Vortrag am Mittwoch, 26. März 2003, 19.30 Uhr im Kursaal

 Veranstalter : Markt Bad Abbach

Referent: Dr. Alfons Kraus, ehrenamtlicher Archivpfleger

 1. Grundsätzliches

2. Archiv als Denkmal

3. Betreuer

4. Stand 2003

5. Aspekte Abbacher Geschichte ( bes. 3. Reich)

 Meine Damen und Herren,

 als ich vom Vorstand des Heimat- und Kulturvereins, Herrn Auer, zu diesem Vortrag gebeten wurde und ich meine Zusage machte, verband ich damit die Hoffnung, daß ich den Herrn Bürgermeister, die Gemeinderäte und die Einwohnerschaft für die Idee eines Archivs für Bad Abbach gewinnen könnte.

 Nun hat sich aber mein Wunsch und der Wunsch vieler anderer Abbacher Bürger überraschend schnell erfüllt. Der neue Gemeinderat unter Führung des neuen Bürgermeisters Ludwig Wachs ließ sich durch das von mir im Winter 2001 / 2002 erstellte vorläufige Repertorium davon überzeugen, daß wir in den arg ramponierten Archivbeständen immer noch ein wertvolles Kulturgut besitzen, das es im Interesse des Heimatortes zu bewahren gilt und das wir nicht länger vernachlässigen könnten.

 Waren in der nichtöffentlichen Sitzung des Gemeinderates am 25.07.2000 von 18 anwesenden Gemeinderäten immerhin noch 5 dagegen, mich mit der kostenlosen Archivierung der alten Registratur zu betrauen, so war das Gremium am 25.06. 2002 , allerdings schon nach der Wende der politischen Verhältnisse durch die Wahl am 3. März, mit 24 Ja- und 0 Neinstimmen dafür, das Archiv von Bad Abbach aus der Taufe zu heben. Es stimmte auch zu, daß es im Hause des Herrn Professors Hans Müller – Faßbender, auf der Schulbruck 1, seine Heimstatt finden sollte, wozu man die notwendigen Räume anmieten wollte.

 Mich selbst konnte der Vorschlag des Herrn Professors Müller – Faßbender nach der ersten Ortsbesichtigung sofort begeistern, weil es nach meiner Einschätzung und Überzeugung in Bad Abbach keinen würdigeren Ort und kein geeigneteres Haus für die neue Einrichtung geben konnte.

 War das Haus , das jetzt wunderbar restauriert ist, doch von 1845 – 1929 das Rathaus von Abbach, von 1845 – 1890 zusätzlich Feuerwehrhaus, von 1891- 1962 Volksschule, die, wie ich selbst, die älteren Einwohner von Bad Abbach alle besucht haben.

Zudem befindet es sich in der ehrwürdigen Nachbarschaft des alten Benefiziatenhauses, das von 1760 – 1803 den Landrichter von Abbach beherbergte, nach einer 40- jährigen Nutzung als Landgut 1845 Sitz des Schulbenefiziaten und das bereits vierte Schulhaus von Abbach wurde, außerdem steht es in der Nähe der 1852 fertiggestellten neugotischen Pfarrkirche zum hl. Nikolaus, des bereits vierten Kirchenbaues an der gleichen altehrwürdigen Stelle.

Es wurde diesem schon immer kulturell zentralen Punkt von Bad Abbach nun ein neuer Akzent hinzugefügt, der seine Bedeutung hat und sicherlich Beachtung finden wird.

Über all dem ruhen gleich oberhalb um die Kirche herum die Toten, deren Existenz und Namen seit dem 16. Jahrhundert in den von mir gegenwärtig betreuten Archivalien bezeugt und in würdigem Andenken gehalten werden sollen.

Nachdem ich am 6.5.2000 mit der Arbeit am Archiv begonnen hatte und nun am 04. 12. 2001 offiziell – „auf eigenen Wunsch“, wie mir von der alten Administration zu erkennen gegeben wurde – zum ehrenamtlichen Archivpfleger von Bad Abbach bestellt worden bin, danke ich in dieser Eigenschaft dem nunmehrigen Herrn Bürgermeister Wachs und den Gemeinderäten für ihre beherzte Entschlossenheit und hoffe, daß meine Bereitschaft und bisherige Arbeit sie alle überzeugen möge. Ich danke auch den Arbeitern im Bauhof, besonders dessen Leiter und Marktrat Herrn Hueber , für ihre Mithilfe beim Umzug der Akten aus dem Bauhof und aus den Schulen, besonders dem Herrn Brenner , dem Schreiner im Bauhof, der die ganze Einrichtung mit mir geplant und selbst gefertigt hat.

Für mich selbst ist mit dem Archiv ein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen, kann es doch ein Ausdruck meiner immerwährenden Liebe zur alten Heimat sein und eines tiefen Gefühls der Pietät und Dankbarkeit für unsere Vorfahren. Was man liebt, das möchte man gerne immer besser kennenlernen. Ich habe an diesem Platz in meinem sog. Ruhestand, der nun ein richtiger Unruhestand geworden ist, die besten Chancen, dieses Ziel noch zu erreichen.

Nach dieser Einleitung skizziere ich, wie es in meinem Vortrag weitergehen soll und hoffe, daß Sie die Geduld aufbringen, mir zuzuhören.

Es handelt sich um :

1. Grundsätzliches über die Archivpflege in Bad Abbach

 2. Wie das Archiv in Bad Abbach den Anspruch der Denkmalpflege erfüllt

 3. Überlegungen, wer das Archiv jeweils betreuen soll

 4. Über den gegenwärtigen Stand der Arbeit am neuen Archiv von Bad Abbach

 5. Über konkrete Aspekte Bad Abbacher Geschichte:

Erkenntnisse aus Ereignissen und Vorgängen der Vergangenheit Abbachs und

Folgerungen für Erfordernisse der Gegenwart und Zukunft:

 Darunter verstehe ich

a) Das Recht auf Kenntnis der persönlichen Abstammung (Genealogie)

b) Zustimmung und Widerstand im 3. Reich: Abbacher Streiflichter :

Um den 70. Jahrestag des Ermächtigungsgesetzes am 23. März 1933

Zum Antrag des Herrn Prof. Ebert auf Umbenennung einer Straße

c) Wie aus Abbach „Bad Abbach“ wurde

d) Schulspeisung in Bad Abbach nach dem 2. Weltkrieg

e) Über den Bau von Kindergärten ( Das Problem von Standort und Finanzen)

 5. Einladung zum Tag der offenen Tür am 29.3.2003; Bitte um Rückgabe von

Akten; Schenkungen an das Archiv; Nutzung und Mitarbeit.

