031: Das Distriktkrankenhaus am Krankenhausberg

Das Distriktkrankenhaus am Krankenhausberg

Das Abbacher Krankenhaus war zwar ein Distriktkrankenhaus, aber von der Bauplatzsuche bis zur Belegung, Verwaltung und Betreuung von kranken Leuten aus Abbach, der hiesigen Gemeindeverwaltung und ab 1.4.1926 der liebevollen Pflege der Franziskusschwestern aus Vierzehnheiligen anvertraut. Schon 1870 und in den vorausgehenden Jahren wurde die Bevölkerung rund um Abbach, diesseits und jenseits der Donau um ihre Zustimmung zur Errichtung gebeten. Das Votum war einmütig positiv und so konnte 1871 gebaut werden. Der Chefarzt in den 1890er Jahren war Dr. Röhrig. Der bedeutendste Arzt seit der Jahrhundertwende war Dr. Franz Schmitz, der sich in den 1920er Jahren als zweiter Bürgermeister auch in den Bemühungen und Verhandlungen um die Kleinkinderbetreuung in Abbach sehr verdient gemacht hat. Nicht umsonst wurde nach ihm in dankbarer Erinnerung eine Straße bezeichnet.

Über die Geschichte dieses Hauses habe ich bereits im Heimatheft 30/2005, S. 65 berichtet und brauche mich daher nicht zu wiederholen. Ich möchte den damaligen Bericht nur in einem Punkte ergänzen, nämlich wie das Krankenhaus geführt wurde, weil ich zwischenzeitlich ein diesbezügliches Papier im Archiv gefunden habe:

Der Distriktrat Witzmann aus Dünzling wollte am 13. Jan. 1890 den Taglöhner Maier besuchen und sich einmal nur so umschauen, wie es im Krankenhaus zugeht. Weil er sich jedoch nicht angemeldet hatte und in die vom Krankenhausverwalter Pappi von 12 bis 1 Uhr eingerichtete Mittagpause platzte, wurde er nicht eingelassen. Dies bewog ihn, seinem Ärger mit einer Klage an das königliche Bezirksamt in Kelheim freie Luft zu lassen. Mit einem Schreiben an den damaligen „Respizienten“, Bürgermeister Röhrl von Abbach, wurde von Amts wegen Auskunft und Klarheit verlangt.[i]

Dieser gab umgehend zur Kenntnis:

„ (…) Als Respizient des Krankenhauses Abbach und auch in Folge verschiedener Äußerungen, welche Distriktrat Witzmann in Wirtshäusern über das Krankenhaus Abbach und auch über Pappi, auf welch letzteren er nicht gut zu sprechen zu sein scheint, begab ich mich wiederholt und zu verschiedenen Zeiten in das hiesige Krankenhaus und fand jedes Mal nicht nur die größte Reinlichkeit und Ordnung, sondern hörte auch niemals Klagen der Kranken.

Am 21.d.Mts. war ich wiederholt dort, ging ganz alleinig von Saal zu Saal, erkundigte mich eingehend bei den Kranken über alles, und erhielt überall, wie von einem Munde, dass die Verpflegung reichlich und sehr gut sei, die Behandlung sowohl vom Herrn Doktor als auch Krankenwärter sehr liebevoll, die Beheizung immer genügend, überhaupt die ganze Behandlungsweise sehr lobenswert sei.“[ii]

Man erfährt aus dem Brief auch, dass es ein kleines Parterrezimmer mit zwei Betten, einen Saal mit sechs Betten und einen weiteren Saal für weibliche Kranke gab. Von einer Überbelegung hätte keine Rede sein können.

Aus den Berichten meiner Eltern weiß ich, dass das Krankenhaus in Abbach sehr gelobt wurde und in schwierigen Lagen als letzte Hoffnung galt.

1941 wurde das Krankenhaus vom Kreis Kelheim an die L.V.A. Niederbayern und Opf. verkauft, die es ab 1942 als Lungenheilstätte nutzte. Am 17.1.1950 beschloss der Markt, das Haus zurückzukaufen, wusste aber nicht sogleich, was man damit anfangen soll. Nach einer Zwischennutzung durch das BRK interessierte sich für das Areal eine Hühnerfarm. Dem Begehren gab man Gott sei Dank nicht statt, sonst würden an dieser Stelle heute nicht die Kinder des Kindergartens St. Nikolaus, sondern die Hühner gackern.

[i] Schreiben des Königlichen Bezirksamts Kelheim an Herrn Bürgermeister Röhrl in Abbach v. 17.1.1890. Archiv von Bad Abbach VII. 20.2.3.

[ii] Antwortbrief des Bürgermeisters Röhrl an das Bezirksamt Kelheim v. 31.Jan. 1890. Archiv a.a.O.

Von |2023-12-03T18:05:04+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

032: Kindergärten in Bad Abbach von Maria Weigert (1901) bis heute

Eine couragierte und fortschrittlich denkende Bürgerin Abbachs war Maria Weigert. Sie muss als geistige Urheberin der Kindergartenbewegung in Bad Abbach betrachtet werden. Schon um die Wende vom 19. zum 20.Jh. gab sie den Anstoß in diese heute höchstaktuelle soziale und pädagogische Richtung, die wegen der weiteren Förderung und der Erweiterung der Hort- und Tagesstätten- Einrichtungen die Gemüter in der großen Politik erhitzt.

Den betreffenden Brief Weigerts „An den hochlöblichen Gemeinde-Ausschuß Abbach“ bringe ich daher im Wortlaut:
„Auf Anregung des Hochwürdigen Herrn Pfarrers Glas dahier, wäre ich gesonnen, eine Kleinkinderbewahranstalt zu errichten und stellt Unterfertigte hiermit das Ersuchen an den hochlöblichen Gemeinde Ausschuß Abbach, derselbe möge ihr zu diesem Zwecke ein Lokal des ehemaligen Gaishauses überlassen.

Ihr Gesuch begründet die Antragstellerin damit, dass von verschiedenen Seiten die Einrichtung besagter Anstalt als sehr nützlich begutachtet wurde und der betreffende Platz vor dem genannten Hause sich als Spielplatz vorzüglich eignen würde.

Zur Einrichtung der Anstalt erhielte die Gesuchstellerin die Unterstützung des „Frauenvereins zur Förderung der Landkrankenpflege“ sowie einiger persönlicher Gönner.

Als Bezahlung für die Beaufsichtigung der Kinder wären von den Eltern derselben pro Kind und Woche 20 Pf. zu entrichten.

Die Beaufsichtigung geschähe in den Stunden 8 – 11 Uhr vormittags und 12 – 6 Uhr nachmittags.

Unterfertigte bittet hiermit den Hochlöblichen Gemeinde-Ausschuß, ihr Gesuch zu befürworten und erhofft die Gewährung desselben.
In dieser Erwartung zeichnet gehorsamst Maria Weigert. Abbach 4.November 1901.“1

Das Begehren und der Vorschlag der Maria Weigert wurde nicht sofort realisiert. Es brach der 1.Weltkrieg (1914 – 1918) aus, der seine eigenen Fakten schuf. Aber das Problem der Kinderbetreuung stand ab jetzt vorrangig auf der Tagesordnung. Es folgte die Zeit der Inflation und brennender Geldsorgen. Man schaute angestrengt nach Einnahmequellen. Da erinnerte man sich eines ganz eklatanten Missstands: Der größte Arbeitgeber Abbachs, das Zementwerk in Alkofen, zahlt nach Abbach keine Einkommenssteuer und keine Gewerbesteuer. Dieser Zustand musste sich ändern! Darum schickte man einen Brief an das Bezirksamt Kelheim mit der Bitte um einen wirksamen Rat: „Das Portlandzementwerk Abbach hat seinen Sitz in der Gemeinde Lengfeld. Der weitaus größte Teil der Arbeiterschaft dieses Werkes hat seinen Wohnsitz in Abbach und bildet hinsichtlich der Wohnungsbeschaffung, des Schulbesuchs der Kinder, der bereits eingeführten Notstandsmaßnahmen, der Unterstützung durch die Armenkasse, eine ganz beträchtliche Belastung der Gemeinde. Die Gemeinde Abbach bezieht aber aus der Steuer (Einkommens-, Umsatzsteuer) nicht den geringsten Vorteil. Dieser fällt restlos der Gemeinde Lengfeld zu. Es wird um Mitteilung gesetzlicher Handhabe gebeten, auf Grund welcher die Gemeinde Abbach in die Lage versetzt ist, einen Anspruch auf entsprechende Entschädigung bzw. Zuweisung mit Recht und Erfolg erheben zu können. (…).“2

Die Änderung dieses Missstandes brachte die Einführung der Einkommenssteuerergänzungsabgabe durch das neue Landessteuergesetz.
Aber schon 1923 behalf man sich zunächst mit einer Notlösung, die die Gemeinde nichts kostete: „Der Kinderbewahranstalt wird der Sitzungssaal in seinem bisherigen Zustand zugewiesen. Die Akten und Bücher bleiben natürlich unangetastet. Für Heizung und Reinigung hat die Bewahranstalt selbst aufzukommen.“3

Es sei darauf hingewiesen, dass der Rathaussaal in der Schule auf der Schulbruck gemeint war.

1925, als sich die Weimarer Republik stabilisierte und die pädagogische Wissenschaft ihren Fortschritt nahm, machte man Ernst mit dem Kindergarten: „Die zwei Bürgermeister spreche wegen eventuellen Betragsleistungen mit den Fabrikleitungen, deren Arbeiter ihre Kinder zur Bewahranstalt schicken.“4

Noch im gleichen Jahr entschloss sich der Gemeinderat, eine eigene Kinderbewahranstalt zu bauen. Sie sollte auf dem Grundstück des ehemaligen Alzinger Anwesens auf der Schulbruck entstehen (heute Steueuer). Es gingen die Unterlagen (Plan mit Protokollabschrift v. 16.02.1925) an das Bezirksamt Kelheim mit der Bitte, das Gelände auf seine Eignung zu untersuchen.5

Das Bezirksamt war einverstanden. Der Bau, in den auch der Rathaussitzungssaal und eine Schwesternwohnung integriert sein sollten, wurde auf 16.560 RM veranschlagt. Schon im März 1925 wurde dieser Plan aber verworfen. Man hatte stattdessen den Sommerkeller des Alfons Schreiner mit dazugehörigem Garten, den sog. Diriglkeller, um 6000 RM (jetzt evangelische Kirche) gekauft.

Nun begann die Geschichte des Kindergartens unter der Trägerschaft des 1926 gegründeten St.Nikolausvereins, mit einem Neubau an dieser Stelle. Die Betreuung der Kinder übernahmen ab 1934 Franziskusschwestern aus Vierzehnheiligen, die im gleichen Hause auch eine Nähschule unterhielten und im Ort die Kranken betreuten. 1952 wurde ein größerer Raum als Kinder-Tageskrippe angebaut.

Die Geschichte dieses Kindergartens, besonders seinen Kampf ums Dasein und die Kabale, verursacht durch die systemhörigen Naziführer von Abbach während der Zeit des 3.Reiches im Detail zu schildern, wäre aufgrund der Unterlagen6 gut möglich. Es würde aber im Rahmen dieser Arbeit zu weit führen.

In den 1980er Jahren zog der Kindergarten von der Stinkelbrunnstraße in den Neubau am Krankenhausberg, auf das Gelände des ehemaligen Bezirkskrankenhauses. Er führt den Namen St.Nikolauskindergarten unter der Trägerschaft der katholischen Pfarrei. Der Bedarf an Kindergartenplätzen schwoll an. So war es durchaus folgerichtig, dass die Gemeinde mit dem Bau eines zweiten Kindergartens reagierte. Am 28.Mai 1993 wurde der Kindergarten „Arche Noah“ eingeweiht. Er liegt im Ortsteil Goldtal und befindet sich in der Trägerschaft der evangelischen Pfarrei. Der Ort war damals auf 8200 Bewohner angewachsen und die Entwicklung der Einwohnerschaft wies nach oben.

