Im Hintergrund Gemling vom Kühberg aus im Herbst 2011 (Photo Kraus)
Im Hintergrund Gemling vom Kühberg aus im Herbst 2011 (Photo Kraus)

Schon der Titel der Geschichte über Gemling lässt erkennen, dass die damalige Einöde nicht immer schon zum Markt (Bad) Abbach gehörte, sondern anderswo hin, nämlich zur Gemeinde Poign, die bei der Gemeinde – Gebiets- Reform nach 1973 ihrerseits weiter nach Pentling umgegliedert wurde. Gemling gehört erst seit 1978 zu Bad Abbach. [1]

Der Umstand, dass es in Gemling seit urdenklichen Zeiten bis in die 1960iger Jahre zwei Bauernhöfe gab, die eine sehr wechselvolle und voneinander sehr verschiedene individuelle Geschichte hatten, macht die Nachforschungen kompliziert, aber spannend. Zur Zeit befinden sich in Gemling sogar vier Gehöfte, was bei der gegenwärtigen allgemeinen Verdichtung der Räume nichts Besonderes ist.
Das Land um Gemling war – wie wir wissen – schon zur Römerzeit für siedlungswillige Menschen interessant. Ihre Spuren hinterließen sie unter anderem in der 1982 bis 1984 vom Landesamt für Denkmalpflege in Landshut freigelegten römischen „Villa rustica“, einer Hofstelle, bei der man eine Menge interessanter und datierbarer Funde bergen konnte. Diese Geschichte dauerte bis etwa in das vierte und fünfte Jahrhundert und nahm mit den Einbrüchen der Völkerwanderung (Markomannen, Vandalen, Hunnen) ein Ende.
Im sechsten Jahrhundert änderte sich die Lage mit der baierischen Landnahme wieder und das Land um Gemling nahmen die neuen Herren, die Agilolfinger in Besitz, die Regensburg als ihr Macht-Zentrum auswählten. In dieser Zeit scheint das jetzige Gemling entstanden zu sein, nachdem die Orte mit dem Zugehörigkeitssuffix – ing in der Regel zur Zeit der Landnahme entstanden[2].
Der Ortsname könnte auf das altbayerische Nomen Gemen, Gemend oder Gmähn [3] (verbunden mit dem Suffix –ing) zurückgehen, was so viel wie einen Ort, an dem man Spann- und Zugvieh hält, bedeutet, was in der Nähe von dem Herrschaftssitz Regensburg durchaus möglich wäre. Auch das Verb „geben“ im erweiterten altbayerischen Sinne könnte in Frage kommen, was dem Ammer oblag, der Naturalien an den Grundherrn, hier die Kirche, zu erbringen hatte. Gem(b)-ling wäre dann ein Ort, der vom Lehen oder Gut des Grundherrn die Gilt (den Zehent) aufbringt.[4] (Siehe „Gömbling“ im Salbuch von Emmeram Hem).
