061: Abbach war einmal ein Ort mit einem Braunkohlen Bergwerk

Im Jahre 1810 gab es außerhalb des Ortes, aber in der Gemarkung Abbach die Flurbezeichnung „Kohlstatt“. Die Kohlstatt“ war Gemeindegrund, in Richtung Regensburg gelegen, (Heute Anwesen Krammel)) hatte eine Fläche von ¾ Tagwerk und wurde dem Brauknecht beim Kollerbräu Kaspar Kreutzer als Baugrundstück für ein Wohnhaus um den Preis von 40 Gulden verkauft. Am 24. Januar 1812 war das Wohnhaus bereits gebaut, es hatte die Hausnummer 31 ½, die Frau des Kreutzer wohnte bereits dort, aber um die Entrichtung des Kaufpreises für das Grundstück wurde immer noch gestritten.

Im Sommer 1844 wurden unter der Aufsicht von Christian Ziegler aus Wunsiedel, nun Spinnerei- und Webereibesitzer im Ortsteil Au, Gemeinde Abbach-Schlossberg (heute „Waldfrieden“), mit Hilfe der Bergmänner Weiß und Völkl die ersten 100 Löcher gebohrt, jedes 70 cm tief um Braunkohlen zu finden. Man versuchte es dabei bei Weichs, Gemling und in Abbach am Berg nach Regensburg. Die gewonnene Braunkohle vermarktete Zieglers Freund Fikenscher aus Marktredwitz. Er lebte in Puchhof bei Straubing und betrieb die erste Zuckerfabrik in Regensburg. Die Braunkohle verschiffte er auf Plätten auf der Donau flussabwärts.

Der Braunkohlenbergbau war bis ca. 1910 der Broterwerb der meisten Abbacher Familien. Nach der Schließung war man auf das Zementwerk bei Alkofen angewiesen.

Schlussfolgerung
Die Lagerstätte der Braunkohle war bereits im 18.Jahrhundert bekannt und wurde sicher – wenn auch nicht im bergtechnisch üblicher Weise – ausgebeutet.

Vergleiche: Archiv von Bad Abbach. Aktenkonvolut. 8.4.1 (V 4) Kommunale Grundstücke an der Kohlstatt.

 Noch ein Hinweis
Die Lagerstätten bei Gemling, Hochstetten und an der Regensburger Straße sind weitgehend abgebaut. Eine stille Reserve schlummert noch im sog. Weichser Becken. An der Stelle, an der sich heute der Parkplatz bei Ardelian befindet, habe ich als Kind noch mit dem Spaten nach Braunkohle gegraben, um der Not an Brennbarem abzuhelfen (um 1942). Es rentierte sich aber nicht.

In unserer Zeit errichtete die Gemeinde zur Erinnerung an die Bergbau Zeit Abbachs an der Ecke Regensburger Straße zur Straße am Kohlenschacht ein Denkmal zu Ehren der hl. Barbara. Sie ist die Schutzpatronin der Bergbauarbeiter. Für dieses Erinnerungsdenkmal erwarb sich der pensionierte Bergbau Ingenieur Peter-Gerhard Diel aus Bad Abbach wegen seines Engagements große Verdienste. [1]

061 Bad Abbach Braunkohleabbau Foto St Barbara

1)Die Kenntnis der ersten Daten aus der Bergwerkzeit verdanken wir den Tagebüchern von Chridtian Ziegler, freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Frau Inge Ziegler, der Frau des Urenkels Friedrich Zieglers, des Sohnes von Christian Ziegler. Kopie Archiv

Von |2023-12-03T07:42:12+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

062: Die wirtschaftlichen Grundlagen der Abbacher Geistlichen seit dem 30 jährigen Kriege

1. Geschichtliche und rechtliche Grundlagen:

„Bei der altchristlichen Ordination fielen Weihe und Anstellung zusammen. (A.d.V.: wer dem Altare dient, soll vom Altare leben, Paulus) Jeder, auch der niedere Kleriker, wurde für den Dienst an einer bei der Weihe als Titulus ausgerufenen Kirche geweiht. (…)

 Weihe ohne Anstellung galt als regelwidrig (Konzil v. Chalzedon ( 451. A.d.V.)) (..)

Seit dem III. Laterankonzil (1179.A.d.V.) wurde der Weihetitel als Nachweis des sicheren Lebensunterhaltes verstanden.

Alexander III. (1159-1181. A.d.V.) bestimmte die Unterhaltspflicht des Bischofs für ohne ausreichenden Titel geweihte Priester und Diakone, falls diese nicht genügend eigenes oder väterliches Vermögen besaßen.“[1]

Das Tridentinum (1645 – 63) regelte den Unterhalt der Geistlichen allgemein, wie es heute noch gilt. Es kam der „Titulus servitii dioecesis“ auf , der auch Eingang in den CIC fand.

Für Weltgeistliche ist also ordentlicher Weihetitel der Titulus beneficii, d.i. in der Regel der Besitz eines bepfründeten Amtes. Es gibt noch ein paar Ausnahmetitel,[2]z.B. bei Ordensgeistlichen.

Der Geistliche erhält durch seine Weihe auch eine Reihe von Privilegien. Eines davon ist das Beneficium competentiae. Dieses besagt, dass es unziemlich ist, „den Kleriker der wirtschaftlichen Not und dem Bettel preiszugeben. Daher ist Klerikern, die in Schulden geraten sind (.) bei einer Zwangsvollstreckung (.) so viel zu belassen, als nach dem klugen Urteil des kirchlichen Richters (.) zum Lebensunterhalt erforderlich ist.“[3]

Das gilt übrigens heute nach unserer bürgerlichen Rechtsordnung auch für jeden anderen Bürger der BRD.

 Grundsätzlich ist in der heutigen Praxis zwischen bepfründetem und nicht bepfründetem Amt zu unterscheiden.

„Die älteren Kirchenämter sind regelmäßig bepfründet, d.h. mit dem Amt ist eine dem Lebensunterhalt des Amtsinhabers dienende Vermögensmasse (Benefizium, Pfründe) bleibend verbunden. (..) mit dem Pfarramt die Pfarrpfründe. (..)

Die jüngeren ( Stellvertretungs – )Ämter sind regelmäßig nicht bepfründet, z.B. Amt des Generalvikars,“(oder Kaplans, A.d.V.); die Inhaber dieser reinen Offizien beziehen ein festes Einkommen in Form des Gehaltes.“[4]

 „Das Mindesteinkommen eines bepfründeten Geistlichen heißt Kongrua ( congrua portio fructuum); meist reichen die Pfründeerträgnisse nicht aus, so dass eine Gehaltszahlung ergänzend hinzutreten muss.

Zufolge der Säkularisation sind in Deutschland die Dotationen (…) in das Vermögen des Staates übergegangen und Staatsgehalt ist an die Stelle des Pfründeeinkommens getreten. Die Rechtspersönlichkeit der ihrer Vermögenswerte entledigten Benefizien ist dadurch nicht beseitigt worden (.)“[5]

 „Die weltgeistlichen Benefizien werden grundsätzlich auf Lebenszeit verliehen (.) und können in der Regel nur auf Grund eines gerichtlichen Verfahrens entzogen werden (..) ; sie werden daher (..) als unwiderruflich (.) betrachtet.

(Für die Amts-Entfernung aus weltgeistlichen Benefizien gelten bestimmte Bestimmungen. Siehe a.a.O. S. 312, z. B. strafrechtlich relevante Sachen)

 Die nicht bepfründeten Ämter (..) sind grundsätzlich frei widerruflich..“[6]

„Die Inhaber von Kirchenämtern sind (.) weder unmittelbare noch mittelbare Staatsbeamte, so dass das staatliche Beamtenrecht auf sie keine Anwendung finden kann. Gleichwohl darf man die Inhaber von Kirchenämtern als öffentliche Beamte ansprechen, die dem staatlichen Recht insoweit unterliegen, als dieses durch ein für alle geltendes Gesetz Bestimmungen über die Ausübung eines öffentlichen Amtes schlechthin trifft.“[7]

 „Zur Verleihung von Kirchenämtern ist ausschließlich die Kirche zuständig ohne Mitwirkung des Staates oder der bürgerlichen Gemeinden (..). Aber der Staat ist daran interessiert, und die Kirche hat (…) in den Konkordaten mit Bayern (1924. A.d.V.) und dem Deutschen Reich (1939. A.d.V.) den Staatsregierungen eine gewisse Einflussnahme zugestanden. (….)Bei der Besetzung (der) Ämter (auch der Pfarrämter.A.d.V.) ist entweder vor oder nach vollzogener Amts Verleihung der Staatsregierung Mitteilung zu machen, damit diese prüfen kann, ob die konkordatären Eignungsbestimmungen eingehalten worden sind“.[8]

 2. Die Stellung des Ortspfarrers zu Abbach

Was bisher gesagt wurde, galt jeweils auch für den Ortspfarrer und die anderen Geistlichen in Abbach.

Der Pfarrer lebte in früheren Zeiten ausschließlich aus der Pfründe und aus den auf ihn in seiner Pfarrei zukommenden Zusatzeinkünften wie Stipendien, Stolarien, Sonderzuwendungen ( z.B. bezahlte Fastenpredigten, Flurumgänge,. Segnungen) und sonst üblichen Guttaten, wie z.B. Geschenke nach Taufen, übliche Einladungen, etc.

Bis ins 16. Jh. war die Pfarrpfründe von Abbach räumlich sehr umfangreich. Es gehörten die Widdumshöfe Gemling und Eiglstetten dazu. Was diese Pfründen inhaltlich bedeuteten, kann immer nur allgemein beziffert werden

Was geschah mit dem Hof in Gemling?

1418 haben Zechpröbst und Bürger von Abach den ganzen Gemlinger Hof unter Pfarrer Paulus Würther dem Pfarrgotteshaus St. Nicola überlassen, damit dort täglich eine hl. Messe für die Stifter gelesen werde. Pfarrer Würther aber hat schon 1421 den Hof um 63 Pfund Regensburger Pfennige , das sind etwa 170 Gulden, an zwei Brüder verkauft. Der Pfarrei blieb nichts mehr außer 9 fl 4 Xer für das Lesen der Jahrmesse.[i]

Später kam der Hof an das Damenstift Niedermünster in Regensburg.

Was geschah mit Eiglstetten ?

Im „Notizen- Buch der kath. Pfarrei Abbach“ erklärt Pfarrer Johann Mathias Neuhörl 1762, , dass Pfarrer Hüller den Hof Aiglstetten, welcher vorher Widumhof des Pfarrers gewesen sei, 1529 erbrechtlich an Private abgegeben habe . Man hatte also kein Besitzrecht mehr, sondern nur mehr, wie auch auf anderen Höfen des Pfarrsprengels, das Recht auf den Zehent.

 Pfarrer Emmeram Hem, der 1673 bis 1681 in Abach Pfarrer war , schrieb ein „Saal-Büchl“, worin er über Eiglstetten schreibt:

„ Dieser Hof ist das Widen Guett, so dem Würdigen S. Georgis Gotts Haus zu Peising, als der alten Pfarr Kürchen eigenthümblich zugehörig, (..) und desselben Gotts Haus zu Lehen rührent. Bei diesem Widumb Hof Aiglstetten ist ein Pfarrer zu Abach Grundt Herr.

Alda muß der Widum Paur dem Pfarrer zu Abach als seinem Grundt Herrn Jährliche Stüft geben Michaelis 5

Schwarze Pfennig

Dan an dienst getraidt, Martini als Rechter dienstzeit muß er dem Pfarrer auf seinem Getrait Casten Abacher Maas ohne abgang yberbringen Und Eindienen

Waiz ½

Khorn 1

Gersten 1 Schaf (=Schaff)

Habern 1

Herentgegen soll ein Pfarrer zum Casten Gericht Khelheimb“ einen gewissen Anteil abtreten.

 Wie Eiglstetten , jedoch mit einer etwas anders gearteten Rechtsverbindlichkeit, mussten alle zur Pfarrei gehörenden Orte, Weiler und Einöden, der gesamte Pfarrsprengel eben, den Zehent abliefern.

Zu ihr gehören Peising, Saalhaupt, Oberndorf und Dünzling ( bis 1687, als es Expositur wurde ); weiter die Einöden und Weiler Eiermühle, Streicherhöhe , Peisenhofen, Weichs, Gemling, Au, Hochstetten, Seehof, Voxbrunn, Weilhof, Bockenberg, Gottesberg, Jägerhaus, Klausen, Kranzgarten, Pondorf, Ried, Teufelsmühle und Weilhof.

Lange Zeit auch noch die Orte Graßlfing, Hohengebraching und Niedergebraching.

Die Pfarrer erwiesen sich als tüchtige Zehenteintreiber. Über den eingesammelten Zehent haben sie genau Buch geführt.

 Der Zehent wurde in Naturalien oder Geld, wie es Oberndorf unter Hem schon sehr früh praktizierte, vom Pfarrer mit dem Fuhrwerk abgeholt, oder er musste in den Pfarrstadel gebracht werden, aus dem ihn der Pfarrer dann versilberte.

2/3 davon musste er gleich einmal an das Kloster St. Emmeram in Regensburg abliefern. 1/ 3 davon verblieb dem Pfarrer und der Pfarrei . Außerdem bediente sich am Erlös der Pfarrpfründe das Landgericht für eine Stiftungskasse mit 10 %, die für größere Projekte, wie Kirchenbauten etc. Zuschüsse gewährte.

Es steht auch fest, dass der Pfarrer für seine Unternehmungen in der Pfarrei persönlich haftete, so dass es einige Male passierte, dass er in die Gant fiel, wie wir von Pfarrer Martin Otto, dem Erbauer der jetzigen Pfarrkirche (+ 1868), wissen und von seinem Nachfolger Pfarrer F.X. Steinhauser (bis 1872).. Als letzterer seinen Dienst antrat, hieß es, zur Wendung der Gant Kapital aufnehmen „ad onus successorum“

 In das Saalbüchl des Martin Hem 1673 bis 1681 sind auch die Einkünfte des Pfarrers für die Jahrmessen aus jedem Ort , die sehr zahlreich waren, aufgenommen. Aus diesen stand ihm jedoch auch immer nur der Anteil des Pfarrers persönlich zu.:

Die Aufteilung der Messstipendien erfolgte im Jahre 1700 so: Für die Messe bezahlte man 1 fl; dem Pfarrer gehörten 30 Kreuzer, dem Mesner 6 Kreuzer, den Ministranten 1 Kreuzer. Der Rest aus dem Stipendium war für Beleuchtung, Kerzen am Alter, Messwein und Hostien.

 Einen wesentlichen Teil der Existenzgrundlage des Pfarrers bildete die eigene Landwirtschaft, die er betriebswirtschaftlich wie jeder andere Bauer betrieb, wobei ihm in der Regel als Arbeitskräfte aber keine Familienangehörigen zur Verfügung standen, sondern andere Angestellte, die er bezahlen musste.

 Kommen wir zur Ära Neuhörl 1752 – 1769
Über die Gesamteinkünfte des Pfarrers bekommen wir Kenntnis aus dem ausgefüllten „Faßions – Formular für Pfarrer und Benefiziaten, benanntlich der Pfarr Abach Capituli Rurensis Kelheimensis“ vom 20.3.1759, das er als Entwurf deklarierte.

 In ihm finden wir eine Aufstellung über 10 Jahre, die Jahre 1748 – 1757

Zu den Einkünften des Pfarrers Neuhörl im Jahre 1748 gehörten :

a) der Zehent Anteil für Weizen, Korn, Gerste und Hafer betrug 499 Fl 30 X

b) Stifft und Gilten 30 X

c) Nutzungen von den Kirchen, Benefizien, Jahrtagen und Bruderschaften 117 fl 43 X

d) Seel-Gräd und andere Pfarrliche oder Benefizial Einkünffte 92 fl

In Summa machte das für das Jahr

1748 709 fl 43X

In den betreffenden 10 Jahren verdiente der Pfarrer 7087 fl 31 X, das sind durchschnittlich pro Jahr etwa 700 Gulden. Davon waren 5 % an das Landgericht abzuführen.

 Nachdem der Hauptanteil der wirtschaftlichen Basis des Pfarrers damals im Zehent bestand, sollte man auch über ihn ein Wort verlieren:

Der Zehent wurde schon im AT verlangt, im neuen Bund dann aber fallen gelassen, weil man als Christ gemäß Mt 5,20 frei von gesetzlicher Verpflichtung zum Unterhalt des Klerus und für karitative Zwecke mehr geben sollte als die Juden.

Im 5. Jahrh. Wurde dann aber in der Westkirche der Zehent wieder eingeführt, in der Zeit des hl. Bonifatius, im 8. Jh., war er bereits wieder allgemein üblich. Ein Grund dafür war vermutlich schon damals die Entschädigung der Kirche für Grund und Boden, den die Karolinger zur Festigung der eigenen Hausmacht den Kirchen weggenommen hatten.

Im Mittelalter stand der Zehent grundsätzlich den Tauf- und Pfarrkirchen zu und zwar bezogen auf den im Sprengel liegenden nutzbaren Boden. Die daraus folgende eindeutige Abgrenzung der Sprengel förderte die Ausbildung des Pfarrsystems. Die Drittelung, 2/3 für den Eigenkirchenherrn und 1/3 für den Pfarrer, war allgemein üblich und nicht nur in St. Emmeram zu Regensburg (= Bischof).

Die durch Dekret der französischen Nationalversammlung v. 2.11. 1789 verfügte Abschaffung aller kirchlichen Zehenten in Frankreich war der Beginn der Beseitigung des Zehents auch in Deutschland nach 1848. [9]

Die Säkularisation am Ende des 18.Jh. und am Anfang des 19.sc. zerstörte die gesamte finanzielle Grundlage der Kirchen. Auch durch die vielen Geldentwertungen verarmten die Pfründen, und sie konnten den Inhabern keinen standesgemäßen Lebensunterhalt mehr bieten.

 Deshalb wird jedem im Dienst der Diözese tätigen Priester und jedem Emeriten seit damals ein nach Dienststellung und Dienstalter abgestuftes Gehalt bezahlt, von dem eventuelle Pfründeeinkünfte abgezogen werden (z.B. die Wohnung im Pfarrhaus)

Die gesetzlichen Grundlagen sind Weimarer Verf. Art. 138 Abs. 1, GG Art 140, Bayer. Konkordat Art 10. Seit dem Ende des 2. Weltkrieges wird vom Staat eine jährl. Gesamtsumme an die Diözese geleistet und die Bischöfl. Finanzkammer entlohnt daraus und aus Kirchensteuermitteln die Geistlichen.[10]

Wir sind in der Ära des Bartholomäus Holzinger (1829 – 1838) des Erbauers des neuen Pfarrhofes (1831)

Er hatte Einkünfte in etwa Martin Otto um 1850 – 1860; in etwa auch seine Lasten. Zu ihnen zählten auch die Löhne des Gesindes.

 Für 1835 bestand folgende Lohnliste:

Der Baumann ( Verwalter/ 1. Knecht) ) Michael Renner bekommt einen Jahreslohn von 45 Gulden.

Nach der Ernte 4 Gulden 48 Kreuzer Trinkgeld. Von jedem verkauften Schaff Getreide erhält er 6 Kreuzer. Täglich bekommt er eine Maß Bier. Es gibt für ihn ein jährliches Darangeld von 2 Gulden 24 Kreuzern, dazu 1 Pfund Schuhschmiere.

Der andere (zweite) Knecht Michael Franzmüller bekommt einen Lohn von 32 Gulden, für ein Paar Schnürschuhe 4 Gulden, für die Leinwand 3 Gulden, ein jährliches Drangeld von 1 Gulden 21 Kreuzern. Dazu 1 Pfund Schuhschmiere.

Der Knecht Georg Blaicher erhält einen Lohn von 40 Gulden, 2 Hemden ( 8 Ellen), ein feines und ein grobes – und 5 Ellen zu Beinkleidern und Jäckchen, jährliches Drangeld 1 Gulden 12 Kreuzer, ein Pfund Schuhschmiere.

Die Große Dirn bekommt einen Lohn von 25 Gulden, für ein Paar Schnürschuhe 3 Gulden, für einen Rock 4 Gulden, 10 Ellen feine und 10 Ellen gröbere Leinwand oder dafür 4 Gulden, 1 Viertel Wachs, 1 Pfund Schuhschmiere, jährliches Drangeld von 1 Gulden 12 Kreuzern.

Die Kleine Dirn Magdalena Kiendl bekommt einen Lohn von 20 Gulden, für ein Paar Schnürschuhe 3 Gulden, für einen Rock 4 Gulden, 10 Ellen feinere und 10 Ellen gröbere Leinwand, oder dafür 4 Gulden, 1 Pfund Schuhschmiere und ein jährliches Drangeld von 1 Gulden.

Die Kleinmagd Gertraud Ett l(….) (Text verdorben)

Die Köchin Katharina Muhr bekommt einen Lohn von 45 Gulden, zum Namenstag 2 Gulden 42 Kreuzer, zum neuen Jahre 2 Gulden 42 Kreuzer, ½ Pfund Wachs.

NB. Wachs benötigte man außer zu religiösen Zwecken auch zur Beleuchtung von Zimmern und für die Laterne. Elektrische Beleuchtung gab es noch nicht.

Beim Pfarrhof handelte es sich um einen beachtlichen Betrieb:

Es waren 3 Knechte, 3 Mägde uns eine Köchin im Dienst des Pfarrers am Werk

Es bleibt zu bemerken, dass der Gulden 60 Kreuzer hatte. Im Jahr der Umstellung vom Gulden zur Reichsmark 1875/ 76 wurde .der Gulden mit 1, 71 RM getauscht

Den Realwert des Gulden und Kreuzer betreffend siehe Folgendes :

1816/17 war ein Hungerjahr wegen Misswuchs. Nach anfänglich astronomischen Lebensmittelpreisen schraubte diese die Regierung durch ein e neue Satz herunter.

Lebensmittelpreise 1817 , zur Relativierung der Gehaltsliste des Pfarrers und des Gesindes

 Es galt:

1 Pfund bestes Ochsenfleisch 10 Kreuzer

1 Pfund geringeres 9 Kreuzer

1 „ Kuhfleisch 8 Kreuzer

1 „ Kalbfleisch 9 Kreuzer

1 „ Schaffleisch 7 Kreuzer 2 Pfennige

1 „ Schweinefleisch 12 Kreuzer 2 Pfennige

Für das Überschreiten der Preise wurde eine Geldstrafe ( z.B.

5 Reichstaler für den Metzger) angedroht. Die Satz wurde laufend aktualisiert.

Für die Maß Sommerbier durfte der Brauer 4 Kreuzer 2 Pfennige verlangen. Der Wirt 5 Kreuzer.

Es wurde auch das Gewicht für die 1 und 2 Kreuzer- Semmel, das Ein und 2 Kreuzer Röckel und für den 1 Metzen- bis 1/16- Metzenlaib (von 40 Kreuzern bis 2 Kreuzer 2 Pfennige) genau festgelegt.

 Kommen wir zur Ära des Martin Otto
Die Einkommensverhältnisse entnahm ich der Diözesanmatrikel von 1860.

Einkommen 2459 fl 31 X. Last 591 fl 31 X; Baulast der Pfarrer. Mit der Pfarrpfründe ist seit langem ein auf den Dreikönigs- Altar der Filialkirche Oberndorf gestiftetes Messbenefizium vereint.

 Der laufende Betrieb, „Pfarrhof“ genannt, hatte natürlich auch seinen Preis

Pfarrer Steinhauser ließ z. B. 1870 das Wasser des Lugerbaches durch seinen Wurzgarten richten. Für ein eigenes Orts-polizeilich genehmigtes Badehäuschen an der Donau bezahlte er ohne das Bauholz 45 Gulden.

In der Nacht zum 27. Oktober 1870 wütete ein Orkan, der im Pfarrwald erhebliche Sturmbrüche verursachte, leichtere Schäden am Pfarrhaus, den Gartenzaun gegen den Hof eindrückte. Im Frühjahr 1870 bezahlte er für die Reparatur der Feldwege an einen gewissen Bemmerl 25 Gulden.

3..Neben dem Pfarrer hatte Abach seit 1470 auch einen eigenen Frühmesser, der sich existenzmäßig auf das Benefizium Sancti Christophori im Markte stützen sollte. Wie das vorliegende Schriftwesen ( Kirchenrechnungen und Korrespondenz ) ausweist, wuchsen dem Inhaber dieser Pfründe die Bäume nicht in den Himmel. In den Notzeiten des 30 jährigen Krieges und danach hatte sich die Stelle zu Tode gehungert. 1732 klagte man dem Bischof, dass seit den schwedischen Kriegszeiten keine Frühmesse an Sonn- und Feiertagen mehr gelesen worden sei. Darauf stellte Reichsabt Anselm von St. Emmeram am 25. 2. 1733 einen neuen Stiftungsbrief aus, wovon jedoch der betreffende Geistliche leben sollte, verriet er aber nicht. 1754 erklärt Pfarrer Mathias Neuhörl dem Magistrat zu Abach seine Bereitschaft, den Frühmesser in „ Besoldung, Cost, Trunkh, Licht, Beth, Behilz und Wohnung zu halten“, wenn er aus dem kaputten Frühmesser-Haus in den Pfarrhof zöge und auch pfarrliche Dienste verrichtete. Der Markt entließ den eigenen Priester jedoch nicht aus seiner Kuratel, und so blieb er ein armer Schlucker.

Er war so arm, dass Bischof Anton Ignaz am 9.4. 1778 wissen ließ, dass er gern einen Frühmesser schicken würde, wenn mehr als 50 Gulden jährlich zur Verfügung stünden. Am 31.3. 1785 deutete er an, dass er keinem Priester zumuten könne, um den Betrag des Salary, den Abach aufbringen wolle, nach Abach zu gehen. Am 31.7.1797 schrieb Pfarrer Schwemmer nach Regenburg, dass der Frühmesser sogar 50 Gulden zugesetzt habe, das Holz müsse er sich von den Bauern jetzt erbetteln und die tägliche Kost bekomme keiner mehr so selbstverständlich, wie es früher war. Man solle die Stelle gleich auflösen und sie ihm zusätzlich übertragen. Daraus wurde jedoch nichts.

Wie sich herausstellte, ließ der Frühmesser nicht mit sich reden, in das Pfarrhaus zu ziehen und sich dem Pfarrer unterzuordnen. Mancher von den Frühmessern zog in Ermangelung eines ordentlichen Salärs gleich wieder weiter, einem anderen fiel nichts Besseres ein, als Wohlhabende anzubetteln und mit ihnen im Wirtshaus herumzuhocken.

Aus einem Lukas des Bischofs Valentin vom 31 Juli 1797 sehen wir, wie diesem der Kragen platzte. Wegen mangelnder Beschäftigung führe der Benefiziat ein schmutziges und eines Priesters unwürdiges Leben.

Der nächste Aspirant auf das Benefizium, Adam Metzner ,überlegte im Brief vom 7. 8. 1797 , ob er nicht gleich seine Bewerbung auf das Benefizium in Abach zurückzuziehen sollte; er ziehe es vor, in der ordentlichen Seelsorge zu bleiben. Offensichtlich tat er es dann doch nicht, weil nach einer Aufstellung vom 31.2.1805 die Jahresdotation durch die Bürger für ihn 130 Gulden betrug.

 Kommen wir zum Schulbenefiziaten

 Am 25.3.1816 starb der letzte weltliche Schullehrer von Abbach Mathias Schhindlböck, der letzte Frühmesser Pfeifer bewarb sich wegen zu geringer Einkünfte in Abbach nach Niederleierndorf. So hatte man mit einem Schlag in Abbach weder einen Lehrer noch einen Frühmeßbenefiziaten.

Da kam der Rat von Abbach auf die Idee, zwei Fliegen mit einer Klappe zu erledigen. Am 15.. April 1816 schickte Bürgermeister Scherer an das königliche General -kommissariat des Regenkreises das Gesuch, aus dem Frühmessbenefizium ein Schulbenefizium errichten zu dürfen. Und weil man den Vorwurf der ungenügenden Dotation schon vorausahnte, schickte man den Vorschlag einer neuen Dotation gleich mit: Er lautete wie folgt:

 „I. Ertrag der Schule:

Die Kommunalgründe, welche der Schule für den zeitlichen Lehrer unzinslich überlassen werden, bestehen in:

a) einem Krautfeld zu ¼ Tagwerk und

b) einer Wiese zu ¾ Tagwerk, deren Nutzung in Geldaufschlag kommt pro Jahr 20 fl

Ein zur Schule gehöriges Wurzgärtl außer dem

Markte erträgt 2 fl

Freie Wohnung und jährlich Clafter Holz a 3 fl 12 fl

Das Schulgeld, auf 10 Monate angenommen,

beläuft sich jährlich auf 40 fl

_____________________

74.-fl

II. Ertrag der Frühmeß

Laut Marktskirchenrechnung vom Jahre 1807 S. 25 – 27 sind 46 Quatember- und Jahresmessen zu lesen, an Sonn- und Feiertagen unter der Frühmesse eine Exhortation zu halten, nachher 3 Vater Unser und 3 Ave Maria für die Guttäter der Frühmesse abzubeten, welche die K. Stiftungs -administration Abenberg jährlich bezahlet 65fl 34 X

 Für Haltung der Frühmesse an Sonn – und Feiertagen, die für die Gemeinde nicht appliziert werden darf, bezahlt die Bürgerschaft zu Abbach konkurrenzmäßig in Quartalsraten 64 fl, wovon jährlich dem Mesner für die Bedienung 4 fl zufließen (…) 60 fl

Die jährlichen Messstipendien können betragen ganz

gering angesetzt 50 fl

Ein zur Kommune gehöriger öder Platz zu ½ Tagwerk kann zu Feld gemacht und dem Benefizium zugeteilt werden in einem Ertrag zu 8 fl

Ebenso wünscht man eine Kommunalwiese zu 1/3 Tagwerk, dann ein Ackerl zu 6 Pifang, welche Gründe dermal der pensionierte Ratsdiener Franz Schmid als 78- jähriger alter Mann noch benützt, nach dessen Tod dem Schulbenefizium (.) zu überlassen, in Anschlag 10 fl

_______ 193. fl 34 X

===========

 III.Weitere Vorschläge zur Dotation eines Schulbenefiziums

 Die Spendstiftung des Georg Parth gewesten Engelwirth zu Abach de anno 1564 besteht in 4 Äckern zu 7 Tagwerk besten Grundes, dann in einer 2/3 Tagwerk großen Wiese. Von den Äckern, welche nun mehr den hiesigen Einwohnern verpachtet sind, wird volljährlich neben den daraufhaftenden höchst landesherrlichen und anderen Abgaben, als ein Stiftgetreid verreicht 11 Schäffel l4 Mezen Korn, die nach dem Getreidepreis zwischen Martini und Weihnachten von den Pächtern in Geld zu bezahlen sind.

Diese Spende dürfte dem Schulbebefizium zugeteilt werden, in geringem Anschlag a 8 fl pro Schäffl Stiftkorn

93 fl 20 X

Die Wiese pr. jährlicher Nutzung 10 fl

 Die Aktivkapitalien bei dem Armenhaus dahier betragen nach Rechnung vom Jahre 1807 Seite 15 1281 fl. Diese Stiftung hat ihren Ursprung guttätigen Bürgern Abbachs zu verdanken, und die Zinsen von obigen Kapitas Betrag nur nach 4 Procento angenommen, geben eine jährliche Rente von 51 fl 4 ½ Xr. Hiervon dürften dem Schulbenefizium zugewendet werden 25 fl

_____

128 fl 20 Xr

 Wiederholung

 I. Ertag der Schule 74 fl

II. des Benefiziums 193 fl 34 Xr

III. Weitere Dotationsvorschläge 128 fl 20 Xr

___________

395 fl 54 Xr

Königliches Bürgermeisteramt Abbach

Michael Scherer , Bürgermeister

Um einem möglichen Bewerber die Stelle noch schmackhafter zu machen, bot der Magistrat und Bürgermeister Scherer per Brief vom 16.6.1817 an, den Schulbenefiziaten vom Kriegsdienst und allen Kriegslasten, z.B. Quartierslasten auf Kosten der Bürgerschaft zu befreien.

 Am 21.1.1818 war es dann endlich so weit:

Im Namen seiner Majestät des Königs teilte die Regierung des Regenkreises, Kammer des Inneren, mit:

„Seine Königliche Majestät haben durch allerhöchstes Reskript vom 28. Dezember 1817 ( …) die Errichtung eines Schulbebnefiziums zu Abbach in der Art allergnädigst zu genehmigen geruht, dass das dortige Frühmessbenefizium mit dem Schuldienste vereinigt, und dessen Dotation mit der Parth`schen Spend Stiftung vermehrt werden soll, und dass die Gemeinde dem Schulbenefiziaten eine freie Wohnung einräume, und in baulichem Zustande erhalte.

Der Benefiziat soll auch gehalten sein, dem Ortspfarrer Aushilfe zu leisten, soweit es das Schulgeschäft zulässt.

 Als Volksschullehrer hat er

a) die Werktags- und b) die Feiertagsschule planmäßig zu halten, und sich diesfalls nach den Anordnungen der Schulvorstände zu richten.

Wegen Besetzung des neu dotierten Schulbenefiziums wird das Weitere eingeleitet werden.

Dieses wird der k. Communal – Administration Abbach zur Wissenschaft hiermit eröffnet.

Regensburg den 14. Jäner 1818.“

 Am 20.1.1818 gab das Hochwürdige Domkapitel zu Regensburg (sede vacante ) seinen Segen dazu.

 „Unseren gnädigsten Gruß zuvor. Würdiger und wohlgelehrter, besonders lieber Pfarrer !

Die von der k. Regierung des Regenkreises – Kammer des Inneren in Betreff der Errichtung des Schulbenefiziums in Abach dem Ordinariat gemachte Mitteilung der allerhöchsten Landesherrlichen Entschließung wird demselben in mitkommender Abschrift zum geeigneten Benehmen communiziert. Sind übrigens demselben mit Gnaden gewogen. Regensburg den 20. Jäner 1818.“

Der Umstand, dass das Reskript die Verpflichtung des Schulbenefiziaten zur Exhortation und Predigt in der sonn – und feiertäglichen Frühmesse nicht ausdrücklich festschrieb, führte in der Folgezeit, besonders unter dem adeligen, wie es scheint, oft unbequemen Benefiziaten Freiherr von Dietz zu häufigen Konflikten mit dem Pfarrer.Am 2. 11. 1831 wendet sich Freiherr Franz Xaver von Dietz, Schul Benefiziat an die Regierung mit dem Ansinnen, den Kantor- und Mesnerdienst zur Aufbesserung seines Salärs an sich nehmen zu dürfen. Man könne andererseits zu seiner Entlastung einen Hilfslehrer anstellen. Außerdem sei seine Wohnung miserabel und für die Abhaltung von Schule viel zu klein.