Der 1978 eingemeindete Ortsteil Lengfeld benützte zunächst das Gebäude der ab 1977 leerstehenden Schule als Kindergarten. Er wurde unter dem Namen „Sancta Maria“ eingerichtet und wegen des steigenden Bedarfs 1990 erweitert. 1995 wuchs die Kinderschar auf drei Gruppen an, und so war ein nochmaliger Um- und Erweiterungsbau notwendig, der am 28.April 1996 eingeweiht wurde und in der Trägerschaft der Kirchenstiftung Lengfeld/Pfarrei Teugn steht.

Nun steht die Marktgemeinde bei 12.500 Einwohnern. Es leben hier sehr viele junge Familien mit reichlich Kindern. Der Marktgemeinderat unter Führung des neuen Bürgermeisters Ludwig Wachs musste wieder reagieren. Es wurde ein vierter Kindergarten mit dem Namen „Sankt Christophorus“ neben der Grundschule gebaut. Die Trägerschaft übernahm wieder die katholische Pfarrei. Die Einweihung fand am 26.Oktober 2003 statt. Kaum hatte man den Betrieb aufgenommen, zeigte sich ein Bedarf an Hort- und Tagesstättenplätzen. Es war ein glücklicher Umstand, dass das Gelände einen Anbau zuließ, der 2007 eingeweiht wurde.

Seit 2007 gibt es im Markt Bad Abbach einen fünften Kindergarten, den Bad Abbacher Moosmutzel. Dieser Kindergarten ist ein sogenannter Waldkindergarten, bei dem die Kinder unter pädagogischer Betreuung die Natur als ihr Spiel- und Erfahrungszimmer nutzen. Kinder können so ihre Kreativität und Wissen in der Natur austesten und erleben. Angesiedelt ist er in einem Waldstück nahe Lengfeld.

So hat der Markt Bad Abbach unter großen Anstrengungen, jetzt allerdings gut unterstützt mit öffentlichen Geldern, den Ruf eines kinderfreundlichen Ortes erworben, der sein Gewicht als Wohnort mit gehobener Lebensqualität ständig steigert.

 1 Brief der Maria Weigert an den Gemeindeausschuß vom 4.11.1901 Archiv von Bad Abbach 7.2.1.a.
2 Schreiben des Marktgemeinderats Abbach an das Bezirksamt Kelheim v. 01.06.1922. Archiv von bad Abbach XI.21.2.2.
3 Ratsprotokoll v. 05.08.1923.
4 Ratsprotokoll v. 16.01.1925.
5 Schreiben der Gemeinde an das Bezirksamt v. 18.02.1925. Archiv von Bad Abbach 7.2.1.a.
6 Archiv von Bad Abbach 7.2.1.a. / Kopien im Akt Nikolausverein. Hängekartei
Pfarrei, Akt Nikolausverein. Archiv Arbeitsraum.

Von |2023-12-03T18:03:44+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

033: Der Nikolausverein und die Sozialstation

In der ältesten Durchschrift der Satzung des „Vereins ´Kinderheim St. Nikolaus´ in Abbach“ wird der zweite Zweck des Zusammenschlusses genannt: „Beabsichtigt ist für später die Einbeziehung der ambulanten Krankenpflege.“

Diese Durchschrift ist datiert mit 24.Januar 1926, konfirmiert am 2.Dezember 1928, sowie bestätigt am 29.Sept.1929.

Die verantwortlichen Leute der ersten Stunde waren als 1. Vorstand Pfarrer Josef Kreger, als 2.Vorstand 1.Bürgermeister Meindl, dann Georg Aubele, Gemeinderat in Vertretung, als Schriftführerin Josefine Hengge. Beisitzer waren Nikolaus Aumeier, Otto Windl, Xaver Hermann und Emilie Karl. Der Verein wurde aber nach langen Anfangsquerelen erst am 28.März 1935 in das Vereinsregister eingetragen.1

Zu diesem Zeitpunkt sah sich Pfarrer Alois Lehner zu einem Aufsatz „Rechtslage im III. Reiche“ veranlasst, in dem er die karitative Arbeit des Vereins gegenüber der NS Bewegung in Bad Abbach rechtfertigt:
„Die katholische Caritas hat in erster Linie Kranke, Blöde und andere Hilfsbedürftige zu betreuen. Ein Kinderheim mit Unterricht für Mädchen in Nähen und Hausarbeiten fällt in die Hoheit des Staates. Auch die ambulante Krankenpflege hat in erster Linie der Staat in die Hand zu nehmen. Dieser Gedanke war ausschlaggebend bei der Gründung des St.Nikolausvereins in Bad Abbach. (…) Der Einfluss der politischen Gemeinde kommt dadurch zum Ausdruck, dass stets der II.Vorsitzende des St.Nik.Ver. der I.Bürgermeister der politischen Gemeinde sein muss.“2

Der Verein hatte 1935 200 Mitglieder aus Bad Abbach und den umliegenden Orten. Während der Zeit des Nationalsozialismus geriet er wegen des Monopols auf Erziehung der Kinder in heftige politische Turbulenzen. Er konnte sich über diese Zeit nur mit seinem Dienst an den Hilfsbedürftigen und Kranken hinüberretten, bis er nach dem 2.Weltkrieg auch die Kindererziehung wieder zu seinem Leitziel formulieren konnte.

Der liebevolle Dienst in der häuslichen Krankenpflege über die lange Dauer von 80 Jahren hätte 2006 eine dankbare öffentliche Feier verdient. Aber damals schien der Verein leider einem schleichenden Siechtum zu erliegen. Er hatte zwar stattliche 301 Mitglieder, es setzte eine enge Kooperation zwischen den Katholiken und Protestanten ein, um die ambulante Pflegeeinrichtung erhalten zu können. „Pfarrer und Bürgermeister wollten die soziale Einrichtung (…) unbedingt in der damaligen Form beibehalten“, denn „Die sozialen Nöte werden größer und sind unmittelbar in unserer Nähe, so der Geistliche (Franz Schmidbauer A.d.V.). Er verwies auf die überall entstehenden Tafeln, die Bedürftige mit Lebensmitteln versorgen, oder auf die Tatsache, dass es sich manche Eltern nicht mehr leisten können, ihre Kinder an Schulveranstaltungen teilnehmen zu lassen.“3

Damals war die Frage noch: „Muss der Nikolausverein bald den Insolvenzantrag stellen? Die Schulden haben sich jetzt auf rund 100000 Euro summiert.“4

Noch 2005 hatte der Verein einen Flyer in die Haushaltungen geschickt mit der Aufforderung „Kommen Sie doch mal vorbei und lernen Sie uns kennen!“ Es waren alle Dienste von der „Unterstützung der pflegenden Angehörigen“ bis zum „Betreuten Wohnen daheim“ aufgelistet. – eine wahrhaft beeindruckende Litanei. Aber es war unabwendbar geworden, dass eine Sozialstation unter der Trägerschaft der Caritas die Hauptverantwortung mit ihren weitgefächerten Möglichkeiten übernahm. Der Nikolausverein blieb zwar noch erhalten, beschränkt sich aber nun auf Alten- und Krankenbesuche und deren Betreuung.

 1 Aus dem Aktenkonvolut Kinderbewahranstalt in Abbach. Briefe von 1901 – 1943.Archiv von Bad Abbach 7.2.1.a.
2 A.a.O.
3 MZ vom 04.12.2906.
4 a.a.O.

Von |2023-12-03T18:02:03+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

034: Die Feuerwehr in (Bad) Abbach

Die Feuerwehr verdient als exzellente soziale Institution in der Gemeinde Bad Abbach eine besondere Erwähnung und Auszeichnung. Schon der seit urdenklichen Zeiten geltende Wahlspruch bringt dies zum Ausdruck: „Gott zur Ehr – dem Nächsten zur Wehr.“

Obwohl in Abbach unter Carl Theodor strenge Rauchfangkontrollen durchgeführt und Verstöße streng und unnachsichtig geahndet wurden, brannte es bei eng anliegenden Schupfen und Wohnhäusern aus Holz und bei dem häufigen Gebrauch von offenem Feuer nicht selten.

Am 30.März 1791 wurde in ganz Bayern unter Carl Theodor eine umfassende Feuerwehrordnung erlassen und unter Max I. Josef 1804 erneuert.
Diese verpflichtete die damals existierenden Bürgerfeuerwehren, die Pflichtfeuerwehren waren, an denen sich alle Bürger beteiligen mussten, zur ständigen Bereitschaft.

Aus Abach liegt uns die „Feuer Arbeith Sublepartition“ vor, in der die Dienste der einzelnen namentlich genannten Bürger in 96 Punkten aufgelistet sind.1 Ich empfehle meinen Artikel hierzu in Heft 30/2005 S.33 – 35 zur Lektüre.

Am 10.3.1873 wurde eine distriktpolizeiliche Feuer-Lösch-Ordnung für die Gemeinden des königlichen Bezirksamts Kelheim erlassen. In vorauseilendem und untertänigem Gehorsam sprossen dann in und um Abbach die Freiwilligen Feuerwehren aus dem Boden. Geburtshilfe leistete der damalige leitende Ingenieur im Steinbruch Kapfelberg und Zementwerk Alkofen, Fritz Hasselmann. Abbach gründete seine Feuerwehr 1872, ebenfalls 1872 Peising; Lengfeld und Oberndorf folgten 1874, Poikam 1876, Saalhaupt 1877, Dünzling 1878.

Die Geschichte der Feuerwehren, das Auf und Ab ihrer Entwicklung personell und Ausstattungs mäßig wird heutzutage in vorliegenden Chroniken ausführlich geschildert.

Es führt ein weiter Weg z.B. von der Hilflosigkeit der damaligen Feuerwehr beim verheerenden Brand in Abbach am 30.Mai 1892 bis zur starken und bestens ausgerüsteten Stützpunktfeuerwehr in Bad Abbach und den verschiedenen Ortsteilfeuerwehren rings herum.

1999/2000 wurde das neue Feuerwehrgerätehaus der Stützpunktfeuerwehr in Abbach erbaut und eingeweiht. Trotz staatlicher Zuschüsse schulterte diese Last die Gemeinde hauptsächlich alleine. Freiwillige Helfer leisteten 9000 Arbeitsstunden. Die Ortsteile Peising, Dünzling, Poikam, Saalhaupt, Lengfeld bekamen ein neues Gerätehaus auf die gleiche Manier. In Oberndorf wurde das Gerätehaus erweitert. Die größte finanzielle Kraftanstrengung und Leistung der Kommune Bad Abbach besteht in der Anschaffung des Fuhrparks mit modernsten Fahrzeugen und Löschwägen, sowie Gerätschaften für die heute auftretenden Bedürfnisse bei Katastrophenfällen aller Art des technischen und vollmotorisierten Zeitalters.

Die Gemeinde ist ja Aufwandsträger und in allen Bezügen mit von der Partie. Was wäre eine Organisation ohne die fähigen und fachlich qualifizierten Köpfe und hilfreichen Hände einzelner Personen? Ohne die Verdienste früherer Vorsitzender, Kommandanten,2 Schriftführer, aktiver Mitglieder3 zu schmälern, und ohne die Bereitschaft der Bürgermeister und Räte der vergangenen und Jetztzeit zu vergessen4, muss man auf Alfred Kefer zeigen, der 27 Jahre Kommandant und anschließend drei Jahre Vorstand der FF war. Er hat die ganze Entwicklung ab 1972 dirigiert und beeinflusst. Mit seinem Sohn Max wird die Familientradition fortgesetzt. Anton Aubele, Vorstand, Schriftführer, Kassier, Kassenprüfer hat die Ereignisse des Traditionsvereins getreulich aufgeschrieben und der ehemalige Vorstand Franz Heselberger war dabei, die Chronik zu komplettieren.

Heute wird die Feuerwehr nicht nur bei Brandkatastrophen zum Einsatz gerufen, sondern bei Verkehrsunfällen, Industrieunfällen, Gas- und Chemiekatastrophen, Wasser- und Sturmschäden, Bergung von Leichen und Tieren, Beseitigung von Ölspuren und Verkehrshindernissen, und wo es sonst in dieser Gemeinde noch „brennt“.

Auch darf die pädagogische Aufgabe der FF zur Bildung und Ertüchtigung der männlichen und auch weiblichen Jugend und der Beitrag zu geselligem Leben der Mitglieder und aller Bürger in diesem Orte nicht vergessen werden.

