021: Zur „Abbacher Madonna“ im Karmeliterkloster Straubing.

021 Zur Abbacher Madonna im Karmelitenkloster Straubing

Die „Abbacher Madonna“ befindet sich im Kreuzgang Obergeschoss des Karmeliterklosters zu Straubing. Sie stammt aus der Spätgotik, etwa um 1380. Sie kam 1909 durch Vermächtnis des Abbacher Pfarrers Maximilian Glas (von 1900 bis 1909 Pfarrer in Abbach) in den Besitz des Straubinger Klosters. Die Figur ist 110cm hoch, aus Stein gehauen und war ursprünglich rot gefasst. Das Jesuskind auf dem Schoß der Mutter hält die Hand über ein Vögelchen und schaut liebevoll zur Mutter auf. (Siehe Photo!)

Zur theologischen Interprertationen des Vogels in der Hand des Kindes, das auf dem Schoß seiner Mutter sitzt, habe ich folgende Meinung:
Die schützende Hand des göttlichen Kindes über dem Vogel soll ausdrücken, dass das Kind über den Menschen und alle Kreatur zu Lebzeiten, besonders aber in der Stunde ihres Todes, wacht, ihnen Geborgenheit vermittelt, sie endlich aufnimmt („mein bist du“) in das ewige Leben im Jenseits. Die Geste drückt Vertrauen und Hoffnung aus, und soll dem Sterben die Bitterkeit und den erdrückenden Ernst nehmen.

In dieser Meinung wurde ich durch das ZDF am Sonntag, 31.08.2007, 19.30 Uhr in der Sendung „Terra X“ bestärkt.

Der Bezug zum Sterben rührt nach meiner Auffassung daher, dass Madonnen mit Kind und Vögelchen vorwiegend in Seelhäusern, Friedhofkirchen und Allerseelen Nischen in Kirchen vorkommen, so außer in Sossau z.B. in der Grabeskirche in Deggendorf, auch in Saal a.d. Donau. Zu Madonnen dieser Art gibt es eine ausgedehnte Literatur.1

Ich erinnere mich auch an Darstellungen von Kunstlehrern in meiner theologischen Ausbildungszeit: Wäre die Hand geöffnet, wäre dies ein Hinweis auf Mt 6,26, wo von den Vögeln des Himmels gehandelt wird, die nicht säen und ernten und doch nicht verhungern müssten: Ein Zeichen für den Grund einer gewissen Sorglosigkeit, die dem Menschen gut anstehe.

Eine Mitarbeiterin2 machte mich auf das Lexikon der christlichen Ikonographie, Bd. 4, Freiburg i.Br. 1974 Sp.241 ff aufmerksam. Wäre der Vogel eine Taube, handelte es sich um den Hinweis auf die Hl. Dreifaltigkeit, die Gaben des Geistes, den Hl.Geist, den das Kind vermittelt. In der Ikonographie sei die Taube ein Symbol für Humilitas und Spes. (Milde und Hoffnung)

Die Frage, warum die Madonna aus Grünsandstein geschaffen ist, den es in Gegend des Bayerischen Waldes, wo die meisten Madonnen dieser Art vorkommen, überhaupt nicht gibt, beantwortete ich mit dem Hinweis, dass ein etwaiger Künstler aus unserer Gegend diesen Stein im Bergrücken von der Lengfelder Flur, der sog. Steinballe, über die Blöße und den Mühlberg bis in das Weixer Becken., zum Teil im Tagebau, z.T. in gemäßigten Tiefen hätte gewinnen können.

Was jedoch lange offen blieb, ist die Frage, warum und wie die Madonna von Abbach nach Straubing kam.

Nach langen Recherchen habe ich dazu heute eine Antwort:

Zur Einöde Weichs bei Bad Abbach gehörte früher eine Kirche, die dem Evangelisten Markus, einem Patron des Bauernstandes, geweiht war.

Schon im zweiten Herzogs Urbar von 1280 ist sie erwähnt: „Aber Weihs ein taever (.). Aber Weihs ein hof (.). Aber ze Weihs von der chirchen ze vogtreht LX schaeffein frisching“.3
1280, das ist die Zeit der Hochgotik.

Im Marktarchiv wie Pfarrarchiv von Bad Abbach wird an mehreren Stellen von der Kirche in Weichs berichtet4:
Im Notizenbuch der kath. Pfarrei Abbach ist aus dem Jahr 1756 vermerkt:
„5. Weichs. Zwei ganze Bauernhöfe samt einem Gotteshaus. Allda ist eine Kapelle zu Ehren des Evangelisten Markus, wird drin Kirchweihfest gehalten. Da in dieser Kapelle, ob selbe schon mit ehrlichen Mitteln versehen, jedennoch das Jahr nur einmal, nämlich am Fest des hl. Markus, wo die Pfarr mit dem Kreuz dahin geht, ein Gottesdienst gehalten worden, im Übrigen aber das ganze Jahr öd, das ist ohne hl Messe, folgend ohne Ehre Gottes und seiner Heiligen, dagestanden.
Also habe ich im Jahre 1756 höchst dorthin die Vorstellung deswegen gemacht und erhalten, dass wenigstens alle Monat eine hl. Messe zu Ehren des hl. Markus sowohl für die lebenden als auch für die verstorbenen Wohltäter gelesen und aus dem Guthaben dieser Kapelle bezahlt würde. Wie innen beim Rückschlag bei den Kirchen zu sehen.“

(Die Kirche war also dem hl. Evangelisten Markus geweiht nicht wie in dem Werk „Das Regensburger Visitationsprotokoll von 1589/90, Beiträge zur Geschichte des Bistums Regensburg/ Beiband 12/2003, herausgegeben von Paul Mai. Nach ihm war sie dem hl Martin gewidmet, ein Druckfehler!).

Und wie geht die Geschichte weiter?

Um die Jahre 1910 hatte der damalige Besitzer der Einöde Weichs 1-2, Hermann Fiedler, ein Protestant, die Absicht, seine Scheune zur Straße hin zu erweitern.5 Er richtete an die Marktverwaltung ein Baugesuch um Vergrößerung des Getreidestadels. Der anschließende Beschluss lautete:„ Gegen das Baugesuch des Gutsbesitzers Hermann Fiedler auf Änderung des Getreidestadels bestehen von Seiten der Gemeindeverwaltung keine Bedenken.“

Die Gemeindeverwaltung hatte also keine Bedenken.
Aber das bedeutete doch, dass die Kirche zum hl. Markus weichen musste.
Nun ja, sie stand ohnehin schon Jahrhunderte öde da und diente dem Kultus nicht mehr.

Im Regensburger Visitationsprotokoll von 1589/90 wird schon berichtet:„Licet haec ecclesiae altare habeat consecrationis signum inviolatum nullum tam ibi sacrum amplius fit, sicuti et a longo tempore omni ornatu orbata et derelicta manet.“ 6

(deutsch: Obwohl der Altar in der Kirche ein unverletztes Konsekrationszeichen hat, findet dort kein Gottesdienst mehr statt, so ist sie (die Kirche, A.d.V.) auch seit langer Zeit jeglichen Schmuckes beraubt und liegt verlassen da.“

Aber offenbar gab es von gewissen Seiten, bestimmt des Pfarrers Glas, Bedenken gegen den Abriss. Diesen Bedenken wollte Fiedler gerecht werden und stellte Bauantrag zur Errichtung einer (zwar kleineren) Ersatzkapelle, ebenfalls an der Straße, näher am Wohnhaus.

Die Entscheidung des Magistrats lautete natürlich wie oben: „Gegen den vorgelegten Bauplan des Herrn Hermann Fiedler, Gutsbesitzer in Weichs, Erbauung einer Kapelle, besteht Seitens der Gemeinde keine Erinnerung.“

Aber Pfarrer Maximilian Glas, die protestantischen gegenwärtigen und kommenden Besitzer im Auge, von denen er keine besondere Vorliebe zu Maria vermutete, ging schon einmal auf Nummer sicher: Er nahm mit oder ohne einen Einspruch des Besitzers Fiedler, Lochblechfabrikant in Regensburg/Stadtamhof, die Madonna, die sich in der Kirche befand, zu sich.
1909 war des Pfarrers Todesjahr. Die Madonna vermachte er vor seinem Tod (wohl Sicherheits halber, oder aus besonderer Verbundenheit mit den Karmelitern) dem Kloster in Straubing.

Die beabsichtigten Baumaßnahmen konnten nun schadlos und ungehindert ihren Lauf nehmen.

Die protestantischen Besitzer Fiedler und dann ab 1913 die ebenfalls evangelischen Pächter und späteren Besitzer Ernst Schulz und Johann Seidl (letzterer war zwar katholisch, aber evangelisch verheiratet!) hatten Geschichtsbewusstsein und Verständnis für Tradition. Obwohl sie den heiligen Martin, der den Mantel mit dem Bettler teilte, als Ehrenbild lieber gehabt hätten, entschieden sie sich bei der neu errichteten Kapelle wieder für die Madonna mit dem Kind, die in etwa genau so aussehen sollte, wie die frühere, die man habe fahren lassen.

Wie sich beim Augenschein zeigt, obsiegte das traditionsgebildete Gewissen. In der Kapelle hat heute wieder eine Madonna mit Kind, ein Ölbild aus der Zeit um 1850 stammend, ihre Heimat gefunden, die der „Abbacher Madonna“ in Straubing, allerdings ohne Vogel, verblüffend ähnlich sieht.7

 1 Die Kunstdenkmäler von Bayern, Stadt und Bezirksamt Straubing, Stadt und Bezirksamt Deggendorf.
Oberneier, Macel. Das Meisterwerk, Kunstschätze aus Altstraubing, Attenkofersche Buch- und
Kunstdruckerei, 1970
Huber, Alfons. Ein namentlicher Personalstatus der Pfarrei Sossau aus dem Jahr 1660. In: Jahresbericht des
historischen Vereins für Straubing und Umgebung 107/2005 (Abbildung des Sossauer Gnadenbildes)
Weidinger, Erich. .Die Apokryphen, verborgene Bücher der Bibel. Pattloch V. 1989.
Singer, Brun, König. Der Kosmos Vogelführer, Francksche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1971.
2 Jennifer Dobschenzki, Magistra der Geschichte, Uni Regensburg
3 Pölserl, Günther. Mallersdorf – Das Landgericht Kirchberg, die Pflegegerichte Eggmühl und Abbach
Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1979 S.80
4 Briefprotokolle 1775-77. Eintrag vom 16.11.1776, S.114. Archiv von Bad Abbach 8.6.3
Notizenbuch der kath. Pfarrei Abbach. Um 1750, Einträge Pfarrer Kreitl, Neuhörl, 5. Zu Weichs. Pfarrarchiv,
Schrank 1.
5 die Kapelle betr. Ratsprotokoll vom 30. April 1910; die Scheune betr, vom 16.Juli 1910.
6 Pölsterl,. Günther. A.a.O. S. 193
7 Erinnerungen von Hermann Seidl-Schulz an Erzählungen seines Großvaters Hermann Doerfler und anderer Vorfahren . Die Erzählungen waren aber in Vergessenheit geraten, bis ich jetzt in dieser Richtung recherchierte.

Von |2023-12-03T18:33:36+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

022: Das Mädchenhaus oder Armenkinderhaus der Anna-Maria Koller (1845 – 1901)

Im Gefolge der Revolution von 1848 und der weiter zunehmenden Aufklärung und Verstädterung haben sich nach einem Bericht des Abbacher Pfarrers Martin Otto an das Bischöfliche Ordinariat die sittlich moralischen Verhältnisse nicht gut entwickelt. Zucht und Erziehung der Jugend wurden von den Eltern weithin als unwichtig betrachtet.1

In dieser Situation fanden sich jedoch einige einflussreiche und vermögende Privatleute in Abbach, die die Sache wenden wollten. Zu ihnen gehörte 1856 die Bräuerswitwe Anna Maria Koller, die Ehefrau Franz Xaver Kollers, die im 1845 aufgegebenen Rat- und Schulhaus (jetzt Gasthaus zur Post) im Tausch mit einem Haus der Koller`schen Brauerei (jetzt Zirngibl) ein Pflegehaus für arme und verlassene Mädchen einrichten wollte.

Die Gemeinde reagierte jedoch aus zwei Gründen reserviert:
Erstens, man habe das alte Rathaus nach Verlust des Landgerichtes 1803 dem Staat 1847 schon einmal zur Errichtung eines Pflegegerichtes angeboten und man habe diesbezüglich noch keinen ablehnenden Bescheid. Zweitens schien dem Rat von Abbach die Errichtung eines Mädcheninstituts nicht nötig gewesen zu sein, weil in „unmittelbarer Nähe das Kloster Viehhausen und die Stadt Regensburg liegt, und dadurch den Eltern, welche auf die Ausbildung ihrer Kinder mehr verwenden wollen, die schönste Gelegenheit zur Seite steht.“2

Anna Maria Koller ließ sich jedoch nicht abschrecken oder vertrösten und kaufte das Haus an der Ecke Römerstraße/Jungfern- gassl, um 1950 noch „Klösterl“ genannt. Für die Betreuung der Mädchen holte sie Franziskusschwestern aus Pirmasens, die nach ihrem Umzug nach Bayern „Mallersdorfer Schwestern“ genannt wurden. Wegen der Animositäten zwischen Anna Maria Koller und dem Gemeinderat Abbach konnten sich diese wohltätigen Schwestern in Abbach nie beliebt machen, und man holte deshalb zur Betreuung des Kindergartens den St. Nikolausvereins (gegr. 1926) und für das Bezirkskrankenhaus am Krankenhausberg schließlich Schwestern aus Vierzehnheiligen.

In der Diözesanmatrikel 1919 finden wir über diese Schwestern in der privaten Stiftung einer Abbacher Bürgerin folgenden Passus:

„ (…) Die Schwestern (3) wurden 1858 von der Bräuerswitwe Anna Koller berufen, um in einem ihr gehörigen Hause die Pflege und Erziehung armer verlassener Mädchen zu übernehmen. Die Schwestern haben auch in der Mädchenschule den Unterricht in weibl. Handarbeiten zu ertheilen und versehen Krankendienst in Privathäusern. Die Anstalt ist z.Z. ohne Fundation; das Haus ist noch Eigenthum der Anna Koller, (…).“3

Bis in die Gegenwart wohnte in diesem Häuschen mit anliegendem Gärtlein an den Berg hin die Witwe Beer. Jetzt soll es wieder den Besitzer wechseln.

 1 Beschreibung der Pfarrei Abbach von Pfarrer Martin Otto, 1861. Diözesanarchiv
Regensburg Sign. 82.
2 Statuten-Buch der Gemeinde Abbach 1856. Archiv von Bad Abbach 8.6.2.
3 Matrikel der Diözese Regensburg, 1916, S. 523, Kopie in Auszügen. Hängekartei „Pfarrei“, Arbeitsraum des Archivs von Bad Abbach.

Von |2023-12-03T18:31:50+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

023: Abbach und Napoleon Bonaparte

Das kommende Jahr 2009 nehmen bei uns etliche zum Anlass, an die 200 Jahre zu erinnern, die ins Land zogen, seit Napoleon die „siegreiche“ Schlacht von Eggmühl schlug. „Schlachten“ bedeuten Tod und Wunden für Mensch und Tier und die Vernichtung von Werten. Es gibt kaum eine segensreiche „Kriegskunst“, die Gutes stiften kann. Leider hat man die Geschichte der Menschheit ungebührlich lange an Schlachten festgemacht!

Napoleon mag für die Franzosen ein Großer sein, ein Feldherr, ein Kaiser. Das Kurfürstentum Bayern erhob er 1806 zum Königreich und 1809 unterstützte er die Bayern bei der Befreiung von der österreichischen Unterdrückung. „Nach drei siegreichen Kriegen stand Bayern (im Bündnis mit Napoleon, A.d.V.) auf der Höhe der Zeit, hatte die Armee den Gipfel ihrer Zahl und Leistungsfähigkeit erreicht.17

Aber 1812 zog sein ungezügelter Ehrgeiz an die 33.000 Landsleute mit nach Russland, die fast alle auf den Landstraßen erfroren, oder in den Pesthöhlen der Lazarette starben, von den Kosaken verschleppt oder von den Einwohnern erschlagen wurden.1 Er selbst setzte sich, um die eigene Haut zu retten, treulos und fluchtartig in die Heimat ab, und ließ seine Soldaten in den frostigen Weiten Russlands kläglich verenden.

Ob Napoleon am 19.04.1809 auf seinen Wegen durch Abbach oder an Abbach vorbei hier auch einmal nächtigte, wie eine alte Abbacher Tradition behauptet,2 ist unwesentlich. Jeder Kurgast, der je Geld nach Abbach brachte, war hier willkommener und nützlicher.

Darum schließe ich mich als Archivar von Bad Abbach dem Gedenken seiner Schlachten nur insoweit an, als ich die Akten sprechen lasse und berichte, was schwarz auf weiß belegt werden kann.

