Das überaus bekannte lateinische Standardlexikon des 18. Jahrhunderts des Adam Friedrich Kirschius, das 1774 in Leipzig erschien, und sich Altphilologen, Professoren der Geographie, Geschichte, Theologie, Juristerei und Medizin als Hilfsquelle anbot, nannte „Abach[1], ein(en) Marktflecken in Bayern“ unter ca. 100 Nennungen des Buchstabens A neben Weltstädten, Strömen und Ländern Europas.[2]

Diese Notierung erfolgte gewiss nicht wegen der zahlenmäßigen Bedeutung des damals nur 90 Haushalte zählenden Marktfleckens, sondern wegen seiner Geschichte, die wohl Aventin vorher wegen seiner Freundschaft mit dem Badbesitzer Dr. Georg Hobsinger und wegen der vermutlichen Geburt Kaiser Heinrich II. hier zu Ort groß herausgestellt hatte.[3] Der hauptsächlichste Grund war sicher die Bedeutung Abachs als Kur- und Badeort seit dem Mittelalter.

113 Bade und Kurort am Donauknie ist Bad Abbachs uralte Tradition am Wanken

1262
wird das Bad erstmals urkundlich erwähnt.
1335
findet das „Wildtpad Abbach“ in „Freiheitslibell“ unter dem Artikel „Tottvell halb“ Erwähnung.
1465
Albrecht IV. erteilt dem Wundarzt Meister Jörg aus Regensburg die offizielle Erlaubnis zur Errichtung eines „Wildpades“ zu Abbach. Im gleichen Jahr wird ein aufgerichtetes „Bad-Würthaus“ erwähnt (Lehner).
1528
Eigentümer des Bades sind Berthold Hofstetter, dann Dr. Georg Hobsinger, der spätere Leibarzt von Kaiser Karl V. und Freund des Chronisten Georg Thurmayr, genannt Aventin
1532
weilt Kaiser Karl V., der sich am Reichstag in Regensburg beteiligte, zur Kur in Abbach. Die Wirkung des Bades ist nur kurzfristig, weil er den Fleisch Verzehr nicht einschränkt.
1533
Hobsinger verkauft das Bad an Georg Glier, Probst-Richter zu Sandsbach (Dietrichs)
1548
Der Kelheimer Arzt Dr. Hans Lienhart Kastner erwirbt das Bad. Er erweiterte das Widbad erheblich.
1565
wird das Abbacher Bad in dem in Venedig gedruckten Buch „Institutionum Medicinae“ des Tübinger Professors Leonhard Fuchs erwähnt. Die Stelle lobt die vielfache medizinische Wirkung und Heilkraft des Schwefelwassers.
1566
Philipp Apian kennzeichnet in den „Baierischen Landtafeln“ Abbach als Badeort durch eine Markierung mit einem Badebottich
1578
Dr. Martin Ruland erwähnt Abbach in seinem in Basel erschienenen Buch „Balneario restauratio“. Er spricht von warmen Thermalwässern, die es hier gäbe. In einer Druckschrift des Andreas Ruland sind die Bestandteile des Abbacher Wassers genannt und die Heilwirkung bei einer Vielzahl von Leiden aufgezählt.
1602
nach dem Tod Kastners heiratet seine Witwe Anna den Badnachfolger Zeller. Es werden außer der Behausung Höfe, Ställe, ein Brauhaus und zwei Gärtchen genannt ( Stänglmayr).
1630
Dr. Andreas Ruland Stadt-Physikus von Regensburg schrieb „ein kleines Traktätlein in Oktav“ (Johannes Lehner) „vom Wild Badt in Abbach“
1633
Infolge des 30 jährigen Krieges kommen die Besitzer Hans Hierlmayr, Bürger und Gastgeber zu Abbach, Besitzer des Widbads und der Braustätte samt Behausung und Keller gegenüber und Adam Amon, Weichsnerischer Richter zu Falkenfels ums Leben. (Gandershofer). Diesem tragischen Ereignis folgte ein vorübergehender Zerfall und Abschwung des Wildbads.
1644
M. Zeller schreibt in dem von Matthaeus Merian herausgegebenen topographischen Werk über Europa, in „Topographia Bavariae“, dass Abbach ein gesund Bad hat, so man aber wärmen muss, das nach gesottenen Eiern riecht, aber gegen Melancholie, Herzschlag und Herzpochen, Ohnmacht und Nierenleiden und noch vieles Anderes hilft.
erschien die erste größere Darstellung des Abbacher Bades durch Dr. phil et med. Johann Lehner. „ Balnei Abacensis in Bavaria inferiore nova descriptio, Das ist: kurze Beschreibung des Wildbads zu Abach in nieder Bayern, was dessen Mineralischer Halt, Natur und Eigenschafft, Krafft und Wirkung sey, in welchen Krankheiten, und auf was Weiß solches soll genutzt und gebraucht werden.“
Aus seinem Büchlein zitierte ich ein sicher heute noch gültiges Gedicht, das wir auf S. 66 finden:
„Viel Bad, Wein, Lieb verdirbt den Leib,
Wer dies zu viel und heftig treibt:
Dargegen Venus, Bad und Wein,
Erhalten die Gesundheit fein.
Wers recht und mäßig brauchen kann
der bleibt gar lang ein gesunder Mann.
Willt du vor Krankheit sicher seyn,
so merk vor andern diß Latein.“
1686
wird Hans Adam Wimmer als Besitzer des Widbades genannt.
1700
Es folgt als Besitzer Johann Konrad Ammertsmann aus Kelheim . Er besteht auf einem Badmonopol und beklagt sich wegen des Überhandnehmens von Privatquartieren und Quellmissbrauch. Er war ein heftiger Zeitgenosse, der mit dem Markt oft kontrovers lag.
1724
war Johann Paul Putz der Herr im Badanwesen. Unter ihm wiederholen sich die Klagen gegen Privatanbieter. Es ist bereits von einem Röhrensystem die Rede, durch das das kalte Quellwasser in den Bad Kessel geführt werde.
1725
erscheint die„Beschreibung des Churfürsten- und Herzogtums Ober- und Niederbayern“ mit zahlreichen Kupferstichen von Michael Wenning (Historico – Topographica Descriptio), auch Abachs.
1737
Ludwig Michael Dietrichs, Regensburg, bringt seine Monographie „Historisch-Physikalische Abhandlung von dem berühmten Wild-Bade zu Abach in Nieder-Bayern“ heraus. Sie enthält im 2. Teil einen Bericht des Aufenthalts der Landesmutter Maria Anna, der Gemahlin Max III. Josef, Kurfürst in Bayern
