Direkt an der Straße von Bad Abbach nach Saalhaupt, gleich nach Frauenbrünnl, liegt die Einöde Peisenhofen. Wir Älteren in der ganzen Umgebung nannten den Flecken noch „Peisinghofen“ – eingedenk seiner früheren Zugehörigkeiten:
Zur Entstehungszeit wird es wie Peising selbst den Angehörigen des Piso, des dortigen Stammesältesten in der bayerischen Landnahme, gehört haben, und bis zur Eingemeindung nach Bad Abbach 1978 gehörte es politisch ohnehin zu Peising. Darum ist „Peisinghofen“ – meines Erachtens – korrekter als Peisenhofen.

Luftbild von Peisenhofen
Luftbild von Peisenhofen

In dem Buch „Der Landkreis Kelheim“, erschienen 1981 S. 231 ist über Peisenhofen vermerkt, dass es, wie unten folgen wird ,1043/44 erstmals urkundlich erwähnt wird In Fö 308 werde Peisenhofen „ Bei den Höfen des Piso“ genannt.
Im Laufe meiner Recherchen für dieses Buch begegnete mir Peisenhofen einige Male.
Zum ersten Mal war es, als ich mithalf, für die Feuerwehr zu Peising die Festschrift zum 135jährigen Gründungsjubiläum zu erstellen. Ich übersetzte die oben genannte Urkunde des Klosters St. Emmeram zu Regensburg (Tr.Regensburg Nr. 475) aus dem Lateinischen in die deutsche Sprache. In der betreffenden Urkunde entdeckte ich vermutlich die Stelle, mit der Peisenhofen zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde.
Dort heißt es: „1043/44 übergibt ein Städter namens Hagano , der für sein ewiges Heil aufgibt, was der Welt gehört, Pisinhova (Peisenhofen) mit allem und allen, die dort leben, dem Kloster St. Emmeram, einschließlich Havuart, einen Edlen mit seinen Leibeigenen. Ebenso verfährt er mit dem Besitz des Havuart in Saalhaupt, dessen Vater Job war, wenn sich dieser nicht binnen fünf Jahren mit 40 Talenten herauskauft.“
Der erste bekannte Siedler auf Peisenhofen war demnach Havuart. In Saalhaupt gab es auch einen Havuart, dessen Vater Job hieß. Ob Job auch der Vater des Peisenhofeners war, ist hier nicht klar. Es ist außerdem zu bedenken, dass in dieser Zeit und für das Kloster St. Emmeram gelegentlich Urkunden erstellt wurden, die dazu dienten, Besitzztransaktionen zu rechtfertigen und Bauerngüter einzuheimsen.
Dann schrieb ich 2004 zum 475 jährigen Jubiläum der Privatisierung des Widumshofes von Eiglstetten eine Festschrift. Auf der Suche nach Informationen durchackerte ich die bei uns im Archiv lagernden Landgerichtsakten des 17. und 18. Jahrhunderts, soweit sie vorhanden waren. Hier war Peisenhofen ein paar Mal aktenkundig, weil sich die Nachbarn offenbar nicht besonders mochten. Die einschlägigen Pönfälle lauteten:
„1663. Leonhard Amon zu Aiglstetten, umb willen Er mit sein rdo Viech und Pferdten underschidlichmahl dem Siespaur zu Peisenhoven in seinen Traidern grossen schaden gethon, deshalben Er Amon neben guettmachung der schäden gestrafft worden…
1664. Georg Siespaur zu Peisenhoven, welcher aus einem alten Hass wider den verstorbenen Leonhardt Amon zu Aiglstetten ausgeben und gesagt, beriter Amon hab sich selbst erhenckht, destwegen gestafft worden …
Balthasar Amon zu Aiglstetten, umb willen er nach den empfangnen schlögen erst dem Siespaur Nächtlicher weill fürs Haus geloffen, zwar mit dem Vorwandt, das Er sein verlohrenen Huet bey ihme gesuecht selbigen aber mit villen ausgestossnen Iniuriworten herausgefordert, neben gebnen harten stöss gewandlet worden …
1729. Maria Amonin Peurin zu Aiglstetten und Walburga Amanin auch Peurin zu Peysenhoven haben aneinander sv. Huren iniuriert, iedoch eine gegen der anderen nichts ungleichs darthuen khonnen. Also beede mit ex officio aufhebung abgestrafft worden …
Dann kam aber noch mehr auf die Tagesordnung. Die Peysenhoferin hatte die Aiglstetterin eine sv. Wamppete Zuchtl genannt.
Auch ist immer wieder von feindseligem Überweiden der nachbarschaftlichen Wiesen und Abweiden der bestellten Felder die Rede.
Aus diesen Texten ist zu erfahren, dass ein Besitzer des 17. Jahrhunderts Georg Siespaur hieß, Ewa 60 Jahre später saßen dort Leute mit dem Namen Aman oder Amon (NB.: Leseschwierigkeiten! A.d.V.) Im letzteren Falle wären die Gegnerinnen sogar verschwägert gewesen.
