbestand : Es gibt die herkömmlichen Rinder, Schafe und Schweine; dazu aber etwas Neues in einem Gehege um einen kleinen See: eine Dammwildherde. Natürlich gackern da noch die Hühner und pfeifen die Spatzen von Dächern und Bäumen wie vor ewigen Zeiten. Auch ein Pferd steht, ein bisschen einsam zwar noch, in der Koppel.

Dafür dröhnen über die Eiglstetter Flur die Motoren von sechs Schleppern. (Drei von ihnen sind schon etwas betagter) Der riesige Mähdrescher wird außer auf dem eigenen Hof auch überbetrieblich eingesetzt.

Die Scholle unterliegt im Vergleich zu früher einer intensiveren Bewirtschaftung, einer intensiveren Bodenbearbeitung, einer ganz anderen Düngung und wirksameren und rationaleren Pflanzenschutzmethoden. Es kommt besseres und widerstandsfähigeres Saatgut zur Anwendung, das höhere Erträge verspricht.

Der Bäuerin obliegt außer Familie und Garten die Buchführung und die Vermarktung von Rind- und Dammwildfleisch. Zu diesem Zwecke wurde ein vollkommener Schlacht- und Zerlegraum eingerichtet, der den Anforderungen des Metzgereigewerbes voll entspricht.

Unter Rita und Hubert Kraml wurde das große Bauernhaus neu errichtet, das alte umgebaut und teilweise erneuert. Auf dem Hof leben jetzt zusätzlich zwei nicht zum Betrieb gehörende Familien. Im ehemaligen großen Viehstall befindet sich die Zenztrale der „Eine-Welt-Läden“ für die Diözese Regensburg.

Über die Belastung als Landwirt auf dem eigenen Hof hinaus hat Hubert, jun – wie früher sein Vater auch – Ehrenämter übernommen: Er wurde aus der Liste „Zukunft Bad Abbach“ zum Marktrat von Bad Abbach gewählt und leitet nun das Referat „Ländliche Entwicklung“ . Er ist auch Vorsitzender der landwirtschaftlichen Maschinengemeinschaft Abensberg, das ist Vorstand einer Zuckerrübenrodegemeinschaft.

Auch für die Teilnahme am Leben von Vereinen muß noch Zeit bleiben: Hubert und Rita gehören der Feuerwehr, dem Sportverein, dem Heimat- und Kulturverein, dem Frauenbund und anderen Vereinigungen an.

Soziale und kulturelle Engagements dürfen nicht fehlen:

Da ist der Kontakt mit den ehemaligen Praktikanten aus Tschechien und Ungarn. Nach der Geburt eines jeden der drei Kinder wurde eine Patenschaft mit einem Kind in Lateinamerika übernommen.

1999 und 2001 feierte man ein Hoffest in der Absicht, der landwirtschaftsfremden Bevölkerung Einblick in die Landwirtschaft und in die bäuerliche Kultur zu vermitteln . Eine ganze Kalbin am Spies und Musik wirkten da als Anziehungsmagneten. Auch die Jäger lassen sich zu ähnlichen Anlässen gerne sehen.

In der Absicht, schon die Kinder für Leute und Leben auf dem Land zu begeistern, lud man sich auch schon Kindergarten und Schulklassen als Gäste nach Eiglstetten.

Und fragen wir nach den Perspektiven, dann muß man sich wohl noch viel einfallen lassen:

Der bäuerliche Betrieb wird nicht nur auf dem Sektor der Ernährung sondern auch im Rahmen der zukünftigen Energiewirtschaft eine Rolle spielen müssen.

Die Betriebsgrößen der Beitrittsländer zur Europäischen Gemeinschaft sind z.T. viel größer als bei uns. Mit denen wird man konkurrieren müssen. Das bedeutet auch bei uns Expansion, ob man will oder nicht.

Was auf die Landwirtschaft im Rahmen des Binnenmarktes und der Globalisierung noch alles zukommt, ist noch nicht abzusehen, aber die zukünftigen Eiglstetter werden diese Herausforderung annehmen müssen. Da wird die alte Aufforderung neue Geltung bekommen : „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen!“(Goethe)

Dieses „erwerben“ wird vielschichtig und schwer sein. Darum ist es Hubert und Rita Kraml das größte Anliegen, dass die drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter, eine gute Ausbildung und Erziehung erhalten, dass ihr Interesse für die Landwirtschaft und den Hof gewahrt und gefördert wird zur Sicherheit und den Fortbestand des Betriebes.

057 Eiglstetten ehemals pfarrkirchlicher Herrenhof Familienfoto02

Mit Hubert und Rita die Kinder Theresa, Matthias und Stephan
[1] Der Große Herder 1933, Bd.5, Sp.1433

[2] Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus. Lehrplan für die Grundschule. Neufassung von 1981. Deggendorf: Weiss Verlag, 1981, S. 62

[3] a.a.O.

[4] Karnik, Rudolf. Mein Heimatort. 1.Teilband. Weinheim/ Berlin: Verlag Julius Belz, 1967, 32.A., S.14

[5] Landratsamt Kelheim. Der Landkreis Kelheim. Verlag Bruno Kelley, Abensberg 1989, S.197 u. 220, Linartz, K..Unsere Familiennamen, Bd.2, Dümmers-V., Bonn, Hannover, Hamburg, 19583 S.27 Britschgi, Ezechiel. Name verpflichtet. Arena Taschenbuch.Arena-V. Georg Popp, Würzburg 1960 2 S. 18

[6] Rieger,Georg.Geschichte der Stadt Kelheim.Verl. Ed.Leiks Wtw.. Kelheim 1929, S.222

[7] A.a.O. S.203

[8] Siehe Pez.I. 275 (Anamodi Lib.II, Cap.XV.) Akt Pfarrer Hiendlmeyer, Poikam über Eiglstetten, Pfarrarchiv Bad Abbach

[9] Akten von St. Emmeram: Pez I. 275 (Anamodi Lib. II.Cap.XV). In: Fasszikel Eiglstetten, Aufsatz von Pfarrer J. Hiendlmeyer, Poikam v.5.9.1934, Pfarrarchiv Bad Abbach

[10] Akten von St. Emmeram : Pez I. 69. In: A.a.O.

[11] Akten von St. Emmeram: Quellen u. Er. I. 80/81 Schenkungsbuch St. Emmeram. In: a.a.O.

[12] Vgl.Diözesanmatrikel 1998 , S. 63

[13] Vgl.LThK Bd.8 Sp.558 und Bd.6 Sp.993, Herder- V., Freiburg 1960

[14] Vgl.LThK Bd.5 Sp.1328, Herder V.,Freiburg 1960

[15] Vgl.Diözesanmatrikel 1998, S. 63

[16] Mon. Boic.XXVIII, Staatsarchiv BambergKS 233 (2004)

[17] Vgl. Angüner, Fritz. Abbacher Heimatbuch. MZ- Druck, Regensburg 1973 , S. 54

[18] Hirsch, Hans. Die Urkundenfälschungen des Klosters Prüfening. In :Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung. Insbruck 1908, S.39

[19] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München. Regensburg St. Emmeram Urk.112/1 (Päpstliches Privileg von 1266 Juni 9. 200/2 (Verkauf der Vogtei über die Kirche in Abbach von 1298 Mai 23). 212 (Bestätigung des genannten Verkaufs von 1306 Jan. 14 ) bzw. 1486 Okt. 11 (Vereidigung des Georg Knoringer)

[20] Vgl. Diözesanmatrikel 1998. S. 63. Bay. HStA . Brief vom 15.07. 2002

[21] Diözesanmatrikel. Regensburg 1880

[22] Hem, Emmeram. Saal Büechl. Teil Eiglsstetten betr. 1673 – 1681, 15, Pfarrarchiv Bad Abbach

[23] Neuhörl, Jonann Mathias. Nozizen- Buch der kath. Pfarrei Abbach. Teil Eiglstetten. 1762. Pfarrarchiv Bad Abbach

[24] Pfarrer Ferrdinand Kulzer. 1880 – 1892. Agenda (Gottesdienstordnung). Pfarrarchiv

[25] Fehr. Rechtsstellung, S.52 ff. in: Rösener. Bauern im Mittelalter, S. 191

[26] Vgl. Hubensteiner, Benno. Bayerische Geschichte. München 1980, S. 149

[27] Meringer, Georg. Auszug vieler Chroniken – von Erbauung und Ankunft namhafter und fürnehmer Stätt, Klöster und Schlösser etc. Unveröffentlichte Handschrift um 1555, transskribiert 1997 von Dr. Alfons Kraus. Stadtarchiv Ingolstadt A XXII/ 1

[28] ob es sich um die jenseits von Eiglstetten oder bei Oberleierndorf gelegene Einöde Handelt, bleibt gleichgültig für die Erklärung einer „Ödung“ oder „Wüstung“

[29] Gandershofer, G.M.. Chronik des Marktes und Badeortes Abacgh..Regensburg 1832 Reprint 1986. Heimat- und Kulturverein. Heft 14, S. 48

[30] Der Hof wurde angezündet. Dazu gibt es eine spannende Sage (Alfons Brem, Saalhaupt : Ein reisender Händler pries seine Ware der Bäuerin an, die aber kein Interesse zeigte und den Mann weiterschickte. Er stellte in Aussicht, dass sie dies einmal bereuen werde. Jahre darnach brannte der Hof ab. Man erinnerte sich des Reisenden. Der aber wurde nie mehr gesehen.

[31] Haus der bayerischen Geschichte. Ausstellung „Bauern in Bayern“ 1992. Tagebuchnotizen, Exponate.

[32] Vgl. Rösener, Werner. Bauern im Mittelalter. Beck’sche Verlagsbuch. München 1985, SS. 255 ff.

[33] Abschrift gefertigt: Landshut, den 30.Juli 1934 Schloss Traausnitz Lagerort der Vorlage: Bayer. Staatsarchiv Landshut. Urkunde vom 4. November 1550, Nr. 183

[34] Huren = Untreue Eheweiber

[35] Zuchtl = Mutterschwein

[36] Vgl.Rösener, Werner.Bauern im Mittelalter.Beck Verl.München 1985, S.177

[37] Brief des Bürgermeisters von Peising an die Staatsregierung, 25-05.1946

[38] Bayerisches Hauptstaatsarchiv. Brief an Landesbauernschaft Bayern in München. Wegen Altbauernehrung für Josef Kraml in Eiglstetten, 7.9.1934

[39] A.a.O.

[40] Hiendlmeyer, Pfarrer von Poikam. Schreiben an Herrn Hans Seidl, Hofbesitzer Weichs b. Abbach zur Weiterleitung an die Kreisbauernkammer in Regensburg, 1934. Sinn dieser Arbeit war nach Hiendlmeyer, „In der frohen Hoffnung, dass dem jetzigen Besitzer dieses uralten Hofes , der die schwersten Geschicke unter der klugen Verwaltung seiner Vorfahren und Ahnen überstanden hat, eine ermutigende und anerkennende Ehrenurkunde zu teil werde..“

[41] Einzeichnungsbogen Josef Kraml, Gemeinde Peising 1892. Archiv des Marktes Bad AbbachOrtsteil Peising IV.

[42] Quellen: Akten und Urkunden . Altes Archiv von Bad Abbach, Schulbruck 1. Frau Inge Manglkammer, Bad Abbach, Kaiser-Karl V.-Allee, Interview, Frau Hermine Wenz, Bad Abbach, Hinter der Vest, Interview Grabsteine auf dem alten Friedhof von Bad Abbach

[43] „Unfall-Anzeige“-Meldungen. Archiv von Bad Abbach, Ortsteil Peising, IX

[44] Rieger, Georg.Geschichte der Stadt Kelheim. Leiks Witwe. Kelheim 1929,S.233

[45] Gandershofer, G.M. Chronik des Marktes und Badeortes Abach. Regensburg 1832 Reprint 1986, S.57

[46] A.a.O. S.59 f

[47] Vgl. Baudenkmäler Bayerns. Markt Bad Abbach.S. 94 f, Kelheim, ?

[48] Ernteflächenerhebung 1915 und Bodennutzungserhebung 1951. Archiv des Marktes Bad Abbach, Ortsteil Peising , X.

[49] Listen über die Tierseuchenbeiträge . Archiv des Marktes Bad Abbach, Ortsteil Peising, VII

[50] Aus dem Interview Hubert/Johanna Kraml mit Dr. Alfons Kraus am 04.04.04

[51] Zeitungsartikel ohne nähere Bezeichnung, ohne Datum

[52] weiterer Zeitungsartikel ohne nähere Bezeichnung, ohne Datum

[53] MZ v. 28.08.1979. Regensburger Landkreisseite

[54] Aus dem Interview vom 04.04.04

 

Von |2023-12-03T14:47:41+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

058: Die katholische Pfarrei Bad Abbach und die Pfarrkirche St. Nikolaus. Zum 150 jährigen Bestehen der neugotischen Pfarrkirche

Aus welcher Richtung Sie auch immer auf der Straße gegen Bad Abbach kommen oder von den umliegenden Hügeln in das Donautal blicken, können Sie immer die beiden Türme sehen, das Wahrzeichen von Bad Abbach .

Dieses ist Ausdruck einer civitas perfecta, eines Gemeinwesens, in dessen Blick der ganze Mensch steht, der Mensch mit Leib und Seele, mit Natur und Übernatur, der Bürger und Christ, vergänglich und dennoch unvergänglich.

Der trutzige Heinrichsturm oder auch Hungerturm, wie ihn der Volksmund nennt, ist ein Symbol früherer Macht und Herrlichkeit, aber auch der Ohnmacht und Hinfälligkeit.

Der Turm der Pfarrkirche des heiligen Nikolaus ist ein Ausdruck christlichen Glaubens und der Hoffnung auf Ewigkeit.

Auch in dieser säkularisierten Welt sind die meisten Bürger von Bad Abbach wohl geneigt, sich mit diesem Wahrzeichen auf dem Berge zu identifizieren.

Zur Tausendjahrfeier der Krönung Heinrichs II. zum deutschen König am 7. Juni 1002 haben wir über die erste Komponente Abbacher Geschichte nachgedacht.

(Diesen Vortrag finden Sie im Heft 27/ 2002 des Heimat- und Kulturvereins abgedruckt.)

 Zur Feier der 150-jährigen Wiederkehr der Vollendung der neugotischen Kirche St. Nikolaus vertiefen wir uns in die Geschichte der Pfarrei als zweite Komponente Abbacher Wirklichkeit und gedenken derer, die wie wir ein Teil dieser Wirklichkeit gewesen sind.

Abbach kommt zum Bistum Bamberg
Im Jahre 1007, als das Bistum Bamberg gegründet wurde, schenkte Heinrich II. den Ort und die Pfarrei Abbach cum ecclesiis , d. h. mit den Filialen und allen Besitzungen, an das neugegründete Bistum Bamberg.[i] Die Freude der Benediktiner von St. Michael in Bamberg war sicher eine geteilte Freude, denn die Benediktiner von St. Emmeram in Regensburg hatten schon 150 Jahre früher ihre Hand auf die Pfarrei Peising / Abbach – eigentlich auf die Pfarrei Eiglstetten – gelegt. Sie haben sich auch 1von dieser Schenkung relativ schnell wieder gelöst.

 Die Anfänge der Pfarrei Abbach
Seit den Grabungen in der Pfarrirche im Oktober und November 1995 anläßlich ihrer Renovierung wissen wir ziemlich sicher, daß es an der gleichen Stelle schon in der Zeit der Romanik, also zur Zeit der Geburt Heinrichs II. und vorher, eine Kirche gab.[ii](Siehe Anhang !)

In einer Beschreibung des Marktes Abbach „Über das Alterthumb des Markts und Marktscapelln, so ander Merkwürdtigkeiten“ des Landgerichtsschreibers in Abbach, Johannes Martinus Reiher, von 1756 wird das Bestehen des Ortes mit der Taufe Theodos, des 3. Herzogs in Bayern durch den heiligen Bischof Rupert, die 595 in Regensburg stattgefunden haben soll, in Verbindung gebracht. Durch diesen Akt sei das Land Bayern zum christ-katholischen Glauben bekehrt worden.[iii]

Daraus ist zu schließen, dass Abbach mindestens ab diesem Zeitpunkt für ein missionarisch- seelsorgliches Zentrum mit weitem Hinterland gehalten wurde. Man könnte es nach kanonischem Recht eine „Ungeordnete Pfarrei“ nennen und verwiese ihre Entstehung möglicherweise in die Zeit der fränkischen , wenn nicht schon der früheren romanischen Missionierung.

