Waldfrieden mit Hartlhof darüber. Dazwischen das Lär- oder Leerhäusl (= urspr. Ausnahmshaus)
Waldfrieden mit Hartlhof darüber. Dazwischen das Lär- oder Leerhäusl (= urspr. Ausnahmshaus)

Der Hartlhof war einst ein Ingegriff von Missgeschick und Unglück, daraus resultierender Enttäuschung, oft Elend und Leid in der agraren Welt Abbachs und der Umgebung.
Im Bewusstsein der heutigen Abbacher hat der idyllische Platz längst seinen Schrecken verloren..
Der Hof im einstigen Ortsteil „Au“ der Landgemeinde Schlossberg Abbach (bis 1892), am Berg über dem späteren „Waldfrieden“ gelegen , hieß in grauer Vorzeit nicht Hartlhof. Diesen Namen erhielt die Liegenschaft erst durch das Geschlecht der Hartl, das nach dem 30 jährigen Krieg dort eingeheiratet oder die Hofstelle erworben hat.

Schon lange vor diesem schrecklichen, 30 Jahre währenden Krieg, hatte das weitausladende Areal um ein geräumiges Wohnhaus dem Abdecker oder Schinder von Abbach und der Umgebung nutzbar zu sein.
Noch nach dem 1. Weltkrieg (1914 –18) wurde der Berg in südwestlicher Richtung zum damaligen „Schirm“ hin ( in Richtung Löwendenkmal) für Schindergruben genutzt.
Aktenkundig wurde die sog „Wasenmeisterei“ erstmals in den hiesigen Kammer Rechnungen 1649/50. Dort ist berichtet, dass die Zeit nach dem 30 jährigem Krieg vornehmlich den fremden und entwurzelten Bettlern gehörte, die wie Heuschrecken über den Markt hereinfielen, von denen viele an Entkräftung starben. Der Christof Hofmann auf der Au, Abdecker und Schinder, habe am 9. Mai 1649 drei tote Bettelmenschen begraben müssen , einen in Peising und zwei hier am Ort[2]
Die älteste bildliche Darstellung des Wasenmeisterhauses mit dazugehörigem Abdeckergelände stammt aus dem Jahr 1759 . Es handelt sich um einen Teilaspekt im
„Grundriss über den von der Churfürstlichem Wohllöblichen Rentamts und Umritts Commission Straubing unterm 22. Juni des Jahres 1759 mit Beisein des Churfürstlichen Pfleggerichts wirklich eingezeigten Burgfried im Markt Abach“

Lageplan
Lageplan

Wie lange im 17. Jahrhundert der erwähnte Christoph Hofmann als Schinder fungierte, ist aus den Akten der Ruralgemeinde Schlossberg Abbach nicht herauszubringen.
Noch während des Krieges traten die Hartl (Härtl) in den Abbacher Analen in Erscheinung. In der Kammer Rechnung des Jahres 1643/44 ist die Aufnahme Georg Hartls als Bürger in Abbach vermerkt. Es heißt dort: „Geörg Hartl Pöck hat vor Herrn Cammerer und Rathe ein Bürgerrecht erlangt und bezalt 4 fl.“[3]
An der Höhe der Gebühr erkennt man, dass der Bürgerrechtsanwärter Hartl während des 30-jährigen Krieges von auswärts kam. Für solche Leute waren in der Regel 3 Gulden + ein lederner Feuereimer fällig. Einheimische Bürgersöhne zahlten lediglich 17 Kreuzer 1 Heller.