Zum Glück heilt die Zeit Wunden und das Vergessen deckt vieles zu. Die verständlichen schmerzlichen Emotionen der Zeitgenossen konnten es glücklicherweise nicht verhindern, dass die Menschen hüben und drüben heute, 200 Jahre später, zu Freunden wurden.

Die Kriegs- und Militärakten in unserem Archiv tragen die Ordnungsziffer XV. Die älteren Kriege, darunter die Napoleonischen, liegen unter 8.2.3.a-c, die jüngeren unter 14.1.1.a-c und 14.1.2.a-c. Sie füllten Bände!

Hier aber nur Belastungen Abbachs durch die Napoleonischen Wirrnisse zu Abbach:
– Kriegslasten unter Max I. Josef um 1800
– Kontribution von Pferden unter Max I. Josef um 1800
– Napoleonische Kriegslasten um 1800
– Kriegslasten für Bauern 1806
– Defensionskontributionen 1808
– Verzeichnisse der Requisitionen französischer Truppen im April/Mai 1809
– Verzeichnisse der Kriegsschulden und Vorspanndienste 1811/1812
– Einhebung von Soldaten, Waffen und Geldern 1796 – 1819
– Abgaben Abbacher Bürger zur Bestreitung der Kriegskosten 1800 – 1820
– Kosten, die dem Markt Abbach durch vorbeiziehende Truppen
entstanden sind (Quartierstellung , Essen, sonstige Dienste ).1797 – 1807
– Kriegsschulden , Vorspanndienste und Naturalienlieferungen für die
französischen Truppen; Unterstützung der Abbacher Bevölkerung aus dem königlichen Getreidemagazin Stadtamhof 1809 – 1813
– Tilgung von Kriegsschulden 1816 – 1825
Einberufung zum Kriegsdienst; Einquartierung von Soldaten

Aus all dem kann ich nur einige Beispiele auswählen, weil ich sonst ein Buch schreiben müsste! Ich beschränke mich auf Angaben aus dem Jahre 1809 und das Kriegs entscheidende Jahr 1812.

Ich möchte noch anmerken, dass ich hier die strategischen Überlegungen der Kriegsherren und die großräumigen Truppenbewegungen nicht behandle. Ich möchte vor allem aufzeigen, wie das Heer aus dem Orte lebte, wo es lagerte, oder den es passierte, und wie es diesen abzauste wie ein massenweiser Heuschreckenbefall.

Kurz vorausgeschickt sei eine Übersicht über die Quartierleistungen von ca.90 bis 100 Haushaltungen in Abbach vom Dezember 1805 bis Februar 1806:15
In den einzelnen Häusern wurden 512 Offiziere, 5817 Mann, 2578 Pferde beherbergt. Dazu ist vermerkt:
„Da die Leute am Tag, Nachts und früh gefressen, viel Branndtwein und Caffe gefordert, auch den Offizieren Wein hat aufgesetzt werden müssen, aber nichts bezahlt worden, darf am sparsamsten angesetzt werden für die Herren Offiziere 1 Gulden 30 Kreuzer, an die Gemeinen 1 Gulden. Macht 6585 Gulden.“

In den Jahren 1805 und 1806 erschienen hier am Ort vom Landgericht Kelheim fast monatlich Einberufungen sehr vieler Männer in die Schanz nach Ingolstadt, wo sie anfänglich 4 bis 11 Tage, dann aber unbestimmt lange bleiben mussten. Die Männer sind namentlich und nach Hausnummern bekannt.16

Schon 1808 beklagte die Bürgerschaft, Haus um Haus, Familie für Familie, die finanzielle Last, die ihnen „der französische Krieg“ bisher auferlegt hat. Der Allgemeinheit waren allein in diesem Jahr 1488 Gulden 23 Kreuzer Kapitalschulden + 59 Gulden 37 Kreuzer 2 Heller Jahreszinsen geblieben! Kein Einwohner Abbachs hat dies verursacht, konnte sich dieser Last aber nicht entziehen. Damals wurde jeder noch nach seiner Leistungsfähigkeit belastet – Darin bestand in dieser Phase des französischen Krieges noch Gerechtigkeit.14 Aber dann folgten die unkontrollierten Ereignisse ab 1809.

Zu Beginn zitiere ich aus einem Schreiben des Landgrichts Kelheim an das Bürgermeisteramt in Abbach vom 30.Mai 1809: „ An die am 1. dieses Monats in der Station Abbach eingerückte Division Dupas per 5200 Mann wurden folgende Abgaben geleistet, ohne hierfür die mindeste Quittung zu erhalten“.
Wir erfahren also, dass an diesem Tag 5200 Mann in Abbach einrückten. Was dies für die hiesige Bevölkerung bedeutete, mag sich jeder selbst vorstellen, wenn er es kann.3

Im Monat Juni 1809 wurde von der Gemeinde aufgezeichnet, was dieses französische Lager im Monat Mai der Bürgerschaft kostete. Allein die Viktualienliste weist einen Verlust von 2055 Gulden aus.

Die Liste enthält Hekatomben von Ochsen und Kühen von den hiesigen Bauern und Metzgern. Die Soldaten haben gesoffen wie die Löcher. Bier und Wein wird in Eimern gezählt, Brandtwein in Fässern, Getreide in Säcken. Den Familien wurde ihr Geld gestohlen. Der Bäcker Preißer z.B. stellte 564, Schwarz 66o, Gothschuster 450, Firstenauer 660 Laib Brot zur Verfügung. Dann wird auch das Stroh für das Schlaflager angeführt. Man rechnet in Schütten.
Die einzelnen Posten betroffener Bauern sind z.B. je nach Größe des Betriebes 280, 47,12 Schütt. Es folgen Säcke von Haber, Fuhren von Heu, Berge von Holz, darunter sogar 20 Leitern zum Verfeuern, Kisten von Kerzen, massenweise Stricke, Hunderte von Getreidesäcken, Salz in Scheiben und gemahlen. Die Handwerker, wie Schmiede, Wagner, Schlosser, Fuhrleute und Schiffer sowie Kutscher wurden zu Diensten verpflichtet. Ochsen wurden aus den Dörfern Matting, Oberndorf Peising und Lengfeld nach Abbach getrieben, was die Hüter zu erledigen hatten.4

Es liegt eine Liste über erzwungene Getreidelieferungen aus den umliegenden Ortschaften vor Demnach waren nur am 9.April 1809 130 Säcke und 16 Stümpfel Getreide nach Abbach zu liefern.5

Das Getreide konnte offenbar den Bäckern nicht schnell genug als Mehl zur Verfügung gebracht werden. Darum schrieb das königliche Landgericht in Kelheim, das dort eine Vorratskammer unterhielt, am 17.April an Bürgermeister Mayer von Abbach einen Brandbrief des Inhalts: „Die Müller von Abbach haben von dem ihnen zu mahlen übergebenen Getreide noch kein Mehl eingeliefert. Der Bürgermeister Mayer zu Abbach hat ihnen daher bedeuten zu lassen, dass diese, wenn sie inner 24 Stunden vom Empfange nicht mit dem Mehle hier eintreffen, sie genügende Exekution erhalten werden.“6

Für Heu und Haber hatte der Schreiner und Rat Koch zu sorgen. Daher heißt es in einem anderen Befehlsschreiben des K. Landgerichts vom 17.April: „Es ist sogleich eine Anzeige hierher zu liefern, was der Schreiner Koch an Heu und Haber eingebracht hat. Jenes Heu, welches der Gerichtsdiener von jedem Hof eingenommen hat, kommt also nicht in Ansatz, weil man dieses schon weiß.“7
Was die Bevölkerung von Abbach außer den kontrollierten Leistungen durch die Willkür der Soldateska auszuhalten hatte, belegt ein Protokoll vom Juni 1809. Haus für Haus bringt seine Schadensmeldung vor. Was nicht niet- und nagelfest war, wurde requiriert. Ich treffe aus der umfangreichen Liste eine Auswahl:
„Nr.3. Mathias Vastenmayer, Taglöhner:

2 Mas Schneidholz und 2 Mas fichtenes Stockholz weggetragen. Aus dem Zaun wurden Sprossen und Stangen verbrannt. 3 Mezen von Gersten samt den Säcken“ Vastenmayer war ein armer Häusler. Sein Schaden belief sich auf 22 Gulden 30 Kreuzer.
„Nr.25. Andrä Gierstorfer, Schmied:
800 Hopfenstangen, Straßenzaun, 6 Fichtenbäume abgehauen, Stroh aus dem aufgebrochenen Stadel, Flachs, Haufen Korn, Heu, Schaden an der Werkstatt. Zusammen 76 Gulden 48 Kreuzer“ Andrä Gierstorfer ist der Vater einer meiner Urmütter aus Abbach.

„Nr. 10. Xaver Karl, Bierbräu und Badbesitzer:
Aus dem Hopfengarten 3000 Stangen weggetragen und verbrannt. 100 Handstangen, 6 Mas Holz aus dem Hof getragen. Aus dem Haus geschleppt 50 Zentner Heu, 4 Schaffel Korn, 9 Schaffel Haber, 3 Schaffel Saatgerste, 8 Schober Stroh, eine Haberwaage mit Zubehör, 1 Eimer Brandtwein, 1 Pferdegechirr mit Ketten, Bretter, Bettwäsche, Zinn, Kupfer und Blech, 20 Hennen, 4 Zuchtenten. Schaden 930 Gulden.“
So könnte man Haus für Haus fortfahren.8

Wie hier mit Beschlagnahmungen verfahren wurde, zeigt uns eine Beschwerde vom 3.Mai 1809 aus dem hiesigen Schlachthof:
„Die Bürgerschaft hat dem in Abbach logiert gewesenen französischen Armee Corps den 23. April 2 Ochsen liefern müssen , welche die französischen Metzger in dem Schlachthaus geschlachtet und alles flugs in das Lager getragen haben. Der Schaden der Bürgerschaft betrug 122 Gulden.“13

Es liegen noch umfangreiche sog. Vorspannlisten vor, aus denen man sehen kann, dass man der vorwiegend bäuerlichen Einwohnerschaft die Grundlagen für ihre Arbeit entzogen hat: Fuhrwerk und Gespann. Längst war jeder verfügbare Wagen registriert.

Die Listen fragen nach Tag und Monat der Ablieferung, Ort und Wohnung des Vorspanngebers , requirierte Wägen bzw. Fahrzeuge, Zug- oder Reitpferd, wohin abgeliefert wurde, Bezeichnung der requirierenden Truppe und des verantwortlichen Offiziers.9 Für 1811 liegt eine besonders umfangreiche Liste vor, aus der man sieht, wie der Zug nach Russland 1812 vorbereitet wurde. Aus der Liste 1813 kann man sehen, dass man für den Rückzug Napoleons den Rest aus den Menschen herauspresste, was sie eigentlich für ihr ohnehin karges Leben und ihre Arbeit dafür selbst benötigt hätten.

Bereits 1809 ordnete das Landgericht Kelheim die Erstellung von Kriegsschadenslisten an, in denen jene Individuen aufgenommen werden sollten, die nicht bis zu einer allgemeinen Ausgleichung und Entschädigung warten konnten. Mit anderen Worten heißt das, dass es schon nach der Schlacht von Eggmühl Bürger ohne jede Existenzgrundlage gab. Es heißt in dem betr. Schreiben:

„Kriegs-Schäden, welche sich zu gegenwärtiger Beschreibung eignen sind:
I.Die förmlich requirierten Vorspannwägen, Ochsen und Pferde, welche nicht mehr zurückgeliefert wurden.
II.abgeforderte Schiffe, welche unmittelbar zum Gewerbe des Untertan gedient
III. Einzelne Lieferungen an requiriertem Schlachtvieh, Fourage etc., welche den Gemeinden oder Distrikten zu stellen obgelegen gewesen wären, dann alle derlei Lasten, die sich in die Kategorie dieser Klassen eignen.“10

Wenn der Bedarf an Lebensmitteln für das Militär von der bodenständigen Bevölkerung nach dem Grundsatz „wo nichts ist, hat der Kaiser das Recht verloren“ nicht mehr aufgebracht werden konnte, sprang das Magazin des K. Landgerichts Kelheim ein. So heißt es schon am 19.März 1809:

„Werden dem Markt Abbach statt der versprochenen 300 Leib Brot nun 500 abgesendet.“11

Am 31.Dezember 1809 wird mitgeteilt:
„Auf versprochene Fälle folgen hiermit 500 Rationen Heu und 15 Schäffel Haber. Hierzu wird Folgendes bemerkt:

1. diese Fourage muss strengstens durch Quittungen verrechnet werden (..) , es muss immer der Rittmeister zur Fourageabgabe zugegen sein.
2. Säcke als auch Heurationen müssen gezählt und aufgeschrieben werden.“
3. dass (…)12

Bis zum Jahre 1812 wird den hiesigen Bürgern unentwegt die Lebensgrundlage für Mensch und Tier abverlangt, aus den Magazinen, die sie vorher selbst beschicken mussten, wurde ihnen vor dem Kollaps bescheiden zurückerstattet.

1812
Napoleon wollte „der Kaiser des Kontinents“ sein. Er musste versuchen, seine weit ausufernde Macht zu sichern. In Italien setzte er seinen gerade erst geborenen Sohn als „König von Rom“ ein, mit irgend einem europäischen Fürstengeschlecht wollte er in verwandtschaftliche Beziehung treten, um seine Stellung zu festigen. Nach seiner Scheidung von Josephine blitzte er mit seiner Werbung am Zarenhof ab, heiratete dann aber die 19jährige Erzherzogin Maria Louise von Österreich.
In Bayern wollte man nun endlich den Frieden und nach der erwähnten Heirat mit der Habsburgerin sah man für ein bayerisch-französisches Bündnis auch gar keine innere Notwendigkeit mehr.
Wegen der Besetzung der gesamten Nordseeküste bei der totalen Kontinentalsperre Napoleons gegen den Schleichhandel gab es ein Zerwürfnis mit Zar Alexanders Schwager, dem Herzog von Oldenburg. Wie sich das weiterentwickeln würde, war abzusehen: Nicht nur Bayern, sondern auch Preußen kamen in eine furchtbare Lage. Obwohl man eigentlich kriegsmüde war, war man wieder in einen neuen Feldzug Napoleons verwickelt. Von den 600.000 Mann, die nach Russland zogen, waren ein Drittel Deutsche. Mitte September 1812 erreichte man Moskau. Der Hunger und eine Kälte bis zu – 27 Grad brachte für diese mächtige Armee den bekannten schicksalhaften Ausgang.
Angeblich für die eigenen Söhne musste auch Bayern wieder bluten. Es liegen aus dieser Zeit und darüber hinaus jährliche Kriegsschuldenlisten vor, aus denen man sehen kann, wie die öffentlichen Lasten Jahr für Jahr wuchsen. Auch nach den Kriegen zahlte Haus für Haus bis 1830 seine verzinsliche Kriegs-Schuld zurück, bis man glücklich zu Ende war.

Noch ein paar bezeichnende Anweisungen der Regierung, um die Versorgung der Truppen, die fortwährend unterhalten werden mussten, zu sichern:

Am 30.Dezember 1811 erging vom Landgericht Kelheim in allerhöchstem Auftrag an den Markt Abbach der Befehl, am 14. Januar 1812, 8 Uhr, „unfehlbar und bei Vermeidung strenger Zwangsmittel“ 38 Rationen Stroh zu 12 schweren Pfund zur Kasernenverwaltung in Regensburg zu bringen.