Als ich für die Arbeiten über die Ziegeleien und Kalkbrennereien in Abbach nachforschte, begegnete mir eine Akte, die besagte, dass es in Peisenhofen eine uralte Ziegelei gab, „die seit anno 1739 öd liegend verblieben ist.“
Über dortigen Lehmlagerstätten und Verfahrensweisen der Herstellung ist in dem Papier nichts vermerkt, auch nicht über die Abnehmer und Verwendung der dortigen Produkte
Wir erfahren aber aus der genannten Urkunde, dass dem Markt Abbach um die Gebühr von 8 Gulden 39 Kreuzer die Peisenhofener Kalk- und Ziegelbrennerei-Gerechtigkeit übertragen wurde, die sie hernach dann (ab 1791) an andere Bewerber weiterverpachtete. Die Gemeinde hatte zusätzlich an die Churfürstliche Hofkammer jährlich eine Gebühr von 1 Gulden 0 Kreuzer 4 Heller zu zahlen, wie aus einem weiteren Schreiben des Churfürstlichen Rentamts in Straubing zu entnehmen ist.
Bei meinen Recherchen zu den napoleonischen Kriegen fand ich sog. Vorspannlisten der Jahre 1810/12/13, in denen aufgezeichnet ist, welche Gespanne und Fuhrwerke die Bauern der Gegend bereitzustellen hätten, mit denen Napoleon nach Russland aufbrechen wollte.
Damals hieß der Bauer zu Peisenhofen Josef Weinzierl. Er war zur Bereitstellung von 2 Wägen verdonnert. [1]
Dann schrieb ich 2011 die Geschichte der Streicherhöhe. Beim Vermessungsamt in Abensberg lag die Kopie eines Rechtsstreits zwischen dem Abbacher Handelsmann Benedikt Zirnbibl und dem ehemaligen Peisinger Bauern und Gastwirt Aloys Dantscher, der sich um 1850 nach Teugn veränderte. In dem Streit ging es auch um ein kleines Grundstück von 18 Dezimalen mit der Flurnummer 1070, Gemarkung Peising, das sich damals im Besitz eines Johann Robold, Schuhmachers in Peising befand und das zur Arrondierung der neu zu erstellenden Fläche der Streicherhöhe benötigt wurde. Dieses Waldstück habe ursprünglich zur Einöde Peisinghofen gehört.
Unter allen familiären Wechselfällen interessierte mich vor allem, wann die jetzt und seit langem in Peisenhofen lebende Familie Blümel lebt und wirtschaftet. Dabei musste ich feststellen, dass sie nicht, wie man vermuten möchte, aus Peising stammt, sondern aus Stumpfreit in der Gegend von Rothenburg an der Laber. Den Anfang dieser Präsenz kann man ziemlich genau beziffern. Es wird kurz nach 1848 gewesen sein, nachdem der erste Blümel, nämlich Georg, in diesem Jahr die Ehe schloss.
Die genealogische Stammreihe ab Georg Bümel ist folgende:
1. Georg Blümel, Bauer zu Peisinghofen
* 29.08.1817 in Stumpfreit
°° 28.03.1848 Helena Meier aus Aufhausen
+ 15.05.1895 in Abbach
Kinder
Josef * 1853, + 28.2.1895
Johann* 1857 + 20.1.1927
2. Johann Blümel, Bauer zu Peisinghofen
*1857
°° 03.07.1886 Theresia Robold
+ 20.1.1927
Theresia * 26.08.1863, + 16.07.1940
Kinder
Johann + 19.6.1887 (3 wochen alt)
Georg + 26.3.1888 (2 Tage alt)
Nikolaus + 14.10.1889 (1/2 Stunde alt)
Ludwig + 20.8.1890 ( 1 Tag alt)
Joseph * 20.01.1896
Nikolaus + 3.12.1905 (1 Tag alt)
3 Töchter, Namen unbekannt
3. Joseph Blümel, Bauer zu Peisenhofen
* 20.01.1896
+ o7.06.1965
°° 20.11.1922 Theres Fröhlich von Peising
Theres *01.12.1899
+04.09.1978
Kinder
Joseph * 04.11.1923
Albert * 24.05.1925
Franz * 05.01.1927
Theresia * 30.07.1929
4. Franz Blümel, Bauer zu Peisenhofen
* 05.01.1927
°° 26.04.1956 Hildegard Kabl +07.o4.1984
+13.10.1992
Kinder
Hildegard * 1606.1958
Franz * 04.07.1961
Sieglinde * 18.09.1962
5. Franz Blümel, Bauer zu Peisenhofen
* 04.07.1961
°° Marion Bleicher aus Bernhardswald * 1975
Kind
Sophie * 28.11.2010
Ich möchte noch hinzufügen, dass das Anwesen Peisenhofen 32 ha Ackerland und 6 ha Wald umfasst.
Eine Episode aus der Vergangenheit besagt, dass das Frauenbrünnlfest früher den Namen „Peisinghofener Dult“ trug. Ich kann mich an kein dortiges Fest erinnern, nur daran, dass der an Frauenbrünnl anliegende Acker, der zu Peisenhofen gehörte, ab 1950 als Parkplatz für die zahlreichen Pilger diente, die per Auto zum Brünnlfest erschienen.
Auch das sog „Peisinghofener Kreuz“ möchte ich noch erwähnen, das neben der Straße nach Saalhaupt auf der Anhhöhe stand, bevor es in die Peisenhofener Senke geht. Das gleiche Kreuz stand an der Straße kurz vor Frauenbrünnl, ebenfalls bevor es in die Senke geht. Es hieß das „Hönigkreuz“. Es waren mächtige Holzkreuze, ca 3 m hoch, der Corpus war aus Blech ausgeschnitten und bunt bemalt. Beide Kreuze waren oft renovierungsbedürftig. Das Peisinghofener Kreuz wurde entfernt, das Hönigkreuz zwischen Weichs und Frauenbrünnl existiert noch.
[1] Vorspannlisten. Archiv XV.8.2.3.b (X.7).