Es muss vorausgeschickt werden, dass der Einfall der Schweden 1632 für Regensburg und sicher auch für die nähere Umgebung, wie z.B. Abbach, verheerende Folgen hatte. Die Besetzung unseres Ortes durch die Schweden dauerte glücklicherweise nur ein Jahr. Aber da war genug der Gräueltaten passiert. Die Marktsregistratur wurde leider verwüstet, so dass wir auf keine sicheren schriftlichen Unterlagen zurückgreifen können.1
Aus einem Papier des Landgerichts Abbach allerdings entnahm ich, dass die dortigen Bücher zur Sicherheit nach Regensburg verbracht worden, aber dort verschollen seien.

Jedoch schon 1639, als anderwärts der unselige Krieg noch wütete, verfügen wir mit den Markts-Kammerrechnungen bereits wieder über gesicherte Daten, so dass wir annehmen können, dass die Verwaltung hier zu Orte wieder normal funktionierte. Aus diesen Büchern habe ich einschlägige Abbacher Kriegs-Daten herausanalysiert, die ich zur gegeben Zeit besonders darstellen will.

In der nach dem Krieg folgenden Blüte der Barockkultur gedieh das kirchliche Brauchtum zur höchsten Entfaltung auch in Abbach, was nicht immer nur Positives bedeutete.
„Ca.1720 – 1770 (fand eine ) rege Bautätigkeit (Spätbarock, Rokoko) und Hochblüte der Volksfrömmigkeit (Wallfahrtswesen, geistliche Spiele etc.)“ 3(statt). 1736 wurde in Abbach auch die barocke Pfarrkirche auf dem Berg erbaut und in dieser Zeit auch das hl.Grab für den Karfreitag angeschafft.

Jedoch nach dem Aussterben der bayerischen Wittelsbacher mit dem Tode von Kurfürst Max III. Josef 1777 und dem Erscheinen des Pfälzers Carl Theodor als Nachfolger wegen der Kinderlosigkeit des Vorgängers, setzte die sog. Aufklärung ein, die sich wie ein tödlicher Reif über die Kultur dieses Landes ausbreitete.

So richtig kam diese Bewegung allerdings erst nach dem Tod Carl Theodors 1799 mit dem Regierungsantritt Kurfürsts Max IV. Josef , ab 1806 Königs Max I. Josef, in Fahrt, als dieser im Februar 1799 den Freigeist Maximilian Montgelas zum „Wirklichen Geheimen Staats- und Konferenzminister“ ernannte, der die Leitung der gesamten bayerischen Politik übernahm.2 In dieser Zeit ging althergebrachtes und liebgewonnenes Brauchtum und Kulturgut in die Brüche. Man kann als Höhepunkt das Jahr 1803 mit dem Reichsdeputationshauptschluss in Regensburg (Säkularisation! Klostersturm!) bezeichnen.

König Max I. Josef wandelte sich jedoch allmählich vom Saulus zum Paulus, nicht ganz so konsequent allerdings, was aber zur Folge hatte, dass er am 2.Febr. 1817 Maximilian Montgelas in die Wüste schickte. Ab da ging es nach bitteren Verlusten mit dem kirchlich-bayerischen Brauchtum wieder langsam aufwärts. Diese Folgezeit nennt man die Zeit der Restauration, die im I. Vatikanischen Konzil 1872 ihren Höhepunkt fand.

1. das Wallfahrtswesen
Während des 30- jährigen Krieges, schon ab 1639, hieß es unter dem Titel „Sonderbare, oder gemaine Ausgaben“ jeweils: Den armen Geistlichen, Vertriebenen von Adel, Studenten und anderen allgemein Bedürftigen ist dies Jahr entricht worden -fl, -x, -hl.

Kaum war der Krieg zu Ende (1648) wurde der Titel erweitert. Es kommen die „Pilgramben“ dazu. Es zeigt sich, dass mit aufkommender Sicherheit im Lande die Reiselust (zu Fuß natürlich) erwachte und das Wallfahrtwesen aufblühte.4 Die nahen Ziele oder Gnadenstätten (z.B. Altötting) wurden zwar namentlich nicht genannt, aber wenn es um fernere Ziele ging, wie z.B. Jerusalem, wurde das eigens vermerkt.