Dann war auch unter dem 7. und 8. Bischof von Regensburg, Ambricho (864 – 891) und Aspert ( 891 – 894) in Urkunden von St. Emmeram von einem Beneficium in Eigilstat die Rede[iv].

1031 gehörten zum Beneficium Eiglstetten 6 Huben und 21 Morgen aus Peising, der Zehent aus 2 Kirchen, vom Dorf selbst und von 4 anderen Orten. Der Kleriker selbst hatte 5 Morgen und eine Hube persönlich.[v] In dem damaligen Kirchensprengel lebte 1143 auch ein Geistlicher namens Hezel, Pfarrer von Egelstet, „der einst ein Mönch von St. Emmeram geworden ist“.[vi]

Er war statt bisheriger Chronologien der erste namentlich bekannte Pfarrer von Peising/Abbach. Peising war ursprünglicher Pfarrsitz. In Peising hat nämlich schon 814 eine Kirche bestanden. Auch Urkunden von 1180 und 1249 sprechen

von einem Pleban von Eiglstetten[vii]. Pleban war die Bezeichnung für einen Geistlichen , der Leutpriester außerhalb der befestigten Burg war[viii], während man den Priester innerhalb der Burg Kaplan nannte[ix]. Die Diözesanvisitation 1526 nennt Peising vera mater (d.h. die wirkliche Mutter) von Abach. Im Zusammenhang mit dem Ortsnamen Abbach ist eine Pfarrei Abbach jedoch erst 1237 mit Cunradus plebanus de Abach erwähnt. Eiglstetten scheint bis 1550 der Widdums – Hof (d.h. Kirchenpfründehof) für den Pfarrer von Abach geblieben zu sein[x], nachdem erst 1518 hier am Ort ein Pfarrhof gebaut worden war.

Gehen wir noch einmal einen Schritt zurück: 1119 schenkte Bischof Otto von Bamberg, ein Benediktiner, Abach mit Besitzungen an das Benediktinerkloster Prüfening, dessen Kirche damals gerade eingeweiht wurde[xi]. Von dort kam Abach am Ende des 13. Jahrhunderts wohl definitiv an das Benediktinerkloster St. Emmeram[xii], das, wie wir sahen, bereits vorher – schon vor der Schenkung durch Heinrich II. – richtungweisende Fakten gesetzt hatte. Das Reichsstift St. Emmeram hatte bis zur Säkularisation 1803 das Verleihungsrecht auf Abbach, d.h. es hatte das Recht, den Pfarrer von Abbach zu ernennen. Abach war dem Reichsstift St. Emmeram inkorporiert. [xiii]

Die Benediktinerklöster Prüfening, Weltenburg, St. Emmeram und das Stift Niedermünster spielten bei frommen Widmungen vermögender Abbacher Bürger, sei es in Geld oder Grundstücken, bis 1803 eine bevorzugte Rolle.[xiv]

Die Pfarrei Abbach erscheint schon 1433 in der ersten Diözesanmatrikel als geordnete Pfarrei.[xv] 1459 wird sie erstmals mit den Filialen Dünzling, Oberndorf, Peising und Saalhaupt in der Diözesanmatrikel aufgeführt.[xvi]

Sie gehörte immer zum Dekanat Kelheim mit Ausnahme einer kürzeren Periode nach 1438, in der es zum Dekanat Schierling gehörte.[xvii] 1687 wird die Filiale Dünzling zur Expositur von Abbach erklärt und erhält als Kirchengemeinde relative Selbständigkeit.

 Die Pfarrei Bad Abbach ist eine Nikolauspfarrei

Die Diözesanmatrikel 1998 müßte in diesem Punkt korrigiert werden !.[xviii] Das Nikolausfest feiern wir am 6. Dezember.

Die Nikolauspfarreien sind in der Regel sehr alte Pfarreien. Man wählte sich in Abach den hl. Nikolaus sicher zum himmlischen Schutzherrn gegen die Urgewalten des Wassers, das bei Hochwassern und beim Eisstoß über die Ufer der Donau hereinbrach und bei Wolkenbrüchen von den umliegenden Bergen herunterstürzte. Aber auch zur Hilfe für die Menschen, die hier sehr viel beruflich auf dem Wasser zu tun hatten. Nikolaus und Christophorus werden auch als Furtpatrone verehrt.

In Peising ist der Kirchenpatron der hl. Georg. Es ist nicht ausgeschlossen, daß man das Patronat wechselte, als der Pfarrsitz nach Abbach verlegt und die Schloßkirche zugleich Pfarrkirche wurde. Der erste hier bekannte Pfarrhof wurde, wie erwähnt , an der heutigen Stelle 1518 von Pfarrer Erhard Fabri gebaut[xix], dann um 1725 von Pfarrer Joh. Wolfgang Kreitl erneuert,[xx] 1831 von Pfarrer Bartolomäus Holzinger um den Preis von 5529 fl 5 x [xxi] von Grund auf renoviert.[xxii]

Die Pfarrei Bad Abbach ist eine sehr ausgedehnte Gebietspfarrei

Zu ihr gehören außer den oben genannten Filialdörfern inclusive Dünzling auch die Einöden und Weiler Eiermühle, Eiglstetten, Streicherhöhe , Peisenhofen, Weichs, Gemling, Au, Hochstetten, Seehof, Voxbrunn, Weilhof, Bockenberg, Gottesberg, Jägerhaus, Klausen, Kranzgarten, Pondorf, Ried, Teufelsmühle und Weilhof.

Die Filialen haben wie die Pfarrkirche Tauf-, Trau- und Sepulturrecht[xxiii]. Letzteres ist das Recht die Verstorbenen auf dem eigenen Friedhof zu bestatten. Seit Pfarrer Ferdinand Kulzer, etwa seit 1880, gab es die Agenda 2, in der alle pastroralen und gottesdienstlichen Verrichtungen in Bad Abbach und auf den Filialen geregelt waren, so lange es hier einen Kaplan gab.[xxiv]

Zu Zeiten des Pfarrers Emmeram Hemm 1673 , als man noch den Zehent einsammeln mußte, war das Einzugsgebiet von Abach noch größer . Es gehörten noch Stumpfet, Gebraching und Graßlfing dazu.

.Die Seelenzahl änderte sich im 19. Jahrhundert nicht all zu sehr. Erst im 20. Jh.. , besonders mit dem Eintreffen der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen nach dem 2. Weltkrieg und vor allem mit der Gebietsreform, kam ein sprunghafter Anstieg der Bevölkerung.

1804 z.B. hatte die Pfarrei Abbach 1637 Einwohner (die alle katholisch waren)[xxv]

1861 waren es 1678 Seelen (es gab schon 7 Protestanten die zur

oberen Stadtpfarrei in Regensburg gehörten.)[xxvi]Es war die Familie Ziegler, die aus Wunsiedel kam, und im späteren „Waldfrieden“ eine Weberei betrieb.

1894 , am Ende des 19.Jh. 1804[xxvii] Katholiken

1918 , am Ende des 1. Weltkrieges hatte die Pfarrei Abbach 2609.[xxviii]

1946, am Ende des 2. Weltkrieges 2537 Katholiken;[xxix]

1972, zum Zeitpunkt der Gebietsreform, 3413.[xxx]

1998 wie die letzte Diözesanmatrikel vermerkt, 4920 Katholiken .

2002 waren nach Auskunft des Einwohnermeldeamts Bad Abbach vom 10.07.2002 6300 Katholiken gemeldet. Mit dem Ortsteil Poikam wirkte die Pfarrei Kapfelberg, mit Lengfeld die Pfarrei Teugn in Bad Abbacher Gemeindegebiet herein.

2003 am 1. September wurde die Pfarrei Poikam im Zuge der Diözesanreform an die Pfarrei Bad Abbach angegliedert.

 Über das Beerdigungsrecht
Kommen wir noch einmal zur Sepultur: 1736 gehörten zur Sepultur Abach (Sepultur = Personen, die für die Bestattung auf dem Friedhof um die Kirche in Frage kommen könnten) 500 Personen. Das waren die Leute von Markt Abbach, vom Dorf Schloßberg-Abbach , die Beamten und das Gesinde des Schlosses.[xxxi]

Auf dem kleinen Friedhof um das gotische Kirchlein stand nahe der jetzigen Kirche gegen das Tal und nach Nord-Westen hin ein Totenkirchlein oder Seelhaus, das schon 1505 von Pfarrer Erhard Fabri repariert[xxxii], beim Neubau der jetzigen Pfarrkirche im Herbst 1849 aber abgerissen wurde.[xxxiii] Mit dem Fresco von Abach von Hans Donauer , um 1585 gemalt, im Antiquarium der Münchner Residenz zu sehen, kann dieses Kirchlein unseren Augen vergegenwärtigt werden.. Es war konsekriert und es durfte darin Messe gelesen werden. Beim Bau der barocken Kirche ab 1736 wurde der Friedhof, der wegen Raumnot schon einmal aufgedoppelt worden war , um einige Schuh (7-8) gegen das Churfürstliche Schloß hin erweitert.[xxxiv] 1851 wurde der Friedhof durch den Maurermeister Karl Dobmayer von Kelheim um die Summe von etwa 1000 Gulden zu Lasten der Gemeinde erweitert, planiert, eingefriedet und durch einen Aufgang zugänglich gemacht.[xxxv] 1881 / 82 fand eine weitere maßgebliche Erweiterung statt. (vom Missionskreuz südlich ). 1884 wurde das Leichenhaus gebaut ( 1000 RM zahlte die Gemeinde, den Rest Bürgermeister Franz Koller aus privaten Mitteln )

1949/50 folgte auf dem Bergfriedhof eine weitere Erweiterung und später eine Neuanlage an der Römerstraße.

Das Beerdigungsrecht in Bad Abbach hat heute die Gemeinde.

Am 28.4.1907 schenkte der Privatier Dominikus Koller das Grabdenkmal seiner Eltern auf Grab Nr.1, das damals gleich nach dem Aufgang das erste Grab links war, wo heute frühere Kindergräber liegen, der Gräberkasse Abbach als Priestergrab. Der Grabstein, der heute beim vorderen Kirchenportal steht, auf dem Bergfriedhof ein Solitär, wurde von Steinmetzmeister Vierthaler umgearbeitet.[xxxvi]

Die 1845 errichtete Treppe über den Kirchberg zum Friedhof hat 96 Kalksteinstufen. Sie musste in der Folgezeit durch eine Stützmauer auf der linken Seite vor Einschwemmungen gesichert werden Am 17.Juli 1917 erteilte das Bezirksamt Kelheim den Auftrag, die Kirchenstufen so weit als nötig neu zu legen.[xxxvii]Es mussten wenigstens Schäden, die durch Verwitterung entstanden waren, beseitigt werden. Auch wurde in den 1890er Jahren eine Sicherung des Weges zur Kirche und zum Friedhof durch eine Zwischenstange am Geländer zur Talseite von der Regierung angeordnet.

 Die Zeit frommer und wohltätiger Stiftungen

Die Zeit vor und während der Reformation war in Abach die hohe Zeit frommer und wohltätiger Stiftungen:

1470 wurde von der Bürgerschaft bei der Kapelle zum heiligen Christophorus

im Markte zur Ehre Gottes und der Jungfrau Maria für das Wohl der eigenen Seele und der Wohltäter des Kirchleins das Frühmeßbenefizium gestiftet[xxxviii]. Dieses wurde auf inständiges Bitten der Bürgerschaft nach vorübergehender Vakanz während des 30-jährigen Krieges 1733 wieder errichtet[xxxix] 1818 wurde es mit dem mühsam erkämpften Schulbenefizium zusammengeführt.[xl] Dieses wurde bis 1885 von Abbacher Bürgern großzügig dotiert.[xli]

1564 stiftete der frühere Ochsen-, später Engelwirt Georg Parth 5 Äcker in bester Lage Abachs in der gleichen frommen Absicht und zur Unterstützung der Armen von Abbach dem Magistrat , der sich um die Abwicklung kümmern sollte. [xlii]

Auch diese Stiftung zeigte bis 1885 Wirkung im Schulbenefizium und in der sozialen Fürsorge.[xliii] Die Pfarrei war wegen der Jahrmesse immer mit eingebunden.

 In eben dieser Zeit vor und während der Reformation erfuhr die Pfarr- und Kirchenpfründe von Abbach , die heute an Äckern, Wiesen und Wäldern immerhin noch 62,35 ha ausmacht,[xliv]eine herbe Einbuße:

 1. 1418 haben Zechpröbst und Bürger von Abach den ganzen Gemlinger Hof unter Pfarrer Paulus Würther dem Pfarrgotteshaus St. Nicola überlassen, damit dort täglich eine hl. Messe für die Stifter gelesen werde. Würther aber hat schon 1421 den Hof um 63 Pfund Regensburger Pfennige , das sind etwa 170 Gulden, an zwei Brüder verkauft. Der Pfarrei blieb nichts mehr außer 9 fl 4 Xer für das Lesen der Jahrmesse.[xlv]

Später kam der Hof an das Damenstift Niedermünster in Regensburg.

Ein nicht näher bezeichneter Gerichtsschreiber von Abbach aber merkte um 1800 an, daß der Pfleger Sterlmaier 1645 berichtet habe, der Hof zu Gemling, auch Aumaier Hof genannt, sei zwar seit 1552 nach Niedermünster lehnbar gewesen, sei aber von Kammerer und Rat von Abbach vor 150 Jahren von dem Auer von Brennberg gekauft und dem Gotteshaus St. Nicola in Abach überlassen worden, damit ein Pfarrer eine Wochenmesse lese. So habe die Äbtissin Anna Maria zu Niedermünster nie etwas zu Recht in Gemling zu suchen gehabt.

Aus dieser Stellungnahme geht hervor, daß man gegen dieses Rechtsgeschäft stets Vorbehalte hatte.[xlvi]

2. 1529 überließ Pfarrer Andreas Hüller den Widdum-Hof des Pfarrers von Abbach/ Peising zu Eiglstetten den Eheleuten Mathias und Anna Amon mit all seinen Besitzungen zum privaten Besitz. Den Erbrechtsbrief stellte sein Nachfolger Pfarrer Wolfgang Fischer aus. Dieser habe sich nur verpflichten müssen, eine jährliche Gilt von 7 fl 51 Xer 3 hl an das Kastenamt in Kelheim zu zahlen.[xlvii] Die Pfarrei hatte wieder einmal das Nachsehen !

Es gab noch weiteren vielfachen Pfründen- und Ämterschacher um die Reformationszeit mit der Kirche von Abach.[xlviii]

Die Zeit nach dem 30 jährigen Krieg
Der dann folgende 30-jährige Krieg war ein schreckerfüllter und märtyrerreicher Religionskrieg. Die eigentlichen Verheerungen hatte das flache Land zu ertragen. Es war die Zeit der verödeten und abgemagerten Güter. Die Jahre nach dem 30-jährigen Krieg waren aber auch die Zeit der eisernen Prälaten, die als knausrige Haushälter und tüchtige Wirtschafter bald wieder Kapital in Händen hatten und eine Hofmark um die andere ersteigerten.[xlix]

Nach Hunger, Leid und Todesgefahr erwachte geradezu eine Gier auf Leben. Ihr Ausdruck ist die barocke Sinnenfreude des 18. Jahrhunderts.

 Kurfürst Maximilian I. hatte Bayern ganz bewußt zum kernkatholischen Staat geprägt und seine Nachfolger hielten an der ausschließlichen Katholizität fest. Sakramentenprozessionen, Beichtzettel, Fastengebote, Sonntagpflicht, Gebrauch des Rosenkranzes, Messebesuch, Bruderschaften – alles gab es in Abbach, alles wurde fleißig gefördert und gepflegt.[l]

Bei uns in Altbayern schloß sich Geistliches und Weltliches , Diesseitiges und Jenseitiges zur Einheit eines wahrhaft barocken Weltbildes zusammen.[li]

Um 1760 gehörten von 100 Höfen über die Hälfte der Kirche und den Klöstern,[lii]die monumentale Kirchen bauten.

Aber das Bayern des Barock war nicht nur das Land der großen Kirchen, sondern auch das Land der Feldkreuze und der Wegkapellen.

 Zum Barock in der Pfarrei Abbach:

In Abbach wurde 1736 an Stelle des kleinen gotischen Berg- und Schloß- kirchleins Sanct Nicola eine barocke Pfarrkirche erbaut und 1752 um 7 Schuh verlängert, wofür die Baulast noch das Churfürstliche Pfleggericht trug.[liii]

Die 1470 erbaute Marktkapelle zum hl Christophorus wurde 1784 – 1786 barockisiert.

