1484 erbat und erhielt der Markt Abbach das Frühmessbenefizium, nachdem er 1470 der Bürgerschaft die Marktskapelle zum hl. Christophorus erbaut hatte. Der Ausdruck christlicher Frömmigkeit in unserem Orte sollte sich ganz unabhängig vom Pfarrer oder Bischof nach den Vorstellungen der Konsumenten entfalten dürfen. Daher bezahlte man den nötigen Geistlichen auch besser gleich selbst aus der Marktkasse. Es sei hinzugefügt, dass ihm dies nicht gut bekam: Er musste in seiner Lebensform und seinen Verrichtungen mehr dem Rat und den Leuten als der kirchlichen Obrigkeit entsprechen, was er offenbar auch leistete. Dies aber tat seinem Leumund gar nicht gut. Unabhängig davon wird jedoch die Gnade Gottes geflossen sein.
Im 30-jährigen Krieg (1618-1648) war kein Platz für geistliche Verrichtungen, und das Benefizium hauchte seine Seele aus. Erst 1733 drängte man nach 80-jährigem leidvollen Verzicht den Abt von St. Emmeram zur Neuerrichtung. Der Erhalt des schlecht dotierten Benefiziums erforderte manch sonderbare Verrenkung, was in den Kammerrechnungen seinen Ausdruck fand:
„Bei der (.) gemachten ersten Aufwartung bei Sr. Exzellenz dem Hochw. Herrn Weihbischof hat man dem Bedienten Trinkgeld geben 24 Kreuzer. Und da der vakant gewesene Priester, Hochw. Steininger dem 19., 22., 25. und 29. März die Frühmeß gehalten, ist dem von jeder sohin 1 Gulden behändigt worden.
Am 5., 12., 19., 20., 26. April, dann am 3. Mai hingegen, weilen der Steininger wiederum zurückgerufen worden, hat der Priester Hochw. Herr St. Prunner die Frühmeß gehalten und a. Meß 1 Gulden erhalten.
Dann hat am 9. September der Messerer den erstatteten Bericht gelegenheitlich mit nach Regensburg genommen, Seiner Exzellenz dem Hochw. Herrn Weihbischof selbsten überreicht und dabei mündlich gebeten, dem Bedienten aber 24 Kreuzer Trinkgeld geben.
Und da man, wie man auf Fol 57. etc. sehen kann, bei Seiner Hochwohlgeborenen Gnaden die Aufwartung gemacht, ist dessen Kammerdiener 1 Gulden überreicht worden.
Da aber Messerer bei Seiner Exzellenz Baron Gersel die untertänigste Aufwartung wegen des Frühmessfundus machte, hat dieser dessen Bedientem 48 Kreuzer vermacht.
In den heurigen 2 Quartalen, an denen der Pfarrherr die Frühmeß versehen hat, hat man, weil die Kollekte bei der Bürgerschaft nur 12 Gulden 30 Kreuzer erbrachte, zur Komplettierung 3 Gulden daraufgeschossen.“[1]
Man hat im Leben der Kirche die Empfehlung der Schrift halt schon immer sehr ernst genommen: „Macht euch Freunde mit dem ungerechten Mammon!“ Luk. 16.9
1779 scheint man das ganze Jahr über einen geeigneten Frühmesser gehabt zu haben. In den Büchern heißt es: „Dem dermaligen Hochw. Herrn Frühmesser, Johann Michael Reischl, resignierten Pfarrherrn zu Neukirchen Balbini, hat man, wie vereinbart war, nach Quittung 66 Gulden bezahlt.“[2] Das Wort „dermaligen“ verrät, dass der Frühmesserer 1780 schon wieder fort war!
Man sollte die geübte Behelfspraxis nicht zu genau auf die Goldwaage legen. Die Gemeinde kaufte 1780 zwar eine solche, „da in dem Markt öfters Gold eingenommen wurde, ohne solches wiegen zu können, aber auch manchmal die Leute betrogen worden, darum hat man eine Goldwaage beigeschafft.“[3] Ob man sie auch für das geistliche Wohlergehen brauchte?
[1] Kammerechnung 1778 S.75-76v.
[2] Kammerechnung 1780 S. 59.
[3] Kammerechnung 1780 S. 60v.