Nebenbei erwähnt sei, dass ab den 1690er Jahren zu dieser Gruppe noch „die vom Türken Gefangenen“ hinzukamen, die vielleicht bei der Belagerung Wiens 1683 oder früher in Gefangenschaft gerieten, und nach ihrer Entlassung oder Flucht zu Fuß Abbach streiften.5

Dann sind in der Gemeinderechnung auch periodisch wiederkehrende Wallfahrten zu nahen Zielen und Nothelfern aufgeführt. Es werden Maria, Unsere liebe Frau zu Ort, der hl.Sebastian in Kelheim und der hl. Georg im Kloster Prüfening genannt.

Im Jahre 1675 heißt es z.B. wörtlich: „Als die Bürgerschaft einen Bittgang zu unserer lieben Frauen Gotteshaus nach Ort (Mariaort, A.d.V.) um Schickung eines Schönwetters versprochen, aldahin man von hier auf einem Schiff auf dem Wasser gefahren, dann so hinunter und wieder die Personen über die Donau geführt bezahlt 45 x“6 Heimwärts musste man dann wohl zu Fuß pilgern.
„Dem Mesner in besagtem Ort wegen Ein- und Ausläutens verehrt 6 x.“7

Dann lesen wir:„Am 6. Oktober 1675, als die gesamte Bürgerschaft die von altersher übliche Prozession wegen der ungarischen Pestilenz (Tierseuche, A.d.V.) wieder, wie im vorigen Jahr beschehen, bei dem würdigen St. Sebastian Gotteshaus nächst außerhalb Kelheim auf dem Land verrichtet, also und damit man ohne Zehrung wieder nach Hause kam, hat man dem Überfahrer hier, um das Schiff hinaufzutreiben ( auf dem Treidelweg, A.d.V.)und also herunter zu führen bezahlt 30 x.“8
In diesem Falle pilgerte man zu Fuß die Donau hinauf und heimwärts fuhr man mit dem Schiff den Fluss herunter.

Ein paar Jahre später heißt es unter allgemaine Ausgaben: „Den 20.Juli ist man mit dem Creuz nacher Ort zu Verehrung unserer lieben Frauen gangen, wegen des S.V. Viehfahls und um Abwendung anderen Unhails, deswegen dem Fährmann zu Prüfening für die Überfuhr bezahlt worden 17 x.
Damals dem alhiesigen Mesner für seine Mühewaltung Drinkgeld geben 6 x.“9

Nach Pfarrer Alois Lehner ging man nach Prüfening zum hl. Georg, der als Nothelfer gilt, jedes Jahr bis 1930.10

In der Aufzählung von Pfarrer Alois Lehner lesen wir weiter: „Ein in der ganzen Pfarrei sehr beliebter Wallfahrtsort ist die Einsiedlerklause Frauenbrünnl. Dorthin „versprechen sich“ die Leute gerne in besonderen Anliegen. Die Kirche ist der Schmerzhaften Mutter Gottes geweiht, Patroziniumsfeier ist im September am Sonntag nach dem Fest. 1926 war große 200 Jahrfeier. (cf. Mehler, Frauenbrünnl) Bittgänge um gutes Erntewetter oder um Regen werden in der Pfarrei gerne nach Frauenbrünnl (gehalten). Auch von auswärtigen Pfarreien( kommen sie), so vor Jahren von Grass, Dechbetten, Prüfening. Weihegaben (sind) meist Kerzenopfer und ein Almosen für die Eremiten.“11

Bei einem geschichtlichen Rückblick muss ich erwähnen, dass in der Dunkelheit der Säkularisation auf Befehl des Ministers Maximilian Montgelas und des jungen Churfürsten bzw. späteren Königs Max I. Josef (1799 bis 1817) Wallfahrten , die anerkannter Weise stark ins Kraut schossen, streng verboten waren. Es hieß: Die Menschen vertrödelten zu viel Zeit, in der man etwas Sinnvolleres tun und arbeiten könnte. Auch gebe es bei dieser Gelegenheit viel unsittliches Treiben.
Unter Ludwig I., dem Nachfolger, der für sich selbst gewisse Privilegien beanspruchte, ging es dann mit Wallfahrten und Prozessionen wieder spürbar aufwärts.
(Privilegien: Man denke an Lola Montez! Ludwig soll auf Vorhaltungen des Erzbischofs wegen Ludwigs laxen Lebenswandel gesagt haben: „Der Bischof behalte seine Stola, ich behalte meine Lola!“)

