In der Regel neigt man zu einer romantisierenden Betrachtungsweise des Wasserholens z.B. „am Brunnen vor dem Tore“ und an anderen wohlempfundenen Stellen: Es kam zum Zusammentreffen zum Zweck der Kurzweil, Plausch und Tratsch, bei angenehmen Sonnenschein, sprudelnden und erfrischenden Quellen!
In Wirklichkeit handelte es sich um eine Plackerei, zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter das gesunde, Leben zeugende und erhaltende Element für Mensch, Tier und Pflanze nach Hause zu schaffen, es sei denn, man hatte einen eigenen Hausbrunnen oder gar Tiefbrunnen wie die Brauereien Koller und Kraml, die ihre Betriebe mit den weit enfernten Brunnen durch eine eigene, lange Wasserleitung verbanden.1

Wenn die Gemeinde das „laufende Wasser“ einem Bittsteller auf Antrag zubilligte, verhielt sie sich sehr zurückhaltend und berechnend. In einem bestimmten Falle heißt es:
Der Ziegler Andreas Schaider v.h. bekömmt auf geschehenes Ansuchen das laufende Wasser bei den Pflanzbeeten in widerruflicher Weise gegen eine jährliche Entschädigung von 4 Mk pachtweise zur Benutzung überlassen und zwar vom 1.Januar 1886 ab.“2

Dem Ansinnen einzelner, oder sogar der Empfehlung des kgl. Bezirksamts Kelheim vom 26.8.1902, auf den Brand 1892 in Abbach bezugnehmend, eine Wasserleitung zu bauen, begegnete der Gemeinderat – sicher nur aus Kostengründen – mit folgendem einstimmigen Beschluss:

„In Abbach herrscht kein Wassermangel und es ist sogar auch gutes Trinkwasser vorhanden, vielleicht besser, als eine Wasserleitung solche zu liefern imstande wäre. Wollte sich die Marktgemeinde mit dem Projekte einer Hochdruckleitung bis auf den Schloßberg befassen, muß jetzt schon konstatiert werden, dass die Marktgemeinde Abbach sich direkt in den völligen Ruin stürzen würde.“3

Man konnte sich aber der Forderung nach dem Bau einer Wasserleitung auf die Dauer nicht widersetzen, aber man wollte sich finanziell auf das Projekt durch rechtzeitiges Ansparen einer finanziellen Grundausstattung gut einstellen.

1912 hatte sich die Meinung zum Trinkwasserbedarf bereits grundlegend geändert. Dem Aufstocken des soeben erworbenen Postgebäudes zur Herstellung einer Lehrerwohnung widersetzte sich der Gemeinderat mit der Feststellung: „Da wir mit allen Mitteln trachten müssen, daß wir uns finanziell gut erhalten zur künftigen Wasserleitung, da der halbe Markt oft ohne gutes Trinkwasser ist (…)“4

(PS. Rp. = Ratsprotokoll!)
Wenig später wird der Sparzwang noch ausdrücklicher zur Geltung gebracht: „(…),.dass die Gemeinde die so notwendige Wasserversorgung baldmöglichst bekommt, wozu wir uns finanziell zuvor nicht ruinieren dürfen, da sonst ein wirkliches Bedürfnis auf Jahre zurück gesetzt werden müsste.“5

Einem alten Grundsatz getreu, dass erst das Geld vorhanden sein muss, bevor man mit dem Bau des Projekts beginnen kann, sträuben sich die Räte bis 1919 gegen das Drängen des Bezirksamtes nach einer alsbaldigen Verwirklichung einer gemeindlichen Wasserleitung. Ein Beschluss lautet: „Das Bezirksamt Kelheim wünscht neuerdings, dass mit dem Bau einer Wasserleitung für den Markt Abbach alsbald begonnen werde. Der Gemeinderat bleibt auf dem in diesem Betreffe am 2 Nov. l. Js. gefaßten Beschlusse bestehen.“6