 Meine Damen und Herren,

1. Grundsätzliches über Archivpflege

 Am 1. September 1829 erging ein Schreiben der Königlichen Regierung des Regenkreises an die Marktsgemeinde Abbach, in dem begründet wurde, warum die Anlage von Zeitbüchern und Chroniken angeordnet werde.

Es heißt darin: Wenn man sich jetzt diese Mühe auferlege , handle es sich um einen löblichen Eifer, ein erfreuliches Zeichen des wiedererweckten Gemeindelebens und eines ehrenwerten Selbstgefühles, welches in den Denkmalen der Vorzeit den Aufruf zur eigenen nützlichen Tätigkeit finden soll. Durch den Vorsatz der Aufzeichnung löblicher Leistungen solle man Wache gegen sich selbst halten und dadurch segensreichen Samen für die Nachkommen ausstreuen.

Es eigneten sich für die Aufnahme in Zeitbücher alle Vorfälle und Handlungen, welche den Bestand und die Eigentümlichkeit der Gemeinde zeigen, ein Bild der Sitten, Gebräuche und Zeitverhältnisse überhaupt darstellen, Ereignisse, welche die Gemeindeverfassung und Verwaltung betreffen, die Besetzung der Magistratsstellen und Gemeindebevollmächtigten, die Wahlen, die Administrativ- Maßregeln, die anderen Anordnungen, das Schul- und Armenwesen, die Ausführung von Bauten, Stiftungen, zeitweise Nachrichten über den Zustand des Gemeindevermögens, bedeutende Verbesserungen oder Verschlimmerungen, Veränderungen an den Gemeindegrenzen oder in der Markierung oder an den Gemeinderechten, bedeutende Kulturen ,Todesfälle, der Aufenthalt bedeutender Personen, die Beschreibung von Festlichkeiten, auffallende Naturereignisse, Beispiele großer Teuerung oder Wohltätigkeit usw.

Am 15. Dezember 1878 gaben sich die Gemeinden Abbach und Abbach-Schloßberg eine Geschäftsordnung, in der sich jede der beiden Gemeinden zur Führung und Evidenthaltung der Gemeindeinventarien, der Beitragsrollen für Gemeinde-, Distrikts- und Armenumlagen, der Verzeichnisse der Gemeindebürger und Heimatberechtigten, der Wahl- und der Urlisten für die Wahl und der sonst vorgeschriebenen Verzeichnisse verpflichtete.

Es sei für sichere und ordnungsgemäße Aufbewahrung zu sorgen, es müsse eine Registratur geben und ein Repertorium der gemeindlichen Akten angefertigt werden. Das Gemeindearchiv müsse nach den einzelnen Titeln des Repertoriums geordnet gehalten werden, die einzelnen Akten müßten mit Umschlag und Aufschrift versehen werden, die gemeindliche Registratur sei verschlossen zu halten und nur der Bürgermeister und der Gemeindeschreiber hätten die Schlüssel.

Bei der Vereinigung der beiden Gemeinden Abbach und Abbach-Schloßberg im Jahre 1892 wurden die beiden Archive zusammengeführt.

Am 23. April 1911 stimmte die Marktverwaltung Abbach unter Bürgermeister Geigl einem Antrag des historischen Vereins Kelheim zu, die alten Sachen abzugeben, aber unter der Bedingung, daß sie in einen eigenen Kasten kämen, der die Aufschrift „Eigentum des Marktes Abbach“ trägt. Außerdem müßten sie gegen Diebstahl und Brand versichert werden und alles müsse immer zur Verfügung des Marktes bleiben. Es müsse zwischen dem Verein und dem Markt Abbach darüber ein Vertrag geschlossen werden.

Aus der Transaktion scheint nichts geworden zu sein.

Daher wurde die Marktsverwaltung Abbach schon am 17. Mai 1912 vom Königlichen Allgemeinen Reichsarchiv, das 1921 vom neugegründeten Hauptstaatsarchiv übernommen wurde, aufgefordert, das Marktarchiv zu ordnen. Es wurde empfohlen, sich das mustergültige Stadtarchiv in Kelheim zum Vorbild zu nehmen. Es wurde angeregt, eigenes Repertoriumspapier im Folioformat und dazugehörige Aktendeckel zu verwenden. Man solle sich an die vom Königlichen Reichsarchivassessor Dr. Mitterwieser soeben in Abbach eingeführte Repertoriumsordnung halten, die Rechnungsserien mit einer Schnur zu handlichen Bündeln schnüren und mit Blaustift mit einer Signatur versehen. Die Marktverwaltung solle den Beschluß fassen, daß Archivalien nur auf dem Rathause eingesehen werden könnten. Wenn aber ein Stück versandt werden müsse, dann nur gegen Revers, und zwar nur an Archive, Bibliotheken, also nur in Ämter und keinesfalls an private Personen. Es soll alles in einem eigens verschließbaren Fach des alten Schrankes , der früher auf dem Dachboden stand, untergebracht werden.

1924 feierte man in Abbach den 900. Todestag des hl. Kaisers Heinrich II. Da entdeckte man plötzlich, der Bürgermeister hieß nun Adam Meindl, daß eine bedeutende Urkunde von 1335 nicht mehr auffindbar war. Es handelte sich offenbar um die ältesten „ Freiheitsstatuten des Marktes Abbach in 2 Abschnitten . Des Marktes löbliche Statut, Freyheit und altes Herkhumen unter Kaiser Ludwig dem Bayer“. 1800 wurde die Urkunde unter den Regesten genannt ,1902 sowie 1909 stand sie noch im Repertorium . Im Repertorium von Dr. Mitterwieser 1912 wurde sie nicht mehr aufgeführt . –

Da wurde mit Beschluß vom 30.Juni 1924 über den Verbleib der genannten Urkunde die protokollarische Einvernahme des ehemaligen Herrn Bürgermeisters Geigl sowie des Gemeinderats Leibl beschlossen. Ob man fündig wurde, kann bezweifelt werden, weil die Urkunde in keinem späteren Repertorium mehr auftauchte .

