112 Frauenbruennl Foto Kirche

Frauenbrünnl war in letzter Zeit vielfach Gegenstand von Medienberichten.[1]
Schon in den 1920er Jahren schwärmte der Apotheker und Vorstand des Historischen Vereins Abbach, Maximilian Hengge, in seinem „Führer durch Abbach und Umgebung“[2]von der Schönheit der Lage und Umgebung Frauenbrünnls:
„Die Einsiedelei (…) wird vielfach von den Sommergästen besucht. Gehört doch der Weg zum „Marienbrünnl“ oder zum „Frauenbrünnl“, das am Saume eines herrlichen Tannenwaldes liegt, im Spätnachmittag bei Sonnenuntergang zu einem der schönsten der Umgebung Abbachs. (…) Von der Klause aus führt ein Weg zum Gschwendhof und nach Teugn (…).“
Die zitierten „Sommergäste“ sind es nur mehr selten, die nach dem Erliegen des Kurbetriebes in Abbach in den Jahren nach 2000 Frauenbrünnl ansteuern. Aber die bodenständige Bevölkerung der Umgebung hat das Kleinod nach wie vor in das Herz geschlossen. Seit 2.11.2005 gibt es sogar einen „Förderverein Frauenbrünnl e.V“, dessen Vorstand[3] und Mitglieder das Kirchlein, die Klause und das Ambiente mit viel Mühe und Opferbereitschaft einem Zustand zuführten, den man nicht genug bewundern kann. Frauenbrünnl lädt auch heute noch die Bevölkerung der Umgebung, oft beladen mit Kummer und Sorgen, zur Andacht, Gebet und beschaulicher Ruhe ein. So wolle es auch bleiben, wünschen sich Besucher und Pilger., und möge diese Stätte nahe unserem Herzen nicht durch blinde Interventionen gefährdet sein!
Auch die Klausner selbst fühlten sich in dieser Gegend verwurzelt, sie haben nie vergessen, dass sie aus diesem Boden und von den Menschen auf ihm leben.

112 Frauenbruennl Foto Kreuz

Besonders ihnen galt ihr Beten und Arbeiten zu allen Zeiten, was obiges Denkmal zum Ausdruck bringt: „Den gefallenen Helden der Umgebung in Dankbarkeit gewidmet von der Eremiten Verbrüderung.“ Dieses Denkmal ist ein Zeichen tiefgreifender Verwurzelung der Eremiten im Abbacher Land.
Kommen wir zuerst zur Anfangs-Geschichte der Gnadenstätte und der Eremiten in Frauenbrünnl:
Niemand könnte sie authentischer berichten als die Zeitzeugen der Entstehung, die Pfarrer von Abbach, Wolfgang Kreitel ( 1724-1752) und Johann Neuhörl(1752-1769). Im Notizen-Buch der katholischen Pfarrei Abbach[4], im Traktat über die Sepultur Peising lesen wir:
„(…) zur Sepulur Peising gehört das Eremitorium zum H. Fraun Prünl. Der erste Eremit war dahin gekommen sub initium huius Saeculi, das ist bald nach 1700. Jahr.
Die Capell alda, über welche nunmehro das Churfürstliche Vogt und Castengericht Chelhaimb die Rechnung cumulative pflegt, und welche der verehrten Schmerzhaften Mutter Gottes gewidmet ist, ist erbaut worden 1726. Dann vorhin war selbe Capelln nur mit Riegl worden zusam gemacht.
Die Brun – Stuben von dem Prünl ist direkte zwei Schritt von der Kirchen-thür neben dem Antritt in die Clausen.
Weilen ihr Rinn-Sall, so vorhin durch die Capell, und sogar unter dem Chor-Altar gingen, nit leicht zu hilfen war, so wurde selbe 1763 bei erheischender Notwendigkeit außer die Capell, das ist neben dieser und den Weg, wo man in die Capell geht, geleitet.
Im Jahr 1738 hat die Clausner Confraternität alda ihr Capitelhaus errichtet, und hat nun H. Vorfahr Wolfgang Kreitel mit gnädigster Bewilligung des Hochwürdigsten Consistoriums jenen pfarrlichen Grundt, so viel nämlich mit der Mauer eingeschlossen, um 300 Gulden verkauft. Alle zweites Jahr halten sie ihr Capitel., bei welchem auch der Pfarrer, weilen er mit seinem Coopertore den Jahrtag mit Requiem und Lobamt, gegen Bezahlung von 3 Gulden, ihnen haltet, den Beysitz hat.“
Der lateinische Beisatz besagt:
Ein Recht über den Eremiten hat der Pfarrer allerdings nicht , weil er auch die Last seines Lebensunterhaltes nicht trägt, aber er darf die Stipendien von den Messen einnehmen , die in der Kapelle gelesen werden. Wenn ein neuer Eremit aufgenommen wurde, ist immer eine pflichtgemäße ernsthafte Aussprache mit dem Pfarrer erfolgt.
Im aufgeführten Text ist bereits ausgedrückt, dass die Kapelle in Frauenbrünnl der „Schmerzhaftem Mutter Gottes“ gewidmet ist. Ihr Fest begeht man am 15. September jeden Jahres, und deshalb wird auch das Brünnlfest immer am dritten Sonntag im September gefeiert.
Das „Fest der sieben Schmerzen Mariens“ und die Werke der bildenden Kunst, bei denen das Herz der Gottesmutter mit sieben Schwertern durchbohrt wird, reichen bis in das Mittelalter zurück. Die „sieben Schmerzen“ Mariens sind dem frommen Volk nicht gar so geläufig, weil sie nicht immer einheitlich definiert sind.. In einem alten theologischen Lexikon[5] fand ich einen doppelten Katalog der Leidensstationen der Gottesmutter:
Die erste (1.). beginnt bei der Weissagung des Simeon, es folgt 2. die Flucht nach Ägypten, 3. die dreitägige Suche nach dem zwölfjährigen Knaben , 4. der Anblick des kreuztragenden Heilandes, 5. seine Kreuzigung, 6. die Abnahme vom Kreuz, 7. das Begräbnis.
Der zweite Katalog lautet so: 1. Jesus nimmt Abschied von seiner Mutter, 2. er wird mit der Dornenkrone vorgestellt, 3. er wird an das Kreuz geschlagen, 4. er wird mit Essig getränkt, 5. er ruft aus : Mein Gott, warum hast du mich verlassen, 6. Er starb, 7. der Leichnam ruhte im Schoße seiner Mutter.