Fronleichnam
Alois Lehner bemerkte zu diesem Fest ganz kurz: „Ursprung und Einführung der großen Prozession (ist ) unbekannt. Es werden gewöhnliche Heiligenstatuen mitgetragen. Allgemein heißt der Fronleichnamstag auch der große Prangertag.“12 Pfarrer Lehner vergaß anzumerken, dass es noch zu seiner Zeit in Abbach zwei Fronleichnamsprozessionen gab, die eine am Feiertag selbst und die zweite am Sonntag darauf. Warum das so war, wussten die Allerwenigsten:

Darum etwas ausführlicher zusätzlich zu Pfarrer Lehners Notizen:
Das Fest geht zurück auf eine Vision der Klosterfrau Juliana von Lüttich über die Verehrung der konsekrierten Hostie 1209. Es wurde 1264 von Papst Urban IV. für die ganze Kirche eingeführt und von Papst Johannes XXII. 1317 in einer Veröffentlichung als verbindlich erklärt.13

Im Jahre 1669 erwählte die im Bayernlande existierende „Corporis Christi Bruderschaft“ die St. Cristophorus Kirche zu Abbach, wo schon seit 1484 ein Benefizium und die Christophorus Bruderschaft bestand, zusätzlich als Mutterkirche für das Bistum Regensburg. Die Bruderschaft führte als ihr Markenzeichen die zweite Prozession ein. Was aber an der Marktkirche bestand, war Sache des Marktes und nicht der Pfarrei. So war der Markt auch der Träger der Kosten, die bei der Fronleichnamsprozession der Bruderschaft entstanden. Die Bruderschaft selbst war allerdings durch die Beiträge der Mitglieder auch selbst finanzkräftig genug, um für die Kosten aufzukommen, so dass sogar Mittel für spürbare soziale Tätigkeiten und das Ausleihen von verzinslichen Darlehen zur Verfügung standen.
Über den Gebrauch dieser Mittel bestehen im Marktarchiv umfangreiche Akten.24 Wenn z.B. Mitglieder in der Entrichtung der Beiträge oder der Zinsen für geliehene Kapitalien säumig wurden, wurden sie auch mit weltlichen Zwangsmaßnahmen behaftet. Solche Leute wurden sogar bei der Regierung in Straubing überschrieben, mit anderen Worten ausgedrückt, angeschwärzt.14

Was zu meiner Jugendzeit ebenfalls nicht extra begründet, sondern eben einfach so stattfand, war die Prozession an jedem letzen Sonntag im Monat um die Pfarrkirche herum, oder bei schlechtem Wetter innerhalb der Kirche mit dem Allerheiligsten. Anschließend wurde vor ausgesetztem Sanctissimum der Dreißiger gebetet, 30 „Vater unser“ in Folge, eine langweilige Gebetsform, die ich als Ministrant in schlechter Erinnerung habe. Alles war ohne allgemeines Wissen ein Überbleibsel der Corporis Christi Bruderschaft, die ja nie formal aufgelöst wurde.

Für Mitglieder der Bruderschaft war im 18.Jh. die Teilnahme am Bruderschaftsgottesdienst und der anschließenden Prozession strenge Christen – und sogar Bürgerpflicht. Das Schwänzen dieser frommen Übung wurde schwer bestraft. So lesen wir: „Weil sich Johann Michael Adam und Andreas Luxi an den Bruderschaftsgottesdiensten zu erscheinen , sohin das Himmeltragen vernachlässiget, wurden beide nebst Verweis gebüßt 1 PfundPfennig, macht 2 PfundPfennig (1 PfundPfennig = 1 fl 8x 1hl, A.d.V.). Ad fundum pauperum (= Armenkasse, A.d.V.) gehen 8 x , macht 17 x 1 hl.“17