Georg Hartl betrieb bis ins Jahr 1665 in Abbach das Gewerbe des Bäckers, wie man aus der Einnahmenliste der Brotbankzinsen von jährlich 30 Kreuzern bis 1 Gulden 45 Kreuzer je nach Umsatz sehen kann. (Die Brotbank, in der alle Bäcker ihr Produkt verkaufen mussten, befand sich im Rathaus, jetzt Gasthof zur Post). Ab 1666 bis 1669 betrieb seine Witib Maria den Laden nachweislich weiter. Daraus entnehme ich, dass Georg Hartl wohl im Jahre 1665 verstorben ist. Ab 1671 wurden Mangels eines Brothüters eine Reihe von Jahren hindurch keine Brotbankzinsen mehr erhoben.[4]
Ab 1670 verschwinden die Hartls auch aus den Abbacher Bürgerlisten und anderen Archivalien. Sie haben sich mit großer Wahrscheinlichkeit durch Kauf oder Einheirat in die Ökonomie und Wasenmeisterei im Ortsteil Au verändert, die zur selbständigen Landgemeinde Schlossberg Abbach gehörte, wie aus späteren dortigen und ab 1892 (Zusammenlegung der beiden Orte!) Abbacher Akten sichtbar wird. Verödete Gehöfte waren nach dem 30 jährigen Krieg um wenig Geld zu erstehen, da man froh war, wenn sich jemand für die Bewirtschaftung einer Sölde interessierte.
Ab da kann man die Liegenschaft des wohl verstorbenen Christoph Hofmann als „Hartl-Hof“ apostrophieren. Die Hartl fungieren dann folglich als „Schinder, Abdecker oder Wasenmeister“
Über diese Begriffe sollte man ein paar Worte verlieren! In einem Lexikon fand ich zur Abdeckerei diesen Eintrag: „ Abdeckerei, Anstalt zur Beseitigung u. Verarbeitung von Tierleichen (Kadavern) u. nicht verwendbaren Teilen von Schlachttieren auf wertvolle Erzeugnisse wie Leder, Leim (Gelantine) Knochen- und Tierkörpermehl, Fett (Viehfutter) usw.
Das Abdeckerwesen ist in Deutschland gesetzlich geregelt u. wird durch die Abdecker, auch Wasen- oder Kleemeister, ausgeübt.“[5]
Dem Schinder oblag es offenbar auch , zu entscheiden, ob ein krankes oder verendendes Tier entsorgt werden musste, oder nach Gepflogenheit einer Freibank noch zum Verzehr zugelassen werden durfte. Dabei kam es gelegentlich auch zur Fehleinschätzung, Missbrauch und Schieberei.
Auf der Strafliste des Jahres 1693 wird z.B. Folgendes berichtet:
„Urban Roithmer, Bürger und Metzger alhier, ist, weil er sich unterstanden hat, ein redo Schwein, welches er aber anbei von dem redo Abdecker auf der Au gekauft, in seiner Behausung zu stechen und solches hernach zum Verkauf nit einmal in die Fleischbank zu bringen, sondern auch noch dazu den amtierenden Amtskammerer Georg März, Gastgeber alda, anzufallen gewagt hat, doppelt bestraft worden, wegen seines Unrechttuns und wegen der Drohung, um 2 PfundPfennig“ [6]
Es sei hierbei bemerkt, dass der Ausdruck „redo“, der zweimal gleichermaßen verwandt wird, zum Ausdruck bringt, dass man die Ausdrücke Schwein und Abdecker gleich negativ bewertet, ja besser vermeiden sollte, weil die Träger dieser Bezeichnung als unrein, ehrlos, verachtenswert galten.
In gewissen, heute noch üblichen Redensarten, erkennt man deutlich den Vorbehalt vor der Kaste der „Schinder“: Wir benützen noch die Ausdrücke „schinden, Schinderlohn, Schande“ Die Leute um den Balg schinden = knickern und knausern, Schindluder treiben , Schindl auf dem Dach = (Schnittl); Schund = eigentlich Abfall.[7]
Beim Ausdruck „Wasenmeister“ sehen wir uns zuerst einmal den Ausdruck „Wasen“, oder „Wasenstatt“ an. Es ist der Platz, wo der Abdecker oder Schinder sein Geschäft oder seine Gerechtsame ausübt.
