Über Dr. Alfons Kraus (+)

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001: Geschichtlicher Rückblick auf den Markt Bad Abbach

Den Ortsnamen Abbach führen wir auf den im Mittelalter gebrauchten, wohl ursprünglichen Namen „Ahabah“ zurück. Er ist ein Hinweis darauf, dass der Ort schon in der Zeit der Kelten, Jahrhunderte vor Christi Geburt, existierte. Der Name bedeutet, dass es hier eine Überfülle von fließendem, lebendigem Wasser gab.

Während der Besetzung der Provinz Raetien durch die Römer ab 14 n.Chr., aber besonders während der Stationierung der Legio Tertia in Regensburg, bestand in Abbach eine Legionsziegelei, was durch Ziegel mit Stempeldruck belegt ist.

In Alkofen und bei der Eiermühle lag zur Römerzeit je ein Burgus. 488 n.Chr. fand die Römerherrschaft zwischen Donau und Alpen auf Befehl des Heerführers und Königs Odoaker ein Ende. Als die römischen Truppen ihre Stützpunkte auf dem „Wiesacker“ in der sog. Saaler Au räumten, ließen sie offenbar eine Menge Gerät zurück: Kriegswaffen, Gebrauchsgegenstände, Münzen. Vom Hochwasser von 1845 wurde die Ackerkrume weggeschwemmt, und die ganze Hinterlassenschaft kam ans Tageslicht.

Mit dem Ende Tassilos III. 788, dem letzten Agilolfinger, kam Bayern nach Liutpoldingischem Intermezzo durch Kaiser Ottos Druck unter die Herrschaft der Sachsenherzöge Heinrich des I., dann Heinrich des II., des Zänkers. Sein Sohn, Herzog Heinrich der IV., ab 1002 König Heinrich der II., ab 1014 Kaiser Heinrich der II., soll nach dem Bayerischen Geschichtsschreiber Aventin, der noch Abbacher Geschichtsdaten auf Steintafeln, die verloren gingen, gekannt haben soll, 973 auf der Burg Abbach geboren worden sein.

Nach Aventin sollen auch dessen Geschwister – Gisela, Königin von Ungarn, Bruno, Bischof von Augsburg, sowie Brigida, Äbtissin von Andlau/ Elsaß – in ihrer Kinderzeit auf der Burg zu Abbach gelebt haben.

Nach dem Tod Heinrichs des II. 1024 kam im September 1180 das bayerische Herzogtum der Wittelsbacher an die Reihe, das wegen der zentralen wirtschaftlichen (Donauzoll!) und strategischen Lage sofort die Hand nach Abbach ausstreckte.

10. Jh.
Burg Abbach ist ein Sitz der bayerischen Herzöge, der durch vielfache dynastische Wirrnisse der Liutpoldinger und Sachsenherzöge stark vernachlässigt wurde.
1007
(01.11.)erste urkundliche Erwähnung Abbachs anlässlich der Schenkung des Ortes und der Lande um Abbach an das neu gegründete Bistum Bamberg.
1138
(01.12.; wahrscheinlich vordatiert!) wurde Abbach, Oberndorf, Graßlfing und Lengfeldvon Bischof Otto I. an das 1119 eingeweihte Kloster Prüfening geschenkt.
1183
bis 1189 wurde der Gerichtstag der Grafen von Abensberg in Abbach gehalten.
1200
bis 1229 Bau des Heinrichs- oder Hungerturms. Er ist mit dem Kirchturm Wahrzeichen von Abbach.
1210
Abbach wird von Ludwig I., dem Kelheimer, das Marktrecht verliehen.
1224
(13.01.) Herzog Ludwig der I., der Kelheimer, sicherte sich die Rechte über den Burgberg und Weichs, um die verfallene Befestigung wieder errichten zu können. Er entschädigte die Mönche von Prüfening mit Matting und Königswiesen.
1229
bis 1237 wird im ersten Herzogsurbar die Anwesenheit eines Richters in Abbach erwähnt; im zweiten Urbar von 1280 wird der Bestand des Gerichtes mit einem Zuständigkeitsbereich über Abbach hinaus, über Kelheim bis Ingolstadt genannt. (Ehaft- und Halsgericht) Auch Hoheitsrechte und Zollrechte auf der Donau werden aufgeführt.
1255
bei der ersten Landesteilung kommt Abbach an das Herzogtum Niederbayern.
1262
erste urkundliche Erwähnung des Wildbades zu Abbach
1297
großer Brand in Abbach, von in Hunger und Not geratenen Regensburger Bürgern entfacht.
1335
(21.05.) erhielt Abbach durch Kaiser Ludwig den Bayern das Freiheitslibell, in dem die hier seit altem Herkommen geltenden Rechte und Bräuche bestätigt wurden.
1353
das Gericht Abbach fiel an die Linie Straubing-Holland; 1429 an Bayern-München. Ab 1675 war der Abbacher Pfleger auch Pfleger von Neustadt (bis 1750). Mit der Marksverwaltung gab es immerwährende Kompetenzstreitigkeiten. Bei der Säkularisation 1803 kam das Landgericht Abbach nach seiner Auflösung an das Landgericht Kelheim, später Regensburg.
1465
offizielle Erlaubnis zur Errichtung eine Wildbades durch Herzog Sigmund
1470
Bau der Marktkapelle zu Ehren des hl. Christophorus, eines Nothelfers, durch die Abbacher Bürgerschaft.
1484
Errichtung des Frühmeßbenefiziums bei der Marktkirche
1486
Herzog Albrecht IV. verlieh den Abbachern das Gemeindewappen: 1/3 oben die Bayerischen Rauten, 2/3 unten drei rote Rosen auf gelbem Grund.
1532
Kaiser Karl V. weilt zur Kur in Abbach.
1564
der Ochsen-, später Engelwirt Georg Parth errichtete die am nachhaltigsten wirkende religiöse, kulturelle und sozial-karitative Stiftung in Abbach, die bis etwa 1850 wirkte.
1632
der Schwedenkrieg greift auf Abbach über. 1639 funktioniert die Verwaltung bereits wieder. (nach Auskunft der Kammer- Rechnungen)
1669
Errichtung der Corporis Christi Bruderschaft, einer religiösen und sozialen Stiftung bei der Marktkirche.
1705
Abbach wird im Spanischen Erbfolgekrieg kampflos an die Österreicher übergeben. Aber es folgen fast 10 Jahre der wirtschaftlichen und sozialen Verelendung.
1736
Bau der barocken Pfarrkirche an Stelle des gotischen Bergkirchleins
1739
wurde eine neue Badesatzung erlassen, der zu Folge das Badewasser armen, bresthaften Bürgern kostenlos zur Verfügung sein soll.
1740
bis 1745 Abbach wird im Krieg Carl Albrechts gegen Maria Theresia um die österreichischen Erblande mehrmals gebrandschatzt.
1756
Pfarrer Neuhörl berichtet im Notizenbuch der Pfarrei, dass die Markuskapelle in Weichs noch existiert, 1590 galt sie lt. Diözesanprotokoll bereits als verödet.
1757
die Churfürstin Maria-Anna hält sich einen Monat lang zur Kur in Abbach auf.
1760
Bau eines eigenen Landgerichtsgebäudes auf dem Fridlberg. Es befinden sich dort auch 12 gerichtszugehörige Häuser.
1762
im Markt wütet eine schreckliche Tierseuche (die „ungarische Seuche“); rundherum und in Abbach selbst werden die Tiermärkte geschlossen.
1763
Einsturz und gänzlicher Abbruch des Regensburger Tores (siehe den bekannten Prospekt von Abbach des Jahres 1759, auf dem sich das romanisch/gotische Tor noch befindet)
1784
Zerstörung der Markskapelle zum Hl. Christohorus durch das größte Hochwasser mit Eisstoß seit Menschengedenken.
1791
(bis 1794) für den Bau der Straße von Augsburg nach Prag werden die überhängenden Felsen gesprengt.
1794
Reichsgraf von Törring ließ zu Ehren des Kurfürsten Carl Theodor das Löwendenkmal und die Gedenktafel am Fels errichten.
1795
an der Stelle des 1564 gebauten, aber abgerissenen Armen- und Siechenhauses wird das neue Armenhaus errichtet. Der Träger war die Gemeinde und die Armenhausstiftung.
1798
der Handelsmann Georg Meier kauft das Grundstück im Schloßraum, 4 2/8 Tagwerk groß, nicht aber die Ringmauer und die Gebäulichkeiten. Diese sind vom noch bestehenden Landgericht geschützt.
1801
Wiederholte Zerstörung des Rathauses (im Markt, jetzt Gasthaus zur Post) bis auf die Grundmauern und einiger Bürgerhäuser durch Brand.
1802
die Gemeinde erwirbt 376 Tagwerk Kurfürstenwald, der nach und nach an Abbacher Bürger weiterveräußert wird.
1803
Auflösung des Landgerichts und des Mautamtes
1805
und 1806.die Pflegründe am Höckberg und die Amtsnutzfelder werden privatisiert.
1809
(22.4.) Abbach wird Heerlager nach der Schlacht Napoleons gegen die Österreicher bei Eggmühl. Unbeschreibliche Kriegslasten von 1800 bis 1813 bedrohen die Existenz des Marktes.
1815
Marie-Ludowika, Kaiserin von Österreich, befindet sich in Abbach zur Kur; der spätere Kaiser Ferdinand I. besucht sie
1816
war ein Hungerjahr. Die Lebensmittelpreise steigen ins Unerschwingliche. So werden vom königlichen Rentamt in Kelheim Höchstpreise festgesetzt.
1817
Errichtung eines Schulbenefiziums unter der Regie eines geistlichen Lehrers.
1835
Johann Christian Ludwig Ziegler aus Wunsiedel kauft die abgebrannte Donaumühle und errichtet beim jetzigen Waldfrieden eine Spinnereifabrik .
1839
die Marktgemeinde wird vom königlichen Landgericht in Kelheim wegen fortgesetzten Steinebrechens an der Burganlage gerügt.
1844
Das Landgericht gibt dem Markt die Erlaubnis zur Errichtung des ersten Straßenpflasters in Abbach. 1901 und 1930 wurde das Marktpflaster jeweils erneuert.
1844
lässt Christan Ziegler die ersten 100 Löcher für den Braunkohlenbergbau, der um 1900 eingestellt wurde, bohren.
1845
Erwerb des Landrichterhauses (seit 1803 Maier’sches Hofgut) als Wohnung für den Schulbenefiziaten und Schulhaus
1851
Erweiterung des Friedhofes bis zum Missionskreuz
1852
Einweihung der neugotischen Pfarrkirche an der Stelle der abgebrochenen barocken Kirche.
1858
Errichtung eines Mädchenhauses durch die Bräuerswitwe Anna Koller
1860
lebten in Abbach 163 Familien, 7oo Einwohner, gab es 176 Häuser, mehrere Brauhäuser, 5 Mühlen.
1869
wird in Abbach eine der vier Bürgermeistereien im Landkreis Kelheim errichtet.
1870
die Eisenbahnbrücke bei Poikam wird gebaut.
1871
Bau des Bezirkskrankenhauses an der Regensburger Straße, heute Kindergarten St. Nikolaus.
1872
Gründung der Feuerwehr in Abbach und Peising, in Lengfeld und Oberndorf 1874, in Poikam 1876, in Saalhaupt 1877, in Dünzling 1878
1874
es wird von den ersten Kanalbaumaßnahmen durch den zentralen Teil des Marktes berichtet.
1876
(01.01.) der Markt Abbach stellt sich auf die Währungsumstellung vom Gulden/Kreuzer auf die Mark/Pfennig ein.
1878
und 1879 wird der öde Schlossberg mit 100 Nussbäumen gepflanzt ; die Berghänge über der Kochstraße werden eingegrünt.
1881
weitere Erweiterung des Friedhofes über das jetzige Leichenhaus hinaus. 1949/50 Erweiterung des Bergfriedhofes bis zur jetzigen Größe. Jetzt zusätzlich Friedhof an der Römerstraße.
1884
Bau des Leichenhauses
1886
in Abbach wird ein Verschönerungsverein gegründet .Er ist vermutlich der Vorläufer des Obst- und Gartenbauvereins (1933).
1891
Neubau der Volksschule an Stelle der Landrichterökonomie, jetzt Schlossberg, nach der Trennung von Schuldienst und Kirchendienst 1884.
1892
wurde die Ruralgemeinde Schlossberg-Abbach mit dem Markt Abbach wegen vielfacher Abhängigkeiten vereinigt.
1892
(30.5.) erneuter Brand in Abbach. 30 Häuser im Markt sind betroffen
1895
der Haselbrunnen in der Kochstraße wird wegen verunreinigtem und ungenießbaren Wassers geschlossen. Der spätere „Röhrlbrunnen“ ( bei Ritter), nach Bürgermeister Röhrl benannt, soll ihn ersetzen.
1899
die Gemeinde kauft die ehemalige Villa, beschrieben als Wohnhaus mit Gastlokalitäten und Tanzsaal, das sog. Gaishaus auf dem Schlossberg.
1901
erste Initiative zur Errichtung einer Kinderbewahranstalt in Abbach durch die Bürgerin Maria Weigert.
1904
das Telefon kommt nach Abbach
1908
die Gemeinde stimmt der Errichtung einer Anlegestelle für die Donaumotorschifffahrt jenseits des damaligen Mühlbacharmes zu
1910
war Abbach zur Nutzung der Elektrizität bereit. Es entstanden in der Folgezeit Anbieter- und Verbraucherorganisationen.
1914
die Motorpostverbindung zur Personenbeförderung zwischen Abbach Bahnhof und Regensburg wird genehmigt.
1914
bis 1918: Der Apotheker und Vorstand des historischen Vereins Maximilian Hengge beschreibt in seinem Kriegstagebuch (unveröffentlicht) die Auswirkungen des 1. Weltkrieges auf Abbach: Wechsel von Enthusiasmus zu Resignation.
1922
das Kriegerdenkmal wurde beim alten Rathaus errichtet, 1959 in den Bergfriedhof versetzt.
1923
Bau der Straße von Weichs nach Peising.
1926
(9.5.)die erste Tankstelle in Abbach bei Hagl wird genehmigt. Am 23.05. folgt Kötterl.
1926
Gründung des St. Nikolausvereins zur kindlichen Früherziehung ( Kindergarten) und Krankenpflege. Start des Kindergartens St. Nikolaus 1934.
1927
bis 1929 wurde der Donaudeich (Donaudamm) mit zwei Schöpfwerken errichtet.
1928
gründen die Abbacher Bürger Ferdinand und Fritz Arnold das Ausflugslokal „Waldfrieden“ im Ortsteil Au. Nach vorübergehender Schließung wird der Waldfrieden von den neuen Besitzern Linxen und Höign 1934 wieder eröffnet.
1929
Neubau einer Polizeistation mit Rathaus an der Kaiser-Karl-V. Allee (früher Augsburgerstraße).
1929
Für den Neubau der Straße von Abbach nach Oberndorf wurder der Fels am „Stumpfstein“ (an der Kurver) gesprengt. Der Weg war vorher nur 2,80 m breit. An dieser Engstelle passierte bis zu dieser Maßnahme viel Unglück. Kosten 4000 RM.
1929
(27.10) es findet die Einweihungsfeier anlässlich der Fertigstellung der Wasserleitung, einer Hochdruckwasser- leitung, statt.
1930
die Portland-Cement-Fabrik, Karlstadt a.M. in Alkofen wurde geschlossen. 1933 waren deshalb 135 Familien in Abbach ohne Einkommen.
1930
Anpassung des Stromnetzes von einer Spannung von 120/240 Volt auf 220/380 Volt
1934
(o7.o3.) wird dem Markt Abbach die Bezeichnung „Bad“ zugeteilt.
1944
(22.02.) in und um Abbach fielen ca. 1000 Fliegerbomben, die das eigentliche Ziel, die Messerschmitt-Werke in Regensburg verfehlten.
1945
(24.-27.4.) es tobte der Entscheidungskampf des 2. Weltkrieges um Bad Abbach
1949
übernimmt das BRK pachtweise den Kurbetrieb
1950
und 1958 wurde der Hochwasserdamm durch den Ausbau der B16 verbessert.
1952
Das BRK übernimmt den gesamten Bade- und Kurbetrieb.
1958
(28.06.) Einweihung des Freischwimmbades in Kalkofen; Auflösung 2005.
1960
Vorlage der Pläne für den Bau einer modernen Abwasserbeseitigungsanlage
1961
Beginn eines Neubaus einer Schulanlage auf dem Ziegelfeld (jetzt Grundschule); Erweiterung 1996; Hauptschule 1976. Das alte Schulhaus auf dem Schlossberg wird 1962 verlassen.
1964
der zu Oberndorf gehörende Ortsteil Kalkofen wird an Bad Abbach angeschlossen.
1970
In Betriebnahme einer modernen mechanischen Kläranlage mit Emscherbecken, Rechen und Sandfang.
1972
Die Gemeinde Poikam wird in die Gemeinde Bad Abbach als Ortsteil eingegliedert.
1977
im Ortsteil Lengfeld wird der Kindergarten „Sancta Maria“ eröffnet; 1990 erweitert.
1978
wird Bad Abbach durch die Eingliederung der bisher selbständigen Gemeinden beim Vollzug der Gemeindegebiets- reform (1973) zur Großgemeinde.
Oberndorf, ( 1.1.)
Peising, (1.1.)
Lengfeld,(11.5.)
Dünzling, (1.1.)
Saalhaupt (1.1.)
Poikam (1.1.1972)
1978
die Brücke und Straße über die Donau und den Kanal bei Poikam wird fertiggestellt und eingeweiht
1992
die Jos Manglkammer Sportturnhalle wird der Bestimmung übergeben.
1992
(Nov.) war eine mechanisch-vollbiologische Kläranlage im Betrieb.
1993
(28.05.)der Kindergarten „Arche Noah“ im Ortsteil Goldtal wird eröffnet.
1994
Der Verkehrskreisel am Knotenpunkt Regensburger Straße/ Raiffeisenstraße im Norden Abbachs wird gebaut
1995
Der Tunnel wird gebaut, der die B16 mit einer Umgehungsstraße verbindet
1997
Bau des Rathauses an der Römerstraße
1999
(9.06.) Eröffnung der Fachklinik für Rheabilitation im Rheuma-Zentrum Bad Abbach
2000
(18.06.) das Feuerwehrgerätehaus wird eingeweiht
2002
Das 2000 gegründete Gemeindearchiv wird im alten Schulhaus auf der Schulbruck, nun im Besitz von Prof. Hans Müller-Faßbender, untergebracht.
2003
(26.10.) der neue Kindergarten St. Christophorus neben der Grundschule wird eingeweiht.
2004
(Sept.) das BRK zieht sich aus dem Kur- und Krankenhausbetrieb in Bad Abbach zurück und hinterlässt eine Menge ungelöster Probleme. Die private Klinikkette „Asklepios“ mit Sitz in Königstein übernimmt und schließt die Einrichtung an die Uni Regensburg an.
2007
(04.05.) das „Inselbad“ erhält den Segen und wird in Betrieb Genommen