Einiges möchte ich zur Feier der zwei Festtage in meiner Kinder- und Jugendzeit erzählen.
(Dies war nach dem 2.Weltkrieg 1945 und in der Folgezeit):
Ich selbst erinnere mich noch lebhaft daran, wie wir als Kinder, Buben und Mädchen, an beiden Tagen festlich mit einem Blumenkränzchen und dem schönsten Gewand, das wir besaßen, für die Prozession herausgeputzt wurden, wie der Markt herrlich mit jungen Birken und frisch geschnittenem Gras auf dem Prozessionsweg geschmückt war. Wie die ganze Blütenpracht der Gärten für die vier Altäre, die Blumenteppiche und den Fensterschmuck aufgeboten wurde. Den Marsch begleitete Blasmusik und frommer Gesang. Die Sinne reizten der Geruch von frischem, in der Vormittagshitze welkendem Gras, Weihrauch- und Bratwurstduft. Nach der Prozession, oder wenigstens am Nachmittag, besuchte man die Biergärten oder Wirtschaften beim Bad oder Geberl (Pächter von Zirngibl). Da dachte man nicht mehr an das heiligste Altarsakrament, sondern war man nur mehr der Gemütlichkeit ergeben, bei zünftiger Blasmusik, nicht selten zu ausschweifend, Familiensinn und Freundschaft sollte hoch leben, was zu vielen Räuschen führte.

Kehren wir zurück zur Nüchternheit und zu den vorhandnen Akten im Archiv von Bad Abbach:
Schon in der ersten Kammerrechnung von 1639, mitten im 30-jährigen Krieg. und in der Folgezeit erscheint das Fronleichnamsfest lückenlos an zwei Stellen im Haushalt: Einmal bei „Zöhrung“ (=Tringeld) und dann bei „Gemaine Ausgaben“. Dafür einige Beispiele:

So heißt es 1703 wörtlich: „ Dem Fest Corporis Christi ist abermahlen wie sonsten denen Schüzen, welche sich bei dem Umbgang mit ihren gewöhren gebrauchen lassen, zu verzöhren geben worden 1 fl.“ „ Am Fest Corporis Christi ist für lundten, Pulver so zu dem Umbgang gehörig ausgelegt worden 1 fl.“15

Eine besondere Feier des Fronleichnamsfestes wird aus dem Jahre 1745 berichtet:
„An dem hohen Festtag Corporis Christi hat man für die alhier im Quartier liegende D’ Avancourtische Companie des löblichen Kronprinzischen Infanterie Regiments – weil diese sich bei der Prozession mit dem Alleheiligsten mit Schießen gebrauchen ließ – von Regensburg 11 Pfund Pulver hierher bringen lassen, wovon 4 derlei Pfund vor der würdigen St. Nikolaj Pfarrkirchen, und die übrigen 7 Pfund laut vorliegendem Attestat vor der gemeinen Marktsbürgerschaft (gemeint sind wohl die 4 Altäre im Markt, A.d.V.), und zwar jedes deren 24 Kreuzer. Zusammen hat man 2 fl 48x zahlen müssen.
Eben dieses Pulver (aus Regensburg) herauszutragen 10x.
So wurde auch der genannten D’ Avancourtische Companie – weil sie nach der genannten Prozession das Rathaus angeschossen haben – für einen Trunk verehrt 2 fl 21 x.“16
(NB. An das „Anschießen“ mag der noch erhaltene Brauch des „Chistkindl Anschießens“ erinnern)

Die Feier des Fronleichnamstages in der aufgeklärten Zeit des Maximilian Montgelas verdient eine eigene Bertachtung:
In den letzten Jahren des 18.Jh. scheint es bezüglich der Fronleichnams-prozessionen noch keinen Druck von oben gegeben zu haben. Auch in den Jahren 1800, 1801,1802 hat man für die Musikanten, die bei der Prozession aufspielten, noch jeweils 1 fl 30 x aus der Gemeindekasse ausgegeben.
Aber 1803 und 1804 fehlen diese Einträge, woraus man schließen kann, dass die Fronleichnamsprozessionen entfielen.
Im Jahre 1805 scheint man die Prozession wieder einmal durchgesetzt zu haben, denn da wurde den Schützen ein Trunk gereicht zu 2 fl 4 x, für die Musikanten wurden 2 fl und für die Paukenträger 12 x ausgegeben.
1806 und 1807 fiel die Fronleichnamsprozession wohl wieder ins Wasser.
1808/9 heißt es: Am Fronleichnamstag zur Abschießung der Böller 5 fl 50 x. Die Musikanten erhielten 1fl 30x, die Fahnenträger das Gewöhnliche 1fl 30 x.
1810 fehlen wieder einschlägige Einträge.
1811 wird berichtet, dass man für die Ablösung des Pulvers, das man dem Peter Brandl ( = Schmiede in Abbach, A.d.V.) abgekauft hat, 3 fl 4 x bezahlt habe.
1813 werden am Fronleichnamstag wieder die Paukenträger mit je 16 x, der Orgelzieher mit 12 x, die Musikanten mit 1fl 30 x erwähnt. Für Pulver hat man 2 fl 12 x ausgegeben, für Botenlohn zum Beschaffen des Pulvers 6 x.

