In einem Gemeindebeschlussbuch[1] von Abbach der Jahre 1878 bis 1895 fand ich folgenden Eintrag:
„Bei heutiger Ausschusssitzung erstattete H. Bürgermeister Koller Bericht über die nebenstehende Handlung (Anpflanzung des Schlossberges mit Bäumen).

Unter seiner persönlichen Leitung wurden Freitag, dem 8.und Samstag den 9. März mit Beihilfe des Sattlermeisters Paul Kiefersauer, des Gemeindedieners Georg Meier, und des Maurersohnes Josef Lintner, sämtliche von Abbach, die Anpflanzung des Schlossberges mit 100 Stück Nussbäumen begonnen. Die Bäume stammen aus der Gärtnerei der Herren Walten in Speier und kosteten pro Stück 50 Pf.
Mögen diese Bäume wachsen und gedeihen zur Verschönerung unseres Marktes und zum Nutzen der Gemeinde.
Marktsverwaltung Abbach, Koller, Bürgermeister.“
Mit Sicherheit erfüllte sich dieser Wunsch des Herrn Bürgermeisters, weil ich unter den Verifikationen (= Einnahmenbelege) des Jahres 1932/33[2] fand, dass die Gemeinde einen Posten Walnüsse zu 5,80 Mark verkaufte.
In der Ausschusssitzung am 31. März 1878 ergänzte der Gemeindeschreiber im Sitzungsprotokoll: „Zugleich übergab Herr Bürgermeister Koller die am Schlossberg auf seine Kosten angepflanzten Nussbäume als Eigentum der Gemeinde den anwesenden Ausschussmitgliedern. Diese nahmen dieses Anerbieten mit Freude und Dank an und versprachen für die Pflege Sorge zu tragen“[3]
Ich selbst kannte als Bub noch eine Menge dieser Nussbäume auf dem Schlossberg. Durch die Parzellierung und Bebauung der sog. „Badfelder“ in der heutigen Siedlung „Hinter der Vest“ gerieten viele dieser Bäume am Berghang in Privatbesitz, und es wurden alle bis auf einen einzigen beseitigt. In der Nähe des Hungerturms hat sich bis heute ein einziger dieser Bäume erhalten. Drei bis vier der Veteranen sollen sich noch an anderer Stelle am Schlossberg befinden, wie mir gesagt wurde.
Früher gehörte zu jedem größeren Bauerngehöft in und um Abbach ein eigener Nussbaum.
Mein Großvater Josef Schmidbauer von Saalhaupt besaß deren zwei. Einer von ihnen hatte einen Stammumfang, dass ihn nur zwei Personen mit ausgestreckten Armen umfassen konnten. In normalen Nussjahren betrug die Ernte um die drei Zentner. Die Nüsse wurden gewaschen, und wenn die Herbstsonne es zuließ, in Getreidereitern (Sieben) getrocknet. Dann wurden sie auf dem Getreidespeicher aufgeschüttet.
Der Walnussbaum erreicht eine Höhe von bis zu 30 Metern. Seine ursprüngliche Heimat ist Südeuropa und das westliche Asien. Der Name schon weist auf Norditalien oder Südtirol hin. (Siehe welsche Nuss!) Die Krone ist weitausladend, die Borke ist silbergrau und im Alter rissig. Die Blätter duften aromatisch. Die männlichen Blüten stehen in dicken Kätzchen beisammen, die weiblichen sind unscheinbar und befinden sich an den Spitzen der einjährigen Triebe.
Die kugeligen Früchte erreichen bis zu fünf Zentimeter Durchmesser. Das Fruchtfleisch ist grün und gerbstoffreich und schließt einen stark gerunzelten Steinkern ein, der als Walnuss in unsere Hände und in den Handel kommt[4]. Wenn man zum Öffnen der Nuss am grünen Fruchtfleisch manipuliert, hinterlässt der Saft schwer zu beseitigende Spuren an Händen und eventuell an der Kleidung. Daher ist Vorsicht geboten. Normalerweise öffnet sich die Nuss von selbst, wenn sie in reifem Zustand zu Boden fällt.

Der unten abgebildete Nussbaum ist heuer 18 Jahre alt, Der Baum wird mich wohl überleben! Ich schenkte ihn ja ohnehin Kindern späterer Generationen ! Ich konnte jedoch heuer (2012) erstmals 43 Nüsse ernten.

Den folgenden Nussbaum setzte ich zum „Jahr des Walnussbaumes“ am 1. Mai 2010. Drei Jahre vorher säte ich eine Walnuss in den Boden von Bad Abbach.

Es war mir bewusst:

„Wenn das Weizenkorn nicht stirbt, bringt es keine Frucht“ ( NT: Mk. 4,26; Lk. 13,18)

„Der Saat- und Wachstumsvorgang ist in vielen Völkern mit religiösen Vorstellungen verbunden. Besonders das Weizenkorn (wie jedes Samenkorn, A.d.V.) ist Symbol dafür, dass aus Tod und Zerstörung neues Leben und sogar reiche Frucht entstehen kann.“[5]
Alljährlich den Tag des Baumes zu feiern, ist ein lobwürdiger Brauch und er passt in unser ökologisches Denken.
Den Baum unten habe ich vor 8 Jahren gesät.

In nördlicheren Gegenden Deutschlands gedeihen Walnussbäume nicht. Ich versuchte die Ansiedlung in der Oberpfalz (Hirschau) und in Oberfranken (Marktredwitz). Die Bäume wuchsen zwar, aber wegen des raueren Klimas blühten sie zwar, aber die Blüten erlagen späten Frösten.
[1] Beschlüse der Marktverwaltung Abbach 1877-1895. Archiv 8.6.1.
[2] Verifikationen 1932/33, Beleg 7. Archiv XXII.14.6.
[3] Beschlüsse der Marktsverwaltung Abbach, 31.März 1878. Archiv a.a.O,
[4] Vgl. Großes Lexikon in Wort und Bild, Bd.12. Intermedia produktions- medienservice GmbH Tübingen, Überarbeitung 1979, Wissen V. Herrsching., S. 5126.
[5] Reinhardt, Mario. Google, relibex, Weizenkorn, S.