Der Schulbenefiziat schien sich in mehreren Zusammen –hängen als anspruchsvoll und aufsässig erwiesen zu haben und so erfuhr Freiherr von Dietz am 5. 10. und 30. 10 1832

den Unmut des Generalvikars und späteren Bischofs von Regenburg, Michael Wittmann, in 2 offiziellen Schreiben zu spüren.

(2 Autogramme im Archiv!)

Man habe ihn per Augenschein anlässlich einer Visitation stimmlich nicht behindert befunden, und es sei im Interesse der Schule wie der älteren Leute, besonders der Dienstboten von Vorteil, wenn zu den besagten Messen das betreffende Evangelium vorgelesen und ausgelegt werde. Das könne man von einem Katecheten und Seelsorger erwarten. Außerdem sei in jedem Fall seiner Unternehmungen das pfarrliche Gutfinden vorausgesetzt. Darüber werde in der Zeit von drei Wochen Bericht vom Pfarrer erwartet.

 1846 stellte Pfarrer Martin Otto nun eine Aufstellung der Erträgnisse des Schulbenefiziums her, zu welchem Zwecke und in wessen Auftrag ist unbekannt. In dem Papier heißt es:

Schulgeld von 80 Kindern a´1 3/5 fl 128 fl – Xr
Schulwiese u. 2 Äckerl – verpachtet 36 fl –
Spendäcker – verpachtet 98 fl 31 Xr
Ansatz für Wohnung 12 fl –
72 Stiftsmessen 71 fl 32 Xr
Bruderschaftsmessen 3 fl – Xr
Jährlich vom Markt 60 fl –
Holzäquivalent vom Rentamt 12 fl 24 Xr
_____________

 421 fl 24 Xr

Am 25. Januar 1861 stimmte nun das bisch. Ordinariat in Regensburg und die Regierung von Niederbayern zu, dass die Mädchen- und Knabenschule getrennt werde und dass dem Schulbenefiziaten nur die Mädchenschule verbliebe.

Dafür würde das Schulgeld für die Knaben nunmehr auf den Lehrer der Knabenschule übertragen. Davon solle man den Lehrer Haid und den derzeitigen Schulbenefiziaten Josef Kammermayer in Kenntnis setzen.

 Dies schien aber den Einspruch des Pfarrers von Abbach Steinhauser zur Folge gehabt zu haben. Dem Schulbenefi – ziaten würden abzüglich der freien Wohnung nur mehr 400 fl verbleiben und mit einem Schulgehilfen könne man wahrscheinlich auch nicht rechnen.

So änderte das Ordinariat mit Brief vom 16.9.1870 an das Pfarramt seine Meinung und zog wegen mangelnder Dotation sein Einverständnis zurück Die Schule wurde trotzdem geteilt.

 25.2.1884

Die Marktverwaltung und die Schulsprengel Vertretung betrieben im Interesse der Schule und „wegen des allgemeinen Priestermangels“ die Trennung der Schule vom Benefizium. Die Benefizialpfründe sollte aber dem jeweiligen Benefiziaten für immer verbleiben. Zunächst sollte neben dem Benefiziaten ein Hilfslehrer angestellt werden, den die Regierung bezahlen sollte. Nachdem sich diese sperrig zeigte, beschloss man am 14. April , dass der Hilfslehrer mit 360 RM aus der Schulgeldkasse bezahlt wird. Er soll entweder eine Dienstwohnung erhalten oder das Geld dafür. Auch erhält er das notwendige Brennholz.

 Am 15.8.1884 wird die geplante Trennung vollzogen: Hier Benefiziat – hier weltliche Lehrer. Die zwei Schulzimmer im Benefiziaten Haus müssen der Gemeinde weiterhin zur Verfügung stehen. Dafür verbleibe der Gemeinde die Baulast.

 1888, nachdem es räumlich zu eng wurde, plante man die Erweiterung der Schule. Man beschäftigte inzwischen die dritte Lehrkraft. Man fand, dass wegen der voraussichtlichen Baulast von 18 000 RM die Bezirksregierung die Besoldung der Lehrer bezuschussen müsse.

 Mit Einführung der neuen politischen Ordnung im Kaiserreich wurde das Schulwesen auch in Bayern neu geordnet und somit auch deren finanzielle Grundlagen.

 Dem Protokollbuch des Gemeindeausschusses entnehmen wir unter dem 24. März 1920 dann den Eintrag, dass auch der weltliche Kirchendienst vom allgemeinen Schuldienst getrennt wird. Das betraf den Kantor-, Mesner- und Organistendienst.

Der Religionsunterricht sollte innerhalb des stundenplan -mäßigen Unterrichts ungehindert abgehalten werden können.

Soweit die Obliegenheiten und wirtschaftlichen Grundlagen des Frühmeß- und Schulbenefiziums in Abbach.

 4. Was den Kooperator in Abbach betraf – bis zur Erhebung Dünzlings zur Expositur hatte man sogar zwei – muss man festhalten, dass diese ein nicht bepfründetes Amt inne hatten. Sie lebten im Haushalt des jeweiligen Pfarrers unentgeltlich mit, arbeitsmäßig, wohnungsmäßig und kostmäßig in oft unangenehm empfundener Abhängigkeit- überhaupt wenn die Küche nichts taugte. Der Pfarrer wurde vom Bistum durch einen Zuschuss zum Kostgeld entschädigt.

(Episode „Mein Herr und mein Gott !)

Als Hinweis für die Lage des Kooperators im Pfarrhof zu Abach im Jahre 1754 mag man das Schreiben des Pfarrers Mathias Neuhörl an den Magistrat zu Abach ansehen:

Er sei bereit, den Frühmesser in „ Besoldung, Cost, Trunkh, Licht, Beth, Behilz und Wohnung zu halten“, wenn er aus dem kaputten Frühmesser-Haus in den Pfarrhof zöge und auch pfarrliche Dienste verrichtete, d.h. wenn er die Rolle eines weiteren Kooperators zu übernehmen bereit wäre, was nicht selten auch Bauernarbeit bedeutete.

In späterer Zeit wurde der Kooperator von der bischöflichen Finanzkammer bezahlt, und der Pfarrer erhielt weiterhin das schon immer übliche Kostgeld zu seinem eigenen Gehalt dazu, was der Kooperator aber erst gar nicht zu Gesicht bekam.

 5. Der exponierte Kooperator, später Expositus in Dünzling

 Wegen der weiten Entfernung Dünzlings von Abbach und des daraus folgenden weiten Weges zwischen den beiden Orten ließ man den 2. Kooperator von Abbach im Interesse der Seelsorge gleich in Dünzling sitzen. Dieser entwickelte in der Distanz ein gewisses Eigenleben und die Dünzlinger erinnerten sich daran, dass sie eigentlich vor dem dreißigjährigen Kriege schon einmal so etwas wie eine eigene Pfarrei waren. Dies alles führte zu einem Jahrhunderte alten Streit zwischen Dünzling und Abbach bis dann 1687 schließlich geteilt wurde und Dünzling in den Rang einer Expositur von Abbach erhoben wurde.

Ein gewisser Höhepunkt der Unstimmigkeiten wurde unter dem Abbacher Pfarrer Johann Mathias Neuhörl erreicht, der sich im Jahre 1762 in dem von ihm begonnenen „Notizen – Buch über die katholische Pfarrei Abbach“ natürlich aus der Sicht der Gegenseite über die Bestrebungen des Dünzlinger Amtsbruders äußerte. Dort heißt es (Text lateinisch )

„1686 ( Pfarrer in Abbach war ) der Hochwürdige Herr Johannes Ignaz Weinberger. Unter diesem Pfarrer wurde der Dünzlinger Cooperator Expositus und ich gebe zu, daß ich in meinem Inneren denselben beschuldige, die Angelegenheit für seine Nachfolger nicht gut geführt zu haben, weil für den Lebensunterhalt dieses Expositus keine 300 Gulden, wie es in anderen Exposituren üblich ist, zur Verfügung stehen.

 Nach der Meinung von Pfarrer Martin Otto, der selber nach dem Kirchenbau 1852 in der Gant war, hätte die Expositur Dünzling ruhig sogar Pfarrei werden können, wenn diese nur ein Absent von 50 Gulden bezahlt hätten. Diese wollten jedoch nicht so viel aufbringen, sondern nur 12 fl. Im weiteren Verlauf der Geschichte fehlen für Dünzling im Pfarrarchiv die Daten.

 Schauen wir uns noch die Ära des August Templ an:

 Die Diözesanmatrikel 1916 stellt fest:

R Eink. 4213,79 M. Lasten 1377,48 M

Witztum: 22,335 ha Äcker,5,510 ha Wiesen, 12,099 ha Wald, 0,113 ha Garten

Baulast hat der Pfarrer.

Nebengebäude: Stall, Waschhaus.Holzlege.

[1] LThK. Weihetitel. Bd.10, Sp.983, Freiburg 1965

 [2] Vgl. a.a.O. !

 [3] Eichmann – Mörsdorf. Kirchenrecht.I.Bd. S. 265. Paderborn 1959

 [4] a.a.O. S. 285

 [5] a.a.O.

 [6] a.a.O.

 [7] a.a.O. S.287

 [8] a.a.O. S. 295

 [9] LThK Bd 9, Sp. 1319 f

 [10] Vgl. LThK Bd.4 Sp. 135 f: Bd. 6 Sp. 443.

 In Abbach war der letzte „Bauernpfarrer“ Pfarrer Josef Kreger (1918 – 1930). Dieser ging 1930 nach Fichtelberg. Für die politische wie für die Pfarrgemeinde war es eine Wohltat, als mit Pfarrer Alois Lehner ein Pfarrer seinen Dienst antrat, der sich wirklich hauptsächlich für die seelsorglichen Belange zuständig fühlte.

Um 1970 : Der Pfarrer wird nach 25 Dienstjahren nach A 14 (Beamten – Besoldungsrecht) bezahlt.

2003 an Grund und Boden 62,35 ha für die Pfarrpfründe (Da ist aber Dünzling mit dabei) 

 

 

 

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Von |2023-12-03T07:36:52+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

063: Erinnerung an ein früheres Abbacher Eigenrecht, worauf sich die Gemeinde bis zur Säkularisation (1803) berief

Dieses Recht (Freiheitslibell 1335) geht auf Kaiser Ludwig den Bayern zurück (1314-1347), der sich wiederum auf „altes Herkommen“ (Marktrecht Ludwig des Kelheimers um 1210) stützte. Von Kurfürst Karl Albrecht wurde es am 7.3.1733 das letzte Mal erneuert.

Die Neukonfirmierung wurde wegen eines Streites zwischen der Marktsbürgerschaft und der Schlossherrschaft (Landrichter/Pfleger) angestrebt. Der Streit dauerte sehr lange. Anlass war der Burgfrieden (Burggeding) und Weiderechte für Jungtiere auf dem „Thorwartwiesl“ zum Burgberg. (s.S.8 der Urkunde!)

Oftmalige Ritte der Ab(b)acher Verwaltung zu Verhandlungen mit den Behörden in Straubing und München blähten die Kosten auf.

Erschwerend kam hinzu, dass in der fraglichen Zeit vor 1725 eine außergewöhnliche Getreideteuerung mit folgender Hungersnot und grassierenden Krankheiten auftrat.

Man sah sich gezwungen, vom Minoriten Kloster in Regensburg 1725 ein Darlehen in Höhe von 500 Gulden zu jährlich 5 % Zins aufzunehmen, was immerhin jährlich 25 Gulden ausmachte.

Dies führte dazu, dass sich die Kosten bis zum Jahre 1737 auf fast 1200 Gulden aufblähten.

PS. An vorliegender Rechnung ist auf der nicht entwerteten Schluss-

seite das damalige Marktsiegel sehr gut sichtbar: Umschrift: Opidum

Abach Civium Comitatis; Rauten und Rosen in barocker Anordnung und Verteilung.

(Siehe Festmedaille von 2007!Originalsiegel im Archiv.)

Von |2023-12-03T07:32:24+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

064: Die Abbacher Existenz der Angrüners

(Zwei Briefe, die die Wurzeln des Ehrenbürgers Adolf Angrüner erhellen)

 Archiv von Bad Abbach Bad Abbach, den 15.10.2004

P. o. .A Dr. Alfons Kraus., Rektor a.D.

Kühbergstrasse 3

93077 Bad Abbach

 

An Herrn

Ing. Herbert Angrüner

Adresse geschützt!

 

Familienforschung Angrüner

Ihre Anfrage vom 4.10.04

 

Sehr geehrter Herr Angrüner,

 

zu Ihren genealogischen Unterlagen hat mir in der Zwischenzeit Herr Dipl. Ing. Adolf Angrüner die fehlenden Ergänzungsblätter zukommen lassen, mit denen ich weiterforschen konnte. Es ist nun alles sehr interessant, nachdem Adolf hier zu Abbach aus verschiedenen Gründen, die ich nicht weiter ausbreiten muss, zum Ehrenbürger ernannt wurde, und ich die Unterlagen von Ihnen den Stiftungspapieren beigeben kann.

Ich habe einiges Zusätzliches aus unserem Archiv herausgefunden:

Zuerst eine kleine Korrektur:

Der erste Abbacher Josef, * 1832 ist nicht in Penting sondern in Jagenried, Bez. Amt Neunburg v.W. geboren. Der Beleg ist der „Einzeichnungsbogen“ den ich Ihnen mit Beilagen in Kopie vorlege.

Weiter zu Josef * 1832:

Es ist anzunehmen, dass Josef Angüner im Zementwerk Alkofen bei Lengfeld, von wo seine Frau Therese Judemann stammt, Arbeit fand. Sonst bekam man zu dieser Zeit als Fremder hier nur im Kohlebergbau eine Beschäftigung, der zu dieser Zeit aber noch in den Kinderschuhen steckte.

Josef A.( * 1832, verh. 1868) besaß in Abbach ein kleines Häuschen Hs.Nr. 30 1/9 , wo jetzt das Schuhgeschäft Wittal ist (Kaiser Heinrich II. Strasse)

1873 wurde sein Häuschen nach der Brand Versicherungs Assekuranz auf 500 fl (Gulden) geschätzt, wofür er 30 x (Kreuzer) Prämie zahlen musste. Nach dieser Liste ist es das zweit kleinste Haus im Orte. (1875/76 stieg man in Deutschland mit dem Faktor 1,71 von Gulden auf RM über.)

1875 besaß er nach Bürgerliste von Gesamt Abbach ( Abbach und Abbach Schloßberg wurden 1892 vereinigt) Heimat – und Bürgerrecht

1884 zahlte er nach Gemeinde Umlage Liste 3.26 RM Steuer und 1,36 RM Umlage

1892 zahlte er 2,31 RM Gesamt Steuer

1887 taucht er in einer Gemeinde Wählerliste auf , ist zu dieser Zeit 54 Jahre alt, Beruf Taglöhner

1887 ebenso bei der Beigeordneten Wahl.

Taglöhner waren üblicherweise in der Landwirtschaft (Saison bedingt ?) tätig.

1892 hat er bei der Gemeinde Wahl Wahlrecht und ist 60 Jahre alt, noch Taglöhner

(aus diesem Jahre stammt der Einzeichnungsbogen, den ich Ihnen in Kopie beilege; die standesamtl. Ergänzung erfolgte 1910)

Josef und Maria Angrüner starben 1898 innerhalb der gleichen Woche

Josef A. wurde am 17.5.1898 in Grab Nr. 292 im 1880 erweiterten Bergfriedhof zur Talseite hin beerdigt.

Maria Angrüner, seine Ehefrau, wurde kurz vor her schon am 12.5.1898 im Grab Nr. 293 bestattet. Die verschiedenen Nummern erklären sich dadurch, dass die Liegezeit für eine aufeinander Bettung zu kurz war. Beide Verstorbenen wurden nach Klasse III. bestattet.

(Die Klasse richtete sich nach Vermögens Stand und Geltungsbedürfnis der Hinterbliebenen)

 Des weiteren fand ich im Einzeichnungsbogen auch Angaben zur Tochter Theresia:

Von den 6 ill. Kindern, die sie hatte, erscheint Adolf (Fortsetzung in Abbach) und Josef, *10. 2.1892, dessen Linie Sie in der Grafik beenden.

Nach der Mitteilung des Standesamts Feldafing vom 14.Mai 1908 war er dort mit der Fabrikarbeitersfrau Theresia, geb. Schmerber verheiratet, und es wurde ihm am 4. Mai 1908 eine Tochter Katharina Maria geboren.

1920 lebte Theres Angrüner * 15.7.1869 nach einer Wohnungsliste in Hs. Nr. 11 1/7 ( später Gamel, neben Aumeier, heute Dependance Cafe Rathaus) in nur einem Zimmer.

 Zu Adolf * 22.11.1894 konnte ich erfahren, dass er am 29.3. 1928 in Grab Nr. 72 Beerdigt wurde.

Nach seinem Tode geriet seine Witwe Katharina zeitweise in eine große Notlage, weshalb sie mit ihren 2 Kindern kurze Zeit im sog Gaißhaus in einer Sozialwohnung Unterschlupf fand.

Es ist um so bewundernswerter, dass sie anfangs der 30 er Jahre um den Preis von 5000 RM in der Augsburger Strasse 11 1/11 ein eigenes Haus bauen konnte, das sie mit Jakob und Helene Dendorfer (Schwester und Schwager) bewohnte.

 Mit freundlichen Grüßen

 Archiv von Bad Abbach Bad Abbach, den 07.01. 2005-01-07

P.o.A. Dr. Alfons Kraus, Rektor a.D.

Kühbergstraßse 3

93077 Bad Abbach

 

An Herrn

Ing. Herbert Angrüner

Adresse geschützt!

 

Familienforschung Angrüner,

Ihre Anfrage vom 4.10.04

 

 

Sehr geehrter Herr Angrüner,

 

Es sind noch die Sterbedaten des Josef und der Maria Angrüner offen:

 Ich habe aus der Pfarrmatrikel Folgendes herausgefunden:

Josef Angrüner, Abbach 30 ½, Taglöhner, + 15.5.1898, 2 ½ Uhr an Erkältung und Altersschwäche.
66 Jahre alt. Provisus. Beerdigt von Pfarrer Wismath

 Maria Angrüner, Abbach 30 ½ Taglöhnersehefrau, + 10.5.1898, 12 Uhr mittags an Magenkrebs

50 Jahre 3 Monate alt. Provisa. Beerdigt von Pfarrer Wismath.

Ich hoffe, Ihre Fragen zufriedenstellend beantwortet zu haben !

Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie noch ein glückliches Jahr 2005.

Mit freundlichen Grüßen

Diese zwei Briefe liegen der Angrünerschrift , herausgegeben 2008 von der Angrünerstiftung, zu Grunde. Allerdings hat der Verfasser die zwei Briefe dort nicht als Quelle angegeben, was bedauerlich ist.

Von |2023-12-03T07:31:21+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

065: Das Archiv von Bad Abbach

Vortrag am Mittwoch, 26. März 2003, 19.30 Uhr im Kursaal

 Veranstalter : Markt Bad Abbach

Referent: Dr. Alfons Kraus, ehrenamtlicher Archivpfleger

 1. Grundsätzliches

2. Archiv als Denkmal

3. Betreuer

4. Stand 2003

5. Aspekte Abbacher Geschichte ( bes. 3. Reich)

 Meine Damen und Herren,

 als ich vom Vorstand des Heimat- und Kulturvereins, Herrn Auer, zu diesem Vortrag gebeten wurde und ich meine Zusage machte, verband ich damit die Hoffnung, daß ich den Herrn Bürgermeister, die Gemeinderäte und die Einwohnerschaft für die Idee eines Archivs für Bad Abbach gewinnen könnte.

 Nun hat sich aber mein Wunsch und der Wunsch vieler anderer Abbacher Bürger überraschend schnell erfüllt. Der neue Gemeinderat unter Führung des neuen Bürgermeisters Ludwig Wachs ließ sich durch das von mir im Winter 2001 / 2002 erstellte vorläufige Repertorium davon überzeugen, daß wir in den arg ramponierten Archivbeständen immer noch ein wertvolles Kulturgut besitzen, das es im Interesse des Heimatortes zu bewahren gilt und das wir nicht länger vernachlässigen könnten.

 Waren in der nichtöffentlichen Sitzung des Gemeinderates am 25.07.2000 von 18 anwesenden Gemeinderäten immerhin noch 5 dagegen, mich mit der kostenlosen Archivierung der alten Registratur zu betrauen, so war das Gremium am 25.06. 2002 , allerdings schon nach der Wende der politischen Verhältnisse durch die Wahl am 3. März, mit 24 Ja- und 0 Neinstimmen dafür, das Archiv von Bad Abbach aus der Taufe zu heben. Es stimmte auch zu, daß es im Hause des Herrn Professors Hans Müller – Faßbender, auf der Schulbruck 1, seine Heimstatt finden sollte, wozu man die notwendigen Räume anmieten wollte.

 Mich selbst konnte der Vorschlag des Herrn Professors Müller – Faßbender nach der ersten Ortsbesichtigung sofort begeistern, weil es nach meiner Einschätzung und Überzeugung in Bad Abbach keinen würdigeren Ort und kein geeigneteres Haus für die neue Einrichtung geben konnte.

 War das Haus , das jetzt wunderbar restauriert ist, doch von 1845 – 1929 das Rathaus von Abbach, von 1845 – 1890 zusätzlich Feuerwehrhaus, von 1891- 1962 Volksschule, die, wie ich selbst, die älteren Einwohner von Bad Abbach alle besucht haben.

Zudem befindet es sich in der ehrwürdigen Nachbarschaft des alten Benefiziatenhauses, das von 1760 – 1803 den Landrichter von Abbach beherbergte, nach einer 40- jährigen Nutzung als Landgut 1845 Sitz des Schulbenefiziaten und das bereits vierte Schulhaus von Abbach wurde, außerdem steht es in der Nähe der 1852 fertiggestellten neugotischen Pfarrkirche zum hl. Nikolaus, des bereits vierten Kirchenbaues an der gleichen altehrwürdigen Stelle.

Es wurde diesem schon immer kulturell zentralen Punkt von Bad Abbach nun ein neuer Akzent hinzugefügt, der seine Bedeutung hat und sicherlich Beachtung finden wird.

Über all dem ruhen gleich oberhalb um die Kirche herum die Toten, deren Existenz und Namen seit dem 16. Jahrhundert in den von mir gegenwärtig betreuten Archivalien bezeugt und in würdigem Andenken gehalten werden sollen.

Nachdem ich am 6.5.2000 mit der Arbeit am Archiv begonnen hatte und nun am 04. 12. 2001 offiziell – „auf eigenen Wunsch“, wie mir von der alten Administration zu erkennen gegeben wurde – zum ehrenamtlichen Archivpfleger von Bad Abbach bestellt worden bin, danke ich in dieser Eigenschaft dem nunmehrigen Herrn Bürgermeister Wachs und den Gemeinderäten für ihre beherzte Entschlossenheit und hoffe, daß meine Bereitschaft und bisherige Arbeit sie alle überzeugen möge. Ich danke auch den Arbeitern im Bauhof, besonders dessen Leiter und Marktrat Herrn Hueber , für ihre Mithilfe beim Umzug der Akten aus dem Bauhof und aus den Schulen, besonders dem Herrn Brenner , dem Schreiner im Bauhof, der die ganze Einrichtung mit mir geplant und selbst gefertigt hat.

Für mich selbst ist mit dem Archiv ein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen, kann es doch ein Ausdruck meiner immerwährenden Liebe zur alten Heimat sein und eines tiefen Gefühls der Pietät und Dankbarkeit für unsere Vorfahren. Was man liebt, das möchte man gerne immer besser kennenlernen. Ich habe an diesem Platz in meinem sog. Ruhestand, der nun ein richtiger Unruhestand geworden ist, die besten Chancen, dieses Ziel noch zu erreichen.

Nach dieser Einleitung skizziere ich, wie es in meinem Vortrag weitergehen soll und hoffe, daß Sie die Geduld aufbringen, mir zuzuhören.

Es handelt sich um :

1. Grundsätzliches über die Archivpflege in Bad Abbach

 2. Wie das Archiv in Bad Abbach den Anspruch der Denkmalpflege erfüllt

 3. Überlegungen, wer das Archiv jeweils betreuen soll

 4. Über den gegenwärtigen Stand der Arbeit am neuen Archiv von Bad Abbach

 5. Über konkrete Aspekte Bad Abbacher Geschichte:

Erkenntnisse aus Ereignissen und Vorgängen der Vergangenheit Abbachs und

Folgerungen für Erfordernisse der Gegenwart und Zukunft:

 Darunter verstehe ich

a) Das Recht auf Kenntnis der persönlichen Abstammung (Genealogie)

b) Zustimmung und Widerstand im 3. Reich: Abbacher Streiflichter :

Um den 70. Jahrestag des Ermächtigungsgesetzes am 23. März 1933

Zum Antrag des Herrn Prof. Ebert auf Umbenennung einer Straße

c) Wie aus Abbach „Bad Abbach“ wurde

d) Schulspeisung in Bad Abbach nach dem 2. Weltkrieg

e) Über den Bau von Kindergärten ( Das Problem von Standort und Finanzen)

 5. Einladung zum Tag der offenen Tür am 29.3.2003; Bitte um Rückgabe von

Akten; Schenkungen an das Archiv; Nutzung und Mitarbeit.

 Meine Damen und Herren,

1. Grundsätzliches über Archivpflege

 Am 1. September 1829 erging ein Schreiben der Königlichen Regierung des Regenkreises an die Marktsgemeinde Abbach, in dem begründet wurde, warum die Anlage von Zeitbüchern und Chroniken angeordnet werde.

Es heißt darin: Wenn man sich jetzt diese Mühe auferlege , handle es sich um einen löblichen Eifer, ein erfreuliches Zeichen des wiedererweckten Gemeindelebens und eines ehrenwerten Selbstgefühles, welches in den Denkmalen der Vorzeit den Aufruf zur eigenen nützlichen Tätigkeit finden soll. Durch den Vorsatz der Aufzeichnung löblicher Leistungen solle man Wache gegen sich selbst halten und dadurch segensreichen Samen für die Nachkommen ausstreuen.

Es eigneten sich für die Aufnahme in Zeitbücher alle Vorfälle und Handlungen, welche den Bestand und die Eigentümlichkeit der Gemeinde zeigen, ein Bild der Sitten, Gebräuche und Zeitverhältnisse überhaupt darstellen, Ereignisse, welche die Gemeindeverfassung und Verwaltung betreffen, die Besetzung der Magistratsstellen und Gemeindebevollmächtigten, die Wahlen, die Administrativ- Maßregeln, die anderen Anordnungen, das Schul- und Armenwesen, die Ausführung von Bauten, Stiftungen, zeitweise Nachrichten über den Zustand des Gemeindevermögens, bedeutende Verbesserungen oder Verschlimmerungen, Veränderungen an den Gemeindegrenzen oder in der Markierung oder an den Gemeinderechten, bedeutende Kulturen ,Todesfälle, der Aufenthalt bedeutender Personen, die Beschreibung von Festlichkeiten, auffallende Naturereignisse, Beispiele großer Teuerung oder Wohltätigkeit usw.

Am 15. Dezember 1878 gaben sich die Gemeinden Abbach und Abbach-Schloßberg eine Geschäftsordnung, in der sich jede der beiden Gemeinden zur Führung und Evidenthaltung der Gemeindeinventarien, der Beitragsrollen für Gemeinde-, Distrikts- und Armenumlagen, der Verzeichnisse der Gemeindebürger und Heimatberechtigten, der Wahl- und der Urlisten für die Wahl und der sonst vorgeschriebenen Verzeichnisse verpflichtete.

Es sei für sichere und ordnungsgemäße Aufbewahrung zu sorgen, es müsse eine Registratur geben und ein Repertorium der gemeindlichen Akten angefertigt werden. Das Gemeindearchiv müsse nach den einzelnen Titeln des Repertoriums geordnet gehalten werden, die einzelnen Akten müßten mit Umschlag und Aufschrift versehen werden, die gemeindliche Registratur sei verschlossen zu halten und nur der Bürgermeister und der Gemeindeschreiber hätten die Schlüssel.

Bei der Vereinigung der beiden Gemeinden Abbach und Abbach-Schloßberg im Jahre 1892 wurden die beiden Archive zusammengeführt.

Am 23. April 1911 stimmte die Marktverwaltung Abbach unter Bürgermeister Geigl einem Antrag des historischen Vereins Kelheim zu, die alten Sachen abzugeben, aber unter der Bedingung, daß sie in einen eigenen Kasten kämen, der die Aufschrift „Eigentum des Marktes Abbach“ trägt. Außerdem müßten sie gegen Diebstahl und Brand versichert werden und alles müsse immer zur Verfügung des Marktes bleiben. Es müsse zwischen dem Verein und dem Markt Abbach darüber ein Vertrag geschlossen werden.

Aus der Transaktion scheint nichts geworden zu sein.

Daher wurde die Marktsverwaltung Abbach schon am 17. Mai 1912 vom Königlichen Allgemeinen Reichsarchiv, das 1921 vom neugegründeten Hauptstaatsarchiv übernommen wurde, aufgefordert, das Marktarchiv zu ordnen. Es wurde empfohlen, sich das mustergültige Stadtarchiv in Kelheim zum Vorbild zu nehmen. Es wurde angeregt, eigenes Repertoriumspapier im Folioformat und dazugehörige Aktendeckel zu verwenden. Man solle sich an die vom Königlichen Reichsarchivassessor Dr. Mitterwieser soeben in Abbach eingeführte Repertoriumsordnung halten, die Rechnungsserien mit einer Schnur zu handlichen Bündeln schnüren und mit Blaustift mit einer Signatur versehen. Die Marktverwaltung solle den Beschluß fassen, daß Archivalien nur auf dem Rathause eingesehen werden könnten. Wenn aber ein Stück versandt werden müsse, dann nur gegen Revers, und zwar nur an Archive, Bibliotheken, also nur in Ämter und keinesfalls an private Personen. Es soll alles in einem eigens verschließbaren Fach des alten Schrankes , der früher auf dem Dachboden stand, untergebracht werden.

1924 feierte man in Abbach den 900. Todestag des hl. Kaisers Heinrich II. Da entdeckte man plötzlich, der Bürgermeister hieß nun Adam Meindl, daß eine bedeutende Urkunde von 1335 nicht mehr auffindbar war. Es handelte sich offenbar um die ältesten „ Freiheitsstatuten des Marktes Abbach in 2 Abschnitten . Des Marktes löbliche Statut, Freyheit und altes Herkhumen unter Kaiser Ludwig dem Bayer“. 1800 wurde die Urkunde unter den Regesten genannt ,1902 sowie 1909 stand sie noch im Repertorium . Im Repertorium von Dr. Mitterwieser 1912 wurde sie nicht mehr aufgeführt . –

Da wurde mit Beschluß vom 30.Juni 1924 über den Verbleib der genannten Urkunde die protokollarische Einvernahme des ehemaligen Herrn Bürgermeisters Geigl sowie des Gemeinderats Leibl beschlossen. Ob man fündig wurde, kann bezweifelt werden, weil die Urkunde in keinem späteren Repertorium mehr auftauchte .

Am 24.Januar 1926 beschloß der Gemeinderat unter Bürgermeister Adam Meindl die Archivalien nicht mehr aus der Hand zu geben, sondern einen feuersicheren Behälter anzukaufen.

All zuviel dürfte aber in der Folgezeit in Sachen Archiv in Abbach und rund herum nicht mehr passiert sein. Für die Fortführung eines Repertoriums in den 30er Jahren wurde ein eben solches der 20er Jahre aus dem Einband herausgeschnitten, um den verbleibenden Rest der leeren Blätter noch verwerten zu können.

So sah sich der Regierungspräsident in Regensburg am 21. Mai 1941 , immerhin mitten im Krieg, veranlaßt, über den Landrat in Kelheim eine Aufforderung zur Archivpflege nach Bad Abbach zu schicken. Darin heißt es wörtlich:

„Es ist das Bemühen der staatlichen Archivverwaltung trotz dem Kriege die Archivpflege allenthalben wirksam werden zu lassen. Die Notwendigkeit dieser Maßnahme ergibt sich aus der zunehmenden Gefährdung geschichtlichen Quellenstoffes teils durch Altpapiersammlung, teils durch die Einberufung der zuständigen Beamten (.) teils durch mangelndes Interesse.

(….) Dies gilt insbesondere in Hinblick auf die gemeindlichen (…) Archive, deren Zustand seit der Mitte des 19. Jahrhunderts fast allenthalben viel zu wünschen übrig läßt.

Die Verwaltungsbehörden sind gewiß (..) der Meinung, daß hierin ein grundsätzlicher Wandel eintreten müßte. (…) Die Archivpfleger sollen das Instrument sein, dessen sich die Herren Landräte bedienen können, um bei den Gemeinden geordnete Registratur- und Archivverhältnisse zu bewirken. (….)“

Bis zum Ende des 2. Weltkrieges und in den Nachkriegsjahren gab es sicherlich drängendere Probleme, als sich um die alten Akten zu kümmern. Erst unter Bürgermeister Emil Karl ist in Bad Abbach eine gesteigerte Neigung sichtbar, sich um die Geschichte Bad Abbachs wieder besser zu kümmern. Er setzte immerhin eine Arbeitsgruppe mit einer ABM- Kraft ein, die die Ordnung der Archivbestände ziemlich weit vorantrieb und sogar ein Repertorium verfaßte. Teile dieses Repertoriums konnte ich bei meiner Arbeit sogar noch entdecken.

 Aber die 80er und 90er Jahre haben bei allen inneren und äußeren Veränderungen in dieser Kommune auch an den Archivalien ihre Spuren hinterlassen.