1815 bestand eine besondere Situation:
„Am Fronleichnamsfest bei der Prozession, ferner am 5.Juni 1815, bei der Durchreise seiner königlichen Hoheit des Kronprinzen von Österreich, dann am 6.Juni bei der Ankunft ihrer Majestät der Kaiserin von Österreich hat man die Böller abgelöst, und hierzu 7 Pfd. Pulver herbeigeschafft, was 5 fl 36 x kostete. Den 2 Paukenträgern Vitus Rössl und Sebastian Völkl hat man 26 x bezahlt.“18

NB. Der Kronprinz von Österreich war 1815 nach „Der Große Herder“( Stichwort Österreich) der spätere Kaiser Ferdinand I.. Die Majestät der Kaiserin von Österreich war im gleichen Jahr die dritte Frau Franz I. von Österreich, Marie Ludowika von Österreich-Este, die in diesem Jahr starb, nachdem ihr die Kur in Abbach offenbar nichts geholfen hat.1816 heiratete Franz I. schon seine vierte Frau, Karolina Augusta von Bayern, die geschiedene Frau des späteren Königs Wilhelm I. von Württemberg.22
Bemerkenswert ist hierbei, dass Abbach auf seine durchlauchten Gäste normalerweise sehr stolz ist. Man denke an Kaiser Karl V. oder die Landesmutter Maria Anna! Nie hörte ich aber etwas von Kaiser Ferdinand I. oder der Kaiserin Marie Ludovika. Der Grund liegt vielleicht darin, dass die Bayern zu Beginn des 18. und des 19.Jh. mit den Österreichern keine guten Erfahrungen gemacht haben, ja sogar von ihnen mit Krieg überzogen wurden.

In den Folgejahren, als der Stern des Ministers Maximilian von Montgelas zu verglühen begann, und König Max I. Josef allmählich zu den alten Bräuchen zurückfand, traten an Fronleichnam wieder die althergebrachten normalen Verhältnisse ein. 1817 wurde Montgelas entlassen. In den Jahren, als dieser in Bayern das Sagen hatte, war der Friede am Fronleichnamstag zeitweise empfindlich gestört. Es wäre noch interessant, zu diesem Fragenkreis auch noch die Kirchenrechnungen, die von 1718 bis 1807 im Pfarrarchiv vorliegen, zu befragen. Aber das kann man nachholen.23

Der Karfreitag

Aus dem Bericht von Pfarrer Alois Lehner von 1932 entnehmen wir: „Mit viel Eifer wird das heilige Grab aufgerichtet. Es wird über den Hochaltar der Marktkapelle aufgebaut, selbst jede der Filialen hat ihr eigenes hl. Grab in ihrer Filialkirche und das Kreuz wird von den Leuten gerne verehrt ( NB. Siehe „Herrgottschmatzen“ in unserer Kinderzeit und darüber hinaus!).In Abbach selber wird das Allerheiligste in feierlicher Prozession von der Pfarrkirche zur Marktkirche geleitet und dort im hl Grabe ausgesetzt. Grabmusik am Karfreitag.“19

Das heilige Grab geht auf die Barockzeit zurück (18.Jh.), in der religiöses Theater von den Jesuiten gefördert und von den Pfarreien gerne gepflegt wurde. Momentan wird das hl.Grab allerdings entgegen der Tradition in der Pfarrkirche aufgebaut.

Noch in der abklingenden Säkularisation scheint es wegen der Prozession mit dem Allerheiligsten von der Pfarrkirche zur Marktkirche und zurück wie früher mit der Fronleichnamsprozession Schwierigkeiten gegeben zu haben. Die alten religiösen Bräuche musste man sich allmählich erst wieder zurückerobern.

