Die Staatskasse war im ausgehenden 18.Jh. wegen der Misswirtschaft und Verschwendungssucht Carl Theodors (+1799) auf Ebbe angekommen. Man musste durch Abstoßung von Unrentierlichem und Kassation aller verfügbaren Mittel eine Gesundung der Staatskasse erreichen.

Die Zeit um 1803 (Reichsdeputationshauptschluss von Regensburg) nannte man Säkularisation. Das bedeutete Konfiszierung aller nicht-staatlichen realen und kulturellen Güter von Adel und Kirche und – wie verheißen wurde – Straffung aller verbleibenden staatlichen Organisationen.

Unter vielem anderen bot sich das in Schwindsucht befindliche Landgericht Abbach mit seinen Zugehörungen und Liegenschaften als willkommene Beute an. Es wurde 1803 aufgelöst, was in Abbach tiefgreifende Veränderungen auslöste.

1.Die Schlossgründe:
Der Handelsmann Georg Meier war zur fraglichen Zeit Bürgermeister in Abbach. Diese Position war für ihn in dieser Zeit des Umbruchs nicht nachteilig. Außerdem war er von Haus aus nicht unvermögend. So kam es 1798 zunächst zu folgendem Zugriff1:
„Der Acker Nr.26 im Schlossraum zu Abbach gelegen nebst dem darin befindlichen Grundboden zu 4 3/8 Tagwerk.
Auch hat Käufer nur allein den Grund und Boden inner der Schlossmauer, keineswegs die Schlossmauer selbst, oder den Turm oder anderen Mauergewände durch diesen Kauf erworben, welche ganz der Disposition des hiesigen Landgerichts vorbehalten bleiben.
Abschrift (Auszug) aus der Hofkammerentschließung dto München, den 25. Mai 1798 an das Churf. Landgericht Abbach.

1.solle die Seite gegen Abbach die Stiegmauer beingreifend, sohin zu immerwährendem landgerichtlichem Gebrauche vorbehalten bleiben
2.dass solche Ringmauer von einwendig noch eine Höhe von 10 Fuß beibehalten solle.“

Insoweit war 1798 beim Kauf der Bestand der Gebäulichkeiten und der Ringmauer rechtlich bestens geregelt. Das Landgericht gab aber 1803 seinen Geist auf und so war dem wilden Treiben auf dem Burgberg Tür und Tor geöffnet.
Im März 1839 sah sich das königliche Landgericht in Kelheim, das jetzt zuständig war, zur Intervention veranlasst:
„Kelheim, den 1.März 1839. (.) In Folge Weisung der kl. Regierung vom 28. Februar ergeht an die Marktsgemeindeverwaltung Abbach der Auftrag, alles eigenmächtige Steinbrechen von Gemeindegliedern an den Schlossruinen von Abbach, wann auch auf Gemeindegrund, bei einer Strafe von 10 Wochen (?) zu verbieten, und etwaige Contravenienten dem Königlichen Landgerichte unverzüglich anzuzeigen. Die Gemeindeverwaltung hat sogleich sämtliche Gemeindeglieder in Kenntnis zu setzen und das abgehaltene Protokoll hiervon anzuschlagen.
(…)“.2
Für einige Gemeindemitglieder hatte dieses Schreiben offenbar missliche Folgen, wie das Archiv ausweist. In einem Schreiben vom 22. März 1839 an die Gemeinde wird ein Protokoll einer Einvernahme durch das Gericht übersandt. Darin heißt es:
„Auf die Anzeige der Marktsgemeindeverwaltung Abbach vom 20./21. dieses Monats ließ man den Bierbrauer Josef Sparmann und den Bäcker Alois Preißer (Jetzt Bäckerei Müller, A.d.V.) (.) vorrufen, und zog sie über das eigenmächtige Steinbrechen am Schlossberge zur Verantwortung. Beide erklärten, dass sie lediglich nur auf dem Gemeindegrund brechen, wo vor ihnen schon viele andere sowohl aus dem Markte als auch aus der Gemeinde Schlossberg Abbach gebrochen hätten. Da ihnen diesfalls ein Verbot nicht bekannt war, so bitten sie, die Marktsgemeindeverwaltung zum Verzicht auf ihre Anzeige aufzufordern und unterschreiben eigenhändig.
Unterschriften: Josef Sparmann, Alois Preißer, Königl. Landgericht Kelheim.“3