In Dünzling wurde die mittelalterliche Kirche zum hl . Martin 1711/12 erweitert und erhielt einen barocken Turmaufbau sowie einen barocken Hochaltar.

In Frauenbrünnl entstand 1725 die Kapelle zur Schmerzhaften Mutter Gottes.

In Oberndorf wurde die romanisch/frühgotische Marienkirche 1748 barockisiert.

In Peising wurde1741-1748 die Kirche zum hl. Georg gebaut. Der barocke Turm entstand auf älterer Grundlage.

In Saalhaupt entstand 1730/40 die Kirche St. Peter und Paul mit barocker Ausstattung.

In Weichs wurde die Kapelle, die dem hl. Markus geweiht und nach dem Merkbuch des Pfarrers Wolfgang Kreitl in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts

noch voll in Betrieb war, neu ausgestattet.

Es wären auch mehrere Wegkapellen und Bildstöcke aus dieser Zeit aufzuzählen, z.B. die Kapelle am Burgberg vom Süden des Ortes her, die bis in unsere Zeit als erster Altar für die Fronleichnamsprozession diente.[liv]

 Zur barocken Frömmigkei tund anderen Denkwürdigkeiten

1753 wurde in Abbach die Erzbruderschaft Corporis Christi, d.h. des Leibes Christi gegründet, die ihr Titelfest am Sonntag nach Fronleichnam mit einer zweiten Prozession mit höchstem Glanz und Pomp feierte. Am 1. Sonntag eines jeden Monats wurde die Prozession im Kleinen bis Pfarrer Ludwig Meier und kurz danach in und um die Pfarrkirche herum jeweils aufgefrischt.[lv].

Das geistliche Zentrum der Bruderschaft war die Marktkirche, die dem heiligen

Christophorus geweiht ist. Diese war über Jahrhunderte neben der Pfarrkirche religiöser Mittelpunkt des Ortes. Sie diente als Werktagskirche und hier fand an Sonntagen wenigstens die sog. Elfuhrmesse statt. Die „Kleine Kirche“ war in baulicher Hinsicht für die Marktgemeinde, zuletzt für die Pfarrei, ein Sorgen -kind. Sie mußte wegen schlechter Fundamentierung, nach Zerstörungen durch Kriege und wegen Überschwemmungen bei Hochwassern oft restauriert werden. Auch 2003 wurde eine neue Restaurierung der Grundfesten und des Dachstuhles in Angriff genommen.

 1730/32 wurde im Bistum Regensburg die Kongregation der Klausner ins Leben gerufen. Das jährliche Kapitel wurde seit 1738 in Abbach gehalten. Die Eremiten hielten auf dem Land auch Schule. Ihr Kapitelshaus ist Frauenbründl bei Abbach.[lvi]Seit Anfang des 18.sc. besteht in Frauenbründl eine kleine Wallfahrt mit Quellkult.[lvii]

 Von barocker Art war auch die Lebensführung, die Sitten und der Glaube der Leute. Der Pfarrherr von Abbach fiel nicht aus dem Rahmen: er war nicht nur Priester sondern bis nach dem Ende des 1. Weltkrieges auch Bauer. „Aus den Menschen genommen und für die Menschen bestellt.“

 Pfarrer Emmeram Hemm berichtet in seinem Zehent- Hausregister von 1673 wie er das Kirchendeputat der Bauern an Weizen, Hafer, Gerste und Korn aus den entlegensten Weilern und Einöden in seinem Pfarrhof zusammenführte, nach Schaff, Maß und Metzen rechnete, Haus um Haus , Jahr um Jahr, getreulich verbucht und hernach versilbert. Ein paar Bauern zahlten den Zehent mit Geld, die meisten in Natura. In der Regel waren 2/3 für das Kloster St. Emmeram zu Regensburg fällig, das den jeweiligen Pfarrer präsentiert hatte, 1/3 gehörte dem Pfarrer selbst und der Kirche von Abbach.[lviii]

Genau so lesen wir es auch bei Johann Wolfgang Kreitl , Pfarrer, Kammerer und vorübergehend sogar Pflegamtsverweser des Landgerichts Abbach. Seine Berichte sind nicht nur Kassenbuch, sondern auch Agenda und Merkbuch für die Seelsorge.[lix]

 Nicht nur nebenbei waren diese Männer Baumeister , Bauherren und Viehzüchter. Von Scheunenbauen, Schweineställen, Wagenremisen, Pfarrgarten, Hofpflastern Wurzgarten , Brückenbauen , Kühställen verstanden sie viel. Kreitl vollzog das Ende der Tierhaltung auf der Weide. Auch vom Vermessen und Abmarken des Pfarrwaldes berichtet Johann Mathias Neuhörl und noch vieles Bäuerliches mehr [lx]

 Wen nimmt es Wunder, wenn ein derartig überstrapazierter und ausgepowerter Pfarrer die unbelastete, zeitweise ungezügelte barocke, ja rokokohafte Lebensart seiner jungen Cooperatoren und Gesellpriester manchmal aufreibend erlebte und die Marotten des schon betagteren Frühmessers, der sich mehr als kommunaler Beamter, denn als Geistlicher fühlte, schädlich fand. Da galt nicht selten: Alter schützt vor Torheit nicht ! Der Name „ Bene“ avancierte zum Kosenamen. Der Pfarrer wollte diesen Bruder jeweils der Disziplin wegen an das Pfarrhaus binden[lxi] oder überflüssig machen[lxii], mußte aber immer erleben, wie der weltliche Arm von Abbach lieber einen vom Pfarrer unabhängigen Frühmesser favorisierte[lxiii], weil ein solcher verfügbarer und unterhaltsamer war. Dann kann man schon verstehen, wenn der Verantwortliche die Reißleine zieht: Das Bischöfliche Ordinariat sollte ein paarmal den Pfarrer durch ein Machtwort entlasten. Aber es erwies sich gegen den hartnäckigen Magistrat von Abbach als machtlos.[lxiv]

 „Mandatu generale“ nannte man den Lukas, den man sich im Auftrag des Bischofs hinter die Ohren schreiben sollte. Solche „ Ohrwürmer“ hat sich sehr selektiv ein Pfarrer von Abbach – sein Name ist nicht festgehalten – über die Jahre in das Merkbuch der Pfarrei geschrieben, um sie bei Bedarf aus der Mottenkiste zu ziehen. Sie sind ein interessanter Sittenspiegel jener Zeit und volkskundlich sehr ergiebig.

So heißt es am

24 März 1747

1. Ein jeder Gesellpriester soll seine Admission , sobald er sie erhalten, seinem Pfarrer vorweisen.

2. Er soll seine Sachen zusammenpacken und sich zur Reise schicken.

3. Gegen den Pfarrer soll er keine bedrohlichen, groben Worte ausstoßen.

4. Unter den Pfarrkindern soll er keine Unruhe oder Unordnung verursachen.

14. Mai 1769

1. Der Besuch von Gaststätten und Trinkgelagen ist aufs schärfste verboten.

2. Die eingezäunten Hausgärten sind fleißig zu unterhalten.

3. Auf jeden Beichtspiegel sind die dem Bischof zur Lossprechung reservierten Fälle einzutragen

4. Bruderschaften dürfen nur mit Zustimmung des Landesherrn errichtet werden.

5. Bei der Beichtzettelsammlung muß auch ein priesterliches Wort beigelegt werden.

6. Streitereien unter Priestern dürfen nur von der kirchlichen Obrigkeit geregelt werden.

7. Herumziehenden Klerikern darf nur nach Aushändigung des Cura- Instruments das Messelesen erlaubt werden.

 Die Querelen gehen aber weiter:

24. März 1777

Bei Kleidern sind außer der blauen und grauen Farb alle Farben abgeschafft. Seidene Tüchl, weiße Halsbindl, Devisen an den Uhren und eiserne Nägel an den Schuhen sind verboten.

Die Dekane und Pfarrer sollen fleißig darob Sorge tragen und dagegen verstoßende Cooperatoren nambar machen..

 4. Januar 1781

1. Der Cooperator und andere Gesellpriester sollen nicht willkürliche Handlungen erfinden, sondern nach der Empfehlung des Pfarrers im Weinberg des Herrn arbeiten.

2. Nach dem Abendbrot sollen sie nicht mehr ausgehen, außer zu ihren dringenden Berufsgeschäften.

 3. Der Besuch von Gaststätten, worunter in (..) Märkten jene Bürgerhäuser verstanden sind, in welchen Bier geschänkt und Zechguß gesetzt worden ist, wird hiermit abermals bei Vermeidung schärfster Strafen verboten.

4. Es soll sich auch kein Priester unterstehen, ohne Collar die hl. Meß zu lesen oder vor seinen Vorgesetzten zu erscheinen.

5. Während die Messe gelesen wird soll keine Gaudi (gemeint ist Lärm) zugelassen werden.

6. Die hochgefärbten Kleider, seidenen Halstücher, weißen Bändlein, gefärbten Strümpf sind abermals gänzlich abgeschafft.

 Außerdem schien es da ein paar zu selbstbewuße und eigenmächtige Frauenspersonen zu geben, an vörderster Front die Hebammen. Sie sollten es sich ebenfalls gleich hinter den Spiegel stecken:

17. April 1777

Die Hebammen sind vor Antritt ihres Amtes vom Pfarrer zu examinieren.

Es könnte ja sein, daß man sie zur Nottaufe oder bei einem Abgang braucht. Dieser praktische Unterricht ist so lange auszudehnen und so oft zu wiederholen, bis alles gründlichst erfaßt worden ist. Die Unterweisung soll jährlich vorgenommen werden. Die Hebammen, oder die sie vertretenden Personen müssen zur Eidesleistung im Pfarrhof erscheinen.[lxv]

 Am Ende, es war der 31.Juli 1797, mußte Bischof Josef Konrad an den Rat von Abbach ein Machtwort schicken:

…Ich habe gehört, schreibt er, daß mancher Frühmesser aus Mangel an Geld bald wieder weitergezogen ist. Andere aber, die länger geblieben sind, haben sich bemüßigt gesehen, auf eine schmutzige und einem Priester unanständige Art bei Guttätern verschiedene Beiträge zu ihrem notwendigen Lebensunterhalt zu sammeln. Einige derselben sind aus Abgang der Beschäftigung auf Ausschweifungen und auf das Spielen und Frequentierung der Wirtshäuser verfallen.

Es ist demnach viel schicklicher, wenn die Priester in einem geistlichen Hause unter der Aufsicht des Pfarrers und ihrer Nebenpriester wohnen als wenn sie in einem fremden Hause sich ganz allein überlassen sind.[lxvi]

Am Ende des 18.Jh. war die trotz aller politischen und kirchlichen Erschütterungen des Jahrhunderts erträglich empfundene Lebensart im Schoß der Geschichte versunken.

Aus der Barockzeit wird uns in den Analen des Ortes noch ein säkulares Ereignis berichtet, das natürlich auch Auswirkungen auf das kirchlich- religiöse Leben hatte: Vom 22. Mai bis 26. Juni 1754 weilte die Landesmutter Churfürstin Maria Anna Sophia mit 181 Personen hier zur Kur und vom 13. August bis 4. Oktober kam dann auch noch die Frau des Herzogs Franz in Bayern Amalia Maria Anna. Zu Ehren der ersten feierte am Fronleichnamstag , dem 13. Juni, ein „geweihter und ordinierter Weltprister“seine Primiz in der Hauskapelle des Bades, die extra zu diesem Ereignis errichtet und der Gottesmutter von Altötting gewidmet wurde.

Primizfeiern waren in Abbach in der Folgezeit rar. Erst

aus jüngster Zeit sind wieder Primizen zu registrieren:

1957 Pater Wolfgang Aumeier, OSB, 1962 Dr. Alfons Kraus, Weltpriester, 2002 Dr.Dr.Peter Beer, Weltpriester, 2003 Pater Thomas Winzenhörlein, CMM. Diese Höhepunkte wurden immer unter großer Anteilnahme der Pfarrgemeinde begangen.

 Die Ernüchterung im Nachbarock
Das Hungerjahr von 1770 infolge Mißwuchs und Teuerung, der Vorstoß der Aufklärung, die Zerstückelung Churbayerns durch die Österreicher, die Agitationen der Freimaurer, das Überflutetwerden durch die Soldateska Napoleons, die Verschwendungssucht Carl Theodors, die Politik des Grafen Maximilian von Montgelas kam wie ein Reif in der Frühlingsnacht über unsere ganze Heimat.

In der sog. Säkularisation 1803 , und was hernach folgte, wurden auch in Abbach weltliche und kirchliche Liegenschaften und Baulichkeiten vernachlässigt, Hausrat, Vorrat und Vieh geplündert[lxvii]. Zum 26. Mai 1818 , als Bayerns Verfassung erlassen wurde, das Konkordat mit Rom unterzeichnet und die Konsistorialverfassung der Protestanten in der Verfassung verankert war, zahlte man in Abbach zur Bestreitung der öffentlichen Schuldenlast bis zu 8 ½-fache Steuern. Alle repräsentativen Häuser in Abbach waren Ruinen: Dem kurfürstlichen Schloß auf dem Burgberg gaben französische Soldaten den Garaus, das ganz alte Schul- und Rathaus (heute Jungferngassl 3), das neue Rathaus im Markte (heute Gasthof zur Post), die barocke Pfarrkirche, der alte Pfarrhof, die Schule, alles war kaputt.

 Der Abriß der barocken Kirche, der Bau der neugotischen Pfarrkirche
Lesen wir aus dem Brief des Zeitzeugen Martin Otto, von 1838 – 1868 Pfarrer von Abbach, an das Consistorium des Bistums Regensburg am 9. März 1842 :

„Die hiesige Pfarrkirche St. Nicolai , schon seit längerer Zeit sehr baufällig geworden, gab in jüngerer Zeit Gebrechen zu erkennen, die den Einsturz befürchten ließen, weswegen auf Anordnung sachverständiger Werkmeister derselben mehrere Stützen gegeben wurden, um es möglich zu machen, ohne Gefahr den Gottesdienst in derselben abhalten zu können – und dies hauptsächlich darum, um so lange als möglich die Abhaltung des Hauptgottesdienstes in der kleinen und beengten Marktkirche St.Christophorus hinauszuziehen. Zu gleicher Zeit eröffnete die Pfarrkirchenverwaltung dem königlichen Landgerichte Kelheim den Zustand der Pfarrkirche. (…) nach genommener Einsicht fand (dasselbe) die weitere Abhaltung des Gottesdienstes in derselben bei den ergriffenen Vorsichtsmaßregeln immerhin auf einige Zeit zulässig, erklärte aber zugleich, an eine Reparatur sei nicht mehr zu denken, die Kirche müßte jedenfalls abgebrochen und neu erbaut werden und dies um so mehr als sie auch (..)für die vorhandene Seelenzahl zu beengt sei. Sonach wurde der Pfarrgottesdienst in derselben noch abgehalten, bis gestern, den 8. März der königliche Landrichter Riesch auf hiesigem Rathause der Gemeinde- und Kirchenverwaltung dahier ein Rescript der königlichen Regierung von Niederbayern kundgab, wonach die unverzügliche Schließung und vorläufige Abtragung des hölzernen Turmes und das Abnehmen der Glocken angeordnet , ein Neubau nicht wieder in Aussicht gestellt wurde. Diesem hohen Regierungsbefehle nachkommend hat man allsogleich bekanntgemacht, daß heute zum letzten Male die hl. Messe in der Pfarrkirche celebriert und nach deren Beendigung das Venerabile (=Allerheiligste) in feierlicher Prozession in die Marktkirche St. Christoph transferiert werde. Dies ist dann auch heute in größtmöglicher Solemnität vollzogen worden“.[lxviii]

Der Wille der Gemeinde und Pfarrei von Abbach hat es aber fertig gebracht, daß die Kirche an gleicher Stelle wieder aufgebaut wurde.

 Unter dem 5. November 1847 schrieb die königlich bayerische Regierung von Niederbayern, Kammer des Inneren an das bischöfliche Ordinariat Regensburg:

„Veranschlagte Kosten betragen mit Einschluß der Hand- und Spanndienste 19.620 Gulden 8 ½ Kreuzer.