1 Feuer Arbeith Sublepartition vom 26.8.1791.Archiv von Bad Abbach 8.2.2. (VII.4).
2 Siehe „Festschrift 125 Jahre FF Bad Abbach, 27.bis 29. Juni 1997“, S.70. Archiv
von Bad Abbach, Schriftenstand.
3 a.a.O. S.37 f.
4.a.a.O. S. 59.

Von |2023-12-03T18:00:10+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

035: Sportstätten und Schwimmbäder

Sportstätten und Schwimmbäder sind seit dem Ende des zweiten Weltkrieges Ziel und Heimstätte zahlreicher Sportbegeisterter und Erholungssuchender.
Der Weg vom damaligen „Turnplatz“ in der Nähe des Schopperplatzes auf den noch unbebauten Quellwiesen, über den Sportplatz am Kohlenschacht zum Sportzentrum auf der Freizeitinsel, war weit, mühsam und teuer.

Neben der Eigenleistung des TSV und den finanziellen Anstrengungen der Mitglieder und unter der Regie tüchtiger ehrenamtlicher Funktionäre – der ehemalige Vorstand war Erich Wagner – ist ein bewundernswertes soziales Angebot entstanden, das fast alle Sportarten umfasst und der Bevölkerung vom Kindesalter bis ins „Endzeitalter“ hilft.

Die Gemeinde begrüßt vernünftige Projekte solcher Art und bezuschusst sie. Zum Bau der Sportanlagen auf der Freizeitinsel hat sie mit ca. 250.000 DM beigetragen. Den Unterhalt schultert der TSV alleine, wird aber heute nach einem allgemeinen Zuschussschlüssel, der sich nach der Mitgliederzahl richtet, unterstützt.1

Kommen wir sodann zu den Freischwimmbädern:
In einem Merkblatt der ÜPL (Überparteiliche Liste) wird festgestellt:
„Das größte soziale Werk, welches in den Jahren 1955 bis 1959 geschaffen wurde, ist das Freischwimmbad in Bad Abbach.“2

In der Satzung des am 6.Januar 1955 gegründeten „Freibad Bauvereins in Bad Abbach“ heißt es unter § 1 „ Der `Freibad-Bauverein in Bad Abbach` verfolgt den Zweck, in ständiger Fühlungnahme mit der Marktgemeinde Bad Abbach die Errichtung eines Freibades in Bad Abbach zu betreiben. Nach Fertigstellung soll das Freibad von der Marktgemeinde Bad Abbach zum gemeinnützigen Gebrauch übernommen werden.“3

Das anvisierte Grundstück lag damals noch in der Gemeinde Oberndorf (Kalkofen). Es wurde daher am 2.2.1955 beim Gemeinderat Oberndorf eine Gemeindegrenzänderung beantragt.4

Am 4. Juni 1956 wurde beurkundet, dass die Firma Zirngibl OHG an die Marktgemeinde Abbach ein ihr gehörendes Grundstück in der Gemarkung Grasßlfing mit der Größe von 0, 7770 ha schenkt. Es wird eigens vermerkt: „Die Überlassung erfolgt unentgeltlich zum Zwecke der Errichtung eines Freischwimmbades der Marktgemeinde Bad Abbach.“5 Das Schwimmbad wurde unter besonderem Einsatz von Dr. Hans Schmitz als Vorsitzendem gebaut. Am 28.6.1958 wurde es feierlich eingeweiht.6

Im Jahre 1990 hatte der Verein seinen Zweck vollkommen erfüllt, und wurde daher am 4. Oktober 1990 aufgelöst. Das Schwimmbad ging in der Besitz des Marktes über.7

Zur Arrondierung des Grundstücks wegen Erstellung eines Parkplatzes war noch ein Tauschvertrag zwischen der Gemeinde und dem Landwirt Josef Ranftl notwendig. Die Gemeinde vertauschte ebenfalls am 4.10.1990 ein Weihergrundstück von 0,1740 ha um ein Weggrundstück zur Bundesstraße 16 mit 0,0153 ha. Zum Ausgleich musste Ranftl 6.395 DM zuzahlen.8

An diesem Freischwimmbad hatten Tausende Abbacher ihren Spaß und ihre Freude und manche von ihnen wollten sich 2005 nicht leichten Herzens von ihm lösen, als der Gemeinderat beschloss, das Schwimmbad aufzulösen und das Grundstück als Baugrundstück zwecks finanziellem Grundstock für ein neues Bad auf der Freizeitinsel zu veräußern. Es entstand 2006 das Wohngebiet „Donaublick“, „ein außergewöhnlich interessantes Wohngebiet mit Blick auf das Donautal und auf die Wahrzeichen (…) des Marktes“, wie die Werbung verspricht.9

Nun sind wir beim Bau und der Einweihung des neuen „Inselbades“.
Bereits aus dem Jahre 2003 liegen mir Planvorschläge zur Errichtung eines „Naturschwimmbades“ vor. Die damaligen Protagonisten waren Siegfried Schneider als Vertreter einer Arge, der noch in sein altes Schwimmbad verliebte Adolf Angrüner und Hermann Seidl- Schulz in Weichs.10

Die Weitsicht und Energie des jetzigen Bürgermeisters Ludwig Wachs hat es dann fertiggebracht, innerhalb eines einzigen Jahres ein grandioses Werk ins Leben zu rufen. Zur Seele des ganzen Unternehmens entwickelte sich der Marktrat Albert Eichhammar von Lengfeld-Alkofen. Bad Abbach braucht nach der Kapitulation des BRK am hiesigen Orte neben dem Badetempel „Kaisertherme“ neue Attraktionen zu ihrem Überleben als Bade-, Fremdenverkehrs- und Erholungsort.
Auf der Freizeitinsel zwischen Donau und dem Rhein-Main-Donaukanal ist eine herrliche Anlage geboren worden, der man nur reges Leben wünschen kann. Die Presse und ungezählte Gäste und Besucher waren von der Anlage und der Einweihungsfeier am 04.05. 2007 hochbegeistert.

Die Gemeinde hat wieder einmal einen sozialen Glanzpunkt gesetzt. Neben einer Million, die aus dem EU Programm „Leader +“ zugeschossen wurde, bleiben der Gemeinde die restlichen 3 Millionen Euro Kosten zur Liquidierung anvertraut.

 1 Auskunft H. Zeitlhofer, Kämmerer Markt Bad Abbach, 10.5.2007.
2 Merkblatt der „Überparteilichen Liste“ o. D. , Akt Freischwimmbad. Archiv
von Bad Abbach II.18.2.1.a.
3 Satzung vom 6.1.1955. Archiv a.a.O.
4 Schreiben des Marktes Bad Abbach vom 2.2.1955. Archiv a.a.O.
5 Urkunde vom 4.6.1956 Nr.1720, S. 2 , II. Archiv a.a.O.
6 Einladungsschreiben des Freibad Bauvereins an die Gemeinde Oberndorf
v. 17.6.1958. Archiv a.a.O.
7 Urkunde v. 4.10.1990. Archiv a.a.O.
8 Urkunde v.4.10.1990. Archiv a.a.O.
9 Blitz v.6.5.2007. S. 10.
10 Planvorlage vom 10.12.03. Archiv II.18.2.1.a.

Von |2023-12-03T17:58:35+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

036: Wohlfahrt in Bad Abbach

Wohlfahrt in (Bad) Abbach:
Rentenproblem im 18. und 19. Jh.;
das soziale Netz vor Bismarck; Witwen und Waisen;
für die Front i m 1. und 2. Weltkrieg;
Schulspeisung und Hochwasserhilfen.

Im Mittelalter
In den Cammerrechnungen der Jahre 1639 bis 1648, noch während des 30-jährigen Krieges, begegnet uns trotz eigener Not tätige Hilfsbereitschaft der Gemeinde an Hilfsbedürftige, Versprengte, Heimatlose, Verwundete an allen möglichen Körperteilen, Hungernde, Verzweifelte und ratlose Menschen. Obwohl befreundete und feindliche Truppen die Gemeindekasse ständig belasteten, gab man von dem Wenigen, das man noch besaß, anderen, die gar nichts mehr hatten, weiter.

In den Cammerrechnungen von 1649 bis 1659 finden wir regelmäßig den Passus: „ Dann ist dieses Jahr Vertriebenen vom Adel, vertriebenen Geistlichen, Studenten und anderen armen Leuten gegeben worden.“ Auch solchen, die „vom Türken“ zurückkamen. (Osmanische Expansion!)1

Das Rentenproblem im 18. und 19. Jh. (siehe Nr. 20 !)

Witwen und Waisen (siehe Nr.16!)

Das soziale Netz vor Bismarck ( siehe unter Nr.18!)

Im 1.Weltkrieg
Am 15.Mai 1915 berichtet Apotheker Maximilian Hengge, dass in Abbach eine „Webzeugsammlung“ stattfand, womit man die Soldaten an der Front mit warmer Winterwäsche ausrüsten wollte. Die Aktion lief unter dem Titel „Krieger Wollwoche“. Außer Geld wurden in Abbach 5 ½ Zentner Wollsachen abgeliefert.2

Der selbe Chronist berichtet aus dieser Zeit: „Auf Anregung des kgl. Bezirksamts Kelheim wurde in den ersten Kriegswochen ein eigener Ausschuss für die Fürsorgetätigkeit für die Angehörigen Abbacher Krieger gegründet. Außer dem Bürgermeister sowie einigen Gemeindeausschussmitgliedern wurden in dieses Gremium noch die Herren Hochw. Herr Pfarrer Tempel sowie Distrikttierarzt Frank gewählt.

Besonders Letzterer entfaltete anfangs eine rührige Sammeltätigkeit, so dass zu diesem Zwecke namhafte Summen zusammenkamen. So viel bekannt wurde, haben sämtliche hiesigen Vereine 50 – 100 M gespendet. Es wurde auch das Vereinsvermögen der Abbacher Liedertafel, die leider seit Jahren wieder inaktiv war, auf Anregung des früheren Vorstandes, sowie der noch vorhandenen Mitglieder in der Höhe von 130 M zu diesem Zweck (…) übergeben. Aus der staatlichen Fürsorge für die Angehörigen der Kriegsteilnehmer (…) sind bis Februar 1915 nur kleine Summen zur Verteilung gekommen, und zwar in der Form des Ankaufs von Lebensmitteln. Zu letzterem Zweck wurde vom Bürgermeister eine von der Regierung eingeschickte Summe von 300 M verwendet.“3

Um diese Angabe zu komplettieren sei hinzugefügt, dass vom August 1914 bis 31.März 1915 65 Familien und Einzelpersonen in Abbach mit 6 bis 30 RM monatlich, je nach Familiengröße, mit insgesamt 1950 RM unterstützt wurden.4

In der Weimarer Republik
Es folgten im 20.Jh. noch weitere Krisenzeiten. In der Zeit der Weimarer Republik und in den Anfangsjahren des sog. 3.Reiches herrschte große Arbeitslosigkeit. Abbach wurde durch die Schließung des Zementwerkes in Alkofen stark getroffen.
Allein im Rechnungsjahr 1933/34 wurden vom Ortsfürsorgeverband Bad Abbach für Wohlfahrtsunterstützungen 28.548,40 RM ausgezahlt. Aus eigener Gemeindekasse wurden in der gleichen Zeit 33.102,77 RM zur Verfügung gestellt.5

Nach dem 2.Weltkrieg
Gehen wir in den Zeitläuften ein Stück weiter, dann folgt der 2.Weltkrieg. Was wurde in dieser Periode den Menschen an personellen und materiellen Opfern auferlegt! Am Ende folgte allgemeine Not, Armut und Hunger.
Für uns Kinder gab es zum Glück die Schulspeisung. Aber nicht alle Eltern waren in der Lage, monatlich 1.70 DM zu bezahlen. Da übernahmen sog. Paten, 20 Einzelpersonen, die Freiwillige Feuerwehr, der TSV, die Pfarrei, die CSU und SPD, besonders Viktor Höign und Peter Grgas, 70 Patenschaften zu je 7.-DM. So wurde uns Kindern in schwerer Zeit, ohne Rücksicht auf die wirtschaftliche Lage der Eltern, die Gesundheit erhalten und eine normale körperliche Entwicklung ermöglicht. 6

Allgemeines
Es kann nicht Anspruch erhoben werden, alles, was in (Bad) Ab(b)ach den Touch von sozialer Gerechtigkeit oder das Signum der Mitmenschlichkeit trug, aufzulisten. Wenn wir entfernt allein noch über die rein kirchlichen Initiativen und Hilfsmaßnahmen berichten wollten, wie z.B. von der Sebastiani Bruderschaft in Oberndorf, vom Martinibund in Poikam, von der Barth`schen Stiftung und vom Frühmessbenefizium in Abbach, vom Marianhiller Missionsverein, von Misereor und Adveniat, etc., beanspruchte dies ein ganzes Buch.

