Aus vielerlei Akten, besonders aber aus den jährlichen Kammerrechnungen bzw. Jahresrechnungen, die seit 1639 bis 1970 im Archiv fast lückenlos vorliegen, könnte man aufschlussreiche, aber endlose und vor allem mühselige Darstellungen der Vorgänge im allgemeinen Leben und besonders Wirtschaftleben der Marktgemeinde herstellen. Ich beschränke mich in diesem Aufsatz vor allem auf die Jahre 1808/12/13, weil da zuletzt der früher schon erwähnte Communal-Administrator, Freiresignierte Verwalter von Wisend und Handelsmann Georg Meier in die ewige Heimat abberufen wurde, und Napoleon, Kaiser der Franzosen, im August/September und im darauffolgenden Winter 1812/13 in Russland und anderswo unschuldige Menschen für seine Großmachtgelüste büßen ließ. Beide Ereignisse hinterließen einen interessanten lokalgeschichtlichen Niederschlag, der die Allgemeinheit vielleicht interessiert.

Kommen wir zunächst zu den Liegenschaften:
In einer Darstellung aus dem Jahr 1809 heißt es:i

1.„Das Rathaus (an der Stelle von jetzt Gasthaus zur Post, A.d.V.) ist eine zweistockige Behausung.
Zur ebenen Erde ist das Marktbrothaus, die Wag, 5 Metzger-Fleischbanken und das Schlachthaus.
Über der Stiegen befindet sich das große Ratszimmer, nun zu Zusammenkünften der Bürgerschaft dienlich. Dann hinten hinaus des pensionierten Marktschreibers Wohnstuben und Kammer. Dieses Haus hat in der Breiten 40 Werkschuh und in der Länge 60 Werkschuh, mit Schiefersteinen gedeckt. Ist übrigens stark dem Wasser unterworfen. Die Schätzung ist nach der Brand Assekuration 800 Gulden.“

PS. In der Jahresrechnung von 1801 wird von einer Last von 800 Gulden berichtet, die durch einen Brand im Rathaus verursacht wurde. Für das laufende Jahr brachte man dafür zunächst 100 Gulden auf. Bei der folgenden Baumaßnahme dürfte das neugotische Fassadentürmchen entstanden sein, an dem sich die große Marktuhr befand, die vom nahen Hufschmied, später Schlosser Geigl, betreut wurde. Das Rathaus wurde zeitweilig auch als Schulhaus genützt, was man aber 1845 änderte, weil das jährliche Hochwasser zu häufige Ferien verursachte. Die Markt-schreiberwohnung benützte nach 1817 zeitweilig auch der Schulbenefiziat. Nach 1850 kaufte es die Bräuers Witwe Anna Maria Koller, wo sie ihr Arm-Mädchenhaus errichten wollte, was aber vom Marktrat nicht genehmigt wurde. Am 30.Mai 1892 vernichtete ein großer Brand fast den halben Markt, wobei auch das alte Rathaus bis auf die Grundmauern nieder brannte.

2.„Das Hirthaus liegt fast am Ende des Marktes (jetzt Kochstraße, A.d.V.)(.) hat 2 kleine Stuben und 2 Kammern, in welchen die 2 Hirten wohnen, ist ganz baufällig und deswegen ästimiert auf 100 Gulden. Die Länge ist 58 Werkschuh und die Breite 36 Werkschuh.

3. „Ein Ackerl vor dem Regensburger Thor, an des Michael Aman, Kuffners, Garten gelegen und an die Landstraßen stoßend. 1 1/160 Tagwerk, genießt der Marktsdiener als ein Dienst Emolument, 25 Gulden.“

4. „ Ein Wiesl außerhalb der Vordermühl (jetzt Maria Fischer, A.d.V.), stößt an den Graben, 1/8 Tagwerk, genießt der Marksdiener als ein Dienst Emulument, 50 Gulden.“

5. „In dem genannten Rathaus haben die Metzger immer schon ihr Schlachthaus gehabt, für jeden auch eine Fleischbank. Von der Fleischbank gibt jeder jährlich 30 Kreuzer, gibt 4 Gulden 30 Kreuzer.“

6. „Die Bäcker haben in dem Rathaus auch einen gemeinschaftlichen Brotladen, und von solchen gibt jeder 30 Kreuzer, miteinander 2 Gulden 30 Kreuzer.“

7. „ Jeder der 2 Kramer Georg Mayer und Johann Zirngibl geben von ihrer Gerechtigkeit zur Marktkasse jährlich 2 Gulden 8 Kreuzer 4 Heller, macht 2 Gulden 17 Kreuzer (NB.: 1 Gulden = 60 Kreuzer; 1 Kreuzer = 47 Heller; 1 PfundPfennig =1 Gulden 8 Kreuzer 4 Heller, A.d.V.)