Für die Bauern sollte es eine Entschädigung „nach dem herrschenden Preis“ geben.18

Ein beiliegender Quittungszettel weist die Lieferanten aus und bestätigt den Empfang des Geldes. Es mussten liefern:

Markt Abbach 4 Rationen Unterschrift : Alois Mayer, Bürgermeister
Gemling 12 Rationen Johann Gerl, Gemling
Weix 16 Rationen Georg Schlauderer, Weix
Schlossberg 6 Rationen ohne Unterschrift

Im Februar/März 1812 zieht Napoleon mit 80.000 Mann, darunter 13.000 Mann Kavallerie durch unsere Gegend, fast alles Franzosen. Das Versorgungsmagazin in Eggmühl muss darum aufgefüllt werden. Das Landgericht in Kelheim hat zu konkurrieren. Der Markt Abbach muss 2 Schaff Haber, 60 Bund Heu a. 10 Pfund gegen versprochene Bezahlung. (Gutschein!) am 7.März, 15 Uhr, portofrei nach Eggmühl bringen. Wenn jemand sein Quantum im Acord übergeben will, so glaubt man, dass der Israelit Hittenbach die Lieferung übernimmt. Wenn jemand den Auftrag dem Israeliten übertragen will, muss er sich an den Rösslwirt Mathias Paul in Kelheim wenden. Ihn hat der Lieferant Lazarus zu seinem Geschäftträger ernannt. Für die Durchführung des Befehls ist jede Behörde zur strengen Beachtung verpflichtet. Der Markt Abbach zahlt an den Rösslwirt in Kelheim am 2.März 1812 lieber 32 Gulden.19

Am 29.Dezember 1812 als unsere Landsleute in Russland gegen Hunger und Kälte kämpften, schrieb das Königlich Baierische Landgericht in Kelheim an das Bürgermeisteramt in Abbach:

„Soeben hat man die Gemeindeführer von Sinzing und Kapfelberg beauftragt, alles Fleisch, Bier und Brot, welches am 26. und 29. dieses Monats von mehreren Ortschaften dahin geliefert worden ist, auf der Stelle nach Abbach abzuliefern. Das Bürgermeisteramt hat daher unverzüglich die Verfügung zu treffen, dass diese Naturalien in Empfang genommen, die abliefernden Führer hierüber quittiert, und die Lebensmittel selbst an die Quartiers Väter, besonders an die bedürftigsten , verteilt werden. Für 1 Ration wird auf den Mann 1 Pfund Fleisch, 2 Maß Bier und ½ Leibl , oder 1 ½ Pfund Brot gerechnet. (….)“20

Am 2.Januar 1813 ergänzte ein Schreiben der gleichen Landgerichtsstelle (Landrichter Melz):

„Nachdem in den hiesigen Magazinen noch einige Naturalvorräte vorhanden sind, welche dermal nach dem Abmarsche der Truppen hier nicht mehr notwendig sind, so will man diese in Erwägung, dass der Markt Abbach fortwährend mit Quartierslast überlegt war, zur Unterstützung der Bürger verabfolgen lassen. Die den Markt Abbach treffenden Lebensmittel sind;

350 Laib Brot, jeden zu 3 Pfund
8 Zentner Rindfleisch
23 Eimer braunes Bier.

Der Bürgermeister hat demnach die Verfügung zu treffen, dass die Viktualien morgen Dienstag den 5. dieses Monats in Empfang genommen, und (…). Zugleich ist unverzüglich anzuzeigen (a)…) b) ob nicht aus Verstoß das Schloß Eichhofen, die Pfarrei Eilsbrunn und die Einöde Aiglstetten auch noch nach Abbach geliefert habe. (…)“21

Hiermit schließe ich mit Akten aus dem Archiv. Man könnte endlos fortfahren!

Wenn sich jemand noch weitergehend informieren wollte, lese er:

 

– M.A. THIERS. HISTOIRE DE L’EMPIRE FAISANT SUITE A L’ HISTOIRE DU CONSULAT , Tome Deuxieme. S. 140 f. Paris 1866.
-: Freytag, Rudolf. Die Beziehungen des Hauses Thurn und Taxis zu Napoleon im Jahre 1804. Sonderdruck aus dem Archiv für Post und Telegraphie Nr. 1, 1920.
– Diözesanarchiv F 217 Bd. 15/9, Neuessing 1815/16, Memorabilia.
-135 Jahre Feuerwehr Peising. Festschrift 2007, S.140f.
– Leo Tolstoj. Krieg und Frieden. Roman.
17 Hubensteiner, Bruno. Bayerische Geschichte. Süddeutscher Verlag, München 1980, S. 239
1. Vgl. A.a.O.
2 Forster, Wolfgang, Namensliste sämtlicher Inwohner der Gemeinde Markt Abbach nach dem Grundakt der Steuerkataster-Kommission v.J.1823. In :Brief an die Gemeinde Bad Abbach vom 23.6.1955.
(Napoleon habe in Hs. Nr. 37 übernachtet, wo jetzt die Reiffaisenbank steht)
15 Übersicht, was der Markt für Quartier getragen ao. 1805 et 1806
16 Einberufungslisten des Landgerichts Kelheim für Abbach 1805 – 1806. Archiv XV.8.2.3.a
14 Register, was die Bürgerschaft (.) aufgenommen, und noch schuldigen Kapitalien für das 1808te Jahr, jährlich noch 4 % Intee
3 Schreiben des Landgerichts Kelheim an das Bürgermeisteramt von Abbach vom 30.Mai 1809. Archiv 8.2.3.b
4 Verzeichnis der von dem kaiserlich, königlich französischen alhier in dem Markt gelagerten Militaire im Monat April, so ferner gemachte Requisitionen und verursachten Kosten, verfasst im Monat Juni 1809. Archiv
8.2.3.b
5 Lieferliste vom 9. April 1809. Archiv 8.2.3.b
6 Schreiben des k. Landgerichts Kelheim an den Bürgermeister Mayer zu Abbach vom 17. April 1809. Archiv a.a.O.
7 Schreiben des K. Landgerichts Kelheim vom 17. April 1809 an Bürgermeister Mayer zu Abbach. Archiv a.a.O.
8 Schaden Beschreibungs Protokoll des Königl. Baierischen Markts Abbach. Den Bürgern seit dem Ausbruch des gegenwärtigen Krieges bis Ende Juni 1809 zugegangenen außerordentlichen Kriegsschadens. Archiv a.a.O.
13 Fleischaufschlagsteuer-Liste 1809. Archiv 8.1.2.b (VI.4)
9 Vorspannliste 1809 und 1813 . Archiv a.a.O.
10 Schreiben des K. Landgerichts Kelheim an das Bürgermeisteramt Abbach vom 20. Juni 1809
11 Depesche vom 19.März 1809
12 Schreiben vom Landgericht Kelheim an den Bürgermeister Maier in Abbach vom 31.Dez. 1809
18 Auftrag gemäß Regierungsblatt vom 11.Mai 1811. Archiv 8.1.1 (IV.6)
19 Circular- Abschrift des K. Generalkommissariats des Regenkreises vom 29.Febr. 1812. Archiv 8.1. (IV.6)
20 Schreiben des k.b.Landgerichts Landgerichts Kelheim vom 29.12.1812 . Archiv 8.2.3.b
21 a.a.O.

Von |2023-12-03T18:31:01+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

024: Abbach im 1. Weltkrieg (1914 – 1918)

Anfangs November 2008 (8.11.) waren es 90 Jahre, seit der 1.Weltkrieg zu Ende ging. Er forderte 8,5 Millionen tote Soldaten – eine traurige Bilanz!

Über den 1.Weltkrieg berichtet Fritz Angrüner im Abbacher Heimatbuch S. 88 f 1 in sehr knapper Weise. Die späteren Chronisten schenkten dieser Katastrophe, die auf die nachfolgende Zeit einen so verhängnisvollen Einfluss hatte, bisher noch wenig Aufmerksamkeit. So kann es nicht schaden, wenn ich auch auf dieses Kapitel eingehe.

„Mit Gott“ beginnt der Abbacher Apotheker und Vorstand des historischen Vereins, Maximilian Hengge, ein wahrhafter Patriot, die „Abbacher Kriegs-Chronik 1914 – 18“. Heute kann man, aufgeklärt wie man ist, fragen, ob man mit diesem Gruß in Sachen Krieg und Frieden den Namen Gottes nicht missbraucht hat.

Ich kann leider nur wenige Stellen aus dem 100seitigen, von Hand geschriebenen Buch zitieren, um den Wechsel der Gefühle von Enthusiasmus bis Resignation ein bisschen nachzuzeichnen:

Und so beginnt Maximilian Hengge seine Geschichte:
„Eine ernste, schwere , aber auch wahrhaft große, gewaltige Zeit ist es, in der wir leben und die uns der große, europäische Krieg gebracht hat, den uns unser Vaterland mit dem einzigen Bundesgenossen, Österreich–Ungarn gegen Russland, Frankreich, Belgien, England, Serbien, Montenegro und Japan auszukämpfen auferlegt hat. Die Türkei ist im November 1914 als Bundesgenosse für Deutschland in den Weltkrieg eingetreten.

Mit der Ermordung des österreichischen Thronfolgers am 28.Juni 1914 setzten die großen Ereignisse ein und, der sich vom Berge herabwälzenden Lawine gleich, wurden weitere Kreise in ihren Bereich gezogen, bis wir schließlich mitten im Kriege gegen sieben fremde Staaten standen. (….)
Die Schicksalsstunde hat (.) über Europa geschlagen und uns zur Seite ist als getreuer Bundesgenosse der österreichische Gesamtstaat gestellt, mit dem wir Schulter an Schulter den weit überlegenen Feind erfolgreich bekämpfen.“

Am 4.August 1914 begann mit der Rede des Kaisers Wilhelm des II die Mobilmachung und schon spürte man das Schlamassel auch in Abbach.

Hengge fährt fort:„ Die Störungen des Verkehrs, die die Mobilmachung am 4. August mit sich brachte, wurden auch in Abbach beobachtet, wenn diese auch anfangs hier, wo doch die Landwirtschaft vorwiegend ist, weniger in Erscheinung traten, da die Erntearbeiten mit großem Eifer betrieben wurden.
Im Oktober klagten die größeren Ökonomiebetriebe über Mangel an Eisenbahn-Güterwägen, der jedoch mit der Zeit vollständig behoben wurde, zudem am 15.November 1914 der vollständige Verkehr auf unserer Bahn mit Ausnahme der Nachtzüge für Personenverkehr wieder einsetzte. Größere Stockungen traten anfangs beim Detail-Handel (= Kleinhandel. A.d.V.) ein, indem besonders Bargeld in erster Zeit wie vom Boden aufgesaugt war. (…) Dieses alles hat sich aber mit der Zeit größtenteils ausgeglichen, da man einsehen lernte, dass mit kaltem Blute und unter Vermeidung von Engherzigkeit sich viele Schwierigkeiten besser überwinden lassen als mit überängstlichem Hasten und Sorgen (…) so blieb die Mahnung der Behörden und einiger besonnener Männer nicht unbeachtet, die das Volk aufforderten, das aufgesparte Goldgeld der Reichsbank zuzuführen, was hier größtenteils durch die kgl. Postexpedition geschah.
Obwohl die Reichsbank bekannt gab, dass zur wirtschaftlichen Kriegsführung das Gold der Bank übergeben werden soll, indem für 100 M Goldgeld 300 M Kassenscheine ausgegeben werden können, so gab es auch hier noch engherzige Egoisten, die da glaubten, einige Hundert Mark Gold aufbewahren zu müssen, falls der Feind ins Land kommen sollte, um nicht Hungers zu sterben.“

Während am Anfang des Krieges sich der Hass der Bevölkerung hauptsächlich auf Russland und Frankreich bezog, konzentrierte sich dieser immer mehr auf England, das den Plan verfolge, „unser ganzes deutsches Volk, Frauen und Kinder eingeschlossen, auszuhungern.“
„ Gott strafe England! Er strafe es!“ wurde ein deutscher Gruß.

Und so geht es im Bericht weiter:
„Weihnachten und Neujahr wurde wie überall, so auch hier in stiller Weise gefeiert. Wäre nicht vielfach der Vater, Bruder, Sohn usw. abwesend, so hätte nichts an den großen europäischen Krieg erinnert, der bereits im sechsten Monat dauert. Die allgemeine Volksstimmung wird am besten durch folgenden Vers geschildert:
Zeppeline vor, Flieger heraus!
Zieht durch die Luft, schützt Hof und Haus!
Gott sei mit Euch in schwerer Not,
Behüte euch vor frühem Tod !“

Doch auch durch Hymnen der Zuversicht ließ sich der Tod nicht aufhalten. Aus Abbach wurden 191 Männer in den Krieg eingezogen. Bis zu seinem Ende, und ein bisschen darüber hinaus, mussten 60 Männer ihr Leben lassen.
Als am 17.März 1917 der Kriegszustand mit Amerika unter Präsident Wilson eintrat, stieg die Zahl der Feinde auf elf. In der Heimat wurde die Gesamtlage kritisch.

Hengge schreibt weiter: „Die täglichen Bedarfsartikel wurden von Monat zu Monat geringer. Es musste in der Haushaltung gespart werden mit allen vorhandenen Mitteln. Die Lebensmittelnot in den Städten stieg von Tag zu Tag. Es mussten auf dem Land Sammelstellen errichtet werden, die Eier, Butter, Schmalz für die Stadt ablieferten. Für den Kammeralverband Kelheim hat Kaufmann Windl die Lebensmittelsammelstelle übernommen, und sind durch Einkauf aus der Abbacher Umgebung große Mengen abgeliefert worden. (…)“

Weiter heißt es: „Die Stimmung im Volk wird mit der Aussicht, dass der letzte Entscheidungskampf im Westen durchgefochten wird, besser als in vergangenen Monaten, in denen manche Familien die Not des Krieges kennen lernten, seitdem der Schleichhandel und Gesetzesübertretung stark zugenommen hatten und das Durchhalten vielen Familien erschwerten.“2

Ein Schlaglicht auf die Leiden des Volkes schon im zweiten Kriegjahr werfen auch die Kgl. Bezirksamtsschreiben an die Gemeindebehörden:
„Betreff: Einschränkung des Brotverbrauches“3
„Betreff: Kriegs-Wanderkochkurse“4
„Betreff: Verkehr mit Mehl – Erfassung der Selbstversorger“5
„Betreff: Landesratsverordnung zur Erhebung der Ernteflächen vom 1.- 4. Juli“6
„Betreff: Eiereinschränkung“7
„Betreff: Maßnahmen gegen Preistreibereien: Bis längstens 28. Juli ist zu berichten, welche Wirkungen bisher die Erlasse des Generalkommandos über die Bestrafung von Preistreibereien beim Lebensmittelverkauf, über Verhütung von Missständen beim Vieh- und Eierhandel, beim Handel mit Butter und Rindschmalz (..) hatten.“8
Das Bezirksamtschreiben trägt den Vermerk „Eilt“!
„Betreff: Fleischversorgung des Heeres: Laut Mitteilung der Zentralstelle zur Beschaffung der Heeresverpflegung ist die Lieferung von Rindern, Schweinen und Schafen für Heereszwecke erheblich im Rückstande. (…) Die bisherigen Fehlmengen stellen die regelmäßige Verpflegung und damit die Schlagfertigkeit der Armee in Frage.(..) Dem Herrn Bürgermeister wird zur Pflicht gemacht, nachdrücklich auf die Viehbesitzer einzuwirken, damit nicht die bereits angedrohte Enteignung durchgeführt werden muss, (…)“9
So hießen die Mandate schon in den ersten Jahren des Krieges. Er sollte aber noch drei ganze, lange Jahre dauern!

Am Anfang des Jahres 1918, schreibt Hengge, habe erstmals eine kirchliche Sylvesterfeier stattgefunden, in der der Cooperator Sterz unter anderem berichtet habe, dass allein im Jahre 1917 11 Krieger den Heldentod gefunden hätten. Damit war aber das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. Die Ernte des Todes dauerte bis zum 8. November 1918.

Wenn eine Familie das Los traf, erreichte sie vielleicht ein Brief folgenden Inhalts:
„ Im Felde, 20.8.1918
Geehrte Familie Pfeifer!
Während meiner fünfwöchentlichen Aushilfe an der Front verstarb am 5.8.1918 nachm. 6.15 Uhr im hiesigen Lazarett, zu dem ich eigentlich gehöre, Ihr lieber Gatte und Vater, der Landwehrmann Johann Pfeiffer v. 5. bay. Ers. Inf. – Regt.11.Komp. an den Folgen einer schweren Handgranatenverletzung. Nachträglich noch mein herzlichstes Beileid zu dem bitteren Verluste. Trösten Sie sich damit, dass er den schönsten Tod, den Ehrentod für sein Vaterland sterben durfte. Er ruhe in Frieden! (….)“10

M. Hengge beschließt sein Tagebuch mit der Bemerkung: „Am 8. November 1918 mit Einführung der bayerischen Republik und der Gewalt und Rohheit, dass zwei schwere Steine dem Chronikschreiber in die Fenster geworfen wurden, schließt die aus Patriotismus und Heimatliebe begonnene Aufschreibung über die wichtigsten Ereignisse in der Zeit von August 1914 bis 8. Nov.1918“11
(Es folgen noch Heldenlisten.)

Schon im Frühling 1922 berief Bürgermeister Meindl einen Kriegerdenkmal–Ausschuss ein, dem Dr.Schmitz, Apotheker Hengge, Gutsbesitzer Seidl, Bildhauer Roggenhofer, Steinbruchbesitzer Schuderer und der Kirchenmaler Seidl angehörten.

Das Kriegerdenkmal wurde am Ortsausgang an der Augsburgerstraße, gegenüber dem späteren alten Rathaus aufgestellt, nachdem man von den Badbesitzern Linxen und Hoegn den Standplatz erwerben konnte.

Es war ein monumentales Werk entstanden, das ein knieender Soldat in
feldmarschmäßiger Ausrüstung krönte. Die Namen der Helden wurden in vier Tafeln gemeißelt. Der Fliegerleutnant Heinrich Geigl wurde auf einem Extrarelief hervorgehoben. Während der Nazizeit war das Kriegerdenkmal oft Ausgangs- oder Zielpunkt von Gedenkfeiern und Aufmärschen.