Schlussgedanken
Hätte ich einen Text für kirchliche Zwecke schreiben wollen, hätte ich unbedingt angemerkt, dass man vor jedem Loblied auf Glaube und Liebe die leiblichen und natürlichen menschlichen Bedürfnisse befriedigt haben muss. Der Glaube ohne Werke ist wertlos. Gratia supponit naturam!

In einem Artikel, in dem es um das soziale Handeln der Marktgemeinde geht, muss ich darauf bestehen, dass man nicht als Großzügigkeit und Edelmut bezeichnen darf, was der Gerechtigkeit zuzuordnen ist. Opus justitiae pax!

Zusätzlich sei bemerkt, dass bis ins 20.Jh. Notfälle in der Regel innerhalb der Großfamilie und der Verwandtschaft gemildert wurden. Doch es gab auch dort beklagenswerte Missstände und Defizite.

Die öffentliche Hand war bei allgemeiner Bedürfnislosigkeit, Anspruchslosigkeit, Bescheidenheit, oftmals gar nicht im Bilde über verschämte Not, und die Unterstützung wurde durch sie mit Mindeststandards geregelt. Es wird auch hier schuldhaftes Versagen vorgekommen sein.

Man kann jedoch in (Bad) Ab(b)ach – wie sicher auch anderswo – von der grundsätzlichen Bereitschaft zu humanitärem Handeln in Not- und Katastrophenfällen in Vergangenheit und Gegenwart ausgehen, wie in diesem Artikel ansatzweise aufgezeigt wurde.

1 Cammerrechnungen 1639 – 1680. Archiv von Bad Abbach 9.4.2
2 Hengge,. Maximilian. Abbacher Kriegs-Chronik 1914 – 18, S.7,13. Archiv von
Bad Abbach XVI.14.2.2.
3 A.a.O. S.13.
4 Verzeichnis der Empfänger von Familieunterstützung, Liste I, August 1914 bis 31.März 1915. Archiv von Bad Abbach 7.6.2.
5 Rechnung des Ortsfürsorgeverbandes Bad Abbach 1933/34. Archiv von Bad
Abbach 7.3.2.a.
6 Schulspeisung, verschiedene Zusammenhänge. Archiv von Bad Abbach I.
10.4.1.a bis I.10.4.3.b.

Von |2023-12-03T17:57:18+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

037: Der Bau der Wasserleitung in Abbach

In der Regel neigt man zu einer romantisierenden Betrachtungsweise des Wasserholens z.B. „am Brunnen vor dem Tore“ und an anderen wohlempfundenen Stellen: Es kam zum Zusammentreffen zum Zweck der Kurzweil, Plausch und Tratsch, bei angenehmen Sonnenschein, sprudelnden und erfrischenden Quellen!
In Wirklichkeit handelte es sich um eine Plackerei, zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter das gesunde, Leben zeugende und erhaltende Element für Mensch, Tier und Pflanze nach Hause zu schaffen, es sei denn, man hatte einen eigenen Hausbrunnen oder gar Tiefbrunnen wie die Brauereien Koller und Kraml, die ihre Betriebe mit den weit enfernten Brunnen durch eine eigene, lange Wasserleitung verbanden.1

Wenn die Gemeinde das „laufende Wasser“ einem Bittsteller auf Antrag zubilligte, verhielt sie sich sehr zurückhaltend und berechnend. In einem bestimmten Falle heißt es:
Der Ziegler Andreas Schaider v.h. bekömmt auf geschehenes Ansuchen das laufende Wasser bei den Pflanzbeeten in widerruflicher Weise gegen eine jährliche Entschädigung von 4 Mk pachtweise zur Benutzung überlassen und zwar vom 1.Januar 1886 ab.“2

Dem Ansinnen einzelner, oder sogar der Empfehlung des kgl. Bezirksamts Kelheim vom 26.8.1902, auf den Brand 1892 in Abbach bezugnehmend, eine Wasserleitung zu bauen, begegnete der Gemeinderat – sicher nur aus Kostengründen – mit folgendem einstimmigen Beschluss:

„In Abbach herrscht kein Wassermangel und es ist sogar auch gutes Trinkwasser vorhanden, vielleicht besser, als eine Wasserleitung solche zu liefern imstande wäre. Wollte sich die Marktgemeinde mit dem Projekte einer Hochdruckleitung bis auf den Schloßberg befassen, muß jetzt schon konstatiert werden, dass die Marktgemeinde Abbach sich direkt in den völligen Ruin stürzen würde.“3

Man konnte sich aber der Forderung nach dem Bau einer Wasserleitung auf die Dauer nicht widersetzen, aber man wollte sich finanziell auf das Projekt durch rechtzeitiges Ansparen einer finanziellen Grundausstattung gut einstellen.

1912 hatte sich die Meinung zum Trinkwasserbedarf bereits grundlegend geändert. Dem Aufstocken des soeben erworbenen Postgebäudes zur Herstellung einer Lehrerwohnung widersetzte sich der Gemeinderat mit der Feststellung: „Da wir mit allen Mitteln trachten müssen, daß wir uns finanziell gut erhalten zur künftigen Wasserleitung, da der halbe Markt oft ohne gutes Trinkwasser ist (…)“4

(PS. Rp. = Ratsprotokoll!)
Wenig später wird der Sparzwang noch ausdrücklicher zur Geltung gebracht: „(…),.dass die Gemeinde die so notwendige Wasserversorgung baldmöglichst bekommt, wozu wir uns finanziell zuvor nicht ruinieren dürfen, da sonst ein wirkliches Bedürfnis auf Jahre zurück gesetzt werden müsste.“5

Einem alten Grundsatz getreu, dass erst das Geld vorhanden sein muss, bevor man mit dem Bau des Projekts beginnen kann, sträuben sich die Räte bis 1919 gegen das Drängen des Bezirksamtes nach einer alsbaldigen Verwirklichung einer gemeindlichen Wasserleitung. Ein Beschluss lautet: „Das Bezirksamt Kelheim wünscht neuerdings, dass mit dem Bau einer Wasserleitung für den Markt Abbach alsbald begonnen werde. Der Gemeinderat bleibt auf dem in diesem Betreffe am 2 Nov. l. Js. gefaßten Beschlusse bestehen.“6

Da das Bezirksamt beharrlich den Baubeginn forderte, wurde 1927 nun endlich „zur Besprechung mit dem Herrn Oberamtmann eine Kommission aus acht Herren aufgestellt.“7 Schon am 22. Oktober 1927 wurde ein Entwurf vorgelegt, der vom Bayerischen Landesamt für Wasserversorgung präzisiert werden sollte. Auch wollte man von diesem Amte genau wissen, was das alles kostet und wann man nun beginnen könne.8

Das Problem ließ die Verantwortlichen nicht ruhen. Dass sich das Problem Wasserleitung nun in Bewegung befand, entnehmen wir einem Eintrag im Juli 1928: „Es wird einstimmig beschlossen, dass nähere Erkundigungen bei Privatgesellschaften eingezogen werden, ebenso wird beim Bezirksamt in Kelheim Anfrage gestellt, wo die nötigen Geldmittel zu bekommen sind und zu welchem Prozentsatz auf langjährige Fristen.“9

Im Spätsommer 1928 fielen für die Ausarbeitung eines Entwurfs bereits Kosten in Höhe von 7002 RM an. Es wurde eine Unterschriftenliste über die Beteiligung an den Kosten angelegt, mit deren Erledigung der Postschaffner Fischer und der Gemeindediener Multerer beauftragt wurden.10

Tags darauf gewann man den Maurermeister Josef Spannmacher aus Greding, unverbindlich einen Plan für das Wasserleitungsprojekt vorzulegen.11 Sehr bald wurde man sich einig, dass Spannmacher zum Zuge kommen sollte. Lediglich das Landesamt für Wasserversorgung sollte noch eingeschaltet werden.12 Es musste noch die Frage der Hausanschlüsse geklärt werden: Die Gemeinde übernahm die Anschlüsse bis in das Haus, der jeweilige Hausbesitzer musste eine Mindestpauschgebühr an die Gemeinde abführen. Mit der Treuhand und Revisionsgesellschaft Regensburg sollte auf Grund der beiliegenden Offerte um ein Darlehen in Höhe von 60 000 RM verhandelt werden. Die Bauleitung sollte dem Landesamt für Wasserversorgung auf der Basis von übermittelten Bedingungen übertragen werden.13

Am 18.12.1928 bot sich die Bayerische Versicherungskammer Abteilung Brandversicherung als Darlehensgeber an. Schon in der ersten Märzhälfte sollten 20 000 RM aus dieser Quelle zur Verfügung stehen. Ein zweites Darlehen in Höhe von 60 000 RM zu einem Zinssatz von 2% und einem jährlichen Verwaltungskostensatz von ebenfalls 2% auf den jeweiligen Rest gewährte eine andere Abteilung der Versicherungskammer. Mit der Rückzahlung des Darlehens sollte zwei Jahre nach Inbetriebnahme der Wasserleitung begonnen werden. Die Gläubigerin verzichtete auf ein Kündigungsrecht innerhalb von fünf Jahren, die Marktgemeinde könnte ohne Kündigungsfrist das Geld jederzeit zurückzahlen.14
Am 14.Mai 1928 hatte sich schon einmal die Presse der Bad Abbacher Wasserleitung angenommen. Unter dem Titel „Althistorischer Boden“ hieß es:

„ Im Markte Abbach wird zurzeit eine Hochdruckwasserleitung gebaut, um die höher gelegenen Häuser auch mit Wasser versorgen zu können. Die gefasste Quelle, ein vorzügliches Wasser, wird allen Anforderungen gerecht werden und hat alle Erwartungen in bezug auf die Sekunden Literzahl um das Doppelte übertroffen. Wenn heute bereits ein kleiner Bericht über dieses Werk kommt, so ist es der Umstand, weil ein althistorischer Boden aufgegraben wird und Ergebnisse vorliegen, die für den Altertumsforscher wertvoll sind. Eine der ersten Arbeiten, unweit des Bergfrieds (des sogenannten Heinrichsturms, der nach seinem Erbauer Herzog Ludwig I., des Kelheimer, eigentlich Ludwigturm heißen sollte) war die Ausgrabung für den großen Wasserbehälter. Hier waren die ersten großen Hindernisse. Die Grundmauern des alten Schlosses wurden bis zu 3 Meter Tiefe und 1 ½ Meter bis 3 Meter Breite mit einem großen Kellergewölbe freigelegt. So hervorragend war die Bauweise eines 12. und 13.Jahrhunderts, dass Sprengungen notwendig waren, da der Pickel vollständig versagte. Vor der Sprengung erfolgte die photographische Aufnahme und die Besichtigung der ersten Ausgrabungen durch die Kelheimer Altertumsforscher-Kommission unter Führung des Herrn Professor Rieger. Diese Kommission veranlasste die Baufirmen Spannmacher-Greding und Kötterl Abbach, die erforderlichen Einzeichnungen in die Katasterblätter des Schlossberges vorzunehmen, was bereitwilligst übernommen wurde. Die beiden Baufirmen haben sich auch bereit erklärt, dass alle Funde den Museen überwiesen werden. Für die Altertumsforscher wird die Frage noch zu lösen sein, ob auf dem Schlossberg Funde aus der Römerzeit nachzuweisen sind, die in Abbach, auf dem sogenannten Ziegelfelde, so zahlreich gemacht werden.“15

Am 3.Februar 1929 wurde die Firma Spannmacher Greding mit dem Angebot von 76 991 RM vorläufig mit der Durchführung der Arbeiten betraut, aber die Firma Xaver Kötterl von Abbach musste in die Arbeiten eingebunden werden, was bei Spannmacher Irritationen verursachte, zumal alle Zahlungen und Überweisungen über das Konto Kötterl laufen sollten. Die Bauarbeiten sollten begonnen werden, sobald die Witterung es erlaubt und sollten innerhalb von 15 Wochen abgeschlossen sein. Außer den Fach- und Vorarbeitern dürften nur einheimische Arbeitskräfte eingestellt werden.16 Es herrschte derzeit ja erhebliche Arbeitslosigkeit.