Die Bestände haben sich explosionsartig um das Schriftwesen der bis zur Gebietsreform selbständigen 6 Gemeindeverwaltungen vermehrt. Sie erlebten hintereinander mehrere unsachgemäß durchgeführte Umzüge in eine Remise hinter dem Rathaus, auf den Dachboden der Schule in Peising, in das Kellergeschoß des Gebäudes des Wasserzweckverbandes in Lengfeld und schließlich in eine Ecke in der Registratur des neuen Rathauses in Bad Abbach und in die Scheune bzw. auf den Dachboden des Bauhofes in Gemling.

Dort und an anderen Stellen konnte ich ab Mai 2000 mit der Unterstützung des Landratsamtes den Umzug in das neue „Archiv von Bad Abbach“ vorbereiten und durchführen. Ich wusste aber damals noch nicht, wo das sein sollte.

Ich möchte noch erwähnen, daß sich in der Zwischenzeit Herr Franz Hagl als Angestellter der Markgemeinde neben seiner eigentlichen Arbeit um diese „Fundgrube“ historischer Informationen , soweit das Material im Kellergeschoß des Rathauses lagerte, verantwortungsbewußt gekümmert hat.

2. Das Archiv von Bad Abbach erfüllt den Anspruch der Denkmalpflege

In der Denkmalfibel des Bay. Staatsministeriums für Unterricht, Kultur, Wissenschaft und Kunst , 1991 in München erschienen, heißt es:

„Bayern besitzt einen reichen Schatz an Denkmälern, und diese faszinieren nicht immer nur durch ihren ästhetischen Wert, oder ihre Altehrwürdigkeit, sondern vor allem durch ihre geschichtliche Zeugnisfunktion. Sie regen zum Nachdenken über vergangene Zeiten und über die Zeit, in der wir leben, an.“

Es werden die verschiedenen Denkmalgruppen unterschieden: z.B.

Baudenkmäler (auch Gartenanlagen)

technische Denkmäler ( z.B. Ludwig-Donau-Main-Kanal)

Ensembles (z.B. Siedlungen und Gehöfte)

Historische Ausstattungsstücke (z.B. Kircheneinrichtungen)

Bodendenkmäler (z.B.Grabbeigaben)

und

bewegliche Denkmäler (z.B. Urkunden und alte Schriftstücke)

Nicht alles, aber sehr vieles in unserem Bad Abbacher Archiv fällt unter die letzte Kategorie.

So ist die Archivpflege in Bad Abbach nicht nur dem Bürgermeister in Art.57 der Bayerischen Gemeindeordnung zur Pflicht gemacht sondern sie unterliegt der Aufsicht der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Kelheim, die, wie mir versichert wurde, an meiner ehrenamtlichen Arbeit sehr interessiert ist.

3. Vorstellungen, wer das Archiv jeweils betreuen soll

Schon in der „Neuverbesserten Instruktion, was die bürgerlichen Obrigkeiten in Städten und Märkten des Chufürstentums und der Landen zu Bayern (..) künftig absonderlich in Obacht zu nehmen und gehorsamst zu vollziehen haben“ , von Churfürst Maximilian Josef 1748 , ist die Aufgabe des Archivars dem Marktschreiber zugedacht. In Artikel 5 und 11 heißt es: So haben die bürgerlichen Obrigkeiten solche Leuth für Stadt- oder Marktschreiber auszusehen, von welchen man eines guten , und gewissenhaften Lebenswandels, beinebst aber auch einer hinterlegt guten nothwendigen Praxis (.)versichert sein könne, nicht aber den Antrag dahin nehmen, daß ein unerfahrener Mensch (.) angestellt werde (……)

Es soll auch darauf geachtet werden, daß ihnen verfänglich eingebunden , auch darauf mit Eifer gesehen werden solle, damit sie die Registratur an verwahrten, abgesonderten Orten in guter Ordnung halten, usw.

 In dem Schreiben des Königlichen Allgemeinen Reichsarchivs vom 17. Mai 1912 wird dem Markt Abbach empfohlen : „Es ist nun Sache der Marktsverwaltung, einer geeigneten Persönlichkeit diese Arbeit zu übertragen“.

 Wer diese Qualifikation aufweist, wird wohl von Fall zu Fall entschieden werden müssen.

Es kann sicherlich auf keinen Fall als angemessen erachtet werden, daß keine Persönlichkeit für diese Aufgabe zur Verfügung steht, und das Archiv sich wieder selbst überlassen bleibt.

 Nach meiner Empfehlung müßte ein Archivpfleger zu erkennen geben, daß sich seine Aufgabe nicht nur in Registraturarbeiten erschöpft, daß er historisch kombinieren kann und kreativ ist.

Sein unentgeltliches Ehrenamt darf ihn nicht zur Beliebigkeit verleiten, sondern er muß sich aus innerem Antrieb zur Verläßlichkeit angetrieben fühlen, alles in der Gemeinde aufzusammeln, was für die Nachwelt Bedeutung haben kann.

 Absolute Verschwiegenheit über geschützte Daten muß vorausgesetzt werden können. Die hier lagernden Schulakten sind streng geschützt, einer betroffenen Person darf nur einer der Schulleiter auf schriftlichen Antrag Einblick gewähren oder durch gerichtliche Anordnung kann eine Akte herausgenommen werden müssen, aber nur gegen Revers.

 4. Über den gegenwärtigen Stand der Arbeit am neuen Archiv von Bad Abbach

 Der Umzug der Archivalien und Akten aus dem Bauhof, aus dem Rathaus, aus den Schulen und einigen privaten Lagern in das neue Archiv ist abgeschlossen. Die Räumlichkeiten auf der Schulbruck sind möbliert , zweckmäßig und ansprechend eingerichtet. Auch die notwendigen Gerätschaften wie Computer, Drucker und Kopierer stehen zur Verfügung, wofür wir außer der Gemeindeverwaltung besonders der Sparkasse danken müssen. Auch die Raiffeisenbank hat ihre Bereitschaft für zukünftige Bedürfnisse des Archivs zu erkennen gegeben.

Das ganze Schriftwesen, auch die Schulakten bis 1980, ist bereits nach den 7 ursprünglichen Ortschaften in eigenen Regalen wieder getrennt. Was die ursprüngliche Kerngemeinde Abbach, die Ortsteile Dünzling und Poikam betrifft, ist das Material auch schon nach Sachgebieten gebündelt und verschnürt. Das muß umgehend auch für die restlichen Ortsteile erledigt werden.

Die Regale sind durchnummeriert, und die Bündel der Sachgebiete haben einen gekennzeichneten Platz gefunden.

 Nun müßte man sich nach meiner Auffassung in der Gemeindeverwaltung einig werden, auf welche Sachen , die aus der Zeit vor der Amtsperiode Will stammen, man verzichten kann und dem sog. alten Archiv zuzuführen sind, weil jetzt dann das Vorhandene in einem Repertorium festgeschrieben werden muß und nicht alle Tage Ergänzungen vorgenommen werden sollten.

Auch sollte man sagen können, wie z.B. in den Schulen: Die Akten bis 1980 liegen im Archiv.

 Nach der erfolgten Grobordnung, die nun im Gange ist, erfolgt die Feinordnung, die die meiste Arbeit verursachen wird. Soweit nötig, werden entsprechende Papiere in säurefreies Archivpapier gelegt, in säurefreie Schachteln in Folioformat verstaut.

Diese müssen bezüglich Inhalt und Liegeplatz beschriftet werden.

Das in diesem Arbeitsgang zu erstellende Repertorium steht dann der Auswertung zur Veröffentlichungen etc. zur Verfügung.

Jetzt schon ist ein Leserzimmer eingerichtet, in dem sich Interessierte unter Beachtung einer Benutzerordnung über bestimmte Sachen kundig machen können.

 5. Über konkrete Aspekte aus der Geschichte Bad Abbachs

Erkenntnisse aus Ereignissen und Vorgängen der Vergangenheit Abbachs /

Folgerungen für Erfordernisse der Gegenwart und Zukunft:

 Viele Leute werden sicherlich fragen: Was nützt das neue Archiv mir persönlich ? Darauf ist zu antworten : Vielen nützt es wohl gar nichts. Ein Archiv ist ein kulturelles Angebot, das eine gewisse Neugierde für Folgen und Folgerungen aus Ereignissen und Handlungsweisen der Vergangenheit voraussetzt.

Es ist ein gewisses Maß an Geschichtsbewußtsein vorausgesetzt,das besagt, daß sich keiner für so absolut halten soll, als fange die Welt erst mit ihm an.

 Nun im einzelnen über

a) das Recht auf Kenntnis der persönlichen Abstammung

 Was heute in gewisser Weise einen Wert darstellt, ist die Kenntnis der eigenen Wurzeln und Herkunft. Eine Art Familiengeschichte halten die meisten trotz der überall feststellbaren Auflösung familiärer Traditionen und Bindungen oder gerade deswegen für sehr wichtig.

Ich kann für meine Person berichten, daß ich vor 30 Jahren, als ich erstmals nach meinen Wurzeln suchte, überrascht war, was da alles in Matrikeln, Archiven und Registraturen aufgeschrieben war. Es wird zwar nicht jeder bei seiner Suche so erfolgreich sein, wie ich selbst, weil er nicht die gleichen Voraussetzungen und Zugänge hat, aber wer in Abbach geboren wurde, geheiratet oder gelebt hat, hat hier seine Spuren hinterlassen.

Wenn ich meine Vorfahren kenne, ihre Geschichte und oft Gründe , kenne ich mich selbst genauer, bin ich ihnen gegenüber konzilianter oder handle ich familienbezogener.

Es gibt heute viele Kinder allein erziehender Mütter. Wenn es hoch kommt, wissen sie, wenn sie erwachsen sind, gerade noch den Namen ihres Vaters. Bei uns in Deutschland regelt das Gesetz gerade noch, daß diese Leute das Recht auf das Wissen über ihre Herkunft besitzen.

Aber nach europäischem Recht wird das anders sein. Außerdem wird der sicher sehr begründete Datenschutz bald alles verdunkeln.

Was mich z.B. gerade umtreibt , ist die Unkenntnis über den Geburtsort meines UrUrgroßvaters von Seiten meiner Mutter. Ich habe aber durch eine Notiz im Taufeintrag erfahren können, daß ihn 1851 das mit 34 Jahren noch nicht ehefähige, weil arme Dorfschulmeisterlein in Saalhaupt, Engelbert Schifer, mit meiner ledigen UrUrgroßmuter Maria Anna Schmiedbauer ins Leben gerufen hat. Durch hartnäckiges Suchen weiß ich jetzt schon, daß er am Heiligen Abend 1813 geboren wurde und guten Charakter und hervorragende Fähigkeiten besaß. Was seinen Geburtsort betrifft, hoffe ich, daß ich dieses Geheimnis bald lüften werde.

b) Über Zustimmung und Widerstand im 3. Reich : Abbacher Streiflichter um den 70. Jahrestag des Ermächtigungsgesetzes am 23. März 1933, den wir erst kurz hinter uns gebracht haben und zum Antrag von Herrn Prof. Ebert wegen der Umbenennung einer Straße

Cooperator German Vollath, seit 1.8.1932 in Abbach tätig, berichtete am 17.September 1932:

Eine schwere Zeit in Abbach ! Wirtschaftliche Not. Ca. 100 Arbeitslose, die von der Gemeinde unterhalten werden müssen. Allgemeiner Wirtschaftsniedergang . Die große Zementfabrik in Alkofen wurde stillgelegt.

Ergebnis der Reichstagswahl vom 31. August 1932:

640 Stimmberechtigte in Abbach

135 Kommunisten ( die übrigens 1933 gleich verboten wurden, A.d.V.)

128 Nationalsozialisten

90 Sozialdemokraten

260 Bayerische Volkspartei.

Diese war damals noch die stärkste Partei.

Weiter berichtet er über die Schwierigkeiten, mit denen sich kirchliche Vereine konfrontiert sahen.

Von diesem Bericht zu den Wahlakten im neuen Gemeindearchiv

Schon am 5. März 1933 fand die nächste Reichstagswahl statt.

Es waren 806 Bürger in Abbach wahlberechtigt.

Auf die NSDAP fielen 405 Stimmen, das war mehr als die Hälfte ! Eine erschreckende Veränderung in kurzer Zeit ! Das bewirkte die Arbeitslosigkeit und die NS- Propaganda.

Mein Vater notiert in seinem Tagebuch des Jahres 1933, daß er am 6. März für das Blasen der C- Trompete bei der sog. „Siegesfeier“ 70 Pf verdiente

Wer da wohl feierte ? Sicher eine Schar von Verblendeten.

Hernach ging es Schlag auf Schlag !

Am 9. März 1933 konstituierte sich der Reichstag. Das 3. Reich war geboren !

Schon am 23. März wurde das Ermächtigungsgesetz beschlossen; der deutsche Reichstag hat dem Tod der Demokratie zugestimmt.

am 31. März folgte das Gleichschaltungsgesetz . Die Eigenständigkeit der Länder war vorbei.

am 22. April fanden die Gemeindewahlen nach neuem Modus statt, dem Modus der Partei.

Die NSDAP erhielt in Abbach 7 Sitze

Die Bayerische Volkspartei 3 Sitze.

Am 26. April 1933 wurden die Bürgermeister gewählt. In Abbach waren beide Kandidaten von der NSDAP.

Gewählt wurde als 1. Bürgermeister der Distrikttierarzt Georg Frank mit 7 Stimmen,

der bisherige Bürgermeister Adam Meindl wurde mit 3 Stimmen zum 2. Bürgermeister gewählt. Georg Frank blieb Bürgermeister bis zum Kriegsende.

Aus dem Kassa Tagebuch Abbach 1933 / 34 entnehmen wir die neuen Schwerpunkte der damaligen Führungsriege:

5.4. 1933 Für 40 Stück Fackeln a 35 Pf. 14.-RM

19.4. Nähen von 3 Fahnen 4.50

24.4. 3 Fahnenstangen 9.40

30.4. eine weitere Hackenkreuzfahne 1.-RM

8.5. 2 Hitlerbilder 14.-

16.6. Bild von Hitler und Hindenburg 25.-

2.8. 3 Hitlerbilder a. 7.50 22.50

19.8. Spende für den 1. Reichstag 50.-RM

20.8. Für die Ausbildung der Hitlerjugend 12. – RM

28.8. Nachnahme für Retorikverlag in Abensberg 7.50

30.10. 33 Hitler fährt durch Abbach. Für Dekorationsarbeiten 7.50

In der Folgezeit häuften sich die Ausgaben für Propaganda und die Gliederungen der NSDAP

Es gab wie allerorts wagemutige Männer auch in Abbach. Ein wenig später hätten diese Männer Kopf und Kragen riskiert und sich das eigene Grab geschaufelt, wenn sich Georg Frank nicht ein gewisses Maß an Solidarität bewahrt hätte.

Am 27. 6.1933 schrieb Viktor Höing, Badbesitzer, an Bürgermeister Frank folgenden Brief:

„ Aus den Vorkommnissen der letzten Tage ist zu schließen , daß der Begriff der verfassungsmäßig garantierten persönlichen Freiheit aufgehört hat zu bestehen, wie jede freie Meinungsäußerung und Kritik nicht mehr erlaubt sind. Damit entfallen die Grundlagen, die für die Ausübung eines öffentlichen Ehrenamtes , wie das eines Gemeinderates ,unbedingte Voraussetzungen bilden ! Unter diesen Verhältnissen kann ich es mit meinem Gewissen nicht länger vereinbaren, ein Amt zu bekleiden, dessen weitere Ausübung mich dauernd in Gewissenskonflikte bringen muß. Ich ziehe daher die Konsequenzen und lege hiermit mein Amt als Gemeinderat nieder.“

Diesem Entschluß schlossen sich Johann Adlhoch, Hans Seidl, Josef Aumeier und Josef Schuderer an. 

Aber die Entwicklung ließ sich nicht aufhalten . Der Gemeinderat wurde schnell um 2 linientreue Mitglieder aus der NSDAP ergänzt

 Am 28.Oktober 1935 konnten sie wie an den Orten um Bad Abbach ohne Gewissensbisse schwören:

„Ich schwöre: Ich werde dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes Adolf Hitler treu und gehorsam sein, die Gesetze beachten und meine Amtspflichten gewissenhaft erfüllen, so wahr mir Gott helfe.“

 Cooperator Vollath wurde zu Beginn der neuen Ära wegen seines freien Wortes vorübergehend in Schutzhaft genommen.

 Der nationasozialistische Aufstieg wurde in Bad Abbach, wie sich gezeigt hat, nicht widerspruchslos hingenommen. Wenn wir eine Straße oder einen Platz umbenennen oder neu benennen müßten, wie Prof. Ebert vorgeschlagen hat,sollten wir sie ganz einfach „Straße oder Platz des Widerstandes 1933“ nennen.

 c) Nun, wie aus Abbach „Bad Abbach“ wurde [1]

 Das Bemühen, den Ort attraktiv zu machen, war schon immer ein Anliegen der jeweiligen Administration , nicht erst seit der Anwesenheit der neuen Badbesitzer Linxen und Höing am 15. Mai 1924 und seit der Gründung von Zweckverbänden in unserer Zeit.

 Im Ratsprotokollbuch der 20 er Jahre lesen wir unter dem

7. September 1924:

Die Gemeinde macht Schritte, damit für Abbach die Bezeichnung Bad Abbach genehmigt werde ( Begründung (A,d.V.): kurfürstl Wildbad, Besuch durch hohe und höchste Herrschaften, Eignung in der Gegenwart); für diese Idee mögen die neuen Badbesitzer mitverantwortlich gewesen sein

 Unter dem 14.August 1925 wird aber berichtet: Der Bürgermeister stellt in der Gemeinderatssitzung fest:

Die Bezeichnung „Bad Abbach“ wird vom Staatsministerium des Inneren abgelehnt. Diesbezügliches Schreiben vom 14. Juli 1925 (..) dient zur Kenntnis.

 Im Abbacher Heimatbuch von Fritz Angrüner aus dem Jahre 1973 lesen wir in der Einleitung (S. 10: ) „Aufgrund langjähriger Bemühungen hat die Marktgemeinde im Jahre 1935 endlich die Genehmigung erteilt bekommen, sich Markt Bad Abbach zu nennen, ein Verdienst auch der beiden damaligen Badbesitzer Höing und Linxen.“

 Der Grund, warum Bad Abbach letztendlich mit seinem Begehren erfolgreich war, stellt sich nach Auskunft des Archivs wie folgt dar:

 Eintrag im Protokollbuch der Marktgemeinde am 29. Dezember 1933:

Der Gemeinderat (Es waren nur mehr NS- Leute vorhanden. A.d.V.) beschließt in seiner heutigen außerordentlichen Sitzung einstimmig, daß Ritter von Epp in Anbetracht der familiengeschichtlichen Beziehungen das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde übertragen wird.

Gleichzeitig faßt der Gemeinderat den einstimmigen Beschluß, den Platz an der Marktkirche als den Ritter von Eppplatz zu bezeichnen.

 Ich wollte wissen, wer Ritter v. Epp war und las in Der große Herder (Bd.4 S. 287, München 1932):

„Epp, Franz Ritter v., bayer. General- * 16.10.1868 in München. 1919 Freikorpsführer, dann in der Reichswehr bis 1923. Nationalsozialist; seit 1928 Mitglied des Reichstags. Lebt in München.“(Zitatende, A.d.V.)

Hitler ernannte ihn 1933 zum Reichsstatthalter in Bayern.

Die familiären Beziehungen zu Abbach gilt es noch zu eruieren.

 Ritter von Epp nahm die ehrenvolle Auszeichnung an, für die er in Abbach gar nichts geleistet hat. Es existiert im Archiv ein Dankbrief seines Büros.

 Im Kassa Tagebuch Abbach 1933/34 stellen wir ergänzend fest:

31.1.1934:

Ehrenbürgerrechtsurkunde f.d. Reichstatthalter General Ritter v. Epp 220 RM.

Fahrspesen und sonstige Auslagen des 1. Bürgermeisters (das war schon Georg Frank. A.d.V.)anläßlich der Überbringung der Ehrenurkunde 60.- RM

(Man bedenke, daß ein Arbeitsloser in dieser Zeit von wöchentlich höchstens 3 RM Arbeitslosenunterstützung leben mußte ! A.d.V.)

Fahrspesen und sonstige Auslagen des Gemeindeschreibers und des Kassenwarts allerdings bescheidene 5 .-RM.

 Dieses Ehrenbürgerrecht geriet nach 1945 in Vergessenheit. Der Platz ist wieder ein Anonymus. So heilt die Zeit die Wunden.

 Im Bechlußbuch des Marktgemeinderates Abbach von 1926 bis 1935 nennt sich der Ort am 14. März 1934 noch „Abbach“

am 6.Juni 1934 apostrophiert er sich bereits als „Bad Abbach.“

 Von einer eigenen Feier oder einer anderen Erwähnung der erfolgreichen Bemühung, daß nun Abbach endlich Bad Abbach war, konnte ich im Archiv nichts finden.

Im Kassa Tagebuch entdeckte ich aber, daß am 29.3.1934 ein neues Gemeindesiegel angeschafft wurde. Es kostete 14.-RM

Am 11.4. 1934 wurden noch einmal 2 neue Stempel gekauft, wofür 16.60 RM bezahlt wurden.

 Die Erhebung Abbachs zu Bad Abbach hat also bereits im März/ April 1934 stattgefunden, nicht erst 1935.

 Den Anstoß zu dieser Vision mögen die Herren Linxen und Höign mit ihrem Erscheinen in Abbach im Mai 1924 wohl gegeben haben. Aber ihr Einfluß war zu diesem Zeitpunkt in Abbach nachweislich zu gering, als daß sie die Umbe -nennung hätten bewirken können.

 Wir sollten aus den Entwicklungen in Bad Abbach gelernt haben, daß„familien- geschichtliche Beziehungen“ allein – zumindest heute – Abbach noch nicht zu Bad Abbach machen können, sondern daß wir uns dafür anstrengen müssen, und daß wir Ideen entwickeln müssen, um unseren Ruf als Badeort zu bewahren.

 d) Über die Schulspeisung in Bad Abbach nach dem 2. Weltkrieg

 Für Schuld und Probleme der Erwachsenen kann man Kinder nicht verantwortlich machen.

Die amerikanische Bevölkerung ließ sich offensichtlich nach dem Krieg gegen Nazideutschland von dieser Erkenntnis zu einer großen humanitären Leistung bewegen. Ab 15.September 1947 erhielten die meisten Schüler in Bad Abbach zwischen 6 und 18 Jahren wie überall in Deutschland die Schulspeisung. Wer von uns als Kind oder Jugendlicher in dieser Zeit der Not und des Hungers daran teil hatte, erinnert sich mit Dankbarkeit gegen das amerikanische Volk.

Im Archiv von Bad Abbach liegen noch sämtliche Unterlagen über die Schulspeisung von Sept.1947 bis Sept.1950 :

Die tägliche Hilfsration enthielt in der Regel 260 Kalorien. Es wurde im voraus ein zweiwöchiger Speiseplan erstellt. Die Bestandteile der Tagesmenüs wurden genau angegeben, ebenfalls wie diese verarbeitet waren. Das Essen war nach laufender Kontrolle von Frl. Krauter und Rosenkranz abwechslungsreich und bekömmlich. Es handelte sich um eine Zusatzverpflegung.

So gab es z.B. am Donnerstag 1.6 1950 Erbsenmehlsuppe mit Fleischeinlage

Freitag 2.6. 1 Packung Hohberger Blockmaltin

Montag 5.6. Haferflockenbrei mit Rosinen

Dienstag 6.6. Legierte Nudelsuppe mit Fleischeinlage

Mittwoch 7.6. Kakao mit Keks

Freitag 9.6. 1 Tafel Schokolade

Montag 12.6. Süße Vollmilch mit Keks

usw.

Das Essen wurde jeweils im Flur des sog. Benefiziatenhauses neben der Schule ausgegeben.

Man benutzte ein Feldgeschirr wie die Soldaten im vergangenen Krieg.

Vom 1.- 16. Juni 1950, in 2 Wochen also, wurden 2200 Portionen ausgegeben. Die Marktgemeinde Bad Abbach zahlte dafür an die Kreiskasse Kelheim einen Unkostenbeitrag für Beschaffung, Lagerung, Transport usw. 22.- DM. Den Eltern wurden für die entstehenden Kosten der deutschen Verwaltung, für die Zubereitung und Aufschließung der Lebensmittel monatlich 1.70 DM zugemutet.

Manche Eltern waren nicht in der Lage, diese Ausgabe auf sich zu nehmen. Da übernahmen sog. Paten in Bad Abbach 70 Patenschaften. Es handelte sich um 20 Einzelpersonen, die Freiwillige Feuerwehr, den TSV, die Pfarrei, die CSU und die SPD, davon allein der schon erwähnte Viktor Höing und Grgas Peter je 10 Patenschaften. Eine Einzelpatenschaft kostete einschließlich einer Spende monatlich 7.-DM

So halfen die Amerikaner neben einigen hiesigen Gönnern, daß Abbacher Kindern in schwerer Zeit die Gesundheit erhalten und eine normale körperliche Entwicklung ermöglicht wurde.

Aber im Dezember 1949 wurde von der Regierung Niederbayerns und der Oberpfalz beklagt, daß in der Presse die Schulspeisung in verantwortungsloser Weise heruntergemacht wurde.

So mußten sich die Eltern schriftlich äußern, ob sie für ihre Kinder ab 10. Januar 1950 die Schulspeisung noch haben wollten.

Auch mußten sie zur Kenntnis nehmen, daß die Rohlebensmittel durch die Amerikaner kostenlos nur noch bis zum 30. Juni 1950 zur Verfügung gestellt würden, und daß diese hochwertigen Lebensmittel nicht vergeudet werden dürften.

 Diesen Beitrag habe ich deswegen in meinen Vortrag mit aufgenommen, weil der Hunger der Kinder in vielen Teilen der Welt zum Himmel schreit, während Kinder hierzulande oft nicht wissen, was sie in sich hineinstopfen sollen . Allein im Irak stirbt z. Zt. wegen des verbrecherischen Regimes Saddam Husseins und wegen des Embargos ohne die sog. Kollateralschäden von Kriegshandlungen alle 8 Minuten ein Kind an Hunger und Krankheit (Quelle: KI 2003 Nr. 2 S. 20).

 Wir sollten die Appelle der anerkannten Hilfsorganisationen wie UNICEF oder Caritas nicht überhören und aus Dankbarkeit, daß uns damals als Kinder geholfen wurde, barmherzig sein.

 Noch ein Problem möchte ich aus aktuellem Anlaß in meine Berichte mit herein nehmen, weil diese Materie in zeitgenössischen Heimatbüchern im Zusammenhang so noch nicht dargestellt wurde:

 e) Nämlich: Der Bau von Kindergärten ( Das Problem von Standort und Finanzen)

 Am 24.10.1860 bat die Witwe des Bierbrauers Fr. X. Koller, Maria Anna, den Gemeinderat von Abbach, im alten Rathaus, das 1845 von ihrem damals noch lebenden Ehemann um ca. 3500 Gulden ersteigert worden war, heute Gasthaus zur Post, ein sog. Institut für arme, verwahrloste Mädchen errichten zu dürfen. Es herrschten nach dem Bericht des damaligen Pfarrers Martin Otto schlimme pädagogische Verhältnisse in Abbach. Diese Initiative wurde durch den Gemeinderat durch den Hinweis, daß man an dieser Stelle vielleicht wieder ein Landgericht errichten könnte, abgewürgt. Maria Anna Koller errichtete ihr Kinderhaus trotzdem mit eigenen Mitteln an der heutigen Ecke Römerstraße – Jungferngassl.

 Am 4. 11. 1901, war es wieder eine Frau, Maria Weigert, die eine Kinderbewahranstalt forderte. Sie meinte, daß das Geishaus für diesen Zweck geeignet sei. Das Haus befand sich bereits seit kurzem im Besitz der Gemeinde und man wußte lange nicht recht, was man damit anfangen sollte. Aber aus der Kinderbewahranstalt auf dem Berg wurde nichts.

 Am 16.2.1925 ergriff nun der Gemeinderat von sich aus die Initiative. Ohne Gegenstimme (18 :0)wurde beschlossen:

1. Die Gemeinde baut ein Haus, in dem ein Kindergarten nebst Wohnung der Schwestern und ein Amtslokal der Gemeinde untergebracht werden soll.

2. Als Bauplatz wird das der Gemeinde gehörende Grundstück neben dem Steuererhause in Aussicht genommen.

 Es handelte sich um die heute noch bestehende Baulücke neben dem Steurer- bez. Schlaudererhaus an der Schulbruck. Auf diesem Platz stand vorher das Haus des Schusters Dominikus Alzinger. Es wurde von der Gemeinde gekauft und abgerissen. Der Platz wurde vom Bezirksamt für gut befunden. Die fertigen Pläne liegen noch vor. Der Kostenvoranschlag betrug ca. 18.000 RM. Aber es bot sich plötzlich ein geeigneteres , viel größeres Grundstück an.

 Am 3.9.1925 bot der Gastwirt Alfons Schreiner seinen Sommerkeller mit dazugehörigem Garten, nach dem Vorbesitzer Dirigl-Keller genannt, um 6000 RM zum Kauf an . Es ist der Platz, auf dem heute die evangelische Kirche steht. Hier sollte der neue Kindergarten entstehen. Alois Lehner , der seit 1930 in Abbach Pfarrer war, errichtete hier, nachdem die Gemeinde diesen Bauplatz dem bestehenden St. Nikolausverein übereignet hatte, einen Caritaskindergarten mit Schwesternheim. Am 14.März 1934 hatte der Gemeinderat von Bad Abbach hierzu seine Zustimmung erteilt.

 Dieser Kindergarten existierte bis 1965, bis zum Umzug an die Stelle des ehemaligen Bezirkskrankenhauses am sog. Krankenhausberg, oder Regensburger Str. 13 . Er verstand sich weiterhin als Kindergarten mit katholischer Ausrichtung in der Trägerschaft der katholischen Pfarrkirchenstiftung. Anerkennung d.d.Landratsamt . Vorl.28.3.1974. Endg. 1.7.1977 .(Akten Saalh. XIV. )

Darum sollte es auch einen evangelischen Kindergarten geben.

Es war der „Arche Noah“ Kindergarten. Er wurde vor 10 Jahren im Goldtal 14 errichtet.

Es soll auch der Kindergarten Sancta Maria nicht vergessen werden , der seit 1978 im Ortsteil Lengfeld existiert.

Obwohl man nun in Bad Abbach 3 Kindergärten besitzt, kam das Problem der Kindergartenplätze nicht zur Ruhe. Man behalf sich schon mit Containern, an die sich viele Eltern nicht gewöhnen wollten.

Gleich zu Beginn der Übernahme des Bürgermeisteramtes durch Ludwig Wachs beschloß der Gemeinderat den Bau eines neuen richtigen Kindergartens zwischen Feuerwehrhaus und Grundschule an der Dr.-Franz-Schmitz-Straße. Nun wird bereits der Rohbau erstellt.

Für den Markt Bad Abbach stecken in dem Plan und dessen Verwirklichung in der Zeit der knappen Finanzen sicher erhebliche Risiken. Aber so war es immer, wenn man sich in der Vergangenheit an ein Kindergarten – Projekt wagte, jedoch unsere Kinder sind die Zukunft unseres Ortes. Wer in ihre Erziehung und Bildung investiert, investiert in die Zukunft !

 5. Einladung zum Tag der offenen Tür am 29.3.2003, Bitte um Rückgabe von Archivalien, die der Gemeinde gehören .Bitte um Schenkung von Akten, die die Geschichte Bad Abbachs erhellen können.

Einladung zur Nutzung und Mitarbeit.

 Es bleibt mir nur mehr übrig, Sie zum Tag der offenen Tür im neuen Archiv auf der Schulbruck am Samstag, den 29. März 2003 von 15 – 17 Uhr einzuladen.

Soweit Sie Gechichtliches aus Bad Abbach incl. aus den eingemeindeten 6 Ortschaften, deren Archivalien ebenfalls an dieser Stelle aufbewahrt werden, in Erfahrung bringen wollen, können Sie dies nach den Regeln, die in Archiven gelten, tun.

Abschließend ist es mir noch ein Anliegen, um die Rückgabe von Archivmaterial zu bitten, das von früheren Gemeinderäten oder – bediensteten in Erledigung von öffentlichen Arbeitsaufträgen möglicherweise in den Familien liegengeblieben ist oder sonst wie in deren Besitz geraten ist.

 Auch würde ich Schenkungen von alten Familienakten erbitten, die geeignet sind, die Ortsgeschichte aufzuhellen.

Ganz zum Schluß wünsche ich der Markgemeinde Bad Abbach und mir selbst, daß die neugegründete Einrichtung auch nach meinem Tod weiterentwickelt wird und für alle Zukunft erhalten bleibt.

 Ich danke Ihnen.

Dr. Alfons Kraus

 PS

Es waren ca. 100 Gäste anwesend, alle, auf die es ankommt.

In der MZ stand am gleichen Tag ein Hinweis auf die Veranstaltung.

 [1] Abbach wurde am 7.März 1934 Bad Abbach. Staatsmin. des Inneren u.d.Finanzen. Neuer Antrag 15.1.1934

Von |2023-12-03T07:29:17+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

066: Zur Geschichte des Münchshofes, des Hauses Nr. 2 in Poikam

1. nach Notizen des Pfarrers Hiendlmeyer von Poikam , um 1930

(in Gabelsberger Kurzschrift angefertigt.[1])

2. nach Auszügen der Matrikel Poikam * , Diözesanarchiv Regensburg

3. nach einem Seelenbeschreibungsbuch der Pfarrei Poikam der 20er Jahre

( Pfarrarchiv Poikam, im Pfarrhof von Bad Abbach, Schrank 2 )

 Der Hof führt schon seit seiner ersten Erwähnung in der Klosterchronik von Weltenburg im 15. Jh. die Bezeichnung „Münzelhof“, „Münchshof“ und „Sedlhof“ . Nach späteren Besitz-

verhältnissen hieß er auch eine Zeit lang „Arnoldhof“, was sich auf die Tatsache bezieht , dass in den Listl – Hof, zu Clemens Listl Anna Arnold, die Witwe des Bartholomäus Arnold, ½ Bauers aus Poikam einheiratete und den früheren Listl Besitz wieder voll herstellte, nachdem Catharina Listl als Witwe des Andreas Listl genau diesen Teil vorübergehend für die Arnoldfamilie entfremdete, d.h. Anna , die zweite Arnoldfrau machte genau das wieder gut, was Catharina, die 3. Listlfrau durch ihre Ehe mit Bartholomäus Arnold verdorben hatte.