1761
Nach finanzieller Notlage und Rückgang der Attraktivität des Widbades fällt dieses an Franz Xaver Hilz aus Landshut.
1764
passieret Kaiser Franz I., der Gemahl der Maria Theresia mit den Söhnen Josef und Leopold Abbach – einmal auf der Straße, einmal mit 30 Schiffen – auf der Donau.
1776
Hilz verkauft das Bad an den Marktkammerer und Bierbrauer von Abbach, Mathias Karl.
1800
etc. Die Napoleonischen Kriege setzen dem Badbetrieb massiv zu, und er kommt beinahe zum Erliegen.
1805
Erscheint trotzdem die Monographie Dr. Johann Baptist Grafs „Versuch einer pragmatischen Geschichte der baierischen und oberpfälzischen Mineralwässer“. Er beschäftigt sich intensiv mit der chemischen Zusammensetzung des hiesigen Mineralwassers.
1816
Geht das gesamte Badanwesen von Franz Xaver Karl um 16 100 Gulden auf den Bräuersohn Georg Koller über. Sein Vater Franz Xaver Koller, sen. war eine Generation vorher auf der Brauerei ( heute Zirngibl) sesshaft geworden. Unter ihm wird das Bad wesentlich vergrößert, und die Gebäude diesseits und jenseits der Straße durch die überdachte „Seufzerbrücke“ verbunden.
1861
übernimmt der Sohn Georg Kollers, Johann Koller, das Bad. Es entsteht ein Badhaus mit 17 Badekabinen und mehr als 40 Zimmern.
1862
erscheinen „Die historisch-chronologischen Notizen über die Schwefelquelle Abbach nebst Winken aus der Erfahrung (.)“ über die Bäder und Anwendungen Trinken des Wassers von dem Abbacher Arzt Dr. Stänglmayr.
1872
Lässt Johann Koller den Kurpark anlegen und erweitern.
1884
übernimmt Josef Platiel das Badanwesen. Er baut es auf 54 Zimmer in den Häusern diesseits und jenseits der Straße aus. Es entstehen unter ihm auch Freizeitangebote in einem Pavillon für Kegeln, Piano und Billard. Auch ein belletristisches Angebot wird geschaffen und viele Tageszeitungen werden den Gästen zur Verfügung gestellt.
1902
wechselt der Besitz zu Franz Xaver Krammel. Sein Vater war Josef Krammel, Sohn des Michl Kraml aus Eiglstetten, der seine Brauerei und Gaststätte bei der Marktkirche (später Kötterl) hatte. Die Ehe Franz Xaver Krammels und seiner Gattin Maria war mit 4 Kindern gesegnet. Diese konnten das Bad nicht übernehmen, weil der Vater zu früh starb. Auch die wirtschaftlichen Verhältnisse im Land waren unglücklich. Der Sohn Friedrich übernahm Teile der Landwirtschaft und blieb der Nachwelt als „Badkrammel“ bekannt.Zwei der übrigen Kinder hießen Dr.Max Krammel und Franziska.
1924
Johann Lixsen und Viktor Höign konnten in der Folgezeit das gesamte Anwesen erwerben.
1934
am 07.03. erhielt der gesamte Ort Abbach den Beinamen „Bad“ und nennt sich ab jetzt „Bad Abbach“. Unter Linxen und Höign entwickelt sich das Bad bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieges sprunghaft. Während des Krieges unterlag es den bekannten und kriegsüblichen Restriktionen und Pressionen, wodurch es sehr herabgewirtschaftet wurde.
1949
übernahm das Bayerische Rote Kreuz pachtweise den Kurbetrieb.
1956
entsteht das Rheumakrankenhaus I mit über 200 Betten.
1960
wird das Rheumakrankenhaus II mit 260 Betten errichtet, die spätere II.orthopädische Klinik.
1962
Inbetriebnahme des Rheumakrankenhaus III, früher Allgemeines Rheuma-Krankenhaus, ab 1973 die II. Medizinische Klinik.
1974
Errichtung der I. Orthopädischen Klinik.
1976
Fertigstellung des Funktionstraktes, Hallenbades, Röntgen-Institutes und der Operativen Abteilung.
1982
Neubau der Physikalischen Therapie der I. Medizinischen Klinik
1988
Sanierung der II. Orthopädischen Klinik
1993
Neubau Physikalische Therapie der Orthopädischen Kliniken.
1997
Die Orthopädische Klinik wird Orthopädische Universitätsklinik. Beginn des Neubaues einer Rehabilitationsklinik mit zentralen Ver- und Entsorgungseinrichtungen.[i]
2004
Das BRK zieht sich aus dem Krankenhaus-Betrieb und Kurbetrieb in Bad Abbach zurück. Die private Klinik Kette „Asklepios“ mit Sitz in Königstein-Falkenstein kauft das Bayerische Rheuma- und Orthopädie-Zentrum (Uni-
Klinik) in Bad Abbach.
2009
Die Marktgemeinde Bad Abbach kann eine Reihe von ungenützten, vergammelnden Liegenschaften dem BRK abkaufen. Ein Kurbetrieb im Wortsinn existiert momentan nicht mehr. Für die BRK Immobilien musste die Marktgemeinde 689 000 € bezahlen. Es flossen Zuschüsse in Höhe von 280 000 €.
2010
Die Sanierung des Kurparks ist momentan im Gange. Sie kostet rund 1,4 Millionen €. Hierzu fließt ein Zuschuss in Höhe von 940 000 €.
Wie man sich überzeugen kann, entstehen prächtige Anlagen. Bei Asklepios existieren momentan eine Rheumatologische Klinik, eine Orthopädische Klinik und eine Rehabilitationsklinik. Die Patienten sind fast aus-
schließlich an die Häuser gebunden und die einheimische Bevölkerung und Geschäftswelt nimmt nur mehr minimalen Anteil am Gewinn.
Der landschaftliche Reiz und große Anstrengungen städtebaulicher und Freizeit-dienlicher Art müssen den Ort fremdenverkehrsmäßig lebendig erhalten.
Diesem Ziel dient nun auch der unmittelbar bevorstehende Abriss der meisten BRK-Immonbilien, der finanziell gefördert wird.

