Wir älteren Menschen hängen noch einer lebhaften Mühlenromantik nach. Wir lieben die alten Volkslieder wie „Das Wandern ist des Müllers Lust“ und „Es rattert die Mühle am rauschenden Bach“. Es sind dies bereits Lieder aus vergangen Zeiten. Selten geworden ist das Wandern auf Schusters Rappen, und das Rattern der Mühlen ist verstummt.

Ich selbst habe es aus meiner Kinderzeit noch lebhaft in Erinnerung. Wegen des Versiegens der Bäche in Folge des Ausbaus der gewiss segensreichen Kanalisation unserer Orte und wegen der zunehmenden Elektrisierung, ja Elektronisierung bäuerlicher und handwerklicher Betriebe, hauchten auch die meisten der in und um Abbach existierenden Wasserkraft betriebenen Mühlen ihre Seele aus.

Den Übergang bildeten zeitweise die Kunstmühlen, die einer gewissen Reduzierung der Betriebe und Zentralisierung der Bedarfsdeckung Vorschub leisteten.

Ich kannte als Bub, wenigstens vom Hören- Sagen, noch sieben Mühlen in und um Abbach, wenn man die Dantscher Mühle (später Kirner Mühle, hernach Rogner Mühle), die eigentlich auf der Lengfelder Gemarkung liegt, dazurechnet.

Kommen wir sodann zu der „Eiermühle“, die gleich gegenüber fast an der Donau liegt und wie die Dantscher Mühle vom schönen Lengfelder Mühlbach gespeist wurde. Die Besitzer (Theodor) Senftinger, gaben diese letzte Abbacher Mühle (auf Lengfelder Gemeindegrund!) vor etwa 15 Jahren auf, weil auch sie von der Entwicklung der Zeit überrollt wurde.

Die Donau abwärts, nahe des Löwendenkmals, wo bis in die 50er Jahre der Arm der „kleinen Donau“ abzweigte, an einer für den Betrieb einer Mühle mit dazu gehörigem Sägewerk äußerst günstigen Stelle, befand sich die „Donaumühle“. Von ihr lesen wir im Archiv zum ersten Male, als Johann Christian Ludwig Ziegler, Spinnerei-Besitzer und Tuchmacher aus Wunsiedel , am 27.3.1835 die „Mühle in der Au“ von Andreas Dietrich kauft. Die Mühle umfasste 32 Dezimal Grund, wurde von 7 Maß Wasser pro Sekunde über ein Gefälle von 55 Fuß ( Quelle aus dem Berg ) angetrieben. Die Mühle in der Au gehörte mit weiteren drei Hausnummern im Weiler Au, wie die Einöde Weichs mit drei Hausnummern, zur Landgemeinde Abbach-Schloßberg. Der letzte Müller und Säger war Johann Blaimer, sen. Von ihm dem „Müller von der Donaumühle bei Abbach“ erfahren wir unter dem 23. März 1859, dass er vom königlichen Landgerichte in Kelheim die Approbation als Malzbrecher erhielt.1

Die Mühle brannte am 26.5.1910 ab. Das Schicksal der Mühle war somit besiegelt, sie wurde nämlich nicht mehr aufgebaut.2 Die ganze Liegenschaft kaufte der Bindermeister Kargl, an den ich mich (1940er Jahre) noch vage erinnere, genauer aber an dessen Obstgarten an der Donau, wo man als Bub Äpfel, Zwetschgen und anderes Essbares zum Nulltarif „organisieren“ konnte.

Ab jetzt widmen wir uns den Mühlen am Peisinger Mühlbach:

Bis in die 50er Jahre war der Peisinger Mühlbach auf Bad Abbacher Gemeindegrund nur an zwei Stellen verrohrt, bzw. jeweils durch eine Brücke überbaut:

1. am Ortsausgang in Richtung Saalhaupt, bzw. Peising, zwischen dem damaligen Anwesen Preisser ( 2009: Torhausplatz) und dem alten, 1891 erbauten Feuerwehrhaus (jetzt: Am Kurpark 2a, evangelisches Pfarramt),
2. zwischen dem Badhotel und der Bäckerei Lambert Nößner oder dem jenseits des Baches folgenden Anwesen des Nikolaus Aumeier ( 2005 : Bäckerei Müller und Josef Aumeier) an der Augsburger Straße ( 2009: Kaiser-Karl V.Allee).

Der Bach floss als munteres und klares Wässerchen aus Peising nordwärts strebend bis nahe an ein aufstrebendes Bergmassiv von Plattenkalken bei der „Hinteren Mühle“, die jedoch schon vor der Jahrhundertwende ihr Klappern einstellte. Ich selbst kannte das Gehöft nur noch als den Bauer Schuderer, später Ipfelkofer, in dessen Nähe heute noch das 1929 errichtete Pumphaus der Abbacher Wasserleitung steht ( Die „Hintere Mühle“ umfasste das Areal der heutigen Häuser „Hinter der Vest Nr.6 / 6 a / 8 und Frauenbrünnl Straße 2 bis 2d).

