Die schulische Erziehung und Unterrichtung galt von jeher nicht nur als kulturelle, sondern in höchstem Maße auch als soziale Obliegenheit der Gemeinde. Dies beweisen alle Initiativen der Marktgemeinde Abbach und der Gemeinde Abbach-Schloßberg, die seit Menschenge- denken in diese Richtung gestartet wurden.
1925 brachte dies der Gemeinderat von Abbach trotz gerade obwaltender materieller Not und drückender Arbeitslosigkeit bei dem Bemühen um die vierte Lehrer-Planstelle auf den Punkt:
„Der Gemeinderat Abbach ist der festen Überzeugung, dass das beste Rüstzeug in diesem Kampf ums Dasein eine gediegene Schulbildung ist und befindet sich damit im Einklang mit den übrigen Marktbewohnern.“1
Georg Rieger schreibt in „Geschichte der Stadt Kelheim“, „dass Abbach schon sehr früh eine deutsche Schule erhielt“. Im Stiftungspapier des Georg Parth 1556 ist bereits berichtet, dass der „Schulmeister“ sechs Regensburger Pfennige erhält. Im Jahre 1672 wird der „Schulmann“ Andreas Müller genannt.2
1816 starb der letzte weltliche Lehrer, Spielmann, Lottokaufmann und Bäcker, Lorenz Schindlböck (aktiv von 1763 bis 17913) und es folgte die Reihe der ab 1818 festinstallierten Schulbenefiziaten, nachdem nach langem Kampf mit Regierung und Bistum endlich ein Schulbenefizium errichtet werden konnte, sobald der Markt den hinreichenden finanziellen Fundus des geistlichen Lehrers nachweisen konnte. Der erste von ihnen war der Kaplan Pfeifer.
Diese Lehrer waren inhaltlich und didaktisch besser ausgerüstet als ihre weltlichen Vorgänger, die sehr von der Sorge des Broterwerbs für sich und ihre Familien geplagt waren.
Am 25.2.1884 wurde die Schule vom Benefizium mit Hinweis auf den Priestermangel und das Wohl der Schule wieder getrennt. 1888 plante man die Erweiterung der Schule am Schlossberg, die 1891 vollzogen wurde. Der Voranschlag belief sich auf 18.000 RM. Man beantragte daher bei der Bezirksregierung einen Zuschuss für die bereits tätigen drei weltlichen Lehrer.
Die Gemeinde galt vom Anfang des Schulwesens an bis in die Jetztzeit als Aufwandsträger. Zuschüsse für die Besoldung der Lehrer aus der Kreis-Schulfondkasse gibt es erst seit dem 18.Jh. Schulhausbauten wurden bei Anträgen an diese übergeordnete Stelle immer als besonders belastende Eigenleistung einer Gemeinde aufgelistet.
Die markanten Eckpunkte in Richtung eines voll funktionierenden Schulzentrums am Ziegelfeld mit Grund- und Hauptschule habe ich in früheren Heimatheften immer wieder angesprochen.4 Ich brauche mich daher nur skizzenhaft mit den Schulhäusern, die es herzustellen galt, befassen:
1. Das allererste bekannte „Schulhäusl“ in der ehemaligen Ochsengasse, dann Kochzipfl 96, heute Kochstr.31,5
2. Das ganz alte Schulhaus bis 1815 an der Treppe von der Schulbruck zum Jungferngassl, damals Hs. Nr. 60,
3. Die Schule im Rathaus, jetzt „Gasthaus zur Post“ bis 1845,
4. Die Schule am Fridlberg ab 1845, die gleichzeitig Wohnung des Schulbenefiziaten war, zuletzt das „Marchnerhaus“
5. Die alte Schule am Schlossberg ab 1891 bis 19626,
6. Das neue Schulgebäude am Ziegelfeld (jetzt Grundschule) in den 1960er Jahren (Begonnen 1961, erweitert bis 1996),
7. Die neue Hauptschule 1976,
8. Ab 1960 bis in die 1980er Jahre war das ehemalige Bezirkskrankenhaus an der Regensburger Straße. (gebaut 1871 am Krankenhausberg) immer wieder Ausweichquartier bei bestehender Raumnot.
Die Gemeinde musste immer wieder für die Unterbringung der Lehrer sorgen, indem sie Lehrerwohnungen baute und in Stand setzte.