2009
(12.11.) Bad Abbach erhielt eine eigene Bücherei.
2009
Die Hauptschule wird in „Angrünerschule“ umgetauft.
Die Gemeinde erwirbt die in desolatem Zustand befindlichen BRK Immobilien zum Preis von ca. 700.000 € und nimmt mit der Bereinigung des freiwerdenden Areals eine erhebliche Last auf sich.
Das Regenrückhaltebecken und der Parkplatz am Mühlbach-Weg werden fertiggestellt und der Bestimmung übergeben
2010
Die Maria-Weigert-Straße und der Parkplatz hinter dem neuen Rathaus werden ausgebaut und der Bestimmung übergeben
Die Sanierung des Kurparks kostet rund 1,4 Millionen €. Hierzu fließt ein Zuschuss in Höhe von 940.000 €.( Sonderfond des Bundes für Städtebau!)
An drei Oberndorfer Besitzer vorbildlich renovierter Jurahäuser z.T. aus dem 14. Jh. wird der Denkmalpreis des Bezirks Niederbayern übergeben.
Die Arbeiten am Donaudeich zur Anpassung an die Bedürfnisse für den Hochwasserschutz nach den Richtlinien für Jahrhundert-Hochwasser haben begonnen. Der Deich wird verbreitert, erhöht und die Neigung zur Donau abgeflacht.Die Maßnahme ist auf 2 Millionen € veranschlagt, wird aber durch die EU kofinanziert (Programm RWB)
2011
(Januar) Beginn der Abbrucharbeiten der maroden BRK-Immobilien
Auswahl Bad Abbachs für das Pilotprojekt „Energetische Nutzung des Abwassers – eine Maßnahme zum Energieumstieg“: Aus Klärschlamm kann Gas gewonnen werden. Die Maßnahme wird vom Freistaat Bayern zu 50 % bezuschusst.
Bad Abbach erweitert sein sozial-pädagogisches Angebot: Beim Christophorus-Kindergarten entsteht eine neue Kinderkrippe.
2012
Das vom BRK verwahrloste Hotel Waldfrieden wurde nach dem Abriss von der Familie Nüßle völlig neu erstellt und als Landgasthof im bürgerlichen Stil neu eröffnet.
Das alte Bad Abbacher Rathaus wurde vom Sanitätshaus Reiss von Grund auf renoviert und der Bestimmung übergeben. Es ist wieder ein Glanzpunkt im Markte Bad Abbach geworden.
Die Kläranlage von Bad Abbach wird modernisiert, damit sie mit dem anaeroben Verfahren betrieben werden kann. Dafür bekam die Gemeinde einen Zuschuss von 1.361.500,00 € von der Staatsregierung.

Von |2023-12-03T19:28:36+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

002: Markt – Markt Abbach

Unter dem Aspekt langfristiger Wirtschaftsentwicklung stellt sich die Zeit des Hochmittelalters (11.bis 13. Jh.) als herausragende Aufschwungphase der Agrarwirtschaft dar. Aber in den altbesiedelten Landschaften trieb der Bevölkerungsdruck den Innenausbau der Orts-Gemarkungen voran, sodass sich Einzelhöfe zu Weilern, Weiler zu Dörfern, Dörfer zu Märkten und Kleinstädten entwickelten.. Die großen Städte weisen in der Regel eine etwas andere Entstehungsgeschichte auf.
Der landwirtschaftliche Fortschritt dieser Zeit steht ferner in einer engen Beziehung zu technischen Neuerungen. Die Bauern werden allmählich mit effektiveren Arbeitsgeräten, wie Pflügen, Wägen und Handgeräten ausgestattet. Der Ort mit seinem Markt, wo sich landwirtschaftliche Erzeugnisse und technisches Wissen und Produkt trafen, wurde zur Zentralstelle der hochmittelalterlichen Wirtschaft . Die Folge waren zunehmende Spezialisierung in Handwerk und im Warenhandel.
In diesen größeren Orten mit ihren Märkten entwickelte sich in dieser Zeit vor allem auch eine Gerichts- und Herrschaftsorganisation.. Der gerichtliche Sonderbezirk wurde zur autonomen Gemeinde. An ihrer Spitze standen gewählte Bürger. Die Einwohnerzahl der größeren Orte stieg durch ständigen Zuzug vom Lande. Es entstanden nicht nur Großstädte, sondern zuerst auch Mittel- und Kleinstädte.. Die Märkte, wie man die Kleinstädte wegen ihrer Funktion schließlich nannte, zeichneten sich durch ein starkes Bürgertum aus.

Der Markt an sich war also das konstitutive Merkmal einer kleineren Stadt, die man jetzt „Markt“ nannte, der Markt als Wochenmarkt, zeitweiliger Umschlageplatz von Verbrauchsgütern, vor allem Lebensmitteln, an bestimmten Tagen, an einem bestimmten Platz. Der Markt hatte Bedeutung als Wesensmerkmal der Kleinstadt, die man „Markt“ nannte. Im Mittelalter gehörte zum rechtlichen Begriff „Markt“ das Marktrecht., die Lage an einer bestimmten Stelle im Verhältnis zu den umliegenden Dörfern, den Marktplatz umsäumende Gebäude, der Schmuck des Marktplatzes z. B. durch Brunnen, Denkmäler, Anlage der Straßen, die zum Marktplatz führten und u.U. der Name.
Abbach war ein solcher Ort, der wegen seiner Bedeutung und wegen des Vorliegens der oben genannten Wesensmerkmale von der Obrigkeit privilegiert wurde und dem zum Ausdruck dessen das Marktrecht verliehen wurde. Die verliehenen Rechte waren klar definiert.
Abbach hatte mindestens seit Herzog Ludwig dem Kelheimer diese Rechte, genau so wie Kelheim.

 

Die Marktrechte-Verleihung war ab 1210 bis etwa 1220 ein Prozess. Es gibt keine Urkunde. Die Vorliebe Ludwig des I. für Abbach vor Kelheim aus verschiedenen Gründen lesen Sie bei Rudibert Ettelt, Geschichte von Kelheim (Landgericht, Mautamt, Burgausbau!). Die Gleichzeitigkeit mit Kelheim schließen wir aus der Gleichzeitigkeit der Urkunden Kaiser Ludwig des Bayern von 1335. In diesem Jahr wurden die Freiheitsrechte aber nur bestätigt („Nach altem Herkommen“). Urkunden liegen im Safe im Rathaus. Ich habe sie dort geordnet und beschrieben.

 Diese „Freiheiten“, wie man die erteilten Rechte auch nannte, wurden von den darauffolgenden Landesherren für Abbach wie folgt immer wieder erneuert:

1335 durch Ludwig den Baiern (Datenbank Archiv von Bad Abbach Nr.4)

1486 durch Albrecht IV. (Nr.5)

1509 durch Herzog Wolfgang, den Vormund Herzogs Wilhelm IV.(Nr.6)

1551 durch Albrecht V. (Nr.7)

1629 durch Maximilian I. (hier wird ausdrücklich auf die herkömmlichen zwei Jahrmärkte Bezug genommen) (Nr. 12)

1733 durch Karl Albrecht (Nr.13)

 Literatur

Römer, Werner. Bauern im Mittelalter. Beck V. München 1985, S. 32ff

Karnik, Rudolf. Mein Heimatort II. Bd.. Belz V. Weinheim/Berlin 1967, S. 580 ff

Von |2023-12-03T19:23:33+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

003: Das Bad Abbacher Marktwappen

Unübliche Gedanken über das Marktwappen:

Das Bad Abbacher Marktwappen, das dem Ort im Jahre 1486 von Herzog Albrecht IV. erteilt wurde, beinhaltet auf einem Schild im oberen Drittel die weißblauen Rauten der Wittelsbachischen Herzöge. Darunter auf gelben Grund die heraldischen drei roten Rosen, zwei oben, die dritte in der Mitte darunter.

003 Das Bad Abbacher Marktwappen

Über die Herkunft und die Bedeutung der drei roten Rosen auf gelbem Grund, Hinweis auf unsere Erde, Mutter, aus der wir kommen, der wir liebevoll anhangen, und in die wir einmal zurückkehren, wurde in der Vergangenheit kräftig gerätselt. Sie wurden den sog. „Abbacher Herren“ in grauer Vorzeit zugeschrieben. Die aber weisen ins Reich der Sage.

Im Heimatbuch der Stadt Burgau an der Mindel, „Sagen- und Geschichtbuch aus der Vergangenheit der Städte: Burgau, Günzburg, Lauingen und Dillingen“ aus dem Jahre 1849 allerdings finden die Herren von Abbach Erwähnung. Dort heißt es: „Burgau gehörte früher bayrischen Fürsten, von denen es die Grafen von Abbach zu Lehen hatten, derer letzter, Bruno 1057 starb.“2 Eine weitere Spekulation?

Denn manche meinen, es handle sich um die Abkömmlinge der 1281 ausgestorbenen Grafen von Moosburg. Sie hätten ihre drei roten Rosen auch anderen, zu ihnen gehörenden Orten in unserer Nähe wegen ihres Besitzanspruchs ins Stammbuch geschrieben. Au in der Hallertau, Oberronning, Pfaffenberg und Riedenburg seien wie wir, wie auch etliche weitere Orte, auf diese Weise Rosenkavaliere geworden.

Lassen wir aber einmal diese dynastischen und topographischen Spekulationen beiseite, seien sie richtig oder falsch, und versuchen wir, auf den Sinn roter Rosen überhaupt, wo immer sie vorkommen, einzugehen.

Rote Rosen bedeuten heute wie einst im profanen und humanen Bereich Liebe und Leidenschaft: Amore! Allgemein begriffen: Eros und Sexus, Erotik und Sex. Im christlichen und kirchlichen Bereich ist der Begriff umfangreicher, erweitert um Agape (griechisch) oder Caritas (lateinisch). Rote Rosen symbolisieren Liebe in ihrer komplexen Bedeutung. Sie ist das Größte und Schönste, das ein Gemeinwesen wie A(b)ach auszeichnen konnte und kann.

Liebe ist der Gipfelpunkt aller human relations und die Perfektion aller christlichen Werte. Sie wurde immer wieder in Sagen und Liedern gefeiert: In den Schriften des Alten und Neuen Testamentes, bei den mittelalterlichen Minnesängern, bei den Songschreibern von heute.

In Sagen: Denken wir an den vertrockneten Stab des hl. Christophorus, der wegen dessen Hilfsbereitschaft in der Nacht rote Rosen trieb. Erinnern wir uns an die Rosen im Schoß der hl. Elisabeth von Thüringen beim Gottesurteil, als man ihr maßlose Verschwendungssucht für die Armen zur Last legte. Als Maria nach dem Tod in den Himmel aufgenommen wurde, lagen hernach der Legende nach rote Rosen in ihrem Grab.