Zum besseren Verständnis der vorausgehenden und folgenden Überlegungen, der Klarheit über die Besitzverhältnisse in Gemling also, sei Folgendes vorausgeschickt:
Beide Höfe waren bis zur Säkularisation (Reichsdeputationshauptschluß in Regensburg 1803) im Besitze der Kirche, allerdings unter wechselnden Zuständigkeiten:
Gemling 1, ein Amthof, war erbrechtig zum Reichsstift St. Emmeram in Regensburg grundbar, gehörte demnach den Benediktinern. Nach 1803, nach der allgemeinen Enteignung der Kirchengüter, fiel es an den bayerischen Staat, verwaltet durch das königliche Rentamt in Kelheim.[5]
Gemling 2, ebenfalls ein Amthof, war erbrechtig aber an das Damenstift Niedermünster in Regensburg grundbar, gehörte den dortigen Kanonissen und erlitt nach 1803 das gleiche Schicksal wie Gemling Nr. 1
Gemling 3 (damalige Zählung!) war das gemeinsame Hüterhaus von 1 und 2, im heutigen Goldtal gelegen[6]
Wie sich zeigen wird, waren über die Jahrhunderte, bis zu der Zeit vor der Säkularisation ( 1803), die schriftlichen Zeugnisse über den jeweiligen Grundherrn (Besitzer) etwas unklar:
973 schenkte Kaiser Otto I. der 9. Äbtissin des Frauenklosters Niedermünster zu Regensburg umfangreichen Klosterbesitz z. B. in Lindhart. Im Laufe der Jahrhunderte, bis zur Entstehungszeit des zweiten Herzogurbars 1280 hatte sich die niedermünsterische Propstei Lindhart zum Interessensschwerpunkt Niedermünsters entwickelt. Sein Besitz war weit gestreut. Im Salbuch des Reichsstifts von 1444 verfügte es über fünf Ruhepunkte für den Fall der Besitzbeschau , fünf Schrannen. Die fünfte Schranne war die in Saal mit den Amtsbezirken Herrnsaal, Einmuß und Gemling mit je einem Amtshof.[7]
„1586 (allerdings) werden zwei Höfe in Gemling im Gericht Abbach als zur Propstei Niederlindhart gehörig bezeichnet.“[8]
1802, ein Jahr vor dem Beginn der Säkularisation in Bayern, berichtet eine „Anzeige der Niedermünterischen Besitzungen auf dem Lande in Bayern, dass sich die Propstei Niederlindhart in drei Schrannen einteilen lasse. Dieses Mal war Saal die dritte Schranne mit den Dörfern Obersaal, Untersaal Herrnsaal, Kelheimwinzer, Irlbrunn, Thaldorf, Einmuß, drei Mühlen und etlichen Einöden, darunter auch, wie oben erwähnt Gemling.
Erst nach dem April 1812 wurden im Zuge der Säkularisierung aus der Propstei Niederlindhart Einzelgegenstände, gemeint sind Einzelhöfe, veräußert. [9]
Ein Landgerichtsschreiber von Abbach merkte um 1800 an, dass der Pfleger Sterlmaier 1645 berichtet habe, dass ein Hof in Gemling, auch Aumeier Hof genannt, zwar seit 1552 nach Niedermünster lehnbar gewesen sei, aber von Kammerer und Rat von Abbach vor 150 Jahren von dem Auer von Brennberg gekauft und dem Gotteshaus St. Nikola überlassen worden sei, damit ein Pfarrer eine Wochenmesse lesen könne. So habe die Äbtissin Anna Maria zu Niedermünster ( Ana Maria von Salis 1616 – 1652) nie etwas in Gemling zu suchen gehabt. Aus dieser Stelle geht hervor, dass man im Markt Abbach die Niedermünsterische Hoheit nie bedingungslos anerkennen wollte.[10]
Über die unklaren Besitzverhältnisse in Gemling gibt das „Saal- Buechl“ des Abacher Pfarrers Emmeram Hem, der von 1673 bis 1681 hier Pfarrer war, auch keine eindeutige Auskunft. Darin heißt es:
„ Gömbling, ein Einöd. Bei beiden Bauern alda, so zu der Propstei Niedermünster zu Regenspurg gehörig, hat das Augustiner Closter in allem Zehent zworn, und der Pfarrer zu Abach ein Thail außer des Säxenbergs. Darbei hat das Augustiner Closter zwei und St. Haymerams (Emmerams) Stüft und Closter zu Regenspurg ain Garb.
Alda zu Gömbling hat ein Pfarrer zu Abach bei des alten Sittmayers Velt oder Sölden den Zehent allein, wie Folie 6 und 7 schon verzeichnet worden.
Über den Garten Zehent wird berichtet, wie der Getrait Zehent, zworn Thail den Herren Augustinern, ein Thail dem Pfarrer.“[11]
Während der Zeit Gemlings unter der Niedermünsterischen Ägide des ausgehenden Mittelalters gab es, wie angedeutet, also des öfteren Streit um die Besitzverhältnisse.
