Die Marktgemeinde erwarb das geräumige Anwesen zu Abbach – Schlossberg , in der Nähe der Burg und der Pfarrkirche, damals Nr. 17 1/3 , das sog. Geishaus, heute im Volksmund „Geisthaus“, um 2520 Reichsmark . Der Name des Hauses gab besonders in unserer Zeit Anlass zu wildesten Spekulationen Dabei ist die Erklärung so einfach :
Im Brandversicherungs – Grundbuch der Landgemeinde Abbach-Schloßberg vom November 1867 ist an dieser Stelle ein Wilhelm Gaiß eingetragen. Sein Besitz ist mit 3200 Gulden veranschlagt und der größte in der Landgemeinde Schlossberg-Abbach (bis 1892 eigene Gemeinde!). Das Anwesen wird beschrieben als Wohnhaus mit Gastlokalitäten und Tanzsaal . Die Brandassecurranzliste der Gemeinde von 1875 weist Gaiß mit 4 Gulden 43 Kreuzern als den Mann mit der höchsten Abgabe aus.
Bei seinem Vorgänger Georg Rauch wird ein Wirtshaus, Saal und Kellergebäude aufgeführt. Schon früher wird in einer Conkurrenzrolle von 1845 im Haus daneben (Nr. 17) eine Wirt- schaft erwähnt. Der Besitzer ist Geyer Ferdinand. Die Umnumerierungen der Häuser in den 1870er Jahren auf der Bergplatte lassen auf rege Besitzerwechsel und eine intensive Umbautätigkeit auf diesem Areal schließen.
Im Gemeindeversammlungsbeschlussbuch von 1889 – 1911, zum Kauf der Gebäulichkeiten durch die Gemeinde, heißt es, es sei ein Haus, „welches sich in gutbaulichem Zustande befindet , viele und schöne Wohnungsräumlichkeiten, Keller und Vorgarten hat und zu Zwecken der Gemeinde vorzüglich geeignet ist.“ Im Distrikt-Umlage-Heberegister von 1897 führt das Haus die Bezeichnung „Villa“.

107 Das Gaisshaus auf dem Schlossberg zu Bad Abbach Bauplan

Nach 1900 wurde oft über die bestmögliche Verwendung nachgedacht. Das Haus sollte zunächst als Dienstwohnung für die Lehrerschaft genützt werden. Aber es kam unter den Lehrern keine Begeisterung auf, nachdem auch die zweite Zweckbestimmung „Sozialwohnung“ immer mehr zum Tragen kam.
Im Herbst 2004 wurde wegen Außenrenovierung der Putz abgeschlagen und es kam ein altes Bruchsteingemäuer an das Tageslicht, das in Teilen auf eine Entstehungszeit anfangs des 19.. Jh. schließen lässt. Möglicherweise sind Steine aus der Burgmauer verbaut worden; denn planlos wurden von Hand behauene Quadersteine in das neue Mauerwerk eingefügt. Um diese Zeit wurde nämlich, wie die Akten ausweisen, die Burgmauer heftig demontiert; namentlich bekannte Abbacher Bürger , darunter der Bierbrauer Josef Sparmann und der Bäcker Alois Preißer (heute Bäckerei Müller) wurden wegen des unerlaubten Steine-Brechens von der Regierung gerügt. Ein weiteres Steine-Brechen wurde unter Strafe gestellt. Die Ringmauer sei bei einer Höhe von 9 Fuß zu erhalten.
Das ebenerdige Gemäuer ist sicher älter. Es bestand ein Haus Nr. 16 ½ neben der Kirche (Nr. 16), das möglicherweise vor 1518 (erster Pfarrhof am jetzigen Platz !) einem kirchlichen Zweck diente.
Das Armenhaus der Gemeinde Abbach – Schlossberg stand, wie manchmal angenommen, zu dieser Zeit und bis 1889 hier sicher nicht, denn die Gemeindearmen wurden, wenn sie nicht im Armenhaus I untergebracht waren, gegen Logierzahlungen in Familien oder in der ehemaligen Gaststätte nebenan untergebracht.
(Nr. 17: ursprünglich: Adolf Marchner, vorher Corona Obermaier, Ludwig König, Jakob Pauly etc, jetzt Ludwig Lederer.) [i]
1924 versicherte die Gemeinde das Gaishaus, als „Armrnhaus II“ bezeichnet, gar zu 5490 RM! (Das Armenhaus I stand ehemals an der Oberndorfer Straße und hatte die Nummer 31. Es wurde durch einen Bombenvolltreffer zerstört.)
Dieser Tage kam mir zum Geishaus eine interessante Notiz des ehemaligen Vorstands des TSV, Josef Manglkammer (ab 1949), in die Hände, die ich unbedingt an dieser Stelle eingefügt wissen will.[ii]
„In einer Privatchronik fand ich folgenden Eintrag: Zwischen der Villa Geiß – ein reicher Industrieller aus Nürnberg, der sich diese Villa als Sommeraufenthalt angelegt hatte, mit prächtigem Blumengarten um 1870 – und dem Friedhof[iii], war anfangs der 70er Jahre – also nach dem Deutsch/Französischen Krieg ein vielbesuchter Turnplatz. Mit den zurückgekehrten Feldzüglern kam auch neues Leben in den Markt. Man gründete einen Turnverein 1872 – also vor 100 Jahren- und stellte hier oben ein großes, starkes Gerüst auf mit Leitern, Kletterstangen und Trapez, stellte Recke, Barren, und Sprunggeräte auf, und nicht nur die Jugend, sondern auch Erwachsene huldigten hier eifrig dem Sport, bis er nach und nach sein Ende nahm [iv]Ich will auch daran erinnern, dass die Schulklassen diesen Platz mit ihren Lehrern lange Zeit benützten.“[v]

Anmerkung von Georg Brunner:
Auf Grund eines Beschlusses des Marktgemeinderates wurde das Anwesen mit Umgriff im Jahre 2020 veräußert. Das „Gaihaus“ wurde abgebrochen und an dieser Stelle ein Mehrfamilinhaus errichtet.

[i] Aus Heimatheft 2005 Nr.30, S. 68, 22.09.1889
[ii] TSV Bad Abbach, Niederschriften 1930 bis 1956, Beilage. Archiv II.18.1.2.a.
[iii] Es muss angemerkt werden, dass der Friedhof damals nur bis zum Missionskreuz reichte. Zwei Erweiterungen folgten erst später!
[iv] Der Friedhof wurde 1881/82 in diesen Platz hinein erweitert, 1885 wurde das Leichenhaus gebaut. Dann war der Sport dort nicht mehr angebracht!
[v] Josef Manglkammer, der Jos. Artikel von 1972. Beilage in „TSV-Niederschriften 1933 bis 1956“ Archiv s.o.!