In Liedern: Ich denke an das Adventlied „Maria durch ein Dornwald ging“. Hier trugen die vertrockneten Dornen nach sieben Jahren Dürre Rosen. „Es blüh´n drei Rosen auf einem Zweig, sie blühen all drei ins Himmelreich“ – ein Lied, das 1840 in Schlesien aufgezeichnet wurde.

Und auch so verehren wir Maria, die vielgeliebte Frau: Im Rosenkranz, fünfzig geistliche Rosen, eine im katholischen Bereich oft geübte Gebetsform.
In der kirchlichen Liturgie feiert eine Antiphon die umfassende Liebe als Tochter Gottes: „Ubi caritas et amor, Deus ibi est – wo die Liebe und die Güte ist, da ist Gott.“

Wir pflücken aus der Musik z. B. die Operette „Der Vogelhändler“. Ein Überschwang der Gefühle: „Schenkt man sich Rosen in Tirol….“- Die unzähligen Schlager und Chansons unserer Zeit. Was wird da in uns an Emotionen und Bereitschaft ausgelöst!

Wollen wir aber die tätige Liebe im konkreten Vollzug umfassend explizieren, eignen sich dazu die katechetischen sog. „leiblichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit“ am vorzüglichsten. Sie waren im christlichen Leben einzelner wie in der Ethik christlich geprägter Gesellschaften jederzeit höchste Richtschnur:
Die Hungrigen speisen, die Durstigen tränken, die Nackten bekleiden, die Fremden beherbergen, die Gefangenen erlösen, die Kranken besuchen, die Toten begraben.
Auch galt und gilt es: die, die sich falsch verhalten zurechtweisen, die Unwissenden lehren, den Zweifelnden recht raten, die Betrübten trösten, wenn uns einmal Unrecht geschieht, die Geduld nicht verlieren, denen, die uns beleidigt haben, auch wieder einmal verzeihen, der Lebenden und Toten im Gebete gedenken.1

Die Gedanken über das Gemeindewappen beinhalten hier Überlegungen zum sozialen Gewissen unseres Heimatortes über Jahrhunderte. Die roten Rosen im Gemeindewappen mögen ein Bekenntnis sein, dass eine Fülle aller genannten Empfindungen, Haltungen, Handlungsweisen wie Hingabe, Hilfsbereitschaft, Respekt, Verantwortung, auch trotz bedauerlicher Defizite, hier lebendig waren und sein mögen.

 1 Vgl. Großer Katholischer Katechismus, Kösel – Verlag, München 1948.
2 Genanntes Heimatbuch S. 3 : Die Entstehung der Stadt und ihre Besitzer. Mitgeteilt von Dr. Philipp Jedelhauser, Kempten, vom 25.01.2008

Von |2023-12-03T19:01:47+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

004: Die letzte Heimat jedes Abbachers oder die Sepultur

Die Lebenserwartung heutiger Menschen hat sich Dank medizinischen Fortschritts erfreulich erhöht. Der traurige Schlussakkord ließ sich jedoch bedauerlicherweise nicht beseitigen.

Nach einem Kirchenlied aus Münster 1677 konstatierten die Menschen: „Schön sind die Blumen, schöner sind die Menschen in der frischen Jugendzeit; sie müssen sterben, müssen verderben, Jesus bleibt in Ewigkeit.“1

„Die Toten begraben“ und „der Toten im Gebete gedenken“ gehört zu den klassischen Werken der Barmherzigkeit. Wenn wir an einer Begräbnisfeier teilnehmen, bezeichnen wir dies zurecht als „den letzten Liebesdienst“. Ich meine, dass dieser Dienst jedes Mal eine Fortsetzung findet, wenn wir uns für ein kurzes Gedenken zum Friedhof aufmachen und ein paar Augenblicke am Grab verweilen, in dem ein Verstorbener ruht, der uns im Herzen erhalten geblieben ist.
Die Bereitstellung, Erhaltung und Pflege des Friedhofes bereitete für die Gemeinde schon immer einen nicht unerheblichen Aufwand. So ist es auch verständlich, dass sie an den zu leistenden Grab-Gebühren beteiligt ist.
Wie hoch diese im 17. Jh. waren, ist aus den Unterlagen nicht genau zu beziffern. Aber wir wissen, dass sie von der Marktkirchenstiftung eingehoben wurden.2

Diese war von Anfang an eine gemeindliche Institution.
Nach einer Gebührenliste für Dienstleistungen des Armenpflegschaftsrates bei Begräbnissen von 1877 waren die Armen mit 14.90 RM inklusive Leichenschau und Sargschreiner höchst begünstigt.
Die Begünstigung der Minderbemittelten im Todesfalle setzte sich in der Folgezeit konsequent fort. Auch die „Übersicht der Leichen-Kosten“-Liste von 1885/1886 hält an dieser Gewohnheit fest.
Aus einer Tarifliste für Beerdigungen im Markte Abbach von 1925 bzw. 1929 entnehmen wir, dass für die Armen nur etwa ¼ der Beträge der Vermögenden genommen wurden.3

Dabei bereitete dieser Dienst der Bürgerschaft der Gemeinde alle Zeit beträchtliche Investitionskosten:
1736 (Bau der barocken Pfarrkirche) war der Friedhof um die Kirche für eine Einwohnerschaft von 500 Personen ausgelegt.4 Es gab in Abbach ja nur etwa 90 Haushaltungen, in Schloßberg-Abbach, das zur Sepultur dazugehörte, 17. Nach dem Neubau der jetzigen Pfarrkirche 1848 bis 1852, in die nach dem Abriss der barocken Kirche ein Teil (südlich) des alten Friedhofes mit einbezogen wurde, und trotz des Abrisses des 1505 von Pfarrer Eberhard Fabri renovierten, vermutlich gotischen Seelhauses 1849, und nachdem die Gräber wegen unzureichender Tiefe schon einige Male aufgedoppelt und die ganze Fläche schon einmal 7 bis 8 Fuß gegen das Churfürstliche Schloss erweitert worden war, reichte der Platz für die benötigten Gräber immer noch nicht, nachdem sich die Einwohnerzahl vermehrt hatte.5

So wurde der Friedhof 1851 bis zum jetzigen Missionskreuz durch den Maurermeister Karl Dobmayer von Kelheim um die stolze Summe von etwa 1000 Gulden planiert, erweitert, eingefriedet und durch einen Aufgang zugänglich gemacht.6 1881/82 fand eine weitere maßgebliche Erweiterung vom Missionskreuz nach Süden statt, 1884 wurde das Leichenhaus gebaut. Tausend RM für dieses allein zahlte die Gemeinde und eine erhebliche Summe darüber hinaus Bürgermeister Franz Koller aus eigenen Mitteln. 1949/50 wurde südlich des Leichenhauses neuer Platz geschaffen. Als es aber in unserer Zeit dort keine Erweiterungsmöglichkeit mehr gab, wurde der neue Friedhof an der Römerstraße angelegt.

Auch heute verwaltet die Marktgemeinde Abbach die Friedhöfe immer noch und zieht auch die Gebühren ein. Nachdem es aber die Einteilung nach Klassen bei Grabstellen und Verrichtungen nicht mehr gibt, sind auch die Gebühren nicht mehr gestaffelt. Es wollte in unserer Zeit auch kaum einer als arm gelten.

2007 bezahlte man für ein Einzelgrab 300 Euro, für eine Doppelgrabstelle 600 Euro, für ein Urnengrab 360 Euro, jeweils für eine Zeitdauer von 15 Jahren.7

1 Schönster Herr Jesu, Kirchenlied, Münster 1677, 4. Strophe. Gotteslob, S. 529
2 Khürchen Rechnung Abach de Anno 1666 S. 2-13. Archiv v. B. Abbach 9.3.3.
3 Friedhofsangelegenheiten im Markte Abbach. Archiv von Bad Abbach VII.20.2.2.a.
4 Notizen-Buch über die katholische Pfarrei Abbach, Eintrag Pfarrer Neuhörl, Pfarrarchiv
5 A.a.O. und Beschreibung der Pfarrey Abbach durch Pfarrer Martin Otto. 1861
Diözesanarchiv Regensburg, Sign. 82.
6 Protokoll der Akkords-Aufrechnung vom 3. August 1851. Aus Rechnung der
Marktgemeinde Abbach 1851/52. Archiv von Bad Abbach 7.2.1.c.
7 Auskunft der Friedhofsverwaltung Bad Abbach v. 27.03.2007.

Von |2023-12-03T18:59:45+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

005: Ludwig der Bayer

1210 wurde Abbach von Herzog Ludwig dem Kelheimer mit dem Marktrecht ausgestattet. Mit Ludwig IV., dem Bayern erhielt unser Land sein erstes deutsch geschriebenes Rechtsbuch, das bis ins 16.Jh. in Geltung blieb.
Das Römische Recht aus der Stauferzeit und die alte Lex Baiuvariorum wurden suspendiert. Lediglich das alte geltende Gewohnheitsrecht (Siehe die stereotypische Formulierung: „Item es ist auch von allter herkhumen (…)“) lässt sich als Quelle für das neue Recht nachweisen.

Von Kaiser Ludwig d. Bayern wurde am 21. Mai 1335 durch die Räte des Marktes Abbach schließlich auch das „Freiheitslibell“ erwirkt, das die hier seit Menschengedenken herrschenden Gewohnheiten bestätigte.

Ludwig der Bayer wurde auf diese Weise eine der bedeutendsten Persönlichkeiten Abbacher Geschichte, was in der Vergangenheit in Abbach nicht genügend gewürdigt wurde. Ich bin darüber froh, dass ich voriges Jahr dazu beitragen konnte, dass er im Festzug zur „1000-Jahrfeier der „Ersten urkundlichen Erwähnung Abbachs“ durch die Teilnahme einer eigenen Gruppe gewürdigt wurde.
Auch konnte ich erreichen, dass das „Abbacher Freiheitslibell“ in die Neuausgabe der „Monumenta Germaniae Historica – Regesta Imperii“, bearbeitet bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz, aufgenommen wird.

Die Zeit Ludwigs war gezeichnet durch das Erstarken der Bürgerschaften und Zünfte überall im Land. In den Städten regten sich Unruhen und Aufbegehren gegen die feudale Ordnung.

Das bedeutete vor allem Konflikte zwischen Ober- und Unterschicht.
Auch im alten Abbach klagten die Bürger häufig über Beeinträchtigungen der gewohnten Freiheiten durch den fürstlichen Pfleger auf der Burg. Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Pflegern und dem Markt lassen sich bis zur Abschaffung des Landgerichts 1803 nachweisen.1

Der Kaiser aber war volkstümlich und bei den kleinen Leuten beliebt; ihre Zufriedenheit war ihm ein großes Anliegen.

In Abbach wurde ein Gremium von sechs Ratsherren eingesetzt, an der Spitze standen Kammerer und Vizekammerer. Sie übten mit einem Richter, zwei geschworenen Prokuratoren und Gerichtschreibern, sowie Vertretern der umliegenden Orte die niedere (Ehafft Recht) und strenge Gerichtsbarkeit (Strengen Recht; Schrannen- und Halsgrericht) aus.

Bald gesellte sich ein zweites Kollegium dazu, der „Äußere Rat“, der die Wohlfahrtspflege ausübte2 und diese als seine vorzüglichste Pflicht ansah.

Die erwähnten maßgeblichen Instanzen regelten innerhalb des Burgfriedens die Belange der Bürgerschaft mit Gerechtigkeit und Milde im Sinne ihres Richtung weisenden Gebieters.

Ludwig war trotz seiner vielfältigen politischen Konflikte mit dem Papst in Avignon ein frommer und wohltätiger Souverän. Er brachte den Armen Respekt und Achtung entgegen. Das zeigt sich schon dadurch, dass er die armen Franziskaner ins Land rief, die die Lebensart ihres Gründers Franz von Assisi lebten und propagierten.3
„Ludwig der Bayer galt als frommer Stifter. Man könnte da auch an viele Spitäler denken, die er gegründet, beschenkt oder in seinen Schutz genommen hat. Und man könnte dieses karitative Wirken in den großen Rahmen einer wahrhaft überzeitlichen Leistung des Kaisers stellen, nämlich seiner mannigfachen Hilfe für das deutsche Städtewesen.“4

Das „Freiheitslibell“ für Abbach atmet den Geist seines Stifters. Es umfast 39 Artikel.5

Schon im Amtseid der Räte wird verlangt, sie sollen den In- und Auswohnern zur Gerechtigkeit verhelfen und ihnen allen Beistand leisten.
Zu diesem Zwecke sollen jährlich drei Gerichtstage stattfinden, wo sich die Betroffenen und Agierenden im Rathaus treffen. Im Fall der „peinlichen Befragung“ soll neben dem Pfleger auch der Rat mit drei Vertretern gegenwärtig sein, damit es keinen Missbrauch gibt.

Die Rechte der Bürger wurden vor den fürstlichen Herren auf dem Schlossberg bis ins Detail geschützt: z .B.
Wenn die Eicheln reif sind, sollen die Schweinebesitzer – in den meisten „Häusln“ wurde ein Hausschwein gehalten – in den Aedten- und Heckhbergwäldern ihre Herden ungehindert weiden dürfen, auch solle man die Eicheln sammeln und nach Hause mitnehmen dürfen.

Die kleinen Leute, und wer immer wolle, sollen in den zwei Hölzern Edn und Heckhberg ohne Widerspruch des Pflegers oder seines Försters Klaub- und Dürrholz sammeln dürfen. Das Überholz von geschlagenen Bäumen oder Reisern soll Interessenten zu (gerechtem) erschwinglichem Preis vergönnt werden.

Auf ein Heiratsgut oder einen Erbteil, ob klein oder groß, dürfe keine Steuer erhoben werden. Das Klein- oder Großvieh, sei es krank oder schwach, so dass es mit der Herde nicht Schritt halten kann, die Kälber oder Lämmer, oder wenn sonst ein Tier niederkommt, oder wenn gerade Hochwasser ist, sollen sie am Schlossberg weiden dürfen.

In Jahren, in denen das geschützte Getränk, der Wein, nicht gedeiht und sauer ist, sollen die Wirte von Georgi bis Michaeli Bier ausschenken dürfen.

Scheiben- oder Bruchsalz dürfe im Markt für Einwohner und die umliegenden Dörfer in kleinen Mengen für den Eigenbedarf mautfrei gekauft werden. Der Getreidehandel sei innerhalb der Grenzen des Marktes, und auch darüber hinaus, mautfrei. Wucherpreise dürften nicht verlangt werden. Wucher werde bestraft. Jeder Bürger dürfe vor seinem Tod seine Hinterlassenschaft vor den Marktsbehörden, ohne das Landgericht einzuschalten, regeln. Wenn einer zuvor versterben sollte, sollten sofort nach seinem Ableben ortsübliche Schätzer tätig werden, damit für die Erben kein Schaden entstehe.

Um die Fasenacht, Ostern und Kirchweih sei es den Bürgern erlaubt, um den Markt herum einen Hasen zu erlegen, nicht aber mehrere. In der Donau dürfe vom Stubenstein bis zu den Fischerhäusern an beiden Ufern jeder ungehindert fischen.
Der Pfleger oder ein Amtsknecht habe nicht das Recht, einen Bürger zu pfänden, ohne vorher den Bürgermeister einzuschalten.