Im Notizen-Buch der katholischen Pfarrei Abbach erwähnt Pfarrer Neuhörl ( 1752 –1769) des weiteren, dass 1418 Zechpröbst und Bürger von Abach den ganzen Gemlinger Hof unter Pfarrer Paulus Würther dem Pfarrgotteshaus St. Nikola überlassen hätten, damit dort täglich eine hl. Messe für die Stifter gelesen werde. Würther aber habe schon 1421 den Hof um 63 Pfund Regensburger Pfennige, ( das sind etwa 170 Gulden) an zwei Brüder verkauft. Der Pfarrei sei nichts mehr als 9 fl 4 Kreuzer für das Lesen der Jahrmesse übrig geblieben.[12] Mit Blick auf die Folgezeit war dies ein missglückter Privatisierungsversuch.
So wurde also bereits 1421 Gemling von Pfarrer Würther in private Hände gegeben, was, wie wir sahen, vermeintlich zur Kirchenpfründe gehörte, wie es ca. 100 Jahre später,1529, mit dem Widdumhof Eiglstetten durch Pfarrer Hüller erfolgreich geschah, wo allerdings ein formaler Erbrechtsbrief errichtet wurde.
Von Pfarrer Hem existiert auch ein „Zehent-Hausregister“ ab der Jahre 1673. Es wird dort spezifiziert:„Zehent Verstiftung bei denen Einöden der Pfarr Abbach gehörig. Gembling
Wird daselbst in Natura auf dem Hof gelagert und in den Pfarrhof heimgeführt.
1675 Vom Säxenberg nach St. Emmeram zu liefern Korn 4 Mezen , Habern 4 Mezen. Bin auch noch ersagtem St. Emmeram Stüft des 1674. Jahr noch zu zahlen schuldig, als Korn 4, Habern 4 Mezen.“
Für 1676 wird berichtet, dass am 14. Juli vom Saxenberg 24 (?)Stüftgeld bezahlt und der neue Zehent zu je 4 Mezen entrichtet wurde. 1677 wurden vom Saxenberg an das Stft St. Emmeram zwischen Michaeli und Martini 4 Mezen Korn und 6 Mezen Habern abgeführt[13].
An dieser Stelle kommt der „Sachsenberg“, bei Pfarrer Hem „Säxenberg“, in das Blickfeld. Es handelt sich um eine ausgedehnte Flur, nord-östlich von Gemling bis Seedorf, den Berg hinauf und bis zum Hohengebrachinger Pfarrwald.
Es kommt die Frage auf, warum es mitten in Bayern für diese Flur die Bezeichnung „Sachsenberg“ gibt.
Ein Erklärungsversuch könnte sein, dass Otto I. seinem Bruder Heinrich – statt dem Heinrich aus dem Geschlecht der Liutpoldinger – das Herzogtum in Bayern überließ, obwohl er wie er selbst ein Sachse war. Es gab bei diesem Handel . wegen der diversen gegenteiligen Besitzansprüche Differenzen. Diese Flur könnte bewusst und entschieden dem Sachsen, seinem Bruder, zugeteilt worden sein. Ein Zeichen der Bekräftigung und Besiegelung also, um den Streit zwischen den Parteien definitiv zu beenden.
Diese Gegend liegt ja in der Nähe der Burg zu Abbach, dem nunmehrigen Sitz der bayerischen Sachsenherzöge.
Es könnte aber auch sein, dass diese ausgedehnte Flur schon von Karl dem Großen, als er die Sachsen im 9. Jh. christianisierte, widerspenstigen Holden aus Sachsen zur Rodung und Urbarmachung zugewiesen wurde, wie es auch in Tirol häufig der Fall war..[14]

Plankarte Bad Abbach, von Herrn Wolfgang Wittmann, Bauamt zur Verfügung gestellt.