Die Mittel zur Durchführung dieser Kosten bietet bis jetzt

1.Die Schenkung der Kirchenstiftung Hohengebraching 2761 fl 40 x

2.die unentgeltliche Leistung der Hand- und Spanndienste durch die Pfarrgemeinde, welche wir hinzuverhalten werden im Anschlage

zu 2829 fl 20 ¾ x

3.Die Concurrenz der Conkurrenzdezimatoren , die mit Rücksicht auf die Erinnerung (= altes Herkommen) einen Ertrag von 6027 fl 1 x liefern wird (Conkurrenzdezimatoren = 10 große Bauerngehöfte)

Der Rest (…)der sich auf ca.10.000 fl in runder Summe belaufen wird, ist wie gewärtigt auf die Kreisstiftungskonkurrenz zu übernehmen.“ [lxix]

 Die Inneneinrichtung der Kirche kostete nach einem Schreiben des königlichen Landgerichts Kelheim an die Pfarrkirchenstiftung und Bauverwaltung Abbach 4960 Gulden.[lxx]

 Im weiteren Verlauf unserer Erinnerung, in der Frage was sich nach der Errichtung der Kirche ereignete, folgen wir wieder Pfarrer Martin Otto. Sein Bericht „Beschreibung der Pfarrei Abbach“ von 1861 liegt im Diözesanarchiv in Regensburg :

 „Die alte Pfarrkirche in Abbach wurde am 9. März 1842 wegen totaler Baufälligkeit exsecriert und geschlossen, bis sie später, nachdem der Bau in vergrößertem Maßstab beschlossen und Mittel hierfür angewiesen waren, von Grund aus abgebrochen (wurde). Im Herbste 1849 wurde mit dem Neubau begonnen und die Kirche samt Turm aus dem Grund herausgebaut und am 16. Oktober des selben Jahres mit angemessener Feierlichkeit von dem Hochwürdigsten Herrn Bischof von Regensburg Valentin der Grundstein benediziert und gelegt. 1852 stand die Kirche, was Maurer- und Zimmererarbeit betrifft, vollendet da und wurde obgleich die innere Einrichtung noch gänzlich fehlte und nur ein Altar der alten Kirche mit Portatile errichtet war, im Auftrage des Hochwürdigsten Herrn Bischof Valentin am Sonntag, dem 21. November 1852 benediziert und für den Pfarrgottesdienst eröffnet. Am 1o. August, dem Fest des hl. Laurentius 1859 erfolgte (dann) die feierliche Consekration durch den Hochwürdigsten Herrn Bischof Ignatius von Regensburg. Dem Ansuchen der Pfarrgemeinde entsprechend verlegte seiner bischöflichen Gnaden das Kirchweihfest auf den Sonntag vor Bartholomäus, an welchem Tage auch das Kirchweihfest der alten Kirche gefeiert wurde.“[lxxi]

Die Geistlichen beschreiben ihre Pfarrei
Zu diesem Bericht, der 24 Seiten umfaßt, erfahren wir auch Näheres über den moralischen Zustand der Pfarrei Abbach in dieser Zeit:

„Im Allgemeinen hängt die Pfarrgemeinde Abbach treu an ihrer Kirche und an dem katholischen Glauben. Auch kann mit geringer Ausnahme das öffentliche moralische Betragen derselben als lobenswert bezeichnet werden. Es muß aber auch leider bekannt werden, daß der Unterzeichnete seine vor 24 Jahren vorgefundene Pfarrgemeinde in gewisser Beziehung kaum mehr erkennt. Derselbe fand in jener Zeit seine Pfarrgemeinde in der landesüblichen Tracht ,wie sie Bürger und Bauernsleute allgemein tragen: Der Luxus der Stadt hat sich ihrer bemächtigt und mit der weltlichen Kleidung hat sich teilweise auch das Gemüt und Herz dieser Leute verweichlicht und sie in religiöser und moralischer Beziehung eben nicht verbessert, daher es sehr zu beklagen ist, daß christliche Zucht und Erziehung der Jugend großenteils von den Eltern als eine Sache angesehen wird, die gleichgültig ist und sie wenig angeht. An Anwendung der Pastoralmittel fehlt es daher nicht.“[lxxii]

Soziale Fürsorge und Caritas im 19.Jh.

Mit dieser weniger erfreulichen Sicht wollen wir unseren Bericht nicht beenden. Denn als Antwort auf die Sorgen des Pfarrers Otto hatte schon im Jahre 1858 die Bräuerswitwe Anna Maria Koller für ihr Armenkinderhaus , das an der heutigen Ecke Römerstraße/ Jungferngassl lag, arme Franziskanerinnen aus Pirmasens, die späteren Mallersdorfer Schwestern, berufen. Sie sollten die Pflege und Erziehung armer, verlassener Mädchen übernehmen. In der Mädchenschule, ab 1816 an der Stelle des heutigen Gasthofes zur Post gelegen, 1850 aber wieder auf den Berg verlegt, heute Schloßberg 1, erteilten sie den Unterricht in Handarbeit und pflegten Kranke in Privathäusern.

 Randbemerkungen
Hier lassen wir noch einige Erinnerungen zum weiteren Leben in und um die neue Pfarrkirche und zu Ereignissen, die man nicht vergessen sollte, einfließen, denn unsere jetzige Pfarrkirche ist ja heuer 150 Jahre alt ! Zu runden Geburtstagen erzählt man sich nämlich gerne Episoden aus dem Leben des Jubilars / der Jubilarin. Und unser Geburtstagskind hat nicht nur im wörtlichen sondern auch im übertragenen Sinne Stürme und Sonnenschein erlebt :

 Im 19. Jahrhundert wurde der Pfarrer als Inhaber der Kirchenpfründe offenbar persönlich stärker als heute für die von ihm verursachten finanziellen Lasten haftbar gemacht. So berichtet Franz Xaver Steinhauser (Pfarrer 1869 – 1872 ) unter dem 26. Mai 1869 :

„ (Heute) war dahier die Baufallschätzung , deren Summe sich auf 1760 Gulden feststellte.

Da der Herr Vorfahrer in der Gant starb – so muß zu deren Wendung wieder ein Kapital ad onus successorum (dt. = zu Lasten der Nachfolger) aufgenommen werden“

Der Vorfahr war der Erbauer der jetzigen Pfarrkirche, Pfarrer Martin Otto (1838 – 1868).

Die ganze Kirche kostete bis zur Vollendung außen und innenam Schluß etwa 26.000 Gulden – die Außenanlagen und den Friedhof nicht mitgerechnet. Der Erwerb eines Stuhlplatzes kostete 1855 1 Gulden 12 Kreuzer (ca. 2.30 RM), die weitere Jahresmiete 6 Kreuzer ( ca. 20 Pf ); 100 Krautköpfe kosteten in Oberndorf 1 Gulden 24 Kreuzer ( = ca.2.50 RM); das Jahresgehalt des Gemeindeschreibers von Abbach betrug im Jahre 1862 78 Gulden; das Reineinkommen eines Lehrers ca.45 Gulden.

Der Chronist Pfarrer Steinhauser notiert unter dem 1.Oktober 1871:

„Der heutige Sonntag führte endlich auch die Gemeinde Abbach in die Reihe derjenigen, welche den aus ihrer Mitte ausgezogenen und glücklich heimgekehrten Kriegern ein Fest feierten. Leider war dasselbe vom Wetter nicht begünstigt, so daß der beabsichtigte Fackelzug und die Fulmination unterbleiben mußte. – Auch bei dieser Gelegenheit mußte ich die Beobachtung machen, daß für weltliche Zwecke die Abbacher Geld aufwenden, als zählten sie zu den Wohlhabendsten; gibt es einen frommen kirchlichen Zweck, da sind die Geldbeutel verschlossen.

Der Krieg, von dem die Rede ist, ist der deutsch/französische Krieg von 1870/71.

Die bittere Bemerkung des Pfarrers ist deshalb verständlich, weil sie von einem Mann kam, der auf einem Berg von Schulden saß, den er selbst nicht verursacht hatte.

 Lesen Sie noch die Notiz von Pfarrer Steinhauser vom 1.Oktober 1871:

„ Ende September wurde der obere Theil des Turmes des Pfarrgotteshauses, welcher ursprünglich die gleiche Farbe /: roth :/ mit dem ganzen Gebäude theilte, auf Veranlassung und Verantwortlichkeit des Bürgermeisters Zoeller- vom hiesigen Spengler-Meister Paintner um die Summe von 150 Gulden schwarz gefärbt. – Ich bedauere, daß die Originalität, der sich ehevor das Gotteshaus erfreute, verloren ging.“

 Was hat wohl den Bürgermeister Zoeller zu dieser Abneigung vor der Farbe rot inspiriert ? – Sicher nicht eine Partei ! – Waren es die roten Zahlen ?

 Es ist für den heutigen Betrachter ersichtlich, daß die Abbacher Bürger und Pfarrkinder bei der Geldnot zur Zeit des Kirchbaues den festen Willen hatten, das Äußerste für ihre neue Kirche zu leisten, indem sie selbst mit Hand anlegten. Der Wert der Hand- und Spanndienste wurde im Kostenvoranschlag für den Bau der Kirche mit 2830 Gulden beziffert, die Gemeindeverwaltung zahlte allein im Jahre 1850/51 317 Gulden für Hand- und Spanndienste. Es kamen nach Unterlagen des Pfarrarchivs auch reiche Geldschenkungen von Privatleuten, die es sich leisten konnten, vor. Inventarlisten, die die Ausstattung der Kirchen bezeichnen, lassen darauf schließen, daß die jeweiligen Pfarrer in ihren Bedarfsvorstellungen nicht im Stich gelassen wurden.

Dabei darf man nicht vergessen, daß
Abbach in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts die Verheerungen des napoleonischen Größenwahns und des österreichischen Krieges durch hohe Kriegssteuern büßen mußte. Trotz der Verarmung, die der verschwendungssüchtige Kurfürst Carl Theodor verschuldet hatte, mußte man Orts- und Verbindungswege bauen und Straßen pflastern. 2 baufällige Schulen mußten restauriert und ein neues Schul- und Rathaus gebaut werden. 376 Tagwerk Kurfürstenwald, der die stolze Summe von 11.000 Gulden verschlungen hatte, mußten abgestottert werden

Die Not z. B. in der Filiale Saalhaupt war geradezu sprichwörtlich („Bettelhaupt“). Weil die Leute dort bettelarm waren und der finanzielle Bogen wegen eigener Pflichten bereits überspannt war, mußten sie das königliche Landgericht in Kelheim darum bitten, sie von jeglicher Abgabe für die neue Kirche in Abbach zu entbinden.

 In memoriam
In der Vergangenheit hat die Gemeinde die Dankbarkeit vor Gott nicht vermissen lassen: „Gratias agamus Domino Deo nostro! (dt. laßt uns Dank sagen dem Herrn, unserem Gott!)“ beteten und sangen sie unzählige Male. Eucharistie feiern heißt Dank sagen. „Großer Gott, wir loben Dich!“. Dieses Lied hat unsere Pfarrkirche schon sehr oft gehört.

Aber die Bauleute ? Haben wir ihre Namen nicht schon vergessen ? Zuerst ist es Pfarrer Martin Otto, der Initiator. Dann der Kassier der Kirchenbaukasse, Apotheker Lang von Abbach; dann folgen der Planfertiger Josef Tanera vom königlichen Bauamt Landshut, die Baumeister Josef Schmidtner, Landshut und Karl Dobmayer, Kelheim. Die Orgel wurde von der Firma Breil in Regensburg gebaut. Ampel, Leuchter und Kanontafeln fertigte Peter Hiendlmeyer, Gürtler und Silberarbeiter von Abbach. Die Apostelleuchter stammen von Spenglermeister Weiß von Abbach. Die Fenstergitter der Oratorien, das Tabernakelkreuz, die Altäre und die Kanzel sowie den Taufstein und die Sedilien schuf der Bildhauer Blank aus Regensburg. Das große Kreuz mit Madonna ist von Joh. Baptist Holz aus Landshut. Die Faßarbeiten an den Altären und an der Kanzel wurden vom Maler Stadler aus Kelheim ausgeführt. Die Paramentenschränke , die Sakristeikästen, das Speisegitter und die Kirchenstühle fertigte der sehr verdienstreiche Schreiner Koch aus Abbach, der leider auf seinen verdienten Lohn oft lange warten mußte. Die Beteiligten an anderen Gewerken sind auch bekannt, aber wir wollen ihrer allgemein gedenken.. Es gab auch größere Gönner und ungezählte Spender kleinster Gaben.

Die Akteure der ersten Renovierung 1891 seien nicht vergessen !

1983/84 und 1992 war wieder eine Außenrenovierung erfolgt. Hier wollen wir den Einsatz von Anton Artmeier , Bad Abbach dankbar erwähnen. Die Folgen der 2. „Renovierung“ von 1952 unter Pfarrer Ludwig Meier, als die Liturgiereform nach dem 2. Vat. Konzil oft bauliche Kapriolen schlug, wurden von den „Freunden der Pfarrkirche“ unter der Vorstandschaft von Christian Fischl in anerkennenswerter Weise so weit wie möglich aufgearbeitet.

Nun noch einmal einen kleinen Schritt zurück :in der Geschichte

 Der St. Nikolausverein und eine weitere Pfarrbeschreibung
Die erwähnte pastoral-caritative Tradition führten ab 1934 Franziskusschwestern aus Vierzehnheiligen innerhalb des St. Nikolausvereins fort. Trotz des Widerstands von Pfarrer Alois Lehner gegen das NS- Regime mußten sie 1938 die Schließung des katholischen Kindergartens hinnehmen. Mit tapferem Glauben überstanden sie jedoch die Schrecken des 3. Reiches. Erwähnenswert bleibt das Bekenntnis der damaligen Frau Oberin, Schwester M. Agnella, mit bürgerlichen Namen Anna Gruber, vor Bürgermeister Georg Frank : „Wenn ich mein schwarzes Kleid mit einem braunen Kleid vertauschen würde, so könnte ich wohl ( im Kindergarten ) bleiben. Auf keinen Fall würde ich mein schwarzes Kleid gegen ein braunes austauschen, denn ich verleugne meinen Glauben nicht und wenn ich sogar um dessentwillen meinen Beruf verlieren und eine Stallmagd machen müßte.“[lxxiii]

Zum religiös-sittlichen Charakter der Pfarrgemeinde Abbach notiert Pfarrer Alois Lehner 1932: „Die Pfarrei ist sehr weit ausgedehnt und darum ist auch der Charakter der Bevölkerung sehr verschieden. In Abbach selber stehen armselige Hütten und Häuschen, die sich um den Schloßberg gruppieren, wo arme Häusler ein kümmerliches Leben fristen. Eine aufblühende Industrie, z. B. das Zementwerk Abbach-Saal-Kelheim gab ihnen eine Zeit lang eine Verdienstmöglichkeit. Aber die ist nun einer allgemeinen Wirtschaftskatastrophe erlegen. Zuerst gab es weiteren Bevölkerungszuzug in Abbach, jetzt aber herrscht Arbeitslosigkeit in weitem Umfang. Wie so oft geht auch hier Armut und Sittenlosigkeit Hand in Hand. (…) Die Nähe der Stadt und das Schwefelbad mit seinem Fremdenverkehr haben einen schädigenden Einfluß auf die Sitten.

Die Bevölkerung des Filialdorfes Oberndorf hat ähnlichen Charakter und hat sich auch den Abbachern wegen der geringen Entfernung ziemlich assimiliert. Da gibt es kleine, armselige Häuschen, meist von kleinen Gütlern und Steinbrucharbeitern bewohnt, die aber jetzt auch arbeitslos sind. In Peising und Saalhaupt wohnt noch eine rein bäuerliche Bevölkerung.“[lxxiv]

 Über die katholische Pfarrei Bad Abbach des 20. Jahrhunderts bis heute wäre noch viel zu berichten, besonders über das katholische Vereinsleben, das sich sehr üppig entfaltete. 26 Besonders der Katholische Männerverein (gegr. 1886) und der Katholische Frauenbund (gegr. in den 1950 er Jahren) müssen erwähnt werden, da sie im 20. Jh. in der Pfarrei wirksame kulturelle, religiöse und soziale Impulse setzten.

 Es gibt seit 30 Jahren nun auch eine evangelische Kirche und seit neuerer Zeit auch eine evangelische Pfarrei. Aber das ist alles noch sehr jung, und ich überlasse die historische Würdigung dieses Zeitabschnitts nachfolgenden Chronisten.