112 Frauenbruennl Foto Altar

Der Gnadenaltar heute

Zu Maria, der Schmerzhaften Mutter von Frauenbrünnl pilgerten über die Jahrhunderte ganze Pilgerströme: Es gibt heute noch die historische Wallfahrt von St. Wolfgang in Regensburg , der Pfarreien Hohengebraching und Lengfeld/Teugn. Einmal im Jahr findet eine Sternwallfahrt der Gemeinden Poikam, Oberndorf; Peising und Bad Abbach nach Frauenbrünnl statt. Fast zu jeder Zeit kann man im Kirchlein Beter finden, die der Himmelmutter ihre Sorgen vortragen.
Seit 40 Jahren ist, wie die MZ berichtete, das Kirchlein durch Weihbischof Flügel „geweiht“ (benediziert oder konsekriert?).[6] Dies bedeutete für manche eine Intensivierung seiner Gnadenkraft.
Der historische Rückblick aus der Feder der frühen Abbacher Pfarrer Kreitel und Neuhörl legen es nahe, dass wir uns auch den Eremiten zuwenden:. In der Diözesanmatrikel der Diözese Regensburg von 1916 lesen wir:
„Nach dem Vorbilde der 1686 gegründeten Freisinger Kongregation der Klausner wurde 1730/32 auch im Bistum Regensburg eine solche gegründet. Die Klausner erhielten 1766 das privilegium fori et canonis (= weltliches u. kirchliches Recht. A.d.V.) als Mitglieder des 3. Ordens, die nicht in der Welt leben. Das Noviziat war nicht an eine bestimmte Klause gebunden, das jährliche Kapitel wurde seit 1738 bei Abbach gehalten. Das Bischöfliche Ordinariat drang ( besonders durch Erlasse von 1768) auch darauf, dass Eremiten auf dem Lande Schule hielten, wie das im Freisinger Bistum vielfach geschah. Allein da keine Anleitung zum Schulehalten gegeben wurde, da auch die Einkommensverhältnisse vielfach sehr ärmlich waren, konnten sich die Eremitenschulen nicht so gut wie in Freising entwickeln. 1769 zählte man bei 70 Klausen nur 17 Schulen. Immerhin galten die Klausnerlehrer als verdienstvolle Schulmänner. Trotz der Aufhebung der Eremitenverbrüderung (1802 waren 30 Klausner in der Diözese, 151 in Bayern) durch die Regierung (am )12. 5.1804, erhielten sich einzelne Klausner , welche 1843 als Tertiarier des hl. Franziskus wieder zu einer Kongregation vereinigt wurden. Ihr sog. Kapitelhaus ist zu Frauenbrünnl bei Abbach. Ihr Titularfest feiern sie am Fest der Enthauptung des hl. Johannes. Sie wählen sich auf 3 Jahre einen Altvater , 2 Assistenten und 1 Sekretär – Wiederwahl möglich. Der Bischof bestätigt die Wahlen und bestellt einen Geistlichen als Präses. (…)“[7]
Über die altehrwürdige „Eremitenverbrüderung“, die sich irgendwann einmal in „Eremitenberufsverein“ umbenannt hat, konnte man seit Jahresbeginn (2010) keine guten Botschaften vernehmen. Im Dezember 2009 wurde der Verein aus Anlass einer persönlichen Kontroverse mit dem Bischof von Regensburg in „Klausner Verein“ umgetauft. Der Vorsitzende sei Pater Lothar Streitenberger (+ August 2010) in Gangkofen und habe inklusive Ludwig Matzeder, dem früherem Kuraten von Frauenbrünnl, dem vom Bistum die Ablegung der ewigen Gelübde verweigert wurde, vier Mitglieder.