Plankarte Bad Abbach, von Herrn Wolfgang Wittmann, Bauamt zur Verfügung gestellt.

Nach der Säkularisation zog der erste bayerische König Max I. Josef das ganze Gemling an sich.
Schon 1809, aus der Zeit der napoleonischen Wirren, als aber aus der Propstei Niederlindhart eigentlich noch nichts veräußert war (1812!, s.o,!), verfügen wir über eindeutige Dokumente über Gemling mit der Bezugsperson Johann Gerl im hiesigen Marktarchiv. Damals schon wird der Besitzer- und Familienname Gerl in Gemling aktenkundig. Gerl besitzt den Hof Nr.1.[15] Er war offensichtlich früher Giltmann des Klosters St. Emmeram, hat aber den Hof später, nach dem baierischen Interim, erbrechtig übernommen.
In einer Quartierliste von 1809 wird Johann Gerl in Gemling ansässig aufgeführt und beherbergt „Königlich Baierische“ Truppen. 1811 logiert bei ihm ein Königlich Baierischer Offizier mit zwei Domestiken vom 9. und 10. Linien Infanterie Regiment. Die Gerl werden ab dieser Zeit konstant bis in unsere Zeit als Bauern in Gemling konstatiert.
1811 und 1812 erfahren wir im gleichen Zusammenhang den Namen des zweiten Gemlingers, in offenbar Gemling 2, nämlich Thomas, hernach Jakob Paur. Letzterer wird aber ab 1812 von Xaver Fahrübl abgelöst, der in diesem Jahr aber noch einen Vraßischen Sozius hatte.[16]
Einige weitere Dokumente:
Es war die Zeit, als Napoleon den Zug nach Russland vorbereitete. Er ließ vorher die Magazine neu bevorraten. Auch die Gemeinde und die hiesigen Bauern wurden zu Abgaben gezwungen. Ein Beispiel, bei dem der Gemlinger Bauer Johann Gerl ebenfalls namentlich erwähnt wird, sei hierher übernommen:
Am 30. Dezember 1811 erging vom Landgericht Kelheim in allerhöchstem Auftrag an den Markt Abbach der Befehl, am 14. Januar 1812, 8 Uhr, „unfehlbar und bei Vermeidung strenger Zwangsmittel“ 38 Rationen Stroh zu 12 schweren Pfund zur Kasernenverwaltung in Regensburg zu bringen. .
Für die Bauern sollte es eine Entschädigung „nach dem herrschenden Preis“ geben.18
Ein beiliegender Quittungszettel weist die Lieferanten aus und bestätigt handschriftlich den Empfang des Geldes. Es mussten liefern:
Markt Abbach 4 Rationen Unterschrift : Alois Mayer, Bürgermeister
Gemling 12 Rationen Johann Gerl, Gemling
Weix 16 Rationen Georg Schlauderer, Weix
Schlossberg 6 Rationen ohne Unterschrift
Im Februar/März 1812 zieht Napoleon mit 80.000 Mann, darunter 13.000 Mann Kavallerie durch unsere Gegend, fast alles Franzosen. Das Versorgungsmagazin in Eggmühl muss darum aufgefüllt werden. Das Landgericht in Kelheim hat zu konkurrieren. Der Markt Abbach muss 2 Schaff Haber, 60 Bund Heu a. 10 Pfund gegen versprochene Bezahlung. (Gutschein!) am 7. März, 15 Uhr, portofrei nach Eggmühl bringen. Wenn jemand sein Quantum im Acord übergeben will, so glaubt man, dass der Israelit Hittenbach die Lieferung übernimmt. Wenn jemand den Auftrag dem Israeliten übertragen will, muss er sich an den Rösslwirt Mathias Paul in Kelheim wenden. Ihn hat der Lieferant Lazarus zu seinem Geschäftträger ernannt. Für die Durchführung des Befehls ist jede Behörde zur strengen Beachtung verpflichtet. Der Markt Abbach zahlt lieber an den Rösslwirt in Kelheim am 2. März 1812 32 Gulden.19
Eine Liste aus dieser Zeit, die Gemling betrifft, jedoch ohne Namensnennung und Hausnummer, aber vermutlich dem Besitzer Gerl zuzuordnen, sei dazugefügt: Die Liste heißt „Naturalienempfang für die Kaiserlichen französischen Truppen 1812 et 1813“.