Beide Pfarreien, die katholische und die evangelische, haben meiner Meinung nach sehr wohl eine Perspektive, wenn beim Strukturwandel der Gegenwart, der zweifelsfrei im Gange ist, immer auch so viele sog. Laien zupacken wie es gegenwärtig der Fall ist. Es beteiligen sich gegenwärtig ca. 250 Personen an den vielfältigen Diensten, die die Pfarrei am Leben erhalten.

 Liste der Pfarrer von Bad Abbach – ein Memento

 Um 1143 Hezel, Pfarrer in Eigelstetten

Um 1150 Werner, Pfarrer und Dechant zu Eigelstetten

1237 – 1240 Cunrad (Kunrad)

1380 Georg Tenschlinger, Chorherr zur Alten Capelle zu

Regensburg

1418 – 1422 M. Paul Wirder (Würther), gest. 10.Juli

1449 – 1457 Sighard Molitor, Chorherr zu St. Johann in Regensburg

1480 Johann Baptist Sighardt

1486 Georg Knorringer

1505 – 1521 Erhard Fabri, gest. 18. Januar 1521

1528 – 1540 Andreas Hüller, von Nabburg

1550 Wolfgang Fischer, gest. 5. Sept.1563

1571 Johann Burkard

1595 Balhasar Hendlmayr

1606 Wolfgang Sprenger

1608 Leonhard Graslfinger

1611 August Gilg

1615 – 1523 Johann Stein

1623 Mathias Gaggenmayr

1626 Wolfgang Loibl

1629 Johann Hüerner

1642 Georg Engl, gest. 25. Nov.1661

1667 – 1672 Mathias Pleimer, nachher Pfarrer zu Schambach

1673 Emmeram Hemm aus Regensburg; er wurde 1681,Chorherr zu Maria-Schnee und erzbischöflich-geistlicher Rat zu Salzburg, wie auch Pfarrer zu Lohkirchen

1681 Johann Hofmann, gest. 1686

1686 Johann Ignaz Weinberger, J. u.L.

1688 Georg Reitter, aus Landshut, gest.1693

1693 Adrian Baumgartner, J. u. L.

1695 Mathias Husch

1696 Jophann Konrad Freiherr von Lilgenau

1697 Franz Karl von Obersulz, J: u. D.,1699 Pfarrer von Hofdorf

1699 Blasius Weidner, 1706 Pfarrer zu Nittenau

1706 Johann Schmölzer, J. u. D. und Chorherr zur Alten Capelle in Regensburg; 1712 Mühlhausen/ Österreich

1712 Georg Christoph Fischer, von Regenstauf, gest. 18. Okt.1724

1724 Johann Wolfgang Kreitl, von Regenstauf, bis 1727 nur Pfarrprovisor, gest, 8. März 1752

1752 Johann Mathgias Neuhörl, aus Kumpfmühl, der Thgeologie und beider Rechte Liz., 1769 Pfarrer in Pförring, gest. 5. April 1800

1769 Martin Mayer

1795 Josef Schlemmer, von Eugenbach, gest. 18. Dez. 1813

1815 Simon Sieß, von Priesath, gest. 6. Jan.1826

1826 Johann Michael Baumgärtner, von Wolfersdorf, gest. 1. Okt. 1829

1829 Bartholomäus Holzinger, von Stadtamhof; er erbaute den jetzigen Pfarrhof (1831)

1838 – 1868 Martin Otto, gest. 19. Dez. 1868; er erbaute die jetzige Pfarrkirche St. Nikolaus (1852)

1869 – 1872 Franz Xaver Steinhauser, gest. 5. Febr. 1872

1872 – 1874 Anton Kammerseder, gest. 4. Febr. 1874

1874 – 1880 Johann Baptist Weber, gest. 20. Mai 1880

1880 – 1892 Ferdinand Kulzer, gest. 1. Dez. 1892

1893 – 1899 Johann Baptist Wißmath

1900 – 1909 Max Glas, gest. 1. März 1909

1909 – 1917 August Templ

1918 – 1930 Josef Kreger

1930 – 1951 Alois Lehner, gest. 19. Okt. 1955

1951 – 1962 Ludwig Maier, aus Rahn, ab 1962 Stadtpfarrer in Deggendorf; er erbaute die Kirche „Zur Heiligen Familie“ mit Pfarrheim

1962 – 1981 Adof Pauly, aus Regensburg (Dompfarrei); er erbaute 1967 den neuen Kindergarten. 75

1981 – 2004 Siegfried Felber

 

Fußnoten:

 [i] Vgl. Diözesanmatrikel 1998, S. 63

 [ii] Vgl. Verena Hoffmann, Michael M. Rind. Die drei Vorgängerbauten der St. Nikolaus – Kirche. o.D.

 [iii] Johannes Martinus Reiher, Bericht an die Churfürstliche Regierung in Straubing 1756, Archiv des Marktes

Bad Abbach, II. Beachte: In Übereinstimmung damit setzt auch die Diözesanmmatrikel von Rgbg das

Erscheinen des hl. Rupert in Bayern um 580 fest. Die Diözesanmatrikel von 1916 verweist dieses Ereignis

erst in die Mitte des 7.sc.

 [iv] Akten von St. Emmeram: Pez I. 275 (Anamodi Lib. II.Cap.XV). In: Fasszikel Eiglstetten, Aufsatz von

Pfarrer J. Hiendlmeyer, Poikam v.5.9.1934, Pfarrarchiv Bad Abbach

 [v] Akten von St. Emmeram : Pez I. 69. In: A.a.O.

 [vi] Akten von St. Emmeram: Quellen u. Er. I. 80/81 Schenkungsbuch St. Emmeram. In: a.a.O.

 [vii] Vgl.Diözesanmatrikel 1998 , S. 63

 [viii] Vgl.LThK Bd.8 Sp.558 und Bd.6 Sp.993, Herder- V., Freiburg 1960

 [ix] Vgl.LThK Bd.5 Sp.1328, Herder V.,Freiburg 1960

 [x] Vgl.Diözesanmatrikel 1998, S. 63

 [xi] Vgl. Angüner, Fritz. Abbacher Heimatbuch. MZ- Druck, Regensburg 1973 , S. 54

 [xii] Bayerisches Hauptstaatsarchiv München. Regensburg St. Emmeram Urk.112/1 (Päpstliches Privileg von 1266 Juni 9. 200/2 (Verkauf der Vogtei über die Kirche in Abbach von 1298 Mai 23). 212 (Bestätigung des

genannten Verkaufs von 1306 Jan. 14 ) bzw. 1486 Okt. 11 (Vereidigung des Georg Knoringer)

Juni 9. 200/2 (Verkauf der Vogtei über die Kirche in Abbach von 1298 Mai 23). 212 (Bestätigung des genannten Verkaufs von 1306 Jan. 14 ) bzw. 1486 Okt. 11 (Vereidigung des Georg Knoringer)

 [xiii] Vgl. Diözesanmatrikel 1998. S. 63. Bay. HStA . Brief vom 15.07. 2002

 [xiv] Bezüglich Niedermünster: Regesta:Gemeindearchiv Bad Abbach .Sign.8.3.1. Verfasser vermutlich ein Landgerichtsschreiber von Abbach vor 1803 Bez.Weltenburg :Sammelurkunden I. Vergabe des Spentackers. 1750. Sign. 8.3.1 und 8.4.2 ( II.3) Bez. Prüfening : Inventurbuch Churfürstl. Markts Abbach 1795 -1800. Sign. 9.3.2 Nachlaß F.X.Koller Bez. St.Emmeram: Notizen – Buch über die kath. Pfarrei Abbach, ab 1762. Pfarrarchiv Abbach Emmeram Hemm. Zehent – Hausregister Pfarrei Abbach, 1673 . Pfarrarchiv Abbach

 [xv] Diözesanmatrikel. Regensburg 1880

 [xvi] Diözesanmatrikel Regensburg 1916

 [xvii] Diözesanmatrikel Regensburg 1880, XVIII

 [xviii] Diözesanmatrikel 1998, S.63

 [xix] Notizen- Buch der katholischen Pfarrei Abbach.Transskription des Neuhörl-Textes.Pfarrarchiv Abbach.

 [xx] Vgl.Gandershofer, Chronik des Marktes und Badeortes Abbach. Reprint 1986, S.116.

 [xxi] Akt im Diözesanarchiv Regensburg Sig, 42

 [xxii] Notizen – Buch der Kath. Pfarrei Abbach. Eintrag des Pfarrers Barth. Holzinger Pfarrarchiv Bad Abbach

 [xxiii] Diözesanmatrikel 1998, S. 63 f

 [xxiv] Agenda 2. Pfarrarchiv von Bad Abbach

 [xxv] Beschreibung der Pfarrei Abbach durch Pfarrer Josef Schlemmer.Diözesanarchiv Regensburg Sign.82

Beschreibung des Marktes Abbach von 1827, Gemeindearchiv Sign. 8.3.1 Regesta

 [xxvi] Beschreibung der Pfarrei durch Pfarrer Martin Otto. Diözesanarchiv Regensburg Sign .82

 [xxvii] Beschreibung der Pfarrei durch Pfarrer Bathoplomäus Holzinger. Diözesanarchiv Regensburg Sign. 82

 [xxviii] Schematismus der Diözese Regensburg, Pfarrer Josef Kreger

 [xxix] Schematismus der Diözese Regensburg, Pfarrer Alois Lehner

 [xxx] Schematismus der Diözese Regensburg. Pfarrer Adolf Pauly

 [xxxi] Notizen-Buch über die katholische Pfarrei Abbach, Eintrag Pfarrer Neuhörl, Pfarrarchiv

 [xxxii] a.a.O. Eintrag Neuhörl-Transskription

 [xxxiii] Beschreibung der Pfarrey Abbach durch Pfarrer Martin Otto.1861.Diözesanarchiv Regensburg,Sign.82

 [xxxiv] Notizen- Buch der katholischen Pfarrei Abbach, Eintrag Pfarrer Neuhörl, Pfarrarchiv

 [xxxv] Protokoll der Akkords- Aufrechnung vom 3. August 1851.Aus:Rechnung der Marktgemeinde Abbach 1851/52. Marktarchiv Bad Abbach. Sign. 7.2.1.c

 [xxxvi] Gemeindeausschußbeschlüsse der Marktgemeinde Abbach1904 – 1914

 [xxxvii] Protokollbuch des Gemeindeausschusses 1915 – 1926

 [xxxviii] Abschrift der Urkunde über die Errichtung eines Frühmeßbenefiziums etc 147o.Aus den Verhabdlungen des historischen Vereins für den Donaukreis, 1. Jg.,4.Heft, Regensburg 1832. Marktarchiv Bad Abbach, Sign. 8. 4.2. (II,3a)

 [xxxix] Schreiben des Abtes Anselm Godin von St. Emmeram v.25.2.1733. Archiv des Marktes Bad Abbach. A.a.O.

 [xl] Schreiben der königlichen Regierung des Regenkreisesdas Frühmeßbenefizium und das Schulbenefizium betreffend vom 21.1.1818. a.a.O

 [xli] Verschiedene Urkunden und Listen das Frühmeß- und Schulbenefizium betreffend.Archiv des Marktes Bad Abbach. Sign. 4.7.1.b

 [xlii] Abschrift des Stiftungsbriefes von 1564. Archiv des Marktes Bad Abbach. Sign. 8.4.2 ( II,1)

 [xliii] Brief des Bürgermeisters Michael Scherer von Abbach an das königlich bayerische Generalkommissariats des Regenkreises v. 15.April 1816. Archiv desMarktes Bad Abbach .Sign.8.4.2 ( II,3a)

 [xliv] Diözesanmatrikel 1998, S. 64

 [xlv] Notizen-Buch der kath. Pfarrei Abbach, Pfarrer Neuhörl – Transskription. Pfarrarchiv Abbach

 [xlvi] Regesta um 1800, vermutlich Landgerichtsschreiber von Abbach. Archiv des Marktes Abbach. Sign 8.3.1

 [xlvii] Erbrechtsbrief Abschrift über den Hof zu Eiglstetten. Saal-Buechl von dem Hochw.Herrn Emeram Hem so ab 1673 bis ad annum 1681 zu Abach Pfarrer gewest zusammengeschriben. Pfarrarchiv Bad Abbach

Notizen- Buch der kath. Pfarrei Abach. Teil Transskription Johann Neuhörl. Pfarrarchiv Bad Abbach.

 [xlviii] Siehe Regesten. Archiv des Maektes Bad Abbach. Sign 8.3.1 Brief des Archivpflegers Dr. Alfons Kraus vom 19.06.2002 an das Hauptstaatsarchiv München. Brief des HStA München an Dr. Alfons Kraus vom 15.7.2002. Archiv des Marktes Bad Abbach.Akt Archiv Gandershofer,Chronik. Reprintausgabe der Erstauflage von 1832. SS.16,17,21,26,62. Heimatverein Bad Bad Abbach,1986

 [xlix] Vgl.Hubensteiner, Benno.Bayerische Geschichte.Süddeutscher Verl. München 1980 S.185

 [l] Vgl.a.a.O. S. 188

 [li] Vgl.a.a.O. S.20 ff

 [lii] Vgl.a.a.O. S.207

 [liii] Notizen – Buch der kath. Pfarrei Abbach. Teil Neuhörl S. 9. Pfarrarchiv Bad Abbach

 [liv] Vgl. Baudenkmäler Bayerns, Landkreis Kelheim. S.80-105

 [lv] Vgl. Diözesanmatrikel Regensburg 1860. S.192, Rechnung der Erzbruderschaft Corporis Christi 1753 – 1807. Archiv des Marktes Abbach. Sign.9.3.1

 [lvi] Vgl. Diözesanmatrikel Regensburg 1916, S. 626:

 [lvii] Vgl. Diözesanmatrikel 1998,S. 63

 [lviii] Zehent – Verstiftung 1673 Emmeram Hemm. Pfarrarchiv Bad Abbach.

 [lix] Merkbuch des Johann Wolfgang Kreitl 1740 – 1764. Pfarrarchiv Bad Abbach

 [lx] Notizen- Buch der kath. Pfarrei Abbach, Notizen Pfarrer Holzinger.1829-1836. Pfarrarchiv Bad Abbach

 [lxi] Brief des Pfarrers Josef Schlemmer vom 31.7.1797 an das Ordinariat Regensburg über die Sache mit dem Frümesser. Archiv der Gemeinde Bad Abbach. Sign. 8.4.2 (II,3a)

 [lxii] a.a.O. / Brief des Pfarrers Josef Schlemmer vom 30.7.1797 an den Magistrat von Abbach, die Frühmesserstelle auf ihn zu übertragen. Archiv der Gemeinde Bad Abbach. Sign. s.o.!

Vertrag zwischen dem Pfarrer Mathias Neuhörl und dem Magistrat von Abbach wegen der Besetzung der Frühmesserstelle durch ihn selbst 1754. Archiv des Narktes Bad Abbach. Sign. s.o. !

 [lxiii] Bittgesuch des Magistrats von Abbach an den Bischof von Regensburg um einen vom Pfarrer unabhängigen Frühmesser.6.3.1778. Archiv der Gemeinde Bad Abbach. Sign. s.o. Gesuch des Bürgermeisters Scherer von Abbach an das königl. bay. Generalkommissariat des Regenkreises, wenn es schon nicht anders geht, das Frühmeßbenefizium in ein Schulbenefizium umzuwandeln. 15.4.1816. Archiv des Marktes Bad Abbach. Sign. s.o.! Angebot des Bürgermeister Scherer von Abbach, den Schulbenefiziaten vom Kriegsdienst und anderen Lasten freizustellen, wenn man nur einen Frühmesser bekäme. 16.6.1817. Archiv des Marktes Bad Abbach. Sign.s.o.!

 [lxiv] Bischof Anton Ignaz an den Rat von Abbach wegen der zu geringen wirtschaftlichen Basis für den Frühmesser.9.4.1778. Archiv des Marktes Bad Abbach. Sign. s.o.! Bischof Anton Ignaz an den Rat von Abbach. Wegen mangelnder wirtschaftlicher Basis. 31.3.1785. Archiv des Marktes Bad Abbach. Sign. s.o.! Brief des Magistrats von Abbach an das Ordinariat in Regensburg, man werde an der Bitte festhalten. 23.3.1805

 [lxv] Notizen-Buch der Kath.Pfarrei Abbach, Verfasser unbekannt. Um 1780. Archiv der Pfarrei Bad Abbach

 [lxvi] Brief des Bischofs Josef Konrad von Regensburg vom 31.Juli 1797 an den Rat von Abbach. Archiv des Marktes Abbach. Sign.wie oben.