In einem Brief des Magistrats von Abbach an das Königliche Landgericht in Kelheim vom 2.April 1819 heißt es: „Von Alters her wurden die Gottesdienste, und auch jetzt in der hl.Karwoche, in dem Pfarrgotteshaus zu Abbach mit allen Ceremnien gehalten. Am Charfreitag wurde das Sanctissimum aus solcher in stiller Prozession in das Marktsgotteshaus in das dazu errichtete heilige Grab getragen und zur öffentlichen Anbetung ausgesetzt. Am Charsamstag Abends acht Uhr wurde (.) das Sanctissimum unter feierlicher Prozession wieder von da aus in die Pfarrkirche begleitet und dort aufbewahrt.
Die hiesige Kirchengemeinde wünscht, dass die Feierlichkeit wie vor und ehe, besonders weil die Marktkirche zu klein und kaum den 1/8. Teil der Bewohner und der herbeiströmenden Menschen von den umliegenden Gemeinden aufnehmen kann, und besonders, da in mehreren umliegenden Pfarrgemeinden und sogar in der Hauptkreisstadt Regensburg öffentliche Prozessionen gehalten werden, wieder ihren alten Fortgang haben möchte, wie solches das hier anliegende Protokoll beweist.
Magistratsseits will man hiervon das Königliche Landgericht Kelheim in Kenntnis setzen und zugleich die Bitte anfügen, erstens selbst die Feierlichkeit zu begünstigen oder selbe durch einen nachdenksamen Bericht an die Königliche Kreisregierung zu erzwecken.
Unter Bezeigung der reinsten Hochachtung empfiehlt sich der gehorsamste Magistrat.“20

(NB. Der Verweis auf die Praxis in Regensburg verkennt, dass Regensburg selbst 1803 bis 1810 unter dem letzten geistlichen Reichsfürsten Carl Theodor von Dalberg schon immer eine Sonderstellung hatte.21 Allerdings war inzwischen das Verhältnis zwischen Staat und Kirche durch das bayerische Konkordat vom 5.6.1817 überall in Bayern neu geordnet worden.)

 

1 Vgl. Gandershofer, G. M. . Chronik des Marktes und Badeortes Abach nächst Regensburg . Regensburg 1832, Reprint 1986, S. 57 ff.
2 Vgl. Hubensteiner, Benno. Bayerische Geschichte. Süddeutscher Verlag, München 1980, S.226 – 256.
3 Hausberger, Karl. Das Bistum regensburg- Seine Geschichte. Verl. Friedrich Pustet, Regensburg 2004, S.214.
4 z.B.Kammerrechnung 1680, S. 30. Archiv 9.4.3
5 z.B. Kammerrechnung 1695, S.27 v, Archiv 9.4.3. Forts.
6 Kammerechnung 1675 S. 28 v, 29. Archiv 9.4.2 Forts.
7 A.a.O.
8 A.a.O.
9 Kammerechnung 1683, S. 29 v. Archiv 9.4.3.
10 Pfarrer Alois Lehner. Religiöse Bräuche in der Pfarrei Abbach, 1932. S. 3. Pfarrarchiv. Ablage Archiv von
Bad Abbach, Hängekartei Pfarrei.
11 A.a.O.
12 A.a.O.
13 LThK Bd. 4 Sp. 406. Herder Freibug 1960.
24 Rechnungen der Corporie Chriti Bruderschaft von 1753 – 1807
14 Ratsprotokoll vom 6. August 1742, S.90. Archiv 8.5.3
17 Rats- und Verhörsprotokoll vom 12.4.1776. Archiv 8.5.3.Forts.1
15 Kammerrechnung 1703
16 Kammerrechnung 1745, S. 18. Archiv 9.6.1
18 Kammerrechnung 1814/15, S.14. Archiv 9.4.1.b
22 Vgl. Höfer, Manfred. Die Kaiser und Könige der Deutschen. Bechtle V., München 1994, S. 246.
23 s. Pfarrarchiv Bad Abbach , Schrank 1
19 Pfarrer Alois Lehner. A.a.O. S.2
20 Schreiben des Magistrats von Abbach an das K. Landgericht in Kelheim vom 2. April 1819. Archiv 8.4.1 (I.8)
21 Vgl. Hausberger. A.a.O. S.214.