In einer Schulstellenbeschreibung von 1878 wird als 1. Lehrerwohnung das Benefiziatenhaus angegeben, das die Gemeinde 1845 um 7000 Gulden gekauft hatte und für das sie fürderhin die Baupflicht hatte. Der Schulgehilfe wohnte im Messnerhaus, das der Pfarrkirchenstiftung gehörte.7
In der Schulstellenbeschreibung von 1925/26 wird für eine der damals bestehenden drei Lehrerstellen eine Dienstwohnung 1.Ordnung genannt. Sie befinde sich außer dem Schulhause im Postgebäude.8
Das Postgebäude wurde von der Gemeinde zum Zwecke der Errichtung von Lehrerwohnungen am 11. Mai 1912 um 13.000 RM angekauft.9
Zahlreiche Inventarlisten in den Schulakten, sowie Lehr- und Lernmittellisten sprechen eine deutliche Sprache über Gelder, die die Gemeinde für den Schulbetrieb berappen musste.10 Es liegen eine Menge Tagebücher über Einnahmen und Ausgaben der Schulkasse Abbach vor, die diese Aussage komplettieren könnten.11Auch die Schulgeldbeiträge der Eltern sind bis 1919 in Hebelisten festgehalten.12 Für ein Einzelkind waren 1919 pro Jahr 2 mal 72 Pf., bei mehreren Kindern je 2 mal 36 Pf. zu zahlen. So wurde den Eltern und Kindern bewusst, dass Bildung ihren Wert hat.
Über all diesen finanziellen Überlegungen und Opfern darf das Wichtigste nicht übersehen werden: Das sind Tausende von Kindern über die Jahrhunderte, denen pädagogisch-didaktische Kompetenz und erzieherische Liebe von ihren Lehrern entgegengebracht wurden.
An dieser Stelle möchte ich meinen eigenen Lehrern der Volksschulzeit in Bad Abbach von 1940 bis 1948 ein bescheidenes Denkmal setzen. Es waren dies: Die Oberlehrerinnen Maria Schirmer und Maria Krach, Hauptlehrer Karl Heinrich, Lehrer Franz Brehm, Fräulein Rosenkranz, Frau Lehrerin Adele Speer, Oberlehrer Josef Manglkammer, Frau Hauptlehrerin Weber. Ich behielt sie alle in lieber Erinnerung und danke ihnen heute noch von Herzen.
Es muss den Schulpflegschaften noch ein Wort gewidmet werden: Hier handelt es sich um jenes demokratisch gewählte Gremium, das die Beziehungen zwischen Gemeinde, Schule und Elternhaus wirksam und nachhaltig fördert. Ein diesbezügliches Gesetz gibt es seit 1919, wurde 1922 reformiert, aber im 3.Reich suspendiert. 1948 wurde es aber revitalisiert.13
Aus der Zeit des sog. 3.Reiches liegen ab 1938 auch Abstimmungslisten über eine „Gemeinschaftsschule der Ortsgruppe Bad Abbach“ vor. Für diese Schulform votierten von 368 Erziehungsberechtigten 360 aus Abbach, Oberndorf, Peising, Kapfelberg, Lengfeld und Poikam. Lediglich in Lengfeld gab es 4 Gegenstimmen. Diese Schulform blieb in abgespeckter Form jedoch nur eine kurze Episode.14 Einen ernsthaften Zusammenschluss der Abbacher Volksschulen mit den Schulen des Umlandes zum Zwecke der Effizienz von Bildung und Erziehung, sowie der besseren Verwendung der finanziellen Mittel bedeutete die Gründung des Schulverbandes 1969. Es schlossen sich sogleich die Orte Bad Abbach, Dünzling, Oberndorf, Peising und Saalhaupt zu einem Schulsprengel zusammen. Wegen der nun anfallenden Kosten greife ich die „Haushaltssatzung und Haushaltsplan“ für das Haushaltsjahr 1977 heraus. Es waren inzwischen die Gemeinden Lengfeld und Poign dazugekommen. Die Schülerzahl betrug ohne die Gastschüler 656.