Der Verein habe bestimmt, dass dessen Vermögen (d.h. die Eremitage, A.d.V.) im Falle der Auflösung eremitischem Leben dienen müsse. Dies sehe man am besten bei den Schönstatt – Patres verwirklicht. [8]
Am Portiunkulafestag, dem 2. August 2010 meldete die MZ, dass nach den Querelen um den früheren Einsiedler Kurat Ludwig Matzeder nun Bruder Emanuel, Kandidat zum Eremitendasein, also noch kein Mann mit dem kanonischen Status eines Eremiten, hier Wohnung genommen (habe) Ob auf Dauer, werde sich erst zeigen, wie er selber sagte.[9] Es müsse ja, wie es übrigens immer Brauch war, der Verein seiner Eignung zustimmen.
Ob sich der Gott-selige Bischof Georg Michael Wittmann, der sich 30 Jahre lang bei jährlichen Exerzitien in der Einsiedelei Frauenbrünnl auf die Begegnung mit Gott in der Stunde des Todes vorbereitet hat,[10] über dieses eitle Spiel um die Zukunft von Frauenbrünnl, das da abgelaufen ist, freuen könnte, sei dahingestellt.
Die tiefe Sorge um die kindliche und tiefverwurzelte Zusammengehörigkeit des Gnadenortes Frauenbrünnl mit den hiesigen, bodenständigen Menschen, besonders auch denen des Fördervereins, wird die Spannung zwischen intensiver geordneter Mitarbeit und ungewissen religiösen Tendenzen und erbrechtlichen Bestrebungen eine Weile noch aufrecht erhalten.
Man muss sich fragen „Quo vadis, Frauenbrünnl. Wo führt dein Weg hin, Frauenbrünnl?“
Momentan ist der Pfarrer von Bad Abbach, Franz Schmidbauer, wenigstens zum „Rektor ecclesiae“ bestimmt, d.h. dass er über die Kirche und den Kult das Sagen hat. So sind wir wenigstens in diesem Punkt konform mit der Ausgangssituation.

 112 Frauenbruennl Foto Kirche historisch

112 Frauenbruennl Foto Pferdesegnung

Seit Sommer 2012 ist Pfarrer Johannes Schuster in Frauenbrünnl tätig. Er ist nun erster Vorsitzender des Klausnervereins.
(Bild MZ)
[1] Zuletzt: MZ v. 2.8.2010:“ „Wie ein Familientreffen“ und „Ich wollte mehr Stille“ (lhl):
[2] Hengge, Maximilian. Führer durch Abbach und Umgebung, Josef Kösel und Friedrich Pustet K.-G., Regensburg, o. J. S.27.
[3] Z.Zt. der Gutsbesitzer Hubert Kraml, jun. aus dem benachbarten Eiglstetten.
[4] Notizen-Buch der katholischen Pfarrei Abbach, Pfarrarchiv Schrank 1; Kopie Archiv von Bad Abbach, Hängekartei/Pfarrei.
[5] Wetzer und Welte´s Kirchenlexikon, Bd. 8, Herder, Freiburg im Breisgau, 1893, Sp. 819f.
[6] MZ v. 2. August 2010, S. 47.
[7] Diözesanmatrikel Regensburg 1916, S. 626.
[8] Vgl. MZ v. 28. Mai 2010, S. 36.
[9] MZ v. 2.8.2010, S. 47.
[10] Gedenkschrift zur Gedenkfeier am 8. März 2008, anlässlich des 175 Todestages von Bischof Georg Michael Wittmann in Regensburg,S.3.