Am 24.Januar 1926 beschloß der Gemeinderat unter Bürgermeister Adam Meindl die Archivalien nicht mehr aus der Hand zu geben, sondern einen feuersicheren Behälter anzukaufen.

All zuviel dürfte aber in der Folgezeit in Sachen Archiv in Abbach und rund herum nicht mehr passiert sein. Für die Fortführung eines Repertoriums in den 30er Jahren wurde ein eben solches der 20er Jahre aus dem Einband herausgeschnitten, um den verbleibenden Rest der leeren Blätter noch verwerten zu können.

So sah sich der Regierungspräsident in Regensburg am 21. Mai 1941 , immerhin mitten im Krieg, veranlaßt, über den Landrat in Kelheim eine Aufforderung zur Archivpflege nach Bad Abbach zu schicken. Darin heißt es wörtlich:

„Es ist das Bemühen der staatlichen Archivverwaltung trotz dem Kriege die Archivpflege allenthalben wirksam werden zu lassen. Die Notwendigkeit dieser Maßnahme ergibt sich aus der zunehmenden Gefährdung geschichtlichen Quellenstoffes teils durch Altpapiersammlung, teils durch die Einberufung der zuständigen Beamten (.) teils durch mangelndes Interesse.

(….) Dies gilt insbesondere in Hinblick auf die gemeindlichen (…) Archive, deren Zustand seit der Mitte des 19. Jahrhunderts fast allenthalben viel zu wünschen übrig läßt.

Die Verwaltungsbehörden sind gewiß (..) der Meinung, daß hierin ein grundsätzlicher Wandel eintreten müßte. (…) Die Archivpfleger sollen das Instrument sein, dessen sich die Herren Landräte bedienen können, um bei den Gemeinden geordnete Registratur- und Archivverhältnisse zu bewirken. (….)“

Bis zum Ende des 2. Weltkrieges und in den Nachkriegsjahren gab es sicherlich drängendere Probleme, als sich um die alten Akten zu kümmern. Erst unter Bürgermeister Emil Karl ist in Bad Abbach eine gesteigerte Neigung sichtbar, sich um die Geschichte Bad Abbachs wieder besser zu kümmern. Er setzte immerhin eine Arbeitsgruppe mit einer ABM- Kraft ein, die die Ordnung der Archivbestände ziemlich weit vorantrieb und sogar ein Repertorium verfaßte. Teile dieses Repertoriums konnte ich bei meiner Arbeit sogar noch entdecken.

 Aber die 80er und 90er Jahre haben bei allen inneren und äußeren Veränderungen in dieser Kommune auch an den Archivalien ihre Spuren hinterlassen.

Die Bestände haben sich explosionsartig um das Schriftwesen der bis zur Gebietsreform selbständigen 6 Gemeindeverwaltungen vermehrt. Sie erlebten hintereinander mehrere unsachgemäß durchgeführte Umzüge in eine Remise hinter dem Rathaus, auf den Dachboden der Schule in Peising, in das Kellergeschoß des Gebäudes des Wasserzweckverbandes in Lengfeld und schließlich in eine Ecke in der Registratur des neuen Rathauses in Bad Abbach und in die Scheune bzw. auf den Dachboden des Bauhofes in Gemling.

Dort und an anderen Stellen konnte ich ab Mai 2000 mit der Unterstützung des Landratsamtes den Umzug in das neue „Archiv von Bad Abbach“ vorbereiten und durchführen. Ich wusste aber damals noch nicht, wo das sein sollte.

Ich möchte noch erwähnen, daß sich in der Zwischenzeit Herr Franz Hagl als Angestellter der Markgemeinde neben seiner eigentlichen Arbeit um diese „Fundgrube“ historischer Informationen , soweit das Material im Kellergeschoß des Rathauses lagerte, verantwortungsbewußt gekümmert hat.

2. Das Archiv von Bad Abbach erfüllt den Anspruch der Denkmalpflege

In der Denkmalfibel des Bay. Staatsministeriums für Unterricht, Kultur, Wissenschaft und Kunst , 1991 in München erschienen, heißt es:

„Bayern besitzt einen reichen Schatz an Denkmälern, und diese faszinieren nicht immer nur durch ihren ästhetischen Wert, oder ihre Altehrwürdigkeit, sondern vor allem durch ihre geschichtliche Zeugnisfunktion. Sie regen zum Nachdenken über vergangene Zeiten und über die Zeit, in der wir leben, an.“

Es werden die verschiedenen Denkmalgruppen unterschieden: z.B.

Baudenkmäler (auch Gartenanlagen)

technische Denkmäler ( z.B. Ludwig-Donau-Main-Kanal)

Ensembles (z.B. Siedlungen und Gehöfte)

Historische Ausstattungsstücke (z.B. Kircheneinrichtungen)

Bodendenkmäler (z.B.Grabbeigaben)

und

bewegliche Denkmäler (z.B. Urkunden und alte Schriftstücke)

Nicht alles, aber sehr vieles in unserem Bad Abbacher Archiv fällt unter die letzte Kategorie.

So ist die Archivpflege in Bad Abbach nicht nur dem Bürgermeister in Art.57 der Bayerischen Gemeindeordnung zur Pflicht gemacht sondern sie unterliegt der Aufsicht der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Kelheim, die, wie mir versichert wurde, an meiner ehrenamtlichen Arbeit sehr interessiert ist.