Im Jahre 1959 wurde das Kriegerdenkmal in den Friedhof auf dem Berg in eine eigene Nische versetzt. Der damalige Bürgermeister Otto Windl enthüllte die um die Helden des 2.Weltkrieges erweiterten Beitafeln unter Beisein der Abbacher Bevölkerung.

Trotz großer Not, die während des 1.Weltkrieges auch in der Heimat herrschte, gab es in Abbach erfreuliche charitative Initiativen:
Am 15. Mai 1915 berichtet Apotheker Hengge, dass in Abbach eine „Webzeugsammlung“ stattfand, womit man die Soldaten an der Front mit warmer Winterwäsche ausrüsten wollte. Die Aktion lief unter dem Titel „Krieger Wollwoche“. Außer Geld wurden in Abbach 5 ½ Zentner Wollsachen abgeliefert.12

Der selbe Chronist berichtet aus dieser Zeit: „Auf Anregung des kgl. Bezirksamts Kelheim wurde in den ersten Kriegswochen ein eigener Ausschuss für die Fürsorgetätigkeit für die Angehörigen Abbacher Krieger gegründet. Außer dem Bürgermeister sowie einigen Gemeindeausschussmitgliedern wurden in dieses Gremium noch die Herren Hochw. Herr Pfarrer Tempel sowie Distrikttierarzt Frank gewählt. Besonders Letzterer entfaltete anfangs eine rührige Sammeltätigkeit, so dass zu diesem Zwecke namhafte Summen zusammenkamen. So viel bekannt wurde, haben sämtliche hiesigen Vereine 50 – 100 M gespendet. Es wurde auch das Vereinsvermögen der Abbacher Liedertafel, die leider seit Jahren wieder inaktiv war, auf Anregung des früheren Vorstandes, sowie der noch vorhandenen Mitglieder in der Höhe von 130 M zu diesem Zweck (…) übergeben. Aus der staatlichen Fürsorge für die Angehörigen der Kriegsteilnehmer (…) sind bis Februar 1915 nur kleine Summen zur Verteilung gekommen, und zwar in der Form des Ankaufs von Lebensmitteln. Zu letzterem Zweck wurde vom Bürgermeister eine von der Regierung eingeschickte Summe von 300 M verwendet.“ 13
Um diese Angabe zu komplettieren sei hinzugefügt, dass vom August 1914 bis 31.März 1915 65 Familien und Einzelpersonen in Abbach mit 6 bis 30 RM monatlich, je nach Familiengröße, mit insgesamt 1950 RM unterstützt wurden.14

1 Angrüner, Fritz. Abbacher Heimatbuch, Abbach 1973, S. 88 f
2 Kriegs-Tagebuch 1914 – 1918 des Apothekers Maximilian Hengge/ Auszüge
3 Bezirksamtschreiben v. 02.01.1915
4 Bezirksamtschreiben v. 27.02.1915
5 Bezirksamtschreiben v. 27.03.1915
6 Bezirksamtschreiben v. 27.06.1915
7 Bezirksamtschreiben v. 12.07.1915
8 Bezirksamtschreiben v. 20.07.1915
9 Bezirksamtschreiben v. 17.08.1916
10 Brief aus der Front an die Fam. Pfeifer, dem Archiv gegeben von Jos. Sedlmeier
jetzt Beilage zum Kriegstagebuch.
11 Hengge Maximilian Kriegs- Tagebuch 1914 –1918. S.79
12 Hengge,. Maximilian. Abbacher Kriegs-Chronik 1914 – 18, S.7,13. Archiv von
Bad Abbach XVI.14.2.2.
13 A.a.O. S.13.
14 Verzeichnis der Empfänger von Familieunterstützung, Liste I, August 1914 bis 31.
März 1915. Archiv von Bad Abbach 7.6.2.

Von |2023-12-03T18:29:45+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

025: Bad Abbach im 2. Weltkrieg (1939 – 1945)

1934 schloss Hitler den deutsch-polnischen Nichtangriffspakt. Als aber Polen den Verträgen Hitlers nicht mehr traute, suchte es bei England und Frankreich Rückhalt. Da erteilte Hitler für den 1.9.1939 den Befehl zum Angriff auf Polen. Das Grauen des 2.Weltkrieges begann. Dieser entwickelte sich zu einem Flächenbrand, der die ganze Welt überzog.

Auch in Bad Abbach erlebten wir es schmerzhaft und angsterfüllt, wie unsere Väter und Ehemänner, wehrfähige Männer jeglichen Standes und Alters, schließlich auch Frauen, zum Wehrdienst einberufen wurden. Ich selbst erfuhr diesen Schmerz als Kind nachhaltig und einprägsam, wie mein Vater als einer der ersten schon 1939 nach Polen eingezogen wurde. Meine Mutter und wir zwei Kinder bangten, wie ungezählte andere Kinder Abbachs, ab da täglich um das Leben und die Unversehrtheit unseres Vaters und sehnten seine Heimkehr herbei.

Nur einige Akzente und Mosaiksteinchen des Kriegsbildes, das ich aus meiner Kinderzeit noch in Erinnerung habe, seien aufgeführt:

Immer, wenn eine Todesnachricht vom Felde kam: „Auf dem Felde der Ehre ist für Führer und Großdeutschland den Heldentod gestorben“, fand in der Kirche zum hl. Nikolaus der Heldengottesdienst statt. Es ging mir als Ministrant durch Mark und Bein, wenn der magere Chor das „Ich hatt`einen Kameraden“ sang, und die Böllerkanone knallte.

Die Altstoff- und Heilkräutersammlungen habe ich auch noch im Kopfe. 1942 z. B. hieß es einmal: „Ein Jahr stolzester Erfolge unserer Wehrmacht liegt hinter uns, aber auch ein Jahr größter Anspannung auf allen Gebieten. Wenn unsere Feinde die Rohstoffarmut unseres Vaterlandes auf ihre Rechnung setzten, haben sie unter vielem anderen vergessen, dass deutscher Erfindergeist und deutsche Organisation dort Rohstoffwerte schafft, wo plutokratische Gedankenarmut und jüdischliberalistische Wirtschaftführung am Ende ist.“ 1

Auf unserem Schulspeicher häuften sich Berge von Altpapier, Knochen, Schrott und Alttextilien. Als Dank wurden für ganz Deutschland 5 eigenhändig von Reichsmarschall Hermann Göring signierte Brustbilder für die Sammelsieger ausgelobt.2

In unserer Schule wurden auch auf Befehl des Bezirkschulrats großflächige Heilkräuterteppiche zum Trocknen aufgelegt.3

Auch Texte diesen Inhalts wurden zur Kenntnis gebracht:
„Luftschutzmaßnahmen bei Abwurf von Brandbomben, Brandplättchen usw. in Wäldern und ländlichen Bezirken.“4

Landratsschreiben an die Bürgermeister jedwelchen Sachverhalts oder Bedarfs hatten Hochkonjunktur. Im März 1945 waren es bereits 1041 der Amtsstelle des Landrats. Sie zu analysieren wäre eine interessante Aufgabe für sich. Dem Archiv liegen Hunderte davon vor.

Im März 1945 gab es die Schulen betreffend folgende Hiobsbotschaft:
„In den letzten Wochen musste eine Reihe von Schulgebäuden als Lazarette, Hilfskrankenhäuser, Entbindungsheime freigegeben werden. Mit einer weiteren Inanspruchnahme von Schulgebäuden für diese Zwecke sowie für Unterbringung von Flüchtlingen ist in steigendem Maße zu rechnen .(…)“5

Die Schulleiter hatten aber dafür zu sorgen, dass in geeigneten Ersatzräumen wenigstens ein Notunterricht stattfand. In Abbach geschah dies z. B. im Kellerraum des damaligen Kindergartens. Die Schule wurde im April 1945 zerschossen. Aber dennoch mussten dort Flüchtlinge hausen. Die Fenster waren mit Brettern vernagelt, eine Schütt Stroh am Boden war ihr Nachtlager. Es dauerte lange, bis dort wieder Schule möglich war.

Was meine Erinnerung als Kind stark prägte, waren die angstvollen Nächte. Wegen der ständigen Bombardierungen gab es 1944/45 kaum mehr eine ungestörte Nacht. Wenn die Sirene heulte, hieß es heraus aus dem Bett und mit dem Lebensnotwendigsten ausgerüstet in den Luftschutzkeller rennen. Für meine Familie war dies der Badkeller, der sich tief in den Schossberg bohrt. Er war dann voller Menschen, die sich wie aufgescheuchte und verängstigte Tiere aneinander drängten.

Wir empfanden es als eine Erlösung, als die Sirenen nach dem Krieg sogar im Falle einer Brandkatastrophe schwiegen. An ihrer Stelle blies mein Vater Alfons Kraus, sen., wie vor dem Krieg, sogleich ab seiner Heimkehr aus englischer Kriegsgefangenschaft bis 1950 beim Ausbruch eines Brandes das Feuersignalhorn an festen Punkten Abbachs, die er mit dem Fahrrad erreichen konnte.

Von den Lebensmittelkarten, einem lebenserhaltenden Grundinstrument kargen Lebens während aller Hungerjahre vom 1.Weltkrieg bis zur Währungsreform 1948, muss ich noch berichten:

Wenn es regelrecht zuging, gab es keinen Bissen im Mund der Menschen, der nicht vom Vaterland durch Marken verordnet worden wäre. Ein Missbrauch derselben war ein schweres Delikt. Auch sonst gab es vom Fahrradschlauch bis zum Küchenbesen nichts zu kaufen, wofür man keinen Bezugschein brauchte.

Wer nur in geringster Hinsicht als Selbstversorger eingestuft werden konnte, dem wurden die diesbezüglichen Marken gestrichen. In dieser Zeit blühte das „Hamstern“ bei den Bauern, das „Fringsen“ (nach Kardinal Frings, Köln, benannt, der „Mundraub“, z.B. Klauen von Kartoffeln von fremden Äckern ohne Gewissensbisse, für legal hielt, wenn man sich nur nicht erwischen ließ), Tauschgeschäfte für Lebensmittel waren hoch im Schwung.

An Weihnachten 1942 gab es pro Person auf Lebensmittelmarken zusätzlich 2 Eier – und man war darüber glücklich!6 An Weihnachten 1944 wurden 2 Eier, 125g Fleisch und 125g Süßwaren pro Person als Sonderration zugeteilt.7

Am 8.Mai 1945 ging der 2.Weltkrieg zu Ende. Wir Abbacher erlebten das Kriegsende Ende April 1945 mit Angst und Schrecken. Doch darüber ist in Heimatheften genug geschrieben worden.

Was hat uns am Ende der „totale Krieg“, den uns Hitler und sein Propagandaminister Göbbels voraussagten, gebracht?

16 Millionen Soldaten waren insgesamt gefallen, die Zahl der Menschen, die durch Luftangriffe umkamen, lässt sich nicht feststellen. Insgesamt soll es im 2.Weltkrieg 40 Millionen Tote gegeben haben.

Die Abbacher Listen von 1945 über Kriegsgefangene, Vermisste, verschollene und Gefallene sprechen eine erschütternde Sprache.8

Am Kriegerdenkmal im alten Friedhof sind einschließlich der Vermissten 156 Kriegsopfer aus Bad Abbach verzeichnet.

Über 29 Millionen junge Menschen kehrten weltweit als Blinde, Kranke, Arm- und Beinamputierte heim. In den Vernichtungs- und Zwangsarbeitslagern wurden 11 Millionen Menschen ermordet. Dazu gehören auch die Geschundenen und Toten im Lager Saal/Do., ganz in unserer Nähe. Dann die Flüchtlinge, die nach dem Potsdamer Abkommen im August 1945 innerhalb von zwei Stunden ihr Heimathaus verlassen und einen Marsch in die Fremde mit ungewissem Ausgang antreten mussten.

In Deutschland waren 4 Millionen Wohnungen zerstört, weitere 4 Millionen gingen durch Vertreibung verloren.9

Auch in Abbach war das letzte kaum zumutbare Loch, nach Abbacher Quartierlisten ca. 300,10 mit Flüchtlingen besetzt. Die meisten wohnten im Bad, Hs. Nr.10. Jugendliche waren ohne Lehrstelle.

Wieder einmal stand unsere Heimatgemeinde vor dem Ruin, und keiner hätte damals geglaubt, dass ihm einmal ein Wirtschaftswunder folgen könnte.

Für uns Kinder gab es bis es so weit war zum Glück die Schulspeisung. Aber nicht alle Eltern waren in der Lage, monatlich 1.70 DM zu bezahlen. Da übernahmen sog. Paten, 20 Einzelpersonen, die Freiwillige Feuerwehr, der TSV, die Pfarrei, die CSU und SPD, besonders Viktor Höign und Peter Grgas, 70 Patenschaften zu je 7.-DM. So wurde uns Kindern in schwerer Zeit, ohne Rücksicht auf die wirtschaftliche Lage der Eltern, die Gesundheit erhalten und eine normale körperliche Entwicklung ermöglicht.11

 1 Rundschreiben Nr.61/42 des Regierungspräsidenten für den Wehrwirtschafts-bezirk XIII Fürth i.Bay. v. 21.2.1942
2 Schreiben des Landratsamts Kelheim an die Schulleitungen v. 8.4.1942
3 Anweisung des Bezirksschulrats Wiesend v. 22.5.1942
4 Der Landrat von Kelheim an die Schulleitungen v. ?.5.1942
5 Landratschreiben Nr. 1041 v. 23.03.1945
6 Landratsschreiben v. 30.11.1942 Ernährungsamt Nr. 2194
7 Landratsschreiben v. 13.12.1944 Ernährungsamt Nr. 2475
8 Siehe Listen im Archiv von Bad Abbach XV.14.1.3
9 Vgl. Bay. Schulbucg Verlag. Wir erleben Geschichte. SS.221 – 226
10 Siehe in Archiv Bad Abbach XV
11 Schulspeisung, verschiedene Zusammenhänge. Archiv von Bad Abbach I.
10.4.1.a bis I.10.4.3.b.

Von |2023-12-03T18:28:22+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

026: Oberndorf – Geschichtliches

Ausstellung 15.3.2005 im Schaukasten im Archiv

Gemeindewappen von Oberndorf

Bürgermeistermedaille mit Band
angeschafft am 20. Januar 1870

Kommunalrechnung der Landgemeinde Oberndorf von 1877
Mit einem Aktivrest von 188 RM

Beratungsbuch der Gemeinde Oberndorf
-28.3.1946- mit der Option auf Selbständigkeit

Sitzungsniederschrift der Gemeinde Oberndorf
– 25.12.1975 – mit der Option auf Anschluss an Bad Abbach

Auszug aus der Rechtsverordnung der Regierung von Ndb.
Wegen des Anschlusses an Bad Abbach zum 1.1.1978

13.8.1666
Revers zwischen der Kirchengemeinde Oberndorf und Pfarrer Mathias Gagenmayer im Beisein des Prüfeninger Hofrichters Michael Stadler wegen der Errichtung einer Kuratie etc.

Oberndorf
Der Name bezieht sich auf seine geographische Lage von Matting aus gesehen und heißt so viel wie das Obere Dorf. Es ist ein uraltes Winzer- und Fischerdorf zwischen den Berghängen des fränkisch-schwäbischen Jura und dem Donaustrom.
1007 wurde es von Kaiser Heinrich II. , dem Heiligen, mit Ahebach an das neu gegründete Bistum Bamberg geschenkt, mit der Urkunde (angeblich) Ottos von Bamberg 1138 (in Wirklichkeit 1224) wurde es der Jurisdiktion des Klosters Prüfening (gegründet 1119) unterstellt, der es bis zur Säkularisation 1803 unterlag. Ab dieser Zeit entwickelte sich das Dorf zu einem gesunden und selbstbewussten Gemeinwesen mit vorwiegend landwirtschaftlichem Charakter. Die vorwiegende Bodenkultur bestand bis etwa 1760 in Weinbau. Auf einer Schullandkarte von 1817 war dieser aber bereits vollkommen verschwunden und dem Anbau von Hopfen gewichen. Dies veränderte auch die Lebens- und Trinkgewohnheiten im Dorfe. Das Schwinden der Winzergemeinschaft begünstigte ab etwa 1700 das Aufblühen des bis 1945 einzigen Dorfkruges, einer Brauerei, die nach vermutlich vier Vorgängern im Besitz der Familie Berghammer ist. Die finanzielle Stabilität der Gemeinde zeigt sich beispielsweise im Haushalt 1877 bei einem Aktivrest von 188 RM (Archiv von Bad Abbach,1.XXII. 22.1).