Das Wasengäu ist der Bezirk, der dem Schinder oder Scharfrichter zugewiesen wird. Der Wasengäuhof ist das Etablissement eines Wasengäu-Vorstehers oder Wasenmeisters. Ein solcher übte den Gerichtszwang über ausgediente Pferde und das gefallene (= kranke oder verunglückte) Vieh in einem bestimmten Bezirk aus.[8]
Wir schauen noch in das erst 2012 erschienene Büchlein der Christine Natalie Obermeier „Abdeckersleut als Volksmediziner“, in dem wir die Abdeckersleute unter einem erweiterten Aspekt kennen lernen. Dort heißt es:
„Abdecker und Scharfrichter gehörten zur selben Sippschaft; beide Berufsgruppen waren mit dem Makel der „Ehrlosigkeit“ behaftet, waren niemandem untertänig und galten als „Freie Leute“ Mancher Pfaffe kommentierte (..) „ alles Schindagsindl“. Ihr Status als „Paria“ zwang sie zu einem endogamen Heiratsmuster (mit dem Adel vergleichbar), was sich in einem alten Spruch überliefert hat: „ Henker und Schinder – sind Geschwisterkinder“. (…)“
Aber, „Die gewöhnlichen Menschen, der einfache Landmann, sie flüchteten sich in Kirchen, suchten Schutz im Glauben und vorsichtshalber – denn „wos g´wieß woas ma net“[9] – auch im Aberglauben. Chyrurgy und Wundärzte gab es auf dem Land keine – und wenn, dann konnte deren Dienstleistung niemand bezahlen. Also suchte man bei allen Krankheiten die Hilfe beim „Kräuterweiberl“ und beim „Quacksalber“, wie der Volksmediziner von den „akademischen Eliten“ genannt wurde. Im Volksglauben waren dies der Abdecker und seine Frau in der etwas abgelegenen Einöde. Sie konnten Mensch und Tier kurieren und hatten auch für alle sonstigen Arten von „Gefährlichkeiten“ abwehrende Sprüche und Gebete in petto.“[10]
Zu diesem Aspekt befindet sich im Archiv von Bad Abbach ein Vorgang zwischen dem Markt Abbach, dem Landarzt Geiger und dem Landgericht in Kelheim aus dem Jahre 1819.[11]
Es wurde berichtet, dass zwei Personen ein Hund gebissen habe. Man wusste nicht, ob der Hund tollwütig war oder nicht. Die Gemeinde benachrichtigte aber den zuständigen Landarzt Geiger nicht. Dieser hätte die Medizinalpolizei des Landgerichts verständigen müssen. Die Gemeinde zog es vor, den Fall durch den örtlichen Schinder prüfen zu lassen.
Das war aber in den Augen des Landgerichts ein arges Vergehen!
Der Markt entschuldigte sich mit der Behauptung, der Landarzt sei nicht erreichbar gewesen, das habe zu einer Verzögerung von vier Tagen geführt. Von den gebissenen Leuten sei nur eine Person aus Abbach gewesen, die andere aus Großberg, was nicht zum Landarztdistrikt Abbach gehöre. Da sei die Klärung der Angelegenheit nicht leicht gewesen.
In Wirklichkeit hatte man mit dem Landarzt schon des öfteren Streit wegen des Geldes. Er war den Abbacher Räten zu teuer, und deshalb wich man zum Schinder aus, den man für genauso kompetent hielt.[12]
Ausschnitt aus einer Landkarte der Schule von Lengfeld aus der Zeit um 1870
Hartlhof von der Donau her über dem Waldfrieden gelegen (Archiv II.18.2.3.b)

Lageplan 2
Lageplan 2

Leider liegen dem Archiv Akten aus der Landgemeinde Schlossberg Abbach erst seit dem Jahre 1823 vor, dem Zeitpunkt als in Bayern unter Max I. Josef die Gemeinden neu geordnet waren (1818).
Wer sich über die genealogischen Daten der frühen Generationen nach Georg Hartl kundig machen wollte, müsste die Tauf-, Heirats- und Sterbematrikeln der Pfarrei St. Nokolaus zu Abbach untersuchen, die aus der Zeit bald nach dem 30 jährigen Krieg im Diözesanarchiv in Regensburg vorliegen.
