Das hiesige Gemeinwesen funktionierte, seit es besteht, und wir davon Kenntnis haben, mindestens seit Kaiser Ludwig der Bayer dem Markt 1335 das „Freiheitslibell“ bestätigte, nach Recht und Ordnung.

Es hatte ungebrochenen Bestand, weil es politisch gut strukturiert war: Es gab den Kammerer (= Bürgermeister) und Vicekammerer (=Stellvertreter) mit weitreichenden, sogar richterlichen Vollmachten, je sechs Männer des Inneren und ebenso viele des Äußeren Rates mit genauen administrativen Aufgaben, zwei Gemeinderedner, die den Kontakt zur Öffentlichkeit und anderen einschlägigen Instanzen pflegten und einen äußerst gewieften, meist rechtskundigen Gemeindeschreiber. Das Band der Gemeinsamkeit drückte sich durch den Ausdruck die „Ratsverwandten“ aus. Bis auf den Gemeindeschreiber mussten die Räte im Zweijahresturnus gewählt werden, was jedoch nicht immer funktionierte, weil Wechsel schon sehr früh durch Veternwirtschaft beeinträchtigt wurden.

Es gab am Ort schon immer eine mehr oder minder ausgeprägte Verwaltungs- und Infrasrtruktur, die ihren Preis kostete. So wurden den Bürgern von Anfang an Beiträge abgefordert, die gut verwaltet und zweckdienlich verwendet werden sollten. Nach der Höhe der bezahlten Steuern bemaß sich der Einfluss der Bürger bis zum Stimmrecht bei Wahlen. Wer keine Steuern bezahlte, hatte nichts zu sagen.

Der Titel in der jährlichen Kammerechnung, die in (Bad) Ab(b)ach seit 1639 fast lückenlos existiert, und der uns in dieser Arbeit interessiert, heißt „Ausgab auf Gepäu und Reparation.“

Es muss angemerkt werden, dass es wegen der noch wenig ausgeprägten Gemeindestrukturen, wie öffentlichen Einrichtungen, Gebäuden und Wegen, noch keinen gemeindeeigenen Bauhof gab. Die Errichtung und der Unterhalt dieser Objekte und Gewerke wurden aber schon sehr früh als Gemeinschaftsaufgabe erkannt und gebilligt. Die Aufgaben wurden in der Regel an ortsansässige Handwerker, Taglöhner und Hilfsarbeiter vergeben. Nur für Spezialaufgaben, wie z.B. Reparatur der Gemeindeuhr, Erstellen und Eichen von Mess- und Gewichtsgeräten, Kaminkehren und Ähnlichem, zog man einen auswärtigen Spezialisten heran.

Ich greife zur Verdeutlichung des Haushaltstitels ´Bau und Reparatur´ das Jahr 1798 heraus. Er hat in den Kammer Rechnungen seit Beginn der Aufzeichnungen den gleichen Platz in der Reihenfolge und unterscheidet sich inhaltlich von Jahr zu Jahr nur gering. In Kriegs- und Notzeiten wurde er verständlicherweise sehr vernachlässigt. Die alle Jahre wiederkehrenden Hochwasser forderten den höchsten Tribut. Und nun Einträge im Einzelnen:

Beschüttung des Marktpflasters durch Bartlmä Daininger ½ Tag,

Zerschlagen der großen Steine auf dem Pflaster 3 ½ Tage,

Einsetzung einer Kleider Säule beim Thor,

Die Kühtränke ausschachten 2 ½ Tage.

Veith Grogauer hat die Kühtränke verbeschachtet und den Graben im Schenken geräumt, 9 Tage.

Andre Aumüller musste 3 Tage lang Bruckhölzer abhauen, 2 ½ Tage lang musste er diese Hölzer bei den Brücken auflegen.

Josef Scherer musste 1 ½ Tage Steine auf das Marktspflaster einräumen.

Der Zimmerermeister Georg Lehner musste mit zwei Äxten sechs Tage lang die Brückenprügel herhauen und zum Transport der Hölzer eine Radltrage herstellen. Dann musste er zum Bau der Brücke im Luger 20 Tage Zimmererarbeit leisten.