„Beim Arnold“ war 1/8 Gütl , der halbe Münchshof, der zutunweise (d.h. dass noch ein anderer Teil dazugehört) besessen wird.

Das Kirmeier Haus brannte 1833 ab, ebenso das Hacklsberger Haus Nr.5,durch Brandstiftung des Redlbeck (Hs. Nr. 18), der sich auf seiner Einlieferung ins Gefängnis zu Kelheim erhängte.

Nach den Unterlagen des Poikamer Archivs in Abbach wurde eine undefinierte 2. Hälfte ( Hs. Nr. 2 ½ = Karl ) in den 1890er Jahren abgetrennt oder zerschlagen.

 Die Besitzer des Münchshofes hatten den Hof jeweils auf Erbrechtsbasis, d. h. dass ein Abkömmling beim Tod des Vaters nur eine einmalige Todfallabgabe zu entrichten hatte und dann das Recht auf den weiteren Verbleib auf dem Hof behielt.. Im Fall des Münchshofes ist uns eine Abgabe von 400 fl bekannt geworden , früher eine gewisse Menge Rebweins

 Der erste Lehensfall zum Münchshof zu Poikheim wird in der Chronik des Klosters Weltenburg 1477 / 78 aufgeführt ( Chronik v. Weltenburg II. Bd. 633 u. 646) Den Hof nimmt ein Herr Georg Hant, Edelmann aus Poikheim zu Lehen. Oft nahmen Hofbesitzer in dieser Zeit ihren eigenen Hof zu Lehen, um am Patronat des Klosters teilzuhaben und das eigene Seelenheil zu sichern.

 1663 wurde der Hof in Poikheim , der Münchs- oder Sedlhof , auf 2 Meier übertragen (Chr.v. Weltenb. III.Bd. S. 1133 ), die Erbrechtsbasis wird wieder bestätigt.

Es waren Thomas Schmidbauer und Johann Schmidbauer, aus Lohstadt kommend, die den Hof gemeinsam besitzen.[2] Im Jahre 1669 wurde das gleiche Besitzverhältnis sowohl in der Klosterchronik von Weltenburg wie in Aufzeichnungen des Staaatsarchivs München bestätigt.

 1663 wurde in der Matrikel Poikam eine Ehe Thomas Schmidbauer und Maria Hofmeister aufgeführt. Der Vater von Thomas Schmidbauer ist Georg Schmidbauer, seine Mutter ist Anna oder Eva. Die Eltern von Maria Hofmeister sind Balthasar und Barbara.

 1764 wurde ein Wechsel auf Georg Keck und Clemens Listl vollzogen , obwohl die Schmidbauers noch 1791 in den Verzeichnissen genannt werden. 1764 bestätigen Abt Johann Theodor und Altabt Clemens Wenzeslaus , dass Georg Keck und Clemens Listl Vogtei und Hof in Poikheim besitzen (Ch. V. Welt. II. Bd. S. 562 ff 8. Buch § 8) auch auf die alte Ästimation ( = Gült) ist Bezug genommen. Diese wird 1779 durch Abt Anton Ignatz, 1787 und 1789 durch Abt Max Prokop bestätigt.

 Es bestehen im 18. Jh. neben dem Münchs- oder Sedlhof als Klostergüter noch der Voglhof, das Geyerslehen und sechs weitere Güter, die aber in der Folgezeit privatisiert oder zerschlagen wurden, was man aber, richtig gesagt, nicht mehr genauer weiß.

 Im Folgenden seien zwei Familien, die als Besitzer des Münchhofes , wie schon erwähnt, eine Rolle spielen, matrikelmäßig aufgelistet:

 I. Köck, Linie 1

 12.07.1707 Sebastian Köck ½ Bauer, °° Walburga Karl

Eltern Sebastian: Georg Köck, Bauer in der Pfarrei Obertraubling und seine Frau Maria

Eltern Walburga: Adam Carl, +, Wirt in Reichenstetten und seine Frau Anna, noch am Leben.

 27.01.1733 Johann Köck, ½ Bauer °° Walburga Hofmeister

Eltern Johann: Sebastian Köck, Bauer in Poikam und Walburga

Eltern Walburga: Balthasar Hofmeister, Bauer von hier und seine Frau Maria

 30.01.1776 Georg Köck,1/2 Bauer,Witwer °° Catarina Listl

Eltern Georg; Johann Köck und Walburga

Eltern Catharina: Clement Listl, ½ Bauer von hier und Anna geb. Ingel

 Nachfolgende Generation:

?.? 1768 Anton Köck °° Rosalia Reisinger

Eltern Anton : Johannes Köck, Taglöhner Poikam und Walburga geb. Hofmeister

Eltern der Braut: Jacob Reissinger, Hirte in Kelheimwinzer und seine Frau Anna

 I. Köck , Linie 2

 12. 07. 1707 siehe oben Sebastian !

 13.08. 1748 Georg Köck , ½ Bauer °° Juliana Probst, Witwe des Dominicus Probst

Eltern Georg : Sebastian Köck und Walburga

Verstorbener Ehemann der Juliana : Dominicus Probst ( NB. Bei Witwen werden die Eltern in der Matrikel üblicherweise nicht mehr genannt )

 ? ? 1773 Georg Köck, Jüngling °° Anna Maria Parth (= Bart)

Eltern Georg : Georg Köck, ½ Bauer und Juliane

Eltern Anna Maria : Leonhard Parth, Solanus (= Kleinbauer, Söldner) in Herrnsaal und seiner Frau Maria

 II. Listl

 Andreas Listl, aus Reichenstetten, * 29.11. 1641, seine Eltern Peter Listl und Eva

1. Ehe

28.02.1694 Andreas Listl, Reichenstetten °° Elisabeth

Eltern des Andreas : Andreas Listl von Reichenstetten und seine Frau Eva

Eltern der Elisabeth: Thomas Schmidbauer, schon verstorben ( im Zeitpunkt dieser Eheschließung), vorher Söldner in Poikam

und seine Frau Maria

2. Ehe

26.07.1704 Andreas Listl. Witwer °° Rosina Lämmermayer ( oder Kammermayer)

Eltern Andreas : Andreas Listl und Eva

Eltern Rosina: ??? Lämmermayer und seine Frau Barbara

3. Ehe

08.06. 1717 Andreas Listl, Witwer °° Catharina Höchstetter

Eltern Andreas: Andreas Listl und Eva

Eltern Catharina: Bartholomäus Höchstetter, Müller in Mitterfecking und seine Frau Maria

Clemens Listl von Poikam

26.02.1748 Clemens Listl, ½ Bauer von hier °° Anna verwitwete Arnold

Eltern Clemens: Andreas Listl, ½ Bauer von hier und Catharina (d.h.Clemens ist aus

der 3. Ehe des Andreas !)

+ Ehemann der Anna in 1. Ehe: Bartholomäus Arnold ½ Bauer von Poikam

(siehe „Arnoldhof“ oder „beim Arnold“ !)

 Es seien auch die Heiratsgeschichten des Bartholomäus Arnold noch hinzugefügt :

1. Ehe

03.10.1726 Arnold Bartholomäus °° Catharina, Witwe des Andreas Listl , Bauers in Poikam, geborene Höchstetter von Mitterfecking, Eltern des Bartholomäus : Michael Arnold, Bauer und Weber in Schneidhart und seine Frau Rosina.

Der verstorbene Ehemann der Catharina war Andreas Listl, ½ Bauer von Poikam

 2. Ehe

26.01.1739 Bartholomäus Arnold, Witwer °° Anna Ingerl

Eltern des Bartholomäus: s.o.!

Eltern der Anna: Johann Ingerl , Schmied von Poikam und seine Frau Margarete

 Nach dem Tod von Bartholomäus Arnold heiratet Anna also in den Listlhof, nämlich Clemens Listl.

 Aus den Seelenbeschreibungsbüchern erfahren wir anfangs des 19.Jh. von einem Besitzer des Münchshofes namens Franz Mühl.

Wegen der Besitzform des Erbrechts wurde der Hof in der Säkularisation offenbar nicht eingezogen !

Die Bindungen an das Kloster Weltenburg lösten sich auf.

 Folgendes ist der Matrikelauszug der Ehe des Franz Müll :

 28.04.1807 in Poikam

Franz Mühl , ehel. Sohn des M. Mühl , Bauer aus Schierling °° Anna Maria Eichhammer ½ Bauerstochter aus Poikam, deren Eltern sind Georg Eichhammer v. hier und Walburga geb. Rummel von Lintach

 1822 kauft Peter Kirmeier, Überführer in Sinzing, * 29.01.1774, und dessen Ehefrau Katharina Laml von Irading * 04.03. 1774 um 3300 Gulden (fl) den Hof.

Seitdem existiert der Stamm Kirmeier auf diesem Hof.

Lt. Umschreibbuch war der Hof eidlich auf 2775 fl geschätzt, amtlich auf 3692 fl

(Häuser- und Rustikal Steuer Kataster Steuerdistriktes Kapfelberg im Landgericht

Kelheim , verfasst 1808 , Kreisarchiv Landshut, Rep.CXXVII, Verz.2 Faszik 4,

N 8)

 Es finden folgende Kirmeier – Eheschließungen statt :

 19.09.1848 in Poikam

Franz X. Kirmeier * 26.10. 1807 in Sinzing

+ 12.08.1875 in Poikam

Anna Brunner

Eltern : Franz Brunner v. Schultersdorf und Walburga Poschenrieder

 Kinder:

Franz X. * 22.10.1850

Anna Maria * 30.01.1856 °° Ipflkofer Bäuerin v. Berghof

 15.05.1877 in Poikam

Franz X. Kirmeier * 22.10.1850, Eltern s.o.!

+ 08.05.1898

Anna Alkofer * 14.06. 1851 in Kapfelberg

+ 20.07. 1930

Eltern der Anna: Lorenz Alkofer v. Poikam und Barbara, geb. Poschenrieder, Wirtstochter von Lohstadt

 Kinder:

Franz v. Paula * 23.09.1870

+ 18.06.1926

 [1] Leider sind die Leute, die diese Kurzschrift noch lesen können, fast ausgestorben. Ich selbst habe zwar die deutsche Einheitskurzschrift gelernt, musste mir aber zum Entziffern dieser Texte durch eine Bekannte vom Stenographenverein Regensburg ein Kurzschriftheft – Einführungsbuch besorgen.

[2] Mit den Schmidbauers aus Lohstatt bin ich selbst mütterlicherseits bis in diese Zeit verwandtschaftlich verbunden. Ein Abkömmling dieser Familie war zu dieser Zeit auch auf einem Wirtshaus in Stausacker bei Weltenburg sesshaft.

 

Von |2023-12-03T07:20:16+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

067: 1007 – 2007 – Tausend Jahre Erwähnung Bad Abbachs am 01. Nov. 1007

1007 – 2007 – Tausend Jahre Erwähnung Bad Abbachs am 01. Nov. 1007

Zu diesem Ereignis gab der Markt Bad Abbach mit

dem Heimat und Kulturverein 2007 eine Gedenkme-

daille heraus. Sie zeigt auf der Vorderseite das Siegel Heinrichs II. auf der Urkunde beim Staatsarchiv in Bamberg

Vergrößern der Urkunde durch Online- Archiv: 

Auf der Rückseite ein barockes Siegel um 1750

aus dem Archiv von Bad Abbach mit der Aufschrift

„Bürger und Rat des Marktes Abbach“.

 Feinsilber 999 Ausführung polierte Platte

Gewicht 15 g Auflage 200 Stück

Größe 35 mm

Wird auch in Gold geprägt !

 Motiv : Marktarchiv Bad Abbach

Idee : Dr. Alfons Kraus, Archivar

Grafik : Bruno Zachriat

 Zur Gedenkmünze erschien auch ein Flyer

 Übersetzung der Schenkungsurkunde von Ahabah an das Bistum Bamberg des Jahres 1007, November 1
Dr. Alfons Kraus, Rektor a.D., Archivar

 Im Namen der heiligen und unteilbaren Dreifaltigkeit.

Heinrich durch göttlich obwaltende Güte König.

Durch heilsamste Anweisungen der heiligen Schrift

werden wir unterrichtet und ermahnt, die zeitlichen Güter

zu verlassen, die irdischen Bequemlichkeiten hinten an-

zustellen und darnach zu streben, die unermesslichen Besitz-

tümer im Himmel zu erreichen. Darum haben wir, dem

Herrenauftrag kein taubes Gehör bietend und dem gött-

lichen Ratschluss folgend, einen gewissen Ort unseres väter-

lichen Erbes mit dem Namen Bamberg durch Erhebung

zum Sitz und Gipfel der Bischofsgewalt vorangetrieben

und haben durch Römische Autorität und mit Zustimmung

des ehrwürdigen Bischofs Heinrich von Würzburg und eben-

so mit der gleichen allgemeinen Zustimmung all unser

Gläubigen, der Erzbischöfe wie der Bischöfe und Abte, als

auch durch Ratschlag und Beschluss der Herzöge und Grafen,

zu Ehren der heiligen Gottesmutter Maria und der hll.

Apostel Peter und Paul, sowie der Martyrer Kilian und

Georg festgesetzt und bekräftigt, dass dort eine lebendige

Erinnerung unserer selbst und unserer Eltern stattfände

und ein heilsames Opfer für die Lasten aller Rechtgläubigen

dargebracht werde.

Daher wisse sowohl die gegenwärtige Generation aller unserer

Gläubigen als auch die in der Zukunft Folgenden, dass wir einen

gewissen Ort unseres Besitzes , genannt Ahabah im Gau …

und im Herzogtum …gelegen an jenen oben genannten

Bischofsitz Bamberg mit allen seinen Zugehörungen und

Anlagen, nämlich Gehöften, Dörfern, Kirchen, Knechten

und Mägden, Plätzen, Gebäuden, bebauten und unbebauten

Landstrichen, Wegen und unbegehbaren Gegenden, Aus- und Rückwegen,

gesucht und ungesucht, mit Wäldern und Forstungen, Jagdgrün-

den und Fischwassern, Mühlen, unbeweglichen und beweglichen Dingen und

allem übrigen, das richtig beschrieben oder bezeichnet werden

kann zu irgendwelchem Nutzen durch den Auftragsbrief

unserer Autorität, so sicher wir können, schenken und übereignen,

nach Beseitigung der Widerrede aller , indem wir daher vor-

schreiben, dass der in Gott geliebte und des oft genannten Stuhles Bischof

Eberhard fürderhin die freie Gewalt habe, auch alle seine

Nachfolger , jenen Ort Ahabah mit all seinen Zugehörungen

zu halten, besitzen und wie es ihm gefällt auf jede Weise zum

Nutzen des Bistums zu benennen. Wenn aber einer , was aus-

geschlossen sei, die Festigkeit unserer Schenkung herabsetzen und

verletzen wollte, solle er am Jüngsten Tage mit unaussprechlicher

Qual vor den Augen Gottes büßen. Damit das auch nicht passiert,

sondern diese unsere Übergabe von allen unverletzt überdauere,

haben wir daher angeordnet, dass diese feste, eigenhändig unter-

schriebene Urkunde mit dem Aufdruck unseres Siegel gefestigt werde.

 

Siegel des Herren Heinrich, des unbesiegten Königs

Eberhard , Kanzler, an Stelle des Erzbischofs Willigis habe ich es zur Kenntnis genommen.

 Gegeben im Jahre 1007 seit der Geburt des Herrn, im

6. Jahr Heinrich II.,

geschehen zu Frankfurt.

Glücklich vollbracht. Amen.

Von |2023-12-03T07:17:26+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

068: Drei rote Rosen auf gelben Grund – (Bad) Ab(b)ach offenbart sein soziales Gewissen (1335 bis zur Gegenwart)

068 Sozialgeschichte 01

068 Sozialgeschichte 02

Dr. Alfons Kraus

 Sozialgeschichte des Marktes Bad Abbach

 Gliederung:

1. Unübliche Gedanken über das Gemeindewappen

2. Arme habt ihr immer unter euch (Leitsatz im AT und NT)

3. Das „Freiheitslibell“ Kaiser Ludwig des Bayern von 1335

4. Die Stiftung Sancti Christophori und die Corporis Christi Bruderschaft

5. Die Parth`sche Stiftung 1556

6. Die Sepultur (das Bestattungswesen) im Lauf der Jahrhunderte

7. Das Armenhaus und die Armenhausstiftung

8. Der kostenlose Gebrauch des Bades durch Arme

9. „Lechen Raich“ „in den gerichtischen Häusln auf dem Schlossberg, so man den Friedlberg nennt“

10. wie die Auflösung des Landgerichts 1803-1811 sozialverträglich gestaltet wurde

11. Lokal-Armen-Pflege als ethische Leitlinie im kommunalen Haushalt und der Vollzug des Heimatrechts

12. Hilfe für Witwen und Waisen

13. Die Sorge der Gemeinde für die Bildung und Erziehung der Kinder

14. Das Mädchenhaus oder Armenkinderhaus der Anna-Maria Koller (1845 – 1901)

15. Kindergärten in (Bad) Abbach von Maria Weigert bis heute

16. Das Distriktkrankenhaus

17. Weitere Initiativen: Vom Nikolausverein zur Caritas-Sozialstation – die Feuerwehr – Sportstätten und Schwimmbäder

18. Sonderfälle: Liebespakete für die Front im 1. Weltkrieg – Wohlfahrtsunterstützung 1933 bis 1935 – Schulspeise-Patenschaften nach dem 2. Weltkrieg – Hochwasserhilfen

19. Schlussgedanken

 Die jeweilige Schreibweise (Abach – Abbach – Bad Abbach) richtet sich nach der Zeit, in der die Geschichte handelt.

068 Sozialgeschichte 03

 

Bild 2: Das Marktwappen Abbachs

1. Unübliche Gedanken über das Marktwappen:

Das Bad Abbacher Marktwappen, das dem Ort im Jahre 1486 von Herzog Albrecht IV. erteilt wurde, beinhaltet auf einem Schild im oberen Drittel die weißblauen Rauten der Wittelsbachischen Herzöge. Darunter auf gelben Grund die heraldischen drei roten Rosen, zwei oben, die dritte in der Mitte darunter (Abbildung siehe oben!).

 Über die Herkunft und die Bedeutung der drei roten Rosen auf gelbem Grund, Hinweis auf unsere Erde, Mutter, aus der wir kommen, der wir liebevoll anhangen, und in die wir einmal zurückkehren, wurde in der Vergangenheit kräftig gerätselt. Sie wurden den sog. „Abbacher Herren“ in grauer Vorzeit zugeschrieben. Die aber weisen ins Reich der Sage.

 Manche meinen, es handle sich um die Abkömmlinge der 1281 ausgestorbenen Grafen von Moosburg. Sie hätten ihre drei roten Rosen auch anderen, zu ihnen gehörenden Orten in unserer Nähe wegen ihres Besitzanspruchs ins Stammbuch geschrieben. Au in der Hallertau, Oberronning, Pfaffenberg und Riedenburg seien wie wir, wie auch etliche weitere Orte, auf diese Weise Rosenkavaliere geworden.

 Lassen wir aber einmal diese dynastischen und topographischen Spekulationen beiseite, seien sie richtig oder falsch, und versuchen wir, auf den Sinn roter Rosen überhaupt, wo immer sie vorkommen, einzugehen.

 Rote Rosen bedeuten heute wie einst im profanen und humanen Bereich Liebe und Leidenschaft: Amore! Allgemein begriffen: Eros und Sexus, Erotik und Sex. Im christlichen und kirchlichen Bereich ist der Begriff umfangreicher, erweitert um Agape (griechisch) oder Caritas (lateinisch). Rote Rosen symbolisieren Liebe in ihrer komplexen Bedeutung. Sie ist das Größte und Schönste, das ein Gemeinwesen wie A(b)ach auszeichnen konnte und kann.

 Liebe ist der Gipfelpunkt aller human relations und die Perfektion aller christlichen Werte. Sie wurde immer wieder in Sagen und Liedern gefeiert: In den Schriften des Alten und Neuen Testamentes, bei den mittelalterlichen Minnesängern, bei den Songschreibern von heute.

 In Sagen: Denken wir an den vertrockneten Stab des hl. Christophorus, der wegen dessen Hilfsbereitschaft in der Nacht rote Rosen trieb. Erinnern wir uns an die Rosen im Schoß der hl. Elisabeth von Thüringen beim Gottesurteil, als man ihr maßlose Verschwendungssucht für die Armen zur Last legte. Als Maria nach dem Tod in den Himmel aufgenommen wurde, lagen hernach der Legende nach rote Rosen in ihrem Grab.

 In Liedern: Ich denke an das Adventlied „Maria durch ein Dornwald ging“. Hier trugen die vertrockneten Dornen nach sieben Jahren Dürre Rosen. „Es blüh´n drei Rosen auf einem Zweig, sie blühen all drei ins Himmelreich“ – ein Lied, das 1840 in Schlesien aufgezeichnet wurde.

 Und auch so verehren wir Maria, die vielgeliebte Frau: Im Rosenkranz, fünfzig geistliche Rosen, eine im katholischen Bereich oft geübte Gebetsform.

In der kirchlichen Liturgie feiert eine Antiphon die umfassende Liebe als Tochter Gottes: „Ubi caritas et amor, Deus ibi est – wo die Liebe und die Güte ist, da ist Gott.“.

 Wir pflücken aus der Musik z. B. die Operette „Der Vogelhändler“. Ein Überschwang der Gefühle: „Schenkt man sich Rosen in Tirol…“- Die unzähligen Schlager und Chansons unserer Zeit. Was wird da in uns an Emotionen und Bereitschaft ausgelöst!

 Wollen wir aber die tätige Liebe im konkreten Vollzug umfassend explizieren, eignen sich dazu die katechetischen sog. „leiblichen und geistigen Werke der Barmherzigkeit“ am vorzüglichsten. Sie waren im christlichen Leben einzelner wie in der Ethik christlich geprägter Gesellschaften jederzeit höchste Richtschnur:

Die Hungrigen speisen, die Durstigen tränken, die Nackten bekleiden, die Fremden beherbergen, die Gefangenen erlösen, die Kranken besuchen, die Toten begraben.

Auch galt und gilt es: die, die sich falsch verhalten zurechtweisen, die Unwissenden lehren, den Zweifelnden recht raten, die Betrübten trösten, wenn uns einmal Unrecht geschieht, die Geduld nicht verlieren, denen, die uns beleidigt haben, auch wieder einmal verzeihen, der Lebenden und Toten im Gebete gedenken.[1]

Das Thema dieses Heftes handelt über das soziale Gewissen unseres Heimatortes über Jahrhunderte. Die roten Rosen im Gemeindewappen mögen ein Bekenntnis sein, dass eine Fülle aller genannten Empfindungen, Haltungen, Handlungsweisen wie Hingabe, Hilfsbereitschaft, Respekt, Verantwortung, auch trotz bedauerlicher Defizite, hier lebendig waren und sein mögen.

 2. Arme habt ihr immer unter euch (Leitsatz im AT und NT)

 Wir können davon ausgehen, dass unsere Generation im Vergleich zu den Früheren goldene Zeiten erlebt. Auch trotz vielfacher, oft verschämter Armut unter uns Wohlstandsbürgern des Jahres 2008, dürften wir uns immer noch nicht beklagen, wenn wir einen Blick über den Tellerrand hinaus riskieren.

Wir haben früher über unsere Verhältnisse gelebt! Darum fallen jetzt Rezessions- und Reformsymptome besonders schmerzlich ins Auge.

Es gab schon immer unverschuldete Armut. Für viele galt und gilt: Einmal arm, immer arm. Andere fallen aus der gewohnten sozialen Sicherheit, z. B. beim Verlust des Arbeitsplatzes, im Falle der Scheidung oder nach einer Erkrankung in die Harz-IV-Klemme. Manche haben ihr Los selbst verschuldet. Wie auch immer, „mit dem Ausfüllen eines Harz-IV-Antrages beginnt (…) eine Reise in eine Lebenswelt, die mehr oder minder unbekannt ist“[2]. (Leistung von Harz IV: Bescheidene Wohnung frei, gesetzliche Krankenkasse, Erwachsene 345 Euro, Kind 207 Euro monatlich.)

Heute ist sogar im christlich-sozial regierten Bayern wieder jeder zehnte Bürger von Armut bedroht. Eine Million also ist in irgendeiner Form von Armut betroffen. Dabei gelte als arm, der weniger als 50 Prozent des landesweiten durchschnittlichen Haushalts-Nettoeinkommens zur Verfügung hat. Mehr als drei Millionen deutsche Haushalte seien pleite.[3] 38 Prozent der Kinder in Deutschland erlitten familiäre Armut. Das seien nicht nur Kinder von Langzeitarbeitslosen, sondern vor allem Kinder von alleinerziehenden Müttern und von Menschen, die trotz Arbeit unter Lohn-Dumping litten. Unter den Harz-IV-Empfängern seien nur wenige „Sozialschmarotzer“. Die meisten Menschen wollten arbeiten.[4]

Denken wir an die betroffenen Menschen auf dem Hintergrund von unermesslichem Leid durch Armut, Krankheit und Tod früherer Zeiten, verursacht durch das Unrecht von Menschen gegen Menschen mitten unter uns, an die durch bourgeoise Verhaltensweisen vergangener Zeiten auferlegten Not- und Hungerfälle, an all das Leid, das auf der Erde lastet, seit es Menschen gibt.

In (Bad) Ab(b)ach war das soziale Gewissen, der Wille zur Nächstenliebe und gegenseitigen Hilfe im kirchlichen und kommunalen Bereich seit Menschengedenken, trotz gelegentlichen bedauerlichen Versagens, immer stark ausgeprägt, wie im Folgenden aufgezeigt werden soll.

068 Sozialgeschichte 04

Bild 3: St. Martin teilt den Mantel mit einem Bettler.

3. Das „Freiheitslibell“ Kaiser Ludwig des Bayern von 1335

1210 wurde Abach von Herzog Ludwig „dem Kelheimer“ mit dem Marktrecht ausgestattet. Mit Ludwig IV., dem Bayern (1314-1347) (Kaiser ab 1328) erhielt unser Land sein erstes deutsch geschriebenes Rechtsbuch, das bis ins 16. Jh. in Geltung blieb. Das Römische Recht aus der Stauferzeit und die alte Lex Baiuvariorum wurden suspendiert. Lediglich das alte geltende Gewohnheitsrecht (Siehe die stereotypische Formulierung: „Item es ist auch von allter herkhumen (…)“) lässt sich als Quelle für das neue Recht nachweisen.

Von Kaiser Ludwig d. Bayern wurde 1335 von den Räten des Marktes Abach schließlich auch das „Freiheitslibell“ erwirkt, das die hier seit Menschengedenken herrschenden Gewohnheiten bestätigte.

Die Zeit war gezeichnet durch das Erstarken der Bürgerschaften und Zünfte überall im Land. In den Städten regten sich Unruhen und Aufbegehren gegen die feudale Ordnung. Das bedeutete vor allem Konflikte zwischen Ober- und Unterschicht.

Auch im alten Abach klagten die Bürger häufig über Beeinträchtigungen der gewohnten Freiheiten durch den fürstlichen Pfleger. Kompetenzstreitigkeiten zwischen den Pflegern und dem Markt lassen sich bis zur Abschaffung des Landgerichts 1803 nachweisen. [5]

Der Kaiser war volkstümlich und bei den kleinen Leuten beliebt; ihre Zufriedenheit war ihm ein großes Anliegen. In Abach wurde ein Gremium von sechs Ratsherren eingesetzt, an der Spitze standen die zwei Gemain-Redner. Sie übten mit einem Richter, zwei geschworenen Prokuratoren und Gerichtschreibern, sowie Vertretern der umliegenden Orte die niedere Gerichtsbarkeit (Ehafft Recht) aus.

Bald gesellte sich ein zweites Kollegium dazu, der „Äußere Rat“, der die Wohlfahrtspflege ausübte[6] und diese als seine vorzüglichste Pflicht betrachtete.

 Die erwähnten maßgeblichen Instanzen regelten innerhalb des Burgfriedens die Belange der Bürgerschaft mit Gerechtigkeit und Milde im Sinne ihres Richtung weisenden Gebieters.

Dieser war trotz seiner vielfältigen politischen Konflikte mit dem Papst in Avignon ein frommer und wohltätiger Souverän. Er brachte den Armen Respekt und Achtung entgegen. Das zeigt sich schon dadurch, dass er die armen Franziskaner ins Land rief, die die Lebensart ihres Gründers Franz von Assisi lebten und propagierten.[7]

„Ludwig der Bayer als frommer Stifter – man könnte da auch an viele Spitäler denken, die er gegründet, beschenkt oder in seinen Schutz genommen hat. Und man könnte dieses karitative Wirken in den großen Rahmen einer wahrhaft überzeitlichen Leistung des Kaisers stellen, nämlich seiner mannigfachen Hilfe für das deutsche Städtewesen.“[8] Das „Freiheitslibell“ für Abach atmet den Geist seines Stifters. Es umfast 39 Artikel. [9]

Schon im Amtseid der Räte wird verlangt, sie sollen den In- und Auswohnern zur Gerechtigkeit verhelfen und ihnen allen Beistand leisten.

Zu diesem Zwecke sollen jährlich drei Gerichtstage stattfinden, wo sich die Betroffenen und Agierenden im Rathaus treffen. Im Fall der „peinlichen Befragung“ soll neben dem Pfleger auch der Rat mit drei Vertretern gegenwärtig sein, damit es keinen Missbrauch gibt.

Die Rechte der Bürger wurden vor den fürstlichen Herren auf dem Schlossberg bis ins Detail geschützt: z .B.

Wenn die Eicheln reif sind, sollen die Schweinebesitzer (in den meisten „Häusln“ wurde ein Hausschwein gehalten, A. d. V.) in den Aedten- und Heckhbergwäldern ihre Herden ungehindert weiden dürfen, auch solle man die Eicheln sammeln und nach Hause mitnehmen dürfen.

Die kleinen Leute, und wer immer wolle, sollen in den zwei Hölzern Edn und Heckhberg ohne Widerspruch des Pflegers oder seines Försters Klaub- und Dürrholz sammeln dürfen. Das Überholz von geschlagenen Bäumen oder Reisern soll Interessenten zu (gerechtem) erschwinglichem Preis vergönnt werden.

Auf ein Heiratsgut oder einen Erbteil, ob klein oder groß, darf keine Steuer erhoben werden.

Das Klein- oder Großvieh, sei es krank oder schwach, so dass es mit der Herde nicht Schritt halten kann, die Kälber oder Lämmer, oder wenn sonst ein Tier niederkommt, oder wenn gerade Hochwasser ist, sollen sie am Schlossberg weiden dürfen.

In Jahren, in denen das geschützte Getränk, der Wein, nicht gedeiht und sauer ist, sollen die Wirte von Georgi bis Michaeli Bier ausschenken dürfen.

Scheiben- oder Bruchsalz darf im Markt für Einwohner und die umliegenden Dörfer in kleinen Mengen für den Eigenbedarf mautfrei gekauft werden.

Der Getreidehandel ist innerhalb der Grenzen des Marktes, und auch darüber hinaus, mautfrei. Wucherpreise dürfen nicht verlangt werden. Wucher wird bestraft. Jeder Bürger darf vor seinem Tod seine Hinterlassenschaft vor den Marktsbehörden, ohne das Landgericht einzuschalten, regeln. Wenn einer zuvor versterben sollte, sollen sofort nach seinem Ableben ortsübliche Schätzer tätig werden, damit für die Erben kein Schaden entsteht.

Um die Fasenacht, Ostern und Kirchweih ist es den Bürgern erlaubt, um den Markt herum einen Hasen zu erlegen, nicht aber mehrere. In der Donau darf vom Stubenstein bis zu den Fischerhäusern an beiden Ufern jeder ungehindert fischen.

Der Pfleger oder ein Amtsknecht hat nicht das Recht, einen Bürger zu pfänden, ohne vorher den Bürgermeister einzuschalten.

Sogar im Hofgarten darf man weiden, sobald das Getreide abgeerntet ist. Auch auf fremde Wiesen darf man sein Vieh treiben, wenn das Heu in der Scheune ist. Über Brachfelder darf man das Vieh führen, gehören sie dem Pfleger oder einem einfachen Bürger.

 Diese Rechte ließen sich die Räte Abachs von ihren Landesherren über die Jahrhunderte immer wieder bestätigen: 1446 durch Albrecht III., 1569 durch Albrecht V., 1733 durch Carl Albrecht. Es kamen bisweilen einige gerade aktuelle Erklärungen hinzu.[10]

 4. Die Marktkirchenstiftung zum heiligen Christoporus 1470 und die Corporis Christi- (Fronleichnams) Bruderschaft 1669

 Schon die Namengebung der 1470 gegründeten Stiftung bei der Marktkirche zeigt die karitative Ausrichtung an. Christophorus galt immer schon als einer der 14 Nothelfer.

Man muss auch festhalten, dass es nicht eine kirchliche Behörde des Bistums oder der Pfarrei war, die hier initiativ wurde oder als Träger fungierte, sondern die Marktbürgerschaft, die auch bis in die 1960er Jahre die Baulast für die Marktkapelle trug.

Der Ortschronist Gandershofer verweist uns auf den Zweck der Stiftung: „Alten, gebrechlichen Personen war der weite, ermüdende Gang zur St. Nikolaus Pfarrkirche auf dem Abhange des Schlossberges dahier, welche ursprünglich die Burgkirche mag gewesen seyn (…), längst beschwerlich gewesen, und der Gemeinsinn der Bürger beschloß daher in diesem Jahre, in Mitte des Marktes dem hl. Christoph zu Ehren eine Kapelle aufzuführen, wozu im J. 1484 ein Beneficium gestiftet, (…).[11]

068 Sozialgeschichte 05

Bild 4: Keiner sei ausgeschlossen.