Im hiesigen Marktarchiv, den Akten der Rural-Gemeinde Schlossberg Abbach, wird 1823 Alois Hartl in Au als Abdecker geführt. Er zahlt 1 Gulden 43 Kreuzer 2 Heller Gemeindeumlage, die mit leichten Schwankungen nach oben bis 1848/49 stabil bleibt. In diesem letzten Jahr wird er bereits „Alois Hartl sen“ genannt und zahlt nur mehr 6 Kreuzer 2 Heller Umlage[13] Seine Frau war Anna Maria Hartl. Sie starb 81 jährig, am 9.Juni 1885 bei ihrem Schwiegersohn Josef Schönbuchner, Abbach Hs.Nr.7 1/3, als Austragswitwe. Sie stammte aus Reiffelding , Bez. Amt Stadtamhof.[14]
Weitere Nota über diese Hartlgeneration in den Akten von Schlossberg Abbach finden wir in einer „Konkurrenzrolle behufs des Aufgebots von Naturalleistungen und Diensten mit Hand und Gespann für die Jahre 1845 bis 1851“..
In diesem Papier kommt Alois Hartl sen., bereits als „Leerhäusler“ vor. Vor 1848 umfasste sein Haushalt sechs Personen; 1848 verstarb ihm eine Tochter, ab da waren ihrer nur mehr fünf.
Sein Nachbar war der Webereibesitzer Ludwig Christian Ziegler in Au, Schloßberg Abbach, dem späteren Waldfrieden.[15]
Im Jahre 1835 erwähnte dieser seinen Nachbarn Alois Hartl in seinen Tagebüchern im Zusammenhang mit einem Grundstückskauf, den er wegen Anlegung eines Weihers tätigen musste. Von diesem Weiher wird unter der BRK Ägide noch geredet werden müssen.
Als Ziegler von seiner Reise in seine Heimat Fichtelgebirge zurückkam, schrieb er:
„Das erste, was ich vornahm, war, ein vom Nachbarn Hartl, 1/10 Tagwerk um 60 Gulden (entspricht heute etwa 60 €. A.d.V.), oberhalb mir, zu einem Schützweiherl einzurichten, respektive auszubauen. Da ich das Land sehr porös fand, Duftsand, so war ich genötigt, 100 Fuhren Tegel ( gelben Ton) den Berg hinauf fahren und tragen zu lassen (…) Das Unternehmen war etwas kühn, gelang jedoch. Nach diesem ließ ich mir steinerne Säulen ( Zaunsäulen) und Treppen bauen, und grün angestrichene Latten vom Tischler, um mein Hausgärtl sauber einzumachen und legte es terrassenförmig an.“[16]
Alois Hartl lebte laut Steuerliste 1863/64 noch im Leerhäusl. Am 26.3.1866 starb er.[17] Dann folgte ihm dort Paul Hartl mit einer Umlage von 25 Kreuzer 2 Heller.
Alois Hartl wird „Leerhäusler“ genannt. Nach Johann Andreas Schmeller ist ein Lärhaus (Leerhaus) „ein Häuslein, Haus auf dem Lande, dessen Eigenthümer (Lärhäusler oder bloß Häusler) außer etwa einem Garten keine oder nur wenige Grundstücke besitzt;(…)“[18]
1857 wird Alois Herdl (Härtl) im Gemeindebeschlussbuch der Gemeinde Schlossberg Abbach anlässlich der Ansässigmachung des Michel Meier als einer der 28 stimmberechtigten Gemeindeglieder erwähnt. Er war des Schreibens unkundig und unterzeichnet daher mit +++.
Im Jahre 1848/49 kommt als Abdecker Michael Hartl ans Ruder. Er zahlt für den Anfang 58 Kreuzer 2 Heller; 1852/53 25 Kreuzer 4 Heller.:1856/57 bereits 1 Gulden 5 Heller, was sich bis 1859/60 auf 1 Gulden 12 Kreuzer 4 Heller erhöht.
Michael Hartl verstarb am 5.1.1861.[19] Ab1863/64 bezahlte nun seine Witwe Maria die Umlage in Höhe von 1 Gulden 33 Kreuzer. Dies erledigt sie bis zum Jahr 1872.