3. Vorstellungen, wer das Archiv jeweils betreuen soll

Schon in der „Neuverbesserten Instruktion, was die bürgerlichen Obrigkeiten in Städten und Märkten des Chufürstentums und der Landen zu Bayern (..) künftig absonderlich in Obacht zu nehmen und gehorsamst zu vollziehen haben“ , von Churfürst Maximilian Josef 1748 , ist die Aufgabe des Archivars dem Marktschreiber zugedacht. In Artikel 5 und 11 heißt es: So haben die bürgerlichen Obrigkeiten solche Leuth für Stadt- oder Marktschreiber auszusehen, von welchen man eines guten , und gewissenhaften Lebenswandels, beinebst aber auch einer hinterlegt guten nothwendigen Praxis (.)versichert sein könne, nicht aber den Antrag dahin nehmen, daß ein unerfahrener Mensch (.) angestellt werde (……)

Es soll auch darauf geachtet werden, daß ihnen verfänglich eingebunden , auch darauf mit Eifer gesehen werden solle, damit sie die Registratur an verwahrten, abgesonderten Orten in guter Ordnung halten, usw.

 In dem Schreiben des Königlichen Allgemeinen Reichsarchivs vom 17. Mai 1912 wird dem Markt Abbach empfohlen : „Es ist nun Sache der Marktsverwaltung, einer geeigneten Persönlichkeit diese Arbeit zu übertragen“.

 Wer diese Qualifikation aufweist, wird wohl von Fall zu Fall entschieden werden müssen.

Es kann sicherlich auf keinen Fall als angemessen erachtet werden, daß keine Persönlichkeit für diese Aufgabe zur Verfügung steht, und das Archiv sich wieder selbst überlassen bleibt.

 Nach meiner Empfehlung müßte ein Archivpfleger zu erkennen geben, daß sich seine Aufgabe nicht nur in Registraturarbeiten erschöpft, daß er historisch kombinieren kann und kreativ ist.

Sein unentgeltliches Ehrenamt darf ihn nicht zur Beliebigkeit verleiten, sondern er muß sich aus innerem Antrieb zur Verläßlichkeit angetrieben fühlen, alles in der Gemeinde aufzusammeln, was für die Nachwelt Bedeutung haben kann.

 Absolute Verschwiegenheit über geschützte Daten muß vorausgesetzt werden können. Die hier lagernden Schulakten sind streng geschützt, einer betroffenen Person darf nur einer der Schulleiter auf schriftlichen Antrag Einblick gewähren oder durch gerichtliche Anordnung kann eine Akte herausgenommen werden müssen, aber nur gegen Revers.

 4. Über den gegenwärtigen Stand der Arbeit am neuen Archiv von Bad Abbach

 Der Umzug der Archivalien und Akten aus dem Bauhof, aus dem Rathaus, aus den Schulen und einigen privaten Lagern in das neue Archiv ist abgeschlossen. Die Räumlichkeiten auf der Schulbruck sind möbliert , zweckmäßig und ansprechend eingerichtet. Auch die notwendigen Gerätschaften wie Computer, Drucker und Kopierer stehen zur Verfügung, wofür wir außer der Gemeindeverwaltung besonders der Sparkasse danken müssen. Auch die Raiffeisenbank hat ihre Bereitschaft für zukünftige Bedürfnisse des Archivs zu erkennen gegeben.

Das ganze Schriftwesen, auch die Schulakten bis 1980, ist bereits nach den 7 ursprünglichen Ortschaften in eigenen Regalen wieder getrennt. Was die ursprüngliche Kerngemeinde Abbach, die Ortsteile Dünzling und Poikam betrifft, ist das Material auch schon nach Sachgebieten gebündelt und verschnürt. Das muß umgehend auch für die restlichen Ortsteile erledigt werden.

Die Regale sind durchnummeriert, und die Bündel der Sachgebiete haben einen gekennzeichneten Platz gefunden.

 Nun müßte man sich nach meiner Auffassung in der Gemeindeverwaltung einig werden, auf welche Sachen , die aus der Zeit vor der Amtsperiode Will stammen, man verzichten kann und dem sog. alten Archiv zuzuführen sind, weil jetzt dann das Vorhandene in einem Repertorium festgeschrieben werden muß und nicht alle Tage Ergänzungen vorgenommen werden sollten.

Auch sollte man sagen können, wie z.B. in den Schulen: Die Akten bis 1980 liegen im Archiv.

 Nach der erfolgten Grobordnung, die nun im Gange ist, erfolgt die Feinordnung, die die meiste Arbeit verursachen wird. Soweit nötig, werden entsprechende Papiere in säurefreies Archivpapier gelegt, in säurefreie Schachteln in Folioformat verstaut.

Diese müssen bezüglich Inhalt und Liegeplatz beschriftet werden.

Das in diesem Arbeitsgang zu erstellende Repertorium steht dann der Auswertung zur Veröffentlichungen etc. zur Verfügung.

Jetzt schon ist ein Leserzimmer eingerichtet, in dem sich Interessierte unter Beachtung einer Benutzerordnung über bestimmte Sachen kundig machen können.

 5. Über konkrete Aspekte aus der Geschichte Bad Abbachs

Erkenntnisse aus Ereignissen und Vorgängen der Vergangenheit Abbachs /

Folgerungen für Erfordernisse der Gegenwart und Zukunft:

 Viele Leute werden sicherlich fragen: Was nützt das neue Archiv mir persönlich ? Darauf ist zu antworten : Vielen nützt es wohl gar nichts. Ein Archiv ist ein kulturelles Angebot, das eine gewisse Neugierde für Folgen und Folgerungen aus Ereignissen und Handlungsweisen der Vergangenheit voraussetzt.

Es ist ein gewisses Maß an Geschichtsbewußtsein vorausgesetzt,das besagt, daß sich keiner für so absolut halten soll, als fange die Welt erst mit ihm an.

 Nun im einzelnen über

a) das Recht auf Kenntnis der persönlichen Abstammung

 Was heute in gewisser Weise einen Wert darstellt, ist die Kenntnis der eigenen Wurzeln und Herkunft. Eine Art Familiengeschichte halten die meisten trotz der überall feststellbaren Auflösung familiärer Traditionen und Bindungen oder gerade deswegen für sehr wichtig.

Ich kann für meine Person berichten, daß ich vor 30 Jahren, als ich erstmals nach meinen Wurzeln suchte, überrascht war, was da alles in Matrikeln, Archiven und Registraturen aufgeschrieben war. Es wird zwar nicht jeder bei seiner Suche so erfolgreich sein, wie ich selbst, weil er nicht die gleichen Voraussetzungen und Zugänge hat, aber wer in Abbach geboren wurde, geheiratet oder gelebt hat, hat hier seine Spuren hinterlassen.