Da das Bezirksamt beharrlich den Baubeginn forderte, wurde 1927 nun endlich „zur Besprechung mit dem Herrn Oberamtmann eine Kommission aus acht Herren aufgestellt.“7 Schon am 22. Oktober 1927 wurde ein Entwurf vorgelegt, der vom Bayerischen Landesamt für Wasserversorgung präzisiert werden sollte. Auch wollte man von diesem Amte genau wissen, was das alles kostet und wann man nun beginnen könne.8

Das Problem ließ die Verantwortlichen nicht ruhen. Dass sich das Problem Wasserleitung nun in Bewegung befand, entnehmen wir einem Eintrag im Juli 1928: „Es wird einstimmig beschlossen, dass nähere Erkundigungen bei Privatgesellschaften eingezogen werden, ebenso wird beim Bezirksamt in Kelheim Anfrage gestellt, wo die nötigen Geldmittel zu bekommen sind und zu welchem Prozentsatz auf langjährige Fristen.“9

Im Spätsommer 1928 fielen für die Ausarbeitung eines Entwurfs bereits Kosten in Höhe von 7002 RM an. Es wurde eine Unterschriftenliste über die Beteiligung an den Kosten angelegt, mit deren Erledigung der Postschaffner Fischer und der Gemeindediener Multerer beauftragt wurden.10

Tags darauf gewann man den Maurermeister Josef Spannmacher aus Greding, unverbindlich einen Plan für das Wasserleitungsprojekt vorzulegen.11 Sehr bald wurde man sich einig, dass Spannmacher zum Zuge kommen sollte. Lediglich das Landesamt für Wasserversorgung sollte noch eingeschaltet werden.12 Es musste noch die Frage der Hausanschlüsse geklärt werden: Die Gemeinde übernahm die Anschlüsse bis in das Haus, der jeweilige Hausbesitzer musste eine Mindestpauschgebühr an die Gemeinde abführen. Mit der Treuhand und Revisionsgesellschaft Regensburg sollte auf Grund der beiliegenden Offerte um ein Darlehen in Höhe von 60 000 RM verhandelt werden. Die Bauleitung sollte dem Landesamt für Wasserversorgung auf der Basis von übermittelten Bedingungen übertragen werden.13

Am 18.12.1928 bot sich die Bayerische Versicherungskammer Abteilung Brandversicherung als Darlehensgeber an. Schon in der ersten Märzhälfte sollten 20 000 RM aus dieser Quelle zur Verfügung stehen. Ein zweites Darlehen in Höhe von 60 000 RM zu einem Zinssatz von 2% und einem jährlichen Verwaltungskostensatz von ebenfalls 2% auf den jeweiligen Rest gewährte eine andere Abteilung der Versicherungskammer. Mit der Rückzahlung des Darlehens sollte zwei Jahre nach Inbetriebnahme der Wasserleitung begonnen werden. Die Gläubigerin verzichtete auf ein Kündigungsrecht innerhalb von fünf Jahren, die Marktgemeinde könnte ohne Kündigungsfrist das Geld jederzeit zurückzahlen.14
Am 14.Mai 1928 hatte sich schon einmal die Presse der Bad Abbacher Wasserleitung angenommen. Unter dem Titel „Althistorischer Boden“ hieß es:

„ Im Markte Abbach wird zurzeit eine Hochdruckwasserleitung gebaut, um die höher gelegenen Häuser auch mit Wasser versorgen zu können. Die gefasste Quelle, ein vorzügliches Wasser, wird allen Anforderungen gerecht werden und hat alle Erwartungen in bezug auf die Sekunden Literzahl um das Doppelte übertroffen. Wenn heute bereits ein kleiner Bericht über dieses Werk kommt, so ist es der Umstand, weil ein althistorischer Boden aufgegraben wird und Ergebnisse vorliegen, die für den Altertumsforscher wertvoll sind. Eine der ersten Arbeiten, unweit des Bergfrieds (des sogenannten Heinrichsturms, der nach seinem Erbauer Herzog Ludwig I., des Kelheimer, eigentlich Ludwigturm heißen sollte) war die Ausgrabung für den großen Wasserbehälter. Hier waren die ersten großen Hindernisse. Die Grundmauern des alten Schlosses wurden bis zu 3 Meter Tiefe und 1 ½ Meter bis 3 Meter Breite mit einem großen Kellergewölbe freigelegt. So hervorragend war die Bauweise eines 12. und 13.Jahrhunderts, dass Sprengungen notwendig waren, da der Pickel vollständig versagte. Vor der Sprengung erfolgte die photographische Aufnahme und die Besichtigung der ersten Ausgrabungen durch die Kelheimer Altertumsforscher-Kommission unter Führung des Herrn Professor Rieger. Diese Kommission veranlasste die Baufirmen Spannmacher-Greding und Kötterl Abbach, die erforderlichen Einzeichnungen in die Katasterblätter des Schlossberges vorzunehmen, was bereitwilligst übernommen wurde. Die beiden Baufirmen haben sich auch bereit erklärt, dass alle Funde den Museen überwiesen werden. Für die Altertumsforscher wird die Frage noch zu lösen sein, ob auf dem Schlossberg Funde aus der Römerzeit nachzuweisen sind, die in Abbach, auf dem sogenannten Ziegelfelde, so zahlreich gemacht werden.“15

Am 3.Februar 1929 wurde die Firma Spannmacher Greding mit dem Angebot von 76 991 RM vorläufig mit der Durchführung der Arbeiten betraut, aber die Firma Xaver Kötterl von Abbach musste in die Arbeiten eingebunden werden, was bei Spannmacher Irritationen verursachte, zumal alle Zahlungen und Überweisungen über das Konto Kötterl laufen sollten. Die Bauarbeiten sollten begonnen werden, sobald die Witterung es erlaubt und sollten innerhalb von 15 Wochen abgeschlossen sein. Außer den Fach- und Vorarbeitern dürften nur einheimische Arbeitskräfte eingestellt werden.16 Es herrschte derzeit ja erhebliche Arbeitslosigkeit.

Nun brauchte man für die projektierte Wasserleitung nur noch das Wasser. Darum erging am 24.Febr. 1929 an die Bezirksverwaltung in Kelheim der Antrag auf Genehmigung für die Entnahme von Wasser für eine Wasserleitung.17
Im Monat März 1929 jedoch überraschte ein Entschluss des Gemeinderats wie ein Donnerschlag. Der Vertrag mit der Firma Spannmacher wurde gelöst und die Firma Kötterl in Abbach wurde zur gleichen Summe und zu den gleichen Bedingungen alleine beauftragt.18

Als Folge legte sich das Landesamt für Wasserversorgung quer, indem es feststellte, die Kosten für den Erdaushub seien zu hoch. Das Hin und Her hatte eine Verzögerung der Arbeiten zur Folge. Der Gemeinderat schickte seinerseits eine Kommission an das Landesamt, um zu intervenieren.19 Was heraus kam, war eine geringfügige Korrektur der Angebotssumme auf jetzt 76 616,44 RM.20
Aus einer Aufstellung der Kosten für das Bezirksamt in Kelheim vom 23.12.1932 entnehmen wir, dass die Wasserleitung einschließlich Zinsen und Regieausgaben der Gemeinde zu diesem Zeitpunkt 111 400.- RM kostete.21

Nun seien auch einmal die Hausbesitzer am Zuge. Es ging um die Anschlussstellen und die Wasserzähler im Hause. Es sollte an der nächsten Hausstelle angeschlossen werden und der Wassermesser müsste in einem frostfreien Raum aufgestellt werden.22

Es waren noch viele Fragen noch nicht geklärt, da dachte man schon ans Feiern.