Der Mauerermeister Wolfgang Fux musste mit zwei Männern vier Tage lang große Steine für einen Durchlass des Mühlgrabens an der Landstraße beim Aumeier behauen, für die Ausbesserung des Messerers Wohnzimmer, Kammer und Kuchl musste er 2 ½ Tage arbeiten (NB. Der Geistliche war auch Gemeindeangestellter!), für das Ausweißen des Schulhauses und für die Besorgung des Kalks brauchte er 1 ½ Tage. Es waren auch Hafner, Schmied, Glaser und Schreiner zu bezahlen. Alles zusammen kostete in diesem Jahr 34 Gulden 30 Kreuzer.1

Natürlich war auch im 18. Jahrhundert nicht alles in paradiesischer Ordnung, und es gab auch damals schon Leute, denen nicht alles oder gar nichts passte. Einen solchen Fall möchte ich herausgreifen, weil er gerichtsmäßig wurde:

Es handelt sich um den Bierbräu Josef Pucher von hier, der als Grantler und Sakramentierer bekannt war, mit Mitbürgern und der Behörde ständig im Clinch lag.

Er weigerte sich, eine Strafe wegen Unbotmäßigkeit zu zahlen und machte in der Öffentlichkeit viel Wind gegen den Rat insgesamt:

Wenn der Rat eine Strafe festsetze, könne er diese nicht durchsetzen. Wenn er sie trotzdem festsetze, sei das, wie wenn ein Viehhüter sie verlange. Der entscheidende Mann sei ja immer der Marktschreiber, und die Ratsfreunde beschließen nach seinem Willen. In Landshut und Straubing seien seine Strafen immer noch gemildert worden, und wenn er dort nichts erreiche, sei ihm der Weg nach München auch nicht zu weit.

Gegen ihn könne man nichts ausrichten. Auch ein Gerichtsscherge dürfe sein Haus nicht betreten. Er mache es wie die Bauern von Köfering gegen die dortige Gräfin. Sie hätten sich mit Erfolg nach München gewandt. Er halte den Rat nicht für gültig sondern für untauglich, er betrachte ihn als einen Verwandtschaftsklüngel. Der lasse sich auch schmieren, alles sei ein Schmierentheater. Vor allem kritisiere er, dass Vater und Sohn Putz im Rat säßen, so wie Vater, Sohn und Heiliger Geist.2

Heute, im Jahr 2010, nach wesentlichem Anwachsen der zu erledigenden Aufgaben, nach unvergleichlicher Steigerung der Fertigungs- und Personalkosten, Differenzierung in Handwerk und Dienstleistung, besitzt der Markt einen eigenen Bauhof. Dort sind Spezialisten am Werk, gelernte Handwerker und geübte und erfahrene Hilfskräfte, die ihre Arbeit fachmännisch, kostenrational und bürgernah verrichten.

Momentan leitet den Bauhof Ludwig Hermann, der vor zwei Jahren den langgedienten Richard Hüber ablöste. Er meldete mir auf meine Bitte hin die Schwerpunkte des heutigen Bauhofs:

Straßenunterhalt und Instandsetzung, Pflege von Grünanlagen und Rasen mähen, Winterdienst, Unterhaltung der Gemeindehäuser, Schulen und Kindergärten, Spielplätze pflegen und mähen, Wasserläufe und Bäche unterhalten, Forstarbeiten durchführen und vieles Anderes.3

Bevor es Bestattungsinstitute gab, mussten die Leute vom Bauhof sogar die Gräber auf dem Friedhof ausschachten.

Auch die im heutigen Bauhof können es nicht allen recht machen, wenn sie sich auch große Mühe geben, zur Zufriedenheit aller nach den vorhandenen Mitteln und Möglichkeiten ihre umfangreiche Arbeit zu verrichten.

Die Anfänge des heutigen Bauhofs gehen auf Bürgermeister Emil Karl in den 1970er Jahren zurück. Der erste Capo der Bauhoftruppe war Ludwig Wachs, sen., der Vater des heutigen Bürgermeisters.

Die Standorte wechselten im Laufe der Jahre öfter: Es begann beim alten Rathaus an der Kaiser-Karl-V-Allee, dann kam das damalige Feuerwehrhaus an der Ecke Regensburger Straße und Straße nach Oberndorf, weiter bei Hermann in der Stinkelbrunnstraße, im Anwesen der Ottilie Wernthaler, Hinter der Vest, später im Kroppanwesen, wo heute das Altenwohnheim steht. Unter Bürgermeister Jakob Will wurde der Bauhof in den Jahren 1990/91 nach Gemling verlegt.4

1 Kammer Rechnung1798, S. 19v/20

2 Rats- und Verhörsprotokoll 29.4.1748. Archiv 8.5.1 (IX.1)

3 Bericht 20.01.2010 von Ludwig Hermann

4 Auskunft Richard Hüber, 21.01.2010.