Sogar im Hofgarten dürfe man weiden, sobald das Getreide abgeerntet ist. Auch auf fremde Wiesen dürfe man sein Vieh treiben, wenn das Heu in der Scheune ist. Über Brachfelder dürfe man das Vieh führen, gehören sie dem Pfleger oder einem einfachen Bürger.

Diese Rechte ließen sich die Räte Abbachs von ihren Landesherren über die Jahrhunderte immer wieder bestätigen: 1446 durch Albrecht III., 1569 durch Albrecht V., 1733 durch Carl Albrecht. Es kamen bisweilen einige gerade aktuelle Erklärungen hinzu.6

 

1 Siehe Umrittsprotokolle 1718-1739, Archiv von Bad Abbach 8.1.1 (IV,1), 14 Faszikel..2 Vgl. Gandershofer, G.M. Chronik des Marktes und Badeortes Abach. Regensburg 1832. Reprint 1986, Anhang S.102 – 113. Archiv von Bad Abbach, Schriftenstand.3 Vgl. Hubensteiner, Benno. Bayerische Geschichte. Süddeutscher Verlag. München 1980, SS 100 ff.4 Schrott, Ludwig. Die Herrscher Bayerns. Vom ersten Herzog bis zum letzten König. Süddeutscher Verlag, München 1966, S. 63.5 Vgl. Gandershofer, G.M. Chronik des Marktes und Badeortes Abach. Regensburg 1832. Reprint 1986, Anhang I S.102 – 113. Archiv von Bad Abbach, Schriftenstand.6 Gandershofer. A.a.O. S.25. S.50. Vormerkungsbuch der Churfürstlichen Marktskammer zu Abbach 1801, S.1-12 Archiv von Bad Abbach 9.3.2.

Von |2023-12-03T18:58:51+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

006: Ein soziales Postulat

Dr. Alfons Kraus, Archivar Oktober 2008 Ein soziales Postulat aus dem Abbach des 18. Jahrhunderts – ein Beispiel für heute? Oder: Der kostenlose Gebrauch des Bades für Unterbemittelte? In unserer Zeit sei mit den Kosten für unsere Gesundheit alles geregelt. Seit dem 10.April 1892 ( eigentlich schon seit1883), der Einführung des Krankenversicherungsgesetzes unter Bismarck, habe jeder Anspruch auf Erstattung der Kosten, die aus der Sorge um seine bresthafte Konstitution entstünden. Wir erfahren aus den nicht enden wollenden Gesundheits- und Krankenkassenreformen unserer Jahre jedoch , dass sich für viele, aus Gründen der Unterversicherung oder einer Notlage ein „schwarzes Loch“ auftut, wenn er seinem maroden Körper und Geist etwas Gutes tun will. Wir widmen unser Augenmerk einem typisch Abbacherischen Naturgeschenk, dem Heil-Bad oder der Reha (= Rehabilitation) im und mit dem Schwefelwasser. Der jeweilige Besitzer des Bades spielte wegen seines Sozialprestiges (= Geld, Ansehen und Einfluss) immer eine besondere Rolle in Abbach. Er musste aber zwangsweise immer auch auf die soziologische Struktur der Bürgerschaft, die nicht durchweg gleich gut bemittelt war, Rücksicht nehmen. Auch unter ihr bestand das Bedürfnis, vom Kuchen, den die Badegäste abließen, ein Stück abzubekommen oder im Falle eines eigenen Leidens oder Gebrechens in den Genuss des heimischen, und wie man glaubte, „eigentümlichen“ Heilmittels zu gelangen. So verfielen sie im Laufe der Zeit auf allerlei hilfreiche Praktiken, gegen die sich der Hauptanbieter mit Berufung auf sein Monopol auf jede mögliche Weise zur Wehr setzte und sogar klagte. Die Leute im Markte verfrachteten Quellwasser in ihre gute Stube, erwärmten es, und gaben den Fremden Gelegenheit, sich kostengünstiger auszukurieren. Sogar die Verköstigung der Gäste boten sie zu Dumpingpreisen an. Dagegen trat nach Überzeugung durch Augenschein der Umritts-Visitations-Commission 1739 der Hauptakteur mit Hilfe des Landrichters, des Amtskammerers und eines weiteren Ratsmitglieds auf den Plan, und gemeinsam erließ man eine ab sofort gültige neue Badesatzung. Besonders der Ortsbader hatte den Zorn des angeblich Geschädigten erregt. Er war auf die Idee gekommen, das Angebot mit dem teuren Quellwasser mit billigem Donauwasser zu unterlaufen und „anstatt des Wildbades sein mit allerlei schlechten und liederlichen Kräutern (…) angesetztes Donaubad“ anzubieten. Wurde in der nun in Abbach gültigen neuen Badeordnung hauptsächlich das immer bewährte Verteuerungsmittel durch Abgaben angewandt, finden wir unter Punkt 3 den Beweis, dass auch soziales und karitatives Denken, von wem auch immer, vermutlich des Pfarrers, mitmischte (…) : „3) Den armen Religiosen und Mendikanten (= Predigern) wie auch anderen armen bresthaften Personen sollte das Badwasser umsonst verabfolgt werden“.[1] Wie man heute leider feststellen muss, erreichte oder überdauerte dieses Angebot die spätere Zeit, oder gar den Zeitpunkt der Gesundheitsreform der 1990er Jahre nicht unbeschadet und es wird auch nie mehr wieder auferstehen. Heute genießt das Bademonopol Asklepios. Wenn es da wenigstens für Abbacher Bürger in Notfällen ein preisgünstiges Sonderangebot gäbe! [1] Gandershofer, G.M. A.a.O. S. 71.

Von |2023-12-03T18:57:32+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

007: Wohltätige Bruderschaften und Stiftungen in (Bad) Abbach

Wohltätige Bruderschaften und Stiftungen in (Bad)Abbach

1. Die Marktkirchenstiftung zum heiligen Christoporus 1470 und die Corporis Christi- (Fronleichnams) Bruderschaft 1669

Schon die Namengebung der 1470 gegründeten Stiftung bei der Marktkirche zeigt die sozial-karitative Ausrichtung an.

Christophorus galt immer schon als einer der 14 Nothelfer.

Man muss auch festhalten, dass es nicht eine kirchliche Behörde des Bistums oder der Pfarrei war, die hier initiativ wurde oder als Träger fungierte, sondern die Marktbürgerschaft, die auch bis in die 1960er Jahre die Baulast für die Marktkapelle trug.

Der Ortschronist Gandershofer verweist uns auf den Zweck der Stiftung:

„Alten, gebrechlichen Personen war der weite, ermüdende Gang zur St. Nikolaus Pfarrkirche auf dem Abhange des Schlossberges dahier, welche ursprünglich die Burgkirche mag gewesen seyn (…), längst beschwerlich gewesen, und der Gemeinsinn der Bürger beschloß daher in diesem Jahre, in Mitte des Marktes dem hl. Christoph zu Ehren eine Kapelle aufzuführen, wozu im J. 1484 ein Beneficium gestiftet, (…)“.[i]

Wir heutigen Medienkonsumenten können nicht mehr nachvollziehen, was der Besuch der Gottesdienste jungen und erst recht alten Leuten bedeutete. Sie erfüllten durch ihn nicht nur eine religiöse Pflicht, was natürlich auch sein Gewicht hatte, sondern es war die seltene Abwechslung im täglichen Einerlei, in dem es nichts zu lesen oder fern zu sehen gab. Die Predigten, Andachten und Zeremonien trugen zur Kurzweil und Kommunikation bei. Die Stiftung bei der Marktkirche leistete auf diese Weise einen unschätzbaren Beitrag im sozialen und kulturellen Leben der Marktgemeinde.

In den Jahresrechnungen der Christophorus Bruderschaft, die hier ab 1665 bis 1807 vorliegen, wurde z. B. für das Jahr 1666 festgehalten: Aktivrest aus den Vorjahren: 539 Gulden 17 Kreuzer 1 Heller.

Von den Einnahmen mussten die Ausgaben für den Gottesdienst bestritten werden und die Ausgaben zur Erhaltung der Kapelle. Der Rest floss an die Armen.[ii]

Greifen wir einige Beispiele der Wohltätigkeitsarbeit im praktischen Vollzug heraus:

„Auf Besoldung“: Dem Schulmeister sein Jahresbesoldung 3 Gulden. (Dieser Posten erscheint auch in den folgenden Jahren unverändert unter den Ausgaben. Man muss daran erinnern, dass der Lehrer dieser Zeit zusätzlich einen bürgerlichen Beruf ausübte. Lehrer Lorenz Schindlböck z.B. war bis zum Tod 1816 Bäcker und Lotteriebetreiber; seine Witwe Katharina verdiente sich ihr Brot mit Schnapsbrennen. A.d.V.) . u.v.m.

Man kann es als Ergänzung des Stiftungswirkens bei der Marktkirche betrachten, als am 15. Januar 1669 zusätzlich die Corporis Christi Br1,2,3,uderschaft tätig wurde. Sie hatte ursprünglich zwar nur eine religiöse Zielsetzung,[iii] und die Erträgnisse der Stiftungsgelder sollten zuerst dem Gottesdienst (Kultus) zur Verfügung stehen. Dann aber ergab es sich, dass der überwiegende finanzielle Anteil in karitative und gemeinnützige Aufgaben und Angelegenheiten floss.

Eine differenzierte Aufstellung, in welcher Intention einst Zustiftungen zur Hochlöblichen Erzbruderschaft Corporis Christi erfolgt sind, beweisen Stiftungs- und Verwendungslisten vom 30.12.1807. Es werden Institutionen und Personen namentlich aufgeführt, die als Guttäter der Bruderschaft vermerkt sind, und wie hoch die Verbindlichkeiten der Zustifter auf Grund der Guttat waren.

2. Die Parth´sche Stiftung 1564

Die wohl am nachhaltigsten wirkende Stiftung des ausgehenden Mittelalters ist das Vermächtnis des Ochsen- und später Engelwirts Georg Parth.

Er stiftete der hiesigen Bürgerschaft in aller Form mit einem Stiftungsbrief fünf Äcker in bester Lage Abachs zur Ehre des Dreifaltigen Gottes und der seligen Jungfrau Maria, für sein eigenes Seelenheil und das seiner Vorfahren und vor allem auch zum Nutzen der Armen des Ortes.[iv]

Gandershofer berichtet in seiner Chronik über dieses Ereignis für das Jahr 1564: „Noch ist bei diesem Jahre zu bemerken, dass der hiesige Bürger Georg Parth zum Behufe einer Armenspende und eines Jahrtages zu der hiesigen Markskapelle 4 Äcker und einen Wiesfleck vermachte. Dem Schulmeister waren dabei sechs, dem Custos oder Kirchendiener zwei Regensburger Pfennige ausgesetzt.“[v]

Die sozial-karitative Arbeit umfasst Leistungen dieser Art:

Die Summe von 6 Gulden 21 Kreuzer 24 Heller wurde 1785 an 31 namentlich genannte bedürftige Personen, sog. Hausarme, verteilt, wie z.B. die alte Gassnerin 6 kr, an die alte Pickin 6 kr, an Schmidmeiers Wittib 6 kr, an Florian Plankens Eheweib 10 kr etc. Unter ihnen befinden sich Taglöhner, Austrägler, der Kleinhirt, eine Vogelfängerin, Bresthafte aller Art, insbesonders zwei Blinde.

1789 steht die Summe von 39 Gulden 14 Kreuzer 4 Heller zur Verteilung an die Hausarmen zur Verfügung.

Die verfügbare Summe richtet sich von Jahr zu Jahr nach dem Getreidepreis. Die Höhe der Summe hängt von der Zahl der Bedürftigen ab. Im Falle des Misswuchs musste auf die zurückbehaltene Reserve rekurriert werden.

Auf der Liste stand immer auch der Ankauf von Schulbüchern, das Schulgeld für Waisen und andere arme Kinder. Ganz allgemein wurde jeweils der Schulfond und das Armenhaus mit einer Spende bedacht.

Listen dieser Art liegen bis zum Jahre 1803, dem Jahr der Säkularisation, vor.[vi]

Die Stiftung zeigte noch bis gegen Ende des 19. Jh. Wirkung, nachdem sie 1817 in das Schulbenefizium eingegliedert wurde, was Belege späterer Jahre beweisen.

3. Die Stiftung der Eheleute Anna und Josef Bauer von Weichs 1857

Zum Verständnis der folgenden Stiftung der Eheleute Bauer im Jahre 1856 glaube ich daran erinnern zu sollen (s.o.!), dass es seit Bestehen der Marktskirche zum hl. Christophorus in Abbach im 15. Jahrhundert dort auch ein Frühmeßbenefizium gab. Die Kirche gehörte dem Markt Abbach, und dieser leistete sich einen eigenen Frühmesser, der dort für die lebenden und verstorbenen Abbacher Bürger täglich eine Messe zu feiern hätte. Dessen wirtschaftliche, später finanzielle Ausstattung war jedoch immer so dürftig, dass der Mann je nach persönlichen Eigenheiten mit seinem verfügbaren Fundus nur recht und schlecht auskam, ja sogar zum Essen von Haus zu Haus weitergereicht wurde und manchmal auch über Gebühr im Wirtshaus verweilte. Über diesen Zustand gab es von Seiten der Pfarrer oftmalige Klagen beim Bischöflichen Ordinariat.

Im Jahre 1817 sollte das Bildungswesen in Abbach angehoben und zu diesem Zweck ein geistlicher Schullehrer eingestellt werden. Man erkämpfte sich in zähem Ringen mit dem Ordinariat und der Regierung in München das Recht, ein Schulbenefizium zu errichten. Voraussetzung war aber, dass die Gemeinde die nötige Fundierung für den Geistlichen von mindestens 100 Gulden Jahreseinkommen nachwies.

Krampfhaft kratzte die Gemeinde alle Geldquellen zusammen, um diese Marke sogar zu überschreiten. Es wurde die Fundierung des Frühmeßbenefiziums mit einbezogen, die Barth`schen Schenkungsgründe, Einkünfte aus Nebentätigkeiten wie Orgelspielen, ein Zuschuss der Gemeinde. Aber immer blieb die Finanzdecke des Schulbenefiziaten, wie er jetzt hieß, sehr schmal.

Zustiftungen und Schenkungen betuchter Abbacher Bürger, besonders vor ihrem seligen Abschied aus diesem Leben, zur Sicherheit für das jenseitige Heil und Bestehen, waren daher herzlich willkommen. Nach damaligem treu katholischem Verständnis konnte man da Zeit seines Lebens schon etwas Effektives tun, zwar treu der Paulinischen Ansicht, dass wir aus dem Glauben allein das Heil fänden (Siehe Ansicht der Reformatoren!), aber auch eingedenk der Forderung des Jakobusbriefes, dass der Glaube durch Werke sichtbar werde.