„Anlässlich der Fertigstellung der Wasserleitung findet am Sonntag, den 27.Oktober eine Gemeindefeier statt mit folgendem Programm:
12 ½ Besichtigung, 2 ¼ Hydrantenübung der Feuerwehr, 3 Uhr Saalfeier bei Blenk. Näheres setzt die Kommission fest, die aus folgenden Herren besteht : Den beiden Herren Bürgermeistern, Huber, Hermann, Aumeier, Kötterl.“23

Eine offene Frage bestand noch im Wasserzins und in der Anschlussgebühr. Vorläufig sollte von jedem angeschlossenen Haus eine Monatsumlage von vier RM erhoben werden.24 Aber das war nicht präzise genug. Es stand eine weitere Ausarbeitung der Pauschalbeträge und Grundgebühr zur Debatte. Man schlug zwei bis sechs RM beim Anschluss vor. Eine neue Kommission sollte sich damit beschäftigen.25

Was dabei heraus kam – es wird nicht berichtet- wurde zunächst nur von Dezember 1928 bis Januar 1930 genehmigt.26 Im Juni 1930 wurde die Satzung für die Benützung der Wasserleitung von den 22 Räten einstimmig angenommen.27

Ein langjähriger Konflikt bestand in der Frage des Preises für das Quellgrundstück zwischen der Gemeinde und den Besitzern Schuderer – Ipflkofer. Man bewegte sich von 1930 bis 1935 zwischen 2 500 RM und 5 000 RM. Weil man sich nicht einigen konnte, kam es zur Zwangsenteignung. Den Preis sollte eine Schiedskommission aus einem Vertreter des Landesamts für Wasserversorgung in München, dem Stellvertreter des Bezirksbaumeisters und dem Schmiedemeister Peter Steindl von Peising bestehen. Was herauskam, wissen wir nicht, weil aus der Zeit des 3.Reiches Ratsprotokolle fehlen und die Beteiligten gestorben sind.

Ein anderer Streit ging um den Preis des Grundstücks für die Wasserreserve auf dem Burgberg. Dafür bezahlte man dem Besitzer Max Meier schließlich 400 RM.28

Machen wir in Zusammenhang Wasserleitung einen großen Schritt:
Mitten im 2.Weltkrieg, am 19.09.1940 schrieb Bürgermeister Georg Frank an die Reichsgruppe Energiewirtschaft in Berlin einen Brandbrief, da „mit dem jetzigen Motor (gemeint ist im Pumphaus. A.d.V.) die benötigte Wasserversorgung für Bad Abbach nicht mehr durchgeführt werden kann und bei Brandgefahr das Unheil des Wassermangels (.) vorauszusehen ist. Es liegt im allerdringendsten Interesse, dass die Neuanschaffung so schnell wie möglich vorgenommen wird. Ich kann sonst die Verantwortung nicht mehr tragen.“29

Mit dem Bau von Hochdruckanlagen durch einen Wasserzweckverband wurde die Wasserleitung oftmals den bedürfnissen der heutigen Zeit angepasst.

 1 Vgl. Schreiben des kgl. Landgerichts Kelheim an den Markt Abbach vom 15.8.1820 act. 5299
2 Rp. V. 3.3.1886
3 RP v. 30.8.1902
4 RP v. 11.5.1912
5 RP v. 23.6.1912
6 RP v. 25.12.1919
7 RP v. 13.11.1927
8 RP v. 20.11.1927
9 RP v. 15.07.1928
10 RP v. 05.08.1928
11 RP v. 06.08.1928
12 RP v. 25.10.1928
13 RP v. 02.12.1928
14 RP v. 20.01.1929
15 Zeitungsartikel vom 14.5.1928 ohne Nennung des Namens der Zeitung
16 RP v. 03.02.1929
17 RP v.24.02.1929
18 RP v. 14.o3.1929
19 RP v. 01.04.1929
20 RP v. 26.05.1929
21 Papier an das Bezirksamt v. 23.12.1932 Archiv von Bad Abbach 7.6.2
22 RP v. 16.06.1929
23 RP v. 16.10.1929
24 RP v. 17.11.1929
25 RP v. 29.12.1929
26 RP v. 02.01.1930
27 RP v. 30.06.1930
28 RP v. 16.09.1930/02. 04.4. 1931/ 25.04.1931 / 29.01.1933 /11.10.1934 /09.06.1934 / 27.03.1935
29 Brief des Bürgermeisters Frank an die Reichsgruppe Energiewirtschaft in Berlin
vom 19.09.1940. Archiv von Bad Abbach 7.6.2 Wasserversorgungsrechnungen.