Ab diesem Punkt entschloss sich unser Bach für eine westliche Richtung, bis er sich schließlich mit den Wässern aus der „Schwefelquelle“ vereinigte und ab jetzt nordwärts, von ziemlich unangenehmen Gerüchen begleitet, schon ziemlich müde durch den ganzen Kurpark strebend am Badhotel vorbei schlich, und sich dann beim Sattler Röhrl (jetzt Parkplatz am Mühlbachweg) der „Kleinen Donau“ (jetzt westlich von Umgehungsstraße mit Donaudamm) einverleibte.

Der Mühlbach und das bunte Treiben an ihm entlang und rund herum, besonders am damals anliegenden „Turnplatz“, verkörperte ein beachtliches und erwähnenswertes Stück Abbacher Leben. Die erwähnte „Hintere Mühle“ gehörte vor undenklichen Zeiten (ab 1224) zur Einöde Weichs, die ihrerseits verwaltungsmäßig wie der Weiler Au bis 1892 zur Landgemeinde Abbach-Schloßberg gehörte. Sie war in alter Zeit sicher die Wasser-Schöpfstelle für die Scharwerkpflichtigen, die das kostbare Nass für das Schloss auf dem Berg, wo Wasser trotz des tiefen Brunnens Mangelware war, befördern mussten.3

Nach der „Hinteren Mühle“ folgt nun sogleich die „Vordere Mühle“. Sie säumte den Mühlbach unmittelbar vor der Brücke auf dem Weg (heute Straße) nach Saalhaupt westwärts. Heute ist es Haus und Hof der Maria Fischer (Kochstraße 30).
Ich erinnere an dieser Stelle an4 einen Adam Apfl als Vordermüller, Mitglied des Äußeren Rats und Bürgers. Er hat anlässlich des Hinscheidens seiner Ehefrau 1718 den Erbteil für seine sieben hinterlassenen Kinder nicht ordnungsgemäß protokollieren lassen, was von der kurfürstlichen Umrittskommission gerügt wurde.

Georg Schlauderer, Inhaber der Mühle um die Wende vom 19. zum 20.Jh., war es, der diese Mühle, bevor er 1914 in den 1.Weltkrieg einberufen wurde, stilllegte. In den Notjahren der Nachkriegszeit, in der Zeit der Weimarer Republik der 20er Jahre, ging die wirtschaftliche Blütezeit dieser ehemaligen, prosperierenden Mühle verloren. Sie sank in die Insolvenz, bis sie 1932 mit der ganzen Liegenschaft um den Tauschpreis seines alten Hauses an der Stinkelbrunnstraße an Rudolf Fischer, sen. fiel, der wegen seines Viehhandels expandieren konnte. (Das Haus in der Stinkelstraße ist 2009 die Hs.Nr.5)

Beiden genannten Mühlen vorgelagert lag die sog. Weiglmühle, ehemals Weichs Nr.3, heute Fuchsweg Nr. 2 Sie lag am alten Weg nach Peising. (2009: Fuchsweg 2, hinter der Pension „Isabella“, Frauenbrünnl Str. Nr.23), wobei angemerkt sei, dass die neue Straße über Weichs erst 1923 von Hans Seidl, Gutsbesitzer in Weichs, auf eigene Kosten in Stand gesetzt wurde,5 wobei die weitere Instandhaltung der Markt Abbach sicherstellen sollte.

Es sei auch bemerkt, dass es auf der sog. Weiglmühle nie einen Besitzer des Namens Weigl gab. Zur Mühle wurde zwar 1903 ein Acker zugekauft, der als „Weiglacker“ bezeichnet wird.6 Der Name erinnert mit Sicherheit an die früheren Besitzer der entsprechenden Liegenschaften mit dem Namen Weigl oder Weickl von der früheren Gemeinde Abbach-Schloßberg, die 1892 aufgelöst wurde.
Die Mühle wird in amtlichen Dokumenten auch „Weichser Mühle“ genannt ..
Das Grundstück mit der Plannummer 1116a, auf dem die Mühle 1859 gebaut wurde, ist im Urkataster von 1837 noch als „Weintragerberg“ zum „Scheurerhof“ Haus Nr.2 in Weichs als Wiese beschrieben.7

Bei der Weiglmühle scheint es sich vergleichsweise um eine kleine Mühle gehandelt zu haben, was man aus den Brandversicherungsassekuranz-Listen der Gemeinde Abbach-Schloßberg schließen kann.8

Um 1870 war der Brandversicherungsbeitrag des Donaumüllers dreimal so hoch wie der des Weiglmüllers. Der Kapitalstand der beiden Müller verhielt sich um diese Zeit ungefähr ebenso. Das Anwesen bestand 1859 aus Wohnhaus mit Mühle und Wasserradgebäude, Holzschupfe, Keller, Scheune, Stadl, Backofen Hofraum und zwei kleinen Würzgärteln. Später waren in Scheune und Stadl Schweine und Kuhställe untergebracht.