In solchen Zusammenhang ist die folgende Schenkung in Höhe von 5000 Gulden in Obligationen der Eheleute Bauer einzuordnen. Sie waren offenbar fromme Bauersleute, die 1854 ihren Hof in Weichs an Caspar Hölzl verkauft hatten und nun als Privatiers in Abbach saßen und zu alledem auch noch erkannt hatten, dass Bildung ein unverzichtbares Gut eines Gemeinwesens darstellt.

Am 16. Juli des Jahres 1857 teilte der damalige Pfarrer Martin Otto, der Erbauer der jetzigen Pfarrkirche, ein wirtschaftlich ausgefuchster Pfarrpfründeverwalter, der privat aber im Konkurs verstarb, dem verehrlichen Frühmessbenefizium mit, dass er aus dem Ordinariat einen höchst erfreulichen Brief erhalten habe. Der Text des Briefes laute:

„Das bischöfliche Ordinariat Regensburg hat durch die k. Regierung von Niederbayern unterm 4/8 ten Juli l.J. Mittheilung erhalten, dass die Josef u. Anna Bauer`schen Eheleute z.Z. in Abbach eine Stiftung von 5000 Gulden in Obligationen zum Frühmeßbenefizium in Abbach gemacht und sich hierfür jede Woche eine hl. Messe mit Abbetung von 5 Pater noster und Ave Maria mit einem

Credo bedungen haben. Wir acceptieren Oberhirtlicher Seits und confirmieren diese wohltätige Stiftung zur Aufbesserung des genannten gering dotierten Benefiziums und verpflichten den jeweiligen Benefiziaten zur Erfüllung der sigulierten Obliegenheit. (…).“[vii]

Es ist nicht uninteressant, sich den Schenkungsvertrag vom 9. November 1856, der von den Hausbesitzerseheleuten Bauer, dem Schulbenefiziaten Josef Straubinger und Bürgermeister Benedikt Zirngibl firmiert wurde, selbst anzuschauen:

 Die 5000 Gulden resultieren aus

1. Schuldschein der Sebastian und Anna Tafelmaier, bürgerliche Metzger, 2.500 fl 2.500 fl

2. Schuldschein der Alois und Creszentia Preißer, Müllerseheleute 1.400 fl

3. Schuldschein der Michael und Theres Limmer, Zimmermeistereheleute 700 fl

4. Schuldschein der Wolfgang u. Anna Maria Hirmer, Bauerseheleute 400 fl

von Großberghofen bei Thaldorf 400 fl

 Die jährliche Verzinsung betrug 4 %.

Als Begründung der Schenkung wurde angeführt:

„Da wir zunächst zur Begründung einer besseren Subsistenz des zeitlichen Benefiziaten und zu dem Zwecke, demselben die Haltung eines Schulgehilfen zu ermöglichen, der ihn des für einen Priester mehrfach unlieben Geschäfts des Schulhaltens ganz entheben würde, diese Stiftung machen, so soll diese unsere Schenkung nur insoweit eine donatio sub modo sein, als der jeweilige Benefiziat die Auflage hat, (…).“

Dann folgen die geistlichen Verpflichtungen. [viii]

Dieses Papier spielte im Jahre 1877 noch einmal eine große Rolle:

Man sah voraus, dass das Junktim Schuldienst und Kirchendienst unter der neuen Reichsregierung nicht mehr lange zu halten war. Deshalb entstand ein Streit darüber, wer im Falle der Trennung in dem Genuss dieser Schenkung bleiben soll:

Die Kirche meinte, die Stiftung sei ausschließlich für den Zweck des Messelesens gemacht worden, die Gemeinde erinnerte sich an die Absicht der Stifter, einen Hilfslehrer zu ermöglichen.

Man einigte sich schließlich auf die Teilung des Nießnutzes.

Am 15.8. 1884 kam es dann auch zur endgültigen Teilung von Kirchendienst und Schuldienst.

Die Eheleute Bauer hatten hinreichend dafür gesorgt, dass ihr Seelenheil durch derartige Manipulationen nicht gefährdet werde. Am 17. März 1857 stiftete Josef Bauer, schon Hausbesitzer von Abbach, eine Stiftsmesse mit dem Capital von 210 Gulden, mit dessen Zins von 3 ½ % in der Marktskirche St. Christophorus für das Seelenheil seines verstorbenen Eheweibes Anna, und dereinst auch für sein Seelenheil, vier hl. Quatembermessen, nämlich an Josefi und Annatag, am Heiligen Abend und Schmerzhaften Freitag, gelesen werde.

Der Benefiziat sollte 3 fl 12 x erhalten,

der Messner 24 x

und jeder Ministrant 4 x.

In einem weiteren Papier des Benefiziums kann man lesen:

„Bauer Josef und Anna 52 Wochenmessen beliebig, wann und wo zu lesen, zum Benefizium gestiftet mit ausdrücklicher Bestimmung der Selbstverwaltung.“

Dass die Messen auch getreu gehalten wurden, dafür liegt eine sorgfältig geführte Liste vor, auf der der Benefiziat die Persolvierung seiner Schuldigkeit nachwies.

Wir anerkennen diesen Vollzug frommen Glaubenshandelns und hoffen, dass auch nicht so gut gestellte Menschen guten Willens der Seligkeit teilhaftig werden, eingedenk der Schrift, die uns das Gleichnis von der armen Witwe und vom Reichen mit seiner angemessenen Hilfspflicht ins Gedächtnis ruft.

4. Stiftungen in unserer Zeit

Die Zeit bringt immer wieder sozial denkende und handelnde Menschen hervor.

Das Ehepaar Liselotte und Dr. Hermann Hahnemann errichtete, nachdem es selbst kinderlos geblieben war, am 20. August 1998 die „Dr. Hermann und Liselotte Hahnemann-Stiftung“ zu Gunsten der Mission der Weißen Väter in Afrika zur Linderung materieller und geistiger Not dortiger Menschen.

Es sollten Brunnen gegraben, Kinderheime und Schulen gebaut, Aidshospize und Mensen errichtet, und Flüchtlinge sozial aufgefangen werden. Das Stiftungsvermögen beträgt ca. 3 Millionen Euro.

Liselotte Hahnemann starb 1995, Dr. Hermann Hahnemann 1998. Die Stifter ruhen auf dem neuen Friedhof an der Römerstraße.

In diese Tradition traten am 14. Oktober 2002 auch Adolf und Erna Angrüner ein. Sie errichteten eine Stiftung des bürgerlichen Rechts in Bad Abbach mit dem Zweck der Förderung der Jugend, Sport und Kultur.

Adolf Angrüner starb am 6. Oktober 2006, seine Ehefrau Erna war ihm am 6.September 2005 im Tod vorausgegangen. Sie ruhen auf dem Bergfriedhof.

1 Vgl. Gandershofer, G.M. Chronik des Marktes und Badeortes Abach. Regensburg 1832. Reprint 1986, S.32 f.

[ii] Khürchen Rechnung Abach de Anno 1666 S. 2-13.

1,2,3,

[iii] Vgl. Pfarrer Martin Otto. Bericht. 24 Seiten: Beschreibung der Pfarrei Abbach, 1861, Bischöfliches Zentralarchiv Rgbg. Signatur 82.

[iv] Parth, Georg. Stiftungsbrief, 1564. 2 Abschriften. Archiv von Bad Abbach

8.4.2 (II,1),  Vormerkungsbuch der Churfürstlichen Marktskammer zu Abbach 1801, S.12 1/8. Archiv von Bad Abbach 9.3.2.

[v] Gandershofer.G.M. A.a.O. S.50.

[vi] Jahresabrechnung der Parth´schen Stiftung 1777 bis 1803. Archiv von Bad Abbach

8.4.2 (II.1).

[vii] Schreiben des Bischöflichen Ordinariats Regensburg an das katholische Pfarramt Abbach

vom 10. Juli 1857. Archiv 7.4.1.b.

[viii] Schenkungsvertrag v. 9.11.1856. Archiv a.a.O.

Von |2023-12-03T18:56:50+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

008: Brauchtum in Abbach in naher und ferner Vergangenheit

Es muss vorausgeschickt werden, dass der Einfall der Schweden 1632 für Regensburg und sicher auch für die nähere Umgebung, wie z.B. Abbach, verheerende Folgen hatte. Die Besetzung unseres Ortes durch die Schweden dauerte glücklicherweise nur ein Jahr. Aber da war genug der Gräueltaten passiert. Die Marktsregistratur wurde leider verwüstet, so dass wir auf keine sicheren schriftlichen Unterlagen zurückgreifen können.1
Aus einem Papier des Landgerichts Abbach allerdings entnahm ich, dass die dortigen Bücher zur Sicherheit nach Regensburg verbracht worden, aber dort verschollen seien.

Jedoch schon 1639, als anderwärts der unselige Krieg noch wütete, verfügen wir mit den Markts-Kammerrechnungen bereits wieder über gesicherte Daten, so dass wir annehmen können, dass die Verwaltung hier zu Orte wieder normal funktionierte. Aus diesen Büchern habe ich einschlägige Abbacher Kriegs-Daten herausanalysiert, die ich zur gegeben Zeit besonders darstellen will.

In der nach dem Krieg folgenden Blüte der Barockkultur gedieh das kirchliche Brauchtum zur höchsten Entfaltung auch in Abbach, was nicht immer nur Positives bedeutete.
„Ca.1720 – 1770 (fand eine ) rege Bautätigkeit (Spätbarock, Rokoko) und Hochblüte der Volksfrömmigkeit (Wallfahrtswesen, geistliche Spiele etc.)“ 3(statt). 1736 wurde in Abbach auch die barocke Pfarrkirche auf dem Berg erbaut und in dieser Zeit auch das hl.Grab für den Karfreitag angeschafft.

Jedoch nach dem Aussterben der bayerischen Wittelsbacher mit dem Tode von Kurfürst Max III. Josef 1777 und dem Erscheinen des Pfälzers Carl Theodor als Nachfolger wegen der Kinderlosigkeit des Vorgängers, setzte die sog. Aufklärung ein, die sich wie ein tödlicher Reif über die Kultur dieses Landes ausbreitete.

So richtig kam diese Bewegung allerdings erst nach dem Tod Carl Theodors 1799 mit dem Regierungsantritt Kurfürsts Max IV. Josef , ab 1806 Königs Max I. Josef, in Fahrt, als dieser im Februar 1799 den Freigeist Maximilian Montgelas zum „Wirklichen Geheimen Staats- und Konferenzminister“ ernannte, der die Leitung der gesamten bayerischen Politik übernahm.2 In dieser Zeit ging althergebrachtes und liebgewonnenes Brauchtum und Kulturgut in die Brüche. Man kann als Höhepunkt das Jahr 1803 mit dem Reichsdeputationshauptschluss in Regensburg (Säkularisation! Klostersturm!) bezeichnen.

König Max I. Josef wandelte sich jedoch allmählich vom Saulus zum Paulus, nicht ganz so konsequent allerdings, was aber zur Folge hatte, dass er am 2.Febr. 1817 Maximilian Montgelas in die Wüste schickte. Ab da ging es nach bitteren Verlusten mit dem kirchlich-bayerischen Brauchtum wieder langsam aufwärts. Diese Folgezeit nennt man die Zeit der Restauration, die im I. Vatikanischen Konzil 1872 ihren Höhepunkt fand.

1. das Wallfahrtswesen
Während des 30- jährigen Krieges, schon ab 1639, hieß es unter dem Titel „Sonderbare, oder gemaine Ausgaben“ jeweils: Den armen Geistlichen, Vertriebenen von Adel, Studenten und anderen allgemein Bedürftigen ist dies Jahr entricht worden -fl, -x, -hl.

Kaum war der Krieg zu Ende (1648) wurde der Titel erweitert. Es kommen die „Pilgramben“ dazu. Es zeigt sich, dass mit aufkommender Sicherheit im Lande die Reiselust (zu Fuß natürlich) erwachte und das Wallfahrtwesen aufblühte.4 Die nahen Ziele oder Gnadenstätten (z.B. Altötting) wurden zwar namentlich nicht genannt, aber wenn es um fernere Ziele ging, wie z.B. Jerusalem, wurde das eigens vermerkt.

Nebenbei erwähnt sei, dass ab den 1690er Jahren zu dieser Gruppe noch „die vom Türken Gefangenen“ hinzukamen, die vielleicht bei der Belagerung Wiens 1683 oder früher in Gefangenschaft gerieten, und nach ihrer Entlassung oder Flucht zu Fuß Abbach streiften.5

Dann sind in der Gemeinderechnung auch periodisch wiederkehrende Wallfahrten zu nahen Zielen und Nothelfern aufgeführt. Es werden Maria, Unsere liebe Frau zu Ort, der hl.Sebastian in Kelheim und der hl. Georg im Kloster Prüfening genannt.

Im Jahre 1675 heißt es z.B. wörtlich: „Als die Bürgerschaft einen Bittgang zu unserer lieben Frauen Gotteshaus nach Ort (Mariaort, A.d.V.) um Schickung eines Schönwetters versprochen, aldahin man von hier auf einem Schiff auf dem Wasser gefahren, dann so hinunter und wieder die Personen über die Donau geführt bezahlt 45 x“6 Heimwärts musste man dann wohl zu Fuß pilgern.
„Dem Mesner in besagtem Ort wegen Ein- und Ausläutens verehrt 6 x.“7

Dann lesen wir:„Am 6. Oktober 1675, als die gesamte Bürgerschaft die von altersher übliche Prozession wegen der ungarischen Pestilenz (Tierseuche, A.d.V.) wieder, wie im vorigen Jahr beschehen, bei dem würdigen St. Sebastian Gotteshaus nächst außerhalb Kelheim auf dem Land verrichtet, also und damit man ohne Zehrung wieder nach Hause kam, hat man dem Überfahrer hier, um das Schiff hinaufzutreiben ( auf dem Treidelweg, A.d.V.)und also herunter zu führen bezahlt 30 x.“8
In diesem Falle pilgerte man zu Fuß die Donau hinauf und heimwärts fuhr man mit dem Schiff den Fluss herunter.