Sowohl in geistlicher als auch weltlicher Hinsicht wollte Oberndorf am liebsten immer die Eigenständigkeit erhalten und wahren. Eine schriftliche Petition von 1666 der Kirchengemeinde von Oberndorf und des Kloster-Prüfeninger-Hofmarks-Richters Michael Stadler an den Abbacher Pfarrer Mathias Gagenmayer beinhaltet das Bestreben, eine Kuratie zu werden. Dies bedeutete die Lostrennung von der Dominanz von Abbach, wie es bis zum Erfolg im Jahre 1686 auch von Dünzling betrieben wurde. (Archiv von Bad Abbach 1. XVI .II/1. 22.1). Diese Initiative wurde auch in der Folgezeit einige Male, vorzüglich 1837, vergeblich zwar, immer wieder gestartet. Oberndorf blieb Filiale von Abbach.

1946, nach dem 2.Weltkrieg, war beabsichtigt, Oberndorf kommunal an Bad Abbach anzugliedern, wogegen man sich durch Gemeinderatsbeschluss vom 28.3.1946 mit dem Hinweis auf die landwirtschaftliche Struktur, die hinreichende Bevölkerungszahl und Wirtschaftskraft sowie die eigene Schule erfolgreich zur Wehr setzte. Die Bayerische Gemeinde-Gebietsreform von 1972 zwang den Ort, sich zum 1.1.1978 an Bad Abbach anzuschließen. Das Stimmenverhältnis im Gemeinderat war mit 9:0 dieses Mal einstimmig positiv. Der letzte Bürgermeister hieß Ernst Gassner. Der Haushalt galt mit einem Aktivrest von 54.040 DM (Einnahmen 358.376 ; Ausgaben 304.335) mehr als ausgeglichen.

25.10.1837
Die erneute Ablehnung der Erhebung der Filiale Oberndorf durch die Regierung des Regenkreises und den Bischof von Regensburg

Urkunde von angeblich 1138 (richtig 1224) des Bischofs von Bamberg, Ottos I. als Fundationsbrief. Erste namentliche Erwähnung Oberndorfs.

Die Bürgermeister aus Oberndorf
(aus Gruber, Franz. Geschichte von Oberndorf. In: Unsere Heimat, Heft 39/2012, S. 75

026 Oberndorf Geschichtliches

 

Von |2023-12-03T18:27:27+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

027: Saalhaupt – Geschichtliches

Die Gründung Saalhaupts geht weit in die keltisch-römische Zeit zurück. Das Dorf wurde 887 erstmals urkundlich erwähnt, als es an das Kloster St.Emmeram in Regensburg geriet. In der Zeit Apians (1592) waren besonders die alte Kirche und ein Herrschaftssitz erwähnenswert. Die erwähnte Kirche St. Peter und Paul wurde zwischen 1720 und 1740 umgebaut und barockisiert. Der Adelssitz gehörte einst den Herren von Abensberg, die „das Dorf Saalhaupt samt dem Sitz darin und dem Gericht und aller Herrlichkeit daselbst, ingleichen die beiden Einöden Fuchsbrunn (Voxbrunn) und Wailar (Weilhof)“1 1450 an den Bayerischen Herzog Albrecht verkauften.

Der genannte Weilhof geht als Villa oder Vicus auf die Römerzeit zurück, und lag als Haltepunkt für berittenes Volk, Pferd und Wagen und möglicherweise Umschlagplatz für Waren an der römischen Fernstraße Regensburg Rom über Moosburg, Rosenheim, Brenner.2

Der Name Saalhaupt wird von den topogafischen Gegebenheiten abgeleitet: „Saalhaupt , im 11.Jh . Sallahobet genannt, heißt Oberstes, Ursprung, Quelle der Saale“3

Gleich am Anfang des Ortes, wenn man von Bad Abbach kommt, bildet ein kleiner Teich, heute Espenweiher genannt, den Ursprung der Salla, den Teugner Mühlbach , der unterhalb Lengfelds in die Donau fließt.
Kirchlich gehört Saalhaupt immer schon als Filiale zur Pfarrei Abbach, wie schon in der ersten Diözesanmatrikel der Diözese Regensburg von 1433 bestätigt ist. Vorher wurde es wohl von der Vorgängerpfarrei Eiglstetten aus pastoriert. Wegen der großen Entfernung zur Pfarrkirche St.Nikolaus in Abbach (6 km) besuchte man Sonntags den Gottesdienst lieber im näher gelegenen Dünzling oder Teugn.
Aus den Erträgnissen der Filiale Saalhaupt konnte z. B. Pfarrer Martin Otto die in seiner Zeit finanziell häufig sehr prekäre Lage der Pfarrei Abbach sicher nicht sanieren. In einer Durchschnittsberechnung Ottos über 10 Jahre stellte sich 1848 / 49 heraus, dass aus Zinsen von Anlagegeldern in dieser Zeit zwar 636 Gulden 1 Kreuzer 2 Heller erlöst wurden. Der Zehent ergab zusätzlich 102 Gulden 19 Kreuzer 1 Heller. Als Stock- und Sammelgeld kassierte man 17 Gulden 54 Kreuzer. Blieb noch das Hochzeit- und Beerdigungsgeld in Höhe von 26 Gulden 3 Kreuzer 2 Heller. Dies bedeutete einen Jahresgewinn von 178 Gulden 12 Kreuzer 13 Heller.
Demgegenüber fielen in 10 Jahren auf Schuldzinsen 85 Gulden 18 Kreuzer 2 Heller, auf Staats- und Kammeralausgaben 15 Gulden 18 Kreuzer 3 Heller, für Kirchenbedürfnisse 651 Gulden 16 Kreuzer 6 Heller an, für das Stiftungsgebäude, die Kirche ist wohl gemeint, gab man 127 Gulden 27 Kreuzer 6 Heller aus. Das bedeutete pro Jahr Ausgaben in Höhe von 87 Gulden 53 Kreuzer 17 Heller.
Die Jahresrendite lag also bei 90 Gulden 18 Kreuzer 56 Heller, also kein fürstliches Salär!4

Die finanzielle Lage der politischen Gemeinde stellte sich nicht rosiger dar:
Im Jahre 1848 sollte sie sich beim Bau der neugotischen Pfarrkirche zu Abbach finanziell und mit Hand- und Spanndiensten beteiligen. Da baten die Saalhaupter das königliche Bezirksamt in Kelheim aus folgenden Gründen um Absolution:5

1. habe die Gemeinde 1843 die Hälfte zum Schulhausbau beisteuern müssen und müsse fortwährend die Baulast tragen,
2. für den Bau der Distriktstraße von Köfering nach Lanquaid habe das Dorf , Hand- und Spanndienste nicht mitgerechnet , 200 Gulden zahlen müssen,
3. 1847 sei die Kirche mit Turm verputzt worden,
4. müsse die baufällige Friedhofmauer ohne Aufschub aufgerichtet werden, was wieder, ohne die Hand- und Spanndienste zu rechnen, 200 bis 300 Gulden kosten wird,
5. sei das Gemeindehaus zu Saalhaupt einsturzgefährdet, die Reparatur müsse die Gemeinde tragen, ebenso die laufenden Unterhaltskosten.

Der Grund für die wirtschaftlich nicht gerade spitzenmäßig aufgestellte Landgemeinde liegt sicher in der Monokultur. In Saalhaupt gab es schon in den 1940er und 50er Jahren außer Landwirtschaftbetrieben nur eine Schmiede, zwei Krämer und zwei Wirtshäuser.

1940 wurden die Bauern von Saalhaupt noch dazu gezwungen, für die geplante Reichs-autobahn zwischen Wolnzach und Regensburg fruchtbaren Ackerboden unentgeltlich abzutreten. Die Entschädigung sollte nach Vermessung erfolgen. Nachdem jedoch ewig nicht vermessen wurde, erhielten die Betroffenen nur einen Pauschalbetrag überwiesen. Weil jedoch die grundbuchamtliche Eintragung wegen des Fehlens exakter Daten nicht möglich war, zahlten die Bauern noch viele Jahre für den enteigneten Grund lästige Steuern. Der Streit mit dem Autobahnbauamt in München zog sich bis weit in die 1950er Jahre hin.6
Aus dem neuen Liegenschaftskataster des Vermessungsamts in Abensberg7 ersehen wir 1955 noch den monokulturellen Charakter der Saalhaupter Gemarkung:

Ackerland 356 ha 90 a 24 qm
Gartenland 2 ha 42 a 31 qm
Grünland 48 ha 29 a 28 qm
Streuwiese 9 a 20 qm
Hutung 2 ha 45 a 70 qm
Wald 132 ha 63 a 95 qm
Wasserfläche 42 a 50qm
Abbauland 28 a 10 qm
Unland 3 ha 50 a 40 qm
Gebäudefläche und Hofraum 4 ha 58 a 91 qm
Straßen, Wege und Plätze27 ha 75 a 81 qm
Sonstige Nutzungsart 2 a 50 qm
Wiesen ohne Angabe
Gesamtfläche 579 ha 68 a 90 qm
Anzahl der Flurstücke 904.

Wie die Gemeindebesichtigung von 1962 und früherer Jahre ausweist, war Saalhaupt immer eine wohl geordnete und gut verwaltete Landgemeinde, die am 1.1.1978 in den Markt Bad Abbach als neuer Ortsteil übernommen wurde.
Wir danken dies neben den Bürgern von Saalhaupt vor allem ihren Gemeinderäten, an ihrer Spitze jeweils den Bürgermeistern. Diese waren seit 1845:

1845 – 1851 Josef Kaindl
1852 – 1860 Georg Auer
1860 – 1870 Johann Voxbrunner
1870 – 1880 Georg Gierstorfer
1881 – 1893 Georg Schmidbauer (Vox)
1893 – 1899 Johann Schmidbauer (Köglmeier)
1900 – 1911 Georg Schmiedbauer, jun (Vox)
1912 – 1924 Josef Schmidbauer (Köglmeier)
1924 – 1945 Josef Brunner
1945 – 1947 Josef Geserer
1948 – 1970 Johann Wallner
1971 – 1977 Anton Lehner8

027 Saalhaupt Geschichtliches

1 Rieger, Georg. Geschichte der Stadt Kelheim. Erstes Buch Allgemeines; Stadt und Bezirk Kelheim
Druck von Ed .Leik`s Ww., Kelheim 1929 S.233
2 Winter, Otto. Flurnamen sammeln in Saalhaupt. Bausteine 1959. Schulamt Kelheim 1959. S.17.
3 Rieger.a.a.O.
4 Otto,Martin, Pfarrer. Durchschnittsberechnung für die Filialkirche Saalhaupt 28.1.1850,
Archiv von Bad Abbach / Saalhaupt II. 3.1.2
5 Protokollbuch Saalhaupt ab 1845. Archiv von Bad Abbach II 3.1.2
6 Autobahn Bauakten im Archiv von Bad Abbach . Saalhaupt VIII
7 Liegenschaftskataster für Saalhaupt , Schreiben des Vermessungsamts Abensberg vom 5.4.1955
8 Aus verschiedenen Akten, besonders Ratsprotokollen von Saalhaupt. Archiv von Bad Abbach, Ortsteil
Saalhaupt.

Von |2023-12-03T18:25:11+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

028: Lengfeld in Vergangenheit und Gegenwart

In der ersten urkundlichen Erwähnung Lengfelds im Jahre 856 trägt es den Namen „Lenginveld“, d.h. Wohnsitz zum langen Feld. 1007 wurde es von Kaiser Heinrich II. mit Ahebah an das neu gegründete Bistum Bamberg geschenkt. In der Prüfeninger Urkunde von 1138 (vermutlich 1224) kommt es von Bamberg an Kloster Prüfening und trägt bereits den Namen Lengfeldt.

Um die Jahrtausendwende hat Lengfeld mit dem dazugehörigen Ortsteil Alkofen bereits eine beachtliche geschichtliche Vergangenheit:
Es war schon in der Steinzeit besiedelt, was reiche Funde „am Feldl“ beweisen.
In der Saaler Au, auf dem sog. Wiesacker, fand 508 unter Anführung des Herzogs Theodo vermutlich die Entscheidungsschlacht zwischen den germanischen Stämmen und den Römern statt, was das ungewöhnlich große Hochwasser von 1845 an den Tag brachte. Dieses schwemmte nämlich die gesamte Humusdecke fort und brachte die ganze damalige Heeresausrüstung an das Licht: Lanzen, Pfeile, Ketten, Helme, Schilde, Geschirr, Trümmer von Metallspiegeln und Gegenstände aller Art. Haufenweise wurden römische Münzen aufgesammelt, die aber zum Großteil verscherbelt, und nur zum geringsten Teil an die Museen in Regensburg und Landshut abgegeben wurden.

Im Jahre 1871 fanden im Zusammenhang mit dem Bahnbau auf dem sog. Ziegelfeld Grabungen statt, die Funde einer römischen Befestigungsanlage hervorbrachten.

Der Boden in der Gemarkung Lengfeld/ Alkofen ist geschichtsträchtig und birgt Spuren von frühen Menschen, die am Wasser siedelten, von Römern, Germanen und Baiuwaren.

Der genannte Wiesacker war im Mittelalter Standort eines großen Hofes und einer zwei- türmigen Kapelle, dem hl. Nikolaus, dem Patron der Schiffer, geweiht. Beide wurden abgetragen und entfernter von der Donau, sicher vor Überschwemmungen, wieder neu errichtet. Die ursprüngliche Lage ganz an der Donau, lässt darauf schließen, dass diese Stelle einmal Lande- und Rastplatz für Donauschiffer war.

Im nahen Lengfeld befindet sich seit dem Mittelalter eine Kirche dem hl. Bartholomäus geweiht. Sie mag in den Ursprüngen auf die Gotik zurückgehen. Die Mutter Gottes Figur und die beiden Bildstöcke des hl. Laurentius und Vitus, viel verehrte Bauernheilige, verweisen auf eine Entstehungszeit um 1500. Im 30-jährigen Krieg (1618 – 1648), in dem die Schweden über Lengfeld und Umgebung ab 1635 unsägliches Leid, Vernichtung und Tod brachten, wurde auch die Kirche arg ramponiert und ausgeplündert. Darum wurde sie um 1730 im barocken Stil neu aufgerichtet.

Pfarrlich betrachtet hatte Lengfeld mit Alkofen eine wechselhafte Zugehörigkeit: Prüfeninger Mönche (1273, 1650), Mönche aus Weltenburg von Poikam aus (bis 1714), die Pfarrer von Teugn und Kapfelberg (1654 – 56), zeitweise auch ein eigener Pfarrer am Orte (1463 – 1635; 1789), übten die Jurisdiktion aus. Heute gehört Lengfeld, obwohl auf Bad Abbacher Gemeindegrund liegend, als Filiale zur Pfarrei Teugn (seit 1811).

1486 wurde für die Kapelle eine Kirchenglocke gegossen. Sie tragt die Namen der Heiligen drei Könige. 1625 fügte die Kirchengemeinde dieser eine neue Glocke aus der Gießerei Schelchshorn in Regensburg hinzu und weihte sie dem Kirchenpatron Bartholomäus, dessen Bild sie trägt.

Historische Bedeutung hatten die Steinbrüche um Lengfeld. Die Römer brachen im Greppengrund bei Alkofen Steine und brachten sie nach Regensburg. Die Porta Praetoria, römische Grabdenkmäler und andere Baulichkeiten wurden mit ihnen hergestellt. Auf der Anhöhe im Greppengrund wurde der Kopf des Kaisers Septimius Severus gefunden, der sich in Regensburg im Museum befindet.

Aus dem Steinbruch bei der Dantschermühle, dem „Steinbruch an der Leiten bei der Tunau (Donau)“ wurden Quader aus Grünsandstein zum Bau der Steinernen Brücke (1135) und des Emmeramsturmes in Regensburg, sowie des Domes in Passau gewonnen.

Kalksteinwände, die bei Lengfeld/Alkofen an der Straße von Regensburg nach Augsburg, bei häufigem Hochwasser und Eisstoß ohnehin schon unpassierbar, z.T. hinderlich bis in die Donau überhingen, wurden 1792 – 1797 unter Kurfürst Karl Theodor von Wasserbaudirektor Adrian von Riedel durch Absprengen dem Ausbau der Straße geopfert. Davon zeugen die Inschriften auf den Steintafeln beim Löwendenkmal und beim Teufelsfelsen.1

Es sei erwähnt, dass es außer dieser Straßenverbindung seit alter Zeit auf der Donau an Lengfeld und Alkofen vorbei einen regen Schiffsverkehr gab, von dem heute noch der „Reitweg“ an der Donau , ein uralter Treidlweg , auf dem Schiffe, Plätten und Flöße von Pferden Donau aufwärts gezogen wurden, Zeugnis gibt.
1847 wurde ein regelmäßiger Dampfschiffsverkehr zwischen Regensburg und Donauwörth eingerichtet, aber nach der Eröffnung der Donautalbahn Regensburg – Ingolstadt am 01.06.1874 wieder abgeschafft.2

Aus der Bibel kennen wir den Spruch: „Wenn euch eure Kinder um Brot bitten, gebt ihr ihnen keinen Stein zu essen.“ In Lengfeld aber wurde seit den 1870er Jahren buchstäblich Stein in Brot verwandelt:

Damals entstand in Alkofen ein Zementwerk, wo der Rohstoff Kalkstein aus dem Kapfelberger Steinbruch, per Seilbahn über die Donau befördert, zu Zement verarbeitet wurde. Wer in Lengfeld/Alkofen nicht von der Landwirtschaft lebte, verdiente zum größten Teil für sich und seine Familie das Brot in dieser Fabrik. Es handelte sich um eine „Portlandzement – Fabrik mit Dampfkessel und Maschinenanlage, Generatorengasanlage und Kalkmühle.“3

028 Lengfeld in Vergangenheit und Gegenwart 01

Fortlaufende „Nachweisungen“ aus dem Bürgermeisteramt Lengfeld über die Beschäftigten im Zementwerk von 1901 – 1926 zeigen, dass bei Hasselmann und Kester in der Fabrik in Kalkofen, im Steinbruch in Kapfelberg, bei verschiedenen Produktionsabläufen in Alkofen, weiter als Steinmetze, inclusive dem Schuster Sebastian Schöfthaler, wie dem Kantinenwirt Albert Rumpel, alles Männer außer einer Frau, Arbeit und Brot fanden. Die Belegschaft entwickelte sich wie folgt:
1901 70 Personen
1902 58
1903 58
1904 70
1907 54
1908 56
1909 53
1926 142 4

1930 erlag dieser Betrieb der allgemeinen Rezession und Arbeitslosigkeit. Die „Zellstoff“ in Kelheim und die „Zellwolle“ in Kelheim/Affeking sollte später die entstandene Depression mindern.

