In der Spielzeugkiste meiner Kinder (* 1969 und 1973) lagerten vornehmlich noch Spielsachen aus Blech, Holz und Textilien. Bei meinen Enkelkindern herrscht leider schon ein Überschwang an Plastikgerümpel, das man vor Kurzem nicht auslassen durfte, das aber bald darauf keiner mehr anschaute, weil schon die nächste „Kostbarkeit“ winkte.
Natürlich gibt es auch heute in seltenem Maße pädagogisch Wertvolles, was bildet und Fähigkeiten wie Fertigkeiten generiert. Aber da muss man schon fleißig suchen, gut überlegen und sich fragen, ob es das Geld wert ist.
Zu meiner Kinder- und frühen Jugendzeit standen vor allem die Rohstoffe, Steine, Erde, Holz, seltener Blech als Werkstoff zur Verfügung. Dann galt: Sieh zu, was du daraus machst. Die vorhandene kindliche Kreativität stand auf dem Prüfstand. Talentierten Kindern wurde es nie langweilig. Ihre Schöpferkraft brachte oft Sonderbares und Wunderbares hervor. Von der Spielwarenindustrie wurden nur wenige, oft von der Politik missbrauchte Artikel, konfektioniert.
Ich erzähle vielleicht besser von eigener Erfahrung.. Weil damals noch eher jeder ein Unikum war, möchte ich meine Erlebnisse nicht verallgemeinern.
Als Bub lebte ich mit der Mutter und meiner Schwester hier in Abbach in der Hauptstraße 13 zur Miete. Mein Vater war im Krieg, und so erwachte in mir früh der männliche Fürsorgetrieb. Ich erbat bei Verwandten und Bekannten in deren Garten ein Pflanzbeet für dieses und jenes. Es war mühsam und zeitfüllend, alle diese Flecken reihum zu versorgen. Ich säte und pflanzte hier rote und gelbe Rüben, dort Zwiebeln und Petersilie und anderes Suppenzeug. Ich hatte zu tun, dass ich den Überblick behielt, die verschiedenen Plätze sauber zu halten, zu wässern und nach dem jeweiligen Bedarf abzuernten. Auch musste ich durch Zuverlässigkeit und Großzügigkeit den jeweiligen Gönner bei guter Laune halten.
Wen nimmt es wunder, wenn ich das Verlangen hatte, auf einem eigenen Stückchen Erde das Werden und Vergehen in der Natur von der Aussaat bis zur Ernte zu erproben.
So nahm ich einmal ein recht eigenwilliges Werk in Angriff, schleppte unbemerkt kübelweise guten Ackerboden über die Speichertreppen im Bäckerhaus Nößner (jetzt Müller), wo wir zur Miete lebten, und schüttete sie durch ein Dachfenster in die Dachrinne zwischen den Hausnummern 13 und 14, von hinten bis vorne. Und dort, zwischen Himmel und Erde konnten die ausgestreuten Weizenkörner ungestört vor fremden Blicken keimen und sprießen, wachsen und reifen bis zu dem Tage, wo in den darunter liegenden Räumen die Wände hüben wie drüben nach Regengüssen braune Flecken bekamen.
Die Hausbesitzer diesseits und jenseits machten sich schließlich auf die Suche nach der Ursache, und der himmlische Friede war dahin, als sie die wogende Pracht zwischen den Giebeln entdeckten.
So viel Phantasie trauten sie leider nur mir zu, weshalb es unverzüglich für mich Watschen setzte. Es verlangte große Anstrengung, die mächtige Traufe von der Mutter Erde zu befreien und zu reinigen.
Die Architektur war damals noch nicht so weit entwickelt wie 30 Jahre später, als sich Friedensreich Hundertwasser (eigentlich Friedrich Stowasser) im deutschen Sprachraum für Dachbewaldung und individuelle Fassadengestaltung einsetzte. Heute würde ich für meine Leistung vielleicht einen Preis bekommen.
Es ist eine Erkenntnis in meinem Leben gewachsen: Früher war ich der Zeit immer etwas voraus. Heute meint die familiäre Umgebung, dass ich mit der Zeit nicht mehr ganz mitkomme. Wie sich die Menschen um mich ändern!. Der Lateiner sagt : „ Tempora mutantur, nos et mutamur in illis!“ („die Zeiten ändern sich, und wir ändern uns mit ihnen!“)