Ein paar Jahre später heißt es unter allgemaine Ausgaben: „Den 20.Juli ist man mit dem Creuz nacher Ort zu Verehrung unserer lieben Frauen gangen, wegen des S.V. Viehfahls und um Abwendung anderen Unhails, deswegen dem Fährmann zu Prüfening für die Überfuhr bezahlt worden 17 x.
Damals dem alhiesigen Mesner für seine Mühewaltung Drinkgeld geben 6 x.“9

Nach Pfarrer Alois Lehner ging man nach Prüfening zum hl. Georg, der als Nothelfer gilt, jedes Jahr bis 1930.10

In der Aufzählung von Pfarrer Alois Lehner lesen wir weiter: „Ein in der ganzen Pfarrei sehr beliebter Wallfahrtsort ist die Einsiedlerklause Frauenbrünnl. Dorthin „versprechen sich“ die Leute gerne in besonderen Anliegen. Die Kirche ist der Schmerzhaften Mutter Gottes geweiht, Patroziniumsfeier ist im September am Sonntag nach dem Fest. 1926 war große 200 Jahrfeier. (cf. Mehler, Frauenbrünnl) Bittgänge um gutes Erntewetter oder um Regen werden in der Pfarrei gerne nach Frauenbrünnl (gehalten). Auch von auswärtigen Pfarreien( kommen sie), so vor Jahren von Grass, Dechbetten, Prüfening. Weihegaben (sind) meist Kerzenopfer und ein Almosen für die Eremiten.“11

Bei einem geschichtlichen Rückblick muss ich erwähnen, dass in der Dunkelheit der Säkularisation auf Befehl des Ministers Maximilian Montgelas und des jungen Churfürsten bzw. späteren Königs Max I. Josef (1799 bis 1817) Wallfahrten , die anerkannter Weise stark ins Kraut schossen, streng verboten waren. Es hieß: Die Menschen vertrödelten zu viel Zeit, in der man etwas Sinnvolleres tun und arbeiten könnte. Auch gebe es bei dieser Gelegenheit viel unsittliches Treiben.
Unter Ludwig I., dem Nachfolger, der für sich selbst gewisse Privilegien beanspruchte, ging es dann mit Wallfahrten und Prozessionen wieder spürbar aufwärts.
(Privilegien: Man denke an Lola Montez! Ludwig soll auf Vorhaltungen des Erzbischofs wegen Ludwigs laxen Lebenswandel gesagt haben: „Der Bischof behalte seine Stola, ich behalte meine Lola!“)

Fronleichnam
Alois Lehner bemerkte zu diesem Fest ganz kurz: „Ursprung und Einführung der großen Prozession (ist ) unbekannt. Es werden gewöhnliche Heiligenstatuen mitgetragen. Allgemein heißt der Fronleichnamstag auch der große Prangertag.“12 Pfarrer Lehner vergaß anzumerken, dass es noch zu seiner Zeit in Abbach zwei Fronleichnamsprozessionen gab, die eine am Feiertag selbst und die zweite am Sonntag darauf. Warum das so war, wussten die Allerwenigsten:

Darum etwas ausführlicher zusätzlich zu Pfarrer Lehners Notizen:
Das Fest geht zurück auf eine Vision der Klosterfrau Juliana von Lüttich über die Verehrung der konsekrierten Hostie 1209. Es wurde 1264 von Papst Urban IV. für die ganze Kirche eingeführt und von Papst Johannes XXII. 1317 in einer Veröffentlichung als verbindlich erklärt.13

Im Jahre 1669 erwählte die im Bayernlande existierende „Corporis Christi Bruderschaft“ die St. Cristophorus Kirche zu Abbach, wo schon seit 1484 ein Benefizium und die Christophorus Bruderschaft bestand, zusätzlich als Mutterkirche für das Bistum Regensburg. Die Bruderschaft führte als ihr Markenzeichen die zweite Prozession ein. Was aber an der Marktkirche bestand, war Sache des Marktes und nicht der Pfarrei. So war der Markt auch der Träger der Kosten, die bei der Fronleichnamsprozession der Bruderschaft entstanden. Die Bruderschaft selbst war allerdings durch die Beiträge der Mitglieder auch selbst finanzkräftig genug, um für die Kosten aufzukommen, so dass sogar Mittel für spürbare soziale Tätigkeiten und das Ausleihen von verzinslichen Darlehen zur Verfügung standen.
Über den Gebrauch dieser Mittel bestehen im Marktarchiv umfangreiche Akten.24 Wenn z.B. Mitglieder in der Entrichtung der Beiträge oder der Zinsen für geliehene Kapitalien säumig wurden, wurden sie auch mit weltlichen Zwangsmaßnahmen behaftet. Solche Leute wurden sogar bei der Regierung in Straubing überschrieben, mit anderen Worten ausgedrückt, angeschwärzt.14

Was zu meiner Jugendzeit ebenfalls nicht extra begründet, sondern eben einfach so stattfand, war die Prozession an jedem letzen Sonntag im Monat um die Pfarrkirche herum, oder bei schlechtem Wetter innerhalb der Kirche mit dem Allerheiligsten. Anschließend wurde vor ausgesetztem Sanctissimum der Dreißiger gebetet, 30 „Vater unser“ in Folge, eine langweilige Gebetsform, die ich als Ministrant in schlechter Erinnerung habe. Alles war ohne allgemeines Wissen ein Überbleibsel der Corporis Christi Bruderschaft, die ja nie formal aufgelöst wurde.

Für Mitglieder der Bruderschaft war im 18.Jh. die Teilnahme am Bruderschaftsgottesdienst und der anschließenden Prozession strenge Christen – und sogar Bürgerpflicht. Das Schwänzen dieser frommen Übung wurde schwer bestraft. So lesen wir: „Weil sich Johann Michael Adam und Andreas Luxi an den Bruderschaftsgottesdiensten zu erscheinen , sohin das Himmeltragen vernachlässiget, wurden beide nebst Verweis gebüßt 1 PfundPfennig, macht 2 PfundPfennig (1 PfundPfennig = 1 fl 8x 1hl, A.d.V.). Ad fundum pauperum (= Armenkasse, A.d.V.) gehen 8 x , macht 17 x 1 hl.“17

Einiges möchte ich zur Feier der zwei Festtage in meiner Kinder- und Jugendzeit erzählen.
(Dies war nach dem 2.Weltkrieg 1945 und in der Folgezeit):
Ich selbst erinnere mich noch lebhaft daran, wie wir als Kinder, Buben und Mädchen, an beiden Tagen festlich mit einem Blumenkränzchen und dem schönsten Gewand, das wir besaßen, für die Prozession herausgeputzt wurden, wie der Markt herrlich mit jungen Birken und frisch geschnittenem Gras auf dem Prozessionsweg geschmückt war. Wie die ganze Blütenpracht der Gärten für die vier Altäre, die Blumenteppiche und den Fensterschmuck aufgeboten wurde. Den Marsch begleitete Blasmusik und frommer Gesang. Die Sinne reizten der Geruch von frischem, in der Vormittagshitze welkendem Gras, Weihrauch- und Bratwurstduft. Nach der Prozession, oder wenigstens am Nachmittag, besuchte man die Biergärten oder Wirtschaften beim Bad oder Geberl (Pächter von Zirngibl). Da dachte man nicht mehr an das heiligste Altarsakrament, sondern war man nur mehr der Gemütlichkeit ergeben, bei zünftiger Blasmusik, nicht selten zu ausschweifend, Familiensinn und Freundschaft sollte hoch leben, was zu vielen Räuschen führte.

Kehren wir zurück zur Nüchternheit und zu den vorhandnen Akten im Archiv von Bad Abbach:
Schon in der ersten Kammerrechnung von 1639, mitten im 30-jährigen Krieg. und in der Folgezeit erscheint das Fronleichnamsfest lückenlos an zwei Stellen im Haushalt: Einmal bei „Zöhrung“ (=Tringeld) und dann bei „Gemaine Ausgaben“. Dafür einige Beispiele:

So heißt es 1703 wörtlich: „ Dem Fest Corporis Christi ist abermahlen wie sonsten denen Schüzen, welche sich bei dem Umbgang mit ihren gewöhren gebrauchen lassen, zu verzöhren geben worden 1 fl.“ „ Am Fest Corporis Christi ist für lundten, Pulver so zu dem Umbgang gehörig ausgelegt worden 1 fl.“15

Eine besondere Feier des Fronleichnamsfestes wird aus dem Jahre 1745 berichtet:
„An dem hohen Festtag Corporis Christi hat man für die alhier im Quartier liegende D’ Avancourtische Companie des löblichen Kronprinzischen Infanterie Regiments – weil diese sich bei der Prozession mit dem Alleheiligsten mit Schießen gebrauchen ließ – von Regensburg 11 Pfund Pulver hierher bringen lassen, wovon 4 derlei Pfund vor der würdigen St. Nikolaj Pfarrkirchen, und die übrigen 7 Pfund laut vorliegendem Attestat vor der gemeinen Marktsbürgerschaft (gemeint sind wohl die 4 Altäre im Markt, A.d.V.), und zwar jedes deren 24 Kreuzer. Zusammen hat man 2 fl 48x zahlen müssen.
Eben dieses Pulver (aus Regensburg) herauszutragen 10x.
So wurde auch der genannten D’ Avancourtische Companie – weil sie nach der genannten Prozession das Rathaus angeschossen haben – für einen Trunk verehrt 2 fl 21 x.“16
(NB. An das „Anschießen“ mag der noch erhaltene Brauch des „Chistkindl Anschießens“ erinnern)

Die Feier des Fronleichnamstages in der aufgeklärten Zeit des Maximilian Montgelas verdient eine eigene Bertachtung:
In den letzten Jahren des 18.Jh. scheint es bezüglich der Fronleichnams-prozessionen noch keinen Druck von oben gegeben zu haben. Auch in den Jahren 1800, 1801,1802 hat man für die Musikanten, die bei der Prozession aufspielten, noch jeweils 1 fl 30 x aus der Gemeindekasse ausgegeben.
Aber 1803 und 1804 fehlen diese Einträge, woraus man schließen kann, dass die Fronleichnamsprozessionen entfielen.
Im Jahre 1805 scheint man die Prozession wieder einmal durchgesetzt zu haben, denn da wurde den Schützen ein Trunk gereicht zu 2 fl 4 x, für die Musikanten wurden 2 fl und für die Paukenträger 12 x ausgegeben.
1806 und 1807 fiel die Fronleichnamsprozession wohl wieder ins Wasser.
1808/9 heißt es: Am Fronleichnamstag zur Abschießung der Böller 5 fl 50 x. Die Musikanten erhielten 1fl 30x, die Fahnenträger das Gewöhnliche 1fl 30 x.
1810 fehlen wieder einschlägige Einträge.
1811 wird berichtet, dass man für die Ablösung des Pulvers, das man dem Peter Brandl ( = Schmiede in Abbach, A.d.V.) abgekauft hat, 3 fl 4 x bezahlt habe.
1813 werden am Fronleichnamstag wieder die Paukenträger mit je 16 x, der Orgelzieher mit 12 x, die Musikanten mit 1fl 30 x erwähnt. Für Pulver hat man 2 fl 12 x ausgegeben, für Botenlohn zum Beschaffen des Pulvers 6 x.

1815 bestand eine besondere Situation:
„Am Fronleichnamsfest bei der Prozession, ferner am 5.Juni 1815, bei der Durchreise seiner königlichen Hoheit des Kronprinzen von Österreich, dann am 6.Juni bei der Ankunft ihrer Majestät der Kaiserin von Österreich hat man die Böller abgelöst, und hierzu 7 Pfd. Pulver herbeigeschafft, was 5 fl 36 x kostete. Den 2 Paukenträgern Vitus Rössl und Sebastian Völkl hat man 26 x bezahlt.“18

NB. Der Kronprinz von Österreich war 1815 nach „Der Große Herder“( Stichwort Österreich) der spätere Kaiser Ferdinand I.. Die Majestät der Kaiserin von Österreich war im gleichen Jahr die dritte Frau Franz I. von Österreich, Marie Ludowika von Österreich-Este, die in diesem Jahr starb, nachdem ihr die Kur in Abbach offenbar nichts geholfen hat.1816 heiratete Franz I. schon seine vierte Frau, Karolina Augusta von Bayern, die geschiedene Frau des späteren Königs Wilhelm I. von Württemberg.22
Bemerkenswert ist hierbei, dass Abbach auf seine durchlauchten Gäste normalerweise sehr stolz ist. Man denke an Kaiser Karl V. oder die Landesmutter Maria Anna! Nie hörte ich aber etwas von Kaiser Ferdinand I. oder der Kaiserin Marie Ludovika. Der Grund liegt vielleicht darin, dass die Bayern zu Beginn des 18. und des 19.Jh. mit den Österreichern keine guten Erfahrungen gemacht haben, ja sogar von ihnen mit Krieg überzogen wurden.

In den Folgejahren, als der Stern des Ministers Maximilian von Montgelas zu verglühen begann, und König Max I. Josef allmählich zu den alten Bräuchen zurückfand, traten an Fronleichnam wieder die althergebrachten normalen Verhältnisse ein. 1817 wurde Montgelas entlassen. In den Jahren, als dieser in Bayern das Sagen hatte, war der Friede am Fronleichnamstag zeitweise empfindlich gestört. Es wäre noch interessant, zu diesem Fragenkreis auch noch die Kirchenrechnungen, die von 1718 bis 1807 im Pfarrarchiv vorliegen, zu befragen. Aber das kann man nachholen.23

Der Karfreitag

Aus dem Bericht von Pfarrer Alois Lehner von 1932 entnehmen wir: „Mit viel Eifer wird das heilige Grab aufgerichtet. Es wird über den Hochaltar der Marktkapelle aufgebaut, selbst jede der Filialen hat ihr eigenes hl. Grab in ihrer Filialkirche und das Kreuz wird von den Leuten gerne verehrt ( NB. Siehe „Herrgottschmatzen“ in unserer Kinderzeit und darüber hinaus!).In Abbach selber wird das Allerheiligste in feierlicher Prozession von der Pfarrkirche zur Marktkirche geleitet und dort im hl Grabe ausgesetzt. Grabmusik am Karfreitag.“19

Das heilige Grab geht auf die Barockzeit zurück (18.Jh.), in der religiöses Theater von den Jesuiten gefördert und von den Pfarreien gerne gepflegt wurde. Momentan wird das hl.Grab allerdings entgegen der Tradition in der Pfarrkirche aufgebaut.

Noch in der abklingenden Säkularisation scheint es wegen der Prozession mit dem Allerheiligsten von der Pfarrkirche zur Marktkirche und zurück wie früher mit der Fronleichnamsprozession Schwierigkeiten gegeben zu haben. Die alten religiösen Bräuche musste man sich allmählich erst wieder zurückerobern.

In einem Brief des Magistrats von Abbach an das Königliche Landgericht in Kelheim vom 2.April 1819 heißt es: „Von Alters her wurden die Gottesdienste, und auch jetzt in der hl.Karwoche, in dem Pfarrgotteshaus zu Abbach mit allen Ceremnien gehalten. Am Charfreitag wurde das Sanctissimum aus solcher in stiller Prozession in das Marktsgotteshaus in das dazu errichtete heilige Grab getragen und zur öffentlichen Anbetung ausgesetzt. Am Charsamstag Abends acht Uhr wurde (.) das Sanctissimum unter feierlicher Prozession wieder von da aus in die Pfarrkirche begleitet und dort aufbewahrt.
Die hiesige Kirchengemeinde wünscht, dass die Feierlichkeit wie vor und ehe, besonders weil die Marktkirche zu klein und kaum den 1/8. Teil der Bewohner und der herbeiströmenden Menschen von den umliegenden Gemeinden aufnehmen kann, und besonders, da in mehreren umliegenden Pfarrgemeinden und sogar in der Hauptkreisstadt Regensburg öffentliche Prozessionen gehalten werden, wieder ihren alten Fortgang haben möchte, wie solches das hier anliegende Protokoll beweist.
Magistratsseits will man hiervon das Königliche Landgericht Kelheim in Kenntnis setzen und zugleich die Bitte anfügen, erstens selbst die Feierlichkeit zu begünstigen oder selbe durch einen nachdenksamen Bericht an die Königliche Kreisregierung zu erzwecken.
Unter Bezeigung der reinsten Hochachtung empfiehlt sich der gehorsamste Magistrat.“20

(NB. Der Verweis auf die Praxis in Regensburg verkennt, dass Regensburg selbst 1803 bis 1810 unter dem letzten geistlichen Reichsfürsten Carl Theodor von Dalberg schon immer eine Sonderstellung hatte.21 Allerdings war inzwischen das Verhältnis zwischen Staat und Kirche durch das bayerische Konkordat vom 5.6.1817 überall in Bayern neu geordnet worden.)