Nun brauchte man für die projektierte Wasserleitung nur noch das Wasser. Darum erging am 24.Febr. 1929 an die Bezirksverwaltung in Kelheim der Antrag auf Genehmigung für die Entnahme von Wasser für eine Wasserleitung.17
Im Monat März 1929 jedoch überraschte ein Entschluss des Gemeinderats wie ein Donnerschlag. Der Vertrag mit der Firma Spannmacher wurde gelöst und die Firma Kötterl in Abbach wurde zur gleichen Summe und zu den gleichen Bedingungen alleine beauftragt.18

Als Folge legte sich das Landesamt für Wasserversorgung quer, indem es feststellte, die Kosten für den Erdaushub seien zu hoch. Das Hin und Her hatte eine Verzögerung der Arbeiten zur Folge. Der Gemeinderat schickte seinerseits eine Kommission an das Landesamt, um zu intervenieren.19 Was heraus kam, war eine geringfügige Korrektur der Angebotssumme auf jetzt 76 616,44 RM.20
Aus einer Aufstellung der Kosten für das Bezirksamt in Kelheim vom 23.12.1932 entnehmen wir, dass die Wasserleitung einschließlich Zinsen und Regieausgaben der Gemeinde zu diesem Zeitpunkt 111 400.- RM kostete.21

Nun seien auch einmal die Hausbesitzer am Zuge. Es ging um die Anschlussstellen und die Wasserzähler im Hause. Es sollte an der nächsten Hausstelle angeschlossen werden und der Wassermesser müsste in einem frostfreien Raum aufgestellt werden.22

Es waren noch viele Fragen noch nicht geklärt, da dachte man schon ans Feiern.

„Anlässlich der Fertigstellung der Wasserleitung findet am Sonntag, den 27.Oktober eine Gemeindefeier statt mit folgendem Programm:
12 ½ Besichtigung, 2 ¼ Hydrantenübung der Feuerwehr, 3 Uhr Saalfeier bei Blenk. Näheres setzt die Kommission fest, die aus folgenden Herren besteht : Den beiden Herren Bürgermeistern, Huber, Hermann, Aumeier, Kötterl.“23

Eine offene Frage bestand noch im Wasserzins und in der Anschlussgebühr. Vorläufig sollte von jedem angeschlossenen Haus eine Monatsumlage von vier RM erhoben werden.24 Aber das war nicht präzise genug. Es stand eine weitere Ausarbeitung der Pauschalbeträge und Grundgebühr zur Debatte. Man schlug zwei bis sechs RM beim Anschluss vor. Eine neue Kommission sollte sich damit beschäftigen.25

Was dabei heraus kam – es wird nicht berichtet- wurde zunächst nur von Dezember 1928 bis Januar 1930 genehmigt.26 Im Juni 1930 wurde die Satzung für die Benützung der Wasserleitung von den 22 Räten einstimmig angenommen.27

Ein langjähriger Konflikt bestand in der Frage des Preises für das Quellgrundstück zwischen der Gemeinde und den Besitzern Schuderer – Ipflkofer. Man bewegte sich von 1930 bis 1935 zwischen 2 500 RM und 5 000 RM. Weil man sich nicht einigen konnte, kam es zur Zwangsenteignung. Den Preis sollte eine Schiedskommission aus einem Vertreter des Landesamts für Wasserversorgung in München, dem Stellvertreter des Bezirksbaumeisters und dem Schmiedemeister Peter Steindl von Peising bestehen. Was herauskam, wissen wir nicht, weil aus der Zeit des 3.Reiches Ratsprotokolle fehlen und die Beteiligten gestorben sind.

Ein anderer Streit ging um den Preis des Grundstücks für die Wasserreserve auf dem Burgberg. Dafür bezahlte man dem Besitzer Max Meier schließlich 400 RM.28

Machen wir in Zusammenhang Wasserleitung einen großen Schritt:
Mitten im 2.Weltkrieg, am 19.09.1940 schrieb Bürgermeister Georg Frank an die Reichsgruppe Energiewirtschaft in Berlin einen Brandbrief, da „mit dem jetzigen Motor (gemeint ist im Pumphaus. A.d.V.) die benötigte Wasserversorgung für Bad Abbach nicht mehr durchgeführt werden kann und bei Brandgefahr das Unheil des Wassermangels (.) vorauszusehen ist. Es liegt im allerdringendsten Interesse, dass die Neuanschaffung so schnell wie möglich vorgenommen wird. Ich kann sonst die Verantwortung nicht mehr tragen.“29

Mit dem Bau von Hochdruckanlagen durch einen Wasserzweckverband wurde die Wasserleitung oftmals den bedürfnissen der heutigen Zeit angepasst.

 1 Vgl. Schreiben des kgl. Landgerichts Kelheim an den Markt Abbach vom 15.8.1820 act. 5299
2 Rp. V. 3.3.1886
3 RP v. 30.8.1902
4 RP v. 11.5.1912
5 RP v. 23.6.1912
6 RP v. 25.12.1919
7 RP v. 13.11.1927
8 RP v. 20.11.1927
9 RP v. 15.07.1928
10 RP v. 05.08.1928
11 RP v. 06.08.1928
12 RP v. 25.10.1928
13 RP v. 02.12.1928
14 RP v. 20.01.1929
15 Zeitungsartikel vom 14.5.1928 ohne Nennung des Namens der Zeitung
16 RP v. 03.02.1929
17 RP v.24.02.1929
18 RP v. 14.o3.1929
19 RP v. 01.04.1929
20 RP v. 26.05.1929
21 Papier an das Bezirksamt v. 23.12.1932 Archiv von Bad Abbach 7.6.2
22 RP v. 16.06.1929
23 RP v. 16.10.1929
24 RP v. 17.11.1929
25 RP v. 29.12.1929
26 RP v. 02.01.1930
27 RP v. 30.06.1930
28 RP v. 16.09.1930/02. 04.4. 1931/ 25.04.1931 / 29.01.1933 /11.10.1934 /09.06.1934 / 27.03.1935
29 Brief des Bürgermeisters Frank an die Reichsgruppe Energiewirtschaft in Berlin
vom 19.09.1940. Archiv von Bad Abbach 7.6.2 Wasserversorgungsrechnungen.

Von |2023-12-03T17:53:59+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

038: Der Donaudeich. (Im Volksmund „Dammbau“)

Beeindruckt von Erfahrungen, die Hochwässer und Eisstöße hinterließen, brauchte man die Bevölkerung Abbachs und der umliegenden Orte an der Donau von der Notwendigkeit eines Deiches nicht erst lange zu überzeugen. Das Wasser stand ihr im Wortsinn immer wieder bis zum Halse.

Am 25.02.1927 trifft der Gemeinderat von Abbach daher den definitiven Entschluss, „die alsbaldige Inangriffnahme des „Dammbaues“ bei Kreis, Land und Reichsregierung durchzusetzen.“ Man erklärt sich auch bereit, die Kosten, die auf Grundstücke und Anwesen treffen, zu übernehmen, wenn ein Zuschuss von wenigstens der Hälfte der entstehenden Lasten gewährt wird.1

Das Drängen der Gemeinde nach Realisierung des Projekts wurde schon im Winter des vorausgehenden Jahres sichtbar „Die (.) angerichteten Schäden sind allmählich unerträglich geworden. Viele Existenzen gehen zu Grunde. Die Bevölkerung erhofft daher Maßnahmen, durch die künftige Hochwasserschäden nach Möglichkeit ausgeschaltet werden. (…) Die Bevölkerung wünscht dringend, dass diese Projekte, die einen Aufwand von ½ Million Mark verursachen, baldigst ausgeführt werden. Im kommenden Frühjahr soll mit der Ausführung begonnen werden. Die Gemeinde ist bereit, das sie treffende ein Drittel zu übernehmen, unter der Voraussetzung, dass entsprechende Kreiszuschüsse gewährt werden (…)“2

Im November 1927 schien die Kuh vom Eis, weil es nun an die Lösung der nicht unwichtigen Frage ging: Wer darf die Kantine zum Dammbau betreiben. Die Konzession bekamen zwei einheimische Wirtschaftsbetriebe, Viktor Höign mit dem Pächter Ludwig Blenk und Alfons Schreiner mit dem Pächter Josef Brachner.3

Die zugesagten Mittel aus dem Kreisfond ließen zunächst auf sich warten. Darum wurden im Februar 1930 Bürgermeister Meindl und der Gemeinderat Nikolaus Aumeier zu „Unterhandlungen“ nach Kelheim geschickt.4 Mit Elan ging man hinterher ans Werk, aber es galt immer wieder, neu auftretende Hemmnisse auszuschalten.

Wie meistens üblich, wenn es pressiert, steckte auch hier der Teufel im Detail: Im Jahre 1928 gab es zwischen der Marktgemeinde und dem Straßen- und Flussbauamt in Regensburg Zwistigkeiten wegen der Qualität des im Bau befindlichen Deiches. Im Vergleich mit den Maßnahmen in Kelheim sei der Damm sehr mickrig ausgefallen, man verlange eine Revision der Pläne, und überhaupt wolle man im Falle eines Durchbruchs keine Verantwortung tragen. Zudem schritten die Arbeiten viel zu langsam voran und man dränge auf Vollendung. Bei einer Katastrophe mache man die übergeordneten Behörden haftbar.5

Dann mussten zwischen den Badbesitzern und der Gemeinde Grundstücke getauscht werden.6 Bei der Vermessung stellte sich eine höhere Belastung für die Gemeinde heraus als ursprünglich veranschlagt war. Weder die Gemeinde, noch das Land Bayern, wollte die Ausgleichssumme tragen.7

Dies brachte neuen Sand ins Getriebe. In der Frage eines Wirtschaftsübergangs zu den Donauwiesen über den Damm schien Verärgerung gegen die Herren Linxen und Höign die Ratsherren zu dem Beschluss geleitet zu haben: „Der Gemeinderat lehnt die Übernahme der nächst dem Gemeindehaus befindlichen Treppe über den Damm sowie den Übergang, der zu der den alten Mühlkanal kreuzenden und den Badbesitzern gehörigen Brücke führt, ab. Der Gemeinderat hat keinen Antrag zur Erbauung der Übergänge gestellt und darum kein Interesse, und lehnt jede Haftung ab.“8

Ob es in dieser Frage in der Zeit des Dritten Reiches eine Einigung gab, ist den Ratsprotokollen nicht zu entnehmen. Die Brücke steht heute noch, und so wird es schon einmal zwischen Bad und Markt eine Einigung gegeben haben.

Der Deich mit den zwei Schöpfwerken wurde in den Jahren 1927 bis 1929 errichtet. Die Sohle der Deichschüttung reicht teilweise unter Niveau des Vorlandes. „Der bestehende Deich besteht (.) zum überwiegenden Teil aus fein-, gemischt- und grobkörnigen Mergel (kalkhaltige bindige Böden), vermutlich Abraummaterial aus den nahen, (.) aufgelassenen Steinbrüchen am Mühlberg. Das überwiegend kiesige Material zeigt in weiten Grenzen wechselnden Gehalt an Sand, Schluff und Steinen.“9

Wie sich öftere Male erwies, garantierte dieses Gemenge keine sichere Undurchlässigkeit und Standfestigkeit, ließ in den vergangenen Jahrzehnten einige Male sogar einen Dammbruch befürchten.