Für den Verwaltungshaushalt wurden 753.650 DM, für den Vermögenshaushalt 83.500. DM in Einnahmen und Ausgaben festgesetzt.15
Heute übertrifft die Summe diese Beträge wesentlich, weil die Gemeinde erheblich expandierte, und die ganze elektrische, elektronische und digitale Entwicklung in Lehr- und Lernmitteln Fuß gefasst hat.
Leider wurde es in den 1970er bis 1990er Jahren, den Gründerjahren von weiterführenden Schulen in Bayern, von den Repräsentanten der Marktgemeinde versäumt, eine weiterführende Schule nach Bad Abbach zu bringen, so dass die qualifizierten Kinder der inzwischen auf über 12.000 Bürger zählenden Gemeinde nach Abensberg, Kelheim, Neutraubling oder Regensburg ausweichen müssen.
Zwei kleine Reminiszenzen aus der sog. “guten alten Zeit“ seien zum Schluss noch hinzugefügt:
In der Cammer Rechnung von 1663 (S. 8) wird uns ein Straftatbestand berichtet, dem gemäß Stephan Barthlehners selig hinterlassene Witwe Barbara ihren Kindern aufgetragen hat, wenn sie der Schulmeister in der Schule strafen wolle, aus der Schule abzuhauen und heimzugehen. Ihr kleiner Sohn hatte einen anderen Schulknaben an den Haaren die Stiege heruntergezogen. Der Lehrer habe ihn darum mit der Rute züchtigen wollen. Ihr Sohn ist dann eben davongelaufen.
Dafür bekam die Barthlehnerin einen Verweis und wurde mit 17 Kreuzer 1 Heller bestraft. Prügelstrafe war damals ordentliches Erziehungsmittel!
Im anderen Falle ging es um ein humanes Erziehungsmittel, das auch heute noch angewendet wird : Lob und Anerkennung .
Es wird aus dem Jahr 1753 und 1763 berichtet (Cammer Rechnung 1753, S. 54v und 1763, S. 46):
Im Frühjahr und kurz vor Weihnachten fand jeweils die Schulvisitation durch die zwei Vertreter der Gemeinde und den Pfarrer statt. Die Schüler bekamen geweihte Sachen, wie Rosenkränze, Amadeteln und Sachen zum Lernen, damit die Kinder eine Freude überkomme. Dafür gab man fast 4 Gulden aus.
Im Jahre 1763 kamen zu diesem Sortiment noch Bildchen hinzu, die auch uns Älteren aus unserer Schulzeit noch bekannt sind.
1 Ratsprotokoll vom 12.02.1925.
2 Rieger, Georg. Geschichte der Stadt Kelheim. Leik – V., Kelheim 1929, S..225.
3 Angüner, Fritz. Abbacher Heimatbuch 1973 S. 142.
4 Vgl. Heft 30/2005 S.25/39,40, 54 ff, 70. Heft 32/2006, S.112.
5 Vormerkungsbuch der Churfürstlichen Marktskammer zu Abbach 1801. Bürgerver-zeichnis. Archiv von Bad Abbach 9.3.2.
6 Sammelakt Schulen und Rathäuser, zusammengestellt von Dr. Alfons Kraus, 2002 Archiv von Bad Abbach 10. 5.1.a.
7 Statistk der deutschen Volksschulen im Regierungsbezirke Niederbayern (Kopie),
1878, S.184. Archiv von Bad Abbach, Ortsteil Lengfeld XIV.
8 Schulstellenbeschreibung für den Regierungsbezirk Niederbayern 1925/26,
Landshut 1925 S. 220. Archiv von Bad Abbach XIV. 13.1.1.c
9 Ratsprotokoll vom 19.5.1912.
10 Inventarlisten . Archiv von Bad Abbach XIV, 13.1.1. – 13..1.3 und 8.1.1.
11 Tagebücher der Schulkasse. A.a.O.
12 Hebelisten zur Erhebung des Schulgeldes. A.a.O.
13 Akt Wahlen zur Schulpflegschaft 1952 und 1956. A.a.O.
14 Akt Gemeinschaftsschule der Ortsgruppe Bad Abbach 1938. Archiv von Bad
Abbach. A.a.O.
15 Haushaltssatzung und Haushaltsplan des Schulverbandes der Volksschule
Bad Abbach für das Haushaltsjahr 1977. Archiv von Bad Abbach XIV. 13.1.1.