 

1 Vgl. Gandershofer, G. M. . Chronik des Marktes und Badeortes Abach nächst Regensburg . Regensburg 1832, Reprint 1986, S. 57 ff.
2 Vgl. Hubensteiner, Benno. Bayerische Geschichte. Süddeutscher Verlag, München 1980, S.226 – 256.
3 Hausberger, Karl. Das Bistum regensburg- Seine Geschichte. Verl. Friedrich Pustet, Regensburg 2004, S.214.
4 z.B.Kammerrechnung 1680, S. 30. Archiv 9.4.3
5 z.B. Kammerrechnung 1695, S.27 v, Archiv 9.4.3. Forts.
6 Kammerechnung 1675 S. 28 v, 29. Archiv 9.4.2 Forts.
7 A.a.O.
8 A.a.O.
9 Kammerechnung 1683, S. 29 v. Archiv 9.4.3.
10 Pfarrer Alois Lehner. Religiöse Bräuche in der Pfarrei Abbach, 1932. S. 3. Pfarrarchiv. Ablage Archiv von
Bad Abbach, Hängekartei Pfarrei.
11 A.a.O.
12 A.a.O.
13 LThK Bd. 4 Sp. 406. Herder Freibug 1960.
24 Rechnungen der Corporie Chriti Bruderschaft von 1753 – 1807
14 Ratsprotokoll vom 6. August 1742, S.90. Archiv 8.5.3
17 Rats- und Verhörsprotokoll vom 12.4.1776. Archiv 8.5.3.Forts.1
15 Kammerrechnung 1703
16 Kammerrechnung 1745, S. 18. Archiv 9.6.1
18 Kammerrechnung 1814/15, S.14. Archiv 9.4.1.b
22 Vgl. Höfer, Manfred. Die Kaiser und Könige der Deutschen. Bechtle V., München 1994, S. 246.
23 s. Pfarrarchiv Bad Abbach , Schrank 1
19 Pfarrer Alois Lehner. A.a.O. S.2
20 Schreiben des Magistrats von Abbach an das K. Landgericht in Kelheim vom 2. April 1819. Archiv 8.4.1 (I.8)
21 Vgl. Hausberger. A.a.O. S.214.

Von |2023-12-03T18:53:38+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

009: Das Brautbad

Von den Freiheitsrechten, die Abbach im Hochmittelalter schon nach „altem Herkommen“ eigentümlich waren, und die am 21. Mai 1335 von Kaiser Ludwig dem Baiern dem Markt erneut zugesichert wurden, reizte der Titel „Preydbadt“ mein Interesse in besonderem Maße.1

Was mochte da bei oder vor Hochzeiten im „finsteren Mittelalter“ auch oder besonders in Abbach vor sich gegangen sein?
Zunächst konnten mir auf diese Frage auch in bayerischer Geschichte bewanderte Kapazitäten keine Antwort geben. So wagte ich mich denn selbst einmal schon vor Jahren bei der Durchforstung meiner Archivalien an das spannende Geheimnis. Gleichzeitig bat ich eine treue und geübte Nutzerin des Abbacher Archivs, es mir gleich mitzuteilen, wenn sie etwa in dieser Richtung eine Entdeckung gemacht hätte.
In alten Ratsprotokollen begegnete mir das „Brautbad“ erst einmal immer wieder neben Heiratsabsprachen anlässlich der Bürgeraufnahme.2 z.B.: „Auf gehorsames Anhalten Wolfgang Geigl, Schlossergesellen aus Regenstauf, welcher die Michael Scheuerische Behausung und Schlosserwerkstatt käuflich eingetan, wurde selber dergestalten als ein Bürger an und aufgenommen, dass er dagegen zum Bürgerrecht erlegen solle 4 Gulden, ½ Feuereimer zu 45 Kreuzer , Brautbad 8 Kreuzer 4 Hellerl, Bürger Tax 1Gulden.“ Genau so bei Mathias Kain , am 26.Juli 1764. usw.

Dann erhob sich mir diese Frage immer wieder bei dem ordentlichen Titel „An Braut Badgeldern“ in den Kammerrechnungen des Marktes, die mir seit 1639 vorliegen. Regelmäßig las ich da bei den Einnahmen „An Braut Bad Geldern“ 8 Kreuzer vier Heller. 1832 erschien dieser Titel zum letzten Mal, und dann Schluss. 1808 war da eine 10-Jahresaufstellung: Von 1789 bis zu diesem Jahr hatte man 16 Gulden 25 Kreuzer 1 Heller eingenommen. Auch damals nicht übermäßig viel. Aber Kleinvieh macht auch Mist! Dann wurden bei der nächsten 10- Jahresaufstellung 1818/19 gar nur 3 Gulden 24 Kreuzer registriert. Waren die Abbacher etwa heiratsmüde geworden?

Aber bei aller regelmäßigen Kassiererei war mir immer noch keine befriedigende Erklärung begegnet, was der Begriff „Brautbad“ beinhaltet. Bat der Markt die Brautleute zur Kasse und er wusste gar nicht mehr wofür? –
Doch 1808 fand ich da eine Randnotiz: „Nach der allergnädigsten Marktfreiheit ao 1335 (.) enthält Punkt 4, dass der Markt von den sich verheiratenden Bürgern, auch von einem fremden Dorf durch den Markt fahrenden Brautpaar, 8 Kreuzer 4 Heller zu einem so genannten Brautbadgeld (nehmen darf. A.d.V.).
Im Zweifelsfall zieht man in Abbach noch die traditionellen Ortshistoriker zu Rate: Gandershofer, Angrüner!
Da schau an, diese haben sich schlau aus der Affäre gezogen. Sie ersetzten im ausführenden Text nach der zwar originalen Überschrift „Brautbad“ diesen Begriff einfach durch das Wort „Brautband“3. Dann war alles einfacher! Eine Gebühr also für die Trauung. Dann war alles sonnenklar! Die muss man auch heute noch bezahlen.
Aber nein ! Im Original steht unausweichlich in der Überschrift und im erklärenden Text das Wort „Brautbad“: „Item .. wann ain burgers sohn oder ain anderer des marckhts sich verheurat oder ausser marckhts, der ist denen von Abach fürs Preitbadt zu geben schuldig ain schilling lantzhueter Pfenig, deßgleichen ain außwendiger, so er aines burgers tochter nimbt. – Item deßgleichen wann ain frembder, es sey wer er well, alhie mit ainer Preut durchfürt, oder die freyhait auser des marckhts berürt, der ist denen von Abach für die Mauth zu geben schuldig ain schilling Lantzhuter pfenig (..)“

In früheren Zusammenhängen hatte ich schon einmal entdeckt, dass der approbierte Ortsbader in Übereinstimmung mit der Gemeinde eine auffallende Badepraxis vollzog, wegen der etliche Bürger in einer Eingabe an den Rat ihre Entrüstung zum Ausdruck brachten, weil in gemischter Gesellschaft Männlein und Weiblein gemeinschaftlich, noch dazu während der Kirchzeit, am Baderitual teilnahmen.4 Darum erwähnte ich den Vorgang schon einmal in einem Heimatheft5. Ich hatte einen Verdacht, so dass ich schrieb: „(…) Brautbad, da konnte der Bräutigam seine Angebetete einmal ganz offiziell in Augenschein nehmen“ (Siehe, die Katze nicht im Sack kaufen!) oder: „Besonders der Ortsbader hatte den Zorn (.) erregt. Er war auf die Idee gekommen, das Angebot mit dem teuren Quellwasser mit billigem Donauwasser zu unterlaufen und „ anstatt des Wildbades sein mit allerlei schlechten und liederlichen Kräutern (..) angesetztes Donaubad“ anzubieten.“6

Doch, wo man nichts Genaues weiß, wird viel spekuliert.
Die Lösung des Problems scheint mir endlich die eingangs erwähnte Archivbenutzerin geliefert zu haben:7

„In Wriezen (an der Grenze zu Polen, ungefähr auf der Höhe zu Berlin) findet sich Folgendes in der Chronik: Im Zusammenhang mit Aussatz Epidemien wurden im Jahre 1364 Badestuben eingerichtet. Das bedeutete: Keine feierliche Handlung, ohne vorher gebadet zu haben (Brautbad) Also mussten die Brautleute vorher baden, damit sie heiraten konnten.

Bei Schmeller8 Bd. 1/1, Sp.209 steht unter dem Stichwort „Bräut Bad“, „Hochzeitsbad“: Bad, in welches man vor der Hochzeit ging. Nach den Regensburger Statuten von 1320 durfte der Bräutigam, wenn er mit der Braut ins Bad ging, nicht mehr als 24 seiner Genossen, sie nur 8 Frauen zur Begleitung nehmen. Anno 1405 will der Münchner Magistrat: Es sol auch niemand chain hochzeit Pad mer haben, weder man noch frawn“
Dies dürfte wohl bedeuten, dass vorher ein Teil der Hochzeitsgesellschaft baden musste. In München scheint der Brauch bereits 1405 abgeschafft worden zu sein, im Raum Regensburg hat er wohl noch länger bestanden. (.)“
Wenn ich Schmeller eingehender analysiere, erkenne ich, dass es sich beim Brautbad um eine Art rituellen Akt der Reinigung handelt. Kein das Leben prägender Vorgang, vor dem man sich nicht vorher waschen oder baden musste! Heute sind solche rituelle Waschungen noch bei den Juden und Muslimen vorgeschrieben.
Schon im Altertum, bei den Römern und Griechen gab es so etwas. In Rom (Vatikan) gibt es ein Wandfresko der „Aldobrandinischen Hochzeit“. Es handelt sich um ein Hochzeitszeremoniell. Da sitzt eine Braut in einen weißen Mantel gehüllt. Venus spricht ihr Trost und Aufmunterung zu. Eine Gefährtin der Liebesgöttin gießt duftendes Öl in eine Muschel. Die Brautmutter bereitet mit einem Knaben und einem Mädchen ein Brautbad zu. In dieses soll die Braut eintauchen und auf den Bräutigam warten.9

 

1 Kaiser Ludwig der Baier.Des Marckhtes löbliche Statut, Freyhait und altes Herkhumen. 21. Mai 1335. Vermutlich erste Abschrift (1335 ?), S. 6.
2 Ratsprotokolle 1764 – 1768. S. 20v-21, 13.Juli 1764. Archiv 8.5.3
3 Gandershofer,G.M. Chronik des Marktes und Badeortes Abach nächst Regensburg, Chr. Ernst Brenk’s Wittwe, Regensburg 1832, reprint 1986, S. 107.
Angüner, Fritz. Abbacher Heimatbuch. Marktgemeinde Bad Abbach 19731, S.190.
4 Befehlspublikation. Ratsprotokolle 1749-1751. 1749 Juni 26, S.315 v, Archiv 8.5.2.b
5 Heft 30/2005, S.13, S.27.
6 Gandershofer S.71
7 Heinl, Lydia. Brief vom 04.10.2007. Recherchen zum Thema Brautbad.
8 Bayerischer Mundartforscher
9 Lydia Heinl, nach einem Rombesuch im November 2007.

Von |2023-12-03T18:52:41+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

010: Ein kleiner Abbacher Wirtschaftsspiegel

Aus vielerlei Akten, besonders aber aus den jährlichen Kammerrechnungen bzw. Jahresrechnungen, die seit 1639 bis 1970 im Archiv fast lückenlos vorliegen, könnte man aufschlussreiche, aber endlose und vor allem mühselige Darstellungen der Vorgänge im allgemeinen Leben und besonders Wirtschaftleben der Marktgemeinde herstellen. Ich beschränke mich in diesem Aufsatz vor allem auf die Jahre 1808/12/13, weil da zuletzt der früher schon erwähnte Communal-Administrator, Freiresignierte Verwalter von Wisend und Handelsmann Georg Meier in die ewige Heimat abberufen wurde, und Napoleon, Kaiser der Franzosen, im August/September und im darauffolgenden Winter 1812/13 in Russland und anderswo unschuldige Menschen für seine Großmachtgelüste büßen ließ. Beide Ereignisse hinterließen einen interessanten lokalgeschichtlichen Niederschlag, der die Allgemeinheit vielleicht interessiert.

Kommen wir zunächst zu den Liegenschaften:
In einer Darstellung aus dem Jahr 1809 heißt es:i

1.„Das Rathaus (an der Stelle von jetzt Gasthaus zur Post, A.d.V.) ist eine zweistockige Behausung.
Zur ebenen Erde ist das Marktbrothaus, die Wag, 5 Metzger-Fleischbanken und das Schlachthaus.
Über der Stiegen befindet sich das große Ratszimmer, nun zu Zusammenkünften der Bürgerschaft dienlich. Dann hinten hinaus des pensionierten Marktschreibers Wohnstuben und Kammer. Dieses Haus hat in der Breiten 40 Werkschuh und in der Länge 60 Werkschuh, mit Schiefersteinen gedeckt. Ist übrigens stark dem Wasser unterworfen. Die Schätzung ist nach der Brand Assekuration 800 Gulden.“

PS. In der Jahresrechnung von 1801 wird von einer Last von 800 Gulden berichtet, die durch einen Brand im Rathaus verursacht wurde. Für das laufende Jahr brachte man dafür zunächst 100 Gulden auf. Bei der folgenden Baumaßnahme dürfte das neugotische Fassadentürmchen entstanden sein, an dem sich die große Marktuhr befand, die vom nahen Hufschmied, später Schlosser Geigl, betreut wurde. Das Rathaus wurde zeitweilig auch als Schulhaus genützt, was man aber 1845 änderte, weil das jährliche Hochwasser zu häufige Ferien verursachte. Die Markt-schreiberwohnung benützte nach 1817 zeitweilig auch der Schulbenefiziat. Nach 1850 kaufte es die Bräuers Witwe Anna Maria Koller, wo sie ihr Arm-Mädchenhaus errichten wollte, was aber vom Marktrat nicht genehmigt wurde. Am 30.Mai 1892 vernichtete ein großer Brand fast den halben Markt, wobei auch das alte Rathaus bis auf die Grundmauern nieder brannte.

2.„Das Hirthaus liegt fast am Ende des Marktes (jetzt Kochstraße, A.d.V.)(.) hat 2 kleine Stuben und 2 Kammern, in welchen die 2 Hirten wohnen, ist ganz baufällig und deswegen ästimiert auf 100 Gulden. Die Länge ist 58 Werkschuh und die Breite 36 Werkschuh.

