Die Rechtsstellung (Bad) Abbachs als Markt resultiert in ihrer Entwicklung hauptsächlich aus der Tatsache, dass hier zu Ort schon sehr früh Märkte stattfanden, die hiesige und fremde Kaufleute, Künstler, Handwerker, Bauern, Gewerbetreibende aller Art beschickten.

Im 1. und 2. Herzogsurbar (1229 und 1280) ist immer nur die Rede von denen „ze Ab(b)ach“, indem dort eben nur der herzogliche Besitz und das Gericht auf dem Berg interessierte. Eine Bezeichnung „Markt Abbach“ ist dort nicht auffindbar.

Die Bezeichnung „Markt“ für den Ort Abbach finden wir urkundlich zum ersten Mal im sog. „Freiheitslibell“ Kaiser Ludwig des Bayern von 1335, wie auch Gandershofer bestätigt[1]. Im Freheitslibell heißt es in der Präambel: „Vermerkht des Markhts zw Abbach löbliche Statut, Freyhait und altes Herkhumen, wie dann von Iren Eltern lange Jar in altem gebrauch von menigklich unverletzt herkhumen ist (…)“

Der dortige Verweis auf das alte Herkommen erinnert aber an eine 100 Jahre alte Entwicklung vorher, die man in Abbach eher noch als in Kelheim um 1210 als abgeschlossen betrachten kann, nachdem Herzog Ludwig I. Abbach aus wirtschaftlichen, strategischen und politischen Gründen favorisierte.

1752 galt Abbach in den Akten als ein landständischer Markt und erscheint daher nicht mehr in Konskriptionen des Landgerichts.[2]

Aus der Frühzeit bis in das 19. Jahrhundert wurden in Abbach sechs Jahrmärkte abgehalten.

Das Datum variierte geringfügig.

Jahrmarkt am 8. Januar (Dreikönigsmarkt)
Jahrmarkt am 19. März (Josefimarkt)
Jahrmarkt am 7. Mai (Pfingstmarkt)
Jahrmarkt am 27. September (Erntedankmarkt)
Jahrmarkt am 5. November(Herbstmarkt)
Jahrmarkt am5. Dezember (Weihnachtsmarkt)

Es dürfte nicht uninteressant sein, wer aus Abbach und Umgebung alles zu den Märkten zugegen war und seine Waren feilbot, weil man daraus die soziologische und zivilisatorische Entwicklung des Ortes und Landes nachvollziehen kann. Die Wirtshäuser werden wohl ohnehin offen gewesen sein.

Nehmen wir, wie angedeutet, das Jahr 1893:

Name und Stand:

Kirmberger, Schuhmacher

Witzmann, Konditor

Grau, Goldschmied

Stadlbauer, Schuhmacher

Rumpel, Spezereihandel

Hauner, Schuhmacher

Heimann, Schuhmacher

Blweimoser, Konditor

Lering, Wollwaren

Dorrer, Konditor

Wernthaler, Stricker

Turman, Schnitzer

Lehner, Schuhmacher

Blab, Waffenschmied

Klänzig, Spängler

Stadler, Nagelschmied

Eichinger, Bürstenbinder

Raumer, Säckler

Wurm, Konditor

Haiman, Galanteriewaren

Kellner, Kurzwaren

Kramer, Kurzwaren

Moritz, Spielwaren

Gebhart, Schneider

Merttel, Schuhmacher

Gärtl, Schuhmacher

Sebald, Hutmacher

Steidl, Schuhmacher

Schoierer, Hutmacher

Hasenmüller, Kurzwaren

Jakobsbauer, Schneider

Haas, Konditor

 

Mobert, Kurzwaren

Bauer, Feigenhändler

Nürschel, Zigarren

Röhrl, Konditor

Hartwig, Schuhmacher

Singer, Messerschmied

Mattart, Konditor

Pracher, Wachsler

 

Rauscher, Konditor

Vogt, Wachsler

Schmied, Kurzwaren

Deggel, Galanteriew.

Pelz, Hutmacher

 

Ernst, Säckler

Feller, Wachsler

Linsmeier, Hutmacher

Wittmer, Konditor

Aman, Konditor

 

Siebler, Schuhmacher

Sorg, Zigarrenhändler

Limmer, Schuhmacher

Strebl, Korbmacher

Buchner, Kammmacher

 

Gebhart, Schneider

Hess, Photograph

Brumbach, Künstler[3]

Götz, Pferdemetzger

Wagner, Schuhmacher

Göstl, Zigarrenhändler

Wuzelhofer, Hutmacher

Zimmermann, Wollwaren

 

Hillner, Säckler

Schneider, Kurzwaren

Weinberger, Wollwaren

Kraus, Kurzwaren

Halbritter, Schnittwaren

 

Wälsch, Schneider

Rohrmeier,Pferdemetzger

Koller, Kurzwaren

Weinberger, Wollwaren

Resch, Galanteriewaren

 

 

[4] Aus früheren Märkten ist berichtet, dass auch Auswärtige den Abbacher Markt beschickten:

1803

Markt in Abbach am 5. Sonntag nach Ostern.

„Spezification, was an dem bei dem Markt Abbach gehaltenen Markttagen eingegangen.

An Standgelt:

Hutmacher von Schierling

2 fl

Kramer von  Stadt am Hof

2 fl

Säckler von Neustadt

2 fl

Nüssl von Affeking

2 fl

Staimer von Kelheim

2 fl

Von der Kirche zu Weichs [5]   

2 fl

etc.

(Es folgt der Markt am vorletzten Sonntag im September)

 

Im Jahr 2009 gab es bei der Marktverwaltung die Überlegung, ob man im Jahr 2010 eine 800 Jahrfeier wegen der Verleihung der Marktrechte begehen sollte. Hierzu wäre zu bedenken, dass die Marktwerdung ein längerer Prozess war, und eine Urkunde zu diesem Ereignis nicht existiert. Es gibt zwar die Urkunde 44 beim Bay. HStA aus dem Jahre 1224, die vom Tausch Ludwig I. mit den Mönchen von Prüfening wegen des Burgberges handelt. Darin kommt zwar das Gesellschaftsgebilde Abbach „iuxta“ (lat. = neben) dem intendierten Rechtsgebilde Herrschaft auf der Burg bzw. Landgericht vor, was auf eine relative Unabhängigkeit schließen lässt. Es ist aber zu bedenken, dass der Ort Abbach wenigstens formal noch der Grundherrschaft des Klosters Prüfening unterlag.

Ein weiteres Epitheton möchte ich hinzufügen:

Als im Herbst 2009 die Erschließung der Maria-Weigert-Str. beim Rathaus vorbereitet wurde, fand man im früheren Aumeier Gärtlein (Fichtner) einen mächtigen Stein aus Kapfelberger Marmor. Er lag genau an der Stelle, wo die in obiger Urkunde genannte Grenzlinie im Nordosten für den Grund der zu erbauenden Burg lag, nämlich zu „kublesprunne“. Die Bezeichnung für diese Flur heißt heute noch Kübelsbrunn.

Steht oder liegt der Stein schon seit 1224 an dieser Stelle im Boden, weil er von Ludwig dem Kelheimer als Grenzstein gegen Prüfening gewollt war? Dann sollte man für ihn einen würdigen Standort für immer suchen.

 [1] Pölsterl, Günther.. Mallersdorf. Historischer Atlas von Bayern. Teil Altbayern, Heft 53, S.296.

 [2] a.a.O. S.300