PS. Beachte auch den Aufsatz von Dr. Alfons Kraus :“ Das Ortsbild von (Bad) Abbach – bis das Rote Kreuz kam“ im „online- Lesebuch“ Nr. 75 ( Bad Abbach home – Kultur – Archiv – Lesebuch, linke Seitenleiste!)

 [i] Ab 1949 aus Akten des BRK, soweit sie im Archiv gelagert sind.
Der landschaftliche Reiz und große Anstrengungen städtebaulicher und Freizeit-dienlicher Art müssen den Ort fremdenverkehrsmäßig lebendig erhalten.
Diesem Ziel dient nun auch der unmittelbar bevorstehend Abriss der meisten BRK-Immonbilien, der finanziell gefördert wird.
PS. Beachte auch den Aufsatz von Dr. Alfons Kraus :“ Das Ortsbild von (Bad) Abbach – bis das Rote Kreuz kam“ im „online- Lesebuch“ Nr. 75 ( Bad Abbach home – Kultur – Archiv – Lesebuch, linke Seitenleiste!)
[1] Abach, Schreibweise in der Kurfürstenzeit.
[2] Kirschii, Adami, Friderici. Abundantissimum cornu copiae linquae Latinae et Germanicae selctum etc.. Lipsiae 1774, Appendix. Latino-Germanici regionum, urbium, montium et fluviorum.
[3] Dies vermute ich, weil bald nach Abach auch die Nennung von Abensberg folgte.
[4] Wessinghage, Dieter und Zacher, Josef. In: Colloquia rheumatologica 37. Verlag Dr. E. Banaschewski, München-Gräfelfing, 1986, S.11 – 57.