3. „Ein Ackerl vor dem Regensburger Thor, an des Michael Aman, Kuffners, Garten gelegen und an die Landstraßen stoßend. 1 1/160 Tagwerk, genießt der Marktsdiener als ein Dienst Emolument, 25 Gulden.“

4. „ Ein Wiesl außerhalb der Vordermühl (jetzt Maria Fischer, A.d.V.), stößt an den Graben, 1/8 Tagwerk, genießt der Marksdiener als ein Dienst Emulument, 50 Gulden.“

5. „In dem genannten Rathaus haben die Metzger immer schon ihr Schlachthaus gehabt, für jeden auch eine Fleischbank. Von der Fleischbank gibt jeder jährlich 30 Kreuzer, gibt 4 Gulden 30 Kreuzer.“

6. „Die Bäcker haben in dem Rathaus auch einen gemeinschaftlichen Brotladen, und von solchen gibt jeder 30 Kreuzer, miteinander 2 Gulden 30 Kreuzer.“

7. „ Jeder der 2 Kramer Georg Mayer und Johann Zirngibl geben von ihrer Gerechtigkeit zur Marktkasse jährlich 2 Gulden 8 Kreuzer 4 Heller, macht 2 Gulden 17 Kreuzer (NB.: 1 Gulden = 60 Kreuzer; 1 Kreuzer = 47 Heller; 1 PfundPfennig =1 Gulden 8 Kreuzer 4 Heller, A.d.V.)

8. Franz Schmied, pensionierter Ratsdiener, zahlt für die (.)gleich seinen Vorfahren, als ein Dienst Emolument überlassene, aber der Bürgerschaft zugehörige Krämerei Gerechtigkeit jährlich 48 Kreuzer.“

9. „Der Markt hat auch einen Ziegel- und Kalkofen, welcher schon jährlich um 15 Gulden verstiftet war. Ist derzeit auf 6 Jahre verstiftet zu 52 Gulden im Jahr.“

10. „ Zusätzlich hat die Marksbürgerschaft eine Krämerei Gerechtigkeit, welche bisher einem zeitlichen Rat (nun dem Marktsdiener) als ein Dienst Emulument mit einer gewissen Einschenkung (Ausschank, A.d,V.) überlassen wurde. Der Ertrag ist 15 Gulden.“

11. „ Auch darf der Markt Abbach das Standgeld bei den 6 Abbacher Jahrmärkten einbringen, d.i.
* 1. am Sonntag nach hl 3 Könige
* 2. am 5. Sonntag in der Fasten
* 3. am Sonntag vor der Kreuzwoche
* 4. am 4. Sonntag im August
* 5. am Sonntag nach Allerheiligen
* 6. am 1. Sonntag im Dezember
Das ergibt ca. 4 Gulden.“

Als unrentierliche Liegenschaften müsste man folgende in Anschlag bringenii:
„ Der Marktschreiber zu Abbach (zu dieser Zeit Josef Quirin Nikendey, A.d.V.) hat im Rathaus seine freie Wohnung mit einer Wohnstuben, einer Kammer, Kücherl und Waschgeschirrbehältnis. Dies kommt in Anschlag mit 30 Gulden (fl)
Das Hirtenhaus bewohnt der Großhirt mit einer Stuben und Kammer, 10 fl.,
der Kleinhirt mit auch einer Stuben und Kammer ,10 fl.“

Es folgt nun das Inventar im Rathaus.
„Zu dieser Schätzung hat man den Schlossermeister Mathias Geigl und Sattlermeister Johann Staimmer an Eides Statt in das Handgelübde genommeniii
1 kleines messingisch Handglöckl
1 Tisch mit steinener Platte 3 fl
9 alte Sessel von Leder
1 großer feichtener Registraturkasten blau angestrichen 5 fl
1 halb so großer mit Gitter 1fl
1 Brotwaage
1 Messing Pfund Einsatz 1fl 30x
1 große Waag mit hölzener Platte als Hopfen- und als Bäcker Waage
1 zehn pfündiges Eisengewicht
je 1 Zehn Pfund,15 Pfund,43 Pfund, 32 Pfund Steingewicht, 3 fl
1 eisenbeschlagenes Holzmaß 1fl
Getreidemaße:
1 Münchner Schäfl
1 Mezen
1 halber Mezen, ein ¼ Mezen,
1 Mass und 1 Seidl als Geschirr zum Mehl messen, eichern
1 30er, ½ 30er , aus Blech
1 Röckl und 1 Seidlmaß, klein, blechern. Zusammen 6 fl 24 x
zum Pflaster Ausbessern
1 Pflaster Stempfl
1 Hebeisen
1 Haue
1 Pickl
1 RadlTruhe, zusammen 2 fl 48 x
Feuerrequisiten
4 kleine hölzerne Handspritzel, welche man in einen Handzuber setzt, mit einer Hand hält und mit der anderen pumpt.“
1812/13 gibt es da offenbar einen Fortschrittiv:
1 ganz neue große Löschmaschine
4 neue Wasserkübel
26 alte , brauchbare, 3 verlustig
8 Feuerleitern, 3 abgängig
9 Feuerhaken, 3 abgängig.

Seit dem Marktschreiber Quirin Nikendey in den 1750er Jahren wurden die Kostbarkeiten/Pretiosen, seit Beginn der Kammerrechnungen nach dem 30-jährigen Krieg im Besitz der Gemeinde, nicht mehr fortgeschrieben. Ich führe sie aber hier zusätzlich an, weil sie in späteren Repertorien wieder auftauchenv:
„Ein vergoldet Kännlein, darauf der von Stinglheimb Wappen, so zu gemeinen Markckht verehrt, hält 3 Mark oder 16 Loth
(NB.: Lot als Gewicht, je nach Schwere des Pfund, das Pfund war nicht aller Orten gleich schwer, 1/32 oder 1/30 Pfund = 13,64 – 17,5 Grammvi)
Mehr ein Krottensteinerisches Krügerl mit einem silbernen Deckel und dergleichen Reifel
Dann ein silberner Becher mit 16 Loth
Ein Kassatrüchlein, darin obiges Silbergeschmeid und briefliche Urkunden aufbehalten werden.
Item 19 Pfundt Eisengewicht, darunter 10 Pfund, 6 , 2 und 1 pfündtige.
Dann 1 Pfundt neu eingesetzt messinges Gewicht
Dann ein kleines Registratur Kästlein, darinnen die Ratsprotokolla und acta aufbehalten müssen werden.
2 blecherne Pekhenwagen
1 Fuß oder Handschellen
1 Stock oder Gefenkhnis
2 Feuerleitern und 2 Feuerhakhen.“

Es muss noch eine Rechnung über die Einnahmen und Ausgaben des Marktes, die natürlich in den verschiedenen Jahren, ja Jahrhunderten, durch äußere Umstände und Entwicklungen bedingt, variieren, beigefügt werden. Wir wählen das Rechnungsjahr 1812/13. Den Titel „Sonderbare , Zufällige Ausgaben“ schauen wir uns wegen der mikrokosmischen wie makrokosmischen Entwicklungen im Endstadium des Napoleonischen Krieges besonders an.
Es sei hinzugefügt, dass Communal Administrator Georg Meier wegen Ablebens die Rechnung nicht mehr abschließen konnte. Darum der Vermerk: „Unterzeichnet im Namen der Wittib des verstorbenen Communal Administrators Mayer vom Sohn Alois Mayer.“vii
(NB.: Die verschiedene Namensschreibweise kam in dieser Zeit auch in anderen Fällen vor, A.d.V.)

Einnahmen
Rechnungsrest 1811/12 –
Pfennig Gülten – 12x 3hl
Grund- und Bodenzinsen 1fl 41x 1hl
Aktiv Kapital Zinsen 96 fl
Bankzinsen 9fl 41x
Standgelder 8fl 40x
Beisitzgelder 3fl 22x 2hl
Bürger Rechte –
Aufgenommene Kapitalien –
Heimbezahlte Kapitalien –
Eingebrachte Steuern –
Brautbadgelder –
Ausstände –
Fleischaufschlag 190fl 58x 2hl
Sonderbare Einnahmen 533fl 9x
Summa Summarum 843fl 45 x

Der Pflasterzoll wurde eigens abgerechnet, er betrug:
Einnahmen 206fl 27x
Ausgaben 11fl 15x
Aktiv Rest 195 Gulden 12x

Es ist anzumerken, dass die Einnahmen an Strafen früher der fast einträglichste Posten war, denn Strafen wurden sehr ausgiebig verhängt, vor allem für Verstöße gegen die Qualität der Viktualien, Maß und Gewicht, sowie Preis von Fleisch, Brot und Bier. Die Sünder waren vor allem die Gastwirte, Bräuer, Metzger, Bäcker, Müller und Melber. Gewöhnliche Bürger zahlten wegen Ungehorsam, Streit, Verleumdung und Raufen am häufigsten.
In dieser Haushaltsrechnung wurden Strafen ganz ausgelassen, was absolut unüblich war!

Ausgaben
Auf Besoldungen und Pensionen 3fl 20x
Deputat und Zehrung (Trinkgelder, A.d.V.) 27fl 42x
Stiften –
Bezahlte Kapitalien –
Zinsen 129fl 50x 3hl
Lehenreich (Ehrensold,A.d.V.) –
Schreibmaterialien 5fl
Botenlohn und Taxen 25fl 13x
Steuern und Vogteygelder 13fl 21x 3hl
Gebäude und Reparaturen 12fl 51x
Wege, Stege und Straßen 6fl 15x
Feuer Requisiten –
Ausstände 26fl 41x 1hl
Auf den Fleischaufschlag 8fl 48x 2 hl
Sonderbare Ausgaben 1189fl 13x 1hl
___________________________________________________________________________

Summa Summarum 1448 fl 16x 2hl

Abrechnung
Einnahmen 843fl 45x –hl
Ausgaben 1448fl 16x 2hl
Rest heraus 604 fl 31x 2hl

Vergleichen wir diese Jahresrechnung mit solchen aus Friedenszeiten, kann man nur sagen:
Das Elend drückt sich auch in Zahlen aus!

Schließlich noch zu den Sonderbaren Ausgaben, woraus sich die neuen Schulden erklären. Auswahl:
Hinterlassene Passiva aus dem Vorjahr 1035 fl 56x 1hl
Dann weitere kriegsbedingte Posten:viii

– für Lichter auf die Wachtstube der durchmarschierenden Escorten der K.B. Armee, 1fl 11x
– Heu-Abbinden für 30 K.B.Remonte-Pferde dem Bartlmä Daininger, 9x
– Dem Georg Praller 1 Schäffel 1 Mezen 2 Pf. Haber für 30 einquartierte K.B.Remonte-Pferde ,9 fl
– Dem Anton Kiermeier für 3 Zentner 60 Pfund Heu an vorstehende Remonte-Pferde 5fl
– Dem Domestiken des K.B. Maiors von Man Brotgeld anstatt fourage für 3 Pferde 36x
– Dem Xaver Koller für K.B. Obersten 4 Pferde abgegebene fourage am 4.Okt.1812 2fl 12x
– Des Herrn Adjutanten Pferde Graf Arnensberg 36x
– Für am 26. Nov. abgegebene leichte Ration 30x
– Dem Xaver Koller Bräu für abgegebene fourage an K.B. Militär 2fl 44x
– Dem Michl Kraml für fourage an K.B. Dienst- und Offiziers Pferde 1fl 54 x
– Dem Georg Praller für K.B. Militair fourage und Chaise Miete 1fl 18x
– Dem Xaver Karl Bierbräu fourage von Kelheim nach Abbach zu fahren fürs K.B.1. Chev.leg.Regiment 2fl
– Für Lichter auf die Wache für einquartierte K.B. Truppen am 30.März 1813 22x
– Dem Valentin Scherer Bierbräuer Erfrischung K.B. Soldaten 1fl 38x
– Vermög Anbefehlung vom K. Landgericht für die Quartierstube im Armenhaus an Hafner Geschirr 1 fl 40 x
– Dem Stations Vorstand Scherer,sen 6 Buch Schreibpapier zum Quartier- und Vorspans Manual 1fl 12 x
– Auf die Quartierstube im Armenhaus für ankommende Rekonvaleszenten und kranke Soldaten für 46 Ellen Leinwand zu Strosäcken 12 fl 16x
– Für 4 Strohpolster 6 Ellen Leinwand zu 1fl 24x
– Zwirn 15x
– Bänder 9x
– 11 Schitt Stroh 1fl 6x
– Strohsack einfüllen 9x
– Für abgegebene fourage vom Jahr 1812, dem Georg Praller 1fl 30x,dem Michael Mayer 30x, dem Michl Kraml 1 fl
– Für Lichter auf die Wachstube unter dem 19.Oktober 1811 und 10.Okt.1812 ausbezahlt 6fl 9x
– Für 1 Ration fourage am 13.febr.1813 42x
– Am 13.März für 2 Offiziers Pferde fourage 2fl 2x
– Für Chaise – Miete zu Vorspann für die Offiziere 4fl 24x
– Usf.
– Summe der zufälligen und sonderbaren Ausgaben 1190 fl.

Als letzter Posten bliebe anzumerken, dass Abbach und Schloßberg-Abbach gemeinsam zu schultern hatten: Erhebliche Kosten für Schule, Kirche, Friedhof, Armenhaus, Krankenhausix, Feuerwehr Requisiten, die in dieser Jahresrechnung aber nicht in Anschlag kamen. Aber wegen des beabsichtigten Umzugs der Schule aus dem neu restaurierten Rathaus in die vorherige auch restaurierte Schule am heutigen Jungferngassl (damals Hs.Nr. 60), was aber die Regierung nicht genehmigte, fielen erhebliche Ausgaben an. Bald darauf wurde das zuletzt erwähnte Schulhaus auf Betreiben der Regierung verkauft.

 i Beschreibung der bei der Marktkammer Abbach vorhandenen Gebäuden. Verfasst letzten Hornung 1809
Archiv 8.4.1 V.3
ii Beschreibung über das bei der Marktskammer vorhandene Vieh, Mobilien und Fahrnisse, deren Schätzungswert. Verfasst den 31.Dez. 1811. Archiv 8.4.1. V.3. Fortsetzung 1
iii a.a.O.
iv Rechnung über Einnahmen und Ausgaben der Communal Administration des Königlich Bairischen Markts Abbach, abgelegt für das Etatsjahr 1812/13. Inventarium S.28 v. Archiv 9.4.1.a
v Marckht Rechnung Abach de Anno 1694, S. 35. Archiv 9.4.3 Forts.
vi Der Große Herder. Bd.7 S. 1207, Freiburg 1933
vii Rechnung über Einnahmen und Ausgaben der Communaladministration des Königlich Bairischen Markts Abbach, abgelegt für das Etatsjahr 1812/13, S. 26 v, S.31.
viii a.a.O. S.20 v ff
ix Kammerrechnung 1684, S. 26, 26 v .Archiv 9.4.3

Von |2023-12-03T18:51:48+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare
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