 [lxvii] Vgl.Hubensteiner. Bayerische Geschichte. 220 -258, Schadensbeschreibung Protokoll für den Königlich Baierischen Markt Abbach vom Juni 1809. Archiv des Martes Bad Abbach. Sign.8.2.3 ( X,7)

 [lxviii] Aus dem Brief des Pfarrers Martin Otto von Abbach vom 9.3.1842 an das bischöfliche Konsistorium. Pfarrarchiv von Bad Abbach.

 [lxix] Schreiben der königl. bayerischen Regierung v. Niederbayern an das bisch. Ordinariat Regensburg vom vom 5.11.1847. Diözesanarchiv Regensburg Sign. 85 Anl.7

 [lxx] Brief des königlichen Landgerichts Kelheim an die Pfarrkirchenstiftung und Bauverwaltung Abbach die Kostenvoranschläge betreffen vom 10.2.1852. Archiv des Marktes Bad Abbach. Sign. 7.2.1.c

 [lxxi] Beschreibung der Pfarrei Abbach von Pfarrer Martin Otto, 1861. Diözesanarchiv Regensburg, Sign.82

 [lxxii] a.a.O.

 [lxxiii] Brief des Marktes Abbach an das Sekretariat des Gauamtsleiters der NSV in Bayreuth vom 17.5.1938 Archiv des Marktes Bad Abbach. Sign. 7.2.1.a.a

 [lxxiv] Pfarrer Alois Lehner. Religiöse Bräuche in der Pfarrei Abbach. 1932. S. 7. Pfarrarchiv Bad Abbach 75 Angrüner, Fritz. Abbacher Heimatbuch, Markt Bad Abbach, 1973, S. 123 f.

 Primärliteratur

 Akten, Urkunden Matrikeln und Chroniken aus

Hauptstaatsarchiv München

Staatsarchiv Landshut

Diözesanarchiv Regensburg

Marktarchiv Bad Abbach

Pfarrarchiv Bad Abbach

 

Sekundärliteratur

Gandershofer. Chronik des Marktes Abbach

Hubensteiner. Bayerische Geschichte

Angrüner. Heimatbuch von Bad Abbach 1973

Lexikon für Theologie und Kirche Bd.5 und 8

 

Von |2023-12-03T07:56:53+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

059: Pfarrei (Bad) Abbach in Kurzform (2002)

Unsere jetzige Pfarrkirche ist heuer 150 Jahre alt ! Zu runden Geburtstagen erzählt man sich gerne Episoden aus dem Leben des Jubilars / der Jubilarin. Unser Geburtstagskind hat nicht nur im wörtlichen sondern auch im übertragenen Sinne Stürme und Sonnenschein erlebt :

Im 19. Jahrhundert wurde der Pfarrer als Inhaber der Kirchenpfründe offenbar persönlich stärker als heute für die von ihm verursachten finanziellen Lasten haftbar gemacht. So berichtet Franz Xaver Steinhauser (Pfarrer 1869 – 1872 ) unter dem 26. Mai 1869 :

„ (Heute) war dahier die Baufallschätzung , deren Summe sich auf 1760 Gulden feststellte.

Da der Herr Vorfahrer in der Gant starb – so muß zu deren Wendung wieder ein Kapital ad onus successorum (dt. = zu Lasten der Nachfolger) aufgenommen werden.“[1]

Anmerkung zum besseren Verständnis:

Der Vorfahr war der Erbauer der jetzigen Pfarrkirche, Pfarrer Martin Otto (1838 – 1868).

Die ganze Kirche kostete bis zur Vollendung außen und innen etwa 26.000 Gulden – die Außenanlagen und den Friedhof nicht mitgerechnet. Der Erwerb eines Stuhlplatzes kostete 1855 1 Gulden 12 Kreuzer (ca. 2.30 RM), die weitere Jahresmiete 6 Kreuzer ( ca. 20 Pf ); 100 Krautköpfe kosteten in Oberndorf 1 Gulden 24 Kreuzer ( = ca.2.50 RM) [2]; das Jahresgehalt des Gemeindeschreibers von Abbach betrug im Jahre 1862 78 Gulden; das Reineinkommen eines Lehrers ca.45 Gulden.[3] ]

Der Chronist Pfarrer Steinhauser notiert unter dem 1.Oktober 1871:

„Der heutige Sonntag führte endlich auch die Gemeinde Abbach in die Reihe derjenigen, welche den aus ihrer Mitte ausgezogenen und glücklich heimgekehrten Kriegern ein Fest feierten. Leider war dasselbe vom Wetter nicht begünstigt, so daß der beabsichtigte Fackelzug und die Fulmination unterbleiben mußte. – Auch bei dieser Gelegenheit mußte ich die Beobachtung machen, daß für weltliche Zwecke die Abbacher Geld aufwenden, als zählten sie zu den Wohlhabendsten; gibt es einen frommen kirchlichen Zweck, da sind die Geldbeutel verschlossen.“[4]

Anmerkung zum besseren Verständnis:

Der Krieg, von dem die Rede ist, ist der deutsch/französische Krieg von 1870/71.

Die bittere Bemerkung des Pfarrers ist deshalb verständlich, weil sie von einem Mann kam, der auf einem Berg von Schulden saß, den er selbst nicht verursacht hatte.

 Lesen Sie noch die Notiz von Pfarrer Steinhauser vom 1.Oktober 1871:

„ Ende September wurde der obere Theil des Turmes des Pfarrgotteshauses, welcher ursprünglich die gleiche Farbe /: roth :/ mit dem ganzen Gebäude theilte, auf Veranlassung und Verantwortlichkeit des Bürgermeisters Zoeller- vom hiesigen Spengler – Meister Paintner um die Summe von 150 Gulden schwarz gefärbt. – Ich bedauere, daß die Originalität, der sich ehevor das Gotteshaus erfreute, verloren ging.“

 Frage zum besseren Verständnis ?

Was hat wohl Bürgermeister Zoeller zu dieser Abneigung vor der Farbe rot inspiriert ?

 Es ist für den heutigen Betrachter ersichtlich, daß die Abbacher Bürger und Pfarrkinder bei der Geldnot zur Zeit des Kirchbaues den festen Willen hatten, das Äußerste für ihre neue Kirche zu leisten, indem sie selbst mit Hand anlegten. Der Wert der Hand- und Spanndienste wurde im Kostenvoranschlag für den Bau der Kirche mit 2830 Gulden beziffert [5], die Gemeindeverwaltung zahlte allein im Jahre 1850/51 317 Gulden für Hand- und Spanndienste.[6] Es kamen nach Unterlagen des Pfarrarchivs auch reiche Geldschenkungen von Privatleuten, die es sich leisten konnten, vor.[7] Inventarlisten, die die Ausstattung der Kirchen bezeichnen, lassen darauf schließen, daß die jeweiligen Pfarrer in ihren Bedarfsvorstellungen nicht im Stich gelassen wurden.

Anmerkung zum besseren Verständnis:

Abbach mußte in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts die Verheerungen des napoleonischen Größenwahns und des österreichischen Krieges durch hohe Kriegssteuern büßen. Trotz der Verarmung, die der verschwendungssüchtige Kurfürst Carl Theodor verschuldet hatte, mußte man Orts- und Verbindungswege bauen und Straßen pflastern. 2 baufällige Schulen mußten restauriert und ein neues Schul- und Rathaus gebaut werden. 376 Tagwerk Kurfürstenwald, der die stolze Summe von 11.000 Gulden verschlungen hatte, mußten abgestottert werden.[8]

Die Not z. B. in der Filiale Saalhaupt war geradezu sprichwörtlich („Bettelhaupt“). Weil die Leute dort bettelarm waren und der finanzielle Bogen wegen eigener Pflichten bereits überspannt war, mußten sie das königliche Landgericht in Kelheim darum bitten, sie von jeglicher Abgabe für die neue Kirche in Abbach zu entbinden.[9]

 „Wenn der Herr das Haus nicht baut, dann bauen die Bauleute vergebens.“ Aber man muß provokativ und realistisch hinzufügen: Wenn die Bauleute nichts tun, wartet der Herr auf sein Haus vergeblich. Gott leiht sich unsere Hände, unseren Sinn und unser Herz.

 Vor Gott haben wir in der Vergangenheit die Dankbarkeit nicht vermissen lassen: „Gratias agamus Domino Deo nostro! (dt. laßt uns Dank sagen dem Herrn, unserem Gott!)“ beten und singen wir. Eucharistie feiern heißt Dank sagen. „Großer Gott, wir loben Dich!“. Dieses Lied hat unsere Pfarrkirche schon sehr oft gehört.

Aber die Bauleute ? Haben wir ihre Namen nicht schon vergessen ? Ich habe in meiner Pädagogik gelernt, daß man an seiner Dankbarkeit den Wert des Menschen am besten erkennen kann. Darum wollen wir zur Feier des 150-jährigen Bestehens der Pfarrkirche St. Nikolaus vielen Leuten herzlich für ihren Beitrag zum Bau, zur Ausstattung und zur Erhaltung der Kirche auf dem Berg herzlich danken:

Zuerst ist es Pfarrer Martin Otto, der Initiator und der Kassier der Kirchenbaukasse, Apotheker Lang von Abbach; dann folgen der Planfertiger Josef Tanera vom königlichen Bauamt Landshut, die Baumeister Josef Schmidtner, Landshut und Karl Dobmayer, Kelheim. Die Orgel wurde von der Firma Breil in Regensburg gebaut. Ampel, Leuchter und Kanontafeln fertigte Peter Hiendlmeyer, Gürtler und Silberarbeiter von Abbach. Die Apostelleuchter stammen von Spenglermeister Weiß von Abbach. Die Fenstergitter der Oratorien, das Tabernakelkreuz, die Altäre und die Kanzel sowie den Taufstein und die Sedilien schuf der Bildhauer Blank aus Regensburg. Das große Kreuz mit Madonna ist von Joh. Baptist Holz aus Landshut. Die Faßarbeiten an den Altären und ander Kanzel wurden vom Maler Stadler aus Kelheim ausgeführt. Die Paramentenschränke , die Sakristeikästen, das Speisegitter und die Kirchenstühle fertigte der sehr verdienstreiche Schreiner Koch aus Abbach, der leider auf seinen verdienten Lohn oft lange warten mußte.[10] Die Beteiligten an anderen Gewerken sind leider unbekannt . Auch den größeren Gönnern und Spendern der kleinsten Gaben sei gedankt. Sie mögen ruhen in Gottes Frieden !

Die Akteure der ersten Renovierung 1891 seien nicht vergessen. 1983/84 und 1992 war schon die Außenrenovierung erfolgt. Hier wollen wir den Einsatz von Anton Artmeier , Bad Abbach dankbar erwähnen.[11] Die Folgen der 2. „Renovierung“ 1952 werden von den „Freunden der Pfarrkirche“ unter der Vorstandschaft von Christian Fischl gegenwärtig in anerkennenswerter Weise aufgearbeitet.

 [1] Notizen – Buch der kath. Pfarrei Abbach. Einträge von Pfarrer F.X. Steinhauser. Pfarrarchiv Abbach.

(Dieses wertvolle Buch liegt momentan bei Herrn Franz Hagl, der früher im Pfarrarchiv arbeitete)

 [2] Martin Berghammer. Tagebuch . Reprint. Heimatverein Bad Abbach. Heft 19/91 S.61 .

Umrechnung: Rechnung der Lokal-Armen-Pflege Abbach des Etats Jahr 1857/58 u. Kommunalrechnungen

Abbach 1875/76 ( Jahr der Umstellung von Gulden auf RM)

 [3] Protokoll Buch über die Verhandlungen des Ausschusses bei der Marktgemeinde Abbach , Jahre 1855- 1881,

Eintrag 20.Okt.1862

 [4] Notizen- Buch der kath. Pfarrei Abbach. Einträge von Pfarrer F.X. Steinhauser. Pfarrarchiv Abbach

 [5] Schreiben der königlich bayerischen Regierung von Niederbayern an das Bischöfliche Ordinariat Regensburg vom 5.11.1847. Diözesanarchiv Regensburg Sign. 85 Anl. 7

 [6] Gemeinderechnung 1850/51 , S. 29 . Archiv des Marktes Bad Abbach

 [7] Verein der Freunde der Pfarrkirche. Akt. Aufstellung v. 16.Febr. 1986.

 [8] Register über die Besitzverhältnisse Wald vom Dezember 1803 – 1808 . Archiv des Marktes Bad Abbach

 [9] Protokolle, Anzeigen für die Gemeinde Saalhaupt pro 1858. Protokoll vom 30.01.1848

 [10] Erarbeitet nach Unterlagen im Pfarrarchiv von Franz Hagl.16.2.1986. Akt des Vereins der Freunde der Pfarrkirche.

 [11] Erarbeitet aus Unterlagen des Aktes des Vereins der

Von |2023-12-03T07:47:44+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

060: Dünzling aus verschiedenen Blickwinkeln erlebt

Als Josef Schleinkofer , Cooperator in Eschlkam, mit sich und der Umwelt im Zwiespalt kurzentschlossen einen improvisierten Trip nach Frankreich riskierte, weil er als Weltpriester unzufrieden und immer schon gerne Missionar gewesen wäre, wurde er nach seiner Rückkehr vom Generalvikar in Regensburg ausgerechnet als Expositus nach Dünzling angewiesen . Vorher war er von Bischof Ignatius von Senestrey gefragt worden: „ Warum sind Sie denn nach Frankreich durchgebrannt ?“ Da begründete Schleinkofer seinen Ausflug mit dem Hinweis: „ Weil ich halt gern zu den Wilden gegangen wäre.“ Der Bischof erwiderte verschmitzt: „Dann gehen Sie halt jetzt nach Dünzling!“

Und so fuhr Schleinkofer mit der Bahn nach Abbach und erreichte am 22. Juli 1888 Dünzling, wohl zu Fuß, ein kleines abgelegenes Bauerndorf, auf allen Seiten von großen Wäldern umgeben. Fernab lief der Zug von Regensburg nach Landshut so weit ab, daß Dünzling auch beim günstigsten Wind sein Pfeifen und Rollen nicht hörte. Nur eine Straße verband Dünzling mit der übrigen Welt. Nicht etwa eine Straße nach Abbach, mit dem es angeblich eine enge geistliche Verbindung gab, sondern eine Straße über Köfering, Thalmassing nach Langqwaid. Bauern hausten dort, große und kleine und mittlere. [i]

Es heißt von Schleinkofer am Ende seiner Laufbahn in Dünzling (1892): „Rastlos war die Arbeit des Expositus (..). Wer ihn so schaffen sah, hielt ihn für glücklich. Und doch fühlte sich seine Seele in Dünzling nicht daheim,…“[ii] Er wollte in einen Orden.

Anders erlebte diese Herde des heiligen Martin in Dünzling ein anderer Expositus, Alois Lehner (1916 – 1930), den die Dünzlinger wegen seiner Selbstlosigkeit sehr schätzten. Er fühlte sich in Dünzling sehr wohl und bezeichnete diesen Ort als „ein Paradies, das der Herrgott zu schließen vergessen hat“. Auch ein „kleines Königreich“ nannte er dieses Dorf[iii].

Es ist verwunderlich, daß er im Mai 1930 als Pfarrer ausgerechnet nach Abbach ging, der Pfarrei, zu welcher man ausdrücklich und erklärter Maßen über Jahrhunderte überhaupt nicht gehören wollte, aber mußte. Die Dünzlinger „Böck“[iv] hatten Alois Lehner in das Herz geschlossen und diese auch ihn, was sich dadurch zeigte, daß sie ihn beim Abschied zum Ehrenbürger erhoben.

Die Pfarrei Abbach war ihm wenigstens am 6.April 1921 noch sehr fern, als er wie ungezählte Vorgänger an die Diözese, das Bezirksamt und natürlich auch an das Pfarramt in Abbach einen Brief betreffs Erhebung der Expositur Dünzling zur Pfarrei schrieb. Es war dort aber gerade Josef Kreger (1918 – 1930) als Pfarrer am Ruder, dem bei seinen Problemen mit den Abbachern die Dünzlinger völlig fern lagen.