Wir heutigen Medienkonsumenten können nicht mehr nachvollziehen, was der Besuch der Gottesdienste jungen und erst recht alten Leuten bedeutete. Sie erfüllten durch ihn nicht nur eine religiöse Pflicht, was natürlich auch sein Gewicht hatte, sondern es war die seltene Abwechslung im täglichen Einerlei, in dem es nichts zu lesen oder fern zu sehen gab. Die Predigten, Andachten und Zeremonien trugen zur Kurzweil und Kommunikation bei. Die Stiftung bei der Marktkirche leistete auf diese Weise einen unschätzbaren Beitrag im sozialen und kulturellen Leben der Marktgemeinde.

In den Jahresrechnungen der Christophorus Bruderschaft, die hier ab 1665 bis 1807 vorliegen, wurde z. B. für das Jahr 1666 festgehalten: Aktivrest aus den Vorjahren: 539 Gulden 17 Kreuzer 1 Heller,

Aktivstand am Ende des Jahres: 570 fl 26 kr 3 ½ hl.

Die Einnahmen resultieren aus Beiträgen der Mitglieder, aus Zinsen der Stiftungskapitalien, Grabgebühren und Zuschüssen der Parth´schen Stiftung, von der noch zu reden sein wird.

Ausgaben das Jahr über: 36 fl 37 kr 5 hl.

Somit schließt das Jahr 1666 mit 533 Gulden 48 Kreuzern 5 ½ Heller.

Von den Einnahmen mussten die Ausgaben für den Gottesdienst bestritten werden und die Ausgaben zur Erhaltung der Kapelle. Der Rest floss an die Armen.[12]

Greifen wir einige Beispiele der Wohltätigkeitsarbeit im praktischen Vollzug heraus:

„Auf Besoldung: Dem Schulmeister sein Jahresbesoldung 3 Gulden. (Dieser Posten erscheint auch in den folgenden Jahren unverändert unter den Ausgaben. Man muss daran erinnern, dass der Lehrer dieser Zeit zusätzlich einen bürgerlichen Beruf ausübte. Lehrer Lorenz Schindlböck z.B. war bis zum Tod 1816 Bäcker; seine Witwe Katharina verdiente sich ihr Brot mit Schnapsbrennen. A. d. V.)

Dem Marktdiener für seine Mühewaltung 17 Kreuzer 1 Heller. Und weil das Schaff Getreide zur Spend nicht ausreicht, ist darüber hinaus noch gekauft und armen Leuten ausgeteilt worden. 32 Kreuzer.

Dann denjenigen, die das Getreide gefasst, zur Mühle und wieder heimgeführt und mit der Austeilung des Brotes Mühewaltung gehabt, für Zährung gereicht worden 17 Kreuzer 1 Heller.“[13]

Ein weiterer Blick auf 1666: „Ausgab an Getreide. In der Partischen Spend, so am Freitag vor Lätare gehalten wird, abgeladen und an arme Leute ausgeteilt worden: Weizen 2 Maß, Korn 2 Maß.“[14]

Greifen wir einen beliebigen Jahrgang aus den vorliegenden Büchern heraus, so stellen wir fest, dass der Großteil der Ausgaben neben der Armenspende die Jahrmessen für Mitglieder der Bruderschaft und Spender betrifft. Der Toten zu gedenken und für ihr Seelenheil durch das Messopfer zu sorgen, galt damals in höchstem Maße als ein Werk der Barmherzigkeit.

Man kann es als Ergänzung des Stiftungswirkens bei der Marktkirche betrachten, als am 15. Januar 1669 zusätzlich die Corporis Christi Bruderschaft tätig wurde. Sie hatte ursprünglich zwar nur eine religiöse Zielsetzung,[15] und die Erträgnisse der Stiftungsgelder sollten zuerst dem Gottesdienst (Kultus) zur Verfügung stehen. Dann aber ergab es sich, dass der überwiegende finanzielle Anteil in karitative und gemeinnützige Aufgaben und Angelegenheiten floss.

Eine differenzierte Aufstellung, in welcher Intention einst Zustiftungen zur Hochlöblichen Erzbruderschaft Corporis Christi erfolgt sind, beweisen Stiftungs- und Verwendungslisten vom 30.12.1807. Es werden Institutionen und Personen namentlich aufgeführt, die als Guttäter der Bruderschaft vermerkt sind, und wie hoch die Verbindlichkeiten auf Grund der Stiftung waren.

Zum Zwecke des Gottesdienstes sind lediglich 515 fl (Gulden) vermerkt, dagegen zu Gunsten des Armenhauses und zum Zwecke der Wohltätigkeit 1057 fl.

Wir erfahren dabei auch, dass die Bürgerschaft zur Bestreitung der Kriegsausgaben am 1. Oktober 1806 300 fl von der Bruderschaft aufgenommen hat.

An das königliche und landschaftliche Schuldenabdingungswerk mussten gemäß Assekuration vom 31. Oktober 1805 Gelder abgeführt werden, wobei der Kultusliste 111 fl angelastet wurden, der Armenhausliste lediglich 44 fl. In der Hoffnung, dass man diese Gelder wieder einmal zurückerstattet bekommen werde, sind sie als Aktivobligationen verzeichnet. Immerhin dürfen wir auch zur Kenntnis nehmen, dass die Bruderschaft keine Schulden hatte.[16]

Was beide Einrichtungen auf dem sozialen Sektor leisteten, mag ein Eintrag Gandershofers aus dem Jahre 1798 verdeutlichen, als die Franzosenstürme in Folge der Revolution unsere Heimat verwüstet hatten: Es entstanden Kriegsschäden durch Exzesse, Gelderpressungen, Beschädigungen an Gebäuden, durch Heeresverpflegung verursachte Notstände etc.:

„Die Corpus-Christi-Bruderschaft“, bemerkte Gandershofer, „welche in günstigeren Zeiten an bedrängte Bürger und Nachbarn zu mäßigen Zinsen kleine Kapitalien auslieh, hatte um diese Zeit nur ein Vermögen von 31 fl ( Gulden) 43 kr (Kreuzer).“[17]

5. Die Parth´sche Stiftung 1564

Die wohl am nachhaltigsten wirkende Stiftung des ausgehenden Mittelalters ist das Vermächtnis des Ochsen- und später Engelwirts Georg Parth.

Er stiftete der hiesigen Bürgerschaft in aller Form mit einem Stiftungsbrief fünf Äcker in bester Lage Abachs zur Ehre des Dreifaltigen Gottes und der seligen Jungfrau Maria, für sein eigenes Seelenheil und das seiner Vorfahren und vor allem auch zum Nutzen der Armen des Ortes.[18]

Gandershofer berichtet in seiner Chronik über dieses Ereignis für das Jahr 1564: „Noch ist bei diesem Jahre zu bemerken, dass der hiesige Bürger Georg Parth zum Behufe einer Armenspende und eines Jahrtages zu der hiesigen Markskapelle 4 Äcker und einen Wiesfleck vermachte. Dem Schulmeister waren dabei sechs, dem Custos oder Kirchendiener zwei Regensburger Pfennige ausgesetzt.“[19]

Die sozial-karitative Arbeit umfasst Leistungen dieser Art:

Die Summe von 6 Gulden 21 Kreuzer 24 Heller wurde 1785 an 31 namentlich genannte bedürftige Personen, sog. Hausarme, verteilt, wie z.B. die alte Gassnerin 6 kr, an die alte Pickin 6 kr, an Schmidmeiers Wittib 6 kr, an Florian Plankens Eheweib 10 kr etc. Unter ihnen befinden sich Taglöhner, Austrägler, der Kleinhirt, eine Vogelfängerin, Bresthafte aller Art, insbesonders zwei Blinde.

1789 steht die Summe von 39 Gulden 14 Kreuzer 4 Heller zur Verteilung an die Hausarmen zur Verfügung.

Die verfügbare Summe richtet sich von Jahr zu Jahr nach dem Getreidepreis. Die Höhe der Summe hängt von der Zahl der Bedürftigen ab. Im Falle des Misswuchs musste auf die zurückbehaltene Reserve rekurriert werden.

Auf der Liste stand immer auch der Ankauf von Schulbüchern, das Schulgeld für Waisen und andere arme Kinder. Ganz allgemein wurde jeweils der Schulfond und das Armenhaus mit einer Spende bedacht.

Listen dieser Art liegen bis zum Jahre 1803, dem Jahr der Säkularisation, vor.[20]

Die Stiftung zeigte noch bis gegen Ende des 19. Jh. Wirkung, nachdem sie 1817 in das Schulbenefizium eingegliedert wurde, was Belege späterer Jahre beweisen.

In diese Tradition traten am 14. Oktober 2002 Adolf und Erna Angrüner ein. Sie errichteten eine Stiftung des bürgerlichen Rechts in Bad Abbach mit dem Zweck der Förderung der Jugend, Sport und Kultur.

Adolf Angrüner starb am 6. Oktober 2006, seine Ehefrau Erna war ihm am 6.September 2005 im Tod vorausgegangen.

Ihr Gedächtnis möge in Bad Abbach bis in ferne Zeiten lebendig bleiben.

6. Die Sepultur (Bestattungswesen) im Lauf der Jahrhunderte

Bild 5 Der Bergfriedhof in Bad Abbach, Jennifer Dobschenzki, M.A.

068 Sozialgeschichte 06

 

Eingangs erwähnten wir, dass „die Toten begraben“ und „der Toten im Gebete gedenken“ zu den klassischen Werken der Barmherzigkeit gehört.

Wenn wir an einer Beerdigungsfeier teilnehmen, bezeichnen wir dies daher zu Recht als „den letzten Liebesdienst“. Ich meine aber, dass dieser Dienst jedes Mal eine Fortsetzung findet, wenn wir uns für ein kurzes Gedenken zum Friedhof aufmachen und ein paar Augenblicke am Grab verweilen, in dem ein Verstorbener ruht, der uns im Herzen erhalten geblieben ist.

Die Bereitstellung, Erhaltung und Pflege des Friedhofes bereitete für die Gemeinde schon immer einen nicht unerheblichen Aufwand. So ist es auch verständlich, dass sie an den zu leistenden Gebühren beteiligt ist.

Wie hoch diese im 17. Jh. waren, ist aus den Unterlagen nicht genau zu beziffern. Aber wir wissen, dass sie von der Marktkirchenstiftung eingehoben wurden.[21] Diese war von Anfang an eine gemeindliche Institution.

Nach einer Gebührenliste für Dienstleistungen des Armenpflegschaftsrates bei Begräbnissen von 1877 waren die Armen mit 14.90 RM inklusive Leichenschau und Sargschreiner höchst begünstigt.

Die Begünstigung der Minderbemittelten im Todesfalle setzte sich in der Folgezeit konsequent fort. Auch die „Übersicht der Leichen-Kosten“ Liste von 1885/1886 hält an dieser Gewohnheit fest.

Aus einer Tarifliste für Beerdigungen im Markte Abbach von 1925 bzw. 1929 entnehmen wir, dass für die Armen nur etwa ¼ der Beträge der Vermögenden genommen wurden.[22]

Dabei bereitete dieser Dienst der Bürgerschaft der Gemeinde alle Zeit beträchtliche Investitionskosten:

1736 (Bau der barocken Pfarrkirche) war der Friedhof um die Kirche für eine Einwohnerschaft von 500 Personen ausgelegt.[23] Es gab in Abbach ja nur etwa 90 Haushaltungen, in Schloßberg-Abbach, das zur Sepultur dazugehörte, 17. Nach dem Neubau der jetzigen Pfarrkirche 1848 bis 1852, in die nach dem Abriss der barocken Kirche ein Teil (südlich) des alten Friedhofes mit einbezogen wurde, und trotz des Abrisses des 1505 von Pfarrer Eberhard Fabri renovierten, vermutlich gotischen Seelhauses, und nachdem die Gräber wegen unzureichender Tiefe schon einige Male aufgedoppelt und die ganze Fläche schon einmal 7 bis 8 Fuß gegen das Churfürstliche Schloss erweitert worden war, reichte der Platz für die benötigten Gräber immer noch nicht, nachdem sich die Einwohnerzahl vermehrt hatte.[24]

So wurde der Friedhof 1851 bis zum jetzigen Missionskreuz durch den Maurermeister Karl Dobmayer von Kelheim um die stolze Summe von etwa 1000 Gulden planiert, erweitert, eingefriedet und durch einen Aufgang zugänglich gemacht.[25] 1881/82 fand eine weitere maßgebliche Erweiterung vom Missionskreuz nach Süden statt, 1884 wurde das Leichenhaus gebaut. Tausend RM für dieses allein zahlte die Gemeinde und eine erhebliche Summe darüber hinaus Bürgermeister Franz Koller aus eigenen Mitteln. 1949/50 wurde südlich des Leichenhauses neuer Platz geschaffen. Als es aber in unserer Zeit dort keine Erweiterungsmöglichkeit mehr gab, wurde der neue Friedhof an der Römerstraße angelegt.

Auch heute verwaltet die Marktgemeinde Abbach die Friedhöfe immer noch und zieht auch die Gebühren ein. Nachdem es aber die Einteilung nach Klassen bei Grabstellen und Verrichtungen nicht mehr gibt, sind auch die Gebühren nicht mehr gestaffelt. Es wollte in unserer Zeit auch niemand mehr als arm gelten.

2007 bezahlt man für ein Einzelgrab 300 Euro, für eine Doppelgrabstelle 600 Euro, für ein Urnengrab 360 Euro, jeweils für eine Zeitdauer von 15 Jahren. [26]

 7. Das Armenhaus und die Armenhausstiftung

 Nach Gandershofer war das Siechen-, später Armenhaus, an der Oberndorfer Straße gelegen,[27] bereits 1564, dem Jahr der Parth´schen Stiftung, bekannt.[28] In dem Buch „Geschichte der Stadt Kelheim“ von Georg Rieger, 1929, befand sich in dem von ihm „Leprosenhaus“ genannten Haus 1659 nur ein einziger Lepros.[29]

1832 „nährt(e) es“, wie Gandershofer weiß, „nur fünf verarmte Gemeindeglieder nothdürftig.“[30]

Aus dem Vormerkungsbuch[31] der Churfürstlichen Markts Kkammer zu Abbach 1801[32]erfahren wir, dass keine Fundationsurkunde für obiges Armenhaus mehr zu finden sei. Diese müsse in Schreckenszeiten verloren gegangen sein, darum wisse man auch nicht, wann es gebaut worden ist. Die Wohltäter, denen das Armenhaus das Dasein zu verdanken hat, seien unbekannt.[33] Wegen der fehlenden urkundlichen Grundlagen könne man es auch nicht richtig besteuern. Der Inwohner zahle im Jahr lediglich ein Herdgeld von 25 Kreuzern.

Dieses alte Armenhaus wurde vor 1795 abgerissen, weil es völlig baufällig geworden war. 1795 erfolgte dann ein richtiger Neubau, und zwar wegen des Wassers auf einer etwas höher gelegenen Stelle. Das Haus war aus Bruchsteinen erbaut und wurde mit einem schrägen Steindach versehen. Zur ebenen Erde befand sich eine Wohnstube, eine Kammer, dann ein Wohnstüberl für einen Armen. Oben wurde ein zweites Stüberl für einen weiteren Armen hergerichtet. Das Gebäude war 22 Schuh breit und 40 Schuh lang. Der Bau wurde mit eigenen Mitteln der Stiftung finanziert.[34] Der alte Platz wurde mit Erlaubnis des hochlöblichen Rentamts vom 24. Oktober 1797 an den Schmied Andreas Gierstorfer (Nachfolger: Englmann-Schmied, Lindinger) um 105 Gulden verkauft, wie die Armenhausrechnung von 1797 ausweist. Der Verkaufsbrief ist aber erst am 2. Januar 1798 errichtet worden. Das neue Haus wurde zu 250 Gulden feuerversichert. Unten wohnte 1801 der Gänsehirt um 12 Gulden Miete. Außerdem befanden sich der abgehauste Melber Lukas Spark von hier und der alte Dienstknecht Georg Haid als Arme im Hause.

1924 hatte das Gebäude die Hausnummer 31, wurde in der Brandversicherungsurkunde als „Armenhaus mit angebautem Abort“ bezeichnet, und zu 760 RM versichert. Die Gemeinde führte es als Armenhaus I, nachdem das Gaishaus, das 1889 als Wohnhaus und Villa, Hs. Nr. 17 1/3 auf dem Friedberg, zunächst als Lehrerwohnung gedacht, dann aber zur Wohnung für Sozialschwache deklariert, als Armenhaus II bezeichnet wurde. Es wurde zu 5490 RM Brand versichert.

Das Armenhaus I an der Oberndorfer Straße wurde in den 1950er Jahren abgerissen. 2007 spielte das der längst vergessenen Armenhausstiftung gehörige Grundsstück noch einmal eine Rolle, als die Marktgemeinde nach der Auflösung des alten Schwimmbades die Straße zu den Grundstücken der neuen Siedlung „Donaublick“ regulieren wollte.

 Der Träger des Armenhauses I war also die Armenhausstiftung.

Ihre Einkünfte setzten sich wie folgt zusammen:

§ Die Zinsen des dürftigen Stiftskapitals und einiger weniger ausgeliehener Gelder,

§ der Herbergzins (= Miete), in der Regel 8 bis 12 fl,

§ die „Armenhauspixn“ (= Spendenbüchse im Armenhaus selbst), (am 1.4.1763 waren z.B. 1 fl 20 x darinnen, am 24.7. 58 x, am 20.12 3 fl 1 x),eigentlich musste die Pixn alle drei Monate geleert werden,

§ die Wirts- und Bäckerhauspixn (1763 hatte der Magistrat beschlossen, dass der Inhalt jeweils gedrittelt wird: 1/3 für das Armenhaus, 1/3 für die Hausarmen, 1/3 für aktuelle Bedürfnisse. In diesem Jahr bekamen die Armenhausinsassen 4 fl 35 x. 1773 z.B. wurden an 15 namentlich genannte Hausarme 1 fl 48 x verteilt),

§ heimbezahlte Kapitalien (1866 wurden z.B. an einen einheimischen bürgerlichen Zimmerer 80 fl „zu seiner unentgeltlichen Notdurft“ ausgeliehen),

§ Spendengelder, wenn jemand das Bedürfnis hatte, Almosen zu geben,

§ Zuschüsse der Gemeindekasse, besonders in späteren Jahren. Das waren die Erlöse aus der Vergnügungssteuer (Tanz, Hochzeiten) und Bürgerstrafen,

§ ein Teil der Bürgerrechtsgebühren[35],

§ Erlös aus dem Parth´schen Spendengetreide (s.o.!),

§ Versteigerung einer Hinterlassenschaft.

Eine Übersicht über Einnahmen und Ausgaben der letzten zehn Jahre bis 1817 listet 2184 Gulden 54 Kreuzer 1 ½ Heller an Einnahmen und 796 Gulden 42 Kreuzer 1 Heller als Ausgaben auf. Es blieb also in 10 Jahren ein Aktiv Rest von 1388 Gulden 12 Kreuzer ½ Heller übrig.[36]

Es ist nicht uninteressant, was ein sog. Armer, Insasse des Armenhauses, am Ende seiner irdischen Laufbahn an Besitz aufzuweisen hatte. Wir entnehmen diese Daten dem „Versteigerungsprotokoll der von Anton Lindl, im Armenhaus Verstorbenen, wenigen Hinterlassenschaft“ vom 12.10.1829.[37] In früheren Jahrhunderten mag der Nachlass noch bescheidener gewesen sein.

Es erschien 1829 möglichst bald nach dem Absterben die Sperrmüllabfuhr jedenfalls nicht, sondern alles, was auch der ärmste Schlucker hinterließ, fand sogleich wieder einen neuen Herrn.

 Der Versteigerungserlös des gesamten Nachlasses betrug in diesem Fall 4 Gulden 16 Kreuzer.

Folgendes sind die Ausrufpreise:

Ein kleines messingernes Kreuz 6 x (= Kreuzer)

Eine rosa Schale 2 x

Alte Teile in einem Kammerl,

darunter eine alte Truhe u. alter Sessel 12 x

1 altes Wasserkrügerl u. 1 Glas 12 x

Eine fichterne alte Bettstatt 12 x

Ein fichternes Tischl 3 x

Eine alte fichterne Truhe 6 x

2 Rosenkränze 1 x

1 alter filzener Hut 3 x

2 ganz alte Stiefel 16 x

1 blauer Rock 1 x

1 alte braune Hose 6 x

1 Brustfell 36 x

1 Hosenträger 9 x

1 Wollleibl 18 x

1 alte Unterhose 9 x

1 altes Leiberl 12 x

Alte Tücher 6 x

Ein Hochzeitsbild und 2 Geldstücke

zur Erinnerung 15 x

Etliche Pauschen und Scheiter 3 x

3 Bildl in der Kammer – , –

 Das bleibende Inventar des Armenhauses war mehr als bescheiden.

1778 bis 1780 werden zwei Bettstätten und ein neuerer weißleinener Strohsack angegeben. 1801 war im Armenhaus kein Inventar mehr vorhanden. 1807 wurde eine wollene Decke, ein Laken, ein Strohsack, aber keine Bettstatt aufgefunden.

Wenn ein Verstorbener aus dem Armenhaus Verwandte im Orte hatte, kamen diese sofort, um die spärliche Hinterlassenschaft einzuheimsen.

An Ausgaben der Stiftung werden immer wieder genannt: Steuern, Reparaturkosten für das Armenhaus, selten Bedarfsartikel, armselige Verpflegung für die Insassen, Arzt- und Apothekengebühren, Sargschreiner, Totengräber, Pfarrer mit Gefolge.

 Armenhausrechnungen liegen im Archiv von Bad Abbach von 1661 bis 1933/34 fast lückenlos vor. Für die Gemeinde Schlossberg Abbach für das 19. Jh. Im 19.Jh. mutierten die Armenhausrechnungen zuerst in Armenpflege – Rechnungen, dann in Lokalarmenfonds – Rechnungen, nachdem sich die wirtschaftlichen und soziologischen Verhältnisse mit zunehmender Industrialisierung und Gründung des 1. Reiches 1871 mit den folgenden Bismarck´schen Sozialgesetzen zusehends veränderten. Das Armenhaus I trug letztendlich nur mehr den Stempel einer billigen Sozialwohnung für Minderbemittelte.

 Auf die Armenkasse der Gemeinde kamen mit der Zeit neue Lasten aus den Heimatrechts-Verbindlichkeiten, Schulgeldbeihilfen, etc. und dem Erwerb des Armenhauses II zu. 1907 meldete die Marktsverwaltung sogar „die Überbürdung mit Armenlasten“ beim Bezirksamt Kelheim an, das die Gemeinde Abach aber an die Regierung von Niederbayern, Kammer des Inneren weiterverwies.[38]

 8. Der kostenlose Gebrauch des Bades durch Arme

 Der jeweilige Besitzer des Bades spielte wegen seines Sozialprestiges (= Geld, Ansehen und Einfluss) immer eine besondere Rolle in Abbach. Er musste aber zwangsweise immer auch auf die soziologische Struktur der Bürgerschaft, die nicht durchweg gleich gut bemittelt war, Rücksicht nehmen. Auch unter ihr bestand das Bedürfnis, vom Kuchen, den die Badegäste abließen, ein Stück abzubekommen oder im Falle eines eigenen Leidens oder Gebrechens in den Genuss des heimischen, und wie man glaubte, „eigentümlichen“ Heilmittels zu gelangen.

So verfielen sie im Laufe der Zeit auf allerlei hilfreiche Praktiken, gegen die sich der Hauptanbieter mit Berufung auf sein Monopol auf jede mögliche Weise zur Wehr setzte und sogar klagte.

 Die Leute im Markte verfrachteten Quellwasser in ihre gute Stube, erwärmten es, und gaben den Fremden Gelegenheit, sich kostengünstiger auszukurieren. Sogar die Verköstigung der Gäste boten sie zu Dumpingpreisen an.

Dagegen trat nach Überzeugung durch Augenschein der Umritts-Visitations-Commission 1739 der Hauptakteur mit Hilfe des Landrichters, des Amtskammerers und eines weiteren Ratsmitglieds auf den Plan, und gemeinsam erließ man eine ab sofort gültige neue Badesatzung.

Besonders der Ortsbader hatte den Zorn des angeblich Geschädigten erregt. Er war auf die Idee gekommen, das Angebot mit dem teuren Quellwasser mit billigem Donauwasser zu unterlaufen und „anstatt des Wildbades sein mit allerlei schlechten und liederlichen Kräutern (…) angesetztes Donaubad“ anzubieten.

Wurde in der nun in Abbach gültigen neuen Badeordnung hauptsächlich das immer bewährte Verteuerungsmittel durch Abgaben angewandt, finden wir unter Punkt 3 den Beweis, dass auch soziales und karitatives Denken, von wem auch immer, vermutlich des Pfarrers, mitmischte (…):

„3) Den armen Religiosen und Mendikanten (= Predigern) wie auch anderen armen bresthaften Personen sollte das Badwasser umsonst verabfolgt werden“.[39]

 Wie man heute leider feststellen muss, erreichte oder überdauerte dieses Angebot die Zeit der Gesundheitsreform der 1990er Jahre nicht unbeschadet und wird auch nie mehr wieder auferstehen.

9. „Lechen Raich“[40] „in den gerichtischen Häusln auf dem

Schlossberg, so man den Friedlberg nennt“[41]

 Es ist festzustellen, dass in Abach ursprünglich alle Bürgerhäuser nicht nur zum Markt, sondern auch zum Schloss steuerpflichtig waren.[42] Eine Ausnahme bezüglich des Marktes bildeten die Friedlberg – Zipfelhäuser[43], was auf ein Gewohnheitsrecht zurückreicht, wie wir später erfahren.

Erstens gilt es, den Begriff „Lechen Raich“ zu klären:

Fangen wir mit dem Einfachsten an: Raich bedeutet so viel wie Reichnis. Für Lechen (Lehen) finde ich in einem zeitgenössischen Wörterbuch den Terminus „ritus inaugurationis beneficariae“ (lat.).[44] Die beiden Ausdrücke in Einheit kann man mit Gnadenlehen, Altersgabe, Ehrengabe, Ruhegeld übersetzen. Eine Altersrente in unserem Sinne gab es noch nicht.

Zweitens suchen wir den Ort auf, an dem diese Ehrengabe gereicht wird:

Eine Abschrift 1801 der Erneuerung der Freiheitsrechte Carl Albrechts von 1733 führt unter 31. die Bemerkung an: „(…) wegen der zwelf Häusln am Züpfel aufn Schlosberg, so man den Fridlberg nennt, (…)“[45]

Eine Randbemerkung zu diesem Text bezeichnet sie als „die gerichtisch Häusl am Schlossberg“.[46] Der Gemeindeschreiber Josef Schmied, der Verfasser des Vormerkungsbuches von 1801, ergänzt an anderer Stelle: „Alhier ist vorzumerken, das bei dem alhiesigen Markt sich Marktsgebäude so ober alten Bürgerlichen gebäuden (…) befinden, welche auch zum alhiesigen Schlos lehnbar sind“[47]. [48]

Aus einem anderen Papier, der Schrift nach vom gleichen Autor verfasst, erfahren wir weiter: „Was den Alois Mayr betrifft, so steht das von seinem Vater erkaufte Ambts gebäude nicht am Schlossberg Abbach, sondern auf dem sogenanden Fridlberg. Hierüber mehr Aufschlus zu ertheilen, ist folgendes.

Alle Bürgers Häuser dahier mit einschlus der 17 Häusln am Schlossberg abbach sind Königlich vormals Kurfürstlichen Kastenambt abbachisches Lehen, nur die berührte ambts Wohnung mit nur 7 Bürgers Häusern(,) welche auf dem so genanten Friedlberg und in der bürgergeding ligen, sind eigen und lud[49] eigen. Das diese Amtswohnung ein bürgerliches Haus war(…), beweisen vorliegende Kammerrechnungen der Jahre 1660 bis 1805.“[50]

Fassen wir den topographischen Befund zusammen:

Der Friedlberg ist ein Teil des Schlossbergs über den Bürgerhäusern Am Markt, westlich des heutigen Schlossbergweges, zwischen Apothekergassl und Schnadergasse (Schlauderergasse) den Berghang hinunter, eine Art Bannmeile um das Landgerichtsgebäude (jetzt Benefiziatenhaus/Marchnerhaus und alte Schule). Dazu gehörten 1335[51] und 1721[52] noch 12 Häuser, 1806 nur mehr 7 Häuser.[53]

In ganz frühen Zeiten waren diese Häuser der landesherrlichen Kasse auf der Burg wie der Marktskasse steuerpflichtig. 1806 bestand steuermäßig eine Ausnahmesituation. Diese habe sich durchgesetzt, weil eine früher amtierende Gerichtsschreiberin wegen Armut die Gemeindesteuern habe nicht mehr bezahlen können, und diese Duldung habe sich toleranterweise beim Markt fortgesetzt.

Dies vermutete der schon vor 1780 tätige Marktschreiber Quirin Nikendey, möglicherweise gestützt auf nicht mehr auffindbare Dokumente.[54] Die Steuer zum Schloß war 1803 sicher auch zu Ende, weil das Landgericht bei der Säkularisation aufgelöst wurde.

 Am Schlossberg selbst (bis 1892 selbständige Gemeinde!) befanden sich 1806 17 Häuser mit kleinen Gärtln rund herum. Sonst existierte dort kein Gemeindegrund. Mit dem Markt hatten die Bewohner gemeinsamen Viehtrieb, Feuerrequisiten, Kirche, Schule, Armenhaus, Friedhof, und sie mussten das Wasser am Haslbrunnen im Tal unten holen. Die Bewohner waren meistens Taglöhner, dann Zimmerleute, Maurer, 2 Schuhmacher, 1 Weber, 1 Schneider, die ihr Geld hauptsächlich im Markt verdienten. [55]

Die Fridlberghäuser kamen nach der Säkularisation an die Gemeinde Abbach-Schloßberg, weil Bürgermeister Mayr auf den Markt nicht gut zu sprechen war, und er sich beim Landgericht in Kelheim gut stellen wollte.[56]

Nun zurück zum Lehen in den Friedlberghäusern: z. B.

Am 30. Dezember 1799 genoss der Provasal (= eine Art Beamter) Balthasar Koch, resignierter Kammerer und Schreiner, 56 Jahre alt, das Lehen. Grundlage war das Markts Rat(haus) und zwei Hirthäuser. Er hatte das Lehen schon 1771 erhalten.

Auch der Bierbräu Michael Mayr empfing 1799 als Provasal das Lehen. Basis war die Parth´sche Brotspende.

 Doch am 7. Juli des Jahres 1808 wurde vom Königreich Baiern, Ministerium des Inneren, Section der General Administration des Vermögens, das organische Edikt über die Lehensverhältnisse erlassen.

Dieses besagt, dass „am 1.1.1810 keine anderen Lehen, als Mannlehen der Krone, und keine anderen Lehenherren, als Seine Majestät der König bestehen können.“[57]

In Abbach scheint sich die Durchführung des Rescriptes bis 1825 hingezogen zu haben.[58]

Am 6.Oktober 1819 beordert das Königliche Rentamt in Kelheim folgende „Zins- oder Gnadenlehen-Untertanen“ persönlich, in möglichster Bälde und unausbleiblich nach Kelheim:

1. „den Josef Apfel vom Schloßberg bei Abbach,

2. den Franz Robold zu Abbach,

3. den Josef Lindner Maurer allda, und

4. den Sebastian Reichl von da,

5. oder die ehemaligen Lehensbesitzer zufolge gnädigster Rechnungs-Revisions-Notaten von 1816/17.“

Mitzubringen seien Lehens- und Hausbriefe, Lehensscheine, ein auf einem 15 Kreuzer Stempelbogen eigens ausgestellter Taufschein der ehelichen Kinder.[59]

Am 28.10.1819 sind folgende „Lehensholden“ an der Reihe:

1. Martin Pixl vom Wohnhaus in Gehag,

2. Johann Englmann Schmied und

3. Georg Dünauer Vordermüller.

Mitzubringen sind samentliche Haus- und anderen Briefe, samentliche Lehenbriefe und Lehentaxzetteln, welche die neuen von den alten Besitzern ohne weiteres abzuverlangen haben und die Taufscheine der ehelichen Kinder.[60]

Nach der Säkularisation 1803 war 1818 die Neuordnung der Bayerischen Gemeinden vorausgegangen, bei der vieles anders werden sollte.

 10. Wie die Auflösung des Landgerichts 1803-1811 sozialverträglich gestaltet wurde

 Das Königreich Bayern verhielt sich nach Auflösung des Landgerichts Abach, wie die Akten zeigen, nicht besonders kulant. Der Markt war mit Ersatzleistungen für die ehemaligen Bediensteten des Landgerichts eingesprungen, bis Seine Majestät der König schließlich zu seiner Verantwortung gerufen werden konnte. Das kostete die Marktverwaltung etliche Erinnerungsschreiben.

Am 9. Oktober 1811 antwortete das königliche General Comissariat des Regenkreises in Regensburg als Kreisadministration der Stiftungen, etc. der königlichen Comunal Administration Abbach Landgerichts Kelheim bezüglich der auf das Arar übernommenen Pensionen:[61]

„(…) Um diese Entschädigungen bei den geeigneten Kassen anweisen, und die aus verschiedenen Rentamtischen, und Communal Kassen gegen Rückersatz uns weil gemachten Vorschüsse wieder rückerstatten, oder ausgleichen zu können, will die königliche Finanzdirection des Regenkreises in Kenntnis gesetzt werden,

1. Wie lange die in Frage stehenden Individuen (…) vom 1. Januar 1809 angefangen für den Sportl Entgang entschädigt wurden,

2. Was diese (…) aus Communal Kassen erhaltenen Entschädigungen oder Vorschüsse in Summe betragen, damit diese aus der Staatskasse zurückerstattet werden können,

3.(…) ob sich die befraglichen Individuen noch in der nemlichen Cathegorie, d.i. als Stadt- und Marktschreiber, oder als Stadt- und Marktdiener befinden,

4. Wenn ein oder das andere Individuum inzwischen verstorben oder reaktiv gemacht worden sein sollte, so muss der Tag bestimmt und legal nachgewiesen werden, an welchem solches geschehen ist.