Aus dieser Zeit (1867) liegt im Archiv ein Brandversicherungs – Grundbuch der Gemeinde Schlossberg Abbach vor,[20]in dem der damalige Anlagenbestand aufgelistet ist.. Es heißt dort:
Wohnhaus und Stall, Bauart massiv, Dachdeckung verbrannt. Anschlag 700 Gulden
Stall, Bauart massiv, verbrannt, Anschlag 500 Gulden
Fallhaus, (= der Raum, in dem sich jeweils die Tierleichen befanden, A.d.V.)
Dachdeckung massiv, Umfassungswände gemischt, Anschlag 30 Gulden.
Stadel, Bauart massiv. Anschlag 770 Gulden.
Dies sei der Zustand 1865/66 gewesen.
Michael Hartl wurde 1841 ein Sohn geboren, der wie sein Vater Michael getauft wurde. Er übte bis 1902 in Abbach den Beruf eines Holzhändlers aus.
Bei ihm, in Abbach Hs.Nr.72, starb am 8. April 1884 seine Mutter Maria Hartl, geborene Reichel, aus Mitterfecking als Austräglerin.[21]
Eine Bürgerrechtsliste von Abbach aus dem Jahr 1875 bezeichnet Michael schon als „Privatier“. Am 3.1.1902 verstarb er.[22]
Als nächster Hartl kommt 1873 Josef Hartl, geb. am 19. Juli 1838 in Au als Abdecker an die Reihe. Er wird in einer Wählerliste von Schlossberg Abbach des Jahres 1892[23] und im Familienstandsbogen von Markt Abbach von 1910 „Wasenmeister“ genannt. Seine Frau ist Anna, geb. Schwarz, die aus Forsthof bei Nürnberg stammte und am 31.Okt. 1847 geboren wurde. Aus der Ehe gingen fünf Söhne und zwei Töchter hervor. Die Kinder wurden alle in Au, Gemeinde Schloßberg Abbach geboren. Es verschlug sie nach Markt Abbach, München und Nürnberg. Josef Hartl hatte auch noch einen Ziehsohn – Max Josef, der 1902 in Au geboren wurde – bei sich. Er war der illegitime Sohn seiner Schwester Anna. Er war bereits ein Abbacher Kindl, kein Schloßbergler mehr. (Zusammenschluss 1892!)[24]
In einem Kompendium, „Wasenmeisterei“ genannt[25], wird aus dem Jahre 1897 berichtet, dass Josef Hartl der Gemeinde Abbach und den umliegenden Gemeinden ein Ultimatum stellte: Entweder werde die Gebührenordnung geändert. oder er lege seinen Dienst als Schinder nieder. Er verlangte für Kadaver, die gehäutet oder zerlegt werden müssten, einen höheren Betrag als für solche, die man ohne Weiteres verscharren könne. Die Gemeinden des Abdeckerbezirkes gingen auf das Verlangen ein. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir, dass der Wasenmeisterbezirk alle Orte diesseits der Donau, die 1973 erst zu Bad Abbach eingemeindet wurden, umfasste, und jenseits der Donau die Orte von Kapfelberg bis Lohstatt.[26]
Bei Josef Hartl erhöhte sich deshalb die Umlage kontinuierlich, bis er im Jahre 1884, als die Währungsumstellung von Gulden Kreuzer auf Mark und Pfennige bereits erfolgt war, 14 Mark 36 Pfennige entrichtete.
Zum Vergleich führe ich für das gleiche Jahr seinen Nachbar Friedrich Ziegler an, der für seine Webereifabrik im späteren Waldfrieden nur 9 Mark 54 Pfennige bezahlte.
Im Jahre 1892, als die Landgemeinde Schlossberg Abbach mit dem Markt Abbach vereinigt wurde, blieb Josef Hartl weiterhin Abdecker in Au. Seine letzte Abgabe an Schlossberg Abbach betrug 24 Mark 84 Pfennige.
Auch Nachbar Friedrich Ziegler konnte sich offenbar verbessern. Er zahlte nun 16 Mark 69 Pfennige.
In Brandversicherungslisten von 1868 bis 1874 existieren Josef Hartl und Paul Hartl im Weiler Au gleichzeitig, wobei aber Paul der wirtschaftlich schwächere war. Er lebte im Lärhäusl. Er wird in einer Wählerliste Schlossberg Abbachs von 1892 als „Taglöhner“ von Au bezeichnet. Der Kapitalstand war 2000 zu 800 Gulden; Prämie 2 Gulden zu 48 Kreuzer. In der Liste von 1875 war Paul Hartl bereits ausgeschieden.