So schrieb Lehner an seinen übergeordneten Amtsbruder etwas indigniert: „ Vor einigen Tagen kam der ganze Akt betr. Erhebung der Expositur Dünzling zur Pfarrei vom Bezirksamt Kelheim an den Unterfertigten zur Ergänzung der Verhandlungen (zurück). Unter den 9 Punkten, die ergänzt werden müssen, findet sich unter Nr. 3:

Die Kirchenverwaltung Abbach hat unterm 20.3.1921 (..) in der Angelegenheit Beschluß gefaßt, der alle Förmlichkeiten vermissen läßt;(….) Lehner.“[v]

Aus der Erhebung zur Pfarrei wurde auch dieses Mal nichts, und so blieb es bis zum heutigen Tage. Ob dieser Mangel den Dünzlinger Lokalpatriotismus und Stolz heute im Jahr 2003 nach der Gebietsreform und der Diözesanreform noch beeinträchtigt, wäre eine andere Frage.

Dünzling rückte nicht auf dem geistlichen und seelsorglichen Sektor, sondern auf dem zivilen und bürgerlichen den Abbachern erst enger ins Bewußtsein, als es am 1. Januar 1978 im Zuge der bayerischen Gemeindegebietsreform nach Bad Abbach eingemeindet wurde. Bis zu diesem Datum lag das verschlafene Dorf hinter den Wäldern im Südosten dem Abbacher Herzen mit wenigen Ausnahmen ziemlich fern, wenn man nicht gerade zum ebenfalls eingemeindeten Ortsteil Saalhaupt gehörte, oder mindestens zum Ortsteil Peising.

Die Saalhaupter , zu denen ich mich wegen der Herkunft meiner Mutter wenigstens am Rande zähle, wurden in der Frühzeit wie heute von Dünzling aus pastoriert. Von Abbach aus sahen sie über Jahrhunderte außer der wöchentlichen Schulmesse nur jeden dritten Sonntag einen Kooperator im Gottesdienst, und der Pfarrer kam der Agenda entsprechend nur am Fest Peter und Paul und am Fest des hl. Stephanus persönlich. An den anderen Sonntagen besuchten die Saalhaupter ( natürlich meistens zu Fuß, weil es vor und im Krieg keine Autos und auch kaum Räder gab) den Gottesdienst in Teugn oder Dünzling. Die meisten zog es nach Dünzling, weil dorthin auch viele verwandtschaftliche Beziehungen bestanden, was schon die frühen Saalhaupter Bürgermeisternamen Georg Auer ( 1852 – 1860) und Georg Gierstorfer (1870 – 1880) vermuten lassen. Auch meine Großmutter stammt von dort; sie ist eine geborene Aichner aus Gattersberg, eine Schwester der beiden ehrwürdigen Schwestern Kreszens und Veronika Aichner, mit dem Ordensnamen Regina und Lidoria, Vinzentinerinnen des Klosters Zams in Tirol. Auch die Wallnerwirtin, die Pernpaintnerin und die Voxbrunnerin in Saalhaupt und die Teufelsmüllerin in Dünzling waren Schwestern von ihnen. Und so war und ist ein Großteil der Saalhaupter wie ich selbst mit den Dünzligern durch Sippschaft verbunden. Ich selbst hatte also , der ich zu Pfarrer Alois Lehner als meinen geistlichen Mentor auf dem Weg ins geistliche Amt wie zu der Dünzlinger Klostertante Lidoria enge Verbindung pflegte, in Dünzling biologische und geistliche Wurzeln. Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich als Bub mit einem ganzen Rudel Kindern und einem Haufen Erwachsener an vielen Sonntagen von Saalhaupt aus über den Dünzlinger Weg durch tiefen Wald 1 Wegstunde lang zur Sonntagsmesse eilte, hernach bei der „Wirtslies“ einkehren durfte, bevor man sich wieder auf den Heimweg machte.

Priester und Ordensschwestern wuchsen aus der Expositurgemeinde Dünzling in der Vergangenheit häufiger. Außer den genannten Ordensfrauen sind die Priester Petrus Lindner (um 1500), Johann Giessinger ( um 1500), Anton Weigl (1830), Georg Kammermaier (1860), Jakob Vogl ( um 1820) und die Ehrw. Schwestern Franziska Hendlmeier (1892), Anna Maria Maxreiter (um 1890), Theres Kindl (um 1900), Theres Witzmann (gest.1944), Theresia Gottswinter ( 1927), Theres Kolroser (1926), und Hedwig Gottswinter (1957) zu erwähnen. [vi]

 Dünzling ist heute eine Expositur

Expositur – was ist das ? fragen wir uns zuerst. Die Antwort lautet: „. ein abgegrenzter Seelsorgbezirk innerhalb eines Pfarrverbandes. Im Fall eigener Vermögensverwaltung besitzt der Sprengel nach Staatskirchenrecht den Charakter einer Filialkirchengemeinde. Dem geistlichen Leiter (Expositus) ist die selbständige Erledigung gewisser Amtsgeschäfte, unter Aufsicht des zuständigen Pfarrers, übertragen. Allgemeine Trauungsdelegation (..) und eigene Matrikelführung (mit Abschrift an das Pfarramt) sind die Regel. Stolgebühren werden nach oberhirtlicher Anweisung verteilt. Als Hilfspriester (.) hat der Expositus gemeinrechtlich keine Applikationspflicht“[vii] d.h. keine Verpflichtung zum unentgeltlichen Pfarrgottesdienst.

 So ist die Expositur Dünzling denn auch in der Diözesanmatrikel 1998 unter der Pfarrei Bad Abbach verzeichnet. [viii]Dort finden wir das Wesentliche in Kürze:

„Dünzling , Expositur St. Martin. (…)

Gemeinden: Bad Abbach, Thalmassing; Landkreise: Kelheim/ Ndb., Regensburg/Opf.

Katholiken: 338; Nichtkatholiken: 8

Zur Expositur gehörende Ortschaften, Katholikenzahl, Entfernung von der Expositurkirche:

Dünzling D 281 Kath. Kranzgarten E 6 K 1 km

Bockenberg E 4 3,1km Pondorf E – 2

Gattersberg W 20 1,3 Ried E 2 2,2

Jägerhaus E 2 1,6 Teufelsmühle W 3 1,2

Klausen W 16 2,6 Weilhof E 4 2

 Expositurkirche: Martin; Anlage mittelalterl., erweitert 1733; neu konsekriert 1.10.1877;164 Sitzpl; 4 Altäre, davon 1 Volksaltar 1972; Orgel 1894, Werk 1934; 4 Glocken; Eigentum und Baulast Kirchenstiftung

Kapellen: Klausen, Wolfgang; erbaut ca.1840; Eigentum und Baulast Gemeinde Thalmassing.

Religiöse Denkmäler : Dünzling, Mariensäule; errichtet 1889; Eigentum und Baulast Gde Bad Abbach – Dünzling, Kreuzweg mit Mariengrotte; errichtet 1890/91 ; Eigent. u. Baul. Gde Bad Abbach. Gattersberg, Kap. Eigent. u. Baul. privat. Feldweg nach Bockenberg, Kapelle, Beatae Mariae Virginis; errichtet vor 1580; Eigent. u. Baul. privat.

Friedhöfe:Dünzling; 1080 qm, 140 Grabplätze ; Eigent. u. Baul. Kirchenstiftung Dünzling u. Gde Bad Abbach, Verwaltung Kirchenstiftung Dünzling; Leichenhaus; Eigentum u. Baulast Kirchenstiftung.

Expositurhaus :Erbaut 1933; 8 Zimmer; davon 3 Diensträume Eigent. Pfarrstiftung; Baulast Gde Bad Abbach; Garten ca. 1200 qm.

Grundbesitz: Kirchenstiftung Dünzling 0, 8692 ha; Pfarrstiftung 0,1764 ha.

Kirchliche Vereinigungen: Herz-Mariae-Bruderschaft; gegr. 1845; 108 Mitglieder. Marianische Männerkongregation; 32 Mitgl.; KLJB; gegr.1931; 33 Mitgl.- Päpstl. Werk f. geistl. Berufe ; 40 Mitgl.; – Bonifatiuswerk Paderborn; 10 Mitgl.- Bonifatiuswerk der Kinder Paderborn; 25 Mitgl. – Kath. Frauenbund ; gegr. 1961; 55 Mitgl. – Lebendiger Rosenkranz; gegr. 1962; 21 Mitgl.

Außerordentl. Seelsorge: Prozession mit dem Allerheiligsten zur Mariengrotte am 15.8.; letzte Mission 1972“

 „Anno 1687, dem Jahr der Erhebung zur Expositur, gehörte Dünzling wie heute zum Dekanat Kelheim. Das Seelsorgsgebiet umfaßte die Ortschaft Dünzling, den Weiler Gattersberg, sowie die Einöden Pondorf, Ried, Bockenberg, Teufelsmühle, Eschlhof, Weilhof, Dürnpaint und Stumpföd.

Nachdem die Dünzlinger zusammen mit dem Kastenvogtgericht Kelheim und der Regierung in München jahrzehntelang mit dem Consistorium , dem Kloster St. Emmeram und den jeweiligen Pfarrern von Abbach um einen eigenen Geistlichen gestritten hatten, kämpften die verschiedenen Expositi zusammen mit den Dünzlingern und den eben zuerst genannten Stellen jahrhundertelang gegen die Pfarrer von Abbach und das Consistorium um die Anerkennung als Pfarrer beziehungsweise Pfarrei. All die (.) Auseinandersetzungen rührten daher, weil der Abt von St. Emmeram (in Regensburg A. d. V) bei der Erstbesetzung das Präsentationsrecht (das Recht einen Pfarrer vorzuschlagen und hinzusetzen ) nicht in Anspruch nahm, was bewirkte, daß Dünzling nicht als Pfarrei anerkannt wurde.“[ix]

Welche Formen die Auseinandersetzungen ab der Errichtung der Expositur unter dem ersten Expositus Johann Nikolaus Heylmair (1687 – 1696) annahmen, zu schildern, würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Sie werden im Heimatbuch von Johann Auer, ab Seite 154 ausführlich behandelt, Mit diesem Buch kann man sich in über 100 Seiten über Glaube und Kirche in der Expositur Dünzling umgreifend kundig machen.

Ein gewisser Höhepunkt der Unstimmigkeiten wurde unter dem Abbacher Pfarrer Johann Mathias Neuhörl erreicht, der sich im Jahre 1762 in dem von ihm begonnenen „Notizen – Buch über die katholische Pfarrei Abbach“ natürlich aus der Sicht der Gegenseite über die Bestrebungen des Dünzlinger Amtsbruders äußerte. Dort heißt es (Text lateinisch )

„1686 ( Pfarrer in Abbach war ) der Hochwürdige Herr Johannes Ignaz Weinberger. Unter diesem Pfarrer wurde der Dünzlinger Cooperator Expositus und ich gebe zu, daß ich in meinem Inneren denselben beschuldige, die Angelegenheit für seine Nachfolger nicht gut geführt zu haben, weil für den Lebensunterhalt dieses Expositus keine 300 Gulden, wie es in anderen Exposituren üblich ist, zur Verfügung stehen. Aber jeden Weg zurück wird ihm der Pfarrer offen gehalten haben. Nachdem er aber festgestellt hat, daß sich der Expositus so dagegen gestemmt hat, daß er durch das zu diesem Zweck einberufene Consistorium zu einem solchen Consens nicht veranlaßt werden konnte, sondern der Pfarrer in dieser Angelegenheit zur Besiegelung zwischen ihm und dem neuen Expositus ans ehrwürdige Consistorium gerufen wurde, hat er unter irgend einer Entschuldigung nach Eintritt dieser Teilung 1688 seinen Rücktritt von der Pfarrei erklärt.“[x]

Es ist anzunehmen, daß nicht zuletzt der finanzielle Aspekt den Grund für die Jahrhunderte währende Dissonanz zwischen den Dünzlingern und den Pfarrherren von Abbach abgab: Der Pfarrer in Abbach sah seine wirtschaftliche Basis geschmälert und die Dünzlinger sahen sich in ihrem Stolz verletzt, wenn man ihnen nachsagte, daß sie sich ja einen eigenen Geistlichen gar nicht leisten könnten. Und warum sollten sie auch nach Abbach zahlen, wenn ihnen von dort gar nicht so üppig geholfen wurde.

 Zoom – Momentaufnahmen

 Wir schreiben das Jahr 1845. In Dünzling waltet der Expositus Johann Michael Müllner (1843 – 1846). In Abbach residiert der Pfarrer Martin Otto (1838 – 1868), als Erbauer der neugotischen Pfarrkirche bekannt. Lesen wir die jeweilige Bestandsaufnahme aus zwei verschiedenen Blickpunkten:

Martin Otto :[xi] „ Abbach, den 24. Mai 1845.

Aus den Beilagen zu zehnseitigem Zuschreiben vom 16. l. M. hat man ersehen, daß die Gemeinde Dünzling bei der allerhöchsten Stelle beantragt habe, daß die bisherige Expositur daselbst zur selbständigen Pfarrei erhoben werde. Die Gemeinde begründet ihr Bittgesuch teils mit der Behauptung, daß schon in den ältesten Zeiten in Dünzling ein eigener Pfarrer gewesen, teils auch zur Abwendung der bisher bestehenden Gefährden für ihre heiligsten Interessen.

Man ist diesseits nicht gesinnt, die Behauptung der Dünzlinger Gemeinde, sie habe schon in den ältesten Zeiten einen Pfarrer gehabt, zu widerlegen.- Zu bedenken, was in diesem Betreffe als gewiß anzunehmen ist, wie folgt: Laut einer alten im bischöflichen Archive von Regensburg befindlichen Matrikel vom Jahre 1423 versehen die Seelsorge in der Pfarrei Abbach ein Vicarius cum duobus sociis (ein Pfarrer mit zwei Cooperatoren, A.d.V.). Von Dünzling aber, daß daselbst ein eigener Seelsorger gewesen wäre , sagt die Matrikel nichts, was doch nothin hätte geschehen müssen, wenn Dünzling einen eigenen Seelsorger oder gar Pfarrer gehabt hätte. Aus alten Schriften findet man jedoch, daß in frühester Zeit vor der Reformation Dünzling mit Saalhaupt und Peising alternativ von Abbach aus pastoriert wurden, daß die Pfarrei Abbach ein Drittel Groß- und Kleinzehent von Dünzling zu beziehen hatte, welch Letzteres bis zum Jahr 1688 unbestritten geschah, wie das noch vorhandene alte Saalbuch beweist. Daß aber später nach den Zeiten der Religionsspaltung und nach den Schwedenkriegen ein eigener Priester in Dünzling gewesen und daselbst gewohnet habe, ist aus einer schriftlichen Notiz in den Pfarrbüchern ersichtlich, indem um das Jahr 1593 ein gewisser Friedrich Scheerer als Kooperator in Dünzling, respektive Expositus angegeben ist. Während des Schwedenkrieges und nach demselben ist gewiß, daß die Seelsorge in Dünzling durch einen Kooperator von Abbach aus, oder auch durch den Pfarrer selbst versehen wurde. So weit die geführten Tauf-, Sterbe- und Trauungsmatrikeln zurückgehen, nämlich bis 1656 sind die in Dünzling vorgefallenen Geburten, Todesfälle und Trauungen wie die der übrigen eingehörenden Gemeinden in fortlaufender Ordnung eingetragen.

Vom Jahre 1680 an postulierte die dortige Gemeinde fortwährend , daß ihnen wieder ein eigener Priester gegeben werde und brachte es nach acht Jahren endlich dahin, daß unter dem Pfarrer Weinberger Jgnatz ein Cooperator expositus nach Dünzling admittiert wurde; demselben wurde der Drittteilzehent, den die Pfarrei Abbach bisher bezogen, nebst allen sonstigen Einkünften, wie Stolgebühren ad Sustentationem ( zum Lebensunterhalt, A.d.V.) überlassen, nur wurde festgelegt, daß er jährlich 50 Gulden zur Pfarrei Abbach als Absent abzuführen habe. Derselbe hat jedoch , warum ist nirgends angegeben, nie mehr als 12 Gulden entrichtet.

Der Seelsorger in Dünzling war und ist seit 1687 nicht mehr als Cooperator expositus, denn ein Pfarrer. Derselbe wurde , wie jeder Kooperator, nur vom bischöflichen Ordinariate admittiert, wurde nie investiert oder installiert, war nie Capitular des Landkapitels: der Pfarrer in Abbach hatte das Recht der Visitatio ecclesiae et Domus in Dünzling (der Visitation der Kirche und des Pfarrhauses, A.d.V.), dem Pfarrer stand das Recht der Begräbnisse, der Abhaltung der Exsequien für den verstorbenen Expositus zu; ja Pfarrer Neuhörl übte sogar die Privatobsignation wie Referation aus und publizierte das Testament des in Dünzling verstorbenen Expositus Hochw. Ignaz Grabner, welches Recht ihm vom Churfürstlichen Geistl. Rate in München auch zugestanden wurde.