Als Napoleon geschlagen aus Russland zur Neuaushebung eines großen Heeres 1813 nach Frankreich heimkehrte, war der Zwang auf die hiesigen Bauern nicht aufgelöst; er setzte sich im Gegenteil fort, da sich der Kriegsherr in seinem Siegeshunger sofort wieder ostwärts wandte, bis er Mitte Oktober 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig definitiv zur Heimkehr gezwungen wurde.
Obgleich es aus den vorausgehenden 10 Jahren in unserem Archiv eine Schwemme von Konfiszierungslisten gibt, die in irgend einer Form immer auch Gemling (ohne Differenzierung) betrafen, wähle ich hier die Liste von 1813.
Gemling
4 Lieferungen Fleisch a. 12 Pfund = 48 Pfund
“ “ Bier a. 24 Maß = 96 Maß
“ “ Brot a. 6 Laib = 24 Laib
Es wurde der Empfang von 18 fl quittiert
Nach der Säkularisation war der Bayerische Staat, wie schon gesagt, vorübergehend Grundherr über die zwei Gemlinger Höfe. Es ist anzunehmen, dass die Familien Gerl auf Gemling 1 und Paur auf Gemling 2, die Höfe unter der klösterlichen Grundherrschaft schon bewirtschafteten und dies unter königlich bayerischer Ägide fortführten. In den 1820er und 1830er Jahren stieß der Staat aber die an sich gezogenen Besitzungen ab und leitete die Privatisierung zu einem annehmbaren Preis ein. Es wurde keine Gilt mehr eingezogen, sondern die Höfe wurden zur Grundsteuer veranlagt. Zu diesem Zwecke musste man die genaue Größe der Liegenschaften ermitteln, die mit fortbestehenden Auflagen und Zuständigkeiten in Steuerkatastern festgeschrieben wurde. Die Zehentnennungen spielen bis zum Jahre 1848 für Bemessungsfestlegungen und gelegentlich auch noch für wirkliche noch bestehende Einforderungen eine Rolle (z. B. Pfarreien). Im Jahre 1848 wurde er aber definitiv abgeschafft.
Ich bin nach verschiedenen Kontaktnahmen in der glücklichen Lage, für Gemling 1 aus dem Urkataster nach Verhandlungen vom 10.Jänner 1835 und für Gemling 2 aus dem Umschreibheft zum 1. renovierten. Grundkataster vom 9. Juni 1854 berichten zu können:
Zuerst zu Gemling 1[17]
Auszug aus dem Urkaraster:
Nach Brief vom 9. Juni 1832 übernahm Anton Gerl vom mehrmals genannten Johann Gerl Gemling 1 um 7000 Gulden. (Es ist zu erwähnen, dass man zu dieser Zeit ganz allgemein nichts ohne Gegenleistung erbte, was jeweils verschiedene Ursachen haben konnte.)
Der Hof Gemling 1 unterstand dem königlichen Landgericht Kelheim und war zum königlichen Rentamt Kelheim erbrechtig grundbar, vorher dem Reichstift St. Emmeram.
Die Gebäulichkeiten des Amtshofs bestanden damals aus einem Wohnhaus mit Stall, einem separaten Pferde- und Kuhstall, einem Heustadel mit Schupfe, einem weiteren Stadel, einem Backofen und dem Hofraum. Alles zusammen 73 Dezimal.
Es war auch ein Würzgärtl zu 9 Dezimalen vorhanden.