Es sei hinzugefügt, dass das Zementwerk in Alkofen um die Jahrhundertwende Motor aller möglichen technischen Innovationen war. Schon im Jahre 1890 wurde das Telefon zur Verbindung der Standorte Alkofen – Kapfelberg – Saal a. D. eingeführt. Noch im gleichen Jahr wurde eine Leitung nach Abbach II (= Bahnhof) hergestellt. 1904 wurde die Anbindung an den Telegraphenzentralpunkt Abbach-Postgebäude genehmigt.

Zur Erzeugung elektrischen Stromes wurden Dampfturbinen betrieben, bevor die Überlandwerke eine überregionale Verbindung herstellten. Am Ort Lengfeld/ Alkofen selbst aber gab es noch 1960 öffentliche Sprechstellen, bevor die Einzelverbindungen zu den Haushalten hergestellt wurden. Für avantgardistische Unternehmungen, z.B. auch Gründung der freiwilligen Feuerwehr in Lengfeld 1874, bürgte vielfach der Name des Aktionärs und Architekten Hasselmann.
Am 09.Nov.1915 wurde das Zementwerk mit einem Aktienkapital von 1.000.000.- Mark an die Börse gebracht. Es wurden 1000 Aktien zu je 1000 Mark ausgegeben. Vorstandsvorsitzender wurde Direktor August Schöfer.5

Für die Wasserversorgung der Gemeinde Lengfeld wurde bereits 1910 ein vorläufiger Entwurf ausgearbeitet, wobei eine Beileitung des Voxbrunnens bei Saalhaupt oder die Erschließung des Grundwassers mit Hilfe eines 6 PS Wärmemotors in Frage kam. Das Pumpwerk sollte bei der Dantschermühle entstehen und ein Hochbehälter von 80 cbm auf der Steinballe.6

Gewerbliche Arbeitsstellen und Einnahmequellen waren in Lengfeld selten. Gewerbeniederlegungslisten von 1898 bis 1938 führen das schmale Register all dessen auf, was jeweils liquidiert wurde: Eine Marketenderei, eine Kleinmetzgerei, einige Gastwirtschaften und eine Schankwirtschaft am Bahnhof, ein Getreidehandel, eine Schusterei und Näherei, ein Zimmereibetrieb, eine Kleinkrämerei und Brotniederlage, eine Kunstdüngerhandlung, ein Kleinviehhandel, eine Wagnerei, ein Elektrogeschäft und zwei Mühlen.7Die „Mahlmühle“ auf der Eiermühle wurde 1934 von Michl Senftinger schon einmal vorübergehend abgemeldet.8

Lengfeld war bis in die 1970er Jahre überwiegend ein Bauerndorf, rechts und links am Teugener Mühlbach gelegen. Eine Wertverhältnisliste der landwirtschaftlichen Betriebe von 1929 lässt uns wissen, dass es in der Gemeinde nur 9 normal gute Betriebe, 14 geringe und 20 geringst gute Betriebe gab. Den besten Stand hatte der Gutshof Dr. Kirsch-Purizelli.9

Puricelli

Dieser Gutshof entstand durch Ankäufe ab 1886 durch Graf Hermann Puricelli (+1901) und seine Rechtsnachfolger.. Im Jahre 1937 wurde er von der Reichsumsiedlungsgesellschaft in Berlin enteignet. (Siehe Staatsarchiv Landshut, Kat.Lengfeld, Renovierter Kataster, Umschreibheft ab 1886! Abschrift in Archiv Lengfeld II.) Es ist heute die Hs.Nr. 21 (Familie Amann, Gutsgebäude). Im Jahre 1937 wurden die Truppenübungsplätze Grafenwöhr und Hohenfels erweitert. Durch die genannte Gesellschaft wurden von 1937 bis 1943 10 Bauern aus diesen Gebieten angesiedelt. Jeder der Umsiedler erhielt um die 30 Tagwerk von den Guts Feldern. Es entstanden neue Ortsteile, die Untere und Obere Siedlung.

In einer Gemeindeliste „Viehzählung am 2. Dez. 1912“ werden für den Bezirk Lengfeld 27 Pferde, 432 Rindviecher, 325 Schweine, 31 Ziegen, 191 Gänse, 18 Enten, 1270 Hühner, 32 Kaninchen, 39 Bienenstöcke, aufgeführt. Es wurden 132 Hausschlachtungen an Schweinen und 2 an Ziegen durchgeführt.

Strukturelle Veränderungen, Instandhaltung oder Sanierungen in der bäuerlich betonten Gemeinde Lengfeld wurden lange Zeit seit 1873, modifiziert 1883 durch Art.50 u.51 der Gemeindeordnung durch Hand- und Spanndienste, auch Gemeindedienste erledigt, um die Gemeindekasse nicht unnötig zu belasten. Ausschlaggebend war der Besitz von Pferden, Ochsen und Kühen. Dabei waren zwei Ochsen einem Pferd gleichzusetzen, zwei Kühe einem Ochsen. 1 Tag Spanndienst konnte mit 3 Tagen Handdienst abgegolten werden.11

 Es ist interessant, die Entwicklung der Wohnbevölkerung Lengfelds seit der Jahrhundertwende ( 1900) zu verfolgen:

1871 gesamt 399
1899 gesamt 357

1900
Alkofen Haushaltungen 5 männlich 17 weiblich 18 gesamt 35
Bahnhof 10 24 25 49
Dantschermühle 1 5 4 9
Eiermühle 1 4 5 9
Gschwendthof 2 6 5 11
Lengfeld/Dorf 52 124 137 261
Steingewerkschaft/Weiler 3 8 5 13
gesamt 387

1907 Haushaltungen 73 männlich 187 weiblich 175 gesamt 362

1912 Haushaltungen 57 gesamt ?

1929 Haushaltungen 50 gesamt 305

1974 Haushaltungen ? gesamt 701

2006 Haushaltungen ? gesamt 1758

Die Gemarkung Lengfelds umfasste im Jahre 1974, vier Jahre vor der Eingemeindung nach Bad Abbach am 01.05.1978 11 qkm.. Es handelte sich um eine blühende, wohlorganisierte und selbstbewusste Gemeinde, deren Steuerkraft mit 186 DM pro Einwohner die anderer vergleichbarer bayerischer Gemeinden klar übertraf (178). 12

Nach der Eingemeindung nach Bad Abbach wuchs die Einwohnerschaft kontinuierlich, nachdem die neuen Bebauungsgebiete „Im Wasserfall“, „Feldl“ „Deutenhof“ und „Auf der Steinballe“entstanden.

Mit Sicherheit haben sich hier wie im alten Dorfgebiet die Wohnverhältnisse den neuesten Bedürfnissen angepasst. 1909 gab es in Lengfeld 86 Besitzer- und 8 Mietwohnungen., die nicht alle die damaligen baulichen, hygienischen, sittlich-moralischen Standards erfüllten. Besonders die Abortgruben gaben wie überall zu vielerlei Beanstandungen Anlass, was durch das Fehlen einer Kanalisation bedingt war.13

In Deutenhof liegt heute (2006) eine der größten Golfanlagen der Region mit Sitz eines Golf-Clubs. Außer diesem herrscht auch bei der Freiw. Feuerwehr, beim Sportverein, beim Schützenverein und beim Frauenbund reges Leben.

„Ob in der selbstständigen Pfarrei (Lengfeld) bereits eine Pfarrschule unterhalten wurde, ist nicht festzustellen. Dass vor dem Jahre 1842 am Ort bereits eine Schule war, geht daraus hervor, dass das Haus Nr.7 (Besitzer Grünbeck) von den ältesten Gemeindebürgern als Schulhaus bezeichnet wurde.
Vom Jahre 1842 an wurde das Mesnerhaus Nr.40 ½ als Schulhaus verwendet. Als erster Lehrer wirkte hier der Söldner und Lehrer Simon Brunner.
Das Schulhaus wurde 1846 umgebaut. Die Kosten beliefen sich auf 900 Gulden. Es war schon einstöckig. Zur ebenen Erde war das Schulzimmer und die Lehrerwohnung. Über der Stiege befand sich ein großer Dachboden und ein hübsches Zimmer. Das Schulzimmer war mit 8 Bänken für 40 Schüler ausgestattet und hatte eine Fläche von 35,84 qm und eine Höhe von 2,80 m.
Es war auch ein Nebengebäude mit Scheune und Stall vorhanden. Zum Mesner- bzw. Schulhaus gehörten 4,95 Tagwerk Grund.14

1889 wurde unter der Rubrik nichtrentierendes Vermögen ein Schulhaus im Wert von 7000 RM aufgeführt.15 Auch 1899 gab es in Lengfeld erst eine Lehrerstelle. Der Lehrer wohnte im Schul- und Mesnerhaus, auf das die Gemeinde noch 5635 RM Schulden hatte. Die Finanzierung sollte 1944 abgeschlossen sein.
Die Lehrerwohnung umfasste ebenerdig ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, eine Küche, ein Speisgewölbe, eine Waschküche, einen Keller und eine Holzremise. Im 1. Stockwerk befanden sich 2 Zimmer und eine Kammer; dann war auch ein großer Speicherraum vorhanden.

Als Schul- und Hausgarten standen 0,08 Tagwerk zur Verfügung. Von 1888 bis 1898 waren jährlich durchschnittlich 56 Werktagsschüler und 24 Sonntagsschüler zu betreuen. Das Schulgeld betrug für einen Werktagsschüler im ganzen Jahr 2,88 RM, für einen Sonntagsschüler 1,44 RM. Der Lehrer erhielt im Jahr 931,13 RM aus der Gemeinde Lengfeld, wobei für Rosenkranzbeten 10 RM, für Uhraufziehen 20, für Gemeindeschreiber 160, für Standesamtsschreiber 20, für besondere Rechnungsstellungen 25, für Rechnungs- und Etatfertigung der Schulrechnung 14 RM angeschlagen wurden. Die Dienstwohnung wurde nicht taxiert.
Dies bestätigten der damals amtierende Lehrer Wunibald Lippert, der Pfarrer K. Bäumler und Bürgermeister Berkhammer.16

1953 – 1955 wurde ein neues Schulhaus gebaut und eingeweiht. Am 2.4.1962 wurde ein dritter Schulsaal gebaut und am 5.6. d. J. eingeweiht.

Es muss auch der Kindergarten „St.Maria“ in Lengfeld genannt werden. (Vormals Schule bis 1977) Erweitert wurde der Kindergarten (2. Gruppe) 1990. Ein nochmaliger Um- und Neubau zu einem 3-gruppigen Kimdergarten erfolgte im Jahre 1995. Der Träger des Kindergartens ist die Kirchenstiftung Lengfeld. Der Mehrzweckraum für Vereine wurde mit der Umbaumaßnahme 1977 geschaffen.

1975 gehörte das Filialdorf Lengfeld / Alkofen bereits zum Schulsprengel und zur Wasserversorgungsgruppe Bad Abbach.

Am 11.05.1978 wurde zwischen dem letzten Lengfelder Bürgermeister Alfred Grau und dem 1. Bürgermeister von Bad Abbach Emil Karl, (Kassenwarte waren Menath und Zeitlhofer) der wirtschaftliche Transfer vollzogen. Die Einnahmen der Gemeinde lagen bei 283 769., 99 DM, die Ausgaben bei 213 170,70 DM. Es bestand also ein Überschuss von 70 599,29 DM, der aber wegen strukturbedingter Maßnahmen im Verwaltungsbereich der Marktgemeinde noch im gleichen Jahr auf – 1 879,20 DM abschmolz.17

Es war mir ein Anliegen, im Verlaufe meiner Recherchen die Namen der Verantwortlichen für das Prosperieren der Gemeinde Lengfeld, also der Bürgermeister, seit der Neuorganisation der Gemeinden in Bayern unter Montgelas (1808/1818)herauszufinden, was mir wegen der unzureichenden Aktenlage nicht zur Gänze gelang. Aber immerhin seit 1865:

1865 – 1869 Michael Haubner
1870 – 1875 Mathias Rieger
1876 – 1881 Xaver Poeschl
1882 – 1887 Andreas Bergkammer
1887 – 1890 Josef Geyer
1891 – 1893 Jakob Lang
1894 – 1899 Andreas Bergkammer
1900 – 1905 Alois Rieger
1905 – 1911 Sebastian Köglmeier
1912 – 1913 Michael Rieger (wegen Krankheit beurlaubt bis Ende des 1. Weltkrieges)
1913 – 1919 Martin Parzeflall, I.V.
1919 – 1924 Michael Rieger
1924 – 1940 Sebastian Schöfthaler
1940 – 1941 Josef Köglmeier
1942 – 1943 (?)Johann Zettl
1947 Georg Fronhöfer
1948 – 1960 Heinrich Rieger
1960 – 1970 Johann Zettl
1971 – 1978 Alfred Grau 18

 1 Vgl. Rieger, Georg. Geschichte der Stadt Kelheim. 1.Buch S.205 – 210, Kelheim 1929, Archiv Schriftenstand
Reichel, Otto. Lengfeld – Vergangenheit und Zukunft. In: „Bausteine“- Heimatkundliche Stoffsammlung /
Staatl. Schulamt Kelheim, 1967, Archiv von Bad Abbach/Lengfeld II
2 Vgl. A.a.O.
3 Brief des Bezirksamts Kelheim v. 28.11.1916 an die Gemeinde Lengfeld. Archiv von Bad Abbach/Lengfeld II
4 Nachweisungen 1901-1926. Archiv von Bad Abbach /Lengfeld II
5 Schreiben Zementwerk an Gde. Lengfeld v.12.11.1915 Archiv Bad Abbach/Le. II
6 Planvorlage v.18.08.1914 , Akt Wasserleitung. Archiv Bad Abbach/Le. II
7 Gewerbe-Niederlegungs-Register 1898 – 1938. Archiv Bad Abbach/Lengfeld II
8 a.a.O. 1934 . Archiv Bad Abbach/Le. II
9 Wertverhältnisliste v.22.3.1929. Archiv von Bad Abbach/Lengfeld II
11 Akt „Hand- und Spanndienste 1873/1883“. Archiv Bad Abbach/Le. II
12 Regierung von Niederbayern. Gemeindegebietsreform, Anhörungsverfahren. Schreiben an die
Landratsämter vom 26.06.1975 Nr.5 S.1, Archiv Bad Abbach/Lengfeld II
13 Akt „Wohnungsbogen 1908-1013“. Archiv Bad Abbach/Le.II
14 Reichel, Otto. A.a.O
15 Akt „Gemeindeschulden 1890“ Archiv von Bad Abbach/Le. II. / Reichel, Otto. A.a.O.
16 Akt „Fassion für den Schul- und Kirchendienst“ Archiv Bad Abbach/Le II
17 Kassenabschluss 1977/78, Niederschrift vom 11.05 und 26.09.1978, S.3 u.6. Archiv Bad Abbach/Le.II
18 Vor allem alle Schul-, Sozial- und Haushaltsakten, aber auch andere, so weit sie im Fundus zurückreichen.
Archiv Bad Abbach/Le.II

Von |2023-12-03T18:09:09+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

029: Poikam – die verträumte Braut von jenseits der Donau

Spuren im Boden der Gemarkung Poikam lassen auf eine frühgeschichtliche Besiedelung, etwa um 500 v.Chr., schließen.1 Aus einer Tauschurkunde aus dem Jahre 863 geht hervor, dass ein Lehen von Biuchheim, möglicherweise das später als Münchhof bezeichnete Anwesen, an das Hochstift Regensburg fiel.
Ein Urbar des Klosters Weltenburg aus dem Jahre 1089 weist bereits ein dortiges Lehensrecht über Höfe in Poikam aus.2

Wann genau Weltenburg gegründet wurde, wissen wir nicht, vermutlich durch Columbanschüler um 600. In der Zeit der Agilolfinger, im sog. „Klosterfrühling“ entstanden etwa 50 Klöster in Bayern, zu denen wohl auch die St. Georgszelle zu Weltenburg gehörte. Ab dieser Zeit fand auch die wirtschaftliche Absicherung der klösterlichen Niederlassungen statt.3 Auf diese Weise entstand die enge Verbindung zwischen dem Dorf Poikamund dem Kloster Weltenburg, die bis nach der Zeit der Säkularisation 1803 dauerte und weniger das kirchliche (Präsentationsrecht für den Pfarrer), um so mehr aber das wirtschaftliche Leben bestimmte. Die Klosterhöfe in Poikam wurden schließlich zum Bayerischen Staat grundbar.

