In der ältesten Durchschrift der Satzung des „Vereins ´Kinderheim St. Nikolaus´ in Abbach“ wird der zweite Zweck des Zusammenschlusses genannt: „Beabsichtigt ist für später die Einbeziehung der ambulanten Krankenpflege.“

Diese Durchschrift ist datiert mit 24.Januar 1926, konfirmiert am 2.Dezember 1928, sowie bestätigt am 29.Sept.1929.

Die verantwortlichen Leute der ersten Stunde waren als 1. Vorstand Pfarrer Josef Kreger, als 2.Vorstand 1.Bürgermeister Meindl, dann Georg Aubele, Gemeinderat in Vertretung, als Schriftführerin Josefine Hengge. Beisitzer waren Nikolaus Aumeier, Otto Windl, Xaver Hermann und Emilie Karl. Der Verein wurde aber nach langen Anfangsquerelen erst am 28.März 1935 in das Vereinsregister eingetragen.1

Zu diesem Zeitpunkt sah sich Pfarrer Alois Lehner zu einem Aufsatz „Rechtslage im III. Reiche“ veranlasst, in dem er die karitative Arbeit des Vereins gegenüber der NS Bewegung in Bad Abbach rechtfertigt:
„Die katholische Caritas hat in erster Linie Kranke, Blöde und andere Hilfsbedürftige zu betreuen. Ein Kinderheim mit Unterricht für Mädchen in Nähen und Hausarbeiten fällt in die Hoheit des Staates. Auch die ambulante Krankenpflege hat in erster Linie der Staat in die Hand zu nehmen. Dieser Gedanke war ausschlaggebend bei der Gründung des St.Nikolausvereins in Bad Abbach. (…) Der Einfluss der politischen Gemeinde kommt dadurch zum Ausdruck, dass stets der II.Vorsitzende des St.Nik.Ver. der I.Bürgermeister der politischen Gemeinde sein muss.“2

Der Verein hatte 1935 200 Mitglieder aus Bad Abbach und den umliegenden Orten. Während der Zeit des Nationalsozialismus geriet er wegen des Monopols auf Erziehung der Kinder in heftige politische Turbulenzen. Er konnte sich über diese Zeit nur mit seinem Dienst an den Hilfsbedürftigen und Kranken hinüberretten, bis er nach dem 2.Weltkrieg auch die Kindererziehung wieder zu seinem Leitziel formulieren konnte.

Der liebevolle Dienst in der häuslichen Krankenpflege über die lange Dauer von 80 Jahren hätte 2006 eine dankbare öffentliche Feier verdient. Aber damals schien der Verein leider einem schleichenden Siechtum zu erliegen. Er hatte zwar stattliche 301 Mitglieder, es setzte eine enge Kooperation zwischen den Katholiken und Protestanten ein, um die ambulante Pflegeeinrichtung erhalten zu können. „Pfarrer und Bürgermeister wollten die soziale Einrichtung (…) unbedingt in der damaligen Form beibehalten“, denn „Die sozialen Nöte werden größer und sind unmittelbar in unserer Nähe, so der Geistliche (Franz Schmidbauer A.d.V.). Er verwies auf die überall entstehenden Tafeln, die Bedürftige mit Lebensmitteln versorgen, oder auf die Tatsache, dass es sich manche Eltern nicht mehr leisten können, ihre Kinder an Schulveranstaltungen teilnehmen zu lassen.“3

Damals war die Frage noch: „Muss der Nikolausverein bald den Insolvenzantrag stellen? Die Schulden haben sich jetzt auf rund 100000 Euro summiert.“4

Noch 2005 hatte der Verein einen Flyer in die Haushaltungen geschickt mit der Aufforderung „Kommen Sie doch mal vorbei und lernen Sie uns kennen!“ Es waren alle Dienste von der „Unterstützung der pflegenden Angehörigen“ bis zum „Betreuten Wohnen daheim“ aufgelistet. – eine wahrhaft beeindruckende Litanei. Aber es war unabwendbar geworden, dass eine Sozialstation unter der Trägerschaft der Caritas die Hauptverantwortung mit ihren weitgefächerten Möglichkeiten übernahm. Der Nikolausverein blieb zwar noch erhalten, beschränkt sich aber nun auf Alten- und Krankenbesuche und deren Betreuung.

 1 Aus dem Aktenkonvolut Kinderbewahranstalt in Abbach. Briefe von 1901 – 1943.Archiv von Bad Abbach 7.2.1.a.
2 A.a.O.
3 MZ vom 04.12.2906.
4 a.a.O.