Wenn ich meine Vorfahren kenne, ihre Geschichte und oft Gründe , kenne ich mich selbst genauer, bin ich ihnen gegenüber konzilianter oder handle ich familienbezogener.

Es gibt heute viele Kinder allein erziehender Mütter. Wenn es hoch kommt, wissen sie, wenn sie erwachsen sind, gerade noch den Namen ihres Vaters. Bei uns in Deutschland regelt das Gesetz gerade noch, daß diese Leute das Recht auf das Wissen über ihre Herkunft besitzen.

Aber nach europäischem Recht wird das anders sein. Außerdem wird der sicher sehr begründete Datenschutz bald alles verdunkeln.

Was mich z.B. gerade umtreibt , ist die Unkenntnis über den Geburtsort meines UrUrgroßvaters von Seiten meiner Mutter. Ich habe aber durch eine Notiz im Taufeintrag erfahren können, daß ihn 1851 das mit 34 Jahren noch nicht ehefähige, weil arme Dorfschulmeisterlein in Saalhaupt, Engelbert Schifer, mit meiner ledigen UrUrgroßmuter Maria Anna Schmiedbauer ins Leben gerufen hat. Durch hartnäckiges Suchen weiß ich jetzt schon, daß er am Heiligen Abend 1813 geboren wurde und guten Charakter und hervorragende Fähigkeiten besaß. Was seinen Geburtsort betrifft, hoffe ich, daß ich dieses Geheimnis bald lüften werde.

b) Über Zustimmung und Widerstand im 3. Reich : Abbacher Streiflichter um den 70. Jahrestag des Ermächtigungsgesetzes am 23. März 1933, den wir erst kurz hinter uns gebracht haben und zum Antrag von Herrn Prof. Ebert wegen der Umbenennung einer Straße

Cooperator German Vollath, seit 1.8.1932 in Abbach tätig, berichtete am 17.September 1932:

Eine schwere Zeit in Abbach ! Wirtschaftliche Not. Ca. 100 Arbeitslose, die von der Gemeinde unterhalten werden müssen. Allgemeiner Wirtschaftsniedergang . Die große Zementfabrik in Alkofen wurde stillgelegt.

Ergebnis der Reichstagswahl vom 31. August 1932:

640 Stimmberechtigte in Abbach

135 Kommunisten ( die übrigens 1933 gleich verboten wurden, A.d.V.)

128 Nationalsozialisten

90 Sozialdemokraten

260 Bayerische Volkspartei.

Diese war damals noch die stärkste Partei.

Weiter berichtet er über die Schwierigkeiten, mit denen sich kirchliche Vereine konfrontiert sahen.

Von diesem Bericht zu den Wahlakten im neuen Gemeindearchiv

Schon am 5. März 1933 fand die nächste Reichstagswahl statt.

Es waren 806 Bürger in Abbach wahlberechtigt.

Auf die NSDAP fielen 405 Stimmen, das war mehr als die Hälfte ! Eine erschreckende Veränderung in kurzer Zeit ! Das bewirkte die Arbeitslosigkeit und die NS- Propaganda.

Mein Vater notiert in seinem Tagebuch des Jahres 1933, daß er am 6. März für das Blasen der C- Trompete bei der sog. „Siegesfeier“ 70 Pf verdiente

Wer da wohl feierte ? Sicher eine Schar von Verblendeten.

Hernach ging es Schlag auf Schlag !

Am 9. März 1933 konstituierte sich der Reichstag. Das 3. Reich war geboren !

Schon am 23. März wurde das Ermächtigungsgesetz beschlossen; der deutsche Reichstag hat dem Tod der Demokratie zugestimmt.

am 31. März folgte das Gleichschaltungsgesetz . Die Eigenständigkeit der Länder war vorbei.

am 22. April fanden die Gemeindewahlen nach neuem Modus statt, dem Modus der Partei.

Die NSDAP erhielt in Abbach 7 Sitze

Die Bayerische Volkspartei 3 Sitze.

Am 26. April 1933 wurden die Bürgermeister gewählt. In Abbach waren beide Kandidaten von der NSDAP.

Gewählt wurde als 1. Bürgermeister der Distrikttierarzt Georg Frank mit 7 Stimmen,

der bisherige Bürgermeister Adam Meindl wurde mit 3 Stimmen zum 2. Bürgermeister gewählt. Georg Frank blieb Bürgermeister bis zum Kriegsende.

Aus dem Kassa Tagebuch Abbach 1933 / 34 entnehmen wir die neuen Schwerpunkte der damaligen Führungsriege:

5.4. 1933 Für 40 Stück Fackeln a 35 Pf. 14.-RM

19.4. Nähen von 3 Fahnen 4.50

24.4. 3 Fahnenstangen 9.40

30.4. eine weitere Hackenkreuzfahne 1.-RM

8.5. 2 Hitlerbilder 14.-

16.6. Bild von Hitler und Hindenburg 25.-

2.8. 3 Hitlerbilder a. 7.50 22.50

19.8. Spende für den 1. Reichstag 50.-RM

20.8. Für die Ausbildung der Hitlerjugend 12. – RM

28.8. Nachnahme für Retorikverlag in Abensberg 7.50

30.10. 33 Hitler fährt durch Abbach. Für Dekorationsarbeiten 7.50

In der Folgezeit häuften sich die Ausgaben für Propaganda und die Gliederungen der NSDAP

Es gab wie allerorts wagemutige Männer auch in Abbach. Ein wenig später hätten diese Männer Kopf und Kragen riskiert und sich das eigene Grab geschaufelt, wenn sich Georg Frank nicht ein gewisses Maß an Solidarität bewahrt hätte.

Am 27. 6.1933 schrieb Viktor Höing, Badbesitzer, an Bürgermeister Frank folgenden Brief:

„ Aus den Vorkommnissen der letzten Tage ist zu schließen , daß der Begriff der verfassungsmäßig garantierten persönlichen Freiheit aufgehört hat zu bestehen, wie jede freie Meinungsäußerung und Kritik nicht mehr erlaubt sind. Damit entfallen die Grundlagen, die für die Ausübung eines öffentlichen Ehrenamtes , wie das eines Gemeinderates ,unbedingte Voraussetzungen bilden ! Unter diesen Verhältnissen kann ich es mit meinem Gewissen nicht länger vereinbaren, ein Amt zu bekleiden, dessen weitere Ausübung mich dauernd in Gewissenskonflikte bringen muß. Ich ziehe daher die Konsequenzen und lege hiermit mein Amt als Gemeinderat nieder.“

Diesem Entschluß schlossen sich Johann Adlhoch, Hans Seidl, Josef Aumeier und Josef Schuderer an. 