Es hatten auch noch andere Herren Besitzungen am Ort, so an erster Stelle die Wittelsbacher. Sie verfügten in Poikam bereits im 12.Jh. über einen Hof, den etwas später die Herrn von Peukaim zu Lehen besaßen. Dieser Ortsadel ist vom 13. bis 15.Jh. nachgewiesen Bei Ausgrabungen des Landesamtes für Denkmalpflege 1973 vor Errichtung des RMD- Stichkanals durch die Gemarkung Poikam fand man Fundamente der Burg Poikam, die im 13.Jh. als steinerner Burgturm, von einen Wassergraben umgeben, errichtet worden war. „Vorher stand an ihrem Platz ein schlichter Hof (nachgewiesen durch Holzpfosten im Untergrund , A.d.V.), freilich der eines Mannes, welcher die Nähe der unmittelbar vorbeifließenden Donau wirtschaftlich zu nutzen gewusst und Eisenverhüttung sowie eine Fähre betrieben hatte. Hier hatte ganz offensichtlich ein wirtschaftlicher Vorteil langsam zu gesellschaftlichem Rang geführt.“4

Bei der Bildung der Gemeinden des bayerischen Staates durch die Edikte der Jahre 1808 und 1818 wurde die bisherige Gmain Poikam eine selbständige politische Gemeinde. Einer der ersten Vorsteher (Bürgermeister) war nach hiesigen Akten und nach Hans Wagner Peter Kirmayer (1821 – 1824), Poikam Nr.2, der Franz Mühl und Mathias Kurz in Besitz und Amt folgte. Er hatte einen Großteil des „Münzlhof“ (Münchshof) inne5, weswegen er in gemeindlichen Konkurrenzrollen auch den Titel Stiftungspfleger führte. Das Dorf entwickelte sich wirtschaftlich, gesellschaftlich und politisch im Laufe der folgenden zwei Jahrhunderte fort und man kann es im Überblick immer nur punktuell in den Griff bekommen: In gewissen Zeitabständen fanden immer wieder bezirksamtliche Gemeindebesichtigungen statt, in deren Protokollen, die der Gemeinde hernach zur Kenntnis gebracht wurden, in der Regel eine ordentliche Verwaltung bestätigt wurde. Im Bericht vom 11.Juli 1923 z.B. heißt es: „Die gestrige Gemeindebesichtigung hat wohl befriedigt, sodass dem Herrn 1. Bürgermeister Schild und besonders dem Gemeindeschreiber, Herrn Hauptlehrer Dobler, für die sorgfältige Führung der Geschäfte und die sehr gute Ordnung in der Gemeinderegistratur die Anerkennung des Bezirksamtes ausgesprochen werden kann.“

1874 stellte Pfarrer Zeitler als kgl. Lokal Schulinspektor von Poikam in einer Statistik der Volksschulen im Schulsprengel Poikam unter der Rubrik „kurze (..) Beschreibung des Schulortes“ fest: „Poikam ist ein kleines Pfarrdorf. Es hat 41 Häuser und 176 Einwohner. Die größere Einwohnerzahl der letzten Volkszählung rührt vom Eisenbahnbau her. Es liegt beinahe hart am linken Donauufer. Es wird von der Donautalbahn berührt, ist eine halbe Stunde vom Badeorte und Markte Abbach entfernt. Durch die Donau ist Poikam von den am rechten Ufer gelegenen Orten abgeschnitten. Die nötigen materiellen Bedürfnisse können vom Orte nicht bezogen werden, da die Geschäftsleute mangeln. Gottesdienst ist alle Tage im Orte selbst. Die nächste Eisenbahnstation und Postexpedition ist Abbach. Vom Bezirksamte ist Poikam 2 Stunden entfernt. Ärztliche Hilfe (kommt) von Abbach.“6
Die schlechte Anbindung an die Orte am rechten Donauufer, vornehmlich Abbach, war bis in unsere Zeit ein schwerwiegendes Problem.
Auch der gut gemeinte Aufruf des Bezirksamtes Kelheim vom 21.Juli 1923 an den Gemeinderat von Poikam bedeutete keinen Ausweg aus der Isolation und keine Überwindung der Trennung vom rechten Donauufer:
Zum Entstehen einer wirklich leistungsfähigen Gemeinde, hieß es, „empfiehlt sich eine Vereinigung der Gemeinden Kapfelberg, Bergmatting, Lohstadt und Poikam. Kapfelberg, Lohstadt, Bergmatting und Poikam gehören wirtschaftlich und geschäftlich zusammen, sind nicht weit auseinander und durch gute Wege verbunden.“ – Von wirklich guten Wegen hatte man vermutlich noch keine rechte Vorstellung.

Im Zuge der Gemeindegebietsreform von 1972 wurde noch einmal eine Orientierung Poikams nach Kelheimwinzer vorgeschlagen, falls Bad Abbach zur Oberpfalz zugeschlagen und Poikam bei Niederbayern bleiben sollte. Auch die Gemeinden Viehhausen und Kapfelberg warben, vergeblich zwar, um die Gunst Poikams.

Über Jahrhunderte war die Donaufähre die einzige Verbindung vom linken zum rechten Donauufer. 1832 wurde dem Fischer Benedikt Probst vom kgl. Landgericht Kelheim die Konzession für die Fähranlage erteilt, nachdem vorher schon sein Vater die „Überfahrtgerechtsame“ inne hatte. Es folgten Xaver Probst, Georg Probst, Georg Hammerl, Franz Hammerl, Johann Hackelsberger Johann Kammel, Heinrich Kammel und Rupert Schrödel. Die Konzession wurde jeweils persönlich erteilt. Unter dem Nachfolger Michael Paulus wurden Fragen wegen der technischen Betriebssicherheit und der ausreichenden Ausstattung der Fähre laut. 1963 gab Michael Paulus den Fährdienst auf. 1965 wird der Gemeinde Poikam als „Fähreignerin“ ein umfangreicher Prüfbericht für die hölzerne Wagengierfähre, ausgelegt für 60 Personen, und die Hochseilanlage übergeben. Als Fährführer werden noch Hans Paulus und Josef Heider genannt. Die Binnen- Schifffahrtsgenossenschaft stellt im Dezember 1967 fest, dass der Fährbetrieb von den jeweils zwei Pächtern auf eigene Rechnung ausgeübt werde, die Gemeinde aber Unternehmer der Fähre und daher für die Betriebssicherheit zuständig bleibe. Die Pächter mussten an die Gemeinde lediglich einen Pachtbetrag von ca. 400 DM jährlich abliefern. Bis 1969 werden als Fährenpächter noch Karl Stierstorfer und Lorenz Kirner aufgeführt, der aber am 15.1.1969 kündigte. Am 16.1.1969 wurde die Fähre daher stillgelegt. Am 18.6.1970 wurde die Donaufähre wegen Fehlens eines Fährmannes an die Fährgenossenschaft Maria Ort verkauft. Am 17.12.1971 wurde die Seilanlage wegen Veralterung vom Grundstück des Johann Paulus entsorgt. Im Umgemeindungsvertrag mit Bad Abbach vom 17.5.1971 wurde eine annehmbare Verbindung mit Bad Abbach vereinbart, möglicherweise wieder eine Fähre mit befestigter Zufahrt, besser aber eine Brücke.
Eine weitere Anbindung Poikams an die Welt rechts der Donau versprach die Errichtung der Eisenbahnlinie Ingolstadt – Regensburg in den 1870er Jahren. Besonders der Bau der Eisanbahnbrücke bei Poikam 1871 stellte eine weitere Entlastung in Aussicht. Die Züge ratterten jedoch bis 1958 an Poikam vorbei , aber am 16.4.1958 wurde mit Erlaubnis der Bundesbahn und mit Unterstützung des Landkreises Kelheim eine eigene Haltestelle Poikam eingerichtet. Schon am 29.Nov.1923 hatte das Bezirksamt Kelheim an den Gemeinderat von Poikam den Auftrag erteilt, abzustimmen und den Beschluss vorzulegen, ob die Reichsbahnverwaltung gebeten werde, die Benützung der Eisenbahnbrücke für den Fußgängerverkehr zuzulassen und ob die Gemeinde nötigen Falles die Kosten für die Erbauung eines Fußgängersteges neben der Brücke wenigstens teilweise tragen würde.

Im April 1924 teilte das Bezirksamt Kelheim der Gemeinde Poikam den Beschluss der Reichsbahndirektion Regensburg mit, dass nur eine seitliche Anbringung eines Steges an der Brückenkonstruktion als Fußweg über die Donau in Frage käme und die Kosten sich auf ca. 6000 RM beliefen, wobei 40% auf das Kalk- und Zementwerk Abbach, 40% auf die Gemeinde Poikam und je 5% auf die Gemeinden Abbach, Kapfelberg, Lohstadt und Lengfeld entfielen. Der Steg wurde aber nie gebaut, vermutlich scheiterte er an den Kosten und am mangelnden Interesse der Beteiligten. Die Brücke wurde zudem im April 1945 in Folge der Kriegswirrnisse zerstört. Nach dem Wiederaufbau entstand nur ein seitlicher Plankenweg auf Gleishöhe, der aber außer von Bahnarbeitern nicht benutzt werden durfte.

Die Anbindung Poikams an Abbach war dem Bezirks- oder Lnandratsamt Kelheim eigentlich immer ein Anliegen. So legte es noch am 19.2.1970 einen Vorentwurf für eine Donaubrücke in Bad Abbach vor, der die Gemarkung Poikam in Höhe der Kiesgruben jenseits der Donau und den Markt Abbach beim Lagerhaus Buffler treffen sollte. Als Ziel wurde angegeben: „…der Nahverkehr zwischen Bad Abbach und den westlich der Donau gelegenen Gemeinden (solle) erheblich verbessert und erleichtert werden. Auch der Fern- und Durchgangsverkehr würde an Bedeutung gewinnen, da durch dieses Bauvorhaben eine ausgezeichnete Verbindung zu den Nord-Süd und den Ost- West Autobahnen geschaffen würden.“ Aber auch der Plan dieser Trasse fiel buchstäblich ins Wasser.

Jedoch am 4.2.1972 legte die Wasser- und Schifffahrts-Direktion Regensburg die Planunterlagen für das Planfeststellungsverfahren für die Staustufe Bad Abbach vor. Im Zuge dieses Planvorhabens erschien grünes Licht am Ende einer Jahrhunderte alten Sehnsucht nach dem Brautwerber von jenseits der Donau. Über das Wehr der Stauanlage war eine richtige Brücke und Straße über die Donau eingeplant. 1974 und 1775 wurde der Stichkanal des RMD- Kanals fertiggestellt, im Jahre 1978 die Straße vollendet und eingeweiht. So konnte wahr werden, was am 27.3.1971 im Gemeinderat Poikam ersehnt wurde: Zusammenlegung mit Bad Abbach, aber nur, wenn ein fester Übergang über die Donau, also eine Brücke geschaffen wird.
Am 17. Mai 1971 war zwischen den Gemeinden Poikam und Bad Abbach, vorbehaltlich der Zustimmung der Regierung, schon einmal ein „Umgemeindungsvertrag“, das Verlöbnis so zu sagen, geschlossen worden. Als Morgengabe wollte Poikam unter gewissen Bedingungen 30.000 DM mit in die Ehe mitbringen. Diese wurde schließlich am 1.1.1972 vollzogen.7

1982 wurde mit der Vollendung der Partnerschaftsbrücke Markt Bad Abbach und Charbonnieres und einer Brücke über den RMD- Kanal eine weitere Verbindung zu den Orten jenseits der Donau, wenn z.T. auch nur für Fußgänger und Radfahrer hergestellt.
„Zum Zeitpunkt der Eingliederung umfasste Poikam eine Fläche von 347,86 ha. In der Gemeinde wohnten seinerzeit 250 Menschen.“8 Der letzte Bürgermeister war Karl Schild.

 1 Vgl. Wagner, Hans. Weinberg und Steinbruch des Herrn. Kapfelberg 1985, S.416
2 a.a.O. S. 416 f
3 Vgl. Hausberger, Karl. Das Bistum Regensburg Seine Geschichte. Regensburg2004, S.24
4 Christlein, Rainer. Braasch, Otto. Das unterirdische Bayern. Stuttgart 31998 S.68 f
5 Vgl.Wagner, Hans. a.a.O. S. 446 – 451
6 Schulstatistik Pfarrdorf Poikam 1874. Archiv des Marktes Bad Abbach, Poikam XIV, 6.7.3
7 Informationen aus Archivalien des Marktarchivs Bad Abbach, Ortsteil Poikam
8 Wagner, Hans. A.a.O.S.440

Von |2023-12-03T18:07:16+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

030: Peising seit Menschengedenken

Die Besiedelung des Landes und Bodens in und um Peising geht auf die sprichwörtliche graue Vorzeit zurück. Man muss bedenken, dass Peisings Flur sehr weiträumig ist, mit den Liegenschaften um Eiglstetten, Frauenbrünnl, Peisenhofen und Streicherhöhe umfasst sie immerhin 1.041,03 ha.1 Auf diesem großen Flecken Erde hat sich viel zugetragen, worüber die Zeit hinwegging und nichts mehr der bewussten Erinnerung hinterließ. Lediglich Spuren im Boden lassen eine bewegte Vorgeschichte erahnen.

Bereits in der Bronzezeit lebten dort Menschen, die ihre Toten unter denen der unmittelbaren Nachbarn im Wald und auf den Äckern südwestlich von Eiglstetten zur Ruhe betteten. Bronzezeitliche Grabbeigaben lassen auf ihre Ruhezeit schließen.
Östlich im Walde liegt eine wohlerhaltene Vierecksschanze, die wir nach neueren Datierungen der Zeit der Kelten (ab ca. 5. bis 2. Jh. v. Chr.) zuordnen.2 Mag sie eine Wehrburg gewesen sein, oder eine Kultstätte, wir wissen es nicht. Über Leben und Treiben, welcher Menschen auch immer und zu welcher Zeit dieser Epoche, mag man nach Vorstellungskraft spekulieren.

In der nächsten Periode des Peisinger Geschehens werden die Daten schon konkreter. Der Name „Peising“ weist auf die Zeit der bajuwarischen Landnahme hin, in der Ortsnamen auf –ing häufig gebräuchlich waren. Die Römer, die seit 15 n.Ch. Rätien beherrschten, mussten im 6.Jh. den Bajuwaren weichen oder sich mit ihnen vermischen. Der Anführer oder Älteste, wie man die Führungsposition der Besatzer damals immer auch definierte, die dem Sitz Peising den Namen. „Pisinga“ gab, hieß Pinso oder Piso. „Pisinga“ heißt „bei den Leuten des Piso“, heute ist es „Peising“3

Im 9.Jh. hatte der Ortsname wohl schon eine längere Tradition, weil er, wie am 21.September 814, auch in späteren Urkunden mehrfach wie selbstverständlich gebraucht wird.4

Lassen wir die genannten Urkunden sprechen:
Im September 814 wird zwischen Abbo aus Pisinga und Adalwin, Bischof von Regensburg und Abt von St. Emmeram (792 – 816), ein Abkommen in zweifacher Ausfertigung notiert, eine für den Abt, die andere für Abbo, nicht dass einmal jemand, was bei diesem Geschäft keiner tat, widersprechen könnte. Abbo gibt seinen ererbten Besitz, mit allem, was dazugehört, die Kirche, das Land, das Gesinde und alle Leute um seines Seelenheiles willen für alle Ewigkeit dem heiligen Emmeram. Er nimmt das alles aber für die Zeit seines eigenen Lebens wieder zu Lehen. Nach seinem Tod gehört alles dem Kloster zur freien Verfügung. Es folgen die Unterschriften der beiden Genannten und vieler Zeugen.