In der Verhandlung vom 10. Jänner 1835 werden wegen der Besitzerveränderung die zu Grunde liegenden Verbindlichkeiten festgeschrieben. Sie errechnen sich aus:
1/20 des fixierten Handlohns von 367 Gulden 30 Kreuzer = 18 Gulden 22 Kreuzer, für das Stift 8 Gulden,
an Vogteigeld 2 Gulden 8 Kreuzer, für Kirchendienst (Pfarrei) 2 Gulden 2 Kreuzer vom fixierten 2/3 Blutzehent ( = Zehent vom Vieh, meistens Kleinvieh)),Grundzins 2 Gulden 12 Kreuzer, vom fixierten 2/3 Grünzehent 1Gulden 45 Kreuzer, an Gilt statt 12 Schaff 4 Metzen Weizen 32 Gulden, statt 5 Schaff 2 Metzen Korn 42 Gulden 40 Kreuzer und statt 4 Schaff 4 Metzen Haber 18 Gulden 40 Kreuzer,vom fixierten 2/3 Großzehent Grundzins statt 2 Schaff 2 V. Weizen 25 Gulden, statt 2 Schaff 2 V. Korn 16 Gulden 40 Kreuzer, statt 2 Schaff Gerste 12 Gulden, statt 2 Schaff Haber 8 Gulden.
Dies alles ergibt zusammen einen Geldwert von 189 Gulden 30 Kreuzern.
Der Amthof Gemling 1
umfasste 284 Tagwerk 20 Dezimale.
Die Gebäude waren mit dem Blutzehent belastet. Davon wurden 2/3 auf den Grundzins fixiert und 1/3 ( das ist jedes dreißigste Stück an Hühnern, Gänsen, Enten, Lämmern und Spanferkeln) auf die Pfarrei Abbach.
Beim Haus befand sich auch ein Gewürzgärtl von 9 Dezimalen, das allerdings zehentfrei war.
Dann folgt eine umfangreiche Liste von Gründen, die alle mit Namen und Größenmaß bezeichnet sind. Sie sind fast alle mit dem Groß- und Grünzehent belastet. 2/3 waren wieder auf den Grundzins und 1/3 (zum 30. Teil) auf die Pfarrei Abbach fixiert.
Unter den Gründen befinden sich Äcker, Wiesen (zehentfrei) und umfangreiche Wälder, die auch zehentfrei waren. 41 Tagwerk 67 Dezimal Wald nannte sich Sonnenscheinholz, wie es auch Sonnenscheinäcker gab.94 Tagwerk 61 Dezimal waren das sog. Stadtholz.
Eine kleine Ödfläche von 34 Dezimalen gehörte noch dazu, ein Weiher von 1 Tagwerk 55 Dezimalen und ein Gießgraben im sog. Wasserfall, von dem 1/3 dem Ratsschreiber auf Hs. Nr. 2 in Gemling zustand. Die Gewässer waren zehentfrei.
An einem Gemeinderecht hatte man noch Anteil, das aus einem Achtel des Besitzes auf Haus Nr. 3 zu Gemling bestand ( Hüterhaus)
Als weitere jährliche Verpflichtung wurden zwei Weizenläutgarben für den Mesner zu Peising aufgeführt.
Noch einmal in diesem Jahrhundert, dieses Mal aber in Zusammenhang mit einem freudigen und festlichen Ereignis, wird der Name Gerl zu Gemling Nr. 1, das zur Pfarrei Abbach gerechnet wird , genannt . Am 28.11.1879 wird dort Heinrich Gerl geboren, sein Vater ist Heinrich Gerl (*1848),Bauer zu Gemling. Nach der Überlieferung war der Priester Heinrich Gerl, ein Ordensmann, 1930 noch am Leben.[18]
Wie sich der Hof Gemling 1 im Verlauf des ausgehenden 19. und im 20. Jahrhunderts darstellte und entwickelte, könnte Alfons Gerl, der gegenwärtig in dritter Generation mit dem Vornamen Alfons bezeichnete Inhaber des Hofes, ergänzen.