Josef Hartl lebte bis 2. August 1926 mit seiner Ehefrau Anna gemeinsam als Austrägler- und Privatiersehepaar in Au Nr.3, dem Abdeckeranwesen[27]. Anna folgte ihm am 18. Dezember 1930 im Tode.[28]
Der letztgeborene Sohn Karl (*1892) befand sich noch lange bei ihnen auf dem Hof. Er wird in einer Liste sämtlicher Bürger von Abbach 1926 als „Fuhrwerksbesitzer“ in Au Nr.3 bezeichnet.[29]
Der erstgeborene Sohn Michael des Josef Hartl, geb. am 22. Mai 1875 in Au setzte die Profession als „Wasenmeister und Ökonom“ fort. Seine Ehefrau war Maria, die am 16. Juni 1883 in Lindach geboren wurde [30]
Zu den Wahlgängen 1933 sind Michael Hartl (* 1875) und seine Frau Maria (*1883) noch. am Leben. Auch die Schwester Michaels Anna (* 1877), die sogar 1946 noch lebte,[31] und ihr Sohn Max Josef (* 1902) werden in den Wählerlisten des Jahres 1933 aufgeführt.
Auch der Gärtner Karl Paulik und seine Frau Maria mit Söhnen Karl und Max sind zu dieser Zeit in Au Nr. 3 verzeichnet.[32]
In einer Meldeliste von 1945, es war bereits nach dem 2. Weltkrieg und allerorts herrschte Wohnungsnot, der Abdeckerhof war längst in anderen Händen (Linxen/ Högn), finden wir Michael Hartl, wohl einen Sohn des oben genannten Michael in Au 3.
Nach der Wählerliste 1946 habe Michael (*1918) seine Mutter Maria (* 1883), seine Tante Anna (*1877), deren Sohn Max (* 1902), seine Schwester Maria (*1924), und Maria Hartl (* 1904), die Frau des Max Josef in Au Nr.3 bei sich gehabt.
Zum Abschluss möchte ich noch Berichte von Zeitzeugen, die ich 2012 noch erreichen konnte, anfügen, um den Bericht über den Hartlhof zu vervollständigen: Ich wandte mich an:
1. Alfons Hartl,[33] Sohn der Maria Hartl (*1904. + 1984) und des Max Josef Hartl (*1902, + 1967). Max Josef blieb als sog. „Sauschneider“ = Kastrierer von männlichen Ferkeln = der Hartl Tadition treu.
Die Großmutter war Anna Hartl, auch Tante Anna genannt(*1877), der Großvater ist unbekannt.
Alfons Hartl wurde 1933 im Leerhäusl geboren und wohnt heute in Teugn. Er habe den Eindruck gewonnen, dass das Schwägerpaar Johannes Linxen und Voktor Hoign den Brüdern Michael, Josef und Karl das Anwesen „abgeschwatzt“ hätten. Der eigentliche Besitzer sei Michael gewesen.
Das Haupthaus habe zu dieser Zeit aus Wohnungen im Parterre und 1. Obergeschoss bestanden, wobei letztere Wohnung einen Balkon besaß. Das Erdgeschoss habe vorne und hinten an einem langen Gang, gleich einer Diele, je einen Ausgang gehabt. Das Haus habe man aber gewöhnlich von der Seite betreten.
Südlich vom Leerhäusl, waldseitig, habe es ein Weiherl gegeben, das zwischen ihm und dem Waldfrieden lag. Dieses sei später zugeschüttet worden.
2. Gretl Linxen,[34] . 91 jährige Ehefrau des Hans Linxen, jun, wohnhaft in Bad Abbach, Dr. Franz schmitz Str.
Sie erinnert sich, dass der Hartlhof im Jahre 1939 von Linxen/ Hoign gekauft worden sei.. Sie sei 1946 mit ihrem Mann in dieses Haus gekommen. Was sie dort vorfand, sei schockierend gewesen, nachdem sie bisher in der Großstadt gelebt habe.