Aber die Entwicklung ließ sich nicht aufhalten . Der Gemeinderat wurde schnell um 2 linientreue Mitglieder aus der NSDAP ergänzt

 Am 28.Oktober 1935 konnten sie wie an den Orten um Bad Abbach ohne Gewissensbisse schwören:

„Ich schwöre: Ich werde dem Führer des Deutschen Reiches und Volkes Adolf Hitler treu und gehorsam sein, die Gesetze beachten und meine Amtspflichten gewissenhaft erfüllen, so wahr mir Gott helfe.“

 Cooperator Vollath wurde zu Beginn der neuen Ära wegen seines freien Wortes vorübergehend in Schutzhaft genommen.

 Der nationasozialistische Aufstieg wurde in Bad Abbach, wie sich gezeigt hat, nicht widerspruchslos hingenommen. Wenn wir eine Straße oder einen Platz umbenennen oder neu benennen müßten, wie Prof. Ebert vorgeschlagen hat,sollten wir sie ganz einfach „Straße oder Platz des Widerstandes 1933“ nennen.

 c) Nun, wie aus Abbach „Bad Abbach“ wurde [1]

 Das Bemühen, den Ort attraktiv zu machen, war schon immer ein Anliegen der jeweiligen Administration , nicht erst seit der Anwesenheit der neuen Badbesitzer Linxen und Höing am 15. Mai 1924 und seit der Gründung von Zweckverbänden in unserer Zeit.

 Im Ratsprotokollbuch der 20 er Jahre lesen wir unter dem

7. September 1924:

Die Gemeinde macht Schritte, damit für Abbach die Bezeichnung Bad Abbach genehmigt werde ( Begründung (A,d.V.): kurfürstl Wildbad, Besuch durch hohe und höchste Herrschaften, Eignung in der Gegenwart); für diese Idee mögen die neuen Badbesitzer mitverantwortlich gewesen sein

 Unter dem 14.August 1925 wird aber berichtet: Der Bürgermeister stellt in der Gemeinderatssitzung fest:

Die Bezeichnung „Bad Abbach“ wird vom Staatsministerium des Inneren abgelehnt. Diesbezügliches Schreiben vom 14. Juli 1925 (..) dient zur Kenntnis.

 Im Abbacher Heimatbuch von Fritz Angrüner aus dem Jahre 1973 lesen wir in der Einleitung (S. 10: ) „Aufgrund langjähriger Bemühungen hat die Marktgemeinde im Jahre 1935 endlich die Genehmigung erteilt bekommen, sich Markt Bad Abbach zu nennen, ein Verdienst auch der beiden damaligen Badbesitzer Höing und Linxen.“

 Der Grund, warum Bad Abbach letztendlich mit seinem Begehren erfolgreich war, stellt sich nach Auskunft des Archivs wie folgt dar:

 Eintrag im Protokollbuch der Marktgemeinde am 29. Dezember 1933:

Der Gemeinderat (Es waren nur mehr NS- Leute vorhanden. A.d.V.) beschließt in seiner heutigen außerordentlichen Sitzung einstimmig, daß Ritter von Epp in Anbetracht der familiengeschichtlichen Beziehungen das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde übertragen wird.

Gleichzeitig faßt der Gemeinderat den einstimmigen Beschluß, den Platz an der Marktkirche als den Ritter von Eppplatz zu bezeichnen.

 Ich wollte wissen, wer Ritter v. Epp war und las in Der große Herder (Bd.4 S. 287, München 1932):

„Epp, Franz Ritter v., bayer. General- * 16.10.1868 in München. 1919 Freikorpsführer, dann in der Reichswehr bis 1923. Nationalsozialist; seit 1928 Mitglied des Reichstags. Lebt in München.“(Zitatende, A.d.V.)

Hitler ernannte ihn 1933 zum Reichsstatthalter in Bayern.

Die familiären Beziehungen zu Abbach gilt es noch zu eruieren.

 Ritter von Epp nahm die ehrenvolle Auszeichnung an, für die er in Abbach gar nichts geleistet hat. Es existiert im Archiv ein Dankbrief seines Büros.

 Im Kassa Tagebuch Abbach 1933/34 stellen wir ergänzend fest:

31.1.1934:

Ehrenbürgerrechtsurkunde f.d. Reichstatthalter General Ritter v. Epp 220 RM.

Fahrspesen und sonstige Auslagen des 1. Bürgermeisters (das war schon Georg Frank. A.d.V.)anläßlich der Überbringung der Ehrenurkunde 60.- RM

(Man bedenke, daß ein Arbeitsloser in dieser Zeit von wöchentlich höchstens 3 RM Arbeitslosenunterstützung leben mußte ! A.d.V.)

Fahrspesen und sonstige Auslagen des Gemeindeschreibers und des Kassenwarts allerdings bescheidene 5 .-RM.

 Dieses Ehrenbürgerrecht geriet nach 1945 in Vergessenheit. Der Platz ist wieder ein Anonymus. So heilt die Zeit die Wunden.

 Im Bechlußbuch des Marktgemeinderates Abbach von 1926 bis 1935 nennt sich der Ort am 14. März 1934 noch „Abbach“

am 6.Juni 1934 apostrophiert er sich bereits als „Bad Abbach.“

 Von einer eigenen Feier oder einer anderen Erwähnung der erfolgreichen Bemühung, daß nun Abbach endlich Bad Abbach war, konnte ich im Archiv nichts finden.

Im Kassa Tagebuch entdeckte ich aber, daß am 29.3.1934 ein neues Gemeindesiegel angeschafft wurde. Es kostete 14.-RM

Am 11.4. 1934 wurden noch einmal 2 neue Stempel gekauft, wofür 16.60 RM bezahlt wurden.