8. Franz Schmied, pensionierter Ratsdiener, zahlt für die (.)gleich seinen Vorfahren, als ein Dienst Emolument überlassene, aber der Bürgerschaft zugehörige Krämerei Gerechtigkeit jährlich 48 Kreuzer.“

9. „Der Markt hat auch einen Ziegel- und Kalkofen, welcher schon jährlich um 15 Gulden verstiftet war. Ist derzeit auf 6 Jahre verstiftet zu 52 Gulden im Jahr.“

10. „ Zusätzlich hat die Marksbürgerschaft eine Krämerei Gerechtigkeit, welche bisher einem zeitlichen Rat (nun dem Marktsdiener) als ein Dienst Emulument mit einer gewissen Einschenkung (Ausschank, A.d,V.) überlassen wurde. Der Ertrag ist 15 Gulden.“

11. „ Auch darf der Markt Abbach das Standgeld bei den 6 Abbacher Jahrmärkten einbringen, d.i.
* 1. am Sonntag nach hl 3 Könige
* 2. am 5. Sonntag in der Fasten
* 3. am Sonntag vor der Kreuzwoche
* 4. am 4. Sonntag im August
* 5. am Sonntag nach Allerheiligen
* 6. am 1. Sonntag im Dezember
Das ergibt ca. 4 Gulden.“

Als unrentierliche Liegenschaften müsste man folgende in Anschlag bringenii:
„ Der Marktschreiber zu Abbach (zu dieser Zeit Josef Quirin Nikendey, A.d.V.) hat im Rathaus seine freie Wohnung mit einer Wohnstuben, einer Kammer, Kücherl und Waschgeschirrbehältnis. Dies kommt in Anschlag mit 30 Gulden (fl)
Das Hirtenhaus bewohnt der Großhirt mit einer Stuben und Kammer, 10 fl.,
der Kleinhirt mit auch einer Stuben und Kammer ,10 fl.“

Es folgt nun das Inventar im Rathaus.
„Zu dieser Schätzung hat man den Schlossermeister Mathias Geigl und Sattlermeister Johann Staimmer an Eides Statt in das Handgelübde genommeniii
1 kleines messingisch Handglöckl
1 Tisch mit steinener Platte 3 fl
9 alte Sessel von Leder
1 großer feichtener Registraturkasten blau angestrichen 5 fl
1 halb so großer mit Gitter 1fl
1 Brotwaage
1 Messing Pfund Einsatz 1fl 30x
1 große Waag mit hölzener Platte als Hopfen- und als Bäcker Waage
1 zehn pfündiges Eisengewicht
je 1 Zehn Pfund,15 Pfund,43 Pfund, 32 Pfund Steingewicht, 3 fl
1 eisenbeschlagenes Holzmaß 1fl
Getreidemaße:
1 Münchner Schäfl
1 Mezen
1 halber Mezen, ein ¼ Mezen,
1 Mass und 1 Seidl als Geschirr zum Mehl messen, eichern
1 30er, ½ 30er , aus Blech
1 Röckl und 1 Seidlmaß, klein, blechern. Zusammen 6 fl 24 x
zum Pflaster Ausbessern
1 Pflaster Stempfl
1 Hebeisen
1 Haue
1 Pickl
1 RadlTruhe, zusammen 2 fl 48 x
Feuerrequisiten
4 kleine hölzerne Handspritzel, welche man in einen Handzuber setzt, mit einer Hand hält und mit der anderen pumpt.“
1812/13 gibt es da offenbar einen Fortschrittiv:
1 ganz neue große Löschmaschine
4 neue Wasserkübel
26 alte , brauchbare, 3 verlustig
8 Feuerleitern, 3 abgängig
9 Feuerhaken, 3 abgängig.

Seit dem Marktschreiber Quirin Nikendey in den 1750er Jahren wurden die Kostbarkeiten/Pretiosen, seit Beginn der Kammerrechnungen nach dem 30-jährigen Krieg im Besitz der Gemeinde, nicht mehr fortgeschrieben. Ich führe sie aber hier zusätzlich an, weil sie in späteren Repertorien wieder auftauchenv:
„Ein vergoldet Kännlein, darauf der von Stinglheimb Wappen, so zu gemeinen Markckht verehrt, hält 3 Mark oder 16 Loth
(NB.: Lot als Gewicht, je nach Schwere des Pfund, das Pfund war nicht aller Orten gleich schwer, 1/32 oder 1/30 Pfund = 13,64 – 17,5 Grammvi)
Mehr ein Krottensteinerisches Krügerl mit einem silbernen Deckel und dergleichen Reifel
Dann ein silberner Becher mit 16 Loth
Ein Kassatrüchlein, darin obiges Silbergeschmeid und briefliche Urkunden aufbehalten werden.
Item 19 Pfundt Eisengewicht, darunter 10 Pfund, 6 , 2 und 1 pfündtige.
Dann 1 Pfundt neu eingesetzt messinges Gewicht
Dann ein kleines Registratur Kästlein, darinnen die Ratsprotokolla und acta aufbehalten müssen werden.
2 blecherne Pekhenwagen
1 Fuß oder Handschellen
1 Stock oder Gefenkhnis
2 Feuerleitern und 2 Feuerhakhen.“