Es habe nur ein Plumpskloo gegeben, keine Wasserleitung und somit kein fließendes Wasser.
Man habe schließlich eine Pumpe für das Wasser aus dem Teich installiert.
Heizung und Toilette sei erst 1952 eingebaut worden.
Nach ihrer Scheidung habe sie 1955 das Haus verlassen. Es habe zuletzt drei Balkone gehabt.
Nach dem Erwerb durch das BRK habe es im Haus drei Wohnungen gegeben: Parterre, 1. Obergeschoss, Dachgeschoss. Es sei dann ausschließlich von BRK-Schwestern bewohnt worden. Vom BRK seien die Balkone entfernt worden. Das Haus sei im Inneren vielfältig umgebaut und verändert worden.
3. Friedrich Jenke[35], Sohn des Gerhard Jenke, der als Ausgewiesener mit seiner Familie im Hartlhof untergebracht wurde.
Seine Familie hätte von 1945 bis 1952 im Hartlhof gewohnt. Der Vater habe einen Fuhrwerkbetrieb mit Pferden betrieben. Eine solche Tätigkeit seien sie als Landwirte von zu Hause in Schlesien gewohnt gewesen.
Ihm sei damals gesagt worden, dass das Haus auf Eichenpfählen errichtet sei, weil der Untergrund wegen Wasser aus einer Quelle unstabil sei..
Im Parterre, vom Eingang aus links habe die ganz alte Hartlin gewohnt. Auch eine Tante Anna und Alfons Hartl, dessen Vater Max, der Sauschneider war, seien zu dieser Zeit da gewesen. Im Obergeschoss hätte Johannes Linxen mit seinem jüngsten Sohn Viktor gewohnt.
Gleich nach ihrer Ankunft im Jahre1945 hätte im Dachgeschoss das kroatische Ehepaar Pilek gelebt, bis sie bald nach Berlin umgezogen seien. Dann sei schließlich dort das Ehepaar Josef Oxe, Masseure eingezogen.
Das kleine Häusl zwischen dem Hartlhof und dem Waldfrieden sei vom BRK nach 1952 abgerissen und der kleine Weiher darunter, der etwas waldseitig lag, verfüllt worden. Die Schindergruben lagen zum Wald hin in Richtung Schirm, den es damals noch gab.
4. Danny Hüttig mit Ehefrau Melanie, geb. Jobst.[36], die seit Juni/Juli 2012 Besitzer des Hartlhof sind.
Danny ist Landschaftsgärtner, geboren am 21.9.1977 in Thalheim bei Stollberg, Erzgebirge. Er kam mit 16 nach Mainburg, wo er den Beruf des Gärtners erlernte. Nach Bad Abbach verschlug es ihn durch Heirat. Seine Frau Melanie wurde am 19.5.1975 in Regensburg geboren.
Die Eheleute betreiben zusammen den Gartenbetrieb in Bad Abbach und renovieren das alte Hartlhaus nach allen Regeln des neuzeitlichen Wohnungsbaus, wobei sie sich , so weit es möglich ist, am historischen Befund orientieren. Danny und Melanie Hüttig sind nämlich historisch und volkskundlich sehr interessiert, weshalb sie sich auch auf das Abenteuer Hartlhof einließen. Sie wollen alle Kraft daran setzen, dass der Hartlhof wieder eine Zukunft hat.

5. Nachträgliche Aktenfunde im Archiv
Als geboren am 28.3.1868 wird ein Alois Hartl in einem Registerbuch aufgeführt, der sich sein Brot als Taglöhner verdiente. [37] Am 16.3.1872 kommt ein Josef Hartl hinzu, er war Tierarzt und hielt sich 1910 in Ottobeuren auf. Mangels Zeitgenossen sind beide genealogisch schwer einzuordnen.[38]Spätere Familieangehörige können sich nur mehr vage erinnern.