Sein Großvater Alfons Gerl, den ich noch persönlich kannte, war sehr stark kirchlich geprägt. Er war in (Bad) Abbach zeitweilig Kirchenpfleger unter Pfarrer Alois Lehner und Vorsitzender des kath. Männervereins
Sein Vater Alfons Gerl widmete sich eher der Kommunalpolitik und war Bürgermeister in Peising bis zur Eingemeindung nach Bad Abbach 1978.
Dann zu Gemling 2[19]
Bei diesem Amtshof handelt es sich um einen 1/3-Hof. Er ist 304 Tagwerk 06 Dezimale = 103 ha 60 a groß..
Er besteht aus Wohnhaus mit Stall, Stadel, Wagenschupfe, Schweinestall, Backofen, Keller mit Kapellerl und Hofraum- Dazu gehört ein Anteil an Gemling Nr. 3, dem Hirthaus.
Diesen Hof übernimmt am 9. Juni 1854 Franz Xaver Fahrübl von seinem Vater, ebenfalls Franz Xaver Fahrübl, um 18 000 Gulden.
Nach dem Tod dessen Ehefrau Anna Maria erhält Franz Xaver Fahrübl 1860 das Gut zum Alleineigentum.
Am 25.Juli 1873 erhält sein Sohn Xaver Fahrübl und seine Braut Theres Rauchenegger aus Bugweinting den Hof um 53 600 M.
1881 werden vom Hof 100 Tagwerk zu Hs. Nr. 70 in Abbach übertragen. Es bleibt ein Restbesitz von 204 Tagwerk 6 Dezimal. Am 27. Juni 1885 kauft diesen Restbesitz Herrmann Puricelli in Rheinböllershütte in Rheinpreußen um 65 000 M.
1884 werden Schweinestall, Backhaus und ein Feldstadel neu erbaut.
Am 12. Juni 1885 kaufen vom Hof Johann und Therese Schottmayer von Hs. Nr. 70 in Abbach 24 ha 71 a Wald inclusive einen Weiher um 13 000 M.
In der Folgezeit konnte Puricelli durch Rückerwerbungen den ursprünglichen Besitzstand von 103,934 ha wieder herstellen.
Am 22. September 1899 war Gemling 2 und alle übrigen vorhandenen Liegenschaften Puricellis in Folge von Miteigentumsverzicht auf Olga Kirsch als Alleineigentümerin übergegangen. Dies alles wurde auf 1 350 786 M 25 Pf veranschlagt.
Am 12. Juli 1901 fiel nach Erbauseinandersetzungen der Hof an Elise Puricelli und Olga Kirsch als Gemeineigentum.
Lt. Testaments und Erbscheins des AG Stromberg vom 27.5.1936 erhielt den Hof in Gemling2 Kirsch-Puricelli Nikolaus in Rheinböllershütte bei Stromberg.
Am 28. Juni 1943 erhalten den Besitz Dr. Paul Kirsch-Puricelli in Stromberg-Neuhütte und Maria Elisabeth Rheinen, geb.Kirsch-Puricelli, verwitwete von Schorlemer in Kempfeld (Hunsrück)
Die hier genannten Besitzer bewirtschafteten den Hof nicht selbst, sondern nahmen sich Pächter. Zuerst war es die in Bad Abbach ansässige Familie Rumpel, dann das BRK mit dem Verwalter Kröning. Schließlch können wir wieder von einem Eigentümer Giebisch ausgehen.
Am 7.9.1951 wurden wieder 39 ha an eine Firma Richtberg verkauft. Es blieb ein Rest von 63 ha 88 a 76 qm.
Im Jahre 1967 entstand mit den Aussiedlerhöfen Alzinger von der Kochstraße in Bad Abbach und Feigl (Fichtner) aus Oberndorf eine ganz neue Lage. Es entstand Gemling 3 ( Alzinger) und Gemling 4 (Feigl/Fichtner), nachdem es das alte Gemling 3 (Hüterhaus) wegen Abbruchs schon lange nicht mehr gab.