5. Es muss auch pflichtmäßig beigemeldet werden, wie lange und wie viel das reaktivierte oder verstorbene Individuum, vielmehr dessen Relikten, Entschädigungen (…) aus Communal Kassen erhalten haben.“[62]

 Postwendend schickte die Communal Administration des Königlich Bairischen Marktes Abbach die entsprechenden Daten[63]:

 „Josef Quirin Nikendey, Marktschreiber

Franz Schmid, Ratsdiener:

1. beide wurden vom 1. Januar 1809 anfangend bis zum 30. September gegenwärtigen Jahres für den Sportl-Entgang aus der Kommunal Kasse entschädigt.“

An Quirin Nikendey wurden bei einem Jahresgehalt von 250 Gulden in der fraglichen Zeit 643 Gulden 20 Kreuzer bezahlt, an Franz Schmid bei einem Jahresgehalt von 30 Gulden 72 Gulden 5 Kreuzer. Zusammen also 715 Gulden 25 Kreuzer.

Dazu wird angemerkt: „1. Bemelte Pensionisten leisten seit dem Jahr 1807, wo die magistratische Form aufgelöst wurde, keine Verwaltungsdienste mehr. Sie sind von allen ihren ehemaligen Funktionen entlassen. 2. Beide leben noch und sind nicht reaktiv gemacht.“[64]

Die damalige Behandlung des Problems habe ich an diesen zwei Personen bzw. Beispielen deutlich gemacht. Es wurden noch weitere Bedienstete auf die gleiche Weise an die Luft gesetzt. Die Jahre 1803 bis 1809 standen bei der Regierung in ihren Überlegungen überhaupt nicht mehr zur Debatte. Ob der Gemeinde Abbach die gezahlten Ersatzleistungen jemals vergütet wurden, ist zweifelhaft, nachdem der Staat wegen der Verschwendungssucht unter Karl Theodor und wegen der Napoleonischen Eskapaden permanent an Schwindsucht litt.

11. Lokal-Armen-Pflege als ethische Leitlinie im kommunalen Haushalt und der Vollzug des Heimatrechts

 Die soziale Fürsorge war ein stets aktuelles, immer brennendes Anliegen der Kommune. Die soziale Gesetzgebung Bismarcks gab es noch nicht. Die Gemeinden mussten ihre Hilfsmaßnahmen selbst organisieren. Es fiel aber keiner aus dem sozialen Netz, wenn er an einem festen Ort das Heimatrecht besaß. Auf dieses konnte er immer noch zurückgreifen, wenn er auch an einem anderen Ort mittellos und hilfsbedürftig geworden war.

Nehmen wir uns zunächst die theoretischen und praktischen Zusammenhänge des Begriffes Heimatrecht vor:[65]

In einer Enzyklopädie des 19. Jh. finden wir: „Heimat (origo) ist (…) die Gemeinde, welcher jemand als Mitglied angehört. Regelmäßig wird diese origo durch Geburt in der Gemeinde erworben, aber auch durch andere, dem objektiven Recht entsprechende Arten.“[66]

Eine solche andere Art war z. B. die Heirat mit einem heimatberechtigten Ortsansässigen, oder der Erwerb durch Antrag auf Heimat nach mehrjährigem Aufenthalt am Ort mit der Zustimmung der Gemeinde, die den guten Leumund, den ausreichenden Ernährungsstand für sich und seine Familie und den Besitz der Wohnung zur Voraussetzung machte („Ansässigmachung“).

Die frühere Heimatgemeinde wurde von diesem Verwaltungsakt informiert, die ihrerseits den Heimatrechtstitel löschte. Der Rechtsakt der Heimatverleihung war gebührenpflichtig. Eine doppelte „Heimat“ war nicht möglich. (Art. 5 d. Heimatgesetzes vom 16.April 1868 mit M.E. vom 19. April 1871 Nr.11513).[67]

068 Sozialgeschichte 07

Bild 6: Heimatschein von Kreszenz Steimer von Abbach und ihrem Kind.

 Die aufnehmenden Gemeinden wurden sehr rechtzeitig in Artikel 21 der Landordnung des Churfürstenthums und der Landen zu Bayern von 1748 zur Vorsicht vor dem Aufnahmeakt gemahnt.[68]

An besagter Stelle heißt es: „Ein und zwantzigstens. Es seynd auch keine liederliche Leuth, dardurch nur Bettler, und Faullentzer erziglet werden, zu Burgern, oder Beysitzern aufzunehmen, noch ist jemand, das Burger-Recht zu erstatten, der nicht vorhero Anzeig thun kann, wie, und auf was Weiß er nächst Göttlichen Gnaden sich, und die Seinige zu ernähren getraue; wie dann wegen der unvermöglichen Manns- und Weibs-Persohnen, die Alters, oder anderer Unglücks-Zuständ halber ihre Nahrung nicht mehr gewinnen können, wie nicht weniger wegen der Kinder, so ihrer Leibs-Gebresten halber keiner Arbeit vorzustehen vermögend, damit die übrige Burgerschafft von ihnen nicht zu viel durch das stättige Einsammeln, und Betteln graviert werde (…).“[69]

 Der Markt Ab(b)ach ist nach Auskunft der vorliegenden Akten über die Jahrhunderte seit dem 30jährigen Krieg human aber auch verantwortungsbewusst mit Mitmenschen in Not umgegangen.

 Einmal gibt der Armenrat allerdings zu bedenken: „Löblicher Marktsmagistrat, von Seiten der Bevollmächtigten wurde unter heutigem Dato verabredet und an den Löblichen Markts Magistrat das Ansuchen gestellt, die hier in dem Lämlischen Haus in die Herberg reingenommenen zwei ledigen Weibspersonen von Oberndorf und die ehemalige Dienstmagd auf der Donaumühl in des Valentin Scherers Keller-Haus in einen Dienst oder in ihren Geburtsort zu verweisen. In Ermangelung dessen wäre man gezwungen, sich an einen Herrn Ställe zu wenden. (…) Für den Armenrat: Andrä Rumpel von Staudt, Josef Koch, Georg Koller, Ignatz Bergbichler, Wolfgang Fuchs, Franz Koller.“[70]

 Bis 1818, dem Jahr der Neuordnung der bayerischen Gemeinden, finden wir in den Vormerkungsbüchern den Titel „Ad fundum pauperum“ (= in den Armenfond, A. d. V.) ist ausgegeben worden.[71]

In den jährlichen Kammerrechnungen erscheinen die praktischen Hilfen unter dem Kapitel „Gemaine Außgab“,

z.B. 1666: „So ist an arme Geistliche, Studenten und andere presthafte Leuth gereicht worden 1 Gulden 9 Kreuzer.“[72]

1676: „Denen 5 ausgewöhlten Bürgern alhier, so dass ihnen 5 Täg zum exerzieren nachm Statt am Hof gehen und ir Arbeit bei Haus versäumben müssen, des wegs yedem (?) macht 3 Gulden 20 Kreuzer“.

Oder: „Denen armen Geistlichen, ihm vom Adl (Verarmte Adelige vom Schloß oder Landgericht, A.d.V.), Studenten, und anderen Presthaften Persohnen ist an heuer ertheilt worden 2 Gulden 25 Kreuzer“. [73]

Mit Blick auf jedes andere Jahr ließe sich die Liste beliebig fortsetzen

 Ab 1818 weist schon das vorgegebene, amtliche Rechnungsformular eine andere Handhabe und Vorgehensweise der Kommune Abbach in Sachen Armenpflege auf:

In Abbach liegen die Armenpflege Rechnungen von 1836 bis 1875, in Abbach-Schloßberg von 1855 bis 1875 vor. In dieser Zeit spielte das Heimatrecht eine entscheidende Rolle.

Nehmen wir als Beispiel die Rechnung der Lokal-Armen-Pflege für das Jahr 1843/44:

Verantwortung trug der Lokal-Armenpflegschaftssrat mit dem Vorstand Zinrgibl (nicht der Bräu, sondern ein Kaufmann), Beisitzer waren Paulus Griß und Paul Lindner, Mitglied war auch immer der Ortspfarrer, hier Martin Otto.

 Es standen der Kasse mit Einschluss des Aktivrests vom Vorjahr 509 fl 7 ½ X zur Verfügung. Ausgegeben wurden 185 fl 49 X.

Die Gelder kamen von

Der Kreishilfskasse (33 fl),

Tanzmusiken, Hochzeiten, Scheibenschießen, Theatern (2 fl)

Polizey Strafen (2 fl),

Kollekten und freiwilligen Beiträgen der Ortsbewohner (215 fl),

Zuschüssen aus der Gemeindekasse.

 Es waren in diesem Jahr nur 5 Arme zu versorgen. Die Zahl wuchs von Jahr zu Jahr. 1875 waren es 11.

Die Gelder wurden verwendet für:

Unterhaltskosten nach Pflegeklassen, Brennholz, Arzt-, Apotheker-, Beerdigungskosten, Schuhkauf für genannte Personen, Erziehungskosten und Schulgeld.

In der Armenbeschreibung waren die Personen in zwei Bedürfnisklassen eingeteilt. Die Einteilung galt für ein Jahr. Voraussetzung war, dass man von sonst niemand (z. B. Geschwistern) Unterstützung erhielt. Arme der Klasse I erhielten wöchentlich 30 bis 42 Kreuzer zum Leben. Jene der Klasse II 24 bis 28 X.

 Im Personal- Fragebogen wurde ermittelt:

1. Vor- und Zuname des Hilfsbedürftigen, Hausnummer, Religion,

Leumund,

2. ob ledig oder verheiratet,

3. ob der Hilfsbedürftige das Heimatrecht in der Gemeinde besitzt und aus welchem Titel, oder ob selber einer anderen Gemeinde oder einem anderen Staate angehört, und welchem, ob demnach der Gemeinde die Unterstützung a) mit b) ohne Ersatzanspruch obliegt.

(genannt wurden: Heimatrecht durch Geburt, durch Ansässigmachung, Verehelichung. Wenn die origo unklar oder nicht zu ermitteln war, musste die Kreishilfskasse zahlen),

4. Bisheriger Erwerb

(genannt wurden: Spinnen, Mann war Lederer, Aushilfe im Kochen, Bauernknecht, Zimmermann),

5. Ursache der Verarmung

(genannt wurden: Von armen Eltern und blödsinnig, früher üble Wirtschaft ihres Mannes, Tod ihres Mannes und längere Krankheit, hohes Alter und Erwerbsunfähigkeit, Unglücksfall bei der Arbeit, Krankheit),

6. Alter (genannt wurden: 65,58,71,79,57),

7. Ob und zu welcher Arbeit das hilfsbedürftige Individuum noch fähig ist: Ob und wo dieses diese Arbeit leistet und mit welchem

Gewinn (genannt werden: Kann noch spinnen, wollspinnen und stricken, aushilfsweise kleine häusliche Arbeiten, zu keiner Arbeit mehr tauglich, kann zurzeit keine Arbeit leisten).[74]

 Die Lokalarmenfondrechnungen von 1875 bis 1919 und die Rechnung des Ortsarmenverbandes/Ortsfürsorgeverbandes von 1919 bis 1933/34 ergänzen das Wissen über die Armensorge für Abach, in Abbach-Schlossberg von 1875 bis 1892, dem Jahr der Vereinigung mit dem Markt Abbach.

 Verbindlichkeiten aus dem Heimatrecht scheinen schleichend abzunehmen. 1875 fand ich unter „Titl III.“ der Ausgaben (Unterstützungen) „Kapitel 3: Auf Beerdigungskosten für Heimatberechtigte: 1 fl für die Leichenwärterin, 4 fl den Todtenträgern, 4 fl für einen Todtensarg.“[75]

Der Armenpflegschaftsrat bestand auch im Bayern des 1. Deutschen Reiches weiter. Auch 1878 und 1880 werden noch Beerdigungskosten für Heimatberechtigte aufgeführt[76], allerdings nicht mehr in Gulden und Kreuzern sondern in Mark und Pfennig.[77] Die Zahl der Menschen, die Unterstützung brauchten, nahm zu, aber die Spendenbereitschaft der Einzelpersonen schien abzunehmen. Die Zuschüsse der Gemeinde an die Armenkasse stiegen an. An Einnahmen werden 1880 nur mehr Zinsen aus dem Kapital des Lokalarmenfonds, aus Strafanteilen und öffentlichen Belustigungen genannt. Der Zuschuss an den Fond aus der Gemeindekasse betrug bei einer Summe von 1020 RM Gesamteinnahmen bereits 800 RM.[78]

Im Jahre 1818 wurde die Armenkassenrechnung mit einem Gesuch um Gewährung eines Zuschusses wegen Überbürdung mit Armenlasten an das Bezirksamt Kelheim überwiesen.[79]

Ab Gründung des 1. Reiches und mit Wirkung der neuen gesetzlichen Regelungen unter Bismarck spielte unter dem rechtlichen Aspekt das Heimatrecht fast keine Rolle mehr, unter dem sozialen nur mehr eine untergeordnete. Wer am Ort arm war, erhielt ohne weitere Unterscheidungen die Unterstützung.

So ist denn auch in der genannten Enzyklopädie 1888 angemerkt:

„Die Heimat (…) hat nach geltendem gemeinen Recht ihre Bedeutung verloren und nur in Hinsicht auf politische Rechte und etwaige Ansprüche auf Versorgung u.a. nach Maßgabe der einzelnen Gesetze behalten.“ Der Begriff des Heimatrechts wurde in der Kaiserzeit immer wieder modifiziert, z. B. im Jahre 1896.

Die Leistungen wurden immer anonymer, die private Spendenpraxis immer ausgedünnter, die Zuschüsse der Gemeinde allgemeiner aber exzessiver.

Es existierten auch in zunehmendem Maße überregionale Unterstützungsgremien.

 Auch in der Weimarer Republik gab es unterstützungsbedürftige Personen und Familien. Es waren vor allem Leute, die im sog. Gaishaus wohnten. Besonders Ausgaben für Verpflegungskosten, Schulkosten, Zwangserziehungskosten, Apothekerrechnungen, Arzt- und Krankenhauskosten schlugen zu Buche, z .B. 1920 betrugen die Ausgaben 3480 RM. Die Gemeindekasse hatte 2300 RM zugeschossen. Der ergiebigste Titel waren Einnahmen aus Lustbarkeiten, wie Tanz und Unterhaltung. Auch 1922 und in den Folgejahren gab es noch eine Instanz, die die Armenbelange regelte, sie hieß nun nur mehr „Armenrat“, dem immer auch noch der Pfarrer angehörte.[80]

 Im 3. Reich nannte man das örtlich zuständige Gremium „Ortsfürsorgeverband“. Dessen Wirksamkeit beschränkte sich nicht nur mehr auf die laufende Armenunterstützung sondern vor allem auf die „Wohlfahrtsunterstützung“, die auf Grund der Arbeitslosigkeit der Jahre 1933 bis 1935 notwendig geworden war.[81] Aber diesen Sachverhalt betrachten wir erst in einem späteren Kapitel.

12. Hilfe für Witwen- und Waisen

Schon das Alte Testament versteht den Tod eines Elternteils als tragischen Verlust für den zurückgelassenen Partner und besonders für die verwaisten Kinder. Dieser Personenkreis galt in unserer Kultur als besonders schutzwürdig.

Im AT lesen wir: „Wenn du die Saat schneidest auf deinem Acker, und eine Garbe vergissest und zurücklassest, sollst du nicht umkehren, sie zu holen, sondern sollst sie dem Fremdling und dem Waisen und der Witwe wegtragen lassen, auf dass der Herr, dein Gott, dich segne in jeglichem Werke deiner Hände.“ V. Moses 24,19.[82]

068 Sozialgeschichte 08

Bild 7

St. Nikolaus teilt goldene Äpfel als Mitgift an drei verwaiste Mädchen aus.

Albert Stahl. Pfarrkirche Bad Abbach, Photo Kraus

Auch in säkularen Mandaten finden wir das Gebot der Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe in diesem Punkte verankert. So lesen wir in Nr. 16 der Bayerischen Landordnung von 1748 des Churfürsten Maximilian Josef:[83]

„Nächst disem hat man sich der armen Wittwen, und Waisen, von Obrigkeits wegen anzunehmen, selbe nicht gleich nach des Manns Tod mit allerhand unbillichen Oblagen, und Verfolgungen zu beschweren, ja wohl gar von häußlichen Ehren zu verstossen, sondern vielmehr die hülfreiche Hand zu biethen, und sich gegen die armen Witwen mitleydig zu erzeigen, die Puppillen aber sollen unter die Vormundschaften zeitlich genommen, Christlich auferzogen, ihnen zum besten gehaußt, alles wohl angelegt (…)“ werden.

Diese Pflicht ließen sich die vom Markt Ab(b)ach delegierten Personen und Gremien sehr angelegen sein. Wenn jemand aus dem Rat zum „Waisenrat“ bestimmt wurde, bedeutete dies eine besondere Auszeichnung. Das Gremium, das ihm beratend und unterstützend zur Seite stand, ebenfalls Waisenrat genannt, bestand aus besonders dafür qualifizierten Personen.

Eine verantwortungsvolle Aufgabe hatte jeweils der obrigkeitlich bestellte Vormund zu verrichten. Er musste nach dem Tod eines Elternteils die finanzielle, ja gesamtwirtschaftliche Situation der Restfamilie erfassen, und sofern es aktive Hinterlassenschaften oder Vermächtnisse gab, musste er dafür sorgen, dass diese altersfristgemäß zugeteilt wurden. Kammerer und Rath überwachten diese Vorgänge und ratifizierten oder kritisierten sie. Der Umgang mit Mündelgeldern wurde sehr restriktiv gehandhabt. Es wurden in der Regel zwei Vormünder bestellt.

Beim Verdacht von Unregelmäßigkeiten oder von Formfehlern trat sogar die Churfürstliche Rentmeisterliche Umritts Visitations Commission auf den Plan. Es handelte sich um Revisoren und Personen der Rechtsaufsicht der Regierung, meist mobilisiert durch das Landgericht Abach. Im Heimatheft 30/2005 S. 15 berichtete ich bereits über den Fall der sieben verwaisten Kinder des Vordermüllers Adam Apfl, sogar Mitglied des äußeren Rats, wo vergessen worden war, das Geburtsjahr der Kinder anzugeben, so dass man nicht wusste, ab wann das Erbteil nach Erreichen des 17. Lebensjahres zugeteilt werden musste. Diese Kontrolle fand 1718 statt.[84]

Über meist korrekte Vorgänge berichten vorliegende Vormundschaftsrechungen.[85] z. B.:

„Martin Ertl Taglöhner alhier ist verstorben und dessen hinterlassenes Eheweib hat nichts in Vermögen. War aber beliehen. 1 Gulden 7 Kreuzer 3 2/3 Heller ausständig geblieben und von der Wittib nichts mehr zu erhalten. Sie müssen hinfüro abgetragen somit in Ausgab gebracht werden 1 fl 7 X 3 2/3 hl.“ [86]

Oder: „Vormund Bartlmä Jungmann, des Inneren Rats Kammerer und Sailler, dan Jakob Aur Vordermüller:

Ortlieb Mathias Krammers ehelicher Sohn Johann Baptist im 17. Jahr hat vermög Vertragsbrief von 17. März 1786 zum Vatter Gutt 200 Gulden erhalten. Da solches H. Vormund Jungmann erhalten, den 17. März 1789 die erste Rechnung gemacht worden. Da aber Puppill ausländisch lebend[87] in kurzer Zeit 125 Gulden 20 Kreuzer Schulden gemacht und bezahlt werden müssen, hat die Mutter Josefa den Rest zu sich gezogen, um nicht selbst zu darben. Auf Absterben der Mutter ist nach Inventarbuch 1793 folie 57 bis 64 diesem Pupillen angefallen 62 Gulden 1 Kreuzer 5 Heller. 1803, den 30. Oktober Rechnung gemacht worden. Den 31. Oktober 1806 die zweite Rechnung gemacht.[88]

Ferner der Bericht über den Nachlass von Josef Alzinger, Innerer Rat und Ehrenkammerer, für seinen Sohn Jakob: „In Ablesung dieser Rechnung hat man befunden, dass solche in Cuncta intakt, aber die Zinsen nicht fleißig eingetrieben worden. Es wird daher dem Vormund sein Säumnis ernstlich verwiesen und dann solches um Unterlassung gebeten (…)“[89]

Nach häufigem Eintreten des Todesfalles gab es viele Waisen, zumal die Ehen viele Kinder hervorbrachten. So heißt es einmal:

„Vormund Andrä Gierstorfer und Erhard Bauer. Nach Eintrag von 24. April 1794 haben die (…) Aumeierischen 4 Kinder Simon im 7., Anna Maria im 6., Katharina im 5., Theresia im 3. Jahr von ihren Eltern 200 Gulden (erhalten). Bei Erreichen des 16. Jahr (es) macht der Zins 3 Gulden. Zu ziehen dem Simon 1804 das erste Mal.“[90]

Das letzte Vormerkungsbuch vor Einführung des Königreichs nennt in diesem Ehrenamt die folgenden angesehenen, gut beleumundeten Bürger als Vormünder:

Jakob Auer, Bürger und Vordermüller,

Martin Leml, resignierter Rath und Hutmacher,

Bartholomäus Jungmann, Kammerer und Seiller,

Andrä Gierstorfer, Rath und Schmied und Erhard Bauer, Metzger,

Kaspar Erenberg und Andrä Obermeier,

Wolfgang Alzinger und Josef Leithaml,

Michael Geigl, Schmied,

Georg Forstner, Schmied und Anton Thiermeier, Kuffner,

Wolfgang Fuchs, Maurer und Leonhard Fischer, Biergeber,

Georg Burger, Biergeber, Zimmermann und Jakob Auer, Vordermüller,

Baltasar Koch[91], Kammerer und Schreiner und Ignaz Tax, Färber,

Paulus Hummel, Hafner und Josef Strauch, Kuffner,

Johann Weber, Böck und Josef Haid, Schmied,

Johann Andrä Baur, gewesener Böck und Johann Georg Forster, Schmied,

Benedikt Zirngibl, Kaufmann und Franz Strauch,

Josef Haid, Schmied und Georg Manglkammer, Zimmermann,

Zacharias Paur, Bürger und Wagner,

Jakob Reithmeyer und Josef Meyer.[92]

Die heutige Zeit bringt natürlich trotz zurückgehender Sterblichkeit in der Elternschaft, besonders wegen der Gefahren aus Technik und Verkehr, auch Waisen hervor. In diesen Fällen wird aber durch staatliche und gewerbliche Sozialkassen, Versicherungen und andere öffentliche Stellen die Funktion der früheren Gremien kompensiert.

Heute gibt es jedoch das sehr gravierende soziale Problemfeld der Scheidungswaisen, nachdem gegenwärtig 40 bis 50 % der jährlich geschlossenen Ehen wieder geschieden werden. Diese Fälle regeln die Familiengerichte.

13. Die Sorge der Gemeinde für die Bildung und Erziehung der Kinder

Die schulische Erziehung und Unterrichtung galt von jeher nicht nur als kulturelle, sondern in höchstem Maße auch als soziale Obliegenheit einer Gemeinde. Dies beweisen alle Initiativen der Marktgemeinde Abbach und der Gemeinde Abbach-Schloßberg, die seit Menschengedenken in diese Richtung gestartet wurden.

1925 brachte dies der Gemeinderat von Abbach angesichts materieller Not und einer drückenden Arbeitslosigkeit bei dem Bemühen um die vierte Lehrer-Planstelle auf den Punkt:

„Der Gemeinderat Abbach ist der festen Überzeugung, dass das beste Rüstzeug in diesem Kampf ums Dasein eine gediegene Schulbildung ist und befindet sich damit im Einklang mit den übrigen Marktbewohnern.“[93]

Georg Rieger schreibt in „Geschichte der Stadt Kelheim“, „dass Abbach schon sehr früh eine deutsche Schule erhielt“. Im Stiftungspapier des Georg Parth 1556 ist bereits berichtet, dass der „Schulmeister“ sechs Regensburger Pfennige erhält. Im Jahre 1672 wird der „Schulmann“ Andreas Müller genannt.[94]

1816 starb der letzte weltliche Lehrer, Spielmann, Lottokaufmann und Bäcker, Lorenz Schindlböck (aktiv von 1763 bis 1791[95]) und es folgte die Reihe der ab 1818 festinstallierten Schulbenefiziaten, nachdem nach langem Kampf mit Regierung und Bistum endlich ein Schulbenefizium errichtet werden konnte, sobald der Markt den hinreichenden finanziellen Fundus des geistlichen Lehrers nachweisen konnte. Der erste von ihnen war der Kaplan Pfeifer.

Diese Lehrer waren inhaltlich und didaktisch besser ausgerüstet als ihre weltlichen Vorgänger, die sehr von der Sorge des Broterwerbs für sich und ihre Familien geplagt waren.

Am 25.2.1884 wurde die Schule vom Benefizium mit Hinweis auf den Priestermangel und das Wohl der Schule wieder getrennt. 1888 plante man die Erweiterung der Schule am Schlossberg, die 1891 vollzogen wurde. Der Voranschlag belief sich auf 18.000 RM. Man beantragte daher bei der Bezirksregierung einen Zuschuss für die bereits tätigen drei weltlichen Lehrer.

Die Gemeinde galt vom Anfang des Schulwesens an bis in die Jetztzeit als Aufwandsträger. Zuschüsse für die Besoldung der Lehrer aus der Kreis-Schulfondkasse gibt es erst seit dem 18. Jh. Schulhausbauten wurden bei Anträgen an diese übergeordnete Stelle immer als besonders belastende Eigenleistung einer Gemeinde aufgelistet.

Die markanten Eckpunkte in Richtung eines voll funktionierenden Schulzentrums am Ziegelfeld mit Grund- und Hauptschule habe ich in früheren Heimatheften immer wieder angesprochen.[96] Ich brauche mich daher nur skizzenhaft mit den Schulhäusern, die es herzustellen galt, befassen:

1. Das allererste bekannte „Schulhäusl“ in der ehemaligen Ochsengasse, dann Kochzipfl 96, heute Kochstr.31,[97]

2. Das ganz alte Schulhaus bis 1815 an der Treppe von der Schulbruck zum Jungferngassl, damals Hs. Nr. 60,

3. Die Schule im Rathaus, jetzt „Gasthaus zur Post“ bis 1845,

4. Die Schule am Fridlberg ab 1845, die gleichzeitig Wohnung des Schulbenefiziaten war,

5. Die alte Schule am Schlossberg ab 1891 bis 1962[98],

6. Das neue Schulgebäude am Ziegelfeld (jetzt Grundschule) in den 1960er Jahren (Begonnen 1961, erweitert bis 1996),

7. Die neue Hauptschule 1976 (die in den Jahren ab 2019 erweitert und saniert worden ist)

8. Ab 1960 bis in die 1980er Jahre war das ehemalige Bezirkskrankenhaus an der Regensburger Straße. (gebaut 1871 am Krankenhausberg) immer wieder Ausweichquartier bei bestehender Raumnot.

Die Gemeinde musste immer wieder für die Unterbringung der Lehrer sorgen, indem sie Lehrerwohnungen baute und in Stand setzte.

In einer Schulstellenbeschreibung von 1878 wird als 1. Lehrerwohnung das Benefiziatenhaus angegeben, dass die Gemeinde 1845 um 7000 Gulden gekauft hatte und fürderhin die Baupflicht hatte. Der Schulgehilfe wohnte im Messnerhaus, das der Pfarrkirchenstiftung gehörte.[99]

In der Schulstellenbeschreibung von 1925/26 wird für eine der damals bestehenden drei Lehrerstellen eine Dienstwohnung 1.Ordnung genannt. Sie befinde sich außer dem Schulhause im Postgebäude.[100]

Das Postgebäude wurde von der Gemeinde zum Zwecke der Errichtung von Lehrerwohnungen am 11. Mai 1912 um 13.000 RM angekauft.[101]

Zahlreiche Inventarlisten in den Schulakten, sowie Lehr- und Lernmittellisten sprechen eine deutliche Sprache über Gelder, die die Gemeinde für den Schulbetrieb berappen musste.[102] Es liegen eine Menge Tagebücher über Einnahmen und Ausgaben der Schulkasse Abbach vor, die diese Aussage komplettieren könnten.[103]Auch die Schulgeldbeiträge der Eltern sind bis 1919 in Hebelisten festgehalten.[104] Für ein Einzelkind waren 1919 pro Jahr 2 mal 72 Pf., bei mehreren Kindern je 2 mal 36 Pf. zu zahlen. So wurde den Eltern und Kindern bewusst, dass Bildung ihren Wert hat.

Über all diesen finanziellen Überlegungen und Opfern darf das Wichtigste nicht übersehen werden: Das sind Tausende von Kindern über die Jahrhunderte, denen pädagogisch-didaktische Kompetenz und erzieherische Liebe von ihren Lehrern entgegengebracht wurden.

An dieser Stelle möchte ich meinen eigenen Lehrern der Volksschulzeit in Bad Abbach von 1940 bis 1948 ein bescheidenes Denkmal setzen. Es waren dies: Die Oberlehrerinnen Maria Schirmer und Maria Krach, Hauptlehrer Karl Heinrich, Lehrer Franz Brehm, Fräulein Rosenkranz, Frau Lehrerin Adele Speer, Oberlehrer Josef Manglkammer, Frau Hauptlehrerin Weber. Ich behielt sie alle in lieber Erinnerung und danke ihnen heute noch von Herzen.

Es muss den Schulpflegschaften noch ein Wort gewidmet werden: Hier handelt es sich um jenes demokratisch gewählte Gremium, das die Beziehungen zwischen Gemeinde, Schule und Elternhaus wirksam und nachhaltig fördert. Ein diesbezügliches Gesetz gibt es seit 1919, wurde 1922 reformiert, aber im 3. Reich suspendiert. 1948 wurde es aber revitalisiert.[105]

Aus der Zeit des sog. 3. Reiches liegen ab 1938 auch Abstimmungslisten über eine „Gemeinschaftsschule der Ortsgruppe Bad Abbach“ vor. Für diese Schulform votierten von 368 Erziehungsberechtigten 360 aus Abbach, Oberndorf, Peising, Kapfelberg, Lengfeld und Poikam. Lediglich in Lengfeld gab es 4 Gegenstimmen. Diese Schulform blieb in abgespeckter Form jedoch nur eine kurze Episode.[106]

Einen ernsthaften Zusammenschluss der Abbacher Volksschulen mit den Schulen des Umlandes zum Zwecke der Effizienz von Bildung und Erziehung, sowie der besseren Verwendung der finanziellen Mittel bedeutete die Gründung des Schulverbandes 1969. Es schlossen sich sogleich die Orte Bad Abbach, Dünzling, Oberndorf, Peising und Saalhaupt zu einem Schulsprengel zusammen.

Wegen der nun anfallenden Kosten greife ich die „Haushaltssatzung und Haushaltsplan“ für das Haushaltsjahr 1977 heraus. Es waren inzwischen die Gemeinden Lengfeld und Poign dazugekommen. Die Schülerzahl betrug ohne die Gastschüler 656.

Für den Verwaltungshaushalt wurden 753.650 DM, für den Vermögenshaushalt 83.500. DM in Einnahmen und Ausgaben festgesetzt.[107]

Heute übertrifft die Summe diese Beträge wesentlich, weil die Gemeinde erheblich expandierte, und die ganze elektrische, elektronische und digitale Entwicklung in Lehr- und Lernmitteln Fuß gefasst hat.

Leider wurde es in den 1970er bis 1990er Jahren, den Gründerjahren von weiterführenden Schulen in Bayern, von den Repräsentanten der Marktgemeinde versäumt, eine weiterführende Schule nach Bad Abbach zu bringen, so dass die qualifizierten Kinder der inzwischen auf über 12.000 Bürger zählenden Gemeinde nach Abensberg, Kelheim, Neutraubling oder Regensburg ausweichen müssen.

14. Das Mädchenhaus oder Armenkinderhaus der Anna-Maria Koller (1845 – 1901)

Im Gefolge der Revolution von 1848 und der weiter zunehmenden Aufklärung und Verstädterung haben sich nach einem Bericht des Abbacher Pfarrers Martin Otto an das Bischöfliche Ordinariat die sittlich moralischen Verhältnisse nicht gut entwickelt. Zucht und Erziehung der Jugend wurden von den Eltern weithin als unwichtig betrachtet.[108]

In dieser Situation fanden sich jedoch einige einflussreiche und vermögende Privatleute in Abbach, die die Sache wenden wollten. Zu ihnen gehörte 1856 die Bräuerswitwe Anna Maria Koller, die Ehefrau Franz Xaver Kollers, die im 1845 aufgegebenen Rat- und Schulhaus (jetzt Gasthaus zur Post) im Tausch mit einem Haus der Koller`schen Brauerei (jetzt Zirngibl) ein Pflegehaus für arme und verlassene Mädchen einrichten wollte.

Die Gemeinde reagierte jedoch aus zwei Gründen reserviert:

Erstens, man habe das alte Rathaus nach Verlust des Landgerichtes 1803 dem Staat 1847 schon einmal zur Errichtung eines Pflegegerichtes angeboten und man habe diesbezüglich noch keinen ablehnenden Bescheid. Zweitens schien dem Rat von Abbach die Errichtung eines Mädcheninstituts nicht nötig gewesen zu sein, weil in „unmittelbarer Nähe das Kloster Viehhausen und die Stadt Regensburg liegt, und dadurch den Eltern, welche auf die Ausbildung ihrer Kinder mehr verwenden wollen, die schönste Gelegenheit zur Seite steht.“[109]

Anna Maria Koller ließ sich jedoch nicht abschrecken oder vertrösten und kaufte das Haus an der Ecke Römerstraße/Jungferngassl, um 1950 noch „Klösterl“ genannt. Für die Betreuung der Mädchen holte sie Franziskusschwestern aus Pirmasens, die nach ihrem Umzug nach Bayern „Mallersdorfer Schwestern“ genannt wurden. Wegen der Animositäten zwischen Anna Maria Koller und dem Gemeinderat Abbach konnten sich diese wohltätigen Schwestern in Abbach nie beliebt machen, und man holte deshalb zur Betreuung des Kindergartens den St. Nikolausvereins (gegr. 1926) und für das Bezirkskrankenhaus am Krankenhausberg schließlich Schwestern aus Vierzehnheiligen.

