119: Wege und Gassen in Abbach (1823 bis heute)

Vor der Festlegung der neuen Bauleitlinie nach dem großen Brand von 1892 gab es in Abbach keine Innerortsverbindung, die man im heutigen Wortgebrauch als Straße bezeichnen würde.

Sogar die Verbindungsstraße von Regensburg nach Augsburg schlängelte sich innerhalb des Marktes Abbach durch die „Marktgasse“. Zu den Orten Saalhaupt und Peising gelangte man über den „Weichser Weg“, nach Seedorf und Poign über den „Gemlinger Weg“. Die Straßen dorthin wurden erst 1875 bis 1898/99 als Schotterstraßen ausgebaut.[1]Nach Oberndorf und Kalkofen existierte ebenfalls nur ein gefährlicher Trampelweg zwischen den Felsen und der unregulierten Donau.

Über „sämtliche Marktgassen“ in Abbach des Jahres 1823 liegt mir eine Arbeit von Wolfgang Forster, geboren am 27. Oktober 1868 vor, der seine Arbeit am 23.6.1955, als er als Oberlehrer i.R. noch in Ergolding bei Landshut lebte, der Gemeinde Bad Abbach widmete. Er bezeichnete sich selbst 1955 als „den ältesten geborenen Abbacher“. Er war im gleichen Jahr also 87 Jahre alt, was damals schon als ein hohes Alter bezeichnet werden konnte.

120: Kalk- und Ziegelbrennereien in (Bad) Abbach

Schon im Altertum, man weiß nicht genau seit wann, gebrauchten die Menschen zur Errichtung ihrer Unterkünfte und sonstigen Bauten außer Holz Steine und Mörtel. Die nötigen Steine, die in der Gegend oberflächlich herumlagen, sammelte man zusammen oder gewann sie aus Steinbrüchen der jeweiligen Gegend.
Der Mörtel war bei uns bald eine Mixtur aus Sand und Lösch-Kalk.(Siehe Reste der Ringmauer auf dem Burgberg!) Letzteren gewann man z. B. aus den Kalksteinbrüchen des Jura durch starkes Erhitzen der Brocken, Brennen wie man es nannte, wodurch Stückkalk entstand. Durch Zusetzen von Wasser konnte man ihn in Sammelgruben hineinlöschen, wo ein weißer Brei von minderer oder dichterer Konsistenz entstand, jenes Bindemittel eben, das zur Herstellung von geschmeidigem Mörtel nützlich ist.
Auch die Ziegel - Herstellung hat überall in der kulturellen Welt eine lange Tradition. Sie entwickelte sich vorwiegend dort, wo der Grundstoff Lehm reichlich vorkam. In unserer Gegend wurde sein massives Vorkommen wegen der unterirdischen Wasserströme aus den Anhöhen der Juraausläufer in die Donauebene begünstigt.
Lehm ist nämlich ein aus der chemischen und physikalischen Gesteinsverwitterung hervorgegangenes Sediment[1], das durch Brauneisenerz gelb bis bräunlich gefärbt ist. In feuchtem Zustand ist er Wasser undurchlässig. Lößlehm ist Löß, dem der Kalk entzogen wurde; Geschiebelehm ist glazialen Ursprungs.[2] Er ist vielseitig als Grundstoff verwendbar: In der Ziegelei, beim Ofenbau, beim ländlichen Lehmbau, beim Lehmestrich in Tennen, etc.

121: Flüchtlinge und Vertriebene – Ungebetene „Volksgenossen“ –1945/46 – die „Volksküche“

Dem Abriss der maroden BRK- Immobilien fällt (2011) auch das sog Schwesternwohnheim, „Kochstraße 1“, zum Opfer. Es handelt sich um das langgezogene Haus von der Kochstraße herkommend rechter Seite, wenn man in das Zentrum blickt. Es ist durch die „Seufzerbrücke“ mit dem alten Badgebäude verbunden. Früher, über die Zeit vor dem 1. Weltkrieg bis in die 1960er Jahre, wurde das Gebäude schlicht mit „Hs. Nr.10“ bezeichnet. Die Häuser in (Bad) Abbach waren insgesamt von hinten bis vorne einfach nur durchnummeriert[1]. In seiner momentanen Form und Ansicht entstand das Gebäude in der Zeit von Georg Koller bis Josef Platiel (1816 bis 1900). Vor ihnen befand sich dort die Bad-Brauerei und ein Erdgeschoss-Anbau mit 10 Zimmern. Hinter dem Haus existieren heute noch tief in den Berg reichende Kelleranlagen, deren Eingänge nach dem Abriss der vorderen Bauzüge wieder frei ansichtig sein werden[2].

Schwesternheim Kochstraße
Schwesternheim Kochstraße
Eingangstüre zum Schwesternwohnheim. Der Türstock aus Grünsandstein ist Denkmal geschützt. Oben  trägt er die Inschrift G.K. 1824 ( = Georg Koller 1824). Das Türblatt ist neueren Datums.
Eingangstüre zum Schwesternwohnheim. Der Türstock aus Grünsandstein ist Denkmal geschützt. Oben trägt er die Inschrift G.K. 1824 ( = Georg Koller 1824). Das Türblatt ist neueren Datums.

122: Das Bad Abbacher Intermezzo der kroatischen Botschaft

Weil Bad Abbach gegen Ende des Krieges (1944/45) die kroatische Botschaft beherbergte, könnte einer auf die Idee kommen, als habe der Ort im 3. Reich diplomatischen Rang und überregionale politische Bedeutung gehabt. Eine solche Behauptung wäre reine Hochstapelei

  Bis etwa 1990 Hs. Nr. 10 ( jetzt Kochstraße 1)  Zustand am  22.02.2011   (nebenstehendes rotes Haus = Windl)
Bis etwa 1990 Hs. Nr. 10 ( jetzt Kochstraße 1) Zustand am 22.02.2011 (nebenstehendes rotes Haus = Windl)

123: Die Abhängigkeit der Bildungsabschlüsse vom sozialen Status der Eltern - 1945 bis 1960

Es galt auch für Bad Abbach: Wenn Du keine vermögenden Eltern hast, oder solche, die zu extremen finanziellen Opfern bereit sind – das waren in Bad Abbach von 1945 bis 1957 höchstens 10 rare Ausnahmen - konntest Du an keine höhere Schule gehen. Das hieß in letzter Konsequenz: Später kannst Du an keiner Hochschule studieren! Mädchen waren am Gymnasium eine seltene Ausnahme. Wenn ich den damaligen Markt Abbach geistig auf- und abmarschiere und überlege, kann ich mich in der genannten Zeit nur an zwei junge Frauen aus besserem Hause erinnern, die im Besitz der Hochschulreife waren.
Vor 1957 war an eine staatliche Studienförderung nicht zu denken.
In diesem Jahr wurde im gesamten Bundesgebiet die Unterstützung nach dem sog. Honnefer Modell eingeführt.
Für dieses musstest du, aber erst an der Hochschule, die Bedürftigkeit und gute Leistungen aufweisen.
Je nach Notlage war die Unterstützung gestaffelt. Manchmal ging es bis zu ca. 500 DM monatlich. In den letzten Studienjahren bekam man das Geld nur mehr als Darlehen. Erst 1971 wurde das Honnefer Modell durch BAföG abgelöst.