Zwischen 863 und 885 vermacht ein Mann aus Pisinga, namens Folcrih, dem Abt von St. Emmeram und Bischof von Regensburg Ambricho (864 – 91) vor dessen Anwalt Gundbert 25 Joch Ackerland und Wiesen in Peising. Dafür bekommt er aus dem Besitz von St.Emmeram 23 Joch Boden zum ewigen Besitz. Damit das nie angezweifelt werde, werden zwei Urkunden ausgestellt. (Tr. 65)

1043/44 übergibt ein Städter namens Hagano, der für sein ewiges Heil aufgibt, was der Welt gehört, Pisinhova (Peisenhofen) mit allem und allen, die dort leben, dem Kloster St.Emmeram, einschließlich Havuart, einen Edlen mit seinen Leibeigenen. Ebenso verfährt er mit dem Besitz des Havuart in Saalhaupt, dessen Vater Job war, wenn sich dieser nicht binnen fünf Jahren mit 40 Talenten herauskauft.

1177/78 übergibt bei einem ähnlich schmerzlichen Handel der Ritter Rahwin von Siegenburg den leibeigenen Maurer Gozzele um den Preis von fünf Denaren dem Altar von St.Emmeram. Dieses Mal wird unter einer Schar von Zeugen Engilscalch aus Pisingin (Peising) aufgeführt.

1179 überlässt der Ritter Siegfried von Neuburg, weil er eine Frau aus dem Gesinde des Klosters St.Emmeram erhält, seinen Untergebenen Ortolf von Peising um den Pries von fünf Talenten dem Kloster St.Emmeram. Weil von Nabburg bis Regensburg ein so weiter Weg ist, schickt er seinen Diener Adelbero, dass er das Geschäft erledige. (Nr.923)

1174 (?) wird in einem Akt, bei dem Herzog Heinrich von Österreich
seine Rechte über Hagelstadt, Aufhausen und andere Orte dem Kloster St. Emmeram unter Abt Adelbert ( ab St. Wolfgang 972-97 ist der Abt nicht mehr zugleich Bischof! A.d.V.) schenkt, unter einer Heerschar von Zeugen ein Söldner aus Bisingen (Peising) ebenfalls als Zeuge genannt. (Nr.907)

In der Zeit von 1160 – 1190 verkauft ein gewisser Engelschalk aus Peising Besitz in Gebraching, den er selbst geerbt hatte, an das Kloster Rohr um 26 Talente, wobei seine Söhne Eberhard, Konrad und Ulrich und seine übrigen Kinder (Töchter) zugegen waren und Verzicht leisteten. Es folgt eine Schar Zeugen. (Aus Paul Mai. Die Traditionen und Urkunden des Klosters Rohr)

1181 überlässt derselbe Engelschalk aus Pisingin einen leibeigenen Knaben, namens Heinrich, als Censualen (Klosterangehörigen) dem Altar von St. Emmeram um fünf Münzen Dem Kloster stand damals Abt Beringar vor. (Tr.959)

„Nach den Gerichtsliteralien Kelheim Nr. 136 – 137 erwarb 1658 der Freiherr von Berchem die Taferne von Peising. Die Grenzbeschreibung von Peising gibt für Peising 8 ganze, 12 Viertelhöfe und 11 leere Sölden (leer wegen 30jährigem Krieg! A.d.V.) als zur Grundherrschaft St. Emmeram gehörig“ an (…) „Nach dem Verzeichnis vom Jahre 1760 steht fast das ganze Dorf Peising unter dem Kloster St.Emmeram.“5

Kirchlich gehörte Peising seit Urzeit zur Pfarrei Eiglstetten, später Abbach. Bis Anfangs des 16.Jh. war in Eiglstetten der Pfarrhof. Die Kirche zu Peising, dem hl. Georg geweiht, war die Pfarrkirche. Wie wir in der ersten oben genannten Urkunde vernahmen, existierte sie schon 814, wohl eine romanische Kirche, die aber im Barock (1741 – 1748) umgebaut, ja fast neu errichtet wurde. Wie über die ganze Pfarrei Abbach hatte das Kloster St. Emmeram bis 1803 auch über Peising das Präsentationsrecht. Bei der Säkularisation 1803, als die Klöster in Bayern aufgelöst wurden, hatte die Abhängigkeit von geistlichen Grundherren ein Ende.

Die neuzeitlichen Peisinger haben ihre Kirche im Dorf, überhaupt seit es um sie herum den Friedhof gibt, geliebt. Diesen haben sie, wie die Friedhofgeschichte zeigt,15 seit Menschengedenken hoch in Ehren gehalten. Sie ließen sich das Erscheinungsbild von Kirche und Friedhof, Denkmäler ersten Ranges, auch immer etwas kosten. 1965 z.B. wurde wie vor kurzem der Zwiebelturm neu eingedeckt und eine Außenrenovierung durchgeführt.

Mit rührender Sorge kümmern sie sich heute noch um die nahe Klause Frauenbrünnl mit ihrem barocken Kirchlein, zu dessen schmerzhafter Mutter Maria sie ein fast kindliches Verhältnis pflegen.

Es wird vor Ort fast schmerzlich empfunden, wenn im Archeologischen Jahrbuch Bayerns von 1986 ein Aufsatz mit dem Titel „Peising verliert seine Geschichte“ vorgefunden wird.6 Die Geschichte klingt fast wie ein leiser Vorwurf. Aber Was können die Heutigen für die Handlungsweise ihrer Vorväter in längst vergangenen Zeiten? Die Rede ist von einem Friedhof Peisings, vermutlich aus der Merowinger- (486-751) bez. Agilolfingerzeit, bald nach der bajuwarischen Landnahme, das ist noch die Zeit der romanischen Missionierung. Wenn Peising damals schon christlich gewesen wäre und schon eine Kirche besessen hätte, hätte es seine Toten bereits damals im Bann der Kirche bestattet, um sie in Gottes schützende Hand zu geben. Aber solche altchristliche Überzeugungen gab es in der damaligen Bevölkerung Peisings offensichtlich noch nicht.

Der Text von O. Braasch lautet:
„Als der Friedhof dem Gotteshaus ins Dorf gefolgt war, werden die alten Peisinger Gräber wohl bald in Vergessenheit geraten sein. Die Bauern teilten sich alsbald die Flur, umsäumten ihre Felder mit schützenden Rainen und ließen den Pflug Jahrhunderte lang über ihre Ahnen fahren, wohl ohne sich um deren Ruhe oder um den Bestand der Ackerkrume auf der sanften Anhöhe im Norden ihrer Höfe viel zu scheren.“
Es handle sich um rechteckige, nach Osten ausgerichtete Grabgruben, die die Luftbild-Archeologie gesichtet habe. Es sei festgestellt worden , dass das Gelände stark erodiere.

Darum folgert der Verfasser:
„In wenigen Jahren wird sie (die Erosion. A.d.V.) nicht nur dem einzelnen Landmann das Brot, sondern dem ganzen Dorf den frühesten Grund seiner Geschichte geraubt haben: Die Gräber werden bis auf ihre Sohle abgeschwemmt, die Gebeine und Beigaben der Ortsgründer zerpflügt sein. Die Peisinger wird man dann, trotz Erinnerungsfoto ihres ersten Friedhofs, zu Bayern ohne Ahnen zählen.“

Wenn man die Gräber zählt, sind es um die 60, was nahe legt, dass die Siedlung dicht besetzt war, wegen bestimmter Einflüsse oder Umstände (z. B. Brand, Krieg, Seuchen) aber verwüstet wurde, und die Nachfolgenden, vielleicht die Leute des Piso, von diesem Friedhof nichts mehr wussten. Erst das Einsetzen der iroschottischen Missionierung (Bonifatius gründet 739 das Bistum Regensburg) wird die Pfarrei Eiglstetten auf Agilolfingischem Grund Kirche und Friedhof in Peising errichtet haben.

Kommen wir zur jüngeren Gechichte:
„Das Dorf Peising mit seinen 273 Einwohnern in 40 Wohngebäuden hat eine schöne, hohe Lage und wird noch überragt von seinem hellen, freundlichen Kirchlein inmitten des Gottesackers“, schreibt Georg Rieger 1929.7 An dieser schönen Gegend hat sich seitdem nichts geändert. Nur die Einwohnerzahl ist gewachsen. Und die Bevölkerungsstruktur hat sich geändert.

1951 lebten in Peising zwar schon 322 Menschen; es gab aber immer erst 37 Betriebe über 0,50 ha und 5 Betriebe darunter,8 also etwa wieder ca. 40 Wohngebäude.

1973 kam Peising schon auf 398 Einwohner, die Bautätigkeit in Peising hatte eingesetzt. Mitte 2002, als der Ort bereits zu Bad Abbach gehörte, wurden 1002 Menschen, darunter 496 Männer und 506 Frauen gezählt. Eine Folge reger Siedlungstätigkeit.

Inzwischen wurde auch die Infrastruktur dem Bedarf spürbar angepasst: Es gab in Peising zwar schon immer eine Großzahl nicht ausgebauter Wege: Den Sonnenschein Weg, den Kraut Weg, den Gemlinger Weg, den Kreuzsäulen Weg, den Katzensteiner Weg, die Kuhtrift Gasse, den Altenberg Weg, den Holz Weg, den Weixer Weg, den Weg von Abbach nach Dünzling, den Weg von Peising nach Seedorf, den Weg nach Saladorf, den Reitweg, denWeg auf der Heide, den Poigner Weg, den Ammerholz Weg, den Meindelholz Weg, den Alte Berg Weg, den Äußeren Gemeinde Weg, den Kreuzweg Weg, den Heu Weg, den Heckbergel Weg.9 Das weit verzweigte Wegenetz in alle Himmelsrichtungen kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Dorf Peising noch im Zeitalter der Motorisierung eine abseits gelegene Insel der Seligen war. Sogar die Straße nach Abbach war bis Ende Mai 1923 eine schmale Ochsenfurt am Mühlbach entlang, bis sie Hans Seidl von Weichs auf eigene Kosten als geschotterte Ortsverbindungsstraße ausbauen ließ.10 Später wurde diese Straße schrittweise bis zur ausgereiften Ortsverbindungsstraße aufgemotzt.

1994 war es dann aber so weit, dass der Tunnel durch dem Mühlberg bei Abbach fertiggestellt war. Durch die Verbindungsstraße von dort zur Autobahn entstand eine schnelle Straße an der Südtangente von Peising, ein zeitgemäßer Anschluss an die übrige Welt.

Noch in den 1960er Jahren war Peising ein typisches Bauerndorf mit nur wenigen gewerblichen Betrieben. Die gesamte Wirtschaftsfläche der Gemeinde betrug 839 ha 99 Ar. Davon waren 582,94 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Dazu kamen 191,03 ha Wald, 0,75 ha unkultivierte Moorflächen, 19,14 ha Ödland und Unland, 7,56 ha Gebäude und Hofflächen, 28,21 ha Wegeland, 9,36 ha Gewässer, 1 ha Friedhof und Sportplatz.

Dafür, dass die Flur in gutem Zustand gehalten wurde, sorgte seit den 20er Jahren bis zu seiner Auflösung 1975 der „Wasser- und Bodenverband Furth- und Weidenwiesen in Peising“. Der Verband hatte die Aufgabe, „in der Gemarkung Peising Grundstücke zu entwässern, vor Hochwasser zu schützen, durch Bodenbearbeitung zu verbessern und im verbesserten Zustande zu erhalten.“11
Nach der Flurbereinigung war eine ordnungsgemäße Arbeit dieses Verbandes leider nicht mehr möglich und man empfahl daher, einen Zweckverband zur Erhaltung der Gewässer 3.Ordnung zu gründen und diesem beizutreten.

Kommen wir zur wirtschaftlichen Situation des Dorfes:
Die Gemeindeverwaltungen klagten seit der Jahrhundertwende öfter über finanzielle Engpässe.

Im Jahre 1919, bald nach dem 1. Weltkrieg, hatte die Gemeindekasse zwar einen Überschuss von 4260,17 M, die Armenkasse von 323,47 M. Die Schulkasse aber war mit 1693 M im Minus.

1951 bezeichnete der damalige Bürgermeister Hans Kugler in einem Brief an das Landratsamt12 die Lage als angespannt. Er litt an einem Schuldenstand von 412.- DM im Gesamthaushalt. Dabei musste er zugeben: „Steuern und Abgaben gehen ohne Rückstände ein, aber die Hälfte der Gemeindeeinnahmen gehen als Kreisumlage hinaus.“ Verständlicher war die Sorge über 3135 DM Altschulden, 3135 DM Kreisumlage und sonstige Zahlungsrückstände in Höhe von 5600 DM. Das war so kurz nach der Währungsreform 1948 natürlich eine beträchtliche Summe für eine kleine Gemeinde wie Peising.

Am 01.01.1978 verlor Peising im Rahmen der Gemeindegebietsreform seine Selbständigkeit und wurde dem Markt Bad Abbach eingegliedert. Ende 1977 wurde noch einmal abgerechnet. Das Ergebnis beweist eine gewissenhafte öffentliche Haushaltsführung:
Im Verwaltungshaushalt wurden 199.153,40 DM eingenommen und ausgegeben. Im Vermögenshaushalt 713.555,19 DM. Das ergibt Gesamteinnahmen und Ausgaben in Höhe von 912.718,59 DM. Der allgemeinen Rücklage wurden 20.349,41 DM zugeführt. Der Haushalt galt als ausgeglichen.13

Es seien noch die Bürgermeister seit der Jahrhundertwende aufgeführt:
Vor
1900 bis 1902 Georg Schreiner
1902 bis 1905 Josef Hofmeister
1905 bis 1919 Max Fröhlich
1919 bis 1929 Jakob Beck
1929 bis 1945 Anton Fröhlich
1946 bis 1952 Hans Kugler
1952 bis 1978 Alfons Gerl

Alfons Gerl, 1.BürgermeisterDer letzte Gemeinderat vor dem Anschluss an Bad Abbach waren folgende Herren:

Josef Hofmeister, 2.Bürgermeister
Jakob Beck
Ludwig Blüml
Anton Fröhlich
Ludwig Kerstensteiner
Johann Neumeier
Hermann Ostermeier
Johann Schedl 14

Auch im abschließenden Wunschkatalog Peisings anlässlich der Eingemeindung nach Bad Abbach hatten die Ratsmitglieder das Wohl Peisings im Auge und erreichten passable Bedingungen.16

1 Gemeindegebietsreformakten v.1.7.1972.
2 Rieger, Georg. Geschichte der Stadt Kelheim. Kelheim 1929. Peising. S.232.
3 Haack Günter. Peising. In: Der Landkreis Kelheim. Kelheim 1989. S.231.
4 Widemann, J. Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters St. Emmeram. Auswahl.
5 Rieger, Georg. A.a.O
6 Braasch. O. Peising verliert seine Geschichte. In: Archeologisches Jahrbuch Bayerns,1986.
7 Rieger,Georg. A.a.O. S.232.
8 Bay. Statistisches Landesamt. Bodennutzungserhebung 1951.
9 Amtsgericht Kelheim. Abteilung Grundbuchsachen. Bestandsverzeichnis Peising, 1961.
10 Ratsprotokoll Abbach v. 23.05.1923.
11Aus der Satzung des Verbandes.
12 Hans Kugler. An das Landratsamt 9.4.1951.
13 Haushaltrechnung Peising 1977.
14 Brief der Gemeinde Peising an den Bürgermeister von Bad Abbach Emil Karl v. 22.08.1977.
15 Grabbuch 1835 – 1946; Friedhofsplan 1904 und 1947; Friedhofsordnung 1905.
16 Wunschkatalog anlässlich der Eingemeindung vom 23.12.1977.

 

Bild : Luftbildaufnahme vom frühesten Friedhof Peisings, 1986 6

Wiederholte Endnoten überflüssig ! Siehe 5 !
1 Akten der Gemeindegebietsreform, Vorläufige Einteilung des Landkreises Kelheim. Archiv von Bad Abbach/Peising II, 1,7,1972
2 Vgl. Rieger, Georg. Geschichte der Stadt Kelheim. Kelheim 1929, S.233
3 Vgl. Hack, Günter. Ortsnamen im Landkreis Kelheim, Peising. In: Der Landkreis Kelheim. Kelheim 1989 S.231.-Wiedemann, J. Die Traditionen des Hochstifts Regensburg und des Klosters St. Emmeram (Traditionen Regensburg Nr.13 )
4 Hack, Günter. A.a.O. : Tr Regensburg Nr.65 / Urb Regensburg- St. Emmeram Nr.30
5 Rieger, Georg. A.a.O. S.232
6 Braasch, O. Peising verliert seine Geschichte. Archeologisches Jahrbuch Bayerns 1986
7 Rieger,Georg. A.a.O. S.232
8 Bay. Statistisches Landesamt. Bodennutzungserhebung 1951
9 Amtsgericht Kelheim. Abteilung Grundbuchsachen. Bestandsverzeichnis Peising, 1961
10 Ratsprotokoll Abbach v.23.05.1923
11 aus der Satzung des verbandes
12 Hans Kugler an das Landratsamt 9.4.1951

Von |2023-12-03T18:06:19+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare
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