In der Diözesanmatrikel 1919 finden wir über diese Schwestern in der privaten Stiftung einer Abbacher Bürgerin folgenden Passus:

„(…) Die Schwestern (3) wurden 1858 von der Bräuerswitwe Anna Koller berufen, um in einem ihr gehörigen Hause die Pflege und Erziehung armer verlassener Mädchen zu übernehmen. Die Schwestern haben auch in der Mädchenschule den Unterricht in weibl. Handarbeiten zu ertheilen und versehen Krankendienst in Privathäusern. Die Anstalt st z. Z. ohne Fundation; das Haus ist noch Eigenthum der Anna Koller, (…).“[110]

Heute wohnt in diesem Häuschen mit anliegendem Gärtchen an den Berg hin die Witwe Beer.

15. Kindergärten in (Bad) Abbach von Maria Weigert bis heute

Eine weitere couragierte und fortschrittlich denkende Bürgerin Abbachs war Maria Weigert. Sie muss als geistige Urheberin der Kindergartenbewegung in Abbach betrachtet werden. Schon um die Wende vom 19. zum 20. Jh. gab sie den Anstoß in diese heute höchstaktuelle soziale und pädagogische Richtung, die wegen der weiteren Förderung und der Erweiterung der Hort- und Tagesstätten- Einrichtungen die Gemüter in der großen Politik erhitzt.

Den betreffenden Brief Weigerts „An den hochlöblichen Gemeinde-Ausschuß Abbach“ bringe ich daher im Wortlaut:

„Auf Anregung des Hochwürdigen Herrn Pfarrers Glas dahier, wäre ich gesonnen, eine Kleinkinderbewahranstalt zu errichten und stellt Unterfertigte hiermit das Ersuchen an den hochlöblichen Gemeinde Ausschuß Abbach, derselbe möge ihr zu diesem Zwecke ein Lokal des ehemaligen Gaishauses überlassen.

Ihr Gesuch begründet die Antragstellerin damit, dass von verschiedenen Seiten die Einrichtung besagter Anstalt als sehr nützlich begutachtet wurde und der betreffende Platz vor dem genannten Hause sich als Spielplatz vorzüglich eignen würde.

Zur Einrichtung der Anstalt erhielte die Gesuchstellerin die Unterstützung des „Frauenvereins zur Förderung der Landkrankenpflege“ sowie einiger persönlicher Gönner.

Als Bezahlung für die Beaufsichtigung der Kinder wären von den Eltern derselben pro Kind und Woche 20 Pf. zu entrichten.

Die Beaufsichtigung geschähe in den Stunden 8 – 11 Uhr vormittags und 12 – 6 Uhr Nachmittags.

Unterfertigte bittet hiermit den Hochlöblichen Gemeinde-Ausschuß, ihr Gesuch zu befürworten und erhofft die Gewährung desselben.

In dieser Erwartung zeichnet gehorsamst Maria Weigert.

Abbach 4. November 1901.“[111]

Das Begehren und der Vorschlag der Maria Weigert wurde nicht sofort realisiert. Es brach der 1. Weltkrieg (1914 – 1918) aus, der seine eigenen Fakten schuf. Aber das Problem der Kinderbetreuung stand ab jetzt vorrangig auf der Tagesordnung.

Es folgte die Zeit der Inflation und brennender Geldsorgen. Man schaute angestrengt nach Einnahmequellen. Da erinnerte man sich eines ganz eklatanten Missstands: Der größte Arbeitgeber Abbachs, das Zementwerk in Alkofen, zahlt nach Abbach keine Einkommenssteuer und keine Gewerbesteuer. Dieser Zustand musste sich ändern! Darum schickte man einen Brief an das Bezirksamt Kelheim mit der Bitte um einen wirksamen Rat: „Das Portlandzementwerk Abbach hat seinen Sitz in der Gemeinde Lengfeld. Der weitaus größte Teil der Arbeiterschaft dieses Werkes hat seinen Wohnsitz in Abbach und bildet hinsichtlich der Wohnungsbeschaffung, des Schulbesuchs der Kinder, der bereits eingeführten Notstandsmaßnahmen, der Unterstützung durch die Armenkasse, eine ganz beträchtliche Belastung der Gemeinde. Die Gemeinde Abbach bezieht aber aus der Steuer (Einkommens-, Umsatzsteuer) nicht den geringsten Vorteil. Dieser fällt restlos der Gemeinde Lengfeld zu. Es wird um Mitteilung gesetzlicher Handhabe gebeten, auf Grund welcher die Gemeinde Abbach in die Lage versetzt ist, einen Anspruch auf entsprechende Entschädigung bzw. Zuweisung mit Recht und Erfolg erheben zu können (…).“[112]

Die Änderung dieses Missstandes brachte die Einführung der Einkommenssteuerergänzungsabgabe durch das neue Landessteuergesetz.

Aber schon 1923 behalf man sich zunächst mit einer Notlösung, die die Gemeinde nichts kostete: „Der Kinderbewahranstalt wird der Sitzungssaal in seinem bisherigen Zustand zugewiesen. Die Akten und Bücher bleiben natürlich unangetastet. Für Heizung und Reinigung hat die Bewahranstalt selbst aufzukommen.“[113] Es sei darauf hingewiesen, dass der Rathaussaal in der Schule auf der Schulbruck gemeint war.

1925, als sich die Weimarer Republik stabilisierte und die pädagogische Wissenschaft ihren Fortschritt nahm, machte man Ernst mit dem Kindergarten: „Die zwei Bürgermeister sprechen wegen eventuellen Betragsleistungen mit den Fabrikleitungen, deren Arbeiter ihre Kinder zur Bewahranstalt schicken.“[114]

Noch im gleichen Jahr entschloss sich der Gemeinderat, eine eigene Kinderbewahranstalt zu bauen. Sie sollte auf dem Grundstück des ehemaligen Alzinger Anwesens auf der Schulbruck entstehen (heute Steueuer). Es gingen die Unterlagen (Plan mit Protokollabschrift v. 16.02.1925) an das Bezirksamt Kelheim mit der Bitte, das Gelände auf seine Eignung zu untersuchen.[115] Das Bezirksamt war einverstanden. Der Bau, in den auch der Rathaussitzungssaal und eine Schwesternwohnung integriert sein sollten, wurde auf 16.560 RM veranschlagt.

Schon im März 1925 wurde dieser Plan aber verworfen. Man hatte stattdessen den Sommerkeller des Alfons Schreiner mit dazugehörigem Garten, den sog. Diriglkeller, um 6000 RM (jetzt evangelische Kirche) gekauft.

Nun begann die Geschichte des Kindergartens unter der Trägerschaft des 1926 gegründeten St. Nikolausvereins, mit einem Neubau an dieser Stelle. Die Betreuung der Kinder übernahmen ab 1934 Franziskusschwestern aus Vierzehnheiligen, die im gleichen Hause auch eine Nähschule unterhielten und im Ort die Kranken betreuten. 1952 wurde ein größerer Raum als Kinder-Tageskrippe angebaut. Die Geschichte dieses Kindergartens, besonders seinen Kampf ums Dasein und die Kabale, verursacht durch die systemhörigen Naziführer von Abbach während der Zeit des 3. Reiches im Detail zu schildern, wäre aufgrund der Unterlagen[116] gut möglich. Es würde aber im Rahmen dieser Arbeit zu weit führen.

In den 1980er Jahren zog der Kindergarten von der Stinkelbrunnstraße in den Neubau am Krankenhausberg, auf das Gelände des ehemaligen Bezirkskrankenhauses. Er führt den Namen St. Nikolauskindergarten unter der Trägerschaft der katholischen Pfarrei.

Der Bedarf an Kindergartenplätzen schwoll an. So war es durchaus folgerichtig, dass die Gemeinde mit dem Bau eines zweiten Kindergartens reagierte. Am 28. Mai 1993 wurde der Kindergarten „Arche Noah“ eingeweiht. Er liegt im Ortsteil Goldtal und befindet sich in der Trägerschaft der evangelischen Pfarrei. Der Ort war damals auf 8200 Bewohner angewachsen und die Entwicklung der Einwohnerschaft wies nach oben.

Der 1978 eingemeindete Ortsteil Lengfeld benützte zunächst das Gebäude der ab 1977 leer stehenden Schule als Kindergarten. Er wurde unter dem Namen „Sancta Maria“ eingerichtet und wegen des steigenden Bedarfs 1990 erweitert. 1995 wuchs die Kinderschar auf drei Gruppen an, und so war ein nochmaliger Um- und Erweiterungsbau notwendig, der am 28. April 1996 eingeweiht wurde und in der Trägerschaft der Kirchenstiftung Lengfeld/Pfarrei Teugn steht.

Nun steht die Marktgemeinde bei 12.500 Einwohnern. Es leben hier sehr viele junge Familien mit reichlich Kindern. Der Marktgemeinderat unter Führung des neuen Bürgermeisters Ludwig Wachs musste wieder reagieren. Es wurde ein vierter Kindergarten mit dem Namen „Sankt Christophorus“ neben der Grundschule gebaut. Die Trägerschaft übernahm wieder die katholische Pfarrei. Die Einweihung fand am 26. Oktober 2003 statt. Kaum hatte man den Betrieb aufgenommen, zeigte sich ein Bedarf an Hort- und Tagesstättenplätzen. Es war ein glücklicher Umstand, dass das Gelände einen Anbau zuließ, der 2007 eingeweiht wurde.

So hat der Markt Bad Abbach unter großen Anstrengungen, jetzt allerdings gut unterstützt mit öffentlichen Geldern, den Ruf eines kinderfreundlichen Ortes erworben, der sein Gewicht als Wohnort mit gehobener Lebensqualität ständig steigert. Momentan gibt es einen Plan zur Verwirklichung eines sog. „Waldkindergartens“.

16. Das Distriktkrankenhaus

Das Abbacher Krankenhaus war zwar ein Distriktkrankenhaus, aber von der Bauplatzsuche bis zur Belegung, Verwaltung und Betreuung der Kranken Leuten aus Abbach, der hiesigen Gemeindeverwaltung und ab 1.4.1926 der liebevollen Pflege der Franziskusschwestern aus Vierzehnheiligen anvertraut. Schon 1870 und in den vorausgehenden Jahren wurde die Bevölkerung rund um Abbach, diesseits und jenseits der Donau um ihre Zustimmung zur Errichtung gebeten. Das Votum war einmütig positiv und so konnte 1871 gebaut werden. Der Chefarzt in den 1890er Jahren war Dr. Röhrig. Der bedeutendste Arzt seit der Jahrhundertwende war Dr. Franz Schmitz, der sich in den 1920er Jahren als zweiter Bürgermeister auch in den Bemühungen und Verhandlungen um die Kleinkinderbetreuung in Abbach sehr verdient gemacht hat. Nicht umsonst wurde nach ihm in dankbarer Erinnerung eine Straße bezeichnet.

Über die Geschichte dieses Hauses habe ich bereits im Heimatheft 30/2005, S. 65 berichtet und brauche mich daher nicht zu wiederholen. Ich möchte den damaligen Bericht nur in einem Punkte ergänzen, nämlich wie das Krankenhaus geführt wurde, weil ich zwischenzeitlich ein diesbezügliches Papier im Archiv gefunden habe:

068 Sozialgeschichte 09

Bild 8: Im Spitalkrankenhaus.

 Der Distriktrat Witzmann aus Dünzling wollte am 13. Jan. 1890 den Taglöhner Maier besuchen und sich einmal nur so umschauen, wie es im Krankenhaus zugeht. Weil er sich jedoch nicht angemeldet hatte und in die vom Krankenhausverwalter Pappi von 12 bis 1 Uhr eingerichtete Mittagpause platzte, wurde er nicht eingelassen. Dies bewog ihn, seinem Ärger mit einer Klage an das königliche Bezirksamt in Kelheim freie Luft zu lassen. Mit einem Schreiben an den damaligen „Respizienten“, Bürgermeister Röhrl von Abbach, wurde von Amts wegen Auskunft und Klarheit verlangt.[117]

 Dieser gab umgehend zur Kenntnis:

„(…) Als Respizient des Krankenhauses Abbach und auch in Folge verschiedener Äußerungen, welche Distriktrath Witzmann in Wirtshäusern über das Krankenhaus Abbach und auch über Pappi, auf welch letzteren er nicht gut zu sprechen zu sein scheint, begab ich mich wiederholt und zu verschiedenen Zeiten in das hiesige Krankenhaus und fand jedes Mal nicht nur die größte Reinlichkeit und Ordnung, sondern hörte auch niemals Klagen der Kranken.

Am 21.d.Mts. war ich wiederholt dort, ging ganz alleinig von Saal zu Saal, erkundigte mich eingehend bei den Kranken über alles, und erhielt überall, wie von einem Munde, dass die Verpflegung reichlich und sehr gut sei, die Behandlung sowohl vom Herrn Doktor als auch Krankenwärter sehr liebevoll, die Beheizung immer genügend, überhaupt die ganze Behandlungsweise sehr lobenswert sei.“[118]

Man erfährt aus dem Brief auch, dass es ein kleines Parterrezimmer mit zwei Betten, einen Saal mit sechs Betten und einen weiteren Saal für weibliche Kranke gab. Von einer Überbelegung hätte keine Rede sein können.

Aus den Berichten meiner Eltern weiß ich, dass das Krankenhaus in Abbach sehr gelobt wurde und in schwierigen Lagen als letzte Hoffnung galt.

1941 wurde das Krankenhaus vom Kreis Kelheim an die L.V.A. Niederbayern und Opf. verkauft, die es ab 1942 als Lungenheilstätte nutzte. Am 17.1.1950 beschloss der Markt, das Haus zurückzukaufen, wusste aber nicht sogleich, was man damit anfangen soll. Nach einer Zwischennutzung durch das BRK interessierte sich für das Areal eine Hühnerfarm. Dem Begehren gab man Gott sei Dank nicht statt, sonst würden an dieser Stelle heute nicht die Kinder des Kindergartens, sondern die Hühner gackern.

17. Weitere Initiativen: Vom Nikolausverein zur Caritas-Sozialstation – die Feuerwehr – Sportstätten und Schwimmbäder

 In der ältesten Durchschrift der Satzung des „Vereins ´Kinderheim St. Nikolaus´ in Abbach“ wird der zweite Zweck des Zusammenschlusses genannt: „Beabsichtigt ist für später die Einbeziehung der ambulanten Krankenpflege.“

Diese Durchschrift ist datiert mit 24. Januar 1926, konfirmiert am 2. Dezember 1928, sowie bestätigt am 29. Sept. 1929. Die verantwortlichen Leute der ersten Stunde waren als 1. Vorstand Pfarrer Josef Kreger, als 2. Vorstand 1. Bürgermeister Meindl, dann Georg Aubele, Gemeinderat in Vertretung, als Schriftführerin Josefine Hengge. Beisitzer waren Nikolaus Aumeier, Otto Windl, Xaver Hermann und Emilie Karl.

Der Verein wurde aber nach langen Anfangsquerelen erst am 28. März 1935 in das Vereinsregister eingetragen.[119]

Zu diesem Zeitpunkt sah sich Pfarrer Alois Lehner zu einem Aufsatz „Rechtslage im III. Reiche“ veranlasst, in dem er die karitative Arbeit des Vereins gegenüber der NS Bewegung in Bad Abbach rechtfertigt:

„Die katholische Caritas hat in erster Linie Kranke, Blöde und andere Hilfsbedürftige zu betreuen. Ein Kinderheim mit Unterricht für Mädchen in Nähen und Hausarbeiten fällt in die Hoheit des Staates. Auch die ambulante Krankenpflege hat in erster Linie der Staat in die Hand zu nehmen. Dieser Gedanke war ausschlaggebend bei der Gründung des St. Nikolausvereins in Bad Abbach. (…) Der Einfluss der politischen Gemeinde kommt dadurch zum Ausdruck, dass stets der II. Vorsitzende des St. Nik.Ver. der I. Bürgermeister der politischen Gemeinde sein muss.“[120]

Der Verein hatte 1935 200 Mitglieder aus Bad Abbach und den umliegenden Orten. Während der Zeit des Nationalsozialismus geriet er wegen des Monopols auf Erziehung der Kinder in heftige politische Turbulenzen. Er konnte sich über diese Zeit nur mit seinem Dienst an den Hilfsbedürftigen und Kranken hinüberretten, bis er nach dem 2. Weltkrieg auch die Kindererziehung wieder zu seinem Leitziel formulieren konnte.

Der liebevolle Dienst in der häuslichen Krankenpflege über die lange Dauer von 80 Jahren hätte 2006 eine dankbare öffentliche Feier verdient. Aber damals schien der Verein leider einem schleichenden Siechtum zu erliegen. Er hatte zwar stattliche 301 Mitglieder, es setzte eine enge Kooperation zwischen den Katholiken und Protestanten ein, um die ambulante Pflegeeinrichtung erhalten zu können. „Pfarrer und Bürgermeister wollten die soziale Einrichtung (…) unbedingt in der damaligen Form beibehalten“, denn „Die sozialen Nöte werden größer und sind unmittelbar in unserer Nähe, so der Geistliche (Franz Schmidbauer A.d.V.). Er verwies auf die überall entstehenden Tafeln, die Bedürftige mit Lebensmitteln versorgen, oder auf die Tatsache, dass es sich manche Eltern nicht mehr leisten können, ihre Kinder an Schulveranstaltungen teilnehmen zu lassen.“[121]

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Bild 9: Der barmherzige Samariter.

 Damals war die Frage noch: „Muss der Nikolausverein bald den Insolvenzantrag stellen? Die Schulden haben sich jetzt auf rund 100 000 Euro summiert.“[122]

Noch 2005 hatte der Verein einen Flyer in die Haushaltungen geschickt mit der Aufforderung „Kommen Sie doch mal vorbei und lernen Sie uns kennen!“ Es waren alle Dienste von der „Unterstützung der pflegenden Angehörigen“ bis zum „Betreuten Wohnen daheim“ aufgelistet. – eine wahrhaft beeindruckende Litanei.

Aber es war unabwendbar geworden, dass eine Sozialstation unter der Trägerschaft der Caritas die Hauptverantwortung mit ihren weitgefächerten Möglichkeiten übernahm.

Der Nikolausverein blieb zwar noch erhalten, beschränkt sich aber nun auf Alten- und Krankenbesuche und deren Betreuung.

 Die Feuerwehr verdient als exzellente soziale Institution in der Gemeinde Bad Abbach eine besondere Erwähnung und Auszeichnung. Schon der seit undenklichen Zeiten geltende Wahlspruch bringt dies zum Ausdruck: „Gott zur Ehr – dem Nächsten zur Wehr.“

Obwohl in Abbach unter Carl Theodor strenge Rauchfangkontrollen durchgeführt und Verstöße streng und unnachsichtig geahndet wurden, brannte es bei eng anliegenden Schupfen und Wohnhäusern aus Holz und bei dem häufigen Gebrauch von offenem Feuer nicht selten.

Am 30. März 1791 wurde in ganz Bayern unter Carl Theodor eine umfassende Feuerwehrordnung erlassen und unter Max I. Josef 1804 erneuert.

Diese verpflichtete die damals existierenden Bürgerfeuerwehren, die Pflichtfeuerwehren waren, an denen sich alle Bürger beteiligen mussten, zur ständigen Bereitschaft.

Aus Abach liegt uns die „Feuer Arbeith Sublepartition“ vor, in der die Dienste der einzelnen namentlich genannten Bürger in 96 Punkten aufgelistet sind.[123] Ich empfehle meinen Artikel hierzu in Heft 30/2005 S. 33 – 35 zur Lektüre.

Am 10.3.1873 wurde eine distriktpolizeiliche Feuer-Lösch-Ordnung für die Gemeinden des königlichen Bezirksamts Kelheim erlassen. In vorauseilendem und untertänigem Gehorsam sprossen dann in und um Abbach die Freiwilligen Feuerwehren aus dem Boden. Geburtshilfe leistete der damalige leitende Ingenieur im Steinbruch Kapfelberg und Zementwerk Alkofen, Fritz Hasselmann.

Abbach gründete seine Feuerwehr 1872, ebenfalls 1872 Peising; Lengfeld und Oberndorf folgten 1874, Poikam 1876, Saalhaupt 1877, Dünzling 1878.

Die Geschichte der Feuerwehren, das Auf und Ab ihrer Entwicklung personell und ausstattungsmäßig wird heutzutage in vorliegenden Chroniken ausführlich geschildert.

Es führt ein weiter Weg z. B. von der Hilflosigkeit der damaligen Feuerwehr beim verheerenden Brand in Abbach am 30. Mai 1892 bis zur starken und bestens ausgerüsteten Stützpunktfeuerwehr in Bad Abbach und den verschiedenen Ortsteilfeuerwehren rings herum. 1999/2000 wurde das neue Feuerwehrgerätehaus der Stützpunktfeuerwehr in Abbach erbaut und eingeweiht. Trotz staatlicher Zuschüsse schulterte diese Last die Gemeinde hauptsächlich alleine. Freiwillige Helfer leisteten 9000 Arbeitsstunden.

Die Ortsteile Peising, Dünzling, Poikam, Saalhaupt bekamen ein neues Gerätehaus auf die gleiche Manier. In Oberndorf wurde das Gerätehaus erweitert. In Lengfeld befindet es sich noch in der alten Schule.

Die größte finanzielle Kraftanstrengung und Leistung der Kommune Bad Abbach besteht in der Anschaffung des Fuhrparks mit modernsten Fahrzeugen und Löschwägen, sowie Gerätschaften für die heute auftretenden Bedürfnisse bei Katastrophenfällen aller Art des technischen und vollmotorisierten Zeitalters. Die Gemeinde ist ja Aufwandsträger und in allen Bezügen mit von der Partie.

Was wäre eine Organisation ohne die fähigen und fachlich qualifizierten Köpfe und hilfreichen Hände einzelner Personen? Ohne die Verdienste früherer Vorsitzender, Kommandanten,[124] Schriftführer, aktiver Mitglieder[125] zu schmälern, und ohne die Bereitschaft der Bürgermeister und Räte der vergangenen und Jetztzeit zu vergessen[126], muss man auf Alfred Kefer zeigen, der 27 Jahre Kommandant und anschließend drei Jahre Vorstand der FF war. Er hat die ganze Entwicklung ab 1972 dirigiert und beeinflusst. Mit seinem Sohn Max wird die Familientradition fortgesetzt.

Anton Aubele, Vorstand, Schriftführer, Kassier, Kassenprüfer hat die Ereignisse des Traditionsvereins getreulich aufgeschrieben und der jetzige Vorstand Franz Heselberger ist dabei, die Chronik zu komplettieren.

Heute wird die Feuerwehr nicht nur bei Brandkatastrophen zum Einsatz gerufen, sondern bei Verkehrsunfällen, Industrieunfällen, Gas- und Chemiekatastrophen, Wasser- und Sturmschäden, Bergung von Leichen und Tieren, Beseitigung von Ölspuren und Verkehrshindernissen, und wo es sonst in dieser Gemeinde noch „brennt“.

Auch darf die pädagogische Aufgabe der FF zur Bildung und Ertüchtigung der männlichen und auch weiblichen Jugend und der Beitrag zu geselligem Leben der Mitglieder und aller Bürger in diesem Orte nicht vergessen werden.

 Sportstätten und Schwimmbäder sind seit dem Ende des zweiten Weltkrieges Ziel und Heimstätte zahlreicher Sportbegeisterter und Erholungssuchender.

Der Weg vom damaligen „Turnplatz“ in der Nähe des Schopperplatzes auf den noch unbebauten Quellwiesen, über den Sportplatz am Kohlenschacht zum Sportzentrum auf der Freizeitinsel war weit, mühsam und teuer.

Neben der Eigenleistung des TSV und den finanziellen Anstrengungen der Mitglieder und unter der Regie tüchtiger ehrenamtlicher Funktionäre – der jetzige Vorstand ist Erich Wagner – ist ein bewundernswertes soziales Angebot entstanden, das fast alle Sportarten umfasst und der Bevölkerung vom Kindesalter bis ins „Endzeitalter“ hilft.

Die Gemeinde begrüßt vernünftige Projekte solcher Art und bezuschusst sie. Zum Bau der Sportanlagen auf der Freizeitinsel hat sie mit ca. 250000 DM beigetragen. Den Unterhalt schultert der TSV alleine, wird aber heute nach einem allgemeinen Zuschussschlüssel, der sich nach der Mitgliederzahl richtet, unterstützt.[127]

Kommen wir sodann zu den Freischwimmbädern:

In einem Merkblatt der ÜPL (Überparteiliche Liste) wird festgestellt:

„Das größte soziale Werk, welches in den Jahren 1955 bis 1959 geschaffen wurde, ist das Freischwimmbad in Bad Abbach.“[128]

In der Satzung des am 6. Januar 1955 gegründeten „Freibad Bauvereins in Bad Abbach“ heißt es unter § 1 „Der `Freibad-Bauverein in Bad Abbach` verfolgt den Zweck, in ständiger Fühlungnahme mit der Marktgemeinde Bad Abbach die Errichtung eines Freibades in Bad Abbach zu betreiben. Nach Fertigstellung soll das Freibad von der Marktgemeinde Bad Abbach zum gemeinnützigen Gebrauch übernommen werden.“[129]

Das anvisierte Grundstück lag damals noch in der Gemeinde Oberndorf (Kalkofen). Es wurde daher am 2.2.1955 beim Gemeinderat Oberndorf eine Gemeindegrenzänderung beantragt.[130]

Am 4. Juni 1956 wurde beurkundet, dass die Firma Zirngibl OHG an die Marktgemeinde Abbach ein ihr gehörendes Grundstück in der Gemarkung Grasßlfing mit der Größe von 0, 7770 ha schenkt. Es wird eigens vermerkt: „Die Überlassung erfolgt unentgeltlich zum Zwecke der Errichtung eines Freischwimmbades der Marktgemeinde Bad Abbach.“[131] Das Schwimmbad wurde unter besonderem Einsatz von Dr. Hans Schmitz als Vorsitzendem gebaut. Am 28.6.1958 wurde es feierlich eingeweiht.[132]

Im Jahre 1990 hatte der Verein seinen Zweck vollkommen erfüllt, und wurde daher am 4. Oktober 1990 aufgelöst. Das Schwimmbad ging in den Besitz des Marktes über.[133]

Zur Arrondierung des Grundstücks wegen Erstellung eines Parkplatzes war noch ein Tauschvertrag zwischen der Gemeinde und dem Landwirt Josef Ranftl notwendig. Die Gemeinde vertauschte ebenfalls am 4. 10.1990 ein Weihergrundstück von 0,1740 ha um ein Weggrundstück zur Bundesstraße 16 mit 0,0153 ha. Zum Ausgleich musste Ranftl 6.395 DM zuzahlen.[134]

An diesem Freischwimmbad hatten Tausende Abbacher ihren Spaß und ihre Freude und manche von ihnen wollten sich 2005 nicht leichten Herzens von ihm lösen, als der Gemeinderat beschloss, das Schwimmbad aufzulösen und das Grundstück als Baugrundstück zwecks finanziellem Grundstock für ein neues Bad auf der Freizeitinsel zu veräußern. Es entstand 2006 das Wohngebiet „Donaublick“, „ein außergewöhnlich interessantes Wohngebiet mit Blick auf das Donautal und auf die Wahrzeichen(…) des Marktes“, wie die Werbung verspricht.[135]

Nun sind wir beim Bau und der Einweihung des neuen „Inselbades“. Die Weitsicht und Energie des jungen Bürgermeisters Ludwig Wachs hat es fertiggebracht, innerhalb eines einzigen Jahres ein grandioses Werk ins Leben zu rufen. Die Seele des ganzen Unternehmens war der Marktrat Albert Eichhammar von Lengfeld- Alkofen. Bad Abbach braucht nach der Kapitulation des BRK am hiesigen Orte neben dem Badetempel „Kaisertherme“ neue Attraktionen zu ihrem Überleben als Bade-, Fremdenverkehrs- und Erholungsort.

Auf der Freizeitinsel zwischen Donau und dem Rhein-Main-Donaukanal ist eine herrliche Anlage geboren worden, der man nur reges Leben wünschen kann. Die Presse und ungezählte Gäste und Besucher waren von der Anlage und der Einweihungsfeier am 04.05. 2007 hochbegeistert.

Die Gemeinde hat wieder einmal einen sozialen Glanzpunkt gesetzt. Neben einer Million, die aus dem EU Programm „Leader +“ zugeschossen wurde, bleiben der Gemeinde die restlichen 3 Millionen Euro Kosten zur Liquidierung anvertraut.

18. Sonderfälle: Liebespakete für die Front im 1. Weltkrieg -Wohlfahrtsunterstützung 1933 bis 1935 – Schulspeise- Patenschaften nach dem 2. Weltkrieg – Hochwasserhilfen.

 Es kann nicht Anspruch erhoben werden, alles, was in (Bad) Ab(b)ach den Touch von sozialer Gerechtigkeit oder das Signum der Mitmenschlichkeit trug, aufzulisten. Wenn wir entfernt allein noch über die rein kirchlichen Initiativen und Hilfsmaßnahmen berichten wollten, wie z. B. von der Sebastiani Bruderschaft in Oberndorf, vom Martinibund in Poikam, vom Marianhill Missionsverein in Bad Abbach, von Misereor und Adveniat, vom Verein der Freunde der Pfarrkirche etc., beanspruchte dies ein eigenes Heimatheft.

Einige Sonderaktionen, soweit sie noch in Archivakten zu greifen sind, möchte ich abschließend nur noch erwähnen:

Am 15. Mai 1915 berichtet Apotheker Hengge, dass in Abbach eine „Webzeugsammlung“ stattfand, womit man die Soldaten an der Front mit warmer Winterwäsche ausrüsten wollte. Die Aktion lief unter dem Titel „Krieger Wollwoche“. Außer Geld wurden in Abbach 5 ½ Zentner Wollsachen abgeliefert.[136]

Derselbe Chronist berichtet aus dieser Zeit: „Auf Anregung des kgl. Bezirksamts Kelheim wurde in den ersten Kriegswochen ein eigener Ausschuß für die Fürsorgetätigkeit für die Angehörigen Abbacher Krieger gegründet. Außer dem Bürgermeister sowie einigen Gemeindeausschussmitgliedern wurden in diesen Ausschuß noch die Herren Hochw. Herr Pfarrer Tempel sowie Distrikttierarzt Frank gewählt. Besonders Letzterer entfaltete anfangs eine rührige Sammeltätigkeit, so dass zu diesem Zwecke namhafte Summen zusammenkamen. So viel bekannt wurde, haben sämtliche hiesigen Vereine 50 – 100 M gespendet. Es wurde auch das Vereinsvermögen der Abbacher Liedertafel, die leider seit Jahren wieder inaktiv ist, auf Anregung des früheren Vorstandes, wie der noch vorhandenen Mitglieder in der Höhe von 130 M zu diesem Zweck (…) übergeben. Aus der staatlichen Fürsorge für die Angehörigen der Kriegsteilnehmer (…) sind bis Februar 1915 nur kleine Summen zur Verteilung gekommen, und zwar in der Form von Ankauf von Lebensmitteln. Zu letzterem Zweck wurde vom Bürgermeister eine von der Regierung eingeschickte Summe von 300 M verwendet.“ [137]

Um diese Angabe zu komplettieren sei hinzugefügt, dass vom August 1914 bis 31. März 1915 65 Familien und Einzelpersonen in Abbach mit 6 bis 30 RM monatlich, je nach Familiengröße, mit insgesamt 1950 RM unterstützt wurden.[138]

Es folgten im 20. Jh. noch weitere Krisenzeiten. In der Zeit der Weimarer Republik und in den Anfangsjahren des sog. 3. Reiches herrschte große Arbeitslosigkeit. Abbach wurde durch die Schließung des Zementwerkes in Alkofen stark getroffen.

Allein im Rechnungsjahr 1933/34 wurden vom Ortsfürsorgeverband Bad Abbach allein für Wohlfahrtsunterstützungen 28.548,40 RM ausgezahlt. Aus eigener Gemeindekasse wurden in der gleichen Zeit 33.102,77 RM zur Verfügung gestellt.[139]

Gehen wir in den Zeitläuften ein Stück weiter, folgt der 2. Weltkrieg. Was wurde in dieser Periode den Menschen an personellen und materiellen Opfern auferlegt! Am Ende folgte allgemeine Not, Armut und Hunger.

Für uns Kinder gab es zum Glück die Schulspeisung. Aber nicht alle Eltern waren in der Lage, monatlich 1.70 DM zu bezahlen. Da übernahmen sog. Paten, 20 Einzelpersonen, die Freiwillige Feuerwehr, der TSV, die Pfarrei, die CSU und SPD, besonders Viktor Höign und Peter Grgas, 70 Patenschaften zu je 7.-DM. So wurde uns Kindern in schwerer Zeit, ohne Rücksicht auf die wirtschaftliche Lage der Eltern, die Gesundheit erhalten und eine normale körperliche Entwicklung ermöglicht. [140]

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Bild 10: Kinderspeisung.

 

Abschließend seien noch Hinweise auf die Hilfen bei Hochwasserschäden in (Bad) Abbach erlaubt. Trotz des bereits existierenden Donaudeiches wurden z. B. allein für das Hochwasser im März 1940 Schäden in Höhe von 17.604 RM gemeldet. In dieser Zeit wurden zwar auch Staatszuschüsse gezahlt, aber der Großteil blieb jeweils an der Gemeinde hängen. Wir wissen z. B., dass beim verheerenden Hochwasser von 1784, als die Marktkirche durch Eisstoß eingedrückt worden war, alles die Bürger selbst zahlen mussten, weswegen ein peinlicher Bettel von allen Seiten und in alle Richtungen einsetzte.[141]

 

[1] Vgl. Großer Katholischer Katechismus, Kösel – Verlag, München 1948.

[2] Evers, Michael. Aktion zur Fastenzeit: Leben mit Hartz IV. MZ v. 22.02.2007.

[3] Vgl. Karbe, Antje. Schulden tilgen bis ins Grab? MZ v. 09.02.2007.

[4] Vgl. Norgall, Gustav. Der Teufelskreis: einmal arm, immer arm. MZ v. 13.03.07.

[5] Siehe Umrittsprotokolle 1718-1739, Archiv von Bad Abbach 8.1.1 (IV,1), 14 Faszikel.

[6] Vgl. Gandershofer, G.M. Chronik des Marktes und Badeortes Abach. Regensburg 1832. Reprint 1986, Anhang S.102 – 113. Archiv von Bad Abbach, Schriftenstand.