Es muss noch eine Rechnung über die Einnahmen und Ausgaben des Marktes, die natürlich in den verschiedenen Jahren, ja Jahrhunderten, durch äußere Umstände und Entwicklungen bedingt, variieren, beigefügt werden. Wir wählen das Rechnungsjahr 1812/13. Den Titel „Sonderbare , Zufällige Ausgaben“ schauen wir uns wegen der mikrokosmischen wie makrokosmischen Entwicklungen im Endstadium des Napoleonischen Krieges besonders an.
Es sei hinzugefügt, dass Communal Administrator Georg Meier wegen Ablebens die Rechnung nicht mehr abschließen konnte. Darum der Vermerk: „Unterzeichnet im Namen der Wittib des verstorbenen Communal Administrators Mayer vom Sohn Alois Mayer.“vii
(NB.: Die verschiedene Namensschreibweise kam in dieser Zeit auch in anderen Fällen vor, A.d.V.)

Einnahmen
Rechnungsrest 1811/12 –
Pfennig Gülten – 12x 3hl
Grund- und Bodenzinsen 1fl 41x 1hl
Aktiv Kapital Zinsen 96 fl
Bankzinsen 9fl 41x
Standgelder 8fl 40x
Beisitzgelder 3fl 22x 2hl
Bürger Rechte –
Aufgenommene Kapitalien –
Heimbezahlte Kapitalien –
Eingebrachte Steuern –
Brautbadgelder –
Ausstände –
Fleischaufschlag 190fl 58x 2hl
Sonderbare Einnahmen 533fl 9x
Summa Summarum 843fl 45 x

Der Pflasterzoll wurde eigens abgerechnet, er betrug:
Einnahmen 206fl 27x
Ausgaben 11fl 15x
Aktiv Rest 195 Gulden 12x

Es ist anzumerken, dass die Einnahmen an Strafen früher der fast einträglichste Posten war, denn Strafen wurden sehr ausgiebig verhängt, vor allem für Verstöße gegen die Qualität der Viktualien, Maß und Gewicht, sowie Preis von Fleisch, Brot und Bier. Die Sünder waren vor allem die Gastwirte, Bräuer, Metzger, Bäcker, Müller und Melber. Gewöhnliche Bürger zahlten wegen Ungehorsam, Streit, Verleumdung und Raufen am häufigsten.
In dieser Haushaltsrechnung wurden Strafen ganz ausgelassen, was absolut unüblich war!

Ausgaben
Auf Besoldungen und Pensionen 3fl 20x
Deputat und Zehrung (Trinkgelder, A.d.V.) 27fl 42x
Stiften –
Bezahlte Kapitalien –
Zinsen 129fl 50x 3hl
Lehenreich (Ehrensold,A.d.V.) –
Schreibmaterialien 5fl
Botenlohn und Taxen 25fl 13x
Steuern und Vogteygelder 13fl 21x 3hl
Gebäude und Reparaturen 12fl 51x
Wege, Stege und Straßen 6fl 15x
Feuer Requisiten –
Ausstände 26fl 41x 1hl
Auf den Fleischaufschlag 8fl 48x 2 hl
Sonderbare Ausgaben 1189fl 13x 1hl
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Summa Summarum 1448 fl 16x 2hl

Abrechnung
Einnahmen 843fl 45x –hl
Ausgaben 1448fl 16x 2hl
Rest heraus 604 fl 31x 2hl

Vergleichen wir diese Jahresrechnung mit solchen aus Friedenszeiten, kann man nur sagen:
Das Elend drückt sich auch in Zahlen aus!