Die Ruinen auf dem Burgberg waren der landwirtschaftlichen Nutzung offenbar hinderlich und den Abbachern wie Schlossberg-Abbachern (bis 1892 getrennte Gemeinden!) zum Hausbau als Material willkommen. So verlor der Ort durch weiteres Steinebrechen sein historisches Gesicht, wie er es seit 1224 zeigte. Nur der Grund und Boden wurde von der Familie Meier bis in die jüngste Vergangenheit weiter bewirtschaftet. Von der Ringmauer blieb nur ein kleines Stück in der ursprünglichen Höhe erhalten, das man wegen seiner Form „das Kamel“ nannte und den alten Abbachern bis in die 1990er Jahre als ein beliebter Treffpunkt galt. Dann aber schlugen der Ortsgeschichte unkundige „Archeologen“ dem Kamel den Kopf ab, und es blieb nur mehr ein namenloser Torso übrig. Die so gewonnene Steinmasse verwendeten sie dazu, um anderswo eine ausgegrabene Mauer auszuflicken, so als ob es in der Nähe, z.B. in Oberndorf, keinen Steinbruch gäbe. Ein Student sagte zu mir kürzlich, man sollte dem ehemaligen Kamel auf Kosten dieser Vandalen den Kopf wieder aufsetzen lassen.
Es folgte auf den Handelsmann Georg Meier sein Sohn Alois Meier, Krämer und Landwirt, dann Georg und Anna Meier, Holzhändler, hernach Georg Meier, Landwirt, der sog Polizeimeier, Max Meier sen., Landwirt. Dieser gab die landwirtschaftliche Bestellung und Nutzung des Burgackers auf und schloss mit der Marktgemeinde einen Pachtvertrag auf 15 Jahre, damit man das Gelände für den Fremdenverkehr gestalten und nutzen könne. Im Grundbuch für Abbach hatte das Grundstück beim Heinrichsturm inzwischen die Plannummer 1001 erhalten. Der Heinrichsturm 1002. Auf Max Meier sen. folgte Max Meier, jun., ein Junggeselle. An ihn erging lt. Sitzungsprotokoll vom 25.Oktober 1966, ein Jahr vor seinem unerwarteten Hinscheiden, der Antrag auf Verlängerung der Pachtzeit auf 25 Jahre und auf den Eintrag eines Vorkaufsrechts für die Gemeinde wegen einer besseren Anlagengestaltung. Von diesem Vorkaufsrecht konnte die Gemeinde in der Folgezeit Gebrauch machen, nachdem Max Meier eingewilligt hatte. Auf diese Weise blieben dem Burgberggrund auch erbrechtliche Turbulenzen der Folgezeit erspart und man konnte an eine bessere Erschließung und Gestaltung denken.

2. Die Landgericht Abbachischen Pfleggründe und das Landrichterhaus
Eine Steuerliste von 1806 lässt uns wissen, dass im Jahre 1805/1806 wieder der Handelsmann Georg Meier für Liegenschaften bei „den Fronbreiten“ am Höckberg (jetzt Hebberg), für die „Amts-Nutzfelder und Wiesen“ in der Au (jetzt Kaiser – Heinrich – II.–Straße) und das 1760 erbaute Landrichterhaus allein die stolze Summe von 4894 Gulden aufbrachte. Die Bräuer Franz Koller, Egidi Bindl, Leonhard Fischer, Josef Schwarz, Mathias Karl und Michl Meier konnten allein 2300 Gulden aufbringen. Dann folgten die Metzger und Bäcker, sowie einige andere vermögende Handwerker, zusammen 11 Interessenten, mit 3335 Gulden. Für die Staatskasse erbrachten diese Posten 13.922 Gulden.4 – „Lieb Vaterland magst ruhig sein!“
Schon ziemlich aufgebracht fordert die Bürgerschaft des Marktes wegen dieser Güteranhäufung durch Georg Meier die Wiedereinsetzung des Marktes als Munizipialgemeinde und die Vereinigung der Schlossbergbewohner mit jenen des übrigen Marktbezirks (was jedoch nach langem Streit erst 1892 gelang). Zum Fall des Krämers Alois Meier, den Sohn des Georg Meier, heißt es: „Was den Krämer Alois Meier betrifft, hat derselbe das vormalige Pfleghaus, wovon nach den alten Kammerrechnungen die jährlichen Steuern in die Marktskasse flossen, als bürgerliches Haus seit 1805 in Besitz, nebenbei auch einen bedeutenden Feldbau und Holzwachs (.), wovon der größere Teil dieser Gründe im dasigen Burggeding gelegen ist.“5