 Die Erhebung Abbachs zu Bad Abbach hat also bereits im März/ April 1934 stattgefunden, nicht erst 1935.

 Den Anstoß zu dieser Vision mögen die Herren Linxen und Höign mit ihrem Erscheinen in Abbach im Mai 1924 wohl gegeben haben. Aber ihr Einfluß war zu diesem Zeitpunkt in Abbach nachweislich zu gering, als daß sie die Umbe -nennung hätten bewirken können.

 Wir sollten aus den Entwicklungen in Bad Abbach gelernt haben, daß„familien- geschichtliche Beziehungen“ allein – zumindest heute – Abbach noch nicht zu Bad Abbach machen können, sondern daß wir uns dafür anstrengen müssen, und daß wir Ideen entwickeln müssen, um unseren Ruf als Badeort zu bewahren.

 d) Über die Schulspeisung in Bad Abbach nach dem 2. Weltkrieg

 Für Schuld und Probleme der Erwachsenen kann man Kinder nicht verantwortlich machen.

Die amerikanische Bevölkerung ließ sich offensichtlich nach dem Krieg gegen Nazideutschland von dieser Erkenntnis zu einer großen humanitären Leistung bewegen. Ab 15.September 1947 erhielten die meisten Schüler in Bad Abbach zwischen 6 und 18 Jahren wie überall in Deutschland die Schulspeisung. Wer von uns als Kind oder Jugendlicher in dieser Zeit der Not und des Hungers daran teil hatte, erinnert sich mit Dankbarkeit gegen das amerikanische Volk.

Im Archiv von Bad Abbach liegen noch sämtliche Unterlagen über die Schulspeisung von Sept.1947 bis Sept.1950 :

Die tägliche Hilfsration enthielt in der Regel 260 Kalorien. Es wurde im voraus ein zweiwöchiger Speiseplan erstellt. Die Bestandteile der Tagesmenüs wurden genau angegeben, ebenfalls wie diese verarbeitet waren. Das Essen war nach laufender Kontrolle von Frl. Krauter und Rosenkranz abwechslungsreich und bekömmlich. Es handelte sich um eine Zusatzverpflegung.

So gab es z.B. am Donnerstag 1.6 1950 Erbsenmehlsuppe mit Fleischeinlage

Freitag 2.6. 1 Packung Hohberger Blockmaltin

Montag 5.6. Haferflockenbrei mit Rosinen

Dienstag 6.6. Legierte Nudelsuppe mit Fleischeinlage

Mittwoch 7.6. Kakao mit Keks

Freitag 9.6. 1 Tafel Schokolade

Montag 12.6. Süße Vollmilch mit Keks

usw.

Das Essen wurde jeweils im Flur des sog. Benefiziatenhauses neben der Schule ausgegeben.

Man benutzte ein Feldgeschirr wie die Soldaten im vergangenen Krieg.

Vom 1.- 16. Juni 1950, in 2 Wochen also, wurden 2200 Portionen ausgegeben. Die Marktgemeinde Bad Abbach zahlte dafür an die Kreiskasse Kelheim einen Unkostenbeitrag für Beschaffung, Lagerung, Transport usw. 22.- DM. Den Eltern wurden für die entstehenden Kosten der deutschen Verwaltung, für die Zubereitung und Aufschließung der Lebensmittel monatlich 1.70 DM zugemutet.

Manche Eltern waren nicht in der Lage, diese Ausgabe auf sich zu nehmen. Da übernahmen sog. Paten in Bad Abbach 70 Patenschaften. Es handelte sich um 20 Einzelpersonen, die Freiwillige Feuerwehr, den TSV, die Pfarrei, die CSU und die SPD, davon allein der schon erwähnte Viktor Höing und Grgas Peter je 10 Patenschaften. Eine Einzelpatenschaft kostete einschließlich einer Spende monatlich 7.-DM

So halfen die Amerikaner neben einigen hiesigen Gönnern, daß Abbacher Kindern in schwerer Zeit die Gesundheit erhalten und eine normale körperliche Entwicklung ermöglicht wurde.

Aber im Dezember 1949 wurde von der Regierung Niederbayerns und der Oberpfalz beklagt, daß in der Presse die Schulspeisung in verantwortungsloser Weise heruntergemacht wurde.

So mußten sich die Eltern schriftlich äußern, ob sie für ihre Kinder ab 10. Januar 1950 die Schulspeisung noch haben wollten.

Auch mußten sie zur Kenntnis nehmen, daß die Rohlebensmittel durch die Amerikaner kostenlos nur noch bis zum 30. Juni 1950 zur Verfügung gestellt würden, und daß diese hochwertigen Lebensmittel nicht vergeudet werden dürften.

 Diesen Beitrag habe ich deswegen in meinen Vortrag mit aufgenommen, weil der Hunger der Kinder in vielen Teilen der Welt zum Himmel schreit, während Kinder hierzulande oft nicht wissen, was sie in sich hineinstopfen sollen . Allein im Irak stirbt z. Zt. wegen des verbrecherischen Regimes Saddam Husseins und wegen des Embargos ohne die sog. Kollateralschäden von Kriegshandlungen alle 8 Minuten ein Kind an Hunger und Krankheit (Quelle: KI 2003 Nr. 2 S. 20).

 Wir sollten die Appelle der anerkannten Hilfsorganisationen wie UNICEF oder Caritas nicht überhören und aus Dankbarkeit, daß uns damals als Kinder geholfen wurde, barmherzig sein.

 Noch ein Problem möchte ich aus aktuellem Anlaß in meine Berichte mit herein nehmen, weil diese Materie in zeitgenössischen Heimatbüchern im Zusammenhang so noch nicht dargestellt wurde:

 e) Nämlich: Der Bau von Kindergärten ( Das Problem von Standort und Finanzen)

 Am 24.10.1860 bat die Witwe des Bierbrauers Fr. X. Koller, Maria Anna, den Gemeinderat von Abbach, im alten Rathaus, das 1845 von ihrem damals noch lebenden Ehemann um ca. 3500 Gulden ersteigert worden war, heute Gasthaus zur Post, ein sog. Institut für arme, verwahrloste Mädchen errichten zu dürfen. Es herrschten nach dem Bericht des damaligen Pfarrers Martin Otto schlimme pädagogische Verhältnisse in Abbach. Diese Initiative wurde durch den Gemeinderat durch den Hinweis, daß man an dieser Stelle vielleicht wieder ein Landgericht errichten könnte, abgewürgt. Maria Anna Koller errichtete ihr Kinderhaus trotzdem mit eigenen Mitteln an der heutigen Ecke Römerstraße – Jungferngassl.