Die zum vorherigen Gemling 2 gehörigen Waldflächen erwarb bei der Aufteilung eine Frau Berger aus Köfering. Der Markt Bad Abbach beteiligte sich bei der Zerschlagung des Restgutes ebenfalls, indem er die Gebäulichkeiten mit einigen anliegenden Gründen an sich zog. Auf diesem Platze wurde in den Jahren 1990/91 der Bauhof errichtet, das Wohnhaus wurde von der Gemeinde an Frost und Keil vermietet (Stand 2011).[20]
[1] Gespräch mit Alfons Gerl am 25.10.2011.
[2] Google, Ortsnamen, Entstehung zur Landnahmezeit der Baiern (nach Reitzenstein)
[3] J.A.Schmeller. Bayerisches Wörterbuch. Sonderausgabe 1985, Bd. 1/2 Sp.1615.
[4] A.a.O. Sp.865.
[5] Kataster Regensburg I, Urkatasterauszug von 1835,Fol 133. Fasz. Nr. 674, Staatsarchiv Amberg. Kopie Archiv von Bad Abbach 18.2.3.a.
[6] Vgl. Pölsterl, Günther. Mallersdorf. Das Landgericht Kirchberg, die Pflegegerichte Eggmühl und Abbach. Kommission für Bayerische Landesgeschichte. München 1979, S.118 – 120.
Umschreibheft zum 1, Renovierten Grundsteuerkataster Nr. 681. Kat Reg. I Nr.679/681 Gemling,Gde Poign., Abschrift Archiv Bad Abbach 18.2.3.a.
[7] Vgl. Pölsterl, Günther. Mallersdorf. Das Landgericht Kirchberg, die Pflegegerichte Eggmühl und Abbach. Kommission für Bayerische Landesgeschichte. München 1979, S.118 – 120.
[8] A.a.O. S. 121.
[9] Vgl. a.a.aO. S.121 f.
[10] Regesta von Abbach, 1800 von einem Landgerichtsschreiber verfasst. Archiv des Marktes Abbach 8.3.1.
[11] Saal-Buechl des Emeram Hem. Goembling. Pfarrarchiv. Schließfach.
[12] Notizen-Buch der kath. Pfarrei Abbach. Pfarrarchiv Schrank 1.
[13] Emmeram Hem.Zehent Hausregister. Gembling. 1675 bis 1677. Pfarrarchiv. Schrank 1.
[14] Prof. Hans Müller-Faßbender. Gespräch am 25.10.2011.
[15] Siehe Urkataster 1835, s.o.!
[16] Quartierlisten 1809 – 1812. Archiv 8.2.3.b. Vorspannlisten 1809 – 1813. Archiv a.a.O.
18 Auftrag gemäß Regierungsblatt vom 11.Mai 1811. Archiv 8.1.1 (IV.6)
19 Circular- Abschrift des K. Generalkommissariats des Regenkreises vom 29.Febr. 1812. Archiv 8.1. (IV.6)
[17] Staatsarchiv Amberg. Regensburg I. Fasz. Nr. 674.
[18] Liste erstellt von Pfarrer Ries aus Rottenstatt ( Aitenhofen) In: Pfarrer Josef Hiendlmeyer, Poikam. Priester aus der Pfarrei Abbach, Pfarrarchiv Poikam in Pfarrarchiv Bad Abbach.
[19] Staatsarchiv Amberg. Kat.Reg.I. Nr. 679/681 Gemling Gem. Poign,
[20] Telefonate mit Richard Hüber am 21,01.2010 und am 09.11.2011, Alfons Gerl am 25.10.2011 und Albert Alzinger am 24.10.2011wie Frau Rosemarie Raith vom Einwohnermeldeamt Abbach