Die finanzielle Abwicklung der Dammbaulasten war im Jahr 1934 immer noch nicht abgeschlossen. Dies zeigt der Beschluss vom Juli 1934, als das Dritte Reich bereits angebrochen war:
„Der Gemeinderat beschließt einstimmig, dass eine Umschuldung der Forderungen aus dem seinerzeit gewährten Hochwasserkredit (..) beim Umschuldungsverband deutscher Gemeinden auf den Marktgemeinderat Bad Abbach abgelehnt wird.“
Vorliegende Zinslisten weisen aus, dass die Gemeinde Abbach bei der Zinszahlung und Tilgung permanent im Rückstand war. Am 31.12.1931 waren seit 1.1.1931 an Zinsen 4.722.67 RM und an Tilgungsraten 5.366,67 RM aufgelaufen, insgesamt also eine Summe von 10.089, 34 RM, was den Bürgermeister zu dem Ansuchen an die Regierung veranlasste, alle Schulden niederzuschlagen, weil man sie wegen der Zahlungsunfähigkeit in Folge der Arbeitslosigkeit sowieso nicht mehr liquidieren könne.10

Der Deich wurde mit dem Ausbau der B 16 zwischen 1950 und 1958 zwar verbessert. Aber das Pfingsthochwasser 1999 hat dennoch im Bereich der Marktgemeinde Bad Abbach zu massiven Schäden geführt. So zeigte sich, dass der bestehende Hochwasserschutzdeich nicht mehr dem neuen Ausbaustandard entspricht. Darum war für das Jahr 2005 an bestimmten Abschnitten eine Deicherhöhung und Verdichtung geplant. Die Deichkrone sollte drei Meter breit und befahrbar werden. Die Böschung sollte wasserseitig auf 1 : 2,5 bis 3,0 abgeflacht werden.11

Wegen der nun obwaltenden Finanznot wurde 2005 das Projekt nicht realisiert, auch 2009 ist es noch nicht realisiert. Ist es auf den St.Nimmerleinstag verschoben?

PS. Am 12.08.2010 wurde der erste sog. Spatenstich für die Realsierung der Deichpläne ausgeführt. Nun geht es endlich mit den Abbacher Arbeiten los, nachdem den Vorhaben in Neustadt a.D. und Weltenburg Priorität eingeräumt worden war.

1 RP v. 25.02.1927
2 RP v. 28.12.1926
3 RP v. 13.11.1927
4 RP v. 23.02.1930
5 RP v. 13.10.1928
6 RP v. 19.03.1931
7 RP v. 18.08.1932
8 RP v. 05.03.1932
9 Planvorlage für ein Ausbauprojekt des Deiches 2005
10 Bay. Staatshauptkasse an Gemeinde Abbach vom 31.12.1931. Archiv von Bad
Abbach 8.6.1.a
11 Planvorlage s.o.!

Von |2023-12-03T17:52:40+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

039: Mühlen in Abbach

Wir älteren Menschen hängen noch einer lebhaften Mühlenromantik nach. Wir lieben die alten Volkslieder wie „Das Wandern ist des Müllers Lust“ und „Es rattert die Mühle am rauschenden Bach“. Es sind dies bereits Lieder aus vergangen Zeiten. Selten geworden ist das Wandern auf Schusters Rappen, und das Rattern der Mühlen ist verstummt.

Ich selbst habe es aus meiner Kinderzeit noch lebhaft in Erinnerung. Wegen des Versiegens der Bäche in Folge des Ausbaus der gewiss segensreichen Kanalisation unserer Orte und wegen der zunehmenden Elektrisierung, ja Elektronisierung bäuerlicher und handwerklicher Betriebe, hauchten auch die meisten der in und um Abbach existierenden Wasserkraft betriebenen Mühlen ihre Seele aus.

Den Übergang bildeten zeitweise die Kunstmühlen, die einer gewissen Reduzierung der Betriebe und Zentralisierung der Bedarfsdeckung Vorschub leisteten.

Ich kannte als Bub, wenigstens vom Hören- Sagen, noch sieben Mühlen in und um Abbach, wenn man die Dantscher Mühle (später Kirner Mühle, hernach Rogner Mühle), die eigentlich auf der Lengfelder Gemarkung liegt, dazurechnet.

Kommen wir sodann zu der „Eiermühle“, die gleich gegenüber fast an der Donau liegt und wie die Dantscher Mühle vom schönen Lengfelder Mühlbach gespeist wurde. Die Besitzer (Theodor) Senftinger, gaben diese letzte Abbacher Mühle (auf Lengfelder Gemeindegrund!) vor etwa 15 Jahren auf, weil auch sie von der Entwicklung der Zeit überrollt wurde.

Die Donau abwärts, nahe des Löwendenkmals, wo bis in die 50er Jahre der Arm der „kleinen Donau“ abzweigte, an einer für den Betrieb einer Mühle mit dazu gehörigem Sägewerk äußerst günstigen Stelle, befand sich die „Donaumühle“. Von ihr lesen wir im Archiv zum ersten Male, als Johann Christian Ludwig Ziegler, Spinnerei-Besitzer und Tuchmacher aus Wunsiedel , am 27.3.1835 die „Mühle in der Au“ von Andreas Dietrich kauft. Die Mühle umfasste 32 Dezimal Grund, wurde von 7 Maß Wasser pro Sekunde über ein Gefälle von 55 Fuß ( Quelle aus dem Berg ) angetrieben. Die Mühle in der Au gehörte mit weiteren drei Hausnummern im Weiler Au, wie die Einöde Weichs mit drei Hausnummern, zur Landgemeinde Abbach-Schloßberg. Der letzte Müller und Säger war Johann Blaimer, sen. Von ihm dem „Müller von der Donaumühle bei Abbach“ erfahren wir unter dem 23. März 1859, dass er vom königlichen Landgerichte in Kelheim die Approbation als Malzbrecher erhielt.1

Die Mühle brannte am 26.5.1910 ab. Das Schicksal der Mühle war somit besiegelt, sie wurde nämlich nicht mehr aufgebaut.2 Die ganze Liegenschaft kaufte der Bindermeister Kargl, an den ich mich (1940er Jahre) noch vage erinnere, genauer aber an dessen Obstgarten an der Donau, wo man als Bub Äpfel, Zwetschgen und anderes Essbares zum Nulltarif „organisieren“ konnte.

Ab jetzt widmen wir uns den Mühlen am Peisinger Mühlbach:

Bis in die 50er Jahre war der Peisinger Mühlbach auf Bad Abbacher Gemeindegrund nur an zwei Stellen verrohrt, bzw. jeweils durch eine Brücke überbaut:

1. am Ortsausgang in Richtung Saalhaupt, bzw. Peising, zwischen dem damaligen Anwesen Preisser ( 2009: Torhausplatz) und dem alten, 1891 erbauten Feuerwehrhaus (jetzt: Am Kurpark 2a, evangelisches Pfarramt),
2. zwischen dem Badhotel und der Bäckerei Lambert Nößner oder dem jenseits des Baches folgenden Anwesen des Nikolaus Aumeier ( 2005 : Bäckerei Müller und Josef Aumeier) an der Augsburger Straße ( 2009: Kaiser-Karl V.Allee).

Der Bach floss als munteres und klares Wässerchen aus Peising nordwärts strebend bis nahe an ein aufstrebendes Bergmassiv von Plattenkalken bei der „Hinteren Mühle“, die jedoch schon vor der Jahrhundertwende ihr Klappern einstellte. Ich selbst kannte das Gehöft nur noch als den Bauer Schuderer, später Ipfelkofer, in dessen Nähe heute noch das 1929 errichtete Pumphaus der Abbacher Wasserleitung steht ( Die „Hintere Mühle“ umfasste das Areal der heutigen Häuser „Hinter der Vest Nr.6 / 6 a / 8 und Frauenbrünnl Straße 2 bis 2d).

Ab diesem Punkt entschloss sich unser Bach für eine westliche Richtung, bis er sich schließlich mit den Wässern aus der „Schwefelquelle“ vereinigte und ab jetzt nordwärts, von ziemlich unangenehmen Gerüchen begleitet, schon ziemlich müde durch den ganzen Kurpark strebend am Badhotel vorbei schlich, und sich dann beim Sattler Röhrl (jetzt Parkplatz am Mühlbachweg) der „Kleinen Donau“ (jetzt westlich von Umgehungsstraße mit Donaudamm) einverleibte.

Der Mühlbach und das bunte Treiben an ihm entlang und rund herum, besonders am damals anliegenden „Turnplatz“, verkörperte ein beachtliches und erwähnenswertes Stück Abbacher Leben. Die erwähnte „Hintere Mühle“ gehörte vor undenklichen Zeiten (ab 1224) zur Einöde Weichs, die ihrerseits verwaltungsmäßig wie der Weiler Au bis 1892 zur Landgemeinde Abbach-Schloßberg gehörte. Sie war in alter Zeit sicher die Wasser-Schöpfstelle für die Scharwerkpflichtigen, die das kostbare Nass für das Schloss auf dem Berg, wo Wasser trotz des tiefen Brunnens Mangelware war, befördern mussten.3

Nach der „Hinteren Mühle“ folgt nun sogleich die „Vordere Mühle“. Sie säumte den Mühlbach unmittelbar vor der Brücke auf dem Weg (heute Straße) nach Saalhaupt westwärts. Heute ist es Haus und Hof der Maria Fischer (Kochstraße 30).
Ich erinnere an dieser Stelle an4 einen Adam Apfl als Vordermüller, Mitglied des Äußeren Rats und Bürgers. Er hat anlässlich des Hinscheidens seiner Ehefrau 1718 den Erbteil für seine sieben hinterlassenen Kinder nicht ordnungsgemäß protokollieren lassen, was von der kurfürstlichen Umrittskommission gerügt wurde.

Georg Schlauderer, Inhaber der Mühle um die Wende vom 19. zum 20.Jh., war es, der diese Mühle, bevor er 1914 in den 1.Weltkrieg einberufen wurde, stilllegte. In den Notjahren der Nachkriegszeit, in der Zeit der Weimarer Republik der 20er Jahre, ging die wirtschaftliche Blütezeit dieser ehemaligen, prosperierenden Mühle verloren. Sie sank in die Insolvenz, bis sie 1932 mit der ganzen Liegenschaft um den Tauschpreis seines alten Hauses an der Stinkelbrunnstraße an Rudolf Fischer, sen. fiel, der wegen seines Viehhandels expandieren konnte. (Das Haus in der Stinkelstraße ist 2009 die Hs.Nr.5)

Beiden genannten Mühlen vorgelagert lag die sog. Weiglmühle, ehemals Weichs Nr.3, heute Fuchsweg Nr. 2 Sie lag am alten Weg nach Peising. (2009: Fuchsweg 2, hinter der Pension „Isabella“, Frauenbrünnl Str. Nr.23), wobei angemerkt sei, dass die neue Straße über Weichs erst 1923 von Hans Seidl, Gutsbesitzer in Weichs, auf eigene Kosten in Stand gesetzt wurde,5 wobei die weitere Instandhaltung der Markt Abbach sicherstellen sollte.

Es sei auch bemerkt, dass es auf der sog. Weiglmühle nie einen Besitzer des Namens Weigl gab. Zur Mühle wurde zwar 1903 ein Acker zugekauft, der als „Weiglacker“ bezeichnet wird.6 Der Name erinnert mit Sicherheit an die früheren Besitzer der entsprechenden Liegenschaften mit dem Namen Weigl oder Weickl von der früheren Gemeinde Abbach-Schloßberg, die 1892 aufgelöst wurde.
Die Mühle wird in amtlichen Dokumenten auch „Weichser Mühle“ genannt ..
Das Grundstück mit der Plannummer 1116a, auf dem die Mühle 1859 gebaut wurde, ist im Urkataster von 1837 noch als „Weintragerberg“ zum „Scheurerhof“ Haus Nr.2 in Weichs als Wiese beschrieben.7

Bei der Weiglmühle scheint es sich vergleichsweise um eine kleine Mühle gehandelt zu haben, was man aus den Brandversicherungsassekuranz-Listen der Gemeinde Abbach-Schloßberg schließen kann.8

Um 1870 war der Brandversicherungsbeitrag des Donaumüllers dreimal so hoch wie der des Weiglmüllers. Der Kapitalstand der beiden Müller verhielt sich um diese Zeit ungefähr ebenso. Das Anwesen bestand 1859 aus Wohnhaus mit Mühle und Wasserradgebäude, Holzschupfe, Keller, Scheune, Stadl, Backofen Hofraum und zwei kleinen Würzgärteln. Später waren in Scheune und Stadl Schweine und Kuhställe untergebracht.