 Am 4. 11. 1901, war es wieder eine Frau, Maria Weigert, die eine Kinderbewahranstalt forderte. Sie meinte, daß das Geishaus für diesen Zweck geeignet sei. Das Haus befand sich bereits seit kurzem im Besitz der Gemeinde und man wußte lange nicht recht, was man damit anfangen sollte. Aber aus der Kinderbewahranstalt auf dem Berg wurde nichts.

 Am 16.2.1925 ergriff nun der Gemeinderat von sich aus die Initiative. Ohne Gegenstimme (18 :0)wurde beschlossen:

1. Die Gemeinde baut ein Haus, in dem ein Kindergarten nebst Wohnung der Schwestern und ein Amtslokal der Gemeinde untergebracht werden soll.

2. Als Bauplatz wird das der Gemeinde gehörende Grundstück neben dem Steuererhause in Aussicht genommen.

 Es handelte sich um die heute noch bestehende Baulücke neben dem Steurer- bez. Schlaudererhaus an der Schulbruck. Auf diesem Platz stand vorher das Haus des Schusters Dominikus Alzinger. Es wurde von der Gemeinde gekauft und abgerissen. Der Platz wurde vom Bezirksamt für gut befunden. Die fertigen Pläne liegen noch vor. Der Kostenvoranschlag betrug ca. 18.000 RM. Aber es bot sich plötzlich ein geeigneteres , viel größeres Grundstück an.

 Am 3.9.1925 bot der Gastwirt Alfons Schreiner seinen Sommerkeller mit dazugehörigem Garten, nach dem Vorbesitzer Dirigl-Keller genannt, um 6000 RM zum Kauf an . Es ist der Platz, auf dem heute die evangelische Kirche steht. Hier sollte der neue Kindergarten entstehen. Alois Lehner , der seit 1930 in Abbach Pfarrer war, errichtete hier, nachdem die Gemeinde diesen Bauplatz dem bestehenden St. Nikolausverein übereignet hatte, einen Caritaskindergarten mit Schwesternheim. Am 14.März 1934 hatte der Gemeinderat von Bad Abbach hierzu seine Zustimmung erteilt.

 Dieser Kindergarten existierte bis 1965, bis zum Umzug an die Stelle des ehemaligen Bezirkskrankenhauses am sog. Krankenhausberg, oder Regensburger Str. 13 . Er verstand sich weiterhin als Kindergarten mit katholischer Ausrichtung in der Trägerschaft der katholischen Pfarrkirchenstiftung. Anerkennung d.d.Landratsamt . Vorl.28.3.1974. Endg. 1.7.1977 .(Akten Saalh. XIV. )

Darum sollte es auch einen evangelischen Kindergarten geben.

Es war der „Arche Noah“ Kindergarten. Er wurde vor 10 Jahren im Goldtal 14 errichtet.

Es soll auch der Kindergarten Sancta Maria nicht vergessen werden , der seit 1978 im Ortsteil Lengfeld existiert.

Obwohl man nun in Bad Abbach 3 Kindergärten besitzt, kam das Problem der Kindergartenplätze nicht zur Ruhe. Man behalf sich schon mit Containern, an die sich viele Eltern nicht gewöhnen wollten.

Gleich zu Beginn der Übernahme des Bürgermeisteramtes durch Ludwig Wachs beschloß der Gemeinderat den Bau eines neuen richtigen Kindergartens zwischen Feuerwehrhaus und Grundschule an der Dr.-Franz-Schmitz-Straße. Nun wird bereits der Rohbau erstellt.

Für den Markt Bad Abbach stecken in dem Plan und dessen Verwirklichung in der Zeit der knappen Finanzen sicher erhebliche Risiken. Aber so war es immer, wenn man sich in der Vergangenheit an ein Kindergarten – Projekt wagte, jedoch unsere Kinder sind die Zukunft unseres Ortes. Wer in ihre Erziehung und Bildung investiert, investiert in die Zukunft !

 5. Einladung zum Tag der offenen Tür am 29.3.2003, Bitte um Rückgabe von Archivalien, die der Gemeinde gehören .Bitte um Schenkung von Akten, die die Geschichte Bad Abbachs erhellen können.

Einladung zur Nutzung und Mitarbeit.

 Es bleibt mir nur mehr übrig, Sie zum Tag der offenen Tür im neuen Archiv auf der Schulbruck am Samstag, den 29. März 2003 von 15 – 17 Uhr einzuladen.

Soweit Sie Gechichtliches aus Bad Abbach incl. aus den eingemeindeten 6 Ortschaften, deren Archivalien ebenfalls an dieser Stelle aufbewahrt werden, in Erfahrung bringen wollen, können Sie dies nach den Regeln, die in Archiven gelten, tun.

Abschließend ist es mir noch ein Anliegen, um die Rückgabe von Archivmaterial zu bitten, das von früheren Gemeinderäten oder – bediensteten in Erledigung von öffentlichen Arbeitsaufträgen möglicherweise in den Familien liegengeblieben ist oder sonst wie in deren Besitz geraten ist.

 Auch würde ich Schenkungen von alten Familienakten erbitten, die geeignet sind, die Ortsgeschichte aufzuhellen.

Ganz zum Schluß wünsche ich der Markgemeinde Bad Abbach und mir selbst, daß die neugegründete Einrichtung auch nach meinem Tod weiterentwickelt wird und für alle Zukunft erhalten bleibt.

 Ich danke Ihnen.

Dr. Alfons Kraus

 PS

Es waren ca. 100 Gäste anwesend, alle, auf die es ankommt.

In der MZ stand am gleichen Tag ein Hinweis auf die Veranstaltung.

 [1] Abbach wurde am 7.März 1934 Bad Abbach. Staatsmin. des Inneren u.d.Finanzen. Neuer Antrag 15.1.1934