Schließlich noch zu den Sonderbaren Ausgaben, woraus sich die neuen Schulden erklären. Auswahl:
Hinterlassene Passiva aus dem Vorjahr 1035 fl 56x 1hl
Dann weitere kriegsbedingte Posten:viii

– für Lichter auf die Wachtstube der durchmarschierenden Escorten der K.B. Armee, 1fl 11x
– Heu-Abbinden für 30 K.B.Remonte-Pferde dem Bartlmä Daininger, 9x
– Dem Georg Praller 1 Schäffel 1 Mezen 2 Pf. Haber für 30 einquartierte K.B.Remonte-Pferde ,9 fl
– Dem Anton Kiermeier für 3 Zentner 60 Pfund Heu an vorstehende Remonte-Pferde 5fl
– Dem Domestiken des K.B. Maiors von Man Brotgeld anstatt fourage für 3 Pferde 36x
– Dem Xaver Koller für K.B. Obersten 4 Pferde abgegebene fourage am 4.Okt.1812 2fl 12x
– Des Herrn Adjutanten Pferde Graf Arnensberg 36x
– Für am 26. Nov. abgegebene leichte Ration 30x
– Dem Xaver Koller Bräu für abgegebene fourage an K.B. Militär 2fl 44x
– Dem Michl Kraml für fourage an K.B. Dienst- und Offiziers Pferde 1fl 54 x
– Dem Georg Praller für K.B. Militair fourage und Chaise Miete 1fl 18x
– Dem Xaver Karl Bierbräu fourage von Kelheim nach Abbach zu fahren fürs K.B.1. Chev.leg.Regiment 2fl
– Für Lichter auf die Wache für einquartierte K.B. Truppen am 30.März 1813 22x
– Dem Valentin Scherer Bierbräuer Erfrischung K.B. Soldaten 1fl 38x
– Vermög Anbefehlung vom K. Landgericht für die Quartierstube im Armenhaus an Hafner Geschirr 1 fl 40 x
– Dem Stations Vorstand Scherer,sen 6 Buch Schreibpapier zum Quartier- und Vorspans Manual 1fl 12 x
– Auf die Quartierstube im Armenhaus für ankommende Rekonvaleszenten und kranke Soldaten für 46 Ellen Leinwand zu Strosäcken 12 fl 16x
– Für 4 Strohpolster 6 Ellen Leinwand zu 1fl 24x
– Zwirn 15x
– Bänder 9x
– 11 Schitt Stroh 1fl 6x
– Strohsack einfüllen 9x
– Für abgegebene fourage vom Jahr 1812, dem Georg Praller 1fl 30x,dem Michael Mayer 30x, dem Michl Kraml 1 fl
– Für Lichter auf die Wachstube unter dem 19.Oktober 1811 und 10.Okt.1812 ausbezahlt 6fl 9x
– Für 1 Ration fourage am 13.febr.1813 42x
– Am 13.März für 2 Offiziers Pferde fourage 2fl 2x
– Für Chaise – Miete zu Vorspann für die Offiziere 4fl 24x
– Usf.
– Summe der zufälligen und sonderbaren Ausgaben 1190 fl.

Als letzter Posten bliebe anzumerken, dass Abbach und Schloßberg-Abbach gemeinsam zu schultern hatten: Erhebliche Kosten für Schule, Kirche, Friedhof, Armenhaus, Krankenhausix, Feuerwehr Requisiten, die in dieser Jahresrechnung aber nicht in Anschlag kamen. Aber wegen des beabsichtigten Umzugs der Schule aus dem neu restaurierten Rathaus in die vorherige auch restaurierte Schule am heutigen Jungferngassl (damals Hs.Nr. 60), was aber die Regierung nicht genehmigte, fielen erhebliche Ausgaben an. Bald darauf wurde das zuletzt erwähnte Schulhaus auf Betreiben der Regierung verkauft.

 i Beschreibung der bei der Marktkammer Abbach vorhandenen Gebäuden. Verfasst letzten Hornung 1809
Archiv 8.4.1 V.3
ii Beschreibung über das bei der Marktskammer vorhandene Vieh, Mobilien und Fahrnisse, deren Schätzungswert. Verfasst den 31.Dez. 1811. Archiv 8.4.1. V.3. Fortsetzung 1
iii a.a.O.
iv Rechnung über Einnahmen und Ausgaben der Communal Administration des Königlich Bairischen Markts Abbach, abgelegt für das Etatsjahr 1812/13. Inventarium S.28 v. Archiv 9.4.1.a
v Marckht Rechnung Abach de Anno 1694, S. 35. Archiv 9.4.3 Forts.
vi Der Große Herder. Bd.7 S. 1207, Freiburg 1933
vii Rechnung über Einnahmen und Ausgaben der Communaladministration des Königlich Bairischen Markts Abbach, abgelegt für das Etatsjahr 1812/13, S. 26 v, S.31.
viii a.a.O. S.20 v ff
ix Kammerrechnung 1684, S. 26, 26 v .Archiv 9.4.3