Wenn nun der zeitliche Expositus in Dünzling auch Pfarrer genannt wurde, oder sein Haus ein Pfarrhaus, so geschah da nicht mehr und nicht weniger, als bei allen Exposituren geschieht. Die Pfarrkinder sind gewohnt, ihre Seelsorger nicht Expositi sondern Pfarrer zu heißen, was auch, wie im gegenwärtigen Falle bei Dünzling die weltlichen Behörden akzeptierten, so daß es kam, daß dem Expositus sogar ein Pfarrsiegel gegeben wurde, was übrigens in Hinsicht seiner Berufung durch die geistliche Behörde und seiner Rechte keine Änderung hervorbrachte, er blieb nach wie vor Expositus.

Wenn derselbe Lokalschulinspektor, Vorstand der Armenpflege und der Kirchenverwaltung ist, so lag das ganz in der Notwendigkeit. Denn dem Pfarrer in Abbach, der das ganze Jahr auch nicht eine geistliche Verrichtung in Dünzling vorzunehmen hat, dem die Gemeinde Dünzling, ihre Gebräuche und Bedürfnisse in geistiger und leiblicher Hinsicht unbekannt sind, ist es bei der weiten Entfernung von zwei Stunden gänzlich unmöglich, in diesem Betreffe seinen Verpflichtungen nachzukommen.

Mit dieser Beleuchtung der Verhältnisse der Expositur in Dünzling will man aber keineswegs (..)sagen, der Gemeinde Dünzling feindlich entgegen zu treten – vielmehr muß man die Bitte derselben als wohl begründet anmerken, indem dieselbe ihr geistiges Wohl vor Augen hat.

Es ist gewiß, daß einem Seelsorger, der wirklicher Pfarrer ist, dem seine Gemeinde gleichsam angetraut ist, das geistliche und leibliche Wohl seiner Gemeinde mehr am Herzen liegt, als einem Priester der ad nutum amovibilis (auf Wink versetzbar, A.d.V.) nur auf kurze Zeit unter denselben lebt, gleichsam nur so im Vorübergehen, bis ihn die Reihe einer Pfarrei trifft.

Dünzling ist weit herabgekommen und bedarf eines Seelsorgers, der länger unter ihnen verweile-, und wahrlich, daß dieses für die Zukunft möglich wird. (…) Hiermit erklärt man nun, daß man diesseits gegen die Erhebung der Expositur Dünzling zur Pfarrei nicht nur nichts entgegen habe, sondern dieselbe zum Wohle der Gemeinde daselbst notwendig erachte. Der Pfarrer setzt nur die einzige ausdrückliche Forderung, daß auch, wenn Dünzling eine Pfarrei ist, das Absent von jährlich 12 Gulden von derselben zu Lichtmeß jeden Jahres abgeführt werde und somit der Pfarrei Abbach auf ewige Zeiten verbleibe. Mit Hochachtung ! Otto, Pfarrer.“

Es wurde in diesem Schreiben behauptet, daß Dünzling sehr weit herabgekommen sei. Wir können es überprüfen, ob der zeitgleich in Dünzling wirkende Expositus Johann Michael Müllner die Situation genau so beurteilte. Wir lesen den

„Bericht über den moralischen und religiösen Zustand und das Kirchenvermögen der Expositur Dünzling für 1843/44“ :[xii]

1. Irreligiöse Grundsätze, Bücher, Vereine hat man nicht bemerkt.

2. Ärgernisgebende Feindschaften, Concubinate, Laster finden sich nicht vor.

3. Verhältnis der unehelich zu den ehelichen Geburten: Unter 11 Geburten sind 2 uneheliche

4.  Selbstmorde, Todschläge, Exzesse in moralischer und religiöser Hinsicht merkwürdige Ereignisse sind nicht vorgekommen. Es macht sich in der Gemeinde ein großer Hang für Spielen und Trinken bemerkbar, wodurch leicht zu Exzessen und Todschlägen Anlaß gegeben wird.

5. Besuch des vor- und nachmittäglichen Gottesdienstes und Hindernisse: Die Gottesdienste werden fleißig besucht

6. Frequenz der Sakramente , Gelegenheit dazu: Es finden sich fast alle Sonn- und Feiertage einige, welche das hl. Sakrament der Buße und des Altares empfangen.

7. Besuch der Werk- und Feiertagsschule: Werk- und Feiertagsschule werden ohne Zwang fleißig besucht. Zu wünschen wäre, daß das Viehhüten an Sonn- und Feiertagen eingestellt würde.

Besuch des Tanzplatzes von Seiten der Schuljugend: Der Tanzplatz wird zwar nicht hier, von der schulpflichtigen Jugend, wohl aber in den benachbarten Ortschaften besucht. Zwei feiertagsschulpflichtige Knaben wurden wegen Tanzplatzbesuches gerichtlich abgehandelt.

8. Von welchem Geiste der Lehrer und der Meßner beseelt sei: Gegen Lehrer und Meßner hat man keine Klage

9. Baulichkeit der Kirche und der Priesterwohnung: An der Kirche macht sich keine notwendige Baureparatur bemerkbar. Die Priesterwohnung befindet sich in einem fast baufälligen Zustande. Diesem Übelstand aber wird noch im Laufe dieses Jahres abgeholfen, indem die Gemeinde, welcher die Baulast obliegt, ein der Kirche anliegendes Haus eintauschte, welches dem zeitlichen Expositus als Wohnung bereitet und angewiesen wird.“

 Ein weiter Spannungsbogen – Anfang und Ende einer Vision

„Schon zu Zeiten der zu Ende gehenden Römerherrschaft war unser Gebiet weitgehend christianisiert. (…) Nach der Landnahme kamen die Bajuwaren im 6. Jahrhundert mit dem christlichen Glaubensgut in Berührung, ..“[xiii]

„Durch die mutmaßliche Dotation der Agilolfinger um 700, die Tauschverträge des 9. Jahrhunderts und weitere Erwerbungen wurde das Kloster St. Emmeram Herr über großen Grundbesitz in Dünzling, aber auch über die Menschen, die auf diesem Besitz lebten und arbeiteten. Den größten Teil der Erwerbungen konnte die Abtei bis zur Aufhebung im Jahre 1810 halten. St. Emmeram bestimmte also über 1100 Jahre hinweg das öffentliche Leben und Treiben, ja die Geschichte des Dorfes Dünzling überhaupt.“[xiv]

„Früher hatte auch das Kloster Prüfening in Dünzling ein Prädium, das aber 1142 an das Emmeramer Kloster zurückgegeben wurde. (….)“, schreibt Georg Rieger in der „Geschichte der Stadt Kelheim“.[xv] Er erinnert auch.“ Schon beim alten Pfarrsitz Eigelstetten haben wir gehört, daß die Kirche des hl. Martinus zu Dünzling zu dieser Urpfarrei gehörte;(…)“[xvi]

Darüber hinaus lesen wir in einem Bericht der Regierung von Niederbayern , der sich auf die Einvernahme mit dem bischöflichen Ordinariate Regensburg beruft, von der Existenz einer Pfarrei. „Ursprünglich bestand in Dünzling eine Pfarrei, die zum ehemaligen Augustinerchorherrenstifte Paring gehörte, und mit einem Provisor besetzt war. In Folge der Reformation ist diese Pfarrei mit dem genannten Chorherrenstifte erloschen. Die Gemeinde Dünzling wurde hierauf der Pfarrei Abbach zugeteilt, wie aus der Matrikel der Diözese Regensburg vom Jahre 1666 hervorgeht….“[xvii]Dem entsprechend führt „Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1589/90“ Dünzling neben Weichs, Saalhaupt, Peising und Oberndorf als Filiale von Abbach auf. Zur Kirche des hl Martin wird bemerkt: „Es erfreut sich diese Kirche des heiligsten Sakramentes, für dessen äußeren Behälter ( Tabernakel , A.d.V.) man einen Deckel braucht. Dessen innere Kapsel ( Ciborium, A.d.V.) besteht aus Metall mit Glas. Hier werden drei Kelche festgestellt, alle aus Silber. Aber nur zwei von ihnen sind vergoldet. 5 Paramente sind hinreichend ordentlich. Altartücher sind genug vorhanden, wie auch bezüglich der restlichen Sachen für die Ausstattung der Kirche kein Mangel festgestellt wird. Alle Gerätschaften in der Kirche wurden ziemlich unordentlich vorgefunden.“[xviii](Aus dem Lateinischen)

Wie schon erwähnt, ist Dünzling nach dem 30 jährigen Krieg eindeutig Filiale von Abbach. Im Saalbüchl des Emmeram Hem 1673 – 1681 wird festgestellt : „Tünzling ist ein Filial der Pfarr Abbach zum Churfürstlichen Casten Gericht Kelheimb gehörig. Allda ist das Gottshaus zu Ehren des hl. Martins Bischofs geweiht worden. Bei dieser Filial hat das Kaiserliche Freie Reichsstift Closters St.Emeram zu Regensburg zworn Theil und der Pfarrer zu Abbach ein Theil Zehent.“[xix]

Das älteste Pfarrmatrikelbuch von Abbach 1657 – 1669 nennt die Dünzlinger Pfarrkinder , sei es bei ihrer Geburt, Heirat oder im Tod, einträchtig mit denen von Abbach, Oberndorf, Peising und Saalhaupt. Z.B.

1667 17. Mai Getauft wurde Caspar , ehelicher Sohn des Lorenz Gierstorfer und der Kunigunde , Bauerseheleute in Ried auf der Einöde. Taufpate war Caspar Volger, Bauer aus Massing. Es hat ihn in Dünzling getauft J. Blaimer, Cooperator in Abbach (aus dem Lateinischen) oder

1662 20. Februar Hochzeit feierte in Dünzling der ehrenhafte Adam Stierstorfer, Schmied in Dünzling, lediger Witwer mit der Jungfrau Barbara etc. oder

1662 28. Dezember An diesem Tag starb Margareta Humlin in Dünzling, deren Körper bei der Kirche des hl. Martin zu Dünzling beerdigt wurde. (aus dem Lat.)

 So war Dünzling , wie bewiesen ist, wohl anfänglich Pfarrei, dann wieder Filiale von Abbach.

Mit der Erhebung zur Expositur erreichte es eine Vorstufe zur Pfarrei. Das Verlangen nach dem Ziel der Unabhängigkeit ist nie erloschen. Noch 1895 erbat der Expositus Johann Baptist Schellerer vom Pfarrer von Abbach wenigstens die Übertragung pfarrlicher Funktionen, wenn schon nicht Rechte. Es handelt sich um die Geschäfte eines Lokalschulinspektors, Vorstandes der Kirchenverwaltung und der Armenpflege an der derzeitigen Expositur Dünzling.[xx]

Vermutlich den letzten Versuch, in Dünzling Pfarrer zu werden, startete, wie erwähnt, der Expositus Alois Lehner 1921. Für dieses Ziel mußte er selbst nach Abbach ziehen.

 Perspektiven

Von den Seelsorgern in Dünzling betrachten wir uns wenigstens den vermutlich letzten Expositus etwas genauer:

Seit September 1983 steht Pater Günter Karikas OSB, Liz. theol. und Dr. phil., ein hochstudierter und liebenswürdiger Herr, der Kirchengemeinde vor. Er stammt aus der Erzabtei Pannonhalma ( Martinsburg) in Ungarn. In dieses Kloster trat er 1944 ein, wurde 1946 zum Studium an die Benediktinerhochschule San Anselmo in Rom geschickt. Nach neun Jahren dort legte er in Maria Einsiedeln die ewigen Gelübde ab. Von 1956 – 1960 war er in der Schweiz Flüchtlingsseelsorger für die Exilungarn. 1960 wurde er nach Kastl bei Amberg/ Bayern an das ungarische Gymnasium mit Internat für Buben und Mädchen beordert. Diese Anstalt wurde 1980 wohl aus politischen Gründen geschlossen. Pater Karikas setzte nun seine pädagogische Tätigkeit in einer Franziskanerschule in Diestedde /NRW bis 1983 fort. Dann bewarb er sich in Regensburg um eine sinnvolle pastorale Arbeit. Der Bischof schickte ihn nach Dünzling, von wo, wie früher schon immer , der inständige Wunsch nach einem eigenen Seelsorger, bekannt war. Seit 20 Jahren lebt Pater Karikas nun schon dort, sehr glücklich und in guten Verhältnissen, wie er selbst sagt. Er liebt die Dünzlinger und wie man hört, schätzt man ihn dort sehr. Den Saalhauptern hält er jeden Sonntag und an einemWerktag in der Woche eine hl. Messe, spendet die Sakramente und bereitet die Kinder auf die Erstkommunion vor. Er ist auch Bischöflicher Delegat für die Einsiedler in Frauenbrünnl bei Bad Abbach. Dünzling sei für ihn ein kleines Paradies geblieben, mit ein paar Auswegen in die moderne Welt natürlich. Von reinem pastoralen Aktionismus hält er nicht viel, sondern von treuem priesterlichen Dienst, wie ihn die Kirche will. Mit seinen 77 Jahren nimmt er die Last im Weinberg des Herrn auf sich, damit ihm der Herrgott, wie er selbst sagt, nach seinem Heimgang in die Ewigkeit in Dünzling trotz seiner Sünden gnädig begegnen wolle. Nach 56 Jahren priesterlichem Dienst in der Welt hat ihm das Mutterkloster in Ungarn zwar einen Alterssitz angeboten, aber dafür will er seine nun lieb gewordene neue Heimat und seine Freunde in Dünzling nicht mehr verlassen.

Wenn er einmal nicht mehr ist, wird Dünzling vermutlich keinen eigenen Seelsorger mehr bekommen. Man hat sich bei der Diözesangebietsreform in den Seelsorgbezirk Paring, Niederleierndorf, Hellring orientiert, nicht mehr nach Bad Abbach.[xxi]

Pater Karikas starb am 21.08.2011 und fand auf dem Friedhof in Dünzling seine letzte Ruhe.

 [i] Vgl. Schuster, Josef , C.Ss.R. . Pater Josef Schleinkofer. Regensburg 1932, S. 67 f

 [ii] A.a.O. S. 86

 [iii] Vgl. Auer, Johann. Dünzling. Geschichte eines niederbayerischen Dorfes. Dünzling 1991, S.191 f

 [iv] Vgl. a.a.O. S. 332 ff : Charakterisierung dieses Menschenschlages

 [v] Brief des Expositus Alois Lehner an das kath. Pfarramt Abbach v. 6.4.1921. Pfarrarchiv Abbach V

 [vi] Vgl.Auer a.a.O. S. 214 – 216

 [vii] LThK Bd.3, Expositur. Freiburg 1959 Sp. 1318.

 [viii] Matrikel des Bistums Regensburg. Verlag Bischöfliches Ordinariat Regensburg,1998, S.64 f.

 [ix] Auer, Johann. A.a.O. S. 153 f

 [x] Johann Mathias Neuhörl. Notizen Buch. 1762. Archiv der kath. Pfarrei Bad Abbach I.

 [xi] Martin Otto. Das kath.Pfarramt Abbach an das königl. Landgericht Kelheim, 24 Mai 1845.Pfarrarchiv Abbach.V

 [xii] Bericht gleichen Namens, Dünzling 1844. Archiv der Pfarrei Bad Abbach.V

 [xiii] Auer, Johann. A.a.O. S. 130

 [xiv] Auer, Johann. A.a.O. S.36

 [xv] Rieger, Georg. Geschichte der Stadt Kelheim. Verlag Leik, Kelheim 1929, S.235

 [xvi] A.a.O.

 [xvii] Schaaf, Regierungsdirektor. K. Regierung von Niederbayern. Kammer des Inneren. Bericht. 2.6.1893, Archiv der Pfarrei Abbach. V

 [xviii] Mai, Paul. Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1589/90. Verlag des Vereins für Regensburger Bistumsgeschichte. Regensburg 2003, S. 193

[xix] Hem, Emmeram.Pfarrer von Abbach. Saalbüchl 1673 – 1681. Archiv der Pfarrei Abbach.I

 [xx] Schellerer, J.B. Brief an das kath. Pfarramt Abbach, 12.9.1895.Archiv der Pfarrei Abbach V

 [xxi] Interview 12.12.2003. Dr. Karikas mit Dr. Kraus

Von |2023-12-03T07:46:13+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare
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