Und weil bei den gemischten Transaktionen zwischen dem ehemaligen Bürgermeister Georg Meier und dem Markt Abbach ohnehin alles in Streit mündete, wollte ersterer noch dazu den Anschluss des Landrichterhauses an Abbach-Schlossberg und nicht an den Markt Abbach durchsetzen.
Zornig bemerkt man: „(…)was den Alois Meier betrifft, so steht das von seinem Vater erkaufte Amtsgebäude nicht am Schlossberg Abbach, sondern auf dem sogenannten Friedlberg. (.) Alle Bürgershäuser dahier sind mit Einschluss der 17 Häuser am Schlossberg Abbach königlich, vormals kurfürstlich Kastenamt Abbachisches Lehen. (…) Da aber der Käufer Georg Meier, um seine Absichten erreichen zu können, und um dem Königlichen Landgericht mehr zu gefallen als seinen Mitbürgern in Abbach, so hat er den von der Kanzlerischen Braustatt dahier erkauften Feldgrund samt dem erkauften Amtsgebäude seinem Sohn Alois Meier übergeben.“6 (Anm.d. V.: Die Kanzlerische Bräustatt war ab 1803 das Brauhaus Michl Krammel, diesseits und jenseits der Straße bei der Marktkirche, später Kötterl und Konditor-Schreiner)
Was geschah mit dem Landrichterhaus später? Alois Meier verkaufte es 1845 a n den Markt Abbach als Haus für den Schulbenefiziaten und als Schulhaus um 7000 Gulden. In den anliegenden Ökonomiegebäuden wurden die Feuerwehrrequisiten untergebracht, bis 1891 das Feuerwehrhaus in der Kochstraße gebaut wurde, und die Ratsstube. 1891 wurden die Ökonomie-Gebäudeteile aufgestockt und alles zusammen zu einem Schulhaus umgebaut. Das Rathaus allerdings blieb dort bis 1929 erhalten.

Die ausgedehnten landwirtschaftlichen Gründe, die durch den Handelsmann Georg Meier zusammengeführt worden waren, blieben den Meiers über Generationen erhalten, bis sie nach dem Tode von Max Meier, jun. 1967 wegen unglücklich geregelter Erbschaft und spekulativer Veräußerungen zertrümmert wurden.
Die Häuser am Friedlberg, eine Art Bannmeile um das Landgericht, 1335 zwölf an der Zahl,7
schrumpften bis 1803 mit der Minderung der Bedeutung des Landgerichts auf sieben.8 Es handelt sich um die Häuser, die zwischen dem Apothekergassl und der Schnadergasse (Schlauderergasse!) am Berg kleben. Sie sind fast alle noch erhalten, aber baulich stark verändert. Im Zustand von Leerhäusern wurden sie Gerichtsbeamten im Ruhestand zinsfrei überlassen9, später durch ehrenamtliche Tätigkeit verdienten Mitbürgern als Alterslehen zugesprochen und sukzessive privatisiert.

3.der Kurfürstenwald:
Um Abbach des 17. bis 19. Jahrhunderts bestanden ausgedehnte Waldungen, die teils den Bauern, teils der Kirche und der Gemeinde, zum größten Teil aber dem Staat gehörten. In den vorhandenen Archivalien werden als Gemeindegründe immer wieder die Waldgründe am Höckberg („ein Holzwachs hinter dem Schlossberg bei 30 Tagwerk groß“), am Ätenberg („ein Holzwachs bey Abach, der (Adn) Ättnperg genannt, stoßt an die Peisinger Gmeind u. Oberndorfer Jungholz, ungefähr 350 Tagwerk groß.“) und „mehrere andere Holzgründe zu Salhaupt, näml. der Prenberg (bei 10 Tagwerk), das Herrnholz (bei 16 Tagwerk), der Sattlpogen (bei 13 Tagwerk) und der Partschlag,10 sowie in der Region um Oberndorf genannt. Es gibt vielerlei Berichte über Übergriffe auf fremdes Territorium und Waldrechtsverletzun gen von 1639 bis 1782.11 Das Landgericht vergriff sich am Waldrecht der Bürgerschaft, indem seine Forstarbeiter die schönsten Eichen und Buchen abhauten und das beste Holz als Brennholz missbrauchten. Auch ließ es das unberechtigte Streurechen der gerichtsverbundenen Weixer Bauern im Höckbergholz zu, die man auf den Ätenberg verweisen sollte.12 Andererseits wird fast alljährlich bei den ´Gemeinen Ausgaben` in der Kammerrechnung darauf verwiesen, dass das Landgericht zum Bau oder zur Ausbesserung von Brücken und Stegen Stämme zur Verfügung stellte, die der Gerichtsamtmann markierte und Gemeindearbeiter fällten, z.B. „Dem alhiesigen Gerichtsamtmann Hansen Dürr, als welcher etliche Fuhren Eichiges zur Machung einer neuen Prucken und Schacht bei dem unteren Thor und Reparierung der Weeg und Steg aufgezeigt. Ist für sein dabey gehabte Mühewaltung geben worden 1 Gulden.“13
In den Landgerichtsprotokollen erscheinen auch häufige Diebstahlsfälle, bei denen Abbacher Bürger wegen Holzklauens im Kurfürstenwald beim Dantscher-Müller angeklagt wurden.