Das Mühlenrad wird im Jahre 1890 nach einer Renovierung 1889 als „oberschlächtiges Wasserrad mit 7 m Durchmesser, acht Armen, 0,6o m Schaufelbreite, 72 Stück Blechschaufeln und hölzernem Kranz und einer eisernen Wasserradwelle, 3,8 m lang, samt Lager“ beschrieben.9

Aus den Abbacher Ratsprotokollen von 1891 erfahren wir zudem, dass es auf dem Weg nach Peising ein sog. Weiglmühlbrückchen gab, das der damalige Müller Georg Werther und seine Nachfolger neu herstellen und für alle Zeiten unterhalten sollten, wofür Werther sofort 25 RM ausbezahlt wurden. Das Geschäft wurde vertraglich abgesichert.10

Nach hiesigen Unterlagen hießen die Müller in Weichs Hs. Nr. 3 im 19. und 20. Jh. der Reihe nach Mathias Völkl. Er baute die Mühle von Grund aus im Jahre 1859. Es folgten Josef Premeis 1860, Josef Alkofer und Katarina Parzefall 1865, Josef Krieger und Katharina Piendl 1868, Josef und Theres Schmied 1872, Josef und Katharina Niedermeier 1874, Theodor und Anna Steinle 1886, Josef Lemle1887, Michael und Rosina Winkler 1888, Jakob Strauß 1890, der noch im gleichen Jahr mit Georg Werther und Maria Zieglmeier tauschte. Letztere führten die Mühle in das 20.Jh. bis 1903. Der Werther-Müller selbst starb 1953. Es fällt ein häufiger Besitzerwechsel auf, dessen Grund einer eigenen Betrachtung wert wäre.
Meinen Eltern, mit denen ich als Kind bis 1939 in der Peisinger Straße 111 lebte (2005: Frauenbrünnl Str. Nr.7), ganz in der Nähe der Weichser Mühle, war diese noch ein lebendiger Nachbarschafts-Begriff, mir selbst als Kind, einschließlich des Aumeier Hölzls, ein oft frequentierter Spiel- und Tummelplatz. Werthers Tochter Ludmilla heiratete Otto Weiss, der die Mühle aber nicht mehr weiterführte.11

Wechseln wir nun die Himmelsrichtung! Nördlich vom Markt Bad Abbach liegt die Einöde Hochstetten. Um die Jahrhundertwende gab es dort noch ein zweites Gehöft, nämlich die sog. Schleifmühle. Diese wurde von Wassern angetrieben, die südwärts den Berg herunterstrebend damals kraftvoll genug gewesen sein mussten, ein Mühlrad anzutreiben. Zu meiner Kinderzeit war davon nur mehr ein kleines, trübes Rinnsal auszumachen, das an der Straße nach Oberndorf beim Birkmeierhof in der Donau verschwand. Anfangs des 20. Jh. lebte dort der Müller Hugo Brunner, der wie der Bauer Ranftl von Hochstetten wieder einmal versuchte, von der Marktgemeinde Abbach die Befreiung von der pflichtmäßigen Schulabgabe zu erwirken.

Sie hätten nämlich schon immer ihre Kinder lieber nach Graßlfing statt nach Abbach in die Schule geschickt. Der Markt lehnte dieses Ansinnen jedoch für jetzt und alle Zukunft ab, weil zwischen ihnen und dem Markt schon am 9. März 1851 vor dem königlichen Bezirksamt Kelheim ein Vertrag abgeschlossen worden sei, den alle Vorbesitzer der Hofstellen in Hochstetten bisher alle Jahre „unweigerlich“ beachtet hätten.

Erst vor kurzem konnte ich in Erfahrung bringen, dass die Quelle des ehemaligen Schleifmühlbaches das 2005 aufgelöste Schwimmbad in Abbach Kalkofen mit Wasser versorgte, und das nicht mehr benötigte Überwasser natürlich durch den jetzt existierenden Kanal abgeführt wurde.

1 Archiv von Bad Abbach, Bilddokumentation 7.XVIII.16.5
2 Vgl. Heimatheft 30/2005 SS. 45 und 71
3 Regesten. Archiv von Bad Abbach. VII.8.3.1
4 Heimatheft 30/2005. S.15, Umrittsprotokoll Folie 89
5 RP v.31.5.1923
6 Grundsteuer- Kataster. Staatsarchiv Landshut. Umschreibheft 7/1 zum Kataster 1859
7 Heinz Weckwerth, Landshut. Brief an Adolf Weiss vom 10.3.1995
8 Archiv von Bad Abbach 7.1.2.a
9 Schätzung zur Brandversicherungsassekuranz vom 24.März 1890
10 RP v. 21.5.1891
11 Auskunft von Adolf Weiss. 4.1.2006