[7] Vgl. Hubensteiner, Benno. Bayerische Geschichte. Süddeutscher Verlag. München 1980, S. 100 ff.

[8] Schrott, Ludwig. Die Herrscher Bayerns. Vom ersten Herzog bis zum letzten König. Süddeutscher Verlag, München 1966, S. 63.

[9] Vgl. Gandershofer, G.M. Chronik des Marktes und Badeortes Abach. Regensburg 1832. Reprint 1986, Anhang I S.102 – 113. Archiv von Bad Abbach, Schriftenstand.

[10] Gandershofer. A.a.O. S.25. S.50. Vormerkungsbuch der Churfürstlichen Marktskammer zu Abbach 1801, S.1-12, Archiv von Bad Abbach 9.3.2.

11 Vgl. Gandershofer, G.M. Chronik des Marktes und Badeortes Abach. Regensburg 1832. Reprint 1986, S.32 f.

[12] Khürchen Rechnung Abach de Anno 1666 S. 2-13.

[13] Khürchen Rechnung Abach de Anno 1665, S.10 v. Archiv von Bad Abbach 9.3.3.

[14] s.o. 1666, S. 13 v. Archiv von Bad Abbach 9.3.3.

[15] Vgl. Pfarrer Martin Otto. Bericht. 24 Seiten: Beschreibung der Pfarrei Abbach, 1861, Bischöfliches Zentralarchiv Rgbg. Signatur 82.

[16] Verzeichnisse der Aktivobligationen der Corporis Christi Erzbruderschaft vom 31.12.1807. Zuschreibungen. Archiv von Bad Abbach 8.4.2 (II,2).

 [17] Gandershofer, G.M..A.a.O. S.89.

 [18] Parth, Georg. Stiftungsbrief, 1564. 2 Abschriften. Archiv von Bad Abbach 8.4.2 (II,1), Vormerkungsbuch der Churfürstlichen Marktskammer zu Abbach 1801, S.12 1/8. Archiv von Bad Abbach 9.3.2.

[19] Gandershofer.G.M. A.a.O. S.50.

[20] Jahresabrechnung der Parth´schen Stiftung 1777 bis 1803. Archiv von Bad Abbach, 8.4.2 (II.1).

[21] Khürchen Rechnung Abach de Anno 1666 S. 2-13. Archiv v. B. Abbach 9.3.3.

[22] Friedhofsangelegenheiten im Markte Abbach. Archiv von Bad Abbach VII.20.2.2.a.

[23] Notizen-Buch über die katholische Pfarrei Abbach, Eintrag Pfarrer Neuhörl, Pfarrarchiv.

[24] A.a.O. und Beschreibung der Pfarrey Abbach durch Pfarrer Martin Otto. 1861 Diözesanarchiv Regensburg, Sign. 82.

[25] Protokoll der Akkords-Aufrechnung vom 3. August 1851. Aus Rechnung der Marktgemeinde Abbach 1851/52. Archiv von Bad Abbach 7.2.1.c.

[26] Auskunft der Friedhofsverwaltung Bad Abbach v. 27.03.2007.

[27] Landgericht Abach. Prospekt von Abach an die Regierung des Regenkreises, 1759, Archiv von Bad Abbach, XVIII.22.2. Kopie im Eingangsbereich.

[28] Gandershofer, G.M. A.a.O. S.89.

[29] Rieger, Georg. Geschichte der Stadt Kelheim. Erstes Buch. Leiks V. ,1929. S.225.

[30] Gandershofer, G.M. A.a.O.

[31] Vormerkungsbuch = Buch über gesetzliche Grundlage und Daten einer Zahlungsverpflichtung.

[32] Churfürstliche Marks Kammer zu Abbach. Vormerkungsbuch 1801. Archiv von Bad Abbach 9.3.1, S.72 ¾.

[33] Armenhausrechnungen 1808/9 – 1816/17, Nr.4, Anhang, Vormerkung. Archiv von Bad Abbach 8.3.2.

[34] A.a.O.

[35] Churfürstl. Erlass vom 2.3.1803. Vormerkungsbuch ab 1801, S.53 f, Archiv von Bad Abbach 9.3.2.

[36] Armenhausrechnung pro 1808/9 bis 1816/17. Archiv von Bad Abbach.

[37] Versteigerungsprotokoll der von Anton Lindl, im Armenhaus Verstorbenen, wenigen Hinterlassenschaft. 12.10.1829. Archiv von Bad Abbach 8.4.2.II.11.

[38] Schreiben des Bezirksamts Kelheim an die Marksverwaltung Abbach vom 11.11.1907. Archiv von Bad Abbach 7.3.1.a.

[39] Gandershofer, G.M. A.a.O. S. 71.

[40] Vormerkungsbuch der Churfürstlichen Marktskammer zu Abbach 1801, S.84, Archiv von Bad Abbach 9.3.2.

[41] Marktrechte Carl Albrechts 1733 31. Abschrift 1801.. A.a.O. S.10, Randbemerkung.

[42] a.a.O. Ain und Dreyßig (…) S.10 u.10 v.

[43] Vormerkungsbuch. A.a.O. S. 84.

[44] Adamus Fridericus Kirschius. Abundantissimum Cornu Copiae linguae Latinae et Germanicae selectum. Buchstabe L. Verlag. Engelhart Benjamin Svikert, Leipzig, 1774, neueste Ausgabe.

[45] Marktrechte Carl Albrechts 1733.Abschrift 1801. a.a.O. S. 10.

[46] a.a.O.

[47] Vormerkungsbuch S. 84.

[48] Es ist anzumerken, dass es auch anderer Orts den Begriff und die Bezeichnung „Fridlberg“ gibt, wo die dort befindlichen Häusln die gleiche Funktion hatten wie in Abach, z. B. in Passau. Auskunft von Ludwig Friedl, Rathaus – Amtsleiter in Abbach.

[49] lud = bestimmt, ausdrücklich, ohne weiteres. Vgl. Schmeller, Johann Andreas. Bayerisches Wörterbuch. Bd.1/2 Oldenbourg V., München 1985, Sonderausgabe, Sp. 1532.

[50] Notaten über die vom Königlichen Landgericht Kelheim an die Königliche Regierung des Regenkreises verfasste Darstellung, die Zuteilung der Gemeinde Schlossberg zur Gemeinde Abbach betreffend (1806). 4 Blätter. Archiv von Bad Abbach 8.4. 3.a. III.2.

[51] Vormerkungsbuch S. 10, a.a.O.

[52] Maximilian Emanuel Churfürst. Brief an den Markt Abach, 26.4.1721. Archiv von Bad Abbach 8.4.3.a. III,2.

[53] Notaten S. 1 – 4. a.a.O.

[54] Notaten. a.a. O.

[55] a.a.O.

[56] a.a.O.

[57] Organisches Edikt über die Lehens Verhältnisse. Königreich Baiern, Ministerium des Inneren, Section der General Administration des Vermögens, 7.7.1808, Archiv von Bad Abbach 8.1.2.a ( IV. 8).

[58] Schreiben des Landgerichts Kelheim im Regenkreise vom 3.12.1822 und Schreiben des Königlichen Rentamts Kelheim vom 5. Mai 1825. Archiv von Bad Abbach, a.a.O.

[59] Schreiben des Königlichen Rentamts in Kelheim an den Magistrat des königlichen Marktes Abbach vom 6.10.1819. Archiv von Bad Abbach. a.a.O.

[60] Schreiben des Königlichen Rentamts in Kelheim an den Magistrat des königlichen Marktes Abbach vom 28.10.1819. Archiv von Bad Abbach. a.a.O.

[61] Das königliche General Commissariat des Regenkreises in Regensburg. Schreiben vom 9.10.1811. Archiv von Bad Abbach 8.1.1. (IV.8) Arar = Staatskasse.

[62] Sportl = Bezüge, Gehalt. Hier Pension.

[63] Schreiben des Marktes Abbach . Namentliches Verzeichnis über das bei der Communität abach befindliche Gerichtspersonal, vom 12.10.1811. a.a.O.

[64] A.a.O.

[65] Vgl. Wachter, Hans. Stadelmanns Handbuch für Landgemeinde-Verwaltungen, Armenpflegschaftsräte etc. des rechtsrheinischen Baayerns. Buchner V. Bamberg 1895, S.624 bis 666. Archiv von Bad Abbach 32.3 (Arbeitsraum).

[66] Wetzer und Welte. Kirchenlexikon. Bd.5 .Herder Verlag, Freiburg, 18882, Sp.1647.

[67] Vgl.Wachter, Hans: Stadelmanns Handbuch für Landgemeinde-Verwaltungen, Armenpflegschaftsräte etc. des rechtsrheinischen Bayerns. Buchner V. Bamberg 1895, S.16. Archiv von Bad Abbach a.a.O.

[68] Ratts Instruction Churfürstl. Markts Abach. Neu-verbesserte Instruction was die Bürgerliche Obrigkeiten in Städt- und Märkten des Churfürstenthums und der Landen zu Bayern etc. Verlag Johann Jacob Vötter, München M. D.CC. XLVIII, Archiv von Bad Abbach 9.3.2.

[69] A.a.O .S.13.

[70] Schreiben des Armenrats an den Marktsmagistrat vom 20.Sept.1819. Archiv von Bad Abbach 8.4.2.II. (11).

[71] Vormerkungsbuch 1801: Archiv von Bad Abbach 9.3.2.

[72] Markht Rechnung Abach De Anno 1666 S.25 Archiv von Bad Abbach 9.4.2.

[73] Cammer Rechnung des Curfürstlichen Markhts Abach de Anno 1676 S. 33 v. Archiv von Bad Abbach 9.4.2.

[74] Rechnung der Lokal–Armen-Pflege für das Jahr 1843/44. Archiv von Bad Abbach 7.3.2.b.

[75] Rechnung der Armenpflege Abbach pro 1875 S.8 Archiv von Bad Abbach 7.3.2.a.

[76] Armenpflege der Marktgemeinde Abbach pro 1878 S. 7 und 1880 S. 8.

[77] Die Umstellung war am 1.1.1876 erfolgt.

[78] Armenpflege der Marktgemeinde Abbach pro 1880 S. 3. Archiv von Bad Abbach 7.3.2.a.

[79] Beilage zur Rechnung des Ortsarmenverbandes 1920. a.a.O.

[80] Rechnung des Ortsarmenverbandes Abbach von 1920 und 1925/26, Archiv von Bad Abbach 7.3.2.a.

[81] Rechnung des Ortsfürsorgeverbandes 1933/34. Archiv von Bad Abbach a.a.O.

[82] Im NT siehe Jak. 1,27.

[83] Ratts Instruction Churfürstl. Markts Abach. Neu-verbesserte Instruction was die Bürgerliche Obrigkeiten in Städt- und Märkten des Churfürstenthums und der Landen zu Bayern etc. Verlag Johann Jacob Vötter, München M. D.CC. XLVIII Archiv von Bad Abbach 9.3.2.

[84] Umrittsprotokolle 1718, Folie 89. Archiv von Bad Abbach 8.1.1. Heimatheft 30/2005 S.15.

[85] Vormundschaftsrechnungen 1778/79 – 1806, 8 Bände. Archiv von Bad Abbach 8.1.3.

[86] Vormundschafts Rechnungs Buch Churfürstl. Markts Abach 1795/96 S.11f. Archiv von Bad Abbach 8.1.3.

[87] Anmerkung: Als „Ausland“ galt bereits ein anderer Kreis oder Bezirk, z. B. Regensburg.

[88] Vormundschafts Vormerkungs Buch 1805/06. S.2 Archiv von Bad Abbach a.a.O.

[89] Vormundschafts Rechnungs Buch 1787 – 1790, S. 76-79. Archiv o.a.O.

[90] Vormundschafts Vormerkungsbuch 1788/89/90, Buchstabe A. Archiv von Bad Abbach a.a.O

[91] Die Kochs sind die Namengeber des „Kochzipfls“, weil sie dort ihre Schreinerei hatten und über Generationen sozial sehr engagiert waren.

[92] Vormundschafts Vormerkungsbuch 1788/89/90. Archiv von Bad Abbach a.a.O.

[93] Ratsprotokoll vom 12.02.1925.

[94] Rieger, Georg. Geschichte der Stadt Kelheim. Leik – V., Kelheim 1929, S. 225.

[95] Angüner, Fritz. Abbacher Heimatbuch 1973 S. 142.

[96] Vg. Heft 30/2005 S.25/39,40, 54 ff, 70. Heft 32/2006, S. 112.

[97] Vormerkungsbuch der Churfürstlichen Marktskammer zu Abbach 1801. Bürgerverzeichnis. Archiv von Bad Abbach 9.3.2.

[98] Sammelakt Schulen und Rathäuser, zusammengestellt von Dr. Alfons Kraus, 2002.. Archiv von Bad Abbach 10. 5.1.a.

[99] Statistk der deutschen Volksschulen im Regierungsbezirke Niederbayern (Kopie), 1878, S.184. Archiv von Bad Abbach, Ortsteil Lengfeld XIV.

[100] Schulstellenbeschreibung für den Regierungsbezirk Niederbayern 1925/26, Landshut 1925 S. 220. Archiv von Bad Abbach XIV. 13.1.1.c

[101] Ratsprotokoll vom 19.5.1912.

[102] Inventarlisten. Archiv von Bad Abbach XIV, 13.1.1. – 13..1.3 und 8.1.1.

[103] Tagebücher der Schulkasse. A.a.O.

[104] Hebelisten zur Erhebung des Schulgeldes. A.a.O.

[105] Akt Wahlen zur Schulpflegschaft 1952 und 1956. A.a.O.

[106] Akt Gemeinschaftsschule der Ortsgruppe Bad Abbach 1938. Archiv von Bad Abbach. A.a.O.

[107] Haushaltssatzung und Haushaltsplan des Schulverbandes der Volksschule Bad Abbach für das Haushaltsjahr 1977. Archiv von Bad Abbach XIV. 13.1.1.

[108] Beschreibung der Pfarrei Abbach von Pfarrer Martin Otto, 1861. Diözesanarchiv Regensburg Sign. 82.

[109] Statuten-Buch der Gemeinde Abbach 1856. Archiv von Bad Abbach 8.6.2.

[110] Matrikel der Diözese Regensburg, 1916, S. 523, Kopie in Auszügen. Hängekartei „Pfarrei“, Arbeitsraum des Archivs von Bad Abbach.

[111] Brief der Maria Weigert an den Gemeindeausschuß vom 4.11.1901 Archiv von Bad Abbach 7.2.1.a.

[112] Schreiben des Marktgemeinderats Abbach an das Bezirksamt Kelheim v. 01.06.1922. Archiv von bad Abbach XI.21.2.2.

[113] Ratsprotokoll v. 05.08.1923.

[114] Ratsprotokoll v. 16.01.1925.

[115] Schreiben der Gemeinde an das Bezirksamt v. 18.02.1925. Archiv von Bad Abbach 7.2.1.a.

[116] Archiv von Bad Abbach 7.2.1.a. / Kopien im Akt Nikolausverein. Hängekartei Pfarrei, Akt Nikolausverein. Archiv Arbeitsraum.

[117] Schreiben des Königlichen Bezirksamts Kelheim an Herrn Bürgermeister Röhrl in Abbach v. 17.1.1890. Archiv von Bad Abbach VII. 0.2.3.

[118] Antwortbrief des Bürgermeisters Röhrl an das Bezirksamt Kelheim v. 31.Jan. 1890. Archiv a.a.O.

[119] Aus dem Aktenkonvolut Kinderbewahranstalt in Abbach. Briefe von 1901 – 1943. Archiv von Bad Abbach 7.2.1.a.

[120] A.a.O.

[121] MZ vom 04.12.2906.

[122] a.a.O.

[123] Feuer Arbeith Sublepartition vom 26.8.1791.Archiv von Bad Abbach 8.2.2. (VII.4).

[124] Siehe „Festschrift 125 Jahre FF Bad Abbach, 27.bis 29. Juni 1997“, S.70. Archiv von Bad Abbach, Schriftenstand.

[125] a.a.O. S. 37 f.

[126].a.a.O. S. 59.

[127] Auskunft H. Zeitlhofer, Kämmerer Markt Bad Abbach, 10.5.2007.

[128] Merkblatt der „Überparteilichen Liste“ o. D. , Akt Freischwimmbad. Archiv von Bad Abbach II.18.2.1.a.

[129] Satzung vom 6.1.1955. Archiv a.a.O.

[130] Schreiben des Marktes Bad Abbach vom 2.2.1955. Archiv a.a.O.

[131] Urkunde vom 4.6.1956 Nr.1720, S. 2, II. Archiv a.a.O.

[132] Einladungsschreiben des Freibad Bauvereins an die Gemeinde Oberndorf v. 17.6.1958. Archiv a.a.O.

[133] Urkunde v. 4.10.1990. Archiv a.a.O.

[134] Urkunde v. 4.10.1990. Archiv a.a.O.

[135] Blitz v. 6.5.2007. S. 10.

[136] Hengge,. Maximilian. Abbacher Kriegs-Chronik 1914 – 18, S.7,13. Archiv von Bad Abbach XVI.14.2.2.

[137] A.a.O. S.13.

[138] Verzeichnis der Empfänger von Familieunterstützung, Liste I, August 1914 bis 31. März 1915. Archiv von Bad Abbach 7.6.2.

[139] Rechnung des Ortsfürsorgeverbandes Bad Abbach 1933/34. Archiv von Bad Abbach 7.3.2.a.

[140] Schulspeisung, verschiedene Zusammenhänge. Archiv von Bad Abbach I. 10.4.1.a bis I.10.4.3.b.

[141] Hochwasser. Akte 1940. Archiv von Bad Abbach 7.6.2 und mehrere Aktenkonvolute unter XII.

19. Schlussgedanken

Hätte ich ein Caritaserinnerungsbuch für kirchliche Zwecke schreiben wollen, hätte ich unbedingt angemerkt, dass man vor jedem Loblied auf Glaube und Liebe die leiblichen und natürlichen menschlichen Bedürfnisse befriedigt haben muss. Der Glaube ohne Werke ist wertlos. Gratia supponit naturam!

In einem Traktat, in dem es um das soziale Handeln der Marktgemeinde geht, muss ich darauf bestehen, dass man nicht als Großzügigkeit und Edelmut bezeichnen darf, was der Gerechtigkeit zuzuordnen ist. Opus justitiae pax!

Zusätzlich sei bemerkt, dass bis ins 20. Jh. Notfälle in der Regel innerhalb der Großfamilie und der Verwandtschaft gemildert wurden. Es gab auch dort beklagenswerte Missstände und Defizite.

Die öffentliche Hand war bei allgemeiner Bedürfnislosigkeit, Anspruchslosigkeit, Bescheidenheit, oftmals gar nicht im Bilde über verschämte Not, und die Unterstützung wurde durch sie mit Mindeststandards geregelt. Es wird auch hier schuldhaftes Versagen vorgekommen sein.

Man kann jedoch in (Bad) Ab(b)ach – wie sicher auch anderswo – von der grundsätzlichen Bereitschaft zu humanitärem Handeln in Not- und Katastrophenfällen in Vergangenheit und Gegenwart ausgehen, wie in diesem Heft aufgezeigt wurde.

Bildnachweis

Bild 1 Im Regen stehen, Irene Schleer. Bauernregeln und Wettersprüche, Eigenverlag. Neuburg a.D. 1983, S. 45.

Bild 2 Wappenbrief Abbachs, verliehen von Herzog Albrecht IV. 25.01.1486. Archivbild.

Bild 3 St. Martin teilt den Mantel mit einem Bettler, Karl Haus/Franz Möckl. Lieder überall. BSV- Verlag. München 1988, S.116.

Bild 4 Keiner sei ausgeschlossen. Hans Daucher. Kinder denken in Bildern, Piper V. München/Zürich 1990. S. 85.

Bild 5 Der Bergfriedhof in Bad Abbach, Photo Jennifer Dobschenzki.

Bild 6 Heimatschein von Kreszenz Steimer von Abbach und ihrem Kind. 1899. Archiv .

Bild 7 St. Nikolaus schenkt drei verwaisten Mädchen goldene Äpfel als Mitgift, Altarbild von Albert Stahl, Pfarrkirche von Abbach. Photo Kraus

Bild 8 In einem Spitalkrankenhaus (Miniatur). In.:Artur Dirmeier/ Wido Wittenzellner. Die Spitalkirche zu Regensburg Mausoleum der Zant

Regensburg 2000, S. 47. 

Bild 9 Der barmherzige Samariter, Josef Weiger/Alice Martin Provensen, Ravensburger Bilderbibel, Otto Maier V. Ravensburg. o.D. S.39.

Bild 10 Kinderspeisung – Notgemeinschaft, Bibel für die Grundschule, V. Butzon & Bercker, Kösel, Patmos, 1979, S.118.

Bild 11 Heiliger Christophorus, Mosaik an der Außenwand des St. Christophorus-Kindergartens in Bad Abbach, Wilfried Anthofer, 2006. Archivbild.  Dank an Mitarbeiter

Für die Durchsicht des Textes und das Layout danke ich meiner Mitarbeiterin Jennifer Dobschenzki,M.A.

Literatur

Wachter, Hans: Stadelmanns Handbuch für Landgemeinde- Verwaltungen, Armenpflegschaftsräte, Kirchen- und Schulverwaltungen, Standesbeamte, Gemeindeschreiber des rechtsrheinischen Bayerns. C.C.Buchner Verlag. Bamberg 111895.

Rieger, Georg. Geschichte der Stadt Kelheim. Erstes Buch. Druck von Ed. Leik´s Ww. Kelheim 1929.

Sonst wurden nur Originale (Bücher, Akten, Briefe, etc.) aus dem Archiv verwendet.

 

 

 

 

 

Bild 11 Heiliger Christophorus,

Mosaik an der Außenwand des St. Christophorus-

Kindergartens in Bad Abbach,

Wilfried Anthofer, 2006,

Archivbild.

068 Sozialgeschichte 12

Von |2023-12-03T07:06:03+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

069: Kurfürst Karl Theodor war zu einer Besichtigungstour in Ab(b)ach, 1789

Bekanntlich wurden im Jahre 1793 für die fast unpassierbare Straße Regensburg/ Augsburg die überhängenden Felsen am Ortsausgang, wo heute die Löwen stehen, gesprengt. August Graf von Törring ließ dem „besten Fürsten“ Kurfürst Karl Theodor zu Ehren trotz Wirtschaftskrise die monumentale Steintafel anbringen, die man heute noch lesen kann. In keinem Abbacher Geschichtsbuch ist jedoch vermerkt, dass sich Karl Theodor persönlich von der Notwendigkeit der Baumaßnahme vor Ort überzeugt hat. Diese Lücke will ich heute schließen, indem ich einen Eintrag im Kammer Rechnungsbuch des Jahres 1789 zitiere:

„Da man in Erfahrung gebracht, dass seine Churfürstliche Hoheit, der Erlauchteste und Gnädigste Landesvater hier durchreisen sollte, hat man zur untertänigsten Aufwartung die Schützen abgeordnet. Auch hat man nach Hohengebraching geschickt, um größere Stückl zu beschaffen. (.) Man Hat um 6 Gulden Pulver verschossen. Die Schützen und Musikanten haben zudem 10 ½ Gulden verzehrt. Nachdem die Böller abgeschossen waren, musste man sie wieder nach Hohengebraching zurückbringen. Für eine glückliche Rückreise des Fürsten ließ man am 19. Januar ein Lobamt halten.“[1]

Damals war eine Rückreise nach München offenbar nicht so ganz beschwerdefrei und gefahrlos. Es gab ja noch keinen Zug oder gar ein Auto, wo man diese Strecke hätte in einer Stunde meistern können. Da war man vielleicht ein bis zwei Tage mit der Kutsche unterwegs. Terrorranschläge gab es schon früher und auch damals noch. Es war das Jahr, in dem in Frankreich die Revolution ausbrach! Da war das Lobamt um göttlichen Schutz schon angebracht.

Die beiden Löwen an der anderen Straßenseite wurden erst Jahre später errichtet, etwa um 1800. Zu dieser Arbeit holte man den Hofbildhauer Franz Xaver Muxel aus München. Der wollte zuerst einen Kapfelberger Stein für die beiden Löwen bearbeiten. Dieser Stein erwies sich aber als untauglich, weil er zu porös ist. Der Bildhauer wandte sich dann den Kelheimer Steinbrüchen zu, wo er dann auch das passende Material fand.

Im Kampf um Abbach, im April 1945, wurden die 2 Löwen von der Waffen-SS zerstört, am 3. November 1978 14.00 Uhr wurde das Denkmal neu eingeweiht, nachdem es vorher wieder hergestellt worden war.

Ich zitiere noch einen Brief von Siegfried Langer, Wien 5, vom 26.10.1929 an den Markt Abbach, wie sich die Straßenverhältnisse bei Abbach vor den Felsenspengungen darstellten.Er schreibt:

„Abbach, unfern Regensburg.(…) liegt im Mittelpunkte einer reichen Landschaft. Die Donau, von ungeheueren Felsenmassen aufgehalten, macht daselbst eine rasche Wendung gegen Norden und bildet zwei Thäler, die zu den schönsten gehören, welche der Strom durchrauscht. In früheren Zeiten wand sich ein schmaler, kaum sechs Fuß breiter Fahrweg[2] an dem thurmhohen Ufer hin, und Fälle waren so selten nicht, dass Wagen und Ross und Führer hinab in die Fluten stürzten. Manches eingehauene Kreuz gab davon Zeugnis, und die an den gefährlichsten Stellen aufgerichteten Heiligen- und Marienbilder konnten nicht helfen. Vor 70 (140.A.d.V.) Jahren, unter dem Bayern Herzog (Kurfürst, A.d.V.) Carl Theodor, wurde die Felswand bis zu einer Höhe von 180 Fuß weggesprengt, und aus dem halsbrechend engen Pfade entstand eine breite, sichere Chaussee. Die Leitung des Baus besorgte der Ingenieroberst Riedel, und die Dankbarkeit der Umwohner, an deren Spitze ein Graf von Töring trat, setzte jenem und dem Fürsten, der das Werk angeordnet, das schöne, einfache Denkmal.- „Furchtbar ist der Strom“, hieß es sonst, „ er dürstet nach Blut und will jährlich sein Opfer.“ Jetzt zieht er in stiller Majestät am Fuße des gebändigten Gnomen hin. – Nicht weit von diesen Denkmal ist die interessante Stelle, wo der Kanal mündet, welcher den Main mit der Donau zusammenknüpft und Carls des Großen Idee verwirklicht.“ (hier ist noch der alte Main-Donau Kanal gemeint, der bei Kelheim mündet, A.d.V.) (Archiv 14.3.2)

069 Kurfürst Karl Theodor war zu einer Besichtigungstour 1789

Der Stich wurde von Herrn Dr. Helmut Beckstein, Bad Abbach, zur Verfügung gestellt.

[1] Kammer Rechnung 1789, S. 49v

[2] = 6x ca 30 cm = ca 2m.

Von |2023-12-03T06:34:37+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare

070: Märkte in (Bad) Ab(b)ach

Die Rechtsstellung (Bad) Abbachs als Markt resultiert in ihrer Entwicklung hauptsächlich aus der Tatsache, dass hier zu Ort schon sehr früh Märkte stattfanden, die hiesige und fremde Kaufleute, Künstler, Handwerker, Bauern, Gewerbetreibende aller Art beschickten.

Im 1. und 2. Herzogsurbar (1229 und 1280) ist immer nur die Rede von denen „ze Ab(b)ach“, indem dort eben nur der herzogliche Besitz und das Gericht auf dem Berg interessierte. Eine Bezeichnung „Markt Abbach“ ist dort nicht auffindbar.

Die Bezeichnung „Markt“ für den Ort Abbach finden wir urkundlich zum ersten Mal im sog. „Freiheitslibell“ Kaiser Ludwig des Bayern von 1335, wie auch Gandershofer bestätigt[1]. Im Freheitslibell heißt es in der Präambel: „Vermerkht des Markhts zw Abbach löbliche Statut, Freyhait und altes Herkhumen, wie dann von Iren Eltern lange Jar in altem gebrauch von menigklich unverletzt herkhumen ist (…)“

Der dortige Verweis auf das alte Herkommen erinnert aber an eine 100 Jahre alte Entwicklung vorher, die man in Abbach eher noch als in Kelheim um 1210 als abgeschlossen betrachten kann, nachdem Herzog Ludwig I. Abbach aus wirtschaftlichen, strategischen und politischen Gründen favorisierte.

1752 galt Abbach in den Akten als ein landständischer Markt und erscheint daher nicht mehr in Konskriptionen des Landgerichts.[2]

Aus der Frühzeit bis in das 19. Jahrhundert wurden in Abbach sechs Jahrmärkte abgehalten.

Das Datum variierte geringfügig.

Jahrmarkt am 8. Januar (Dreikönigsmarkt)
Jahrmarkt am 19. März (Josefimarkt)
Jahrmarkt am 7. Mai (Pfingstmarkt)
Jahrmarkt am 27. September (Erntedankmarkt)
Jahrmarkt am 5. November(Herbstmarkt)
Jahrmarkt am5. Dezember (Weihnachtsmarkt)

Es dürfte nicht uninteressant sein, wer aus Abbach und Umgebung alles zu den Märkten zugegen war und seine Waren feilbot, weil man daraus die soziologische und zivilisatorische Entwicklung des Ortes und Landes nachvollziehen kann. Die Wirtshäuser werden wohl ohnehin offen gewesen sein.

Nehmen wir, wie angedeutet, das Jahr 1893:

Name und Stand:

Kirmberger, Schuhmacher

Witzmann, Konditor

Grau, Goldschmied

Stadlbauer, Schuhmacher

Rumpel, Spezereihandel

Hauner, Schuhmacher

Heimann, Schuhmacher

Blweimoser, Konditor

Lering, Wollwaren

Dorrer, Konditor

Wernthaler, Stricker

Turman, Schnitzer

Lehner, Schuhmacher

Blab, Waffenschmied

Klänzig, Spängler

Stadler, Nagelschmied

Eichinger, Bürstenbinder

Raumer, Säckler

Wurm, Konditor

Haiman, Galanteriewaren

Kellner, Kurzwaren

Kramer, Kurzwaren

Moritz, Spielwaren

Gebhart, Schneider

Merttel, Schuhmacher

Gärtl, Schuhmacher

Sebald, Hutmacher

Steidl, Schuhmacher

Schoierer, Hutmacher

Hasenmüller, Kurzwaren

Jakobsbauer, Schneider

Haas, Konditor

 

Mobert, Kurzwaren

Bauer, Feigenhändler

Nürschel, Zigarren

Röhrl, Konditor

Hartwig, Schuhmacher

Singer, Messerschmied

Mattart, Konditor

Pracher, Wachsler

 

Rauscher, Konditor

Vogt, Wachsler

Schmied, Kurzwaren

Deggel, Galanteriew.

Pelz, Hutmacher

 

Ernst, Säckler

Feller, Wachsler

Linsmeier, Hutmacher

Wittmer, Konditor

Aman, Konditor

 

Siebler, Schuhmacher

Sorg, Zigarrenhändler

Limmer, Schuhmacher

Strebl, Korbmacher

Buchner, Kammmacher

 

Gebhart, Schneider

Hess, Photograph

Brumbach, Künstler[3]

Götz, Pferdemetzger

Wagner, Schuhmacher

Göstl, Zigarrenhändler

Wuzelhofer, Hutmacher

Zimmermann, Wollwaren

 

Hillner, Säckler

Schneider, Kurzwaren

Weinberger, Wollwaren

Kraus, Kurzwaren

Halbritter, Schnittwaren

 

Wälsch, Schneider

Rohrmeier,Pferdemetzger

Koller, Kurzwaren

Weinberger, Wollwaren

Resch, Galanteriewaren

 

 

[4] Aus früheren Märkten ist berichtet, dass auch Auswärtige den Abbacher Markt beschickten:

1803

Markt in Abbach am 5. Sonntag nach Ostern.

„Spezification, was an dem bei dem Markt Abbach gehaltenen Markttagen eingegangen.

An Standgelt:

Hutmacher von Schierling

2 fl

Kramer von  Stadt am Hof

2 fl

Säckler von Neustadt

2 fl

Nüssl von Affeking

2 fl

Staimer von Kelheim

2 fl

Von der Kirche zu Weichs [5]   

2 fl

etc.

(Es folgt der Markt am vorletzten Sonntag im September)

 

Im Jahr 2009 gab es bei der Marktverwaltung die Überlegung, ob man im Jahr 2010 eine 800 Jahrfeier wegen der Verleihung der Marktrechte begehen sollte. Hierzu wäre zu bedenken, dass die Marktwerdung ein längerer Prozess war, und eine Urkunde zu diesem Ereignis nicht existiert. Es gibt zwar die Urkunde 44 beim Bay. HStA aus dem Jahre 1224, die vom Tausch Ludwig I. mit den Mönchen von Prüfening wegen des Burgberges handelt. Darin kommt zwar das Gesellschaftsgebilde Abbach „iuxta“ (lat. = neben) dem intendierten Rechtsgebilde Herrschaft auf der Burg bzw. Landgericht vor, was auf eine relative Unabhängigkeit schließen lässt. Es ist aber zu bedenken, dass der Ort Abbach wenigstens formal noch der Grundherrschaft des Klosters Prüfening unterlag.

Ein weiteres Epitheton möchte ich hinzufügen:

Als im Herbst 2009 die Erschließung der Maria-Weigert-Str. beim Rathaus vorbereitet wurde, fand man im früheren Aumeier Gärtlein (Fichtner) einen mächtigen Stein aus Kapfelberger Marmor. Er lag genau an der Stelle, wo die in obiger Urkunde genannte Grenzlinie im Nordosten für den Grund der zu erbauenden Burg lag, nämlich zu „kublesprunne“. Die Bezeichnung für diese Flur heißt heute noch Kübelsbrunn.

Steht oder liegt der Stein schon seit 1224 an dieser Stelle im Boden, weil er von Ludwig dem Kelheimer als Grenzstein gegen Prüfening gewollt war? Dann sollte man für ihn einen würdigen Standort für immer suchen.

 [1] Pölsterl, Günther.. Mallersdorf. Historischer Atlas von Bayern. Teil Altbayern, Heft 53, S.296.

 [2] a.a.O. S.300

Von |2023-12-03T06:31:42+01:003. Dezember 2023|Lesebuch|0 Kommentare
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