In einer anderen Quelle entdeckte ich einen Michael Hartl als Schneider in Abbach. Seine Frau war Anna. Sie lebten später (o.Jahresangabe) in St. Johann bei Abensberg., wo sie auch bestattet wurden.[39]
[1] Dieser Aufsatz hätte eigentlich in die Druckausgabe „ Bad Abbach- unser historisches, kulturelles und soziales Erbe“ übernommen werden sollen!
[2] Kammer Rechnung 1649/50 S.17v
[3] Kammer Rechnung 1643/44. Einnamb an Bürgerrecht. Archiv 9.4.2.
[4] Kammer Rechnungen der einschlägigen Jahre. A.a.O.
[5] Der Große Herder, Bd.1, S.18.
[6] Kammer Rechnung 1693. S. 7-9. Archiv 9.4.3 Fortsetzung.
[7] Vgl. Schmeller. Bay. Wörterbuch. 1872-1877. Sonderausgabe von Oldenbourg, II,1 Sp.429 f, München 1985.
[8] Vgl. Schmeller. Bay. Wörterbuch wie oben.II.2, Sp. 1018.
[9] „ denn „etwas Gewisses weiß man nicht“…
[10] Obermeier,Christine Natalie. Abdeckersleut als Volksmediziner.PLANprint GmbH Schierling, 2012, S. 3 u10.
[11] Schreiben des Marktes Abbach an das Landgericht Kelheim vom 19.u.21. März 1819 und vorausgehender Schriftverkehr. Archiv 8.2.2. Forts. (VII.8)
[12] Vg. Kraus, Alfons. Bad Abbach – unser historisches, kulturelles und soziales Erbe. Verlagsdruckerei Schmitt, Neustadt a.d.Aisch, 2012, S. 404 f.
[13] Steuerlisten der Gemeinde Schlossberg Abbach von 1823 bis 1892. Archiv Bad Abbach 7.3.3 bis 7.3.3.Fortsetzungen
[14] Sterbematrikel Abbach, Abteilung Abbach. Archiv 37 Nr. 29 (Jahre 1885 bis 1887).
[15] Concurrenzrolle . Archiv Schlossberg Abbach 7.1.2.a.
[16] Aus den Tagebüchern von Christian Ziegler. In :Kraus, Alfons. Bad Abbach- unser historisches, kulturelles und soziales Erbe. Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt a.d. Aisch, 2012 S.208.
[17] Leichen Ordnung- Liste. Archiv VII.20.2.1.a.
[18] Schmeller. Bad.1/2, Sp. 1178.
[19] Leichen Ordnung Liste. Archiv VII.20.2.1.a.
[20] Brandvericherungs-Grundbuch, Schlossberg Abbach. Archiv 7.1.2.a.
[21] Sterbematrikel Abbach, Abteilung Abbach, Archiv 37. Nr.18 ( Jahre 1883 bis 1885).
[22] Gemeindebürger/Liste 1900. Archiv IV.19.2.3.a.
[23] Archiv III.18.5.2.a.
[24] Familienstandsbögen 1910. Archiv IV.19.3.1.a.
[25] Konvolut „Wasenmeisterei“ 1897. Archiv VII.20.2.2.a.
[26] a.a.O.
[27] Sterbematrikel Abbach, Abteilung Abbach . Archiv 37. Nr.1 ( Jahre 1915 bis 1926.)
[28] A.a.O. Nr. 29 (Jahre 1930 bis 36).
[29] Wählerlisten. III.18.4.1.a.
[30] Familienstandsbögen 1911. Archiv a.a.O.
[31] Meldeliste III.18 .
[32] Gemeinderatswahl 22.4.1933. Archiv III.18.4.2.a.
[33] Telefonat vom 17.10 2012.
[34] Mehrere Telefonate im Monat Sept. Okt.2012.
[35] Interview am 10.10. 2012 im Archiv. Sohn des Gerhard Jenke. Der als Ausgewiesener im Hartlhof untergebracht wurde
[36] Mehrere Interviews mit Melanie Hüttig im Sommer/Herbst 2012.
[37] Alphabetisches Verzeichnis der Heimatberechtigten in Abbach 1910. Archiv IV.19.2.3.a.
[38] a.a.O
[39] Grabgebührenliste . Archiv VII.20.1.2.a.