Die Gemeindewaldungen bei Oberndorf scheinen sehr üppig mit Eichen durchsetzt gewesen zu sein, weil man jedes Jahr im Herbst zur Eichelreife die Schweineherden zur Mast dort hintrieb. Man musste jedes Mal die Gemeinde Oberndorf um Erlaubnis bitten, weil der Schweinezug durch das Dorf führte. 1671: „ Wie man nacher Oberndorf geschickt, dass der Durchtrieb mit denen rdo Schweinen alhir durch das Gmain Holz paasirt wurde, verzehrt 6 Kreuzer.“14 Oder : „Dem Perkmeister von Oberndorf15 wie auch den Dorfführern, so bei den Gemeinderednern gewesen, vermeldend, sie wollen dem Hüter mit den Eichelschweinen den Durchtrieb weisen. Zur Zehrung passiert 35 Kreuzer.“16

Im Jahre 1802 nun wurde der Kurfürstenwald, insgesamt 376 Tagwerk ( 1 Tagwerk = 1/3 ha, A.d.V.), um einen Preis von 11.116 Gulden an den Markt Abbach verkauft. Der Kaufschilling betrug pro Tagwerk 29 Gulden 33 Kreuzer 6 30/47 Heller. Der Schlauderer zu Weichs kaufte und bezahlte auf Anhieb 12 Tagwerk für 354 Gulden 45 Kreuzer 7 31/47 Heller. Den Rest verteilte die Gemeinde auf 85 Teilhaber zu unterschiedlichen Anteilen, je nach finanzieller Leistungskraft. Die Holzanteile mussten dann nach Kaufsumme bemessen versteuert werden.
Außerdem wurde nach Waldklassen unterschieden. Es gab die Klassen Jungwald, Schwarzwald, Fällwald, wobei die letztere die teuerste war.
In der Besitzerliste erschien dieses Mal der Bürgermeister Georg Meier nicht. Es war ja bereits ein Provisorischer Bürgermeister Scherer am Werk und ein Nachfolger Georg Meiers, auch Georg Meier ( *1853, + 1927), verdiente sein Geld als Holzhändler.17

 

1 Auszug aus dem Kaufbrief des Handelsmanns Georg Meier aus Abbach über die erkauften Schlossgründe
Dto Abbach 6. März 1800. Archiv 8.1.2.b (VI.1)
2 Schreiben des Landgerichts Kelheim vom 1. März 1839. Archiv 8.3.1 (XI.1)
3 Vernehmungsprotokoll des königl. Landgerichts Kelheim vom 22. März 1839, gesandt an den Markt Abbach.
Archiv a.a.O.
4 Anzeige über die vom Marktsmagistrat Abbach zu erhebenden und an hier zu sendenden außerordentlichen Kriegsanlagen, verfasst am 16. Februar 1806. Archiv 8.1.2.b. (VI.1)
5 Schreiben des Marktes Abbach an die Königlich-Baierische Regierung des Regenkreises, Kammer des Inneren vom 9.Sept.1818. Archiv 8.4.3.a Forts. III.2
6 Notaten über die vom Königlichen Landgericht Kelheim an die Regierung des Regenkreises erlassene Darstellung, die Zuteilung der Gemeinde Schlossberg zur Gemeinde Abbach betreffend. 1818. Archiv a.a.O.
7 Abbacher Freiheitlibell 1335 Mai 21
8 Notaten S. 4. Archiv a.a.O
9.a.a.O.
10 Regesta 1803 S.5, Archiv 8.3.1
11 z.B. 1676 Archiv 8.4.1.V.1 Forts.2.
12 Contrakt aus dem Umrittsprotokoll Churfürstlich Löblichen Rentamts Straubing aus dem Jahr 1674
Archiv 8.4.1 V.1 Forts.2
13 Kammerrechnung 1688, S.26. Archiv 9.4.2 Forts.
14 Kamerrechnung 1671, S.34 v ´Auf Zöhrung´ Archiv9.4.3
15 Es ist interessant, wie sich der Familienname Perkhammer, später Berghammer aus Perkhmeister entwickelt
hat. Der Meister der Winzer führte später den Namen Ammer der Winzer. Mit einem Hammer hat der Name
keinen Zusammenhang; das h stammt von Perkh = Berg.
16 Kammerrechnung 1671, S. 20 v/21. Archiv 9.4.2 Forts. NB. Man beachte auch, dass in Oberndorf die Rechte
der Hofmark des Klosters Prüfening bestanden!
17 Siehe Grabmal auf dem Bergfriedhof.