Das Mühlenrad wird im Jahre 1890 nach einer Renovierung 1889 als „oberschlächtiges Wasserrad mit 7 m Durchmesser, acht Armen, 0,6o m Schaufelbreite, 72 Stück Blechschaufeln und hölzernem Kranz und einer eisernen Wasserradwelle, 3,8 m lang, samt Lager“ beschrieben.9

Aus den Abbacher Ratsprotokollen von 1891 erfahren wir zudem, dass es auf dem Weg nach Peising ein sog. Weiglmühlbrückchen gab, das der damalige Müller Georg Werther und seine Nachfolger neu herstellen und für alle Zeiten unterhalten sollten, wofür Werther sofort 25 RM ausbezahlt wurden. Das Geschäft wurde vertraglich abgesichert.10

Nach hiesigen Unterlagen hießen die Müller in Weichs Hs. Nr. 3 im 19. und 20. Jh. der Reihe nach Mathias Völkl. Er baute die Mühle von Grund aus im Jahre 1859. Es folgten Josef Premeis 1860, Josef Alkofer und Katarina Parzefall 1865, Josef Krieger und Katharina Piendl 1868, Josef und Theres Schmied 1872, Josef und Katharina Niedermeier 1874, Theodor und Anna Steinle 1886, Josef Lemle1887, Michael und Rosina Winkler 1888, Jakob Strauß 1890, der noch im gleichen Jahr mit Georg Werther und Maria Zieglmeier tauschte. Letztere führten die Mühle in das 20.Jh. bis 1903. Der Werther-Müller selbst starb 1953. Es fällt ein häufiger Besitzerwechsel auf, dessen Grund einer eigenen Betrachtung wert wäre.
Meinen Eltern, mit denen ich als Kind bis 1939 in der Peisinger Straße 111 lebte (2005: Frauenbrünnl Str. Nr.7), ganz in der Nähe der Weichser Mühle, war diese noch ein lebendiger Nachbarschafts-Begriff, mir selbst als Kind, einschließlich des Aumeier Hölzls, ein oft frequentierter Spiel- und Tummelplatz. Werthers Tochter Ludmilla heiratete Otto Weiss, der die Mühle aber nicht mehr weiterführte.11

Wechseln wir nun die Himmelsrichtung! Nördlich vom Markt Bad Abbach liegt die Einöde Hochstetten. Um die Jahrhundertwende gab es dort noch ein zweites Gehöft, nämlich die sog. Schleifmühle. Diese wurde von Wassern angetrieben, die südwärts den Berg herunterstrebend damals kraftvoll genug gewesen sein mussten, ein Mühlrad anzutreiben. Zu meiner Kinderzeit war davon nur mehr ein kleines, trübes Rinnsal auszumachen, das an der Straße nach Oberndorf beim Birkmeierhof in der Donau verschwand. Anfangs des 20. Jh. lebte dort der Müller Hugo Brunner, der wie der Bauer Ranftl von Hochstetten wieder einmal versuchte, von der Marktgemeinde Abbach die Befreiung von der pflichtmäßigen Schulabgabe zu erwirken.

Sie hätten nämlich schon immer ihre Kinder lieber nach Graßlfing statt nach Abbach in die Schule geschickt. Der Markt lehnte dieses Ansinnen jedoch für jetzt und alle Zukunft ab, weil zwischen ihnen und dem Markt schon am 9. März 1851 vor dem königlichen Bezirksamt Kelheim ein Vertrag abgeschlossen worden sei, den alle Vorbesitzer der Hofstellen in Hochstetten bisher alle Jahre „unweigerlich“ beachtet hätten.

Erst vor kurzem konnte ich in Erfahrung bringen, dass die Quelle des ehemaligen Schleifmühlbaches das 2005 aufgelöste Schwimmbad in Abbach Kalkofen mit Wasser versorgte, und das nicht mehr benötigte Überwasser natürlich durch den jetzt existierenden Kanal abgeführt wurde.

1 Archiv von Bad Abbach, Bilddokumentation 7.XVIII.16.5
2 Vgl. Heimatheft 30/2005 SS. 45 und 71
3 Regesten. Archiv von Bad Abbach. VII.8.3.1
4 Heimatheft 30/2005. S.15, Umrittsprotokoll Folie 89
5 RP v.31.5.1923
6 Grundsteuer- Kataster. Staatsarchiv Landshut. Umschreibheft 7/1 zum Kataster 1859
7 Heinz Weckwerth, Landshut. Brief an Adolf Weiss vom 10.3.1995
8 Archiv von Bad Abbach 7.1.2.a
9 Schätzung zur Brandversicherungsassekuranz vom 24.März 1890
10 RP v. 21.5.1891
11 Auskunft von Adolf Weiss. 4.1.2006

Von |2023-12-03T17:51:45+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

040: Brauereien und Gaststätten

Im 18.Jh. wurde in Abbach und besonders die Donau hinunter, in Oberndorf und Matting, intensiver Weinbau betrieben. Auf einer Schullandkarte der Umgebung von Abbach von 1870 ist nur mehr ein einziger Weinberg zu finden, nämlich beim aufgelösten Schwimmbad in Abbach-Kalkofen. Die Fabrikanten Christian und Friedrich Ziegler, die sich mit einer Weberei im späteren Waldfrieden angesiedelt hatten, versuchten den Weinbau bis zur Mitte des 19.Jh. noch einmal zu revitalisieren, jedoch vergeblich.

In einer enzyklopädischen Beschreibung Abbachs um 1850 ist von „mehreren Bräuhäusern“ die Rede, es waren genau gesagt um diese Zeit fünf.

Der Bedarf an Hopfen veränderte die landwirtschaftliche Kultur im 19.Jh. grundlegend. Im ausgedehnten Speicherraum des Schul-Benefiziatenhauses hatten die Brauereien ihr gemeinsames Hopfenlager, weswegen es viel Streit gab.

Ich möchte vorab zwei Brauereien mit zugehörigen Gaststätten erwähnen, die das Licht des 20.Jh. nicht mehr oder erst wieder nach größeren zeitlichen Abständen erblickten.

Neben und schräg gegenüber der Marktkirche (Kötterl und Konditor Schreiner) gab es seit urdenklichen Zeiten eine Brauerei und Gaststätte. 1801 war sie noch im Besitz eines Herrn Kanzler aus Landshut. 1804 erwarb die Brauerei und Gaststätte Michael Kraml und darauffolgend sein Sohn Josef Krammel. (Beachte die Namensänderung!). Beim Besitzerwechsel Kanzler / Kraml 1804 scheint der Betrieb in marodem Zustand gewesen zu sein, weil es eines Brauers Georg Brünsteiner aus Deuerling bedurfte, der wieder Schwung in den Laden bringen sollte.

Brünsteiner hatte 1801 die Metzgerstochter Magdalena Bauer aus Abbach geheiratet, folgte aber nach dem Tod seiner Gattin, die ihm in Abbach fünf Kinder geschenkt hatte, 1808 seiner zweiten Frau nach Teugn in die Brauerei Dantscher.1

Josef Krammel löste um 1860 in Abbach seinen Betrieb auf und zog mit seiner Familie vorübergehend nach Regensburg. Nach seiner Rückkehr nach Abbach bereitete er die Übernahme des ehemaligen „Oberen Koller“, derzeit Brauerei Platiel (heute am Markt 1) und des Badhotels durch seinen Sohn Franz Xaver vor. Auf dem Platz der ehemaligen Mälzerei und des Brauhauses entstand später das Gasthaus Kötterl, das über lange Zeit, wie uns Älteren noch bekannt ist, von der Familie Petschko geführt wurde.

Xaver Kötterl, sen. kam 1902 aus Thalmassing, erwarb das Haus Nr. 67 (Jugendstilfassade) vom Vorgängerschmied Franz Reisinger und führte die Schmiede fort. Mit der Zeit erwarb er, erfolgreich im Beruf als Schmied und Mechaniker, die angrenzenden Nachbargrundstücke, darunter auch das Areal der ehemaligen Brauerei, auf dem dann die Gaststätte Kötterl entstand.

Eine andere Brauerei und Gaststätte befand sich nicht weit entfernt, Markt abwärts auf der rechten Seite vor dem heutigen Brauereikomplex Zirngibl, damals Franz Xaver etc. Koller. Diese hatte damals die Hausnummer 64, heute Am Markt 24. Jetzt ist es Verwaltungs- Gebäude der OHG. Zirngibl und enthält Arztpraxen. Es war die Brauerei Max Gerbel., vormals Mathias Meier. Das Gässchen daneben, das in engerer Form heute noch existiert und die Straße „Schulbruck“ mit „Am Markt“ verbindet, hieß „Maiergassl“, hernach „Gerbelgassl“. Heute besitzt das Gässchen keinen Namen.

Max Gerbel kam um 1830 aus Gebelkofen und starb am 1.8.1857 in Abbach. Sein Sohn Max folgte ihm als Bräu nach, verkaufte die Brauerei aber und zog am 15.4. 1887 nach München, weshalb er auch sein Mandat als Gemeindeausschussmitglied verlor.

Die Brauerei und Tafernwirtschaft kaufte noch 1887 Anton Kammermeier, vormaliger Ökonom von Hörmannsdorf. Schon im Jahre darauf (1888) folgte Theodor Sündheimer. Sein Schalten und Walten in Abbach dauerte nicht lange, denn schon im August 1890 wird als neuer Besitzer der Münchner Privatier Franz Kainz genannt. Seine Zeit in Abbach war ebenfalls nur von kurzer Dauer.

Die Brauerei erwarb jetzt (August 1892) der Münchner Weinwirt Josef Mengin. Er betrieb die Brauerei und Gaststätte aber von vorne herein nicht selbst, sondern verpachtete sie an Josef Iberl aus Neumarkt. Dieser erhielt am 13.11.1894 die Konzession des Marktrates von Abbach, weil er, wie bei jedem Besitzer- und Pächter-Wechsel dieser Zeit, nach geltendem Recht und Gesetz festgestellt wird, einen sehr guten Leumund besaß, und keine Tatsachen vorlagen, die die Annahme rechtfertigten, dass er das Gewerbe zur Förderung der Völlerei, des verbotenen Spiels, der Hehlerei oder der Unsittlichkeit missbrauchen werde.

Die Besitzer- und Pächterfrage gestaltete sich in der Folgezeit chaotisch:
1897 erscheint Franz Heigl aus Freising als Besitzer, im Februar 1897 der Braumeister Ludwig Gäch aus Unterbrun bei München als Pächter Ende 1897 kommt schon Andreas Liebl aus Degernbach, Bezirksamt Bogen, als Pächter an die Reihe.

Nun war lange noch nicht Schluss mit lustig bezüglich der unstabilen Besitzer- und Wirtefrage. 1898 griff als Nachfolger der Gerbels Ludwig Wahl aus Freising zu. Er beabsichtigte um 1900 den grundlegenden Umbau seines gesamten Areals, lag aber wegen der Baulinie im ständigen Streit mit der Marktgemeinde. Die gerichtliche Auseinandersetzung über ein ganzes Jahr verschliss ihn offenbar dermaßen, dass er 1902 verstarb. Die Witwe Wahl heiratete Philipp Kraml aus Eiglstetten. Dieser führte die Brauerei bis etwa 1910. Die Gastwirtschaft befand sich auf dem Grund des jetzigen OHG-Verwaltungsgebäudes Am Markt 24. Aus familiären Gründen veränderte sich Kraml nach Freising.

Es ereignete sich dann wohl unter den Nachfolgern Eckmann und Zirngibl, dass der frühere Gerbel aus dem Ortsbild und dem Bewusstsein Abbachs verschwand. Das ehemalige Gerbelgassl, heute abgemagert und namenlos, mag an die berichtete turbulente Geschichte erinnern.2

Mit diesen alten Brauereien Abbachs des 19.Jh. ist natürlich in keiner Weise das Brauwesen in Abbach von Anfang an beschrieben. Man müsste auf die alten Freiheitsrechte des Marktes zurückgreifen, z.B. auf die Marktfreiheiten Ludwig des Kelheimers von 1210, oder das Freiheitslibell Kaiser Ludwig des Baiern von 1335, in dem es unter Nr. 19 um das Bier geht. Des „Piers halb“, heißt dort das einschlägige Kapitel. An dieser Stelle wird der Gewinnung und dem Genuss von Wein noch ein gewisses Vorrecht eingeräumt, aber wenn dieser nicht gerät, könne auch von Georgi bis Michaeli unbegrenzt Bier gebraut und getrunken werden.3 Auch die Zunft- und Handwerksprotokolle des 17. und 18.Jh. müsste man zu Rate ziehen, so wie sie bei uns im Archiv greifbar sind, so z.B. das „Protokoll eines Ehrbarhen Handtwercks der Pierpreuer in dem Churfürstlichen und hernach Kayserlichen Marcks Abach“.4

Wenden wir uns aber nun endgültig den Brauereien und Gaststätten des 20. Jh. zu, was wir uns in diesem Aufsatz zur Aufgabe machten.

Die Tradition der „oberen Koller“, es handelt sich um die Hausnummern 10 und 79, Bad-, Bierbrauerei- und Gastwirtschaftsanwesen, setzte nach dem namhaften Besitzer Platiel (bis 1894) so recht und schlecht der neue Besitzer Josef Deisböck aus München fort.5 Seine Zeit währte jedoch auch hier wie bei den Gerbel-Nachfolgern nicht lange.

Schon nach fünf Jahren stand der Badebesitzer Dr. Trisch auf der Matte, der die Wirtschaftskonzession auf Hs. Nr. 10 dem Restaurateur Ludwig Kreß übertrug. Dieser war aber weder Eigentümer noch Pächter.6 Für Dr. Trisch erschien schon im darauf folgenden Jahr als Käufer Rudolf Max Voges aus Dresden.7 Als Pächter wählt dieser den fachfremden Restaurateur Georg Schmid.8 Es war noch kein Jahr vergangen, da griff auf den Besitz des Badhotels, wie es jetzt genannt wird, David Fromm aus München zu.9 Um die Konzession zur Führung der Gastwirtschaft im Bad bemühte sich im folgenden Jahr erfolgreich die Hoteliers-Witwe Rosa Ohlwerther, als Verwalter für die Fromms fungierte Ludwig Kraus, dem auch die Konzession zur Führung der Gastwirtschaft erteilt worden war.10

Das Durcheinander auf dem „Bad“ der vorausgehenden Jahre verlockte nun den bereits erwähnten, in der Versenkung lauernden ehemaligen Bierbräu Josef Krammel von zeitweilig Regensburg, jetzt schon lange wieder in Abbach, zu Gunsten seines Sohnes Franz Xaver zuzugreifen. Dieser wurde ab 1902 bis zu seinem Tode 1916 Besitzer des Bades und des Hotels. Er brachte es an dieser Stelle zu Besitz und Ehren. Er starb als 2.Bürgermeister und bestimmte somit über das Leben in Abbach maßgebend mit.

Nach seinem Tode führte seine Ehefrau Franziska das Haus bis 1924, bis dann die bekannten neuen Herren Linxen und Höign aus Wuppertal/ Elberfeld erschienen.
Unter ihrer Ägide walteten die Pächter Ludwig Blenk, sen., Ludwig Blenk, jun. und Alois Blenk (+ 1954) als Wirte von exzellenter Qualität.

In den 60er Jahren riss das BRK das Gebäude, in dem sich die Badwirtschaft befand, bis auf den Kursaal ab und errichtete ein Kurmittelhaus.

Die Tradition der „Unteren Koller“ des 18. und 19.Jh. (Siehe meinen Beitrag zum Tod des ersten Franz Xaver Koller 1794, sein Vermögen, seine Brauerei und seine Gastwirtschaft in Heft 30/ 2005 S. 59, H.u.KV.) nahm um die Wende vom 19. zum 20.Jh. für den externen Betrachter eine auf Grund der Ratsprotokolle festgestellte, nicht ganz nachvollziehbare Wende.
Am 11.6.1880 suchte Georg Eckmann um die Konzession zur Ausübung der Gast- und Schankwirtschaft nach, die von der Marktverwaltung auch erteilt wurde.11

Am 17.4.1902 wird berichtet, dass der ledige Brauereibesitzer Josef Zirngibl, der aus Dünzling stammt, die Brauereibesitzerstochter Hedwig Eckmann heiratet und in Abbach Heimatrecht und Bürgerrecht erhält.12 Am 29.5.1902 wird ihm die Konzession zum Betreiben der Gastwirtschaft erteilt. Er besitzt bereits die Hausnummern 26 (bis 1803 Zollamt ), 62 und 63, also die Gebäulichkeiten diesseits und jenseits der Hauptstraße. Zu diesem Datum beantragt er den Bau eines neuen Kamins und Dampfkesselhauses für die Brauerei.13 Um die Zeit Eckmann/ Zirngibl ist mit Sicherheit auch die Jugendstilfassade des jetzigen Gasthauses Am Markt (jetzt Pächter Weindinger) entstanden.

Um die Jahrhundertwende hauchte auch die oben aufgeführte, unmittelbar anliegende Brauerei und Gaststätte Gerbel, derzeit im Besitze von Ludwig Wahls Witwe und seines Nachfolgers Philipp Kraml befindlich, in offensichtlich längerem Siechtums-Prozess dahinvegetierend, ihre Seele aus. Philipp Kraml aus Eiglstetten betrieb Brauerei und Gaststätte (Hs. Nr.64) noch bis 1909. Dann scheinen die Nachbarn Zirngibl die Gerbel-/ Wahl-/ Kraml- Konkurrenten absorbiert, die Gebäulichkeiten abgerissen und einen Neubau, das jetzige Verwaltungsgebäude der OHG, gebaut zu haben.

Die Zirngibl-Pächter der ersten Hälfte des 20.Jh. hießen Geberl, Huber und Petschko. Sie führten die Traditionsgaststätte jeweils zur vollsten Zufriedenheit der Abbacher Bürgerschaft und der fremden Gäste.

Ich selbst rieche gleichsam heute noch, wie damals als Kind, den Duft der Bratwürste und anderer Köstlichkeiten, der die so knapp am Haus vorbeiziehende Fronleichnamsprozession, ohnehin schon vom Weihrauchqualm und frischen Grasgeruch umwittert,14 zur abschließenden weltlichen Feier des Fronleichnamfestes einlud.

Im weiteren Verlauf der Wirtschaftgeschichte Zirngibl folgten Lindinger und Weindinger als Pächter. Die drei Kinder des Josef Zirngibl, Heinrich, Heda und Hilde blieben kinderlos. Die Zirngibl´sche Gastwirtschaft und die Liegenschaften der ehemaligen Brauerei sind heute im Besitze von Helmut Zirngibl, geb. Graßl und seiner Ehefrau Maria.

2008 wurde die Gaststätte wegen Wegzugs des Pächters wieder geschlossen und liegt jetzt verwaist da.

Die Liste der Gastronomie Abbachs der Zeit zwischen 1900 und 1950 wäre unvollständig, wollten wir sie nicht durch das heutige „Gasthaus zur Post“ komplettieren. Im Januar 1906 protokolliert die Gemeinde folgenden Passus: „Dem Gesuch des Bierbrauereibesitzers Thomas Schweiger aus Teugn, nun wohnhaft in Abbach, um Gastwirtschaftskonzession auf dem Anwesen Hs.Nr. 69/ 70 ½ (vormaliger Besitzer Bierbrauer Josef Schreiner) in Abbach wird die Zustimmung erteilt, (…).“15

Ich darf auch erwähnen, dass sich bis 1920 zu dieser Brauerei und Wirtschaft im Markte, fast außerhalb des Ortes, an der Straße nach Saalhaupt und Peising, an der Stelle, wo 1929 der kath. Kindergarten entstand und heute die evangelische Kirche steht, der sog. Schreiner Sommerkeller mit Kegelbahn befand. Diese Gaststätte führte als Pächter mein Großvater Karl Kraus, er war mit Schweigers Tochter Maria verheiratet. Besonders die Kegelbahn und der ausgedehnte Biergarten wurden von der jüngeren Kundschaft gerne angenommen.

Nach Josef Schreiner, hernach Josef Schweiger, wurde die Brauerei und Gaststätte von Josef Dirigl übernommen. Dieser behielt den Gaststätten- und Brauereibetrieb nicht lange in seinem Besitz, denn die Familie Alfons Schreiner kaufte um 1920 die beiden Lokale, Gaststätte und Sommerkeller, zurück und legte die Brauerei still, nicht aber den Gasthof. Nach Alfons Schreiner folgte Rudi Schreiner, der den Gasthof zur Post so umbaute, wie er sich heute präsentiert.

Am 2.6.1928 beantragte der Abbacher Bürger Fritz Arnold die Konzession für ein Ausfluglokal auf dem Haus Au Nr.4, dann Abbach Nr. 124 (16) in der Augsburger Str., das den Namen „Waldfrieden“ erhalten sollte. Sie wurde vorläufig nicht erteilt, weil der Wirtschaftsteil des Hauses noch nicht fertig gestellt war. Am 11.6. war es dann aber so weit, und der Eröffnung der Gastwirtschaft stand nichts mehr im Wege.17

Nachdem sich die neuen Badbesitzer Linxen und Höign, in Bad Abbach etabliert, der Vorbesitzer aber keine glückliche Hand bewiesen hatte, sollte das Ausflugslokal „Waldfrieden“ auf dem ehemaligen Webereigrundstück Ziegler nach Konzessionserteilung an Linxen und Hoign 1934 wieder eröffnet werden. Bis zur Erteilung der Konzession gab es einige Hemmnisse zu überwinden. Ein Ratsprotokoll bringt zum Ausdruck: „Der Gemeinderat steht nach wie vor auf dem Standpunkt, dass gegen die Genehmigung keine Erinnerung besteht, sobald die gemeindlichen Gefälle und Schulden vollständig abgetragen sind.“18

Im Waldfrieden hatte der Bad-Teilhaber Linxen auch seinen Wohnsitz genommen, während Höign mitten im Markte, in Hs.Nr.10, residierte. Linxen war eher ein musischer Mensch und entwickelte den Waldfrieden zu einer romantischen und gepflegten Stätte der Kurzweil. Man kehrte dort nach einem Ausflug durch den Kurpark gerne zu Kaffee und Kuchen ein, erfreute sich auch im Übrigen einer exquisiten Küche.

Durch die Einwirkungen des 2.Weltkrieges auf das Haus und durch den Tod des Johannes Linxen, sen. 1955 wurde das Haus mehr und mehr der Attraktivität beraubt, endlich zur Unterbringung der Kurgäste vom BRK benötigt. Der Schmelz schwand in rasantem Tempo dahin, vor allem, nachdem es die Abbacher Bürgerschaft in diesem Zustand nicht mehr als ihr Ausflugsziel erkennen wollte. Mit dem Ausbleiben der Kurgäste, hauptsächlich wegen der Gesundheitsreform in den 90er Jahren, verkam der Waldfrieden leider bis zur Unkenntlichkeit.

 1 E-Mail Alois und Doris Sattler, Familienblatt Brünsteiner vom 19.2.2006. Archiv
Bad Abbach II
2 RP v.3.4.1887/ 14.10.1888/26.8.1890/27.8.1892/13.11.1894/28.9.1897//? 1897/28.2.1897/ 21.11.1897/3.4.1898/ 30.11.1902
3 Ludwig d. Baier. Freiheitslibell von 1335. Piers halb, Datenbank Archiv von Bad Abbach, Nr.4
4 Archiv von Bad Abbach 8.3.1
5 RP v. 13.11.1894
6 RP v. 23.4.1899
7 RP v. 9.2.1900
8 RP v. 23.4.1901
9 RP v. 5.11.1901
10 RP v. 28.9.1902
11 RP v. 11.6.1880
12 RP v. 17.4.1902
13 RP v.6.6.1003
14 NB. zu dieser Zeit schritt man mit dem Sanctissimum über einen Grasteppich, der auf der ganzen Wegstrecke der Prozession ausgebreitet war, hinweg. Das Gras war meistens Sauergras aus den Donauauen.
15 RP v. 17.1.1906
16 RP v. 02.06.1928
17 RP v. 11.06.1928
18 RP v. 09.06.